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Uni-Liebe

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05.09.2005
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Uni-Liebe

Uni-Liebe​

"Hey Mama, kannst du mich abholen?"
Sie fror. Um halb sechs hatte sich bereits die Nacht über das Unigelände ausgebreitet. Das Vordach hielt zumindest den Nieselregen ab. Das erste Seminar in allgemeiner Psychologie I hatte sich als wenig interessant erwiesen. Lena ärgerte sich, dass sie nicht etwas Banaleres wie Englisch oder Mathe gewählt hatte. Da wusste man, woran man war und musste nicht zwei Stunden mitanhören, wie der Schall im Ohr wirkt. Ein merkwürdiges Thema für einen solchen Kurs.
Ein Junge stand in der Ecke und zog an seiner Zigarette.
"Na, Auto kaputt?" Lena sah ihn an und wusste nicht, warum er das fragte. Dann erinnerte sich sich daran, dass sie gerade ihre Mutter gebeten hatte, sie abzuholen.
"Nein, erst siebzehn". Er sah sie verdattert an. Sie ging hinunter zur Straße.

Jan sah sich um. Der Hörsaal war voll besetzt. In einer der mittleren Reihen saßen nur vereinzelnd Stundenten und so ließ er sich am Gang dieser Reihe nieder. Der Dozent, dessen Namen er sich nie merken konnte, begann gerade kleine Boxen aufzubauen und zischte in sein Mikro "beschissene Dinger." Jan grinste.
Er sah sich noch ein bisschen um, drehte den Kopf nach hinten, sah nach vorne, dann zur Seite. Eine junge Frau, relativ klein und kurvenreicher als es modern war, saß neben ihm. Das blonde Haar war kurz geschnitten und die Ponyfransen machten sie jünger als sie wohl war. Sie holte einen College-Block und ein Etui heraus. Das Etui war wie ein Huhn gestaltet, mit großen Plüschkopf und einer Schleife um den Hals. Er mochte diese Art von Frauen. Sie waren locker, nicht so verkrampft und liefen noch mit 35 mit Hello-Kitty Frühstücksdosen herum. Die Frau merkte seinen Blick und lächelte entschuldigend.
"Meine Mutter hat es mir zum Abschluß geschenkt. Es hat nostalgischen Wert." Er lächelte zurück, sagte aber nichts. Schön war die Kleine wirklich nicht, nicht einmal hübsch. Die Nase war zu groß, der Mund zu breit. Dafür konnte sie wunderschön lächeln und zeigte eine Reihe zahnspangen geformter Zähne. Und die Augen! Zwar zu klein um proportional richtig im Gesicht zu wirken, aber von einer seltenen grauen Farbe und sehr ausdrucksstark. Erstsemester, keine Frage, dachte sich Jan. Er, der den Kurs als Zusatz für sein Lehrarmtstudium brauchte, war mit 24 über dieses Stadium hinaus.

Nach dem obligatorischen Anruf bei ihrer Mutter nach der nächsten Vorlesung wollte Lena direkt an der Straße warten. Die doppelte Belastung von Schule und Uni machte ihr doch mehr zu schaffen, als sie zuerst dachte. Ihr Gymnasium hatte mit der Oberstufe an einem Leistungscheck teilgenommen, bei dem herauskam, dass Lena theoretisch das Niveau eines Erstsemesters hatte. Das wunderte sich, da sie in der Schule nur durchschnittliche Leistungen erbrachte. Ihre Beratungsleherin war allerdings so begeistert, dass sie Lena für ein Projekt der Uni - Dortmund anmeldete, an dem Schüler, die die Vorraussetztungen erfüllten, bereits in der zwölften Klasse ein Universitätsseminar besuchen durften. Probieren kostet nix, dachte Lena und stimmte zu.
Vielleicht ein Fehler, schoss ihr durch den Kopf. Der Mann, der bei der Vorlesung neben ihr saß, hielt sie bestimmt für bekloppt, dass sie mit einem solchen Etui aufkreuzte. Ihre Mutter hatte es ihr geschenkt, als sie ihren FORQ geschafft hatte. Hübsch war er gewesen, mit den dunklen Haaren und den tollen blauen Augen... Aber gewiss keiner, der sich für eine Schülerin interessierte. Lena lachte auf und schalt sich eine Närrin. Typisches Schulmädchen Gehabe, dachte sie bei sich. Kennt den Kerl nicht, stellt sich aber vor, warum aus ihnen nichts werden kann.
Sie war an der Kreuzung angekommen, bei der sie sich mit ihrer Mutter verabredet hatte, weil sie dort in der Nähe gut parken konnte. Kaum stand sie, wurde die Ampel rot und ein kleiner roter Ford Fiesta stand direkt vor ihr. Zwei junge Männer saßen darin und winkten ihr zu. Etwas irritiert winkte Lena zurück. Der Beifahrer kurbelte das Fenster runter und sagte mit schweren Akzent "Na Prinzessin, auf wen wartetest du denn?" Lena überlegte nicht lange.
"Auf meinen Vater". Hörte sich respektseinflössender an als "Mutti".
"Sollen wir dich mitnehmen? Ich könnte auch dein Daddy sein." Ernüchternd stellte Lena fest, dass er "Daddy" anders auslegte als sie. Sie zeigte ihm als Antwort nur den Mittelfinger.
"Ach Süße, wir mögen kleine Studentinnen wie dich."
Erschrocken registrierte Lena, dass ihr ein Arm um die Schulter gelegt wurde.
"Liebling, stimmt was nicht?" Sie sah zur Seite. Ihr Sitznachbar stand da und spielte sehr authentisch ihren Lebensretter.
Die beiden Jungen fingen an zu lachen und fuhren weiter.

