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Verschlungen

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18.06.2016
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Verschlungen

Falls jemals ein Mensch in den Tiefen einer Geschichte verschwunden war, so war sie es. Sie saß am Fenster, die Stirn in Falten verzogen; das Buch umklammert von einer Hand, die andere verkrampft zur Faust geballt daneben, auf dem Oberschenkel ruhend. Der Fokus in ihren Augen war von einer solchen Intensität, als würde sie jede Seite, jeden Absatz, jedes einzelne Wort mit einem unbändigen Hunger verschlingen.
Was hätte er gegeben, um zu wissen, welches Buch sie so geißelte. Wenn der Bus über ein Schlagloch fuhr, schüttelte es die Fahrgäste. Eines der Löcher in denen in die Jahre gekommenen Straßen war besonders tief, so tief, dass sogar die Fenster zu zittern begannen und eine Dame im vorderen Teil des Busses einen unterdrückten Schrei ausstieß, in dessen Folge ein kleiner Hund frenetisch zu kläffen begann, ebendieses hochfrequente Kläffen winziger Hunde, dass einem durch Mark und Bein ging und in den Ohren schon fast schmerzte. Sie war von diesem Zwischenfall völlig unbeeindruckt, lediglich die vorher zur Faust geballte Hand war nun am unbesetzten Vordersitz platziert, um das Gleichgewicht zu behalten. Der Fokus in den Augen war unverändert; in seinen Tagträumen stellte er sich vor, dass sie das Papier des Buches so lange mit ihrem intensiven Blick bearbeitete, bis es allmählich zu rauchen begann, der Rauch immer dunkler und schwerer wurde, bis die Seite schließlich lichterloh brannte und das gesamte Buch ins unwiderrufliche Jenseits zog, welches die Geschichte im endlosen Nichts verschlang.

Er stieg eine Haltestelle vor ihr aus und ging mit schnellem Schritt zielgerichtet auf die Seitenstraße zu, in dem sich sein Zuhause befand. Die kleine Tür knarzte beim Öffnen, er stieg hindurch und ging die schmalen Treppen zu seinem Zimmer hinauf. Die Lebensmittel in seinem Rucksack wurden im hölzernen Schrank verstaut, der Hausschlüssel fand seinen gewohnten Platz auf der zum Nachttisch umfunktionierten Holzkiste.
Er legte sich auf die Matratze und betrachtete mit Stolz die Fotos auf seiner Kamera, die er heute geschossen hatte. Er war sich sicher, der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der den Geist der Stadt mit einer solchen Sicherheit einzufangen wusste. Nur er konnte die Schönheit der Straßen und Plätze auf diese Art einfangen. Er hatte das Auge und den geschulten Verstand zum Begreifen ebendieser Schönheit, niemand sonst konnte sie festhalten und für die Ewigkeit in eine Fotografie bannen. Mit unterdrücktem Ekel löschte er die Fotos, auf denen vorübergehende Passanten seinen Fokus verschleiert hatten. Ständig mussten sie sich in seine Kunst schleichen, und jeder Zentimeter ihres Daseins zerstörte die von ihm erkannte Vollkommenheit seines Motivs. Ihre parasitäre Präsenz, wie sie sich an seiner Kunstfertigkeit nährten, seiner Fotografie das Leben aussaugten.
Mit jedem weiteren Foto, dass er löschen musste, wurde er wütender und steigerte sich so in einen Rausch von Aggression und Hass. Erst als alle Spuren ihres stümperhaften Eindringens in sein Leben beseitigt wurden, kam er allmählich wieder zur Ruhe. All der Hass hatte ihn müde gemacht, seine Augen waren ermattet und seine Gliedmaßen schmerzten. So legte er die Kamera zur Seite, neben den Schlüsselbund mit seinen drei Schlüsseln, und löschte das Licht. Die Dunkelheit umschlang den Raum und ihn selbst vollkommen. Leise in der Distanz war das Rauschen der immer noch frequentierten Straße zu hören. Doch die Stille in seinem Zimmer war lauter, viel lauter, fast schon quälend. Schweigend wünschte er sich das Klirren und Kläffen aus dem Bus zurück, als sein Geist der Nacht nachgab und er einschlief.

