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Vollkommen geBildete Metaphern und andere geschliffene Sprachdiamanten

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18.04.2002
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Vollkommen geBildete Metaphern und andere geschliffene Sprachdiamanten

In dieser Rubrik sollen ungewöhnliche Metaphern und treffende Kurzaussagen von Autoren des Forums gesammelt werden. (Wenn eine Passage aus einer Geschichte zitiert wird, bedeutet dies nicht zwingend, dass der gesamte Text gut geschrieben ist). Die Textbeispiele sollen für Autoren eine Quelle stilistische Anregungen sein, vielleicht macht es ja Spaß, einmal in einer anderen Art zu schreiben.

Hoffentlich geht der Stoff für diese Rubrik nie aus ...


Metaphern und andere Redefiguren, auch stilistische Kunstgriffe zeugen vom Können eines Autoren. Natürlich muss man - genau wie bei Gewürzen - vorsichtig mit der Dosierung und Mischung sein, will man einen Text nicht ‘kaputtschreiben’. Originalität ist entscheidend für die Qualität einer Ausschmückung - Jean Cocteau meinte hierzu:

“Der Erste, der gesagt hat: ‘Ihre Wange ist wie ein Rosenblatt’, war ein Dichter, der Zweite ein Idiot”

Die Frage der Quantität ist (wie so vieles) sicher nur subjektiv und textbezogen zu beantworten, aber hierin liegt auch das Spannