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Verkannt

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09.08.2004
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Verkannt

Kanonier Huber liebte das Militärleben. Der Geruch der Panzerhaubitzen, die staubigen, weiten Felder, auf denen man sich als Panzerfahrer Mensch gegen Maschine, Maschine gegen Mensch, Haubitze gegen Mensch, Mensch gegen … jedenfalls genoss er diese Herausforderung. Diese rohen, unberechenbaren Fahrzeuge zu bändigen, den Weg zu zeigen, den man …

„Haben sie mir den Tagesbefehl für morgen schon kopiert, Kanonier Huber?“
Huber erwachte aus seinen Tagträumen. Er war seit eh und je im Kompaniebüro eingeteilt. Er erledigte Hilfsarbeiten. Das Kopieren von Dokumenten gehörte bereits zu den anspruchsvolleren Aufgaben, mit denen man ihn betraute.
Weiter war er auch für das Management im Reinigungswesen zuständig. Er putzte das Schuhwerk der Offiziere, erledigte den Abwasch und delegierte den Unterhalt der sanitären Anlagen. Meist an sich selbst, da in der Hierarchie beim besten Willen niemand weiter unten zu finden gewesen wäre.
Trotzdem war er ziemlich stolz auf seine Funktionen. Konnten saubere Toiletten oder frisch geputzte Schuhe für den Soldaten nicht doch noch die letzte Motivationsspritze sein, bevor er sich in die alles entscheidende Schlacht stürzte? Oder müsste es nicht gerade für den Feind ernüchternd sein, ob der pingeligen Sauberkeit, zu bemerken, dass er sich in der Schweiz, also in einem Land befand, wegen der Grösse den Aufwand zur Eroberung nicht lohnte.
Es schien für Kanonier Huber absolut klar, dass jene mit weniger Weitsicht und Intelligenz, seine Funktion und Wichtigkeit für die Armee immer wieder unterschätzten. Damit konnte er leben, da er genau wusste, dass wahres Genie meist erst spät erkannt wird. In seinem Fall wohl nie.

Beim Kopieren des Tagesbefehls war es dann endlich soweit: Seine Träume schienen sich auf einen Schlag zu verwirklichen. SEIN Name erschien bei den Wachablösungen der Übung „Aufzack“ als die Nummer 15. Huber! Huuber!!
Er, Huber, Huuber, war vorgesehen, als 15. Wachablösung das von einer Kinderspielgruppe des angrenzenden Ortes aufgebaute Waldversteck, bestehend aus ein paar Ästen und etwas Laub, gegen einen imaginären Feind aus dem Osten, vermutlich Liechtensteiner, zu verteidigen.
Sollten bei dieser zwölfstündigen Übung mindestens vier Soldaten ausfallen, wäre er, Huber, Huuber, an der Reihe die letzte einstündige Wacheinheit zu übernehmen. Er lächelte zufrieden in sich hinein, während er mit der einen Hand die Bürste hielt und mit der anderen in das leicht säuerliche Schuhinnenleben griff.
Möglicherweise war dies sein grosser Durchbruch. Jemand hatte sein Potenzial erkannt. Vielleicht verdankte er diesen Aufstieg gerade jenem Offizier, dessen Schuhe er in diesem Moment in seinen nun ebenfalls etwas säuerlich riechenden Händen hielt. Zärtlich strich er über die Dreckkruste, welche sich über die ganze Fläche dieser Schuhe, die das Zuhause von bestimmt sehr filigranen Füssen waren, erstreckte.

Seine Hoffnungen erfüllten sich nicht. Es war schliesslich ein Daniel Huber, der die 15. Wachablösung des strategisch so wichtigen Spielgruppenverstecks übernehmen durfte. Unser Bernd Huber war sich sicher, dass es sich um eine Vornamensverwechslung handeln musste, wollte aber, Menschenfreund wie er war, dem Daniel seine Chance nicht vermasseln. Er gönnte auch anderen den Ruhm. Wahre Grösse eben …

Zurück im richtigen Leben: Herr Bernd Huber. Mitarbeiter einer grossen Logistikfirma. Mitverantwortlich für Milliarden an Umsatz, welche dieser Betrieb jährlich generierte. Er musste lächeln, wenn er daran zurückdachte, welchen Prioritäten er als Armeeangehöriger nachrennen musste.
Hier konnte er wieder etwas bewegen.
Die Zeit als Kanonier Huber betrachtete er aber keinesfalls als verlorene Zeit. Das Kennenlernen der Arbeiten unterer Chargen, so sagte er sich, können der zivilen Sozialkompetenz nur zuträglich sein.

„Wo muss ich unterschreiben? „
„Hier bitte!“
Er überreichte der Kundin ihr Paket, schüttelte den an seinen Hosen klebenden, leicht röchelnden Pinscher ab, rückte seine Mütze zurecht und stieg, nicht ohne Stolz, auf sein gelbes Fahrrad.

 

Hallo!
Hab deinen Text gelesen, bin aber immer wieder an den langen verschachtelten Sätzen hängengeblieben. Musste manche 2 mal lesen sie zu durchschauen.
Das Bild mit dem Hund am Schluss fand ich amüsant.

Schönen Abend

Kröte

 

Hallo Kröte

Ich war so nahe dran, es mit dieser Geschichte in den Null-Antworten-Thread zu schaffen, und du hast es mir vermasselt :D

Nein, im Ernst: Herzlichen Dank für's Lesen und deinen Kommentar!
Ist natürlich nicht so toll, gerade bei einer so kurzen Humorgeschichte, wenn die Sätze teilweise so verschachtelt sind, dass der Lesefluss empfindlich gestört wird. Ich werde auf jeden Fall in dieser Hinsicht nochmals drüberschauen.

Ich denke, du meinst so Sätze wie beispielsweise:

Oder müsste es nicht gerade für den Feind ernüchternd sein, ob der pingeligen Sauberkeit, zu bemerken, dass er sich in der Schweiz, also in einem Land befand, welches ob der Grösse den Aufwand zur Eroberung nicht lohnte.

Den Hund fandest du amüsant ... na immerhin, gehört bei meinen Geschichten einfach zum Standart ;)

Danke und Gruss Rolf

 

Hallo Rolf,

ich bin neu hier und habe deine Geschichte gelesen. Ich darf doch du schreiben? Also, ich fand die Sätze nicht verschachtelt, nur anspruchsvoll! Wahres Genie, eben... Und für anspruchsvolle Leser,-)

lg. ares

Ach ja, PS: nix is´mit NULL ANTWORTEN THREAD, blöd oder?-))

 

Hallo ares

Herzlich willkommen hier und gleich mal vielen Dank für deinen Kommentar!

Wahres Genie, eben...
Ich wollte ja selbst nichts sagen, aber endlich jemand, der das bemerkt :D

Ach ja, PS: nix is´mit NULL ANTWORTEN THREAD, blöd oder?-))
Das ist Krötes Schuld!

und habe deine Geschichte gelesen.
Das finde ich prima, fand ich schon beim ersten Kritiker.
Aber ein Urteil, das in dieser Rubrik nicht ganz unwichtig ist, fehlt mir noch:
War es todtraurig, völlig unlustig, deprimierend, humorlos, langweilig, trocken, erheiternd, vergnügt, oder möglicherweise doch ganz nett? ;)

Danke nochmals!

Gruss Rolf

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo rolf!

den Tagesbefehl für Morgen schon kopiert
für morgen
Oder müsste es nicht gerade für den Feind ernüchternd sein, ob der pingeligen Sauberkeit, zu bemerken, dass er sich in der Schweiz, also in einem Land befand, welches ob der Grösse den Aufwand zur Eroberung nicht lohnte.
Gleich zwei Mal dieses "ob der" in einem Satz, klingt nicht besonders gut.
die Bürste hielt und mit der Anderen in das leicht säuerliche
der anderen
Zärtlich strich er über die Dreckkruste, welche sich über die ganze Fläche dieser Schuhe, welche das Zuhause von bestimmt sehr filigranen Füssen waren, erstreckte.
Noch so eine Doppelung. Den Satz würde ich auch umstellen, allgemein sind da einige Sätze, die mal entschachtelt gehören.
Es war schliesslich ein Daniel Huber,
schließlich
Er gönnte auch Anderen den Ruhm.
anderen
Zurück im „richtigen“ Leben:
Ah nee, das find ich blöd. Solche Anführungsstriche wirken immer so: ACHTUNG IRONIE!, wie für die ganz Blöden, wenn ich das mal so sagen darf. ;) Außerdem finde ich es auch unnötig, extra zu sagen, dass es jetzt um Hubers wahres Leben und nicht mehr um seine Wunschträume geht, das muss doch aus dem Text erkenntlich werden.

Den Einstieg fand ich ganz witzig, und einige Stellen im Text (Huber! Huuber!) haben mich auch zum Schmunzeln gebracht, im Großen und Ganzen fand ich die Geschichte aber eher mittelmäßig. Den Schluss finde ich ein wenig missraten, wenn ich jetzt mal darüber nachdenke, was die eigentliche Situation ist, finde ich das auch etwas verwirrend. Huber ist Postbote und träumt von seiner Dienstzeit, in der er allen hinterher gebuckelt ist und jede Aufgabe die im zuteil wurde als große Verantwortung gesehen hat? Hm. Den Gag, dass er eigentlich Postbote ist finde ich dann auch bisschen überflüssig, weil das worum es ja eigentlich geht, ist, dass er beim Militär immer nur so Idiotenaufgaben gehabt hat und nie richtige Verantwortung, die er sich eigentlich gewünscht hat. Wieso dann der Postbote? Das würde ich weglassen und mich eher auf den anderen Teil konzentrieren, dass er also dieses übereifrige Mädchen für alles ist und sich trotzdem einbildet, eine unheimlich wichtige Aufgabe zu haben usw usf. Das Wunschdenken im Wunschdenken, wenn man das so nennen kann, ist da irgendwie verwirrend und überflüssig. Ich hoffe du verstehst halbwegs, was ich da zurechtgestammelt hab. :)

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Apfelstrudel

Vielen Dank für's Lesen und deine Anmerkungen.

Gross- und Kleinschreibung scheinen nicht meine Stärke zu sein, hast du leider gut erkannt.
Auch die anderen von dir angemerkten stilistischen Ungereimtheiten habe ich korrigiert.
Einzig das Doppel-s-Problem lasse ich mal als international anerkannte Ungereimtheit so stehen ;)

Das ganze ist kein Traum von Huber, sondern Realität, so wie er sie sieht. Er sieht sich selbst in einer besseren Position, als dies die anderen sehen.
Ich habe im Militär selbst einige "Hubers" erlebt, die eher Hilfsjobs erledigt haben, aber gerne damit angaben, im Privatleben ganz andere, ungleich anspruchsvollere Aufgaben zu erledigen.
In Wirlichkeit blieben sie Huber ...
Entgegen deiner Kritik glaube ich sogar, dass ich die Briefträgersequenz noch etwas hätte ausbauen sollen. Die gehört zur Pointe, falls man "Pointe" dazu sagen darf, einfach dazu.
Den Briefträger habe ich bewusste als "untere Charge" in meiner Geschichte verwendet, da ich selbst dieser Spezies angehöre und dies dadurch mit etwas besserem Gewissen machen darf.

Kann aber gut sein, dass ich dich nicht so verstanden habe, wie du es gemeint hast.
Aber das "mittelmässig" habe ich durchaus verstanden! Hmpf ... :D

Danke dir und schönen Abend noch.

Gruss Rolf

 

Gelesen, Fehler bemerkt, den letzten Absatz ab "Zurück im richtigen Leben:" für witzig befunden, Rest solide, aber nichts Besonderes.

Telegrammstilistische Grüße,
Bruder Tserk

 

Tserk von rolfschoenenberger:
Veerstanden!
Dank an Bruder für Kritik.
Was Bruder als witzig befunden, wollte der Strudel streichen.
Ich bin verwirrt.
Tserk von Übermittlungssoldat rolfschoenenberger:
Antworten!

Brauchst du natürlich nicht. Aber danke für dein Telegramm!

Gruss Rolf

 

Ganz einfach, der Strudel hat keine Ahnung von Humor :D
Ein Scherzlein, ein schales.

Er musste lächeln, wenn er daran zurückdachte, welchen Prioritäten er als Armeeangehöriger nachrennen musste.
Hier konnte er wieder etwas bewegen.
Das ist für mich das Witzige daran ... dass er jetzt eigentlich prinzipiell den gleichen Scheiß macht, aber sich darüber amüsiert, wie wichtig er sich ungerechtfertigterweise beim Militär genommen hat. Verstehse.

 

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