Der Morgen kam, wie er eben jeden Tag auftauchte und der Krach der Stadt erweckte ihn aus seinem Schlummer. Schlaftrunken richtete er sich auf und begann, die Falten aus seinen Klamotten zu streichen. Der Schnürsenkel seines linken Schuhs hatte sich über Nacht gelöst, weshalb er ihn neu band und schließlich aufstand. Er öffnete den Schrank und nahm einen zerdellten Apfel heraus. Unbeeindruckt steckte er sich den Apfel mit einer der besonders braunen Stellen voraus in seinen Mund und biss ein großes Stück heraus. Der Saft der Frucht lief ihm den Mundwinkel herunter, weshalb er ihn sorgfältig mit dem Ärmel seines Pullovers abtupfte.
An der Innenseite der Schranktür war ein Spiegel angebracht, den er sonst mied, denn es gab nichts zu sehen. Sein Gesicht schien ihm wie ein völlig leeres und von Ausdruckslosigkeit geprägtes Nichts zu sein. Wo andere Menschen Züge aufwiesen, war bei ihm nichts. Und je länger er das Nichts ansah, was er war, umso mehr schienen die Konturen zu verschwimmen. Mit einem Ruck stieß er den Schrank zu und bereute dies sofort, denn der laute Knall brannte in seinem Kopf und hinterließ eine weitere, schmerzhafte Erinnerung an seine Maßlosigkeit. Er konnte sich einfach nicht zügeln, ständig schlug er über die Stränge. Wie sollte er sich jemals als normaler Mensch fühlen, wenn er nicht einmal seine eignen Emotionen kontrollieren konnte? Zur Strafe stieß er sich seine ungepflegten Nägel in seinen Arm. Der Schmerz war nur von kurzer Dauer, denn schon nach einigen Sekunden floss aus den kleinen Schnitten der lindernde Saft der Vergebung. Sein Körper wusste, dass er an seiner Maßlosigkeit arbeitete und belohnte ihn für seine Einsicht. Er legte den Apfel mit der angebissenen Stelle voraus auf seinen Arm. Das Fruchtfleisch verfärbte sich von seinem bräunlichen Gelb in ein sattes Rot, welches auf ihn nun weitaus appetitlicher wirkte. Mit hungrigen Bissen verschlang er ihn, bis lediglich das Kerngehäuse mitsamt des Stiels übrig war. Er steckte dieses in die vordere Tasche seines leeren Rucksacks und verstaute die Kamera im großen Abteil. Mit dem Rucksack auf dem Rücken verließ er sein Zimmer, ging die steile Treppe hinunter und öffnete die kleine Tür zur Stadt.
Er verschwand in den Straßen, ohne sich umzusehen. Ein kleiner Regenschauer machte die Straßen fast menschenleer, was ihn ungemein erfreute. Ein seltsames Zucken durchfuhr sein Gesicht, weshalb er seine Wangen mit der Hand massierte, bis das Muskelregen vorbei war. An der Haltestelle wartete er, bis sie kam. Doch sie kam nicht. Drei Tage lang würde sie nicht kommen, und jeden Tag würde er von seiner trügerischen Hoffnung gequält an der Haltestelle stehen, während Bus um Bus an ihm vorbeizogen um die einsteigenden Menschen an ihr Ziel zu bringen. Jeden Tag aufs neue verkümmerte ein weiterer Teil in ihm, bis er sich schließlich so leer und tot wie noch nie fühlte.

Am vierten Tag schreckte er aus seinem unruhigem Schlaf hoch, noch bevor die Stadt zum Leben erwacht war. Er ging an diesem Tag nicht zur Haltestelle. Er ging an ihre Tür. Als er vor den Klingelschildern stand, zögerte er plötzlich. Sie wusste nicht, dass es ihn gab. Niemand wusste, dass es ihn gab. Und er genoss diesen Zustand, denn schließlich war er auch Niemand.
Doch ein Impuls ließ seine Hand hochschnellen, und drückte den kleinen, runden Knopf neben ihrem Namen. Sein Herz begann zu rasen, wie er es noch nie gespürt hatte. Nicht einmal, als sie so nah bei ihm gestanden hatte, als sie damals zum See fuhr, hatte sein Herz in diesem Ausmaße gepumpt. Nach einigen Momenten ertönte ein Klicken und ein heiseres Ja aus dem Lautsprecher der Klingelanlage. Er räusperte sich, fast so, als würde er sprechen wollen. Doch dann entsinnte er sich eines Besseren und lief. Alles, was er wissen wollte, war ihm offenbart worden. Sie war noch da, sie hatte ihn nicht verlassen. Was aber viel schlimmer war, sie hatte ihn vernachlässigt, sie musste doch auch spüren, was er spürte. Oder war sie nicht so wie er? So, wie er es sich immer vorgestellt hatte? Die Zweifel, die sich in sein Bewusstsein schlichen, trieben ihn immer tiefer in seinen Wahn.

