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Virus

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11.10.2001
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Virus

"Virus" ist die nun umgeschriebene Fassung von "Silbervogel", doch mit anderem Ausgang. :)


Müde schaute Jannice noch einmal auf ihren Bildschirm um zum letzten Mal ihre Eingaben zu überprüfen. Sie saß allein in dem Großraumbüro, es war schon spät, doch der Vorstand wollte alle Berichte am nächsten Tag einsehen. Immer noch hoffte sie auf eine Beförderung um endlich in einem Raum mit Fenster arbeiten zu können.
Nachdem ihre Daten zum Großrechner geschickt waren räumte sie ihren Schreibtisch auf, Unordnung war nicht gern gesehen. Aus der Schublade nahm sie ihre Tasche, kramte die Codekarte heraus, stand auf und holte ihren Mantel aus der Garderobe. An der Tür stehend, streifte ihr Blick noch einmal durch den einsamen Raum.
Einhundertundzwanzig weiße Tische, jeder mit Trennwänden umgeben und computerbestückt standen in Reih und Glied, alle Stühle sorgsam daran geschoben. Die Neonröhre, die vorhin zu flackern anfing würde morgen schon ausgetauscht sein.
Jannice ging durch die breite Glastür hinaus auf den Gang in Richtung der Fahrstühle, zog dabei ihren Mantel an und hängte die Tasche über die Schulter. Mit der Karte ließ sich die Fahrstuhltür öffnen, die 47 Stockwerke waren schnell hinunter gefahren.
In der riesigen Eingangshalle kam sie sich immer ganz verloren vor, nur der Wachmann saß am Empfang hinter seinen Überwachungsmonitoren. Als sie an ihm vorbei ging und die gläserne Drehtür, die auf den Vorplatz führte, mit ihrer Codekarte aktivierte schaute er nicht von seiner Arbeit auf.

Draußen war es schon dunkel. Der Nachthimmel war durch die Schutzkuppel über der Stadt, die Blick auf den Himmel leicht rot färbte, kaum zu erkennen. Die nächtlich konstant gehaltenen 14 Grad kamen Jannice heute etwas kühler vor als sonst.
Den Weg durch den groß angelegten Park vor den Bürokomplexen zur Beförderungsstation genoß sie jedes Mal. Obwohl die Grünanlagen stets akkurat bearbeitet wurden und jede Asymmetrie ausgeschlossen war, fühlte sie sich hier ein wenig freier als woanders.
Die Überwachungskameras waren in den Parks nicht gleich auf den ersten Blick zu erkennen, und ab und zu konnte man doch tatsächlich das Glück haben, vielleicht ein verirrtes Eichhörnchen erschrocken einen Baum hoch flitzen zu sehen. Ein paar Tiere hatten es jedenfalls geschafft, wohl auf der Suche nach Futter, die äußere Barriere zu durchdringen, die die Stadt umgab. Leider wurden sie oft zu schnell gefunden und vom Säuberungsservice eingefangen, obwohl es hieß, der Virus sei von Tieren nicht übertragbar.
“Diese armen Geschöpfe.“, dachte Jannice, wollten sie einfach der kargen Wüste dort draußen vor der Stadt entfliehen und unterschrieben damit ihr Todesurteil in ihr.

19 Jahre lebte Jannice nun hier, nachdem sie als Kind mit ihren Eltern nach “New Eden“ kommen musste. Dass sie sich damals von ihren Freunden kaum verabschieden konnte und auch ihre Großeltern nie mehr wiedersah, stimmte die junge Frau immer noch traurig. Doch ihr Vater wurde als Wissenschaftler schließlich zum Aufbau der Stadt und damit der Sicherung des Fortbestandes der Menschheit gebraucht. Alle Techniker, Wissenschaftler und Biologen hatten sich zu melden und wurden mit ihren Familien ins Innere der Barriere gebracht.
Diejenigen die zurückblieben, so wurde gesagt, hatten vielleicht noch ein paar Jahre, bis sie wegen der großen Verseuchung, die zu erwarten war, sterben würden.
Es war nicht einmal ein Krieg, der die Menschen in die Knie zwang. Ein Meteor, der am Südpol einschlug, trug den todbringenden Virus in die Atmosphäre. Diese Information bekamen die ausgewählten Familien erst, als sie in den paar gesicherten Barrieren ankamen, die kurz nach dem Einschlag weltweit errichtet wurden.
Jannice schreckte aus ihren Gedanken hoch, als die Transportgondel in die Beförderungsstation einfuhr. Schnell rannte sie die Stufen zur Einstiegsplattform hinauf, um sie nicht zu verpassen.
Die Fahrt zu den Wohnblöcken dauerte nicht lange, die Gondeln fuhren fast geräuschlos über die Hochschienen, vorbei an den Versorgungsanlagen und dem Wasserreservoir.

