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Verirrt

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21.05.2003
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Verirrt

Verirrt

Es ist eine von diesen wunderbaren, lauen Sommernächten. Der Mond hängt wie eine helle Lampe über dem Schlosspark und taucht die großzügige Gartenanlage in ein sanftes Licht. Bunte Lampions baumeln im warmen Wind über den zahlreichen Holztischen und Bänken. Darunter vergnügen sich Leute in schicker Kleidung, unterhalten sich und stoßen ihre Sektgläser gegeneinander, bis es klirrt.
„Wollten wir nicht noch ein paar Details bezüglich des nächsten Quartals besprechen?“, fragt mich eine mir wohl bekannte Stimme.
Ich drehe mich um. Verdammt! Er sieht zum Umwerfen aus. Im dunklen Anzug, die Haare wie zufällig wild verwuschelt.
Seine Augen funkeln mich herausfordernd an, bis sich eine Gänsehaut über meinen Armen ausbreitet. Mistkerl!, denke ich und halte mich an meinem Weinglas fest. Als könnte es mich davon abhalten, etwas Schlimmes zu tun.
„Jetzt?“, frage ich ungläubig und umklammere das gefüllte Glas etwas fester. Gleich wird es zwischen meinen Fingern zerspringen.
„Wieso nicht?“, fragt er zurück und grinst unverschämt.
Vergiss es! Eine Besprechnung im Mondschein erscheint mir nicht sehr seriös. Das sollten wir auf Morgen früh verlegen, möchte ich sagen. Sollte ich sagen.
Aber stattdessen kommt etwas anderes über mein Lippen. Etwas, das sich anhört wie: "Na gut".
"Keine gute Idee!", ruft mein innerliches Frühwarnsystem.
Am Tage ist es schon schwierig genug, ihm zu widerstehen, ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen. Was soll das erst hier werden?
Im Mondschein, in dieser märchenhaften Kulisse? Ich kann meine guten Vorsätze davonlaufen sehen. Die ordentlich geharkten Kieswege entlang. Weg sind sie und ich trinke einen Schluck.
Besser wäre es, ich würde mich mit Soda, statt mit Rosé betrinken, mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzen und mich wieder zu den anderen setzen.
Dennoch lasse ich mein Glas an der Theke wieder auffüllen und folge ihm.
Ich muss verrückt sein. Oder betrunken. Oder beides.
Es ist vollkommen falsch, das weiß ich. Aber es wird schon nichts passieren. Nur ein paar Augenblicke mit ihm allein. Die werde ich mir gönnen. Unverbindlich um ...um? Um Details für das nächste Quartal zu besprechen. Genau. So waren seine Worte.
„Vielleicht gehen wir ein Stück. Da haben wir mehr Ruhe!“ sagt er und deutet auf den großen Schlosspark mit den akkurat geschnittenen Buchsbaumbüschen, den Rosengärten und den leise vor sich hin plätschernden Springbrunnenanlagen.
Mir wird ganz kalt, oder heiß. Ich bin mir nicht sicher.
„Nachts spazieren zu gehen ist noch viel schöner als tagsüber“, erklärt er mir, als wir uns von den anderen entfernen.
„Die Sinne sind geschärft. Weil man nicht so viel sieht!“
Das fehlte mir noch, denke ich. Ich brauche etwas, um meine Sinne zu entschärfen, nichts, um sie zusätzlich aufzuheizen. Weiß er das denn nicht? Oder sagt er es gerade deshalb?
Als wir weiter gehen, verstehe ich, was er meint. Ich rieche nicht nur die Blumen und Blüten, sondern vor allem ihn. Intensiv. Weil er näher gekommen ist. Wie viel werde ich davon wohl aushalten, bis es mich umhauen wird? Ich bin gespannt.
Und wieder kommt mir der Gedanke, dass ich meinen Verstand irgendwo zwischen den Holzstühlen und den Lampions zurück gelassen habe. Warum?
Es liegt an ihm. An seiner Unwiderstehlichkeit. Und an der Wärme, am Wein und am Mond.
Ja, der Mond, der noch größer geworden ist, weil er darauf hofft, heute Nacht noch etwas Aufregendes zu sehen zu bekommen, ist schuld.
„Kennst du den Irrgarten?“, unterbricht er meine Gedanken.
Nur zu gut, möchte ich antworten. Meinen Irrgarten. Durch den ich täglich strauchele, hin und her gerissen zwischen dem richtigen Weg, und dem falschen.
„Komm mit!“, sagt er und fasst meine Hand. Sie ist warm und fest und weiß genau, was sie will. Denn sie lässt mich nicht los, sondern zieht mich mit. In den Irrgarten aus hohen Hecken.
„Sind wir jetzt nicht vom rechten Weg abgekommen?“, frage ich ihn und hoffe, dass er meine Erregung nicht spürt.
Er lacht nur. Eine Spur zu frech und zu umwerfend. Wie zufällig fährt seine Hand an meinen Beinen entlang, berührt meinen Po und bleibt dort liegen.
Höchst wahrscheinlich nicht unabsichtlich. Und das freut mich, denn seine Hand liegt jetzt genau dort, wo sie hingehört.
Das sagt mir nicht meine Vernunft, sondern mein Körper. Und der will augenblicklich mehr davon.
Nicht nur seine Hände und seine Zunge, sondern auch den Rest.
Wenige Sekunden später liege ich da. Auf der Parkbank, in irgend einer Sackgasse dieses verdammten Irrgartens.
„Zu viel Wein?“, fragt er lächelnd.
„Quatsch“, sage ich, „Ich betrinke mich doch nicht. Das liegt an meinen neuen Schuhen! Ich bin gestolpert.“
Ich liege auf dem Rücken und blicke dem Mond direkt in die Augen. Der hinterlistige Himmelskörper zwinkert mir zu und dann spricht er mit mir.
„Der Abend ist viel zu schön, um anständig zu bleiben!“, flüstert er leise, aber ich kann es ganz deutlich hören. Wie recht er doch hat.
Also ziehe ich mir meine Schuhe aus und werfe sie von mir.
Dann greife ich nach seinem sauberen, weißen Hemd und ziehe ihn zu mir herunter.
"Wenn wir schon mal hier sind, können wir uns eigentlich auch ein wenig verirren“, flüstere ich ihm ins Ohr und fahre mit meiner Zunge seinen Hals entlang.
"Nur zu diesem Zweck sind Irrgärten gebaut worden", antwortet er und sucht mit seiner Hand den richtigen Weg auf meinem Körper.
Richtige Wege sind etwas für tagsüber, denke ich und zeige ihm, wie er sich stattdessen so richtig schön verirren kann. Mit mir und in mir.
Und der runde, helle Mond sieht uns zu und freut sich. Weil es so eine wundervolle, laue Sommernacht ist, und weil er doch noch etwas zu sehen bekommt. Etwas wirklich Aufregendes!

 

Hallo sumsebiene!

Das ist eine Geschichte für irgendeine gewöhnliche Frauenzeitschrift, nicht aufregend, nicht erotisch, nichts, was Frauen wirklich durcheinanderbringt oder auf gefährliche Pfade führt, was für biedere Hausfrauen. Die Geschichte baut ihre Spannung nur darauf auf, dass die Heldin ständig wiederholt, dass sie das eigentlich nicht dürfte, und schwupps, auf einmal zieht sie auch schon ihr Höschen aus ... Das ist alles irgendwie zu wenig!

und stoßen ihre Sektgläser gegeneinander bis es klirrt.
Komma: gegeneinander, bis es klirrt.
Eine Besprechnung im Mondschein
Besprechung
Ich kann meine guten Vorsätze davon laufen sehen
zusammen: davonlaufen
Die ordentlich gehakten Kieswege entlang.
geharkten
Unverbindlich um ...um?
immer ein space VOR und NACH den Auslassungspunkten
Als wir weiter gehen
zusammen: weitergehen
Irgendwas ist etwas schief gelaufen.
Irgendwie
Höchst wahrscheinlich nicht unabsichtlich.
zusammen: höchstwahrscheinlich

Gruß
Andrea

 

Na gut, na gut!
Dann werde ich mal mein Bestes geben, um aus wenig mehr zu machen.

 

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