Die Frau tat Jan einfach Leid. Er wusste nicht warum er das getan hatte, eigentlich war das nicht seine Art. Er weigerte sich meistens, sich Einzelgänger zu nennen, weil das meist Leute waren die entweder zu freakig waren um normal sein zu können oder diese pseudo Traurigen, die noch nicht der Pubertät entwachsen waren und sich deswegen für cool hielten. Er hatte Freunde. Er musste nur nicht immer mit ihnen zusammen sein. Das, war andere Leute taten, interessierte ihn weniger. Vielleicht wäre er auch jetzt einfach weiter gegangen, wenn es nicht so putzig ausgesehen hätte, wie sie den beiden Kerlen den Stinkefinger gezeigt hatte. Winzige Hände, dachte er. Waren ihre Füße wohl auch klein?
Das Auto war weg. Er nahm den Arm von ihrer Schulter, obwohl es ihm irgendwie Leid tat.
"Vielen Dank." Jetzt lächelte sie wieder. Ach, dieses Lachen, dachte Jan bei sich. Schön und ehrlich.
"Kein Problem. Keine Angst, sowas passiert hier nicht oft. Solche Helden gibt es aber überall." Sie runzelte leicht die Stirn. Er hatte viel zu schnell gesprochen. Jan merkte, wie sein Gesicht heiß wurde. Bitte, dachte er bei sich, lass es dunkel genug sein, dass sie mein rotes Gesicht nicht sieht.
Egal, wie alt er wohl wäre, rot würde er bis an sein Lebensende.
Der junge Mann wusste nicht Recht was er tun sollte. Gehen? Oder die Chance ergreifen? Sie gefiel ihm, obwohl sie eigentlich nicht sein Typ war, er bevorzugte große, schlanke Frauen. Obwohl, dick war sie nicht. Er stellte sich vor, wie sie sich wohl anfühlen würde. Ob sie gut roch? Er hatte einen Tick dafür, für Düfte. Jan meinte keine Parfüms, sondern den Körpergeruch. Den Duft der Hände, des Nackens, des Haars. Er wettete, sie duftete wunderbar.
Jetzt sah sie ihn an. Nicht unfreundlich, nur etwas irritiert. Er stand jetzt seit fast einer Minute neben ihr, die Ampel wurde zum zweiten Mal grün, und er schwieg immer noch.
"Ich.. Ich war bei der letzten Vorlesung nicht da. Kann ich vielleicht deine E-Mail Adresse haben, damit du mir ein paar Unterlagen schicken kannst?". E-Mail war immer unverfänglicher als Handynummer. Außerdem hatten die meisten Studenten einen Laptop, auf dem sie ihre Unterlagen speicherten.
Die Frau schien unsicher. Kein Wunder, dachte Jan, du benimmst dich wie ein ausgemachter Idiot. Er trat vom einem Bein auf´s andere. Wahrscheinlich hält sie dich für einen Psychopathen, genauso beschränkt wie die Jungen vorhin im Auto.
Sie wirkte noch immer ein wenig ernst, als sie ihren Rucksack auf den Boden stellte, ein kleines Notizbuch herausnahm und eine Seite heraus riss.
"Ich schreib dir auch meine ICQ Nummer auf." Sie gab ihm den Zettel. Er nahm ihn und lächelte. Erleichtert.
"Meine Mutter ist da. Meld dich mal." Ein Auto hielt und sie stieg ein. Als der Wagen anfuhr, drehte sie sich noch einmal um und lächelte.