Als er endlich wieder klar wurde, stand er auf einer Lichtung im Wald. Erschöpft fiel er zu Boden und schlug hart auf. Der Schmerz durchdrang ihn voll und ganz, sodass die Verzweiflung komplett aus ihm wich. Gekrümmt lag er dort, und war nun äußerlich und innerlich das Elend, was er schon immer war.
Als er die Augen öffnete, lag er immer noch an der gleichen Stelle der Lichtung. Nur die Welt hatte sich verändert, es war dunkel geworden. Er zog seinen Rucksack ab und richtete sich mit seinen Armen auf. So saß er auf dem Boden und betrachtete seine Umgebung, die Bäume des angrenzenden Waldes, die Steine auf dem erdigen Boden, das Moos auf den größeren Felsen zwischen den Bäumen. Die Nacht schien ihn mit tausenden Augen aus dem Wald heraus anzustarren.
Sie starrte ihn jedoch nicht nur völlig durchdringend an, sie verurteilte ihn. Er spürte, wie die Wut wieder in ihm aufstieg. Er wollte schreien, der Nacht endlich Kontra bieten. Aber aus seinem Hals kam nichts, kein Laut, kein noch so leiser Ton. Die Nacht veränderte sich daraufhin, nun schien sie nicht mehr zu verurteilen, sondern sie verhöhnte ihn. Er konnte das stille Lachen der Dunkelheit in seinem Kopf hören, tausende Stimmen, die sich an seinem Elend ergötzten. Die Augen des dunklen Waldes waren zu Schlitzen zusammengezogen, so sehr lachte die Nacht über ihn. Er öffnete die vordere Tasche seines Rucksacks und nahm den abgeknabberten Apfel heraus, der inzwischen hart und vollkommen vertrocknet war. Mit aller Kraft warf er die Überbleibsel in Richtung der Dunkelheit und traf einen Baumstamm. Fast lautlos prallte der Apfelstumpf daran ab und fiel zu Boden. Die Nacht war unbeeindruckt, sein Trumpf war ausgespielt und hatte sich als nutzlos erwiesen.
Er fröstelte, denn die Kälte nahm Überhand und saugte seine Energie aus. Er hatte kaum genug Kraft, um aufzustehen. Als er es schließlich geschafft hatte, drehte er sich fragend im Kreis, denn in dieser Dunkelheit schien jeder mögliche Weg im Nichts zu verlaufen. Er fühlte sich gefangen in seiner eignen Einsamkeit. In seiner Verzweiflung nahm er die Kamera aus dem Rucksack und begann, die Dunkelheit in seinen Fotografien einzufangen. Jeder Blitz durchzuckte die Nacht und verschreckte die Dunkelheit für einen kurzen Moment, doch dann kam sie immer wieder aufs Neue zurück und umschlang ihn ganz. Im Wahn durchsuchte er die Fotos nach einem Hinweis, doch auf ihnen war nichts zu sehen, außer die verschwommenen Konturen des Waldes. Mit letzter Energie drehte er sich hilfesuchend im Kreis, bis die Nacht erneut Herr über sein Dasein wurde und er leblos auf dem Boden zusammensackte.

Als ein Spaziergänger ihn fand, war es schon lange zu spät. Die Verwesung war schon so weit fortgeschritten, dass es fast schon so schien, als wäre er mit dem Waldboden verschmolzen. Die Natur hatte sich geholt, was auf ihrem Grund verweilte. Die Nacht hatte gewonnen. Seine vom Boden gekratzten Reste wurden auf dem Stadtfriedhof ohne jegliche Feierlichkeit beigesetzt. Der Grabstein war, bis auf einen Psalm, leer. Die Kamera, die in seinem Rucksack gefunden wurde, lag lange unbeachtet in einer Kiste, bis sich jemand die gespeicherten Bilder ansah.

