Und das war's?
„Du wirst mir so fehlen Jule! Aber wir werden ganz oft telefonieren, ja?“
Jule zwang sich zu einem Lächeln und nickte.
Sie fielen sich ein letztes Mal um den Hals.
Dann stieg sie in das wartende Auto. „Ich hab’ dich lieb!“ Sie lachte. Das Auto fuhr an. „Ich ruf dich sofort an, wenn ich da bin!“
Jule stand da und winkte. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie sammelten sich und fielen als schwere Tropfen von den dunklen Wimpern auf ihre Wangen. Da drehte sie sich um und ging nach Hause.
Sie würde ja anrufen. Sie würden sich schreiben und in den Ferien konnten sie sich besuchen.
Jule wartete eine Woche. Sie hatte nicht angerufen. Die ganze Woche nicht und Jule hatte doch noch keine Nummer von ihr. Also begann sie ihr zu schreiben. 2 Briefe. 5 Mails.
Und nach 8 Wochen, 8 Wochen nachdem sie gesagt hatte „Ich ruf dich sofort an, wenn ich da bin“, kam eine Karte. Es war eine hässliche Karte, fand Jule. Eine grau in grau gehaltene Großstadt war darauf abgebildet. Das war also Stuttgart. Die Stadt war ihr auf Anhieb unsympathisch.
Jule drehte die Karte um. Mit rotem Filzstift stand darauf geschrieben: „Hi Jule! Hier ist es echt cool. Die Leute sind alle voll lässig und hier ist immer was los. Ganz anders als bei euch. Du kannst übrigens in den Ferien nicht herkommen. Ich fahr mit meiner Clique in Urlaub, nach Italien.“
Darunter in fetten Buchstaben ihr Name. Sonst nichts.
Jule starrte auf die Karte.
Ganz anders als bei euch. Das war also von ihrer Freundschaft übrig geblieben. Nie hätte sie gedacht, dass sie so enden würde, so schnell, so einfach, so völlig grundlos. Sie dachte zurück an diese Freundschaft und sie musste erkennen, dass sie sich geirrt hatte.