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Virus

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01.01.2004
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Virus

Ich saß auf meinem Sessel, vor mir auf dem Couchtisch ein Kristallglas und ein guter Tropfen Burgunder. Den Brief von meinem ehemaligen Kollegen Beckdoom hatte ich auf dem Schoß liegen und ich grübelte darüber nach, wie viele Jahre ich nun schon nicht mehr in dem Institut für die Erschaffung künstlicher Intelligenzen arbeitete. Drei, nein, vier Jahre. Wie die Zeit verging …
Vielleicht schrieb mir Beckdoom, dass mich Dr. Marlowe zurück haben wollte!
Bei dem Gedanken musste ich lächeln. Doki – so nannte ich Marlowe in dessen Abwesenheit – hatte sich gerne darüber beschwert, dass ich zu wenig Risikobereitschaft an den Tag legte, immer wieder mein Veto brachte, seine Visionen durch mich nicht so schnell umgesetzt wurden. Er wollte Menschen klonen, ich war für Tiere, er wollte menschliche Androiden, ich war für Androiden mit dem Aussehen von Schaufensterpuppen. Natürlich machte er sich einen Spaß daraus und schenkte mir bei der Verabschiedung aus dem Institut ein Androidentier. Und ein ziemlich nerviges dazu.
„Quaxi! Quaxi!“, rief dann auch schon Charles, mein Androidenpapagei. Eine Fliege surrte um seinen Schnabel und ich hatte ihm beigebracht, dass es sich dabei um Quax handelte, den Bruchpiloten. Der Vogel hatte die komische Angewohnheit die Wörter mit einem *i* enden zu lassen, wahrscheinlich hatte ihn der liebe Dr. Marlowe darauf programmiert. Ich klatschte mir an die Stirn. Das sollte wahrscheinlich eine Anspielung sein! Sicher hatte ihm mal jemand verklickert, dass ich ihn Doki nannte und das war seine Rache.
Nur Verräter in dieser Branche …
„Quaxi!“
„Halt die Klappe!“, rief ich und ärgerte mich ein wenig darüber, dass Marlowe den Ruhm einsackte, der mir zugestanden hätte. Ohne mich wäre es niemals möglich gewesen, Androiden zu erschaffen, die von normalen Kreaturen nicht zu unterscheiden waren. Man nehme ein totes Lebewesen, macht einen Abdruck davon und gießt sie mit Protoplasma aus, einer mehr oder weniger dünnflüssigen Masse, die mit Leichtigkeit anderen Häuten anzugleichen ist. Der Androide wird dem Abdruck angepasst. Verletzt er sich, tritt weißliches Blut heraus, bevor sich die Wunde in Sekundenschnelle wieder schließt.
Naja, soll Doki damit glücklich werden, dachte ich und öffnete das Kuvert. Die Schrift war wie hingeschmiert. Ich strengte die Augen an, hielt den Brief näher und las:

Henry, wenn du diese Zeilen liest, bin ich vielleicht schon nicht mehr am Leben. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich bin hinter Marlowes Geheimnis gekommen und das wird mich den Kopf kosten. Er lässt sich aus Krankenhäusern Schwerkranke ins Institut schicken, und tauscht sie in Androiden um. Du kannst dir denken, was mit den Patienten passiert … Zur Polizei kann ich nicht, die stecken alle unter einer Decke: Die Ärzte lassen sich feiern, weil sie Todgeweihten scheinbar das Leben retten, die Regierung spart Krankenhausgelder und wird zudem natürlich ordentlich geschmiert. Und wenn in einer Familie herauskommt, dass sie es mit einem Androiden zu tun haben, werden sie verschleppt und ebenfalls ‚ausgetauscht’. Aber das kommt äußerst selten vor, weil die Androiden fast perfekte Menschen sind. Ich glaube sogar, dass manche Frauen dahinter gekommen sind, aber sich mit dem Androiden glücklicher schätzen, als mit dem eigenen Mann. Trotzdem muss diesem Wahnsinn ein Ende gesetzt werden.