Der erste Mensch, der seine Kunst zu Gesicht bekam, war zugänglich für die Schönheit, die sie für immer gebannt hatten. Auffällig war, dass nie ein Mensch auf ihnen zu sehen war; die Straßen und Plätze, die Hausfassaden und Gassen waren alle stets menschenleer. Nur ein Foto stach heraus; eine junge Frau, wie sie an einer Bushaltestelle saß und las. Die letzten Fotos waren unscharf und schlecht belichtet, der verwendete Blitz ließ die Konturen der Bäume verschwimmen.
Und so kam es, nachdem der Fund der Leiche eine kleine Sensation in der Lokalpresse gewesen war, schließlich zu einer Ausstellung der Fotografien. Aus der Sicht des Unbekannten wurde sie getauft und war anfangs rege besucht. Auch sie kam eines Tages und schlenderte durch die Reihen um Reihen von Fotografien, die ihr eine völlig neue Perspektive auf die Stadt eröffneten. All ihre Lieblingsplätze, all die Stellen, an denen sie täglich vorbeilief schienen neu und schon fast gespenstisch schön. Sie fühlte sich von einem unbestimmten Gefühl vollkommen ausgefüllt, als ob sie gerade nichts in ihrem Körper spürte außer den Geist der Fotografien. Als sie sich plötzlich an der Bushaltestelle sitzend sah, fiel ihr Buch zu Boden. Das Nichts wich der Angst vor etwas Unbestimmten. Ohne es aufzuheben verließ sie überstürzt die kleine Galerie. Bis zur Schließung blieb das Buch auf dem Boden liegen, bis der Hausmeister es aufhob und unbeeindruckt in die Fundkiste zu all den Regenschirmen und sonstigem Wertlosen schmiss, welches über die Jahre in der Galerie vergessen wurde.

Die letzten Seiten des Buches blieben ihr für immer unbekannt.

 
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Hallo zeitoptimistin,
ein interessanter Text, den du da geschrieben hast. Ich muss gestehen, ich bin bis zum letzten viertel nicht ganz mit ihm warm geworden. In den ersten beiden langen Textpassagen wäre es gut, mehr Zeilenumbrüche einzubauen, der Lesbarkeit wegen.
Dein Prot ist in der Tat seltsam, seine Beweggründe erschließen sich mir nicht wirklich.
Seine große Leidenschaft ist das Fotografieren, er sucht die Schönheit der Stadt, der Gebäude und Straßen, Menschen dagegen erzeugen in ihm Ekel (zumindest auf Fotos, oder doch generell? Auch Hass ist hier eine starke Emotion). Dennoch brennt eine zweite Leidenschaft in ihm, eine junge Frau, die sich in einem Buch zu verlieren scheint. Vielleicht, weil er in ihr auch Leidenschaft erkennt? So ist sie die Ausnahme, er scheint sie beobachtet zu haben, ihr gefolgt zu sein, ihren Namen und ihren Wohnort zu kennen.
Selbst seinen eigenen Anblick erträgt er kaum, empfindet sein Gesicht als "Nichts". Hier strauchle ich ein bisschen, weil ich mich in die Denkweise nicht einfinden kann, du schreibst, als hätte er tatsächlich kein Gesicht, da würde ich glaube ich nochmal ein bisschen rumformulieren.
Die nächste Szene wirkt ebenso unwirklich auf mich, er stößt die Tür zu, erschrickt wegen des lauten Geräusches und verletzt sich selbst (so wie du es beschreibst passt es zum psychologischen Profil einer Borderline-Symptomatik), weil er "maßlos" ist. Auch hier kann ich der Logik nicht ganz folgen, da es in meinem Verständnis "maßloser" und "zügelloser" ist, sich selbst zu verletzen, wie er es tut, als eine Schranktür zuzuschlagen.
Als der Prot dann (aus Gründen, die mir nicht zu dem Prot passen wollen, wie du ihn vorher gezeichnet hast) seinen Mut zusammensammelt scheitert er vor der Tür seiner einzig angebeteten Buchlady an einer Kontaktaufnahme, läuft panisch und von Selbsthass erfüllt in einen Wald davon und stirbt schließlich dort (erfriert er? Ich kann es nur vermuten).

