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Verloren

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07.02.2009
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Verloren

Als sie aufwachte, fuehlte sie sich schuldig. Was hatte sie getan? Sie wusste es wuerde nie wieder rueckgaengig gemacht werden koennen. Wenn es jemand herausfand wuerde man auf der Strasse mit dem Finger auf sie zeigen. Und doch, sie konnte nicht anders. Es war der Reiz des Augenblickes gewesen, aber jetzt war dieser Reiz endgueltig erloschen.

Sie betrachtete den Koerper neben ihr, fast leblos, aber doch so ruhig und friedlich, dass es ihr vorkam als waere sie in einer anderen Welt. In ihrer ganz persoenlichen Traumwelt, wo alles perfekt zu sein schien, wo man aber bei genauerem Hinsehen erst die Zerbrechlichkeit dieser Welt erkannte. Waehrendessen betrachtete sie ihn stumm, sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und versuchte sich zu erinnern wie alles begann.

Es wahr vor ungefaehr einem halben Jahr gewesen. Sie war knapp 23 Jahre jung, sie wollte irgendwo arbeiten, es war ihr vollkommen egal wo. Noch vor einem Jahr hatte sie genaue Ziele, Wunschtraeume, doch jetzt war sie nur noch verzweifelt und sucht einen Job. Dann hatte sie dieses Stellenangebot in der Zeitung gelesen und wusste es war ihre Chance um ein halbwegs lebenswertes Leben zu fuehren. Sie bewarb sich, hatte ein Vorstellungsgespraech und zwei Wochen spaeter hatte sie die Stelle. Sie war jetzt Kuechenhilfe in einem gut bekannten Restaurant. Sie wusste nicht warum man sie eingestellt hatte, sie hatte keinerlei Erfahrung, aber vielleicht war es Schicksal, dass sie hierher gefuehrt hatte. An ihrem zweiten oder dritten Arbeitstag sah sie ihn das erste Mal. Sie wusste nichts von ihm, er war ihr aber gleich aufgefallen. Er hatte dieses gewisse Etwas, dass ihr bei Maennern immer als erstes auffiel, aber schon nach wenigen Stunden wusste sie, dass er sich verdammt viel auf sich selbst einbildete. Und mit seinen fast schon schaebigen Witzen trieb er sie zur Weissglut. Er war 28 benahm sich aber ihr gegenueber, in Gegenwart anderer, als waere er 15.

Nach wenigen Tagen war nicht mehr da und man erzaehlte ihr, dass er nur aushalf, wenn besonders viel Arbeit anstand. Sie war fast froh darueber, ihn nicht ertragen zu muessen, aber sie wusste auch, dass sie nicht lange von ihm „verschont“ bleiben wuerde. Nach ungefaehr einer Woche war er wieder da, doch – vielleicht bildete sie sich das nur ein – er hatte sich irgendwie veraendert. Er brachte sie immer oefter zum Lachen und sie fand ihn auch, ploetzlich, nett. Konnte sich ein Mensch in so kurzer Zeit wirklich veraendern? Oder hatte sie am Anfang nur den falschen Eindruck von ihm gehabt? Sie wusste es wirklich nicht, aber von diesem Zeitpunkt wusste sie, dass er etwas Besonderes war. Mit jedem Tag der verstrich, konnte sie ihn besser leiden und er, so wie es schien, sie auch.

Da wurde sie ploetzlich krank, wirklich krank. Sie lag im Bett und dachte sie muesste sterben, es war wirklich schlimm. Sie ging zu einem Arzt , der verschrieb ihr Medikamente und Bettruhe. Nach ein paar Tagen ging es ihr wieder besser. Sie erschien wieder zur Arbeit, aber er war nicht da, es war als fehlte ihr etwas. Hatte sie etwa jetzt schon ihr Herz verschenkt obwohl sie ihn kaum kannte? Eine Woche verging und sie verging fast vor Sehnsucht nach ihm. Und dann stand er eines Tages ploetzlich wieder vor ihr. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, es war seltsam, denn so intensive Gefuehle hatte sie noch nie erlebt. Er sagte, er haette sie vermisst, mehr nicht.

Zu dieser Zeit wusste sie noch nicht, dass er bereits vergeben war, sie sollte es aber bald herausfinden. Jedenfalls wurde er mit der Zeit immer zurueckhaltender und verschlossener ihr gegenueber und seine nicht ganz jugenfreien Anspielungen wurden immer weniger, als waere im ein Licht aufgegangen, als haette er eine Augenbinde abgenommen. Sie konnte sein Verhalten nicht mehr deuten, er war ein so undurchsichtiger Mensch. Zuvor war sie sich fast sicher, fass er dasselbe empfand wie sie, doch jetzt wusste sie gar nichts mehr. Sie hatte ihrer Freundin von ihm erzaehlt und genau diese Freundin klaerte sie ueber ihn auf, denn sie wusste, woher auch immer von seinem kleinen Geheimnis. Er hatte eine Frau und zwei Kinder, dass war es also. Gleich am naechsten Tag wollte sie ihn darauf ansprechen, aber er war nicht da. Als er sich endlich wieder einmal blicken liess, machte sie kleine Andeutungen und er erzaehlte ihr alles, als waere nichts zwischen den beiden. Und ihr kam es vor als ob man ihr den Boden unter den Fuessen weggerissen haette. Wie konnte man sich nur so irren.

Doch sie spuerte, dass es auch ihm nicht gefiel. Sie wusste jetzt ueber alls Bescheid und genau das gefiel ihm nicht. Er wollte es geheimhalten, doch es gelang ihm nicht.

Auch sie wurde zurueckhaltender und die Blicke die sie wechselten waren irgendwie betruebt und aengstlich zugleich. Jetzt wusste sie, dass es mit ihm nie so sein wuerde, wie sie es sich vielleicht in ihrem tiefsten Inneren gewuenschte hatte. Sie versuchte ihn zu vergessen und nach anderen Maennern Ausschau zu halten. Sie hatte eine kurze Affaere mit irgeneinem Typen, aber sie verglich diese Affaere mit ihm und das brachte sie bald zum Scheitern.

Dann eines Tages, sie wollte gerade nach Hause gehen, da hielt er sie auf. Er fragte ob sie nicht noch kurz mit ihm was trinken gehen konnte, sie sagte ja, versprach sich aber nichts davon. Sie gingen in ein Lokal und er begann zu reden, er war ungewoht ruhig und ernst. Er erzaehlte ihr, als er sie das erste Mal sah, war es als haette in ein Blitz getroffen. Er fand sie vom ersten Augenblick unwiederstehlich, aber mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass er seine Frau und seine Kindern nicht aufgeben konnte, damit erklaerte er sein Verhalten in den letzten Wochen. Sie hoerte gespannt zu und war dermassen verwundert, denn das hatte sie nicht mal in ihren kuehnsten Traeumen erwartet. Jetzt konnte auch sie nicht mehr anders und gestand ihm alles, dass sie ihn am Anfang fuer einen eingebildeten Macho hielt, ihre Meinung aber schnell aenderte und in ihm einen wirklich netten Menschen erkannte, von dem sie mehr wollte. Er gestand ihr, dass er sie vergessen wollte, es aber nicht konnte und das war der Grund fuer seine Einladung. Er wusste, das es falsch war was er tat, aber er hoerte nicht auf seinen Verstand, sondern auf sein Herz.

Mittlerweile wusste sie gar nicht mehr, wie sie sich ihm gegenueber verhalten sollte. Sie wollte nach Hause, sie hatte auch schon etwas zu viel getrunken, sie musste eine Nacht ueber das Ganze schlafen. Er bot sich an sie nach Hause zu bringen und sie lehnte nicht ab. Auf dem Nachhauseweg herrschte eine ungewohntes, unangenehmes Schweigen zwischen ihnen und als sie vor ihrer Tuer angekommen waren, standen sie sich kurz gegenueber. Ploetzlich nahm er sie in den Arm und kuesste sie so leidenschaftlich, wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Sie fragte ihn ob er noch mit hinauf kommen wollte, eigentlich eine unoetige Frage.

Sie wussten, das sie es nicht tun sollten, aber das war ihnen in diesem Augenblick egal. Als sie die Tuer zu ihrer Wohnung aufschloss konnte er seine Haende schon nicht mehr bei sich behalten. Als sie endlich in der Wohnung waren kuesste er sie wieder, diesmal noch leidenschaftlicher als zuvor. Sie zogen sich gegenseitig aus und er war so zaertlich zu ihr, sie hatte das Gefuehl sie wuerde schweben.

Und jetzt lag sie da und wusste gar nichts mehr. Er war das was sie sich immer gewuenscht hatte, aber er hatte ein Frau und Kinder und das durfte sie nicht vergessen, obwohl es fuer diese Einsicht schon viel zu spaet war. Ihr wurde klar, dass sie ihn ueber alles liebte, aber sie wusste gleichzeitig, dass es fuer sie keine Zukunft geben konnte. Doch sie wollte es einfach nicht wahr haben.

Nach dieser Nacht trafen sie sich immer oefter, bei ihrer Arbeit liessen sie sich nichts anmerken. So schwer es ihnen auch fiel. Einige Wochen nach ihrem ersten Treffen stellte sie mit Entsetzen fest, dass sie schwanger war. Sie nahm doch die Pille, wie hatte das nur passieren koennen. Sie war total fertig mit sich und der Welt und wusste keinen Ausweg mehr. Sie sagte ihm nichts davon und fasste einen Entschluss.

Nach ein paar Tagen fand man sie tot in ihrer Wohnung. Sie hatte sich umgebracht. Als er davon erfuhr und man ihm mitteilte, dass sie ein Kind erwartet haette, war er es diesmal dem der Boden unter den Fuessen weggerissen hatte. Er erzaehlte alles seiner Frau, denn er wusste er konnte so nicht weiterleben. Er erzaehlte es allen die er kannte. Die ganze Geschichte von seiner ungluecklichen grossen Liebe, die er zu spaet erkannte.

 

Hallo betty,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de :).

Dein Erstlingswerk hier konnte mich nicht überzeugen. Ein Fehler, den viele ungeübte Schreiber machen, ist dir auch passiert: Du erzählst uns alles, anstatt es zu zeigen.

Die Personen agieren nicht, sie werden von dir nicht auf Besonderheiten beschrieben, sondern du ratterst ein paar Wochen Sehen-Nicht sehen - Sehnsucht haben - sich offenbaren chronologisch und da erzählend, sehr langweilig runter.

Dieses Hin und Her am Anfang ist auch viel zu zäh und langatmig erzählt. Das kann man viel mehr straffen. Dann sollten Dialoge erscheinen und die Personen sollten Namen bekommen, dann bin ich als Leser viel näher dran.

Nimm diesen Text noch einmal "auseinander", kürze den Anfang und konzentriere dich mehr auf die Zeit, in der sie sich gefunden haben. Zeig uns mit Dialogen, mit Beobachtungen, wieso sie sich so gerne haben, was er an ihr so attraktiv, anregend findet (das können kleine Details sein), wieso sie sich genau in ihn verliebt - damit wir seine Trauer später auch verstehen.

Von der Erzählstruktur her paßt der Anfang

Als sie aufwachte, fuehlte sie sich schuldig. Was hatte sie getan? Sie wusste es wuerde nie wieder rueckgaengig gemacht werden koennen. Wenn es jemand herausfand wuerde man auf der Strasse mit dem Finger auf sie zeigen. Und doch, sie konnte nicht anders. Es war der Reiz des Augenblickes gewesen, aber jetzt war dieser Reiz endgueltig erloschen.

mit dem Ende

Nach ein paar Tagen fand man sie tot in ihrer Wohnung. Sie hatte sich umgebracht. Als er davon erfuhr und man ihm mitteilte, dass sie ein Kind erwartet haette, war er es diesmal dem der Boden unter den Fuessen weggerissen hatte. Er erzaehlte alles seiner Frau, denn er wusste er konnte so nicht weiterleben. Er erzaehlte es allen die er kannte. Die ganze Geschichte von seiner ungluecklichen grossen Liebe, die er zu spaet erkannte.

nicht zusammen. Wenn du mitten in einer Handlung anfängst (denn es gab ja schon ein Vorher) solltest du den Schluss wieder an diesem Punkt enden lassen.

Auf Details in deinen Sätzen gehe ich nach der Überarbeitung ein, da ich ja nun nicht weiß, was du noch davon verwendest.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo, Betty!

Ich schließe mich da mal Bernadettes Meinung an, möchte dir aber noch ein paar handwerkliche Tipps mit auf den Weg geben.

"DASS-Sätze". Fast immer kann man sie vermeiden. Sie nehmen dem Satz die Dynamik und oft auch die Spannung. Sie zerreißen eine Aussage. Besonders in der wörtlichen Rede, die mir hier auch eindeutig fehlt.

Manche Wörter haben im literarischen Schreiben einfach nichts zu suchen. Schon gar nicht mehrfach. JETZT, WIRKLICH, DANN, DENN, EIGENTLICH usw. Goethe hat sogar mal eine "Rote Liste" verfasst, in der all diese Wörter stehen.

Ich persönlich vermeide sogenannte "Füllsel" und setze sie nur noch bewusst ein, um z.B. auf eine Diskrepanz hinzuweisen, Ironie oder Sarkasmus zu erzeugen.

Benutze eine konkrete Zeitform. WÜRDE, HÄTTE, KÖNNTE nur in Ausnahmefällen. Die Geschichte bleibt zu abstrakt, um den Leser zu erreichen.
"Würde ich im Lotto spielen, könnte ich gewinnen, wenn ich denn gespielt hätte ..." So ein Satz sagt im Grunde nur aus, ich weiß selbst nicht, was ich will. Du als Autor solltest aber schon wissen, was du mit deiner Geschichte beim Leser erreichen willst. Also - steck mehr Energie in deine Worte! Ich WILL! Nicht - ich möchte ... ;)

Betone das Ungewöhnliche, nicht das Gewöhnliche. Das Gewöhnliche ist täglich um uns herum. Das kennen wir alle. Wir wollen von dem Ungewöhnlichen lesen, uns davon faszinieren, zum Nachdenken bringen lassen. Wir wollen beim Lesen dem Alltäglichen entfliehen - nicht daran erinnert werden.

Dennoch wollen wir uns wiedererkennen - aber das muss sehr viel subtiler geschehen. Wir wollen nicht direkt darauf hingewiesen werden "Das hast du falsch gemacht!", sondern manipuliert werden "Sie tat es, um ..." Indem wir uns mit ihren Motiven identifizieren können, reflektieren wir oft eigenes Verhalten - ohne es zu merken. Und wir lernen daraus. So funktionieren große Geschichten. ;)

Bleib dran! Schreiben ist harte Arbeit. Ich hab zu Anfang die gleichen Fehler gemacht. ;)

Liebe Grüße
Tyra

 

hallo,
vielen dank fuer die konstruktive Kritik. Werde mich daran orientieren und es ueberarbeiten. Diese Geschichte ist schon relativ 'alt', ich habe sie vor ca. 8 Jahren geschrieben, wollte nur mal im generellen sehen wie das ankommt. Werde die Geschichte jedenfalls jetzt ueberarbeiten und hoffentlich am montag eine neue Version im Netz haben.
Danke betty

 

Na, wenn man dann dein damaliges Alter von etwa 17 Jahren zu Grunde legt, dann hast du für die Altersklasse mit dem Schulwissen im Hintergrund doch recht anständige Arbeit geleistet. *g*

Der erste Rat, den ich damals bekam, als ich das Schreiben lernte: "Vergessen Sie alles, was Sie in der Schule über das Aufsatzschreiben gelernt haben."
Den kann ich nur weitergeben.

Noch einer: Schreibe nur über das, was du kennst. Als 17jährige hast du sicher kaum die Erfahrungen deiner Prota gemacht. Auch wirst du in Beziehungsfragen nicht so firm gewesen sein wie heute.

Du schreibst in deinem Profil, du hast so einiges hinter dir. So hart es klingt - das hilft dir beim Schreiben. Wer nichts erlebt hat, der kann auch nur über nichts schreiben. So sagt man.

LG
Tyra

 

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