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Verschwörung

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21.10.2001
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Verschwörung

Im Rechenzentrum herrschte rege Betriebsamkeit. Wiedereinmal war ein unerklärlicher Systemfehler aufgetreten.

Spröde schimmert Glas. Im Schein fahlen Lichts träumt Gewesenes, wartend zu Gleichem sortiert zu werden. Reflexe tanzen selbstvergessen über entformte Zerrissenheit. Zärtlich knirschend zerreibt sich die Zeit an scharfen Kanten. Glas ist geduldig, es stirbt nicht. Unfähig von selbst zu zerfallen, entsinnt sich manche Scherbe früheren Seins: ... wie es schwebte, im trüben Formaldehyd, die sanften Furchen und Windungen, das verwaschene Grau. So zart und erhaben, unschuldig .... Gehirn nannten sie es damals im pathologischen Institut. ... die schlagartige Hitze von dieser drahtigen Spirale, sie brannte erbarmunglos in mir und meine Kristalle ächzten zitternd vom Vakuum und der durchdringenden Grelle ... Schmerz .... Sonnenlicht ... spielende Kinder ... lustig hüpfende Bälle ... Splittern. Ermattet verblassen die Bilder. Kühl legt sich der Regen verrinnend auf glatte Haut, die hoffend erbebt, etwas Schmutz zurückzubehalten. Das Sehnen nach Abwechslung, kollektives Dämmern bis zum Einschmelzen, Erstarren und die ewige Wiederkehr. Glas ist geduldig, es stirbt nicht.

Die Techniker waren ratlos. Die Elektronik funktionierte tadellos.

Im Spiel der Lichtsignale erhob sich bei Kilometer 37 erblindend eine Gitterstruktur.
Glasfaser.

_____________

 

Meine Deutschlehrerin würde jetzt schreiben: Was willst Du aussagen? In welchem Zusammenhang steht dein Machwerk mit der Überschrift? So würde es zwei Patronen rote Tinte weitergehen...

Aber ich bin nicht meine Deutschlehrerin und ich denke etwas unkonventioneller.

Zwar hat sich mir deine Geschichte nicht ganz erschlossen, und an einigen Stellen könntest Du vielleicht etwas verbessern, aber mein Urteil steht: Fein gemacht :D

Viel Spaß,
Kristin

[Beitrag editiert von: weak am 21.11.2001 um 13:08]

 

Hmpf!

So ab Kilometer 0,034 ist bei mir die Spannung abhanden gekommen...

Wieviele Stunden hast du damit verbracht, solche Sätze zu bilden?

Und überhaupt!

"Da ist nichts, für das der Gott der Biomechaniker Dich in den Himmel lassen würde!"
(Replikant Batty zu seinem 'Vater' Tyrell)

Sodele!

Poncher

 

Äh.
"Spannung"?
Falsche Kategorie!
Dieser Text hätte höchstens in "seltsam" gepasst. Spannend ist an dieser Geschichte nämlich irgendwie gar nichts.
Es wirkt wie ein Gedicht mit unklarem Sinn, das einfach in Form einer Geschichte gegossen wurde.
Noch dazu erschließt sich die Bedeutung der Geschichte nicht, auch bei mehrmaligem Lesen, weil dafür einfach irgendwelche Bezugspunkte fehlen, die dem Leser beim Verständnis helfen. Es bleibt einfach wirr und unverständlich und schafft es auch nicht, wirkliches Interesse oder wenigstens Gefühle zu wecken, jedenfalls nicht bei mir.