Er wird lange danach gefunden (seeeeeehhr lange danach, was ist denn das für ein Wald bitte? Er muss sich doch in Stadtnähe befinden? Gibt es dort keine Förster?) und mit ihm seine Kamera, die Bilder erregen ob ihrer Schönheit und Einzigartigkeit Aufsehen und landen in einer Ausstellung. Die Buchlady ist der einzige Mensch, der eines Fotos Wert war. Eines Tages besucht auch sie die Ausstellung, erkennt sich wieder, lässt ihr Buch vor Schreck in der Ausstellung fallen (1.: Langsame Leserin oder hat sie ein Neues? 2.: Nimmt sie wirklich ein Buch mit in eine Ausstellung? Himmel, wozu?) und kann es niemals zu Ende lesen.

Insgesamt fand ich deine Geschichte unter dem Tag "Seltsam" und "Philosophisch" gut aufgehoben und in seiner Gesamtheit durchaus interessant, eine schöne Idee. Doch leider ist es stellenweise unlogisch oder mir erschließt der Sinn nicht. Auch ein paar Formulierungen waren etwas unglücklich gewählt, aber die suche ich heute Abend nicht noch heraus. Vielleicht ein andermal.
Liebe Grüße jedenfalls, Willkommen und viel Spaß noch im Forum,
Konfusius

 
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Lieber Konfusius,

Vielen Dank für Dein so ausführliches Feedback. Es freut mich sehr, dass Du meine Geschichte so aufmerksam gelesen hast.
Und es freut mich auch, dass Du sie stellenweise unlogisch findest. Denn dann bin ich nicht alleine. Die Geschichte ist aus einer Laune heraus entstanden, vielleicht hat mich der scheinbar unendliche Regen dazu verleitet? Ich weiß nicht genau, aber auch mir erschließt sich der Sinn der Handlungen nicht wirklich.
Vielleicht findet jemand einen Sinn - und vielleicht habe ich die Geschichte auch hier veröffentlicht, in der Hoffnung, dass jemand ihn für mich findet.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und schicke Dir liebe Grüße,

die Zeitoptimistin

Jetzt, wo ich so über die Seltsamkeit des Protagonisten nachdenke, stelle ich ihn mir wirklich als gesichtsloses Wesen vor. Als stummer Zeuge, der nicht sprechen oder auf sonstige Weise kommunizieren kann. Und je mehr ich über ihn nachdenke, umso seltsamer wird er.

 

Hallo nochmal zeitoptimistin,
also dass die Handlung keinen Sinn hätte will ich nicht behauptet haben, bloß dass die Handlung stellenweise unlogisch ist.
Es sind ein paar sehr schöne Elemente darin, zum Beispiel dass er die Menschen auf seinen Bildern als Fremdkörper empfindet

Ständig mussten sie sich in seine Kunst schleichen, und jeder Zentimeter ihres Daseins zerstörte die von ihm erkannte Vollkommenheit seines Motivs. Ihre parasitäre Präsenz, wie sie sich an seiner Kunstfertigkeit nährten, seiner Fotografie das Leben aussaugten.
finde ich sehr stark und gar nicht unrealistisch als psychologisches Profil.
Dass grade der Prot, der diese offenkundige Ablehnung von Menschen darstellt, sich verliebt, ist ein gutes Element der Geschichte weil es eine innere Zerrissenheit, ein psychisches Dilemma des Prots offenbart. Und dass er grade deswegen stirbt, war für mich die Tragik des Ganzen.
Unlogisch war für mich nicht die Geschichte an sich, die hat eine erkennbare Intention für mich. Es waren einzelne Elemente der Geschichte (die Art wie er stirbt zum Beispiel) die nicht schlüssig waren.
vielleicht hat mich der scheinbar unendliche Regen dazu verleitet?
:D ja der passt ganz prima zu der Stimmung der Geschichte

Jetzt, wo ich so über die Seltsamkeit des Protagonisten nachdenke, stelle ich ihn mir wirklich als gesichtsloses Wesen vor.
Und das ist das Problem, denn dann hast du dich nicht in deinen Prot eingefühlt. Lass ihn wieder lebendig werden, gib ihm eine Vorgeschichte, ein Gesicht und einen Namen und dann geh nochmal über den Text, das würde ich super finden. Erklär dem Leser vielleicht noch, warum der Prot so ist, wie er ist, mit seinen psychischen Problemen.

