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Vielleicht beim nächsten Mal

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13.07.2004
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Vielleicht beim nächsten Mal

Er sass im Zug. Rechts von ihm hinter dem schmutzigen Glasfenster eilten bröckelnde Häuserwände, langgezogene Bäume und endlos graue Strassen in wilder Hast getrieben vorbei.
Es war ein langer Tag gewesen. Frühmorgens war er aufgestanden, als es draussen noch dunkel war. Und jetzt als er sich im Zug befand, dämmerte es bereits schon.
Anton streckte seine Beine aus. Er fühlte wie sich eine lähmende Müdigkeit über ihn ausbreitete. Er versuchte sich so gut es ging zu entspannen. Sein Kopf wurde schwer und fühlte sich an, als würde er nur noch von einem dünnen Draht gestützt werden, der jederzeit drohte, einzuknicken.
Er war schon bereits dabei, die Realität zu verlassen und in die verworrene Welt der Träume einzutauchen, als er geweckt wurde.
"Ist der Platz noch frei?", fragte eine unbekannte Stimme. Sie klang warm und ein wenig rauh. Er kniff die Augen zusammen und setzte sich aufrecht hin. „Klar!“, sagte er noch halb verschlafen. Als er sie erblickte, setze sein Herz für einen Schlag aus. Schnell spürte er seinen Puls und das Blut in seinem Körper rauschen.
Es war ihm ein wenig unangenehm, dass sie ihn so gesehen hatte.
Dunkle Locken fielen sanft auf ihre Schultern. Die Augen konnte er nicht erkennen, da sie aus dem Fenster schaute. Bestimmt waren sie grün. Er mochte grüne Augen. Als sie sich vorhin gesetzt hatte, hatte er einen leichten Duft von Vanille wahrgenommen.
Er schloss für einen Moment die Augen und versuchte sich auf ihren Duft zu konzentrieren, doch roch er nichts mehr. Vielleicht hatte er es sich auch bloss eingebildet.
Ganz in seinen Gedanken über die schöne Unbekannte, stellte er sie sich vor, wie sie in einer weissen Vanilleblüte stand, umgeben von saftigen grünen Blättern. Ein türkisfarbener Schmetterling mit schwarzen Tupfen (falls es überhaupt einen solchen gab, aber das war ihm egal. Einen Realitätsanspruch an seine Phantasie hatte er noch nie gestellt) näherte sich ihr und setzte sich auf ihre Stirn. Blass schimmerte ihre Elfenbeinhaut hervor. Sie hob ihre Hand und zog eine Linie in die Luft, aus welcher Tausende von kleinen Sternen auf sie und die Vanilleblüte herabregneten.
„Nächster Halt Hauptbahnhof!“, ertönte eine mechanische Stimme aus dem Lautsprecher.
Er sah sie wieder an. In der Zwischenzeit hatte sie einen Discman hervorgenommen und hörte Musik. Er überlegte sich, was sie wohl gerne hören mochte. Vielleicht Rock oder Elektro?
„Entschuldigung!“, sagte Stefan zu ihr. Sie schaute ihn etwas überrascht an, nahm den Kopfhörer ab und sagte „Sprichst du mit mir?“. „Ja Entschuldigung, wenn ich dich gestört habe, aber ich habe mir überlegt, was du dir wohl gerade anhörst.“ „Kennst du Morcheeba? Fragments of Freedom.”
“Ja, die ist toll. Die habe ich au zu Hause stehen. Bis wohin fährst du? Vielleicht können wir uns ja noch ein wenig unterhalten. Das wäre echt toll.“
„Ich muss die nächste raus, aber wenn du Lust hast, kannst du mir ja deine Nummer geben und ich rufe dich an, dann könnten wir zusammen bei einem Tee ein wenig über Musik quatschen, wenn du magst.“
„Nächster Halt, Altstetten!“, hörte Stefan den Lautsprecher erneut. Er öffnete die Augen und sah sich um. Sie stand schon beim Ausgang. Die Tür öffnete sich und sie trat heraus auf den Bahnsteig. Nachdem sie ihre Tasche zurechtgerückt hatte, lief sie Richtung Busstation. Sie drehte sich nicht ein einziges Mal um. Ob sie überhaupt Notiz von ihm genommen hatte?
In diesem Moment fühlte Stefan einen tiefen Schmerz in seinem Innern, gefolgt von Wut über seine Unfähigkeit, sich der Realität zu stellen. In seinen Träumen und Gedanken war er ständig der Held, doch im wahren Leben nutzte er keine der Chancen, die sich ihm anerboten. Viel zu scheu und unsicher war er. Er schaute ihr noch lange hinterher, obwohl sie schon längst nicht mehr zu sehen war, bis der Zug davonfuhr.
Das sachte Rütteln des Zuges beruhigte ihn ein wenig, doch diese Begegnung würde er so schnell nicht mehr vergessen. Vielleicht würde er sie ein anderes Mal wieder sehen und dann würde er sich getrauen, das wusste er ganz tief in sich. Dann würde er keine Hemmungen mehr haben und sie so lange umwerben, bis sie gar nicht anders konnte, als sich mit ihm zu verabreden. Ja vielleicht würde er sie nochmals sehen. Vielleicht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo akasha,

Völlig überzeugt hat mich deine Geschichte nicht. Du schilderst eine alltägliche Begegnung im Zug. Stefan, dein Protagonist, verguckt sich dabei in ein Mädchen, traut sich aber nicht, sie anzusprechen. Seine Verzagtheit bringt ihn beinahe um den Verstand. So verliert er sich in Träumereien, und trauert am Ende der verpassten Gelegenheit nach.
Den Zeitdruck und die Unentschlossenheit Stefans bringst du akzeptabel rüber. Weniger gut hingegen hast du Stefans Charakter skizziert. Er wirkt auf mich sehr hölzern, ohne jegliche Besonderheit. Daneben gibt es noch einige sprachliche Mängel. "Show, don't tell!" solltest du dir unbedingt auf die Fahne schreiben. Insgesamt aber ist der Text flüssig und flott geschrieben.
Die Idee deiner Geschichte ist nicht neu. Der Illusionist hat eine ähnliche, wenngleich bedeutend bessere Umsetzung geschrieben. Du findest sie hier: Ein Gespräch, wo Schweigen war.

Textkram:

"Er sass im Zug. Rechts von ihm hinter dem schmutzigen Glasfenster eilten bröckelnde Häuserwände, langgezogene Bäume und endlos graue Strassen in wilder Hast getrieben vorbei."
- 'saß'
- 'wild' passt nicht, ein Zug fährt eher gleichmäßig, einförmig usf.

"Es war ein langer Tag gewesen. Frühmorgens war er aufgestanden, als es draussen noch dunkel war. Und jetzt als er sich im Zug befand, dämmerte es bereits schon."
- 'draußen'
- 'schon' streichen

"Anton streckte seine Beine aus."
- Nein, Stefan ;)

"Er war schon bereits dabei, die Realität zu verlassen und in die verworrene Welt der Träume einzutauchen, als er geweckt wurde. "
- 'schon' streichen
- 'verworrene Welt der Träume' klingt sehr klischeehaft
- 'plötzlich' vor 'geweckt wurde' einfügen

"Schnell spürte er seinen Puls und das Blut in seinem Körper rauschen."
- Ohne 'schnell' klingt es mE besser
- Vorschlag: Sein Puls raste. Das Blut rauschte in seinen Adern, verteilte sich im ganzen Körper.

"Als sie sich vorhin gesetzt hatte, hatte er einen leichten Duft von Vanille wahrgenommen."
- Wortwiederholung: 'hatte'

"Er schloss für einen Moment die Augen und versuchte sich auf ihren Duft zu konzentrieren, doch roch er nichts mehr. Vielleicht hatte er es sich auch bloss eingebildet."
- Komma nach 'versuchte'
- Punkt nach 'konzentrieren'
- Wortreihenfolge: Doch er roch nichts mehr.
- 'bloß'

"Ganz in seinen Gedanken über die schöne Unbekannte, stellte er sie sich vor, wie sie in einer weissen Vanilleblüte stand, umgeben von saftigen grünen Blättern."
- 'versunken' nach 'Unbekannte' einfügen
- 'weißen'
- Komma nach 'saftigen' (Aufzählung)

"Ein türkisfarbener Schmetterling mit schwarzen Tupfen (falls es überhaupt einen solchen gab, aber das war ihm egal. Einen Realitätsanspruch an seine Phantasie hatte er noch nie gestellt) näherte sich ihr und setzte sich auf ihre Stirn."
- Klammern und deren Inhalt entfernen
- In dem Abschnitt wird es äußerst kitschig

"„Nächster Halt Hauptbahnhof!“, ertönte eine mechanische Stimme aus dem Lautsprecher."
- Komma nach 'Halt'

"„Ja Entschuldigung, wenn ich dich gestört habe, aber ich habe mir überlegt, was du dir wohl gerade anhörst.“"
- '-' vor die direkte Rede, da er antwortet
- Komma nach 'Ja'

"“Ja, die ist toll. Die habe ich au zu Hause stehen. Bis wohin fährst du? Vielleicht können wir uns ja noch ein wenig unterhalten. Das wäre echt toll.“"
- 'auch'
- 'könnten'

"„Ich muss die nächste raus, aber wenn du Lust hast, kannst du mir ja deine Nummer geben und ich rufe dich an, dann könnten wir zusammen bei einem Tee ein wenig über Musik quatschen, wenn du magst.“"
- Mach mehrere Sätze daraus
- Jugendliche trinken Tee? Absinth-Tee sicherlich ;)

"Die Tür öffnete sich und sie trat heraus auf den Bahnsteig. "
- 'hinaus'

"In diesem Moment fühlte Stefan einen tiefen Schmerz in seinem Innern, gefolgt von Wut über seine Unfähigkeit, sich der Realität zu stellen. In seinen Träumen und Gedanken war er ständig der Held, doch im wahren Leben nutzte er keine der Chancen, die sich ihm anerboten. Viel zu scheu und unsicher war er. "
- "Show, don't tell!"
- Wortwiederholung: 'In'

"Vielleicht würde er sie ein anderes Mal wieder sehen und dann würde er sich getrauen, das wusste er ganz tief in sich."
- 'trauen'

"Ja vielleicht würde er sie nochmals sehen."
- Komma nach 'Ja'

Vielleicht klappt's beim nächsten Mal. :rolleyes:

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo akasha

Ich schliesse mich im Wesentlichen moonaY an. Die Story bietet nichts, was man nicht schon hundert Mal gelesen hat und das meistens in besserer Form. Vergeblich erwartete ich eine kleine Überraschung oder einen interessanten Charakter und war ziemlich enttäuscht nach der letzten Zeile.
Noch recht gut gefiel mir die erste Hälfte, weil da die Stimmung schön aufgebaut wird. Der Dialog danach wirkt aber bereits sehr unnatürlich und die Personen verlieren an Glaubwürdigkeit. Dazu kommen die teils sehr konstruierten Sätze und Bilder.
Was mich zusätzlich gestört hat, ist die Einführung des Namen "Stefan/Anton -> siehe moonaY". Ich halte es für ungeschickt, die Hauptperson anfangs ohne Namen zu lassen und ihr dann doch noch einen zu geben. Entweder bleibt Stefan halt "er" oder du nennst ihn schon in der Zeile beim Namen.

Gut, das waren jetzt einige harte Worte. Ich hoffe du lässt dich nicht entmutigen, aber Kritik hat in diesem Forum wohl jeder schon einmal einstecken müssen. Ausserdem ist das natürlich meine rein persönliche Meinung ;-)

Viele Grüsse
Sorontur

 

Hallo ihr beiden!

Danke für die Kritik, die ich von euch bekommen habe. Ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich es gleich zusammenfassend schreibe.
Tja was woll ich dazu sagen? Das mit dem Namen war wohl ein Patzer, der Diaolog entstand ja aus einem Tagtraum, also habe ich ihn extra ein wenig einfach dargestellt, die kitschige Stelle war Absicht, dass es schlecht erzählt bzw. formuliert sein soll, wohl eher nicht... :-)
Danke trotzdem und ich nehms mir zu Herzen!

LG, Seli

 

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