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Unsichtbar

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02.09.2007
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Unsichtbar

Es war ein schöner Samstagmorgen im Sommer. Ein herrlicher Tag zum Bräunen, so hieß nun mal das Gesetz für solche Tage und man wollte ja gegen keine Gesetze verstoßen. Und da lagen drei Mädchen auf ausklappbaren Liegen in Bikinis vor dem Haus und genossen die pralle Sonne. Ein kleines Lüftchen flog ihnen um die Ohren und streichelte ihr Gesicht. Bei den Nachbarn stand kein Auto in der Garage, sie sind wohl weggefahren, an einem so schönen Tag. An Wochenenden und besonders an solchen schönen Wochenenden sind die drei Freundinnen meistens zusammen, es sei denn … Plötzlich ertönte `I say - Have a nice day´, der Klingelton von Céline's Handy. Schon nahm sie ab: “Ja, hallo … ja klar, echt? … Das ist ja toll! Ok ich komme… ich liebe dich auch, ciao!”
Sie sprang auf, nahm ihre Decke und sagte zu den anderen Zwei: “Sorry, Eric hat fürs Konzert heute Abend Karten bekommen, ich muss mich fertig machen. Ich hoffe ihr versteht es. Ich bring euch auch Fanartikel mit. Ciao!” In der nächsten Sekunde hat sie ihre Sachen gepackt, sich schnell ihr Kleid übergestülpt und nach einem kurzen Winken war sie auch schon verschwunden.
“Und weg ist sie!”, seufzte Esther, „Marius braucht sie nur anzurufen und schon tanzt sie nach seiner Pfeife!” Doreen stimmte ihr murmelnd zu, denn sie hörte ihr nicht richtig, weil sie etwas Besseres zu tun hatte, nämlich mit ihrem Freund zu simsen. “Ja, ja, äh du, mein Freund… ähm ich meine Leon…”, da Esther keinen Freund hatte nannte Doreen ihren oft beim Namen, um Esther durch das Wort ‘Freund’ nicht zu verletzen, doch sie ahnte nicht, dass Esther eher um die geraubte Zeit mit ihren zwei besten Freundinnen trauerte, als um das bloße Wort, „…hat mich soeben zum Essen bei seinen Eltern eingeladen und ich bin schon total hungrig und schon voll braun gebrannt … ähm wir sehen uns am Montag, in der Schule. Tschüss!” Während Esther ihr mit offenem Mund und erhobenen Armen hinterher schaute, war Doreen schon längst weg. So ließ Esther sich wieder auf ihre Liege zurückfallen und versuchte die traurige Einsamkeit zu genießen.
Am Sonntag sah es nicht gerade besser aus. Niemand rief sie an, niemand ging ans Telefon, und mit niemand waren nicht nur Doreen und Céline gemeint. Zu Hause gab es nichts zu tun, die Hausaufgaben waren schon am Samstag fertig, im Fernsehen gab es keinen einzigen guten Film und im Chat war auch niemand mit dem sie sich im Moment unterhalten wollte. Was konnte man an so einem Tag bloß machen? Céline würde sich als Single in das bestnächste Café setzen, etwas Gewagtes anziehen und warten bis jemand anbeißt. Doreen würde sich in einer Bibliothek verkriechen und sogar wenn sie nicht wollte, würde sie dort Einen abkriegen. Aber das alles wollte Esther nicht. Also stellte sie die Musik laut und relaxte. Es ist nur noch eine Woche bis zu den Sommerferien, und was soll sie mit diesen langen Ferien anfangen? Denn sie wusste, dass sie ihre Freundinnen, an den sechs lang bzw. kurz vergehenden, kommt drauf an ob man Single war oder nicht, Wochen höchstens dreimal zu Gesicht bekommen würde. Na da würde sie wenigstens genug Zeit haben um zu meditieren. Um nachzudenken über verschiedene Sachen, na das wird ein Spaß!
Am Montag waren ihre Freundinnen damit beschäftigt Esther alles von ihren aufregenden Wochenenden, bis ins kleinste Detail, zu erzählen. In den Pausen waren Céline und Esther allein, da Doreen mit ihrem Freund zusammen war, der im Gegensatz zu Céline‘s Freund in der selben Stufe war, jedoch nur sehr wenige Kurse mit ihr gemeinsam hatte. Esther hatte nichts über ihr Wochenende zu erzählen, also unterhielten sich die Zwei über ihre letzte Woche in der Elften Klasse und über ihre Pläne in den Ferien. Wie Esther vermutet hatte, hat Céline in den Ferien vor viel Zeit mit ihrem Freund zu verbringen. Sie schlug aber auch vor, öfters zu fünft auszugehen. Esther stimmte zwar zu, aber nur weil sie ihre Freundin nicht verletzen wollte. Céline sagte auch, dass sie ihren ersten gemeinsamen Abend auch schon mit Doreen vereinbart hatten. Sie wollten am Montag, dem ersten Ferientag, zusammen in ein Café in der Stadt fahren.
„Ich hoffe, dass du da Zeit hast. Wir haben uns für den Tag entschieden, weil Dori mit Leon ab Mittwoch für zwei Wochen nach Frankreich fährt und wir sie dann nicht sehen. Tut mir Lied, dass wir das ohne dich abgemacht haben, aber das war auch eher spontan. Und hast du an dem Tag schon was vor?“, fragte Céline und sah ihre Freundin dabei hoffnungsvoll an.
Diese antwortete mit einem leisen Seufzer: „Ah, Celli was soll ich denn als Single ohne meine beiden besten Freundinnen denn schon vorhaben?“ Sie lächelte schwach und sah zu Céline. Diese erwiderte ihr Lächeln stärker und schüttelte den Kopf.
„Du weigerst dich ja immer, dass wir dich mit jemandem verkuppeln.“
„Das will ich auch nicht, ich will mich ohne fremde Hilfe verlieben und einen Freund finden!“, erwiderte Esther.
Sie haben wirklich schon oft genug darüber gesprochen, sodass Esther es schon leid war dagegen zu wirken. Céline wollte gerade widersprechen, als die Glocke sie unterbrach und die beiden schweigend zu ihrem nächsten Unterricht gingen. Dieser Tag verging schnell, genauso auch die restliche Woche, sodass der gemeinsame Abend zu fünft schnell näher rückte. Esther hatte sich schon überlegt abzusagen, doch das war wahrscheinlich eins der wenigen Male, an denen sie ihre Freunde in den langen Ferien zu Gesicht bekommen würde, also entschied sie sich, sich selbst Mut zuzusprechen und hinzugehen. Sie wollte ihre Freundinnen ja sehen, aber da deren Freunde auch dabei sein werden, würde sie trotzdem nicht viel von ihren Freundinnen haben. Trotzdem fing sie an sich etwas zum Anziehen zu suchen und sich fertig zu machen.

Sie stieß die Doppeltür des Cafés auf und ging nach draußen um frische Luft zu schnappen, denn die im Inneren war zu viel mit Liebe durchtränkt, sodass es nicht mehr auszuhalten war. Ihnen beim Rumgekuschel und Rumgeschmuse zuzuschauen und selbst an das eigene einsame Singleleben erinnert zu werden, kann sie nicht so lange am Stück ertragen. Seit ihre Freundinnen einen Freund hatten, fühlte sie sich wie das fünfte Rad am Wagen. Unbrauchbar, nutzlos, einfach nur überflüssig. Jetzt haben sie sie schon wieder zu so einem Pärchentreffen mitgeschleppt, eigentlich weil sie die beiden in den Ferien eher selten zu Gesicht bekommen würde, aber auch damit Esther nicht die ganze Zeit allein zu Haus hocken musste und mal wieder etwas fröhlicher wird. Doch hervorgebracht hat es das Gegenteil: Esther war jetzt noch deprimierter. Vor ihr sah sie den Bahnhof, dort wollte sie jetzt nicht hin, dort waren viel zu viele Menschen und da wo viele Menschen sind, sind höchstwahrscheinlich auch viele glückliche Paare. Sie wusste, dass sie solche Orte lieber vermeiden sollte. Sie wich von dem Gehweg ab und schritt langsam über eine Wiese, welche zu einem öffentlichen Park gehörte. Während sie durch den immer dunkler werdenden Abend schritt, lauschte sie dem leichten Wind, der durch den Park wehte und die einzelnen Äste bewegte, die mit ihrem Blättern rauschten. Nur ein paar Schritte von ihr entfernt, konnte sie eine leere Bank erkennen. Sie schlenderte auf sie zu und setzte sich. Endlich entspannte sie sich und genoss die Einsamkeit. Es war schön von keinem beobachtet zu werden, sich mit keinem unterhalten zu müssen und irgendwelche Erwartungen verwirklichen. Von diesem Platz konnte sie die Sonne hinter den Bäumen untergehen sehen.
Plötzlich blitze etwas nicht weit von der Bank entfernt, von dem Sonnenuntergang erleuchtet, auf und lenkte Esthers volle Aufmerksamkeit auf sich. Sie stand langsam auf und ging auf das Blinken zu. Als sie näher kam, erkannte sie einen Ring, der einsam im grünen Gras lag. Sie beugte sich zuerst vor, doch da sie ihn immer noch nicht sehr gut erkennen konnte, kniete sie sich vor ihm hin und ließ sich auf ihre Knie fallen. Sie hob ihn auf und hielt ihn in das Licht der untergehenden Sonne um ihn besser betrachten zu können. Sie hatte so einen Ring noch nicht gesehen. Eigentlich trug sie außer Ohrringen und gegebenfalls mal einer Kette eher selten Schmuck und konnte sich nicht, anders als ihre Freundinnen, zu Ringen hinreißen lassen. Aber bei diesem Accessoire war es anders. Esther fand ihn außerordentlich schön. Er war nicht von Diamanten besetzt und auch nicht golden, sondern aus Silber, aber er war trotzdem wunderschön. Sie spürte, dass er sehr viel wert war und dass er auf unerklärliche Weise Hilfe brauchte und sie fast schon anflehte. Sie wusste, dass das natürlich nicht sein konnte, doch trotzdem wirkte der Ring eine gewaltige Anziehungskraft auf sie aus, sodass sie nicht mehr widerstehen konnte und ihn anzog. Dann streckte sie ihre Hand vor sich aus und spreizte die Finger um den Ring von Weitem zu betrachten. Doch genau in diesem Moment überfiel sie ihr schlechtes Gewissen, dass es nicht ihr Eigentum war. Schnell zog sie den Ring aus und steckte ihn hastig in die Tasche, um ihm nicht noch einmal widerstehen zu müssen. Wenn sie morgen zu Hause sein wird, wird sie den Besitzer ausfindig machen müssen. Sie blieb noch eine Weile reglos auf dem Boden sitzen. Sie schreckte auf, als ihr einfiel, dass ihre Freunde sich bestimmt schon fragten, wo sie denn blieb. Sie hatte eigentlich nicht vor, sie so lange auf sich warten zu lassen, doch sie hatte wegen dem Ring die Zeit ganz vergessen. Also erhob sie sich, zog ihre Tasche vom Boden hoch und klopfte sich ihre Jeans ab. Dann wandte sie sich zum Gehen.
Sie ging den gleichen Weg zurück, auf welchem sie auch gekommen war, bloß dass sie diesmal zügiger ging. Als sie vor der Doppeltür des Cafés stand, drückte sie die eine Tür mit einer Hand auf und betrat den Innenraum. Sie wandte sich nach rechts und suchte nach dem Tisch an dem ihre Freunde schon ungeduldig auf sie warteten.
Esther erreichte und begrüßte sie: „Hallo, da bin ich wieder, sorry, dass ich so lange weg war, aber ich –“, sie stoppte.
Niemand schien auf sie zu reagieren. Stattdessen schienen sie immer noch angespannt, als ob sie immer noch auf sie warten würden. Wahrscheinlich wollten sie ihr einen Streich spielen und einfach so tun, als ob sie sie nicht sehen könnten. Doreen trommelte nervös mit ihren Fingernägeln auf der Tischplatte herum.
„Was macht sie bloß so lange da draußen? Es ist schon dunkel geworden“, fragte sie und schaute aus dem Fenster, „Ich gehe mal draußen nachsehen, bleibt ihr hier drin, fals ich sie verpasse.“
Esther war beeindruckt, dass ihre Freundinnen so glaubhaft schauspielern konnten und dass sogar deren Freunde eingewilligt haben bei dem Spiel mitzumachen. Sie verhielt sich extra leise, um die Anderen nicht bei ihrem Spiel zu stören. Alle paar Sekunden tauschten die Drei ängstliche Blicke aus und blieben angespannt.
Nach einigen Minuten tauchte Doreen wieder auf und verkündete: „Draußen habe ich sie nicht gesehen. Ich war auch kurz an dem Bahnhof und im Park, aber da war es schon zu dunkel, ohne Straßenlaternen. Wo kann sie denn nur sein?“
Sie ließ sich auf den leeren Stuhl neben ihrem Freund fallen und sah wirklich verzweifelt aus. „Ach, komm schon, die ist bestimmt schon gegangen“, versuchte ihr Freund Marius sie aufzumuntern und umarmte sie. Doch diese befreite sich aus der Umarmung und sagte: „Nein, das würde sie nie machen, nicht ohne uns vorher Bescheid zu geben!“
Daraufhin begann Céline nervös an ihren Fingernägeln zu nagen, sie stellte es aber schnell wieder ein, da sie frisch lackiert waren. So langsam wurde es unheimlich für Esther. Sie hätten alle sehr gut spielen können, aber wenn es um lackierte Fingernägel ging, wurde es ernst. Esther wollte Céline mit dem Ellenbogen anstupsen, doch sie erreichte sie nicht, als wäre eine Schutzwand zwischen ihnen. Dann stand Céline auf und ging auf Esther zu, als hätte sie sie endlich gesehen. Esther blieb auf der Stelle stehen, um zu sehen was passieren würde. Doch als der Zusammenprall stattfinden sollte, wurde Esther nach hinten gezogen, sodass sie sich nicht einmal berühren konnten. Sie verstand die Welt nicht mehr, es war so als wäre sie unsichtbar, als ob sie das nicht schon vorher gewesen war, aber jetzt war es offensichtlich. Die anderen konnten sie überhaupt nicht sehen und sie konnte sie noch nicht einmal berühren. Doch das wollte Esther nicht glauben. Sie ging um den Tisch herum zu Doreen. Sie wollte es nochmal bei ihr versuchen. Als sie ihre Hand ausstreckte, war ihre Hoffnung vergebens. Es fehlten nur noch ein paar Millimeter, als sich der Zwischenraum zwischen ihr und ihrer Freundin automatisch vergrößerte, indem sie von ihr weggezogen wurde. Dann sah sie, wie Doreen ihr Handy aus ihrer kleinen schwarzen Tasche holte und schnell eine Nummer wählte. Wenige Sekunden später spürte sie, dass etwas vibrierte. Esther war so schockiert von der ganzen Situation, dass sie etwas Zeit brauchte, um zu merken, dass es ihr Handy war, welches sich in ihrer Tasche leise meldete. Gerade noch rechtzeitig hob sie ab und meldete sich. Sie hörte Doreen zweimal, sowohl aus ihrem Handy, als auch von ihrem Sitz aus.
„Hallo, Ther, hallo?“, fragte diese ängstlich.
Schnell antwortete Esther: „Dori, hi, ich bin hier. Ich stehe direkt neben dir!“
Doch Doreens Reaktion war eine andere, als Esther es erhofft oder erwartet hatte. Doreens Erleichterung war eher kurzweilig. Ihr Gesicht wurde etwas bleicher. Noch einige Male rief sie Esthers Namen in den Hörer und ließ dann den Hörer langsam von ihrem Ohr nach unten sinken. Wie betäubt drückte sie auf den Ausschaltknopf. Die anderen sahen sie verständnislos an. Leicht kopfschüttelnd stotterte sie: „Sie... sie... hat abgenommen, oder jemand anderes, aber... es hat keiner geantwortet, es... es folgte einfach nur Stille, sonst nichts. Es war kein Schweigen, sondern eher eine gespenstige Totenstille. Keine Hintergrundgeräusche, keine Atemzüge, noch nicht einmal irgendwelche Telefonsignale, von wegen, dass sie aufgelegt hat oder sonst was. Nichts! Da kann was nicht stimmen. Ich habe Angst.“ Diesmal ging Céline zu ihr hin und legte ihr eine Hand um die Schulter. Man konnte den beiden ansehen, dass sie sich große Sorgen machten, doch Esther konnte nichts tun, um sie zu beruhigen. Nach einer Weile schaute Doreens Freund auf seine Uhr.
„Es ist 11 Uhr, in fünfzehn Minuten fährt der letzte Bus weg, ich schlage vor wir gehen jetzt lieber“, stellte er fest.
„Und was ist mit Esther?“, entgegnete ihm seine Freundin.
„Na, ich denke ihr habt getan was ihr konntet, sie wird schon einen Weg finden nach Hause zu kommen.“, sagte Leon.
„Ich hoffe, dass sie schon dort ist“, seufzte Céline.
Langsam standen sie auf, bezahlten und wandten sich, mit einem letzten Blick zu ihrem Tisch, zum Gehen. Esther stand wie gelähmt da, sie konnte sonst nichts anderes unternehmen, als still dort zu stehen und ihre Freunde beobachten, wie sie das Café verließen. Das was sich gerade abgespielt hatte, konnte nicht der Wirklichkeit entsprechen. Mit einer letzten kleinen Hoffnung rannte sie los, stieß mit aller Wucht beide Türen auf und rannte auf ihre Freunde zu. Im Hintergrund konnte sie die Türen heftig zuschlagen hören, während sie sich ihnen nährte. Sie war nur eine Fingerspitze von Céline’s Ellenbogen weg, als sie durch unsichtbare Hand weggestoßen wurde und einige Meter von ihnen entfernt auf dem Boden landete. Als sie die Entfernung sah, merkte sie dass dieser Sturz, oder passender Flug, ihr keine Schmerzen bereitet hatte. Auch wenn sie den Druck gespürt hatte, empfand sie keine sonderbaren Schmerzen, die bei so einem Sturz unvermeidlich wären. Dann riss sie sich aus diesen Gedanken und sah, dass ihre Freunde schon verschwunden waren. Wahrscheinlich saßen sie schon in dem Bus, der gerade in diesem Moment aus der Haltebucht herausfuhr.
Wie konnte das sein? Was war passiert? Esther schwirrten diese und ähnliche Fragen mehrmals durch den Kopf. Konnte es sein, dass sie auf der Bank im Park eingeschlafen war und das Ganze nur erträumte? Sie schüttelte den Kopf, mit dem Willen vielleicht davon aufzuwachen, und zwickte sich sogar selbst. Sie merkte es. Aber wie schon vorher hatte sie keinerlei Schmerzen. Nein, es konnte kein Traum sein. Es war alles zu real, auch wenn nur zum Teil, denn auf der anderen Seite war alles, was sich gerade ereignet hatte, einfach unmöglich.
Dafür gab es keine Erklärung, es gab keine Logik, keine Wissenschaft. Oder ist Esther jetzt völlig verrückt geworden und hatte sich das alles nur eingebildet? Oder besaß sie doch noch ein kleines bisschen von einem gesunden Menschenverstand und war einfach in eine Parallelwelt geschleust worden, in der man selbst die Gegenwart wahrnahm, aber diese einen selbst nicht? Sie hoffte, dass sie noch bei Verstand war und versuchte die zweite Möglichkeit weiter auszubreiten. Wenn sie wirklich in einer Art Parallelwelt gelandet war, war die erste Frage sicherlich wie es dazu kommen konnte. Was war der Auslöser dazu gewesen? Warum war es Esther nicht möglich mit ihren Freundinnen zu kommunizieren? Was hatte sich seit dem letzten Gespräch mit den beiden verändert?
Esther versuchte sich zu erinnern und blitzschnell umgriff sie ihre Handtasche. Es hatte sich etwas geändert, nichts Großartiges, aber etwas war neu. Sie griff in die Tasche und zog den flehenden silbernen Ring hervor. Sie begann ihn in ihren Fingern zu drehen und betrachtete ihn. Jetzt, wo sie ihn wieder vor Augen hatte, überkam sie wieder das Verlangen ihn anzuziehen und zu tragen. Doch es gelang ihr zu widerstehen und sie erinnerte sie sich, dass sie den Ring vorhin nur ganz kurz getragen hatte. Konnte dieser unglaubliche winzige Moment alles verändern, ihr ganzes Leben?
„Nein, das konnte nicht sein!“, versuchte sie sich einzureden.
Sie hatte ihn ja gar nicht mehr an, als sie das Café betrat und in dem kurzen Augenblick an ihrem Finger konnte der Ring unmöglich so etwas Weltveränderndes anstellen. Doch sie spürte, dass es schon nicht gut war, den Ring überhaupt bei sich zu haben. Sie musste ihn schnellstmöglich loswerden. Sofort. Auf der Stelle. Sie wollte sich noch nicht einmal die Mühe machen ihn in einen Fluss zu werfen oder zu verstecken. Nein, es musste schnell und einfach gehen, und zwar hier. Sie müsste ihn einfach fallen lassen, auf die Erde, dort wo sie ihn gefunden hat. Vielleicht konnte sie es rückgängig machen und sich somit vom Fluch befreien.
Sie ging zur Bank zurück, auf der sie noch vor einer Stunde gesessen hatte und setzte sich noch einmal dort hin. Dann erhob sie sich und versuchte die gleichen Schritte zu machen, wie zuvor um den Ring auf der richtigen Stelle fallen zu lassen. Als hätte sie ihn nie gesehen, nie aufgehoben, nie angezogen. So einfach musste es sein. Es gab keine andere Lösung als diese, es sollte keine andere geben. Sie stellte sich über die Stelle im Gras und erinnerte sich wie der Ring vom Sonnenuntergang erleuchtet allein im grünen Gras gelegen hat, so einsam wie sie sich fühlte. Doch sie war entschlossen von ihrer Tat. Langsam öffnete sie die Hand, in der der Ring lag. Dann kippte sie ihre offene Hand zu einer Diagonale nach unten und ließ den Ring ihre Handfläche hinunterrollen, als sie in der Ferne einen lauten Schrei hörte.