Liebe Grüße von
Konfusius, der jetzt wirklich mal ins Bett gehen sollte.

 

Lieber Konfusius,

Und das ist das Problem, denn dann hast du dich nicht in deinen Prot eingefühlt. Lass ihn wieder lebendig werden, gib ihm eine Vorgeschichte, ein Gesicht und einen Namen und dann geh nochmal über den Text, das würde ich super finden. Erklär dem Leser vielleicht noch, warum der Prot so ist, wie er ist, mit seinen psychischen Problemen.

Vielleicht mache ich das. Danke für Deine Anregungen und Dein Lob. Auch ich muss ganz dringend ins Bett. Und vor allem sollte ich zumindest für heute damit aufhören, über den Prot nachzudenken, sonst sucht er mich noch in den Träumen heim.

Eine gute Nacht wünscht,
die Zeitoptimistin.

 

Hej Zeitpotimistin,

wenn ich den Text als eine erste Version nehme, als etwas, das wie Du sagst " aus einer Laune heraus" geschrieben wurde, dann gefällt er mir ganz gut.

Dass für Dich selbst kein Sinn in den Handlungen Deiner Figuren liegt, merkt man dem Text mMn aber schon an. Möglicherweise können Deine Leser etwas da hinein interpretieren, so wie man hier und da Figuren und Gesichter in zufälligen Mustern finden kann. Die Wirkung des Tetxtes bleibt aber schwammig.

Erste Entwürfe haben es so an sich, dass Formulierungen ungenau sind

der Focus ihrer Augen war von einer solchen Intensität
Natürlich können Augen etwas fokussieren, aber die Intensität, das dabei Gefühlte und Erlebte, bleibt an die Augen gebunden und kann nicht einfach auf die Buchseiten hinunterpurzeln.

und sich Füllwörter einschleichen.
Da könntest Du noch einiges verbessern, wenn es Dir die Geschichte wert ist.

Gruß
Ane

 

Liebe Ane,

Danke für Deine Anmerkungen!

Dass für Dich selbst kein Sinn in den Handlungen Deiner Figuren liegt, merkt man dem Text mMn aber schon an.

Das war vielleicht etwas unglücklich von mir formuliert. Ich meinte nicht, dass ich überhaupt keinen Sinn in der Geschichte und den Handlungen meiner Figuren sehe, sonder vielmehr, dass ich in manchen Szenen nicht besonders rational geschrieben habe, sondern mich von meiner "Laune" habe leiten lassen. Ich verstehe meine Geschichte schon; nicht komplett, aber dazu ist sie auch zu fragmentarisch.

Viele liebe Grüße,

die Zeitoptimistin

 

Hi zeitoptimistin,

habe die Geschichte ebenfalls mit Interesse gelesen! Ironischerweise hat ein kleiner Hund auf dem Nachbarbalkon frenetisch zu kläffen begonnen (tolles Wort übrigens!), als ich an genau der Stelle war. Das nenn ich mal sinnliches Lesen!

Einen schaurigen Protagonisten hast du dir da ausgedacht. Ich würde ihn dir so abnehmen. Die Angst vor den Menschen, der Selbsthass, die Selbstverletzung, das passt alles ganz gut zusammen. Einerseits ist er ein Stalker, andererseits geht er nicht so weit, ihr etwas anzutun.

parasitäre Präsenz
Das ist eine griffige Formulierung!

Dass das Buch eine Art Rahmen bildet, hat auch etwas. Ein Kritikpunkt jedoch dazu: Wieso liest sie das Buch zum Schluss immer noch? Es braucht einige Zeit, bis ein Mensch verwest ist, und bis eine Bilderausstellung auf die Beine gestellt werden kann. Falls das Buch Ulysses ist, nehme ich meine Kritik natürlich zurück! ;) :)

An manchen Stellen fehlte mir noch etwas die sprachliche Präzision, aber das ist wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass du das Ganze aus einer Laune heraus geschrieben hast. Wie bereits von Ane erwähnt, könnte man echt etwas Messerscharfes draus machen, wenn es dir die Mühe wert ist.

Liebe Grüße
imperfektionist

 

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