[Beitrag editiert von: Ben Jockisch am 21.11.2001 um 13:32]

 

Interessante Kommentare ;-)

@weak: eine Geschichte, die weitestgehend unverständlich bleibt und nachbesserungswürdig scheint, hätte nach meinem Empfinden etwas verfehlt ... nämlich die darin enthaltene Aussage zu vermitteln. Fein gemacht! wäre das nur, wenn es beabsichtigt war, den Leser zu verwirren. Das war es aber eigentlich nicht ;-)
@poncher: Der Himmel kann warten ;-) Ich will doch meine Leser auch weiterhin mit unsinnigen Texten quälen dürfen. :peitsch:
@Ben: Wahrscheinlich ist der Text zu stark am lyrischen Prinzip des Andeutens und freien Assoziierens orientiert. Wenn ein Leser gewohnt ist, alle erforderlichen Informationen schwarz auf weiß nachlesen zu können, kann die Geschichte natürlich nicht funktionieren. Darüber bin ich mir im Klaren. Der Text übt sich darin, gerade das Vordergründige soweit zu reduzieren, daß dem Leser nur das Gefühl einer Ahnung verbleibt. Der Leser ist in gewisser Weise gezwungen, sich die entscheidenden Zusammenhänge selbst herzustellen. Das finde ich nämlich an Geschichten spannend, daß ich mich aufgrund der Mehrdeutigkeit und Offenheit selbst gedanklich am Geschehen beteiligen kann.

Kann sein, daß die Reduktion hier eindeutig zu weit gegangen ist.

Eine mögliche rückbezogene Assoziationskette wäre z.B.:
Glasfaser -> Glas -> Sehnen nach Abwechslung/ stirbt nicht -> erhebt sich erblindend -> Spiel der Lichtsignale -> Systemfehler -> Verschwörung?

Mir ist schon völlig klar, daß die Geschichte keinen konventionellen Vorstellungen, insbesondere über vordergründige Spannungsverläufe, entspricht und stelle hiermit einen offiziellen Umtopfungsantrag nach >Seltsam< :deal:

Grüße Martin

 

@Abyssal:

Maile bitte dem Moderator, damit er deine Geschichte umtopft.

Wahrscheinlich ist der Text zu stark am lyrischen Prinzip des Andeutens und freien Assoziierens orientiert.

Hm, wahrhaftig so stark, dass eventuelle zusammenhänge offenbar für niemanden außer dem Autor ersichtlich sind.
Versteh mich nicht falsch, ich habe nichts gegen dieses Assoziationsprinzip, nur sollte man es nicht auf die Spitze treiben.
Ich selbst habe eine Geschichte geschrieben, die mit derartigen Elementen spielt ('Leberwurtsbrote haben mit am Tisch gesessen'), jedoch ist die Assoziationskette da in einen Kontext eingebunden, die dem Leser wenigstens das Gefühl gibt, vom Autor nicht völlig im Regen stehen gelassen zu werden.


Wenn ein Leser gewohnt ist, alle erforderlichen Informationen schwarz auf weiß nachlesen zu können, (...) Das finde ich nämlich an Geschichten spannend, daß ich mich aufgrund der Mehrdeutigkeit und Offenheit selbst gedanklich am Geschehen beteiligen kann.

Eben, aber wie du selbst sagst, man kann die Reduktion übertreiben, und das ist hier geschehen.
Ich hab auch einige Sachen geschrieben, die vordergründig eher wirr sind, aber die mute ich dann auch niemandem zu außer mir, weil mir vollkommen klar ist, dass sonst niemand etwas damit anfangen kann.

Der Leser braucht wenigstens irgendeinen Bezugspunkt, an dem er festmachen kann, was der Text sagen will, beziehungsweise, ob zwischen den Sätzen überhaupt irgendein Zusammenhang besteht. Und dein oben genanntes Beispiel ist so weit hergeholt, dass man nicht ersthaft von einem Leser erwarten kann, jemals dahinter zu kommen.

zum Beispiel:

Glas -> Sehnen nach Abwechslung/ stirbt nicht

Das ist ein Gedankensprung, den man beim besten Willen nicht nachvollziehen kann.