Lena traute sich zu Hause nicht, ihren Laptop anzumachen. Du bescheuerte Kuh, dachte sie bei sich, du dummes Ding. Wie alt der Typ wohl sein musste? Mitte zwanzig? Irgendwie hatte sie das Gefühl, ihn zu verarschen. Aber er hat nicht gefragt, rechtfertigte sie sich
Sie setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl.
Sie kam sich außerdem etwas leichtfertigt vor. Sie hatte diesen Mann erst einmal kurz gesehen. Klar, er war sehr nett gewesen und hatte ihr geholfen. Außerdem fand sie es süß, wie verlegen er geworden war. Und rot. Männer die rot wurden, konnten keine Psychophaten sein.
Sie schaltete ihren Laptop ein. Das Hochfahren dauerte. Als endlich alles geladen war, aktivierte sie ihr ICQ. Niemand hatte sie geaddet. Halb so schlimm, dachte Lena, wirklich. Sie war sich im Klaren, dass er sicherlich nicht sofort nach Hause gefahren war, weil er sie unbedingt adden wollte.
Ihre Mutter rief zum Essen.
Gerade als sich Lena in der Küche hinsetzten wollte, hörte sie das Geräusch von zerbrechendem Glas.

Jan war nach Hause gefahren, etwas, was er sonst nicht sofort tat. Henning saß im Wohnraum und las.
"Hey." Henning sah auf. "Na, wie war dein Tag?"
Jan grinste "Hab jemanden kennen gelernt. Nette Frau, saß im Kurs neben mir." Er hing seine Jacke auf und sah sich um. Sein Mitbewohner hatte wieder eine Putzorgie veranstaltet. Die beiden Männer erfüllten zwar nicht ganz das Klischeé der unordentlichen Studenten, aber ein wirklicher Wohnungsputz wurde nur alle drei Monate vollzogen. Außer, wenn die eigenen Muttis zu Besuch kamen.
"Klasse, hast aufgeräumt. Ich hätt dir aber auch helfen können." Henning verdrehte nur die Augen.
Jan ging in sein angrenzendes Zimmer und ließ sich an seinem Schreibtisch nieder. Der PC war noch an. ICQ war offen. Er suchte den Zettel mit der Nummer aus seiner Jeans und tippte sie ein.
Sei da, bat er, und nimm an.
Das typische Geräuscht ertönte fast prompt. Hektisch schrieb er "Na, schon zu Hause?" Er schickte ab und hätte sich ohrfeigen können. Na, schon zu Hause? Wie hätte sie sonst seine Anfrage annehmen sollen. Idiot, beschimpfte er sich selbst.
"Ja, bin ich. Wie heißt du eigentlich?"
"Jan, und du?"
"Mein Name ist Lena."
Lena, Lena, Lena....

Einige Zeit war seit diesem Abend vergangen. Jan hatte Lena zweimal versucht einzuladen, einmal in eine stadtbekannte Disko, zum Glück eine nur für über Achtzehnjährige, und einmal zu einem Abend mit Freunden, bei sich zu Hause. Sie hatte beide Male abgelehnt. Die Absagen hatte ihn ziemlich geknickt. Sie chatteten zwar jeden Tag und sahen sich jeden Dienstag in der Uni, aber er war ihr kein Stück näher gekommen.
Jetzt saßen sie hier wieder im kalten, muffigen Hörsaal. Sie blickte angestrengt zur Leinwand, während er sie ansah. Nächste Woche konnte er sie nicht sehen, er hatte ein zweitägiges Praktikum in einem Gymnasium.
Jan sah sie an und es begann wieder zu kribbeln. Er verstand sich selbst nicht. Er war doch keine sechzehn mehr und für solches Verknalltsein, dafür war er doch wirklich zu alt. Er dachte oft an sie und es frustrierte ihn tierisch, dass sie keinen Schritt näher kam. Klar, er wusste dass sie gerne Linkin Park hörte und House Parties mochte, dass sie die Herr der Ringe Teile gelesen hatte und später Therapeutin werden wollte. Er wusste, dass sie einen kleinen Bruder hatte und wo sie wohnte. Sie würde die SPD wählen und hielt Gesamtschulen für eine sinnvolle Sache. Sie hatten diskutiert und gestritten, hatten sich per ICQ Witze erzählt und sich über die Webcam in die Augen gesehen. Sie musste ihn doch auch mögen, wenn sie so oft und so lange mit ihm chattete. Warum sagte sie ab? Hatte sie wirklich keine Zeit?
Jan war krank vor Liebeskummer.

