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unerhört laut
„Auf Dich, Süße! Cheers!“, sagte ich, mein Glas in ihre Richtung erhebend.
„Auf Dich, Maria!“, erwiderte sie, ebenfalls das Glas hebend. Lachend stoßen wir an und tranken an die Spüle gelehnt undamenhaft große Schlucke Sekt. Die anderen waren im Wohnzimmer geblieben und bewunderten, während sie ihre Sachen zusammensuchten, noch immer das Kleid, das ich mit Vivien ausgesucht habe und bereits mehrfach verzückt an ihr begutachten durfte.
Der Abend war bisher genau so verlaufen, wie ich es mir für Vivien gewünscht hatte. Alle waren gekommen, selbst Franzi und Merle, die seit Jahren am anderen Ende Deutschlands lebten. Wir hatten gegrillte Garnelen gegessen und Sekt getrunken. Anschließend hatten wir alte Fotos herausgekramt, über Veränderungen seit der Ablichtung und ewig gleich Gebliebenes gesonnen und gelacht. Das eine oder andere Trinkspiel aus Studienzeiten hatte sich lebhafter Wiederentdeckung erfreut. Nach der dritten Runde hatte Vivien uns anvertraut, seit zwei Wochen jede Nacht von anderen Männern zu träumen. Fremde, gesichtslose Männer, mit denen sich, abgesehen von, wie sie verhalten und dabei unglaublich kokett gesagt hatte, „lustvollsten Ficks“, keinerlei Verbindung hatte erkennen lassen. „Die Gedanken sind frei, Schatz, das bedeutet rein gar nichts. Nenn den Gnom beim Namen und er platzt“, hat Lara Viv beruhigt, die in ihrer grundsätzlich keuschen Seele tief beschämt über derlei nächtliche Aktivitäten kurz vor ihrer Hochzeit gewesen war. Nach einigem Austausch über mentale Seitensprungerfahrungen und deren moralische Bewertung, hatten wir uns einhellig für unantastbar sittenrein befunden, worauf wir gleich noch einmal anstoßen mussten.
Zum Schluss war Vivien in ihrem traumhaften maßgeschneiderten Kleid aus dunkelblauer Seide und den dazu passenden zehenfreien Pumps trotz Sektrausch stolz auf und ab geschritten, was zunächst anerkennende „Ohs“ und „Ahs“, dann anzügliche Bemerkungen über mutmaßliche Reaktionen des Bräutigams auf diesen Anblick provoziert hatte. Viv hatte sich auf die Unterlippe gebissen, hatte ihr hinreißendes, aus Zurückhaltung ebenso wie purem Stolz gespeistes Lächeln gelächelt, und sich zu einer letzten Runde durchs Wohnzimmer hinreißen lassen, die wir mit Applaus bedacht hatten.
Geduldige Fahrer bestellter Taxis warteten bereits, als Lara, Merle, Susanne, Julia, Carol und Franzi winkend, lachend und schwatzend durch das Treppenhaus klapperten. Ich wohnte um die Ecke und spürte noch keine Müdigkeit, weshalb ich mich gerne anbot, Viv beim Aufräumen zu helfen, insbesondere Kleid und Schuhe wieder heil im streng geheimen Versteck zu verstauen, bevor Robert am nächsten Tag zurück nach Hause kommen würde.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, fiel Vivien mir um den Hals, drückte mich fest an sich und flüsterte mir ins Ohr. „Danke Süße, vielen, vielen Dank, das war ein wundervoller Junggesellinnenabschied!“ Ich löste mich behutsam aus der Umarmung, nahm grinsend ihr Gesicht in beide Hände und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, wie es in besonders vertrauten und herzlichen Momenten zwischen uns üblich gewesen war. Doch diesmal war es nicht wie üblich.
Die Berührung ihrer Lippen löste in dieser Nacht einen warmen Schauer aus, der mich in Sekundenbruchteilen umhüllte und mich ihre bereits gelöste Umarmung noch einmal spüren ließ. Irritiert von dieser ungewohnten Empfindung wollte ich ein Stück von Viv zurücktreten.
In diesem Moment hatte sie ihrerseits die Hände um meinen Nacken geschlungen, übte weder mit ihrem Griff, noch mit ihren Lippen Druck aus, und hielt mich doch in einer Art unsichtbarem Ring aus Wärme und Energie davon ab, einen Schritt zurückzutreten. Unsere Lippen hatten sich zwar aus ihrer ungewöhnlichen Begegnung gelöst, entfernten sich jedoch nicht mehr als wenige Millimeter voneinander. Wir beide hatten die Augen halb geöffnet, unsere Blicke mal den der anderen, mal ihre Lippen ertastend.
Viv bewegte ihre Finger sehr zart und sehr langsam über meine beiden obersten Halswirbel, eine Berührung, die ich an der Stelle selbst angenehm und leicht wahrnahm, während sie sich wie eine stürzende Dominosteinkette entlang der Wirbelsäule nach unten fortsetzte, mit jedem Härchen, das sie streifte, an Intensität zuzunehmen schien, bis ich spürte, wie sie sich als flüssig gewordene Wärme in mein Becken ergoss. Unwillkürlich stöhnte ich auf, was Viv nicht nur gehört, sondern auch als warmen Hauch auf ihren immer noch sehr nahen Lippen gespürt haben musste. Sie fuhr sich mit der Zunge über diese Lippen, sodass ihre Zungenspitze meine Oberlippe streifte. Die Wärme in meinem Becken schien durch diese zarte intime Berührung in eine Wellenbewegung versetzt zu werden, die mich erschauern ließ.