Mit ihrer Codekarte aktivierte Jannice die Schleuse zu ihrem Wohntrakt. Eine Computerstimme identifizierte die junge Frau und begrüßte sie.
Der Bildschirm im Eingangsbereich meldete eine eingegangene Nachricht. Wohl wieder eine besondere Aufgabe, die die Firma für sie hatte. Seitdem ihre Mutter vor vier Jahren gestorben war, erhielt sie kaum noch persönliche Nachrichten. Ihr Vater meldete sich nur selten, so beschäftigt mußte er sein, mit seinen Forschungen. Doch sie verzieh es ihm, immerhin hatte er den entscheidenden Schritt zur Herstellung des Antivirus gemacht, so dass alle Stadtbewohner vor drei Jahren ihre erste Impfung erhalten konnten. Doch die Angst war immer noch da, wußte niemand genau, ob die Impfungen auch hundertprozentig sicher waren, und wie lange sie vorhielten. So mußte weiter an dem Problem gearbeitet werden.
Nachdem sich Jannice geduscht und einen warmen Kakao gemacht hatte, setzte sie sich an ihren Schreibtisch um die Nachricht mit ihrem Computer abzurufen. Als sie auf dem Bildschirm erschien, stockte Jannice der Atem.
Nur ein Wort stand dort, in kleinen schwarzen Buchstaben:

“Silbervogel“.


Dieser Arbeitstag wollte einfach nicht enden. Jannice saß im Büro an ihrem kleinen weißen Schreibtisch, die ganze Nacht hatte sie nicht schlafen können. Immer wieder ging ihr dieses Wort durch den Kopf. Jimmy mußte doch längst tot sein, wer sonst konnte davon wissen? Ihr Vater? Und wenn, was wollte er ihr damit sagen?
Nervös schaute sie hoch auf die große Uhr, die an der Kopfwand des Raumes hing. Noch zehn Minuten. Endlich bald Feierabend. Schnell tippte Jannice die letzten Eingaben auf ihre Tastatur und sendete sie zum Zentralrechner. Da ertönte der Gong, der das Ende der Arbeitszeit für heute bekundete. Schnell räumte sie ihren Platz auf und lief zum Fahrstuhl, sie wollte nur noch hinaus in den Park, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Doch auch ihre Mitarbeiter waren froh endlich ins Wochenende entlassen zu sein und so mußte sie den ersten Ansturm auf die recht kleinen Kabinen der Aufzüge abwarten.
Als sie schließlich vor dem Gebäude stand und auf den grünen Rasen blickte, kam ihr alles plötzlich unwirklich vor. Langsam ging sie in den Park hinunter und setzte sich auf eine Bank. „Silbervogel“ dachte sie. So hatten Jimmy und sie den großen Graureiher genannt, der oft am See hinter Großvaters Haus versuchte sein Abendessen zu fischen.
Als Kinder hatten sie dort gespielt, geangelt oder ein Wettschwimmen zum Floß in der Mitte des Sees veranstaltet.
Jimmy war ihr bester Freund, der Nachbarjunge, der nicht das Glück hatte mit seinen Eltern mit in die Stadt kommen zu dürfen, da sie keine besonders hohe Stellung innehatten, waren sie doch nur eine Landwirtschaftsfamilie. Immer im Spätsommer, kurz vor der Ernte liefen sie durch die großen Maisfelder und spielten Verstecken in den gelbgrünen Reihen aus Stämmen und Blättern.

“Du findest mich nicht!“, rief das kleine Mädchen mit den dunklen Rattenschwänzen, “ich bin schneller als du!“
“Das werden wir ja sehen!“, grinste Jimmy und begann bis zehn zu zählen. Jannice verschwand in dem grünen Dschungel, lief zuerst einige Meter in einer Reihe geradeaus und duckte sich dann quer zu ihr in die nächste. Am Feldrand hörte sie ihren Freund rufen:
“Fertig oder nicht, ich komme jetzt!“
Auf Knien krabbelte das Mädchen zwischen den Reihen hindurch, sie hatte vor einen Haken zu schlagen und Jimmy von hinten zu überraschen.
Doch er hatte ihren Plan durchschaut, auf allen Vieren zurückschauend, ob ihr Freud die Verfolgung aufgenommen hatte, stieß Jannice plötzlich gegen etwas.
Es war der kleine Junge mit den Sommersprossen und den hellblauen Augen, der einfach, anstatt sie zu suchen am Rand des Feldes auf eine Bewegung gewartet hatte.
Breitbeinig stand er da und spottete: “Buh! Ich hab dich!“
Jannice sprang kreischend auf und lief zurück in den Mais. Lauthals lachend rannten die Kinder durch das Feld.

Im letzten Sommer, am Tag als Jannices Familie den Bescheid zum Umzug bekam, saßen sie und der kleine Jimmy abends noch einmal am See, um vor dem Zubettgehen nach den wilden Tobereien die rote Abendsonne zu genießen, und zu schauen, ob der Reiher diesmal wieder etwas auf den Tisch bekam.
“Dies wird immer unser geheimer Platz sein“, hatte Jimmy damals gesagt, “und nur der Silbervogel weiß davon. Bitte Jannice, versprich mir, auch wenn wir groß sind, das wollen wir nicht vergessen. Und wenn Du Sorgen hast, dann denkst du an unseren Platz und an den Silbervogel, der ist frei und hat keine Sorgen. Und dann sind wir in Gedanken immer zusammen.“
Der Graureiher hatte sein Mahl gefangen und machte sich davon. “Schau, Jannice, wie der fliegen kann, das möchte ich auch tun können. Der ist frei und kann überall hin! Der muß nicht nächste Woche zu Tante Naddie fahren. Man, das wird wieder langweilig da.“
Die beiden Kinder versprachen sich, es nicht zu vergessen.

Jannice blickte über den kurzgehaltenen Rasen hinüber zum Bürokomplex. Sie hatte es vergessen. Bis gestern.

Etwas bedrückt stand sie auf, nahm ihre Tasche und machte sich auf den Weg zur Beförderungsstation. Sie hatte nicht bemerkt, daß es schon langsam dunkel wurde, und sie mittlerweile allein war. Ein eigenartiges Gefühl kam in ihr auf.
Sie fühlte sich beobachtet.
Sie wußte, sie wäre durch die Kameras auf einigen Bildschirmen der Überwachungsorganisation zu sehen, doch sie hatte sich sonst nie beobachtet gefühlt, daran gewöhnt man sich schnell.
Ihre Schritte wurden schneller. Was war das?
Ein Schatten huschte hinter der Buschreihe am Wegesrand vorbei. Ein Tier? Hatte es wieder eines geschafft durch die Barriere zu kommen? Aber so ein großes?
Das war unmöglich.
Angst kam in ihr auf und sie fing an der Treppe zur Station entgegen zu rennen.
Schließlich waren Gerüchte laut geworden, nachdem einige Verseuchte, die draußen vor den Städten überlebt haben sollen, versucht hätten die Barrieren zu überwinden um sich in die Städte zu flüchten. Die Obersten hatten aber immer versichert, dies sei nicht möglich, aber wenn doch?