Beide verließen gemeinsam den Hörsaal, aber diesmal wollte sich Lena bei der Mensa verabschieden.
"Meine Mutter kann mich nicht abholen, ich fahr mit der S-Bahn nach Hause." Das war zwar ein langer Weg für sie, aber sie würde erst in einem halben Jahr achtzehn, außerdem hatte sie noch gar keine Prüfungen in der Fahrschule gemacht. Jan begann zu grinsen.
"Ich kann dich nach Hause fahren. Huckarde ist nicht weit von Mengede entfernt." Lena´s Herz begann zu pochen. Alleine mit ihm im Auto? Sie war noch nie wirklich alleine mit ihm gewesen. Sie dachte wehmütig an die Verabredungen, die sie hatte ausschlagen müssen. Die Disko, in die sie nicht reingekommen wäre oder der Abend mit seinen Freunden. Ich muss um eins zu Haus sein, Mutti holt mich ab. Das wäre zu peinlich gewesen. Gesagt, dass sie noch zur Schule ging, hatte sie ihm immer noch nicht. Lena hatte einfach nur Angst, dass er sie dann für ein Kind halten würde. Kein Interesse mehr hätte. Nicht mehr mit ihr Schreiben würde. Keinen Kontakt mehr wollte.
Sie war noch nie so verliebt gewesen. Und so ängstlich.
"Wenn es dir wirklich nichts ausmacht.... Gerne." Nun schlug ihr Herz bis zum Kinn. Sie gingen wie gewohnt zum Nordausgang, über die Kreuzung zum Parkplatz. Da stand er, sein dunkelblauer Ford 4, etwas schmutzig, aber passend für einen Studenten. Jan stieg ein und öffnete Lenas Tür von innen. Entschuldigend lächelte er.
"Keine Zentralverriegelung." Sie lächelte zurück, sagte aber nichts. Ihr Herz wäre ihr sonst wahrscheinlich heraus gehoppst.
Es waren keine zehn Minuten von der Uni bis zu ihr nach Hause. Sie schwiegen, bis auf die Anweisungen, die Lena ihm gab. Er wusste nicht genau, wo sie wohnte.
Aus dem Radio tönte irgendeine laute, nicht besonders schöne Musik, als sie anhielten. Lenas Elternhaus war hell erleuchtet. Es war Dezember und schon dunkel.
Sie wusste nicht warum, aber sie blieb einfach sitzen. Jan schaltete den Motor aus, im stillen Einverständniss.
Sie erwartete, dass es passieren würde. Die laute Musik war alles, was zu Hören war. Das Warten war unerträglich.
Gerade als sie sich zu ihm umdrehen wollte, spürte sie seinen Arm auf ihrer Schulter. Langsam wendete sie sich um.
Er war ganz nah.
Kam näher.
Und dann...
Mmh...

"Lena? Lena?" Kathrin schubste ihre Freundin an. Verwirrt schreckte sie hoch
"Was ist los?"
"Es hat geläutet." Lena registrierte, wie genervt sie klang.
Die beiden Freundinnen standen auf und gingen den Flur hinunter. Lena war einfach nicht bei der Sache. Der Kuss am letzten Dienstag war so wunderbar gewesen. Weich und warm wie... ach, ihr fiel nichts ein, was dieses Gefühl hätte beschreiben können. Lena hatte schon einen Freund gehabt, aber das war anders gewesen. Nicht so aufregend, nicht so wundervoll. Aber jetzt belastete es sie noch mehr, dass sie ihm nie ihr wahres Alter gesagt hatte. Siebzehn und Vierundzwanzig. Bald Achtzehn, korrigierte sie. Gelogen hatte sie nie. Er hatte nie genau gefragt, wie alt sie war.
Sie waren am Geschichtsraum angekommen. Er studierte Geschichte. Jan, mit dem sie letzte Woche herumgeknutscht hatte! Ihr Herz hüpfte. Sie dachte nur noch daran. Kathrin und sie ließen sich an der Wand hinunter rutschen. Lena hatte es ihr erzählt, aber sie wollte ihn der Schule nicht darüber reden. Kathrin meinte zwar, so ein Altersunterschied wäre gar nicht so schlimm, aber Lena fühlte sich schuldig. Aber gelogenen hatte sie nie, sagte sie sich selbst. Nur nicht alles erzählt...
Die Tür wurde aufgeschlossen und die Klasse strömte hinein. Lena ließ sich auf ihrem gewohnten Sitzplatz sinken, mit dem Rücken zur Tür. Herr Biedermann, der seinen Namen zu Recht trug, begann mit der "sozialen Frage des langen neunzehnten Jahrhunderts." Ich hab auch so viele Fragen, dachte Lena.
Kurze Zeit später klopfte es an der Tür. Lena hatte keine Lust sich umzudrehen. Wahrscheinlich ein Mitschüler, der es nicht mal schafft zur dritten Stunde pünktlich aufzustehen, dachte sie sich.
Herr Biedermann begrüßte den Neuankömmling mit einem Nicken.
"So Leute, dass ist ein Referendar, der sich für zwei Tage unsere Schule ansieht. Möchten sie sich selbst vorstellen?" Ich hörte Schritte hinter mir. Als ich seine Stimme hörte, stockte mir das Herz.
"Hey, ich bin Jan Binder."