Ich konnte nicht weiter lesen, musste mir erst Wein einschenken und einen Schluck trinken. Dieser Marlowe war doch ein noch kränkeres Gehirn, als ich bisher gedacht hatte. Ich strich mir über die feuchte Stirn und musste an unseren Nachbarsjungen Steven denken, der vor gut einem halben Jahr von einem Auto überfahren und schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Vor wenigen Wochen hatte man den Teeny entlassen und mir kam das wie ein Wunder vor. Hauste jetzt etwa ein Androide im Nachbarhaus?
Ich legte den Brief auf dem Tisch ab, stellte das Weinglas dazu und schlich zum Fenster.
„Ich bin ein Huhni, ein Huhni!“, rief Charles und flatterte im Käfig wie ein aufgescheuchter Gockel.
„Charles!“
Er sah zu mir herüber, fragend.
„Für heute herrscht Sendepause! Verstanden?“
„Oki doki, oki doki.“
Ich zuckte bei seinem ‚doki’ zusammen. Fühlte ich mich etwa schon verfolgt? Mir wurde bewusst, dass auch ich für Marlowe ein Problem darstellte, mit meinem Wissen, wie ich den Androiden schaden könnte. Ich müsste lediglich an den Hauptcomputer gelangen und einen Virus einspeisen, um diese Dinger zu zerstören. Man hatte ihnen allesamt einen Chip implantiert, der sie mit dem Hauptcomputer verband. So konnte man jeden einzelnen Androiden lokalisieren, bei ihnen ein Update, oder aber auch stillschweigende Fehlerkorrekturen durchführen. Ist der Virus erst mal ins System eingespeist, löst sich bei den Androiden nach spätestens einer Stunde die Plasmahaut, nach zwei Stunden spielt die Elektronik verrückt, sie schließen sich kurz und schmoren durch. Selbstmord der künstlichen Art. Aber wie sollte ich zu dem streng bewachten Hauptcomputer vordringen? Aussichtslose Sache.
Am Nachbarhaus öffnete sich die Haustüre und Mrs. Adams trat heraus, diese immerzu adrett gekleidete Dame mit den feuerroten Locken. Neben sich ihren Sohn Steven. Ich kramte schnell das Fernglas aus der Schublade und beobachtete den Jungen in Nahaufnahme. Er sah zu seiner Mutter auf, lächelte. Seine Zähne strahlend weiß. Keine Pickel zu erkennen, ungewöhnlich für pubertierende Jungs. Trotzdem war ich mir unsicher, redete mir vielleicht etwas ein. Ich legte das Fernglas ab und beobachtete die beiden, bis sie mit ihrem BMW davon brausten. Daraufhin kippte ich das Fenster, die Luft kam mir mit einem Mal ziemlich stickig vor. Die Fliege krabbelte auf meiner Hand, mit einem Reflex bekam ich sie zu fassen und zerdrückte sie auf dem Fenstersims. Da ließ ich sie liegen, in ihrem Matsch, und schlich mit zitternden Beinen zurück zum Sessel, las den Brief fertig:

Henry, du musst die Androiden zerstören! Nur du weißt, wie das geht. Ich hab dir doch einmal erzählt, dass ich die Sicherheitsvorkehrungen austricksen kann. Am 30. März kommst du um kurz nach 20:00 Uhr zu dem Nebeneingang an der Ostseite des Labors. Ich habe dafür gesorgt, dass für eine Stunde die Alarmanlagen deaktiviert sein werden. Die Codes für die Türen habe ich diesem Brief beigelegt. Ach ja, das Passwort für den Pc lautet: Blümchenwiese.

30. März? Das war ja schon morgen Abend! Ich schnappte mir das Kuvert und tatsächlich, da befand sich ein Zettel mit etlichen Codes. Bei einem Blick auf meinen Papagei wurde mir plötzlich klar, dass Charles’ Tage nun wohl gezählt waren, sofern ich erfolgreich wäre. Mir tat es leid und ich wollte ihm eine Freude bereiten.
„Charles!“, rief ich und er sah auf. „Du darfst singen!“
„Weil ich ein Huhni bin! Tralli, tralli.“
Um das Gekreische und Geflatter ertragen zu können, leerte ich den Burgunder. Ansonsten wäre ich versucht gewesen, ihn an Ort und Stelle ins Jenseits zu befördern.

Die halbe Nacht und den nächsten Tag verbrachte ich in meinem Büro am Computer und entwickelte einen extrem aggressiven Virus, obwohl das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Selbst ein einfach programmierter Virus würde für Androiden den sicheren Tod bedeuten, sobald er in den Hauptcomputer eingespeist worden war.
Blümchenwiese. Was für ein bescheuertes Passwort. Aber ich fühlte mich inspiriert und taufte den Virus Kleeblatt, speicherte ihn dann auf einem USB-Stick ab.

*

Es war soweit. Die Sonne war längst abgetaucht, Wolken verdunkelten zudem die Gegend. Ich stand vor dem Drahtzaun, der das Gelände des Instituts umgrenzte. An meinem Bein lehnte die Eisenzange. Ich kramte noch einmal in der Manteltasche nach dem USB-Stick und nach dem Zettel mit den Codes, sah dann auf die Uhr: 20:05. Es waren keine Aufpasser zu sehen. Gut, ich musste es nun versuchen. Ich nahm die Eisenzange, zwickte den Draht durch und krampfte zusammen. Kein Alarm. Auf Beckdoom war also Verlass. Schnell zwickte ich mir ein Loch, das für mich groß genug war und schlüpfte hindurch. Die Zange ließ ich zurück. Geduckt und so leise wie es mir möglich war lief ich zum östlichen Eingang. Ich gab den ersten Code ein, die schwere Metalltür öffnete sich mit einem zischenden Laut. Ich sah mich nach allen Seiten um. Niemand zu sehen. Ich schloss die Tür hinter mir und stand nun im menschenleeren Gang, der zu den einzelnen Abteilungen führte. Nichts hatte sich hier verändert seit meiner Verabschiedung. Trotzdem musste ich kurz überlegen, wo sich der Hauptcomputer befand, dann ging ich schnellen Schrittes den Gang hinab. Die Überwachungskameras standen still und ihre roten Lämpchen waren ohne Licht. Ich sah auf meine Uhr: Für eine gute dreiviertel Stunde waren sie noch außer Betrieb. Bei der zweiten Tür gab es Probleme. Ich tippte den Code ein zweites Mal ein, dann endlich öffnete sie sich, auch mit einem zischenden Laut. Ich betrat den Raum, in dem an den Androiden experimentiert wurde. Da gab es gläserne Behälter, in denen verschiedene Körperteile aufbewahrt wurden, Seziertische, einen abgeschalteten Monitor. Plötzlich hörte ich Schritte aus dem Raum nebenan. Schnell versteckte ich mich hinter dem Behälter mit den Androidenköpfen. Ein zischender Laut. Zwei Männer traten in den Raum. Ich erkannte die Stimme von Dr. Marlowe und die von – Beckdoom! Oder war es ein Androide, der mittlerweile Beckdoom ersetzte? Ich war verwirrt, aber ich musste das nun durchziehen. Wertvolle Minuten verstrichen, dann verließen sie den Raum in die Richtung, aus der ich gekommen war. Ich atmete einmal kräftig durch, und schlich zur letzten Tür. Der Code stimmte, und ich trat ein. Vor mir der Hauptcomputer. Ich fuhr ihn hoch. Passwortanfrage. Ich tippte Blümchenwiese ein. Alles wunderbar. Einen Moment hielt ich inne, wollte mir die Situation vergegenwärtigen, einprägen, dann steckte ich den USB-Stick ein. Bald war der Virus eingespeist und ich mit den Nerven am Ende. Ein Blick auf die Uhr: 20:52. Mir blieben nur noch wenige Minuten, dann würde der Alarm losgehen.
Ich hetzte aus den Räumen, stürmte aus dem Gebäude und stoppte abrupt, nachdem ich sah, wie Beckdoom zu Marlowe in den Porsche stieg. Ich duckte mich, als er in meine Richtung spähte. Naja, wenn er ein Androide war, würde er bald das Zeitliche segnen. Um 20:59 war ich schon längst durch das Zaunloch geschlüpft und unterwegs, mir ein wenig die Zeit zu vertreten. Nach Hause wollte ich nicht sofort, schließlich wäre es kein Vergnügen, Charles beim Zerschmoren zuzusehen, auch wenn es nur ein nerviges Androidentier war.

Der Dom schlug Mitternacht, als ich meine Schlüssel aus dem Mantel kramte. Ich spähte zum Nachbarhaus, dort schimmerte im Wohnzimmerfenster bläuliches Licht. Mr. Adams guckte wohl einen Blue Movie. Entweder hatte ich falsche Vermutungen angestellt und der Junge war tatsächlich kein Androide, oder aber sie würden erst am nächsten Tag einen zerschmolzenen Haufen Haut im Kinderzimmer vorfinden, mit einem angeschwärzten Haufen Blech. Ich sperrte meine Haustür auf und machte mich auf das Bild von Charlie gefasst, wie sein Androidenskelett am Käfig lehnt, ein schwarzer Rauchfaden die Decke russt und Plasmahaut auf den Teppich tropft.
Mein schöner Teppich! Ich hätte vorher etwas unterlegen sollen, dachte ich mir und machte Licht.
„Papa Henri!“, rief Charles vergnügt, als er mich sah. Ihm war kein Federchen verloren gegangen.
Ich hielt mich am Türstock fest, rieb mir die Augen. Hatte ich versagt? Oder setzte der Verfall doch erst später ein?
Langsam schlich ich zu meinem Sessel, ich musste mich setzen. Die Nacht würde ich kein Auge zu tun, dessen war ich mir sicher. Und so starrten wir uns eine Weile an, der Papagei und ich.
„Wie fühlst du dich?“
„Ich bin ein Huhni …“, fing er an und flatterte mal wieder durch den Käfig.
„Sei ruhig!“
Eine Feder flatterte zwischen den Gitterstäben hindurch und landete auf dem Teppich. Ich brauchte etwas zum Spielen, und so bequemte mich auf. Als ich mich nach der Feder bückte, fiel mir auf, dass auf dam Fenstersims ein Zettel lag, an der Stelle, an der normalerweise die Fliege kleben musste. Hm. Wie war das möglich? War hier jemand in meiner Wohnung? Und hat das das Fenstersims geputzt? Eigenartig. Ich nahm den Zettel und las:

Ich bin’s, die Fliege, die du so erbarmungslos zerquetscht hast. Hab aber keine Sorge, ich hab den Angriff überlebt und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Dauert nicht lange und du hast mich wieder.

Das war Beckdoom’s Handschrift, genauso hingeschmiert wie im Brief.
Quietschende Reifen. Schnell öffnete ich das Fenster. Die Straßen waren gut mit Laternen ausgeleuchtet und so konnte ich gerade noch das Hinterteil eines Porsches erkennen. Marlowes Porsche …
Eine Fliege summte an mir vorüber, noch bevor ich das Fenster schließen konnte. Diese Mistviecher. Charles legte auch schon wieder los.
„Quaxi! Quaxi!“, rief der Androidenpapagei.
„Hallo Charles!“, entgegnete eine leise Stimme.
Ich zuckte zusammen. „Wer ist da?“
„Na ich!“, wisperte es und ich machte die Stimme bei Charles aus. Imitierte er etwa jemand? Da sah ich, wie auf seinem Schnabel die Fliege hockte, scheinbar nickte sie mir zu. „Du darfst mich auch Grashalm nennen.“
Tatsächlich, die Fliege sprach mit mir. „Bist du das, für das ich dich halte? Eine Androidenfliege?“
„Ich?“, wisperte die Fliege. „Ich bin ein Doki-Gruß. Und ich soll dir schön Danke sagen. Deine Arbeit am Hauptcomputer wurde dokumentiert und mit deiner Hilfe war es nun möglich, die Schwachstelle ausfindig zu machen.“ Die Fliege schwirrte aus dem Käfig und auf mich zu.
„Quaxi, Quaxi“, rief der Papagei ihr hinterher und flatterte mit den Flügeln.
„Schnauze Charles.“ Ich rieb mir die Stirn, musste nachdenken. Was habe ich da nur angerichtet? Ich hab mitgeholfen, den Wahnsinn unverwundbar zu machen!
Die Fliege kreiste um mich herum. „Noch ein Doki-Gruß“, flüsterte sie. „Die Geschichte mit den Schwerverletzten und dass man sie ersetzt, war natürlich ein böser Scherz. Es geht alles mit rechten Dingen zu. Also keine Androideninvasion.“ Die Fliege landete auf dem Fenstersims. Ich ballte meine Hände zu einer Faust. „Ich bin also der Spielball dieses Verrückten gewesen. Toll“, grummelte ich. „Ich dummer, naiver Hornochse!“
„Ochsi! Ochsi!“
„Charles – Ruhe!“, knurrte ich und zerschlug mit der Faust die Fliege. Es knackte. Ich betrachtete das weißliche Blut an meiner Haut und hörte, wie mein Atem langsam verflachte. Meine Gedanken ordneten sich und ich musste mir eingestehen, dass es mir so nun doch lieber war. Was wäre, wäre es tatsächlich so, wie Beckdoom geschrieben hatte? Lieber eine Lachnummer, als eine hilflose, ohnmächtige Figur in einem Horrorszenario. Ich wischte mir die Hand an meiner Jeans sauber und entschloss mich dazu, mich schlafen zu legen. War ein harter Tag.
„Gute Nacht Charles.“
„Nachti!“

*

Tage später putzte ich gerade meinen Opel, als ich aus den Augenwinkeln Mrs. Adams am Gehweg spazieren sah, hin zu deren Grundstück. Ich drehte mich in ihre Richtung und wollte zum Gruße winken, als ich sah, dass sie etwas in Gedanken versunken zu sein schien, dass sie mich gar nicht wahrgenommen hatte. Vielleicht wäre es an der Zeit, die Nachbarschaftsbeziehung etwas zu vertiefen, dachte ich mir. Sie ging gerade durch die Gartentür, da rief ich ihr ein Hallo zu.
Sie sah auf und zu mir herüber.
„Guten Tag“, erwiderte sie geistesabwesend.
„Darf ich Sie zu einer Tasse Tee einladen?“
Sie strich sich über ihre Augenbraue, wischte eine rote Locke aus der Stirn und sagte dann zu. „Aber nicht lange“, meinte sie.
Da saßen wir nun, bei Kamillentee, in meiner Küche. Der Radio spielte Robbie Williams und eine Amsel hoppelte an der Fensterbank entlang. Mrs. Adams rührte mehrmals den Tee um, ohne daran zu nippen und ich war mir sicher, dass er bestimmt schon kalt war.
„Nun sagen Sie schon. Was betrübt Sie so?“
„Ach, nicht der Rede wert.“
„Kommen Sie. Ich bin ein guter Zuhörer.“
Sie legte den Löffel neben dem Teeglas ab und erzählte mir, dass ihr etwas nicht in den Kopf gehen wollte.
„Aber was ist es? Was können Sie sich nicht erklären?“, hakte ich nach.
„Es geht um Steven. Er wollte mir bei der Küchenarbeit helfen. Ich ließ ihn eine Zwiebel schneiden. Hab noch gelächelt und ihn dafür bewundert, dass er keine einzige Träne vergießt. Sie müssen wissen, dass ich beim Zwiebelschneiden wie ein Schlusshund heule. Jedenfalls schnitt er sich in den Finger, zog schnell die Hand zurück und presste die Wunde zu. Mir ging es durch und durch, als ich das gesehen habe und holte schnell Verbandszeug. Doch als ich die Wunde verbinden wollte, war sie nicht mehr da. Nirgends ein tropfen Blut - er hatte nicht einmal einen Kratzer. Aber ich bin mir ganz sicher, dass er sich in den Finger geschnitten hatte. Können Sie mir das … Was ist mit Ihnen? Sie wirken so blass …“

 

Quiddl, ich hab's drüben eben gerade gelesen, dass Henry es nicht geschafft hat. Schade, Mensch! Aber die anderen haben Recht, Spannungsbogen und so. Da hatte ich damals glatt drüberweg gelesen, war zu sehr damit beschäftigt, hinter der Grammatik herzuschnüffeln.

 

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