[Beitrag editiert von: Ben Jockisch am 21.11.2001 um 18:43]

 

Aaaalso, die Sätze an sich fand ich ganz interessant an der Story! Aber: Was das ganze soll, blieb mir auch nach deinen "Erklärungen" völlig unklar.
Und es tut mir leid, wenn ich mich wiederhole: Nicht der Leser ist schuld, wenn er einen Text nicht versteht, sondern der Autor.
Mir anderen Worten: Man sollte so schreiben, dass es JEDER versteht! Das ist jedenfalls meine Auffassung. Klar, ein bisserl Interpretationsfreiraum und Denkleistung sollten einem schon gelassen werden, das hält fit und macht Spaß, aber, wie schon Ben sagte, ohne Bezugspunkt kann man diese Geschichte nirgends festmachen!

Doch wie gesagt, die Erzählstruktur fand ich ganz gut.

 

@Rainer:

Mir anderen Worten: Man sollte so schreiben, dass es JEDER versteht! Das ist jedenfalls meine Auffassung.

Nunja, Rainer, das wird nun schwerlich möglich sein, aufgrund von Unterschieden in Herkunft, Bildungsgrad, Alter, Kultur, Sprache, Hintergrundwissen, etc., etc.

Mann kann z.B. schwer Anspielungen machen, die ausnahmslos jeder ohne jedes Zusatzwissen versteht. Wenn man hierzulande in einer Geschichte von Adam und Eva spricht, weiß jeder bescheid, aber gib das dann mal einem vom Volk der Inuit, dem für das Verständnis einfach der kulturelle Background fehlt. Und umgekehrt natürlich genauso.

 

Ja, ja, schon klar! War nicht wörtlich gemeint! Ich gehe natürlich davon aus, dass es sich um Erwachsene eines Kulturkreises handelt, die die gleiche Sprache sprechen und halbwegs gebildet sind.

Es ist wohl nicht vermessen zu behaupten, dass ein Text, den du nicht verstehst, zB Ponch oder meiner einer gleichfalls nicht verstehen werden. Wie es eben hier der Fall war.

 

>Man sollte so schreiben, dass es JEDER versteht!<

Es gibt nach meinem Empfinden in jedem Literaturforum die Erscheinung, daß sich Leser und Autoren unbewußt aufeinander "abstimmen". Du lernst, was die dort vorhandenen Leser mögen oder kritisieren, deiner Leser lernen sich mit den Besonderheiten deiner Gedanken- und Phantasiewelt (Abstraktion), der Denkart, des Humors und deiner Bild- und Wortverwendung (Stil) vertraut zu machen. Was wird über Monate passieren? Du kannst bestimmte Aspekte als bekannt voraussetzen, brauchst sie nicht mehr in den Text zu schreiben (weil sie bei den Lesern präsent sind), wiederkehrende Motive brauchen nicht in aller Breite erläutert, typische Denkweisen nur angerissen werden. Ist man tatsächlich so reflektiert, diese Anpassung beiseitezuschieben, um für hypothetisch JEDEN zu schreiben? Man wird es nur herausfinden, wenn man seinen angestammten Leserkreis verläßt und von "ungeübten" Lesern Meinungen einholt. Dann kann man erlerntes Verstehen von formalen Verstehen trennen und wird mitunter feststellen müssen, wie weit man durch diese stillschweigende Aufeinanderabstimmung schon abgedriftet ist. Eine interessante Lektion ;-)

Auflösen kann man die Geschichte vielleicht mit der Werbung. Da gibt es ein ähnlich "absurdes" Glasmotiv: 3 Glasflaschen wollen recycelt werden und finden sich prompt in einer Käseglocke vereinigt wieder. Wurden sie zu einem oder 3 Bewußtsein(s) verschmolzen? Dargestellt wird dort ein separater Erhalt der psychologischen Kontinuität (Erinnerung). Nicht gezeigt wird, was eigentlich schon in den Glasflaschen zusammengeschmolzen worden ist und was passiert, wenn die Käseglocke zerbricht. An dieser Stelle setzt quasi der lyrische Absatz an. Hier lagern Scherbenhaufen in Recycling-Erwartung, denen die Erinnerung an jedes - wie auch immer geartetes - Einzeldasein erhalten geblieben ist, akkumuliert wurde. Sie können nicht sterben, weil ihre materielle Substanz niemals zerfällt, stets nur in andere Formen gegossen wird. Ein Gedankensprung ist wahrscheinlich, anzunehmen, daß diese Quasi-Unsterblichkeit zur Folge hat, daß man irgendwann alles erlebt hat ... tödliche Langeweile, wo selbst der Schmutz vom Regen eine willkommene Abwechslung ist.
Wie auch immer der Funktionsfehler der Glasfaser geartet oder motiviert sein sollte, er korrespondiert über die Wesensgleichheit von Glas mit dieser "Unsterblichkeitsmüdigkeit." Alles weitere ist dem Leser überlassen. Man kann der Überschrift folgen, dem >wiedereinmal<, dem >erhob sich< eine besondere Bedeutung beimessen oder nicht ... schön spannend ;-)

Grüße Martin

P.S.: @ben: deine vordergründig eher wirren Sachen würden mich sehr interessieren ;-)

[Beitrag editiert von: Abyssal am 22.11.2001 um 19:08]

 

Ich habe leider grade nicht die Zeit zum Diskutieren, aber:
Erstens missversteht ihr mich gründlich! Ich bin kein Fürsprecher von Sätzen unter 10 Worten, bloß keine Fremdwörter und nicht mehr als zwei Zeitformen, damit es jeder Depp versteht. Es geht mir darum, dass ich als lesender Mensch mit halbwegs normaler Bildung einen Text begreifen kann.
Und das, zweitens, ist bei deinem eingedenk deiner ausführlichen Erklärung absolut nicht der Fall.

Wobei ich dich mal bitten möchte darüber nachzudenken, WAS du alles vom Leser abverlangst! Ohne Gebrauchsanweisung ist dein Text unverständlich, sorry.

 

Hallo Rainer

Vielleicht habe ich es nicht klar genug gesagt: Ja, der Text ist hier unverständlich. Er ist von mir offenbar seinerzeit unbewußt an meine "Stammleser" angepaßt worden, die mit meiner Gedankenwelt vertrauter sind. Ohne diese erlernten "Werkzeuge" ist eine Verknüpfung scheinbar nicht möglich. Diesen "Vorwurf" muß - wenn überhaupt - ich mir machen. Das habe ich im Zuge der hier genannten Rückmeldungen verstanden.

Deine emotionale Art des Kommentierens finde ich unangebracht. Wenn dich mein Text oder meine Argumentation nervt, kann ich nichts dafür. Ich habe weder als Autor noch als Leser den Anspruch, daß jeder Text von jedem verstanden werden muß. Wenn es gelingt, dann ist gut, wenn nicht, hat das Gründe. Diese kann man analysieren und zu Erkenntnissen gelangen, die vielleicht beim nächsten Mal hilfreich sein können. Sachlich bleiben!

Grüße Martin

[Beitrag editiert von: Abyssal am 22.11.2001 um 21:40]

 

Er ist von mir offenbar seinerzeit unbewußt an meine "Stammleser" angepaßt worden, die mit meiner Gedankenwelt vertrauter sind. Ohne diese erlernten "Werkzeuge" ist eine Verknüpfung scheinbar nicht möglich.

Oh man!Die möchte ich überhaupt nicht kennenlernen! Auch weil ich zu faul bin, "Werkzeuge" zu lernen, nur um DEINE Geschichten verstehen zu können. Hm... schön auf dem Boden bleiben, Junge!

:xxlmad:

 

langsam wird's albern.

Grundregel Nr.1: Kritisiere den Text, niemals die Person des Autors.

@poncher: Du mußt weder mich noch meine Geschichten (woher kommt eigentlich der Plural?) verstehen. Du mußt es nichteinmal ernsthaft versucht haben. Manchmal passen Leser und Autoren einfach nicht zusammen. So einfach ist das.

Grüße Martin

 

@abyssal:

@ben: deine vordergründig eher wirren Sachen würden mich sehr interessieren

Ich kann dir ja was davon schicken, wenn du willst, aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.
Wirrer als deine obige Erklärung mit den Glasflaschen und dem Recycling kann es aber auch nicht sein.

 

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