Alles drehte sich um ihn. Sie war Schülerin. Siebzehn, achtzehn Jahre alt. Und er Idiot hatte sie nie gefragt. Er hatte sie geküsst. Er war verliebt. In ein Kind.
Er brachte die Stunde hinter sich und meldete sich krank. Zu Hause verkroch er sich in seinem Zimmer. Den Computer hatte er nicht angemacht. Er war zu verwirrt. Zu gekränkt. Hilflos.
Als Henning von der Uni kam, fand er ein Häuflein Elend vor.
"Ey Alter, was ist denn los mit dir?"
In kurzen Worten erklärte er es ihm.
Wortlos setzte er sich zu Jan.
Dann begann Henning zu reden.

Lena konnte nicht denken. Nicht fühlen. Als der Unterricht nach einer schieren Ewigkeit beendet war, rannte Lena fast nach Hause und schaltete den Laptop an. Er war nicht online.
Kein Wunder, er hatte den Klassenraum fluchtartig verlassen. Jan hatte sie nicht mal angesehen.
Lena begann zu weinen.

Ungefär 7 Kilometer weiter schaltete Jan seinen PC ein. ICQ öffnete er nicht, sondern gab bei google.de eine Suchanfrage ein...

Lena saß auf der Fensterbank und wartete. Worauf, dass wusste sie nicht.
Es war fast eine Art Panik, von der sie ergriffen war. Zur Uni war sie heute erst gar nicht gegangen, zu sehr plagten sie die Gedanken um Jan. Jetzt würde sie nie wieder etwas von ihm hören. Ihn nie wieder berühren, obwohl es doch gerade erst angefangen hatte. Sie glaubte, dass Herz würde ihr zerspringen. Sie hatte nicht gewusst, dass Gefühle wirklich körperlich wehtun können.
Die Nachbarn schalteten die Weihnachtsbeleuchtung an.
Ein alter Mann mit einem fetten Dackel gingen über die feuchte, dunkle Straße.
Die Welt hatte sich nicht aufgehört zu drehen.
Es klingelte bei ihnen zu Hause. Lena´s Mutter würde die Tür schon öffnen.
Sie legte sich auf ihr Bett. Ausgestreckt, lag einfach nur da.
Die Tür wurde geöffnet. Besuch konnte sie nicht gebrauchen. Sie wollte gerade sagen, dass der Neuankömmling verschwinden sollte, als sie Jan sah. Er stand da, verlegen, in abgetragenen Jeans, einer dicken Daunenjacke und feuchten Haaren. Und er war so schön.
Lena richtete sich kerzengerade auf und starrte ihn an.
Jan kam näher und setzte sich auf ihr Bett.
"Es tut mir so Leid." Mehr konnte sie nicht sagen, weil sie einen Knoten im Hals bekam.
"Ich hab nie gefragt." Er lächelte nicht.
"Ich versteh, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst." Er sagte nichts.
"Ich wollte dich nicht belügen. Aber am Anfang kam nie die Rede auf mein Alter und später... da wollte ich dich einfach nicht verlieren." Jan schaute auf den Boden.
Lena wusste nicht was sie sagen sollte. Ihre Nase begann zu brennen. Gleich wein ich, dachte sie.
Beide schwiegen.
Es begann zu regnen.
"Ich war heute im Internet." Lena sah auf. Was meinte er damit?
"Ich hab was gegoogelt." Sie sah ihn an.
"Wenn du willst... also, wenn du dir vorstellen kannst, mit mir zusammen zu sein... was ich sagen will.... wir können." Sie war irritiert.
"Was können wir?"
"Zusammen sein. Ein Paar. Das ist nicht strafbar. Du bist über sechzehn. Wir können alles machen, was wir wollen." Er wurde rot. Er dachte daran, wie sie sich wohl anfühlen würde. Wie sie roch.
"Aber du kannst nicht mit mir in die Disko gehen." Sie begann zu lachen und zeigte ihre zahnspangen geformten Zähne.
"Für dich warte ich auch noch ein Jahr."
"Kein halbes mehr."
Und dann...
Mmhhh...

 
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Hi Yulivee

Schön war die Kleine wirklich nicht, nicht einmal hübsch

lol besteht da denn ein großer Unterschied?:D

Die doppelte Belastung von Schule und Uni machte ihr doch mehr zu schaffen als sie zuerst dachte.

zu schaffen, als ...

Das wunderte sich doch,

hä?

dass sie Lena für ein Projekt der Uni - Dortmund anmeldete, an denen Schüler,

, an dem Schüler,

Fridolin stand um die abgebildete Maus herum.

Der Satz ist irgendwie ...unpassend. Ic würd den streichen, der verwirrt irgendwie.

Männer die rot werden, können keine Psychophaten sein.

Hier hast du das Präsens verwendet, obwohl der Rest Präteritum ist.

Gerade als sich Lena in der Küche hinsetzten wollte, hörte sie das Geräusch von zerbrechenden Glas.

Gerade, als sich ...
...zerbrechendem Glas.
Allerdings ist der Satz auch etwas komisch, weil du später nicht mehr drauf eingehst. Was für zerbrechendes Glas??

Erschrocken registrierte Lena das ihr ein Arm um die Schulter gelegt wurde.

Lena, dass ...

" Liebling, stimmt was nicht?"

Er weigerte sich zwar, sich Einzelgänger zu nennen, weil das meist Leute waren die entweder zu freakig waren um normal sein zu können oder diese pseudo Traurigen, die noch nicht der Pubertät entwachsen waren und sich deswegen für cool hielten.

Du schreibst "zwar", aber wo bleibt das "sondern"?
Du müsstest entwerder den Satz weiterführen, oder das "zwar" streichen.

Das war andere Leute taten,

Das, was andere

Wahrscheinlich hält sie dich für einen Psychopathen, wie die beiden Kerle vorhin im Auto.

Wenn du das so schreibst, muss da ein "dachte er" oder sowas hin, glaub ich.
:confused: haben die Kerle ihn für einen Psychopathen gehalten?

"ich schreib dir auch meine ICQ Nummer auf."

Wird groß geschrieben.

rechtfertigte sie sich

rechtfertigte sie sich.
Vor wem denn??

Jan war nach Hause gefahren, etwas was er sonst nicht sofort tat.

...gefahren, etwas, was er...

Er hängte seine Jacke auf

Er hing

Sei da, bat er und nimm an.

Sei da, bat er, und nimm an.
(Wegen dem Nebensatz, der immer durch Kommata abgetrennt wird):klug:

Ich muss um eins zu Haus sein, Mutti holt mich ab.

Da wieder das Gleiche, mir der Ich-Form, da muss "dachte sie" rein, oder du machst:
"Sie musste um eins zu Haus sein, Mutti holte sie ab."

Lena´s Elternhaus war hell erleuchtet

Lenas Elternhaus ...

Dann begann Henning zu reden

zu reden.

Kathrin und sie ließen sich an der Wand hinunter rutschen.

:hmm:

ICQ öffnete er nicht, sondern gab bei google.de eine Suchanfrage ein...

:google: ~rulezz~

Gerade als sie sich zu ihm umdrehen wollte spürte sie seinen Arm auf ihrer Schulter.

...umdrehen wollte, spürte sie...

Worauf, dass wusste sie nicht

Bin mir nicht sicher, aber ich glaub "das" hier mit einem "s"
(Solange man das durch jenes, welches oder dieses erstetzen kann, mit einem s)

Beide schwiegen.
Es begann zu regnen.

Find ich gut.=)

So, enlich fertig^^
Deine Geschichte and ich inhaltlich sehr schön, ist halt ne kleene süße Love-story.;)
Du hast die Situationen gut geschildert, wobei du dich aber manchmal wiederholt hast.
Allerdings finde ich es übertrieben, dass er sie zum Ende hin als Kind sieht, denn so extrem ist es ja nicht. Wär sie 14-15, könnte ich das gut nachvollziehen, aber 17-18 ist doch auch schon fast-ganz Erwachsen.;)
Und das Ende, naja das war dann halt das typische Happy End, was soll man sagen?(Hättest wenigstens jemanden sterben lassen können:sick: )
Hab ich gern gelesen.
bay bay
DaDiLa

 

Ja, das "süß" meiner Vorrednerin drückt es ganz gut aus, was du hier geschrieben hast. Stellenweise merkt man, dass du selbst sehr jung bist und nicht wirklich schon studiert hast, sondern eher deine Vorstellungen davon umsetzt. Naja, und zum Ende ist zu sagen... Ganz so simpel ist es doch nicht. Denn wenn z.B. Lenas Mutter was dagegen hätte, dass sie und Jan zusammen sind, dürften sie das auch nicht, bevor sie nicht 18 ist. Abgesehen davon halte ich es für unrealistisch, dass er sein Referendariat einfach so weiter macht. Ich an seiner Stelle würde wenigstens versuchen, mich an eine andere Schule versetzen zu lassen.

Ingesamt ganz nett.

Mario

 

Hallo,
ich habe ein Problem mit dem Text: Die Glaubwürdigkeit.

Da ist ein vierundzwanzigjähriger, junger Mann. Er hat seit Studium zügig durchgezogen, wohnt schon ein paar Jahre nicht mehr zu Hause, tritt als "Held" auf. So weit, so gut. Aber ich verstehe nicht, warum er sich in eine siebzehnjährige verliebt. Zumal die sich wie eine vierzehn, fünfzehnjährige (das giggeln, das sehr verträumte, usw.)verhält und die beiden nur miteinander chatten über Banalitäten.
Die "sieben" Jahre sind für mich da ein riesiger Unterschied.
Die Geschichte würde für mich funktionieren, wenn die Erzählerin vierzehn oder fünfzehn wäre und du aus dem Student einen siebzehn-, achtzehnjährigen machen würdest.
Okay, natürlich: Wo die Liebe hinfällt und du beschreibst ja auch mehrmals, dass beide eher schüchtern sind. Das ist schon alles okay, aber für mich bleibt der Text eher eine Realität gewordene Schwärmerei.

Gruß
Quinn

 

@ Quinn:

Es ist durchaus möglich, sich als 24... oder sogar 25... jähriger in eine 17jährige zu verlieben. Geht schneller als man denkt. Leider. *fg*

Mario

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen
Vielen Dank für die Kritik und fürs Lesen.
@DaDiLa
Bei dir bedank ich mich herzlich für die lange ( ._.) Korrekturliste. Ich mach mehr Fehler, als ich dachte, Deine Kritik hat mich sehr aufgebaut, weil du genau das gesagt hast, was ich meinte: "Eine kleene, süße Love-Story"

@Mario D.
Leider muss ich dich enttäuschen: Ich geh studieren, ich hab Lena ein bisschen an meinem Leben teilhaben lassen: Ich studiere derzeit an der Uni-Dortmund Allgemeine Psychologie, also weiß ich schon, wie es dort abgeht.
Dass die rechtliche Frage schwieriger ist, als ich dachte, wusste ich nicht. Ich überlege mir gerade, ob ich das noch umschreibe.

@ Quinn
Ich weiß selbst, dass ich etwas in Schwärmerei ausgeatet bin, aber die Geschichte war eher eine Fingerübung und da ich sie ganz niedlich fand, hab ich sie ins Netz gestellt.
Sieben Jahre sind ein großer Unterschied: Da geb ich dir Recht. Aber darum geht es ja auch ein bisschen in meiner Geschichte: Solange er glaubt, sie sei wirklich erwachsen, sieht er sie anders, nämlich als lockere, unverkrampfte junge Frau. Erst, als er ihr wahres Alter erfährt, machen ihn diese Eigenschaften nachdenklich. Quasi eine kleine Kopfsache.
Und warum er sich in eine Siebzähnjährige verliebt, braucht eigentlich keinen Grund. Wo die Liebe hinfällt, sagt man doch.

Freue mich über weitere Kritik
MFG Yulivee

 

Okay, Mist ;) Sowas habe ich befürchtet. Tut mir leid. Wie auch immer, trotzdem wirkt es irgendwie... gekünstelt, das alles. Ich weiß nicht mal genau, woran das liegt. Die Stimmung ist nicht so, wie von jemandem geschrieben, der den Großteil seiner Nicht-Freizeit in der Uni verbringt, sondern wie von jemandem, der irgendwie am Rande steht. Und da du eigentlich Schülerin bist, würde ich dich als das bezeichnen. Uni ist noch nicht deine Haupttätigkeit. Ich finde, das merkt man.

Aber! Das macht nichts. Denn es ist nur aus meiner Perspektive "gekünstelt". Wenn es deinem Erleben entspricht, ist es okay so.

Mario

 

@Mario D.

Wahrscheinlich hast du Recht. Ich habe nur meine Erlebnisse aufgeschrieben. Vielleicht wirkt es gekünstelt, weil ich wahrscheinlich eine andere Sicht der Dinge habe. Naja, auch wenn es etwas unecht wirkt, die Uni war nur ein Platz zum Kennenlernen und nicht Hauptbestandteil. Vielleicht überdenke ich das noch mal, und versuche, es etwas "echter" zu gestalten ^^

 

hey yulivee,

wie alt bist du eigentlich genau?

ich mag deine geschichte, gute idee und süß geschrieben!

liebes grüßle nelli =)

 

Hallo Yulivee,

der zweite Absatz kommt für mich etwas unpassend und hat mich erst einmal irritiert. Lena wartet auf ihre Mutter, dann die Szene im Hörsaal, dann wieder das Warten auf die Mutter. Das könnte man etwas besser ordnen.

Ich schließe mich unbedingt den Vorschreibern an, was den Altersunterschied betrifft: Da sollte was geändert werden. Ohne mich als Durchschnitt sehen zu wollen, war ich zwischen 14 und 20 immer mit Jungs oder Männern zusammen, die mindestens fünf Jahre älter waren. Mit den Gleichaltrigen konnte man doch in der Altersphase gar nichts anfangen :D. Das ist doch eher normal, so dass ich die Reaktionen der beiden Prots überhaupt nicht verstehen kann und deshalb die ganze Geschichte etwas sehr unrealistisch betrachte.

Ich habe sogar erlebt, dass an meinem damaligen Gymi ein Lehrer mit einer Oberstufenschülerin (da aber schon 18 war) ein Kind zusammen hatte (das gab zwar schon Ärger für ihn, aber er hat trotzdem an der Schule weiterunterrichtet - lediglich Religion haben sie ihm gestrichen :D).

Wenn man dann manchmal überlegt, was für verrückte Dinge von Liebenden geleistet werden, nur damit sie zusammen sein können, dann nimmt man deinen Prots einfach nicht ab, dass sie wirklich Interesse daran haben, zusammen sein zu wollen - nur, weil es irgendwelche Paragraphen anders diktieren.

Die Bezeichnung Frau, die du für Lena öfters benutzt hast, paßt für mich auch nicht. Wenn, dann Mädchen, oder wenigstens junge Frau.

Von diesem großen Stolperer abgesehen habe ich die Geschichte als Love-Story gerne gelesen und man weiß ja anfangs schon, wie sie endet :).

Manchmal dachte ich, dass du Details erzählst, die nicht nötig sind und die Geschichte dadurch in die Länge ziehst, aber das ist Geschmackssache.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Yulivee,

mir hat Dein Text recht gut gefallen. Sprachlich finde ich ihn ziemlich sauber, die Dialoge wirken lebendig - das ist schon mal sehr wichtig. Was die Realität angeht, so ist es vielleicht nicht sehr wahrscheinlich, aber durchaus denkbar, dass deine Geschichte so passiert sein könnte. Ich halte den Altersunterschied nicht für so ein großes Problem - ich kenne einige Paare, die mehr als die paar Jahre zu überbrücken haben. Einen Vorschlag habe ich: ich würde die Szene im Klassenzimmer noch mehr thematisieren. Die Gedanken und Gefühle beider könnten hier noch intensiver sein und den Leser mehr packen.
Und eine Sache:

Ich hörte Schritte hinter mir. Als ich seine Stimme hörte, stockte mir das Herz.
hier hast du die Perspektive gewechselt, mE verwirrend und nicht konsequent.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo

@ bernadette

Vielen Dank für deine Kritik.
Ich kann verstehen, dass dir das Problem des Altersunterschiedes ein bisschen unrealistisch erscheint, aber ich bin da von meinem eigenen Empfinden ausgegangen.
Ich selbst bin siebzehn, mein Freund, den ich seit drei Jahren habe, ist zwanzig. Selbst bei diesen drei Jahren fällt mir der Unterschied schon manchmal auf, gerade wenn es darum geht, wie man den Abend verbringt, oder gerade früher, wie lange ich weg bleiben durfte.
Sieben Jahre finde ich persönlich viel, gerade wenn ein Partner noch nicht volljährig ist.
MFG Yulivee

 

Ach, naja, der Altersunterschied ist etwas, was häufig passiert. (Eigene Erfahrung) und wenn man als der Ältere erfährt, wie groß der Unterschied wirklich ist, dann kann man schon einen ganz schönen Schreck kriegen. Das also halte ich durchaus für realistisch.Ansonsten ist die Geschichte recht flüssig geschrieben, und angenehm zu lesen. Etwas aus dem Leben halt. m.E ganz gut gelungen.

Fürs Psy-Studium noch viel Spaß wünscht
Lord

 

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