 

Bitte Löwenmäulchen: Baue Zeilenumbrüche ein! Zumindest im Dialog, immer wenn der Sprecher wechselt, sind sie zwingend nötig. Der Leser verliert sonst den Überblick und verabschiedet sich von deinem Text.

 
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„… und sofort ergoss sich die Dunkelheit über ihren Verstand und der Körper entschwand dem Antlitz der Lebenden. … Sie wurde durch weite Ebenen und hohe Berge geleitet, durch morsche Sümpfe und dichte Wälder, durch tiefe Minen und ewige Gletscher, die zusammen nur einen Bruchteil der schweren Last des Weges darstellten, der ihr aufbürdete. … Und all die Müh nur Eines wegen: den Ring im ew`gen Feuer Mordors zu versengen.“

Es war ein sonniger Samstagmorgen im Sommer. Ein herrlicher Tag zum Sonnen, so hieß nun mal das Gesetz für solche Tage und man wollte ja gegen keine Gesetze verstoßen. Und da lagen drei Mädchen auf ausklappbaren Liegen in Bikinis vor dem Haus und genossen die pralle Sonne.
Du solltest den Text noch ein paar Mal durchgehen, es finden sich so manche Wiederholungen in diesem Stil, die den lit. Wert mindern.
„ihr Freund braucht sie nur anzurufen und schon tanzt sie nach seiner Pfeife!” Doreen stimmte ihr murmelnd zu, denn sie hörte ihr nicht richtig, weil sie etwas Besseres zu tun hatte, nämlich mit ihrem Freund zu simsen. “Ja, ja, äh du, mein Freund… ähm ich meine Leon…”, da Esther keinen Freund hatte nannte Doreen ihren Freund
"Freund" durch "Partner" oder "Gefährte" oder was anderes ersetzen. "Freund" kommt ein bisschen oft vor.
Konnte es sein, dass sie auf der Bank im Park eingeschlafen war und das Ganze nur erträumte.
Fragezeichen vergessen.
Wie Esther vermutet hatte, hat Céline in den Ferien vor viel Zeit mit ihrem Freund zu verbringen.
Langer Zeit.
Eigentlich trug sie außer Ohrringen und gegebenfalls mal einer Kette eher selten Schmuck und konnte sich nicht, anders wie ihre Freundinnen, zu Ringen hinreißen lassen. Aber bei diesem Accessoire war es anders.
Als.

Es finden sich noch ein paar solcher ungereimtheiten im Text.

Hat der Schrei am Ende irgendeine Bedeutung? Sonst würde ich es durch etwas langweiligeres, z.B. Zwitschern der Vögel btw. Rauschen der Baumkronen ersetzen.

Bis dann.

 
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Danke für das Kommentieren, meine Fehler werde ich gleich verbessern. Zu dem Schrei: Ja, der Schrei hat eine Bedeutung. Jemand wollte sie dabei aufhalten den Ring wegzuwerfen, aber ich habe es an der Stelle eher als offenes Ende betrachtet, doch es scheint mir wohl nicht so geglückt.

 

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