Meine Hände wanderten ohne einen Gedanken von Viviens Gesicht herab, meine Fingerspitzen streiften ihren zarten Hals, die abgesehen von den Trägern ihres Tops nackten Schultern, glitten zurückhaltend, aber ohne Scham über ihre kleinen Brüste, erfühlten die Härte ihrer Brustwarzen, eine Überraschung mit der die Wärmewellen überwältigend fordernd in meinen Schoß brandeten. Viv schien ebenfalls unter meiner Berührung zu beben und öffnete nicht minder überwältigt ihre vollen Lippen, um meine in einem warmen Kuss zu umschließen. Trotz der schier brennenden Wogen in und zwischen uns, fanden unsere Zungenspitzen sich nur langsam, spielten in einem Wechsel von unerträglicher, tastender Scheu und gieriger, entschlossener Lust miteinander, dass es mich taumeln ließ.
Mit rasendem Atem und stolperndem Herzen blickten wir einander an. In ihren steinblauen Augen suchte ich die Scheu, die Keuschheit, die Fragen nach Erlaubnis, die sie umtrieben, solange ich sie kannte. Ich fand nichts von dem, erkannte nur die reine Neugier und das Wollen. Vivien war nichts als Verlangen in diesem Moment. Und wir waren eins. Noch immer im Flur an der Wohnungstür stehend, sanken wir langsam auf die Knie. Kniend fuhr ich mit den Händen unter ihr Shirt, streichelte ihre Schultern, die Brust, den Rücken, fühlte ihre zarte Figur, die Rippenbögen, die weiche Haut, die sich unter meiner Berührung erhitzte. Viv keuchte, als ich mich zu ihr vorbeugte und mit der Zungenspitze Hals und Ohr liebkoste.
Als ich ihr das Top über den Kopf gestreift hatte und mich mit den Lippen ihrer Brust näherte, sah ich aus dem Augenwinkel wie ihre rechte Hand zum Bund ihrer Jeans glitt, hastig die Knöpfe löste und in ihren Slip fuhr. Im Rhythmus meiner Liebkosung ihrer Brustwarze, ich saugte und leckte begierig daran, sah ich die Knöchel ihres Zeige- und Mittelfingers kreisend auf- und abgleiten. Wir schwangen miteinander, ihr Becken hob und senkte sich. Vivs Atem ging schneller und schneller, sie stöhnte mehrfach laut auf. Im Höhepunkt, der sie aufbäumen ließ, schrie sie beinahe, was mich so geil machte, dass ich nur noch mit ihr keuchen konnte.
Als ich spürte, wie feucht mein Slip war, kam mir zum ersten Mal während unseres Spiels ein irritierender Gedanke. Vor Vivien war ich keiner Frau sexuell begegnet, sodass die brennende Erregung, die ich gerade mit ihr erlebte, Bilder auftauchen ließ von Männern, deren Glied ich in diesem Moment dankbar in meine glühende Mitte aufgenommen hätte. Viv schien meine zum Äußersten zugespitzte Lust, das Verlangen danach zu nehmen, erfüllt zu werden, zu spüren. Von ihrem Orgasmus schien sie weniger erschöpft als vielmehr erstarkt und in ihrer Lust angeheizt. Sie drückte mich an den Schultern sanft aber bestimmt auf den Boden, sodass ich im Flur zu liegen kam. Während sie meinen Rock hochschob, raunte sie mir zu „Jetzt bist Du dran, Süße, jetzt besorg’ ich’s Dir. Entspann’ Dich.“ Ich lächelte berauscht und schloss die Augen. Mit beiden Händen zog mir Viv sehr langsam meine Strumpfhose aus, zusammen mit dem im Schritt inzwischen nassen Slip. Ihr flehend zuvorkommend, spreizte ich meine Oberschenkel und hatte bereits bei der ersten Berührung ihrer Finger das Gefühl zu explodieren. Mit starkem Druck, aber sehr langsam, massierte sie mit drei Fingern meinen Kitzler. Unter meinen geschlossenen Lidern loderten Flammen, mein Kopf war ein endloses Universum aus Lust und Begehren. Ohne überhaupt in mich geglitten zu sein, brachte Viv mich zu einem Höhepunkt, den ich erlebte wie ein sich in mir und aus mir ergießendes Meer aus purer Erleichterung und Glück, ich zerfloss.
Das Fließen wurde zu einem Rauschen zwischen meinen Ohren, wie Flutwellen. Mich umspülendes, mich tragendes Rauschen.
Ich spürte noch wie ihr Arm sich um meine Hüfte legte, sie sich erschöpft an mich schmiegte, bevor das Rauschen wieder in Fließen überging. Diesmal ein leises Fließen.
Didididit, didididit … Ich erschrak. Wie viel Zeit war vergangen? Didididit, didididit … Plötzlich Kühle, wo eben noch wärmend Vivs Arm ruhte. Didididit, didididit … Ich versuchte mich zur offen stehenden Wohnzimmertür zu wenden, um zu sehen, ob die Sonne bereits aufgegangen war. Ich blinzelte mehrmals, tatsächlich von Sonne geblendet. Vor der Tür zum Wohnzimmer Vivien, in der Hocke, in der Hand ihr Handy, dessen Weckfunktion sie am Abend zuvor aktiviert haben musste. „Vivy?“ fragte ich. „Mmh“, summte sie, wendete sich mir zu, mit dem strahlendsten Lächeln, das ich je auf ihrem Gesicht gesehen hatte. „Das Kleid. Und die Schuhe. Wir sollten sie wieder verstecken, nicht wahr?“ Ihr Lächeln streckte sich in ein Grinsen. „Ja Süße, das sollten wir.“
Viele Jahre nach jener Nacht vertraute Vivien mir an, dass sie von dieser Stunde an nie wieder von fremden, gesichtslosen Männern geträumt hatte.