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Vollkommen geBildete Metaphern und andere geschliffene Sprachdiamanten
In dieser Rubrik sollen ungewöhnliche Metaphern und treffende Kurzaussagen von Autoren des Forums gesammelt werden. (Wenn eine Passage aus einer Geschichte zitiert wird, bedeutet dies nicht zwingend, dass der gesamte Text gut geschrieben ist). Die Textbeispiele sollen für Autoren eine Quelle stilistische Anregungen sein, vielleicht macht es ja Spaß, einmal in einer anderen Art zu schreiben.
Hoffentlich geht der Stoff für diese Rubrik nie aus ...
Metaphern und andere Redefiguren, auch stilistische Kunstgriffe zeugen vom Können eines Autoren. Natürlich muss man - genau wie bei Gewürzen - vorsichtig mit der Dosierung und Mischung sein, will man einen Text nicht ‘kaputtschreiben’. Originalität ist entscheidend für die Qualität einer Ausschmückung - Jean Cocteau meinte hierzu:
“Der Erste, der gesagt hat: ‘Ihre Wange ist wie ein Rosenblatt’, war ein Dichter, der Zweite ein Idiot”
Die Frage der Quantität ist (wie so vieles) sicher nur subjektiv und textbezogen zu beantworten, aber hierin liegt auch das Spannende einer stilistischen Diskussion.
Weiteres über Metaphern findet man hier.
Hier einige Beispiele für Redefiguren (ohne reine Lyrikfiguren), vielleicht probiert ihr einmal einige aus:
- Eine Allegorie ist im Allgemeinen ein Gleichnis. Oft wird hierbei eine abstrakte Idee durch etwas Gegenständliches ausgedrückt. (Z.B. wird das menschliche Leben mit einem Theaterstück und verschiedenen Rollen verglichen).
- Alliteration: Gleiche Anfangsbuchstaben („Liebende lügen lieber …").
- Anapher: Wiederholung am Satzanfang, Verstärkung („Ich will dich. Ich will dich mit Haut und Haaren.“).
- Antiphrase: Das Gegenteil der Aussage ist gemeint, Ironie („He, super hast du das gemacht, bist ein Held.“)
- Chiasmus: Verbindung (Überkreuzung) von sich entsprechenden Satzteilen („Ich bin groß, klein bist du.“ "Der Augenblick der Seeligkeit, die Seeligkeit des Augenblicks." Da sich beim zuletzt genannten Beispiel die sinngebenden Worte in umgekehrter Reihenfolge wiederholen, ergibt sich ein Sonderfall des Chiasmus: ein Epanodos).
- Chiffre: Zeichen, Symbol mit nicht allgemein bekannter Bedeutung. Unter Umständen nur vom Autor entschlüsselbar.
- Ellipse: Auslassung von Wörtern oder Satzteilen (z.B. bei Dialogen: „Du weißt es.“ „Nein.“ „Aber sicher!“ Oder: „Nichts [soll] im Übermaß [geschehen]!").
- Euphemismus: Eine beschönigende Umschreibung (‚stark' für ‚dick').
- Hyperbel: Übertreibung (fuchsteufelswild, todmüde; „... der Sturm peitschte die Wellen bis zum Himmel.")
- Klimax: Stufenweise Steigerung („... erst gemächlich, dann schneller, bis hin zur Raserei").
- Kompositum: Wortzusammensetzung (z.B. Felsnase).
- Litotes: Ein Begriff wird durch Untertreibung oder doppelte Verneinung hervorgehoben (meine Wenigkeit; nicht ‚schlecht' für ‚gut’).
- Metapher: Durch ein Bild wird eine Eigenschaft dargestellt ((„... er ist der Löwe unter den Kämpfern", d.h. er ist der stärkste, tapferste).
- Onomatopoesie: Lautmalerei (ritsche, ratsche; klatsch!).
- Oxymoron: Zwei widersprüchliche Wörter werden kombiniert (bittersüß; offenes Geheimnis).
- Paradoxon: Widersprüchlichkeit, um den Leser aufmerken zu lassen („Einfach göttlich, dein teuflischer Plan.“)
- Paraphrase: Hier wird etwas durch einen Zusatz erklärend umschrieben („Kolibris, die Akrobaten der Lüfte.“).
- Periphrase: Umschreibung durch Einzelmerkmal (‚Auge des Gesetzes' für ‚Polizei’).
- Polysyndeton: Verbundene Reihung mit ‚und' etc. („Lust und Liebe und Treue - all das ist mir wichtig.“)
- Symbol: Ein Symbol steht für eine Lehre, eine Haltung. Das Kreuz für das Christentum, ein Ring für Treue.
- Tautologie: Doppelung eines sinnverwandten Wortes (kleines Männchen). Mit der T. verwandt ist der Pleonasmus. Beim P. wird die gleiche Wortart kombiniert (Fußpedal).
- Trope: Ein einzelner Ausdruck wird durch einen verwandten, bildlichen, ersetzt (mit arrogantem Blick schwebt sie vorbei - ‚schweben' für ‚gehen')
- Vergleich (Simile): Stark wie ein Löwe (wird oft mit Metapher verwechselt, sie ist ohne ‚wie').
- Zeugma: Nicht zusammenhängende Satzglieder werden verbunden („Er hob den Arm und seinen Blick gen Himmel.“)
Tschüß Woltochinon
Einige meiner Fundstücke:
-- „Er ließ sich mit den Wellen treiben und beobachtete die Stadt an der Küste. Nicht sehend, wie wir es gewohnt sind, sondern eher, wie etwa ein Baum seine Umgebung wahrnimmt.“
Antonia Der Namenlose , Philo.
-- „Süßes Wispern schleicht sich katzenhaft an meine Ohren.“
Zaza Hijo de la Luna , Romantik
-- „Aber bin ich so nicht nur eine perfekt funktionierende Maschine ? Ein Baum, der wächst, aber kein Schatten wirft ?“
baddax Und golden glänzen die Gitterstäbe , Sonstige
-- „Kreischend fraßen die gewaltigen Eisenzähne der Sägeblätter sich ins Holz, nunmehr angetrieben von einem so durchdacht angeordneten Gewirr von Schrauben, Rohren, Zylindern und kleinen Ventilen, aus denen zischend die letzte Mystik verdampfte.“
-- „Köpfe, aus denen Intelligenz alle Weisheit verbannt hatte.“
Existence Des Schöpfers Richtstätte , Sonstige
-- „Kalte Fusionen der Fronten fressen sich in unsere Gemüter ... Sie hat Recht und gibt es nicht her. Ich bin ein indiskutables Himmelfahrtskommando.“
Frederik Idealistischer Realismus , Philo.
-- „Dem feuchten, von der Sonne erwärmten Holz entströmte der wundersame Geruch lieb gewonnener Kindheitserinnerungen.“
schnee. eule In Monets Garten , Alltag