Vielleicht hatte es jemand geschafft und war noch nicht entdeckt worden? Wie schrecklich, wenn der Virus in die Stadt käme.
Ihre Tasche viel zu Boden. Jannice hielt kurz inne, hob sie schnell auf und lief weiter auf die Stufen zu. „Nur noch ein paar Meter, gleich bin ich oben!“, dachte sie gehetzt. Ihre Füße stolperten die Hälfte der Treppe hinauf.
“Jannice!“ Ein durchdringendes Flüstern zischte von unterhalb zu ihr hinauf. Sie hielt inne.
“Jannice, ich bin es, Jimmy!“ Es konnte nicht sein! Jannice setzte zum nächsten Schritt an, doch die Stimme hielt sie zurück: „Silbervogel!“
Verängstigt schielte sie zwischen die Stufen nach unten. In der Dunkelheit konnte sie nur einen Schatten ausmachen. “Bitte glaub mir,“ kam von dort, “bitte, es ist alles eine Lüge!“ Die Stimme war sanfter geworden. Der Klang war ihr nach all der Zeit noch vertraut.
“Jimmy?“ Sie ging langsam die Stufen hinunter, bog am Absatz ein und blieb dort stehen.
“Ja. Das ich dich endlich gefunden habe! Ich bin so froh!“ Ein junger Mann trat aus dem Schatten. In seinen blauen Augen war neben der Besorgnis immer noch das freche Grinsen zu entdecken, daß ihn früher so näckisch aussehen ließ.
“Bitte komm mit mir. Ich erkläre Dir alles später, wir müssen uns beeilen!“ Er reichte ihr die Hand entgegen. “Was..., aber wie...?“ Jannice nahm seine Hand und er zog sie unter die Schienen der Hochbahn. Darunter herlaufend, ein wenig von der Dunkelheit beschützt wies Jimmy sie ein: “Hör zu, wir müssen zur Versorgungsstation, da gibt es einen Weg nach draußen! Stell noch keine Fragen, wir haben wenig Zeit, die sind schnell. Die haben uns bald mit ihren Kameras! Wenn wir da sind, halte dich immer direkt hinter mir. Es wird ein wenig eng. Ich hoffe, du krabbelst immer noch so schnell wie im Mais?“
Die beiden hasteten unterhalb der fahrenden Gondeln im Zick-Zacklauf zwischen den Stützpfeilern entlang, in Richtung der riesigen grauen Gebäude, in denen die Lebensmittel für die Bewohner New Edens hergestellt wurden.
Nach einigen Minuten, die Jannice wie eine Ewigkeit erschienen und in denen sich immer mehr Fragen in ihrem Kopf aufstauten, am Versorgungszentrum angekommen, duckte sich Jimmy unter einer Buschreihe her und zog sie hinter sich in den schützenden Schatten. Beide rangen kurz nach Luft. Jimmy blickte kurz in die verstörten Augen seiner Freundin: “Vertrau mir.“
Geduckt schlichen sie ein Stück an der Mauer entlang, bis sie einen kleinen Vorsprung erreichten. Dahinter war eine Klappe zu erkennen, die etwa eineinhalb Meter über dem Boden in das Innere des Gebäudes führte. Jimmy zog sie auf und half Jannice hinein zu klettern. Er folgte ihr und zog die Klappe hinter sich zu. Aus der Ferne ertönten plötzlich laute Sirenen. “Das ging diesmal aber schnell“, schnaufte Jimmy, “die scheinen ihre Systeme angepasst zu haben.“ “Diesmal?“ Jannice starrte ihn ungläubig an. “Ja.“, entgegnete er und wies sie an, ihm zu folgen.
“Ich weiß, es wird vielleicht für dich schwer zu glauben sein, aber alle wurden belogen.“ Er schaltete eine Taschenlampe ein und sie krabbelten auf allen Vieren durch ein enges Wirrwarr aus Schächten und Rohren.
Oft bog Jimmy ab, mal rechts, wieder rechts, dann nach links. Flink wie eine Katze bewegte er sich zwischen den Containern, die die riesige Halle füllten, in die er sie gerade aus einem Schacht hinein gestoßen hatte. Jannice hatte Mühe, ihm zu folgen.
Hinter sich hörten die beiden Stimmen und Rufe. Sie waren entdeckt worden.

Jannice und Jimmy gelangten in einen großen Raum. An den Wänden liefen mehrere Rohre entlang. Einiger ihrer Ventile ließen heißen Dampf herausströmen.
“Au! Verdammt!“ Jimmy hatte nicht aufgepaßt. Jannice erschrak bei seinem Ausruf und drehte sich zu ihm um. Er presste seine rechte Hand auf die verletzte Stelle am Unterarm.
Für einen Augenblick meinte sie in seinem schmerzverzerrten Gesicht einen seltsamen Ausdruck gesehen zu haben.
“Weiter!“, herrschte er sie an.
Ein wenig perplex folgte Jannice dem Befehl.
Sie durchquerten den Raum und liefen an seinem Ende eine Stahltreppe hinab. Unter der Treppe bückten sie sich wieder in einen engen Schacht. “Jetzt haben wir es gleich geschafft, nur noch ein kleines Stück!“ In Jimmys Stimme war Panik zu hören, die Verfolger waren ihnen dicht auf den Versen. “Jannice, hör zu, wenn Du draußen bist... .“ “Draußen?“, erschrocken verstand sie erst jetzt, was sie eigentlich hier tat, “Jimmy, ich gehe doch nicht da raus! Hier mag ja nicht alles so toll sein, aber ich will doch nicht sterben! Der Virus...!“
“Es gibt keinen Virus!“ Sein Gesicht wurde sehr ernst, “Jannice, es war ein Fehler in der Laborauswertung. Dieser Virus war harmlos und ist längst eingedämmt!“
Ungläubig und wie betäubt kroch Jannice hinter ihrem Freund durch eine Luke. Ein kühler Wind schlug ihr entgegen. „Halt! Stehenbleiben!“ Der forsche Befehl ließ die beiden zusammenschrecken.
Sie sprangen etwa zwei Meter in die Tiefe. Über ihnen schloß sich die Luke mit einem dumpfen Knall. Zwei Männer, die dort auf die Flüchtenden gewartet hatten schraubten sie eilig zu, dann liefen die vier auf den nahe gelegenen Wald zu.
Jannice drehte ihren Kopf im Lauf zurück und blickte auf eine gigantische Mauer, die zu beiden Seiten kein Ende nehmen wollte und über der sich eine milchig rote Kuppel erhob.
“Wir sind sicher. Die haben uns hier außerhalb noch nie verfolgt!“, sagte einer der Männer, “Gut gemacht, Jim!“
Im Wald angekommen stiegen sie gemeinsam in einen kleinen Jeep, der dort bereitgestellt war und fuhren los.
Durch das offene Dach schaute Jannice nach oben und sah die Sterne.

Der Wagen holperte langsam über den Waldweg.
“Jannice“, Jimmys Stimme hämmerte in ihrem Kopf, “die Menschen da drinnen, sie müssen es erfahren.“
Sie nickte stumm und sah wieder in den Himmel hinauf.

Nach etwa einer Stunde Fahrt kamen sie in einem Zeltlager an, das auf einer Lichtung aufgeschlagen war.
“Da seid ihr endlich, wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ Ein Mann, der aus dem großen Zelt in der Mitte trat, lief ihnen entgegen.
“Sie sind also Jannice? Herzlich willkommen!“, sagte er und machte eine einladene Bewegung, mit der er zum Zelt wies.
Jannice und Jimmy folgten ihm hinein.
Drinnen waren noch andere versammelt, es wirkte, als hätten sie eine Besprechung.
“Und?“, fragte der Mann die Gruppe, “wie sieht es aus mit der Kuppel? Immer noch keine Lösung?“ “Nein.“, antwortete ihm jemand, “Aber wir sind wohl nahe dran. Die letzten Tests zeigen eine Abschwächung der Energiezufuhr, beim Einsetzen der G3-Wellen. Und wenn wir die mit Cyrigia kombinieren, könnte es klappen.“
“Schön, versucht es!“
Die Gruppe löste sich auf und der Mann bat Jannice sich zu setzen. “Wissen Sie, wir versuchen seit einiger Zeit die Kuppel aufzulösen, damit die Menschen sehen können, dass alles in Ordnung ist. Anders kommen wir nicht in die Stadt hinein, ausser wie es Ihr Freund heute nacht getan hat.“, grinste er, “doch das ist wenig sinnvoll, wenn wir mehr erreichen wollen. Man würde uns sofort gefangennehmen, sollten wir öffentlich sprechen.“
Jannice nickte zustimmend. Noch immer war sie verwirrt über die neuen Aspekte.
Jimmy meldete sich zu Wort: “Sag, wie sieht es aus bei euch? Was macht dein Vater?“
“Oh...“, stotterte sie, erstaunt über den schnellen Themenwechsel, “er arbeitet viel. Nachdem er das Antivirus entdeckt... Hm, das alles war jetzt umsonst, seine ganze Arbeit.“
Eine Weile unterhielten sich die drei. Der Mann bat Jannice um eine Blutprobe, um zu prüfen, ob die Menschen aus der Stadt noch alle erforderlichen Abwehrmaßnahmen hätten, die ein Leben außerhalb dieser doch recht sterilen Stadt bedurften.
Jannice willigte ein.

“Wir haben nicht mehr viel Zeit.“, sagte Jimmy und schaute aus dem Kunststoffenster der Zeltwand, “In ein Paar Stunden wird es hell.“
“Zeit? Wofür?“ Jannice rollte ihren Ärmel wieder hinunter.
“Ich bringe dich zurück. Jannice, es hängt von dir ab, die Leute müssen es erfahren. Die wissen bestimmt noch nicht, wer heute nacht verschwunden ist, wir haben gut aufgepasst, wir zwei. Du bist glaubwürdig, du könntest einigen davon erzählen. Auch deinem Vater.“
Enttäuscht nickte Jannice. Sie war traurig ihren Freund ein zweites Mal zu verlieren, doch sie sah die Notwendigkeit ein.
“Sie mich an!“, sagte er entschlossen, aber sanft, “es wird nicht für lange sein. Wir sehen uns bald wieder.“
Sie nahm ihn in den Arm. Er war kalt. Erst jetzt merkte sie, dass auch sie zu frieren begann.


Noch unsicher, was sie zuerst tun sollte, sah sie Jimmy hinterher, dessen Schatten wieder in den engen Gängen des Versorgungszentrums verschwand.
Sie schloß die Klappe und huschte in den Schatten der Buschreihe. Die nächste Beförderungsstation war nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt. Sie nahm all ihren Mut zusammen und ging rasch darauf zu.


Jimmy sprang aus der Luke, er war nicht verfolgt worden. Im Wald warteten seine Freunde.
“Und? Hat alles geklappt?“, rief ihm einer entgegen.
“Ja. Die Stadt haben wir!“, Jimmys triumphierendes Lachen wurde hohler, als er endlich dieses furchtbare menschliche Aussehen abstreifen und sich in seine eigentliche Form zurückverwandeln konnte.

 

Hallo JumpinBedBug,

wenn das eine überarbeitete bzw. umgeschriebene Version von "Silbervögel" ist, warum nennst du sie dann "Virus"? Ich denke, daß kommt nicht gut. Nenn sie doch "Silbervögel - Überarbeitete Version" oder so.

Und warum in den Vorworten ständig darauf hinweisen, was schlecht sein könnte? Eine vorweggenommene Beeinflußung auf mögliche Antworten!

Sodele!

Poncher

 

Huhu, Poncher!
Nej, ich kann sie nicht mehr "Silbervogel" nennen, da der Sinn nun ein ganz anderer geworden ist, und mit dem ursprünglichen in keinem Zusammenhang mehr steht.
Ich wollte lediglich darauf hinweisen, nicht dass jemand denkt, ich schreibe zig Geschichten mit ein und demselben Anfang (der ist zumindest gleich geblieben).
Gut, das mit dem literarischen hätte ich weglassen können :rolleyes: ...

Grüße,
Maja.

 

...hätte ich weglassen können...

Äh, tja, danke Ponch...


Maja, die nun ein bissel verwirrt ist...(und schon um eine Änderung des Vorwortes bitten wollte, dies nun jedoch nicht mehr tun muss, da es schon erledigt wurde...)

 

Das nächste Mal warte ich, bis du es gemacht hast, okay? Sorry!

Und jetzt zurück zur Geschichte!

 

Hallo JumpinBedBug,

es hat etwas gedauert, bis mir aufging, dass sich deine "Überarbeitung" darauf beschränkte, eine neue Begründung für die Isolation einzubauen.

Das Gute: Die Geschichte hat jetzt eine Pointe.

Das Schlechte: Die Begründung und die Pointe wirken leider doch etwas angeschustert.

Hm - an dieser Geschichte, wie auch bei "Feuersturm", fällt mir noch etwas anderes auf: Nämlich deine Neigung zu umständlichen Satzkonstruktionen. Beispiele dafür:

Nachdem ihre Daten zum Großrechner geschickt waren räumte sie ihren Schreibtisch auf, Unordnung war nicht gern gesehen.

"Nachdem sie ihre Daten zum Großrechner geschickt hatte, räumte sie ihren Schreibtisch auf, denn Unordnung wurde nicht gern gesehen."

An der Tür stehend, streifte ihr Blick noch einmal durch den einsamen Raum.

"An der Tür blieb sie stehen. Ihr Blick streifte noch einmal durch den leeren Raum."

Nach einigen Minuten, die Jannice wie eine Ewigkeit erschienen und in denen sich immer mehr Fragen in ihrem Kopf aufstauten, am Versorgungszentrum angekommen, duckte sich Jimmy unter einer Buschreihe her und zog sie hinter sich in den schützenden Schatten.

"Nach Minuten, die Jannice wie eine Ewigkeit erschienen, erreichten sie das Versorgungszentrum. Immer mehr Fragen stauten sich in ihrem Kopf. Jimmy duckte sich hinter einer Buschreihe und zog sie in den schützenden Schatten."

Meine Alternativformulierungen dienen zur Demonstration, dass es auch anders geht. Ich behaupte nicht, dass sie "richtiger" sind. ;)

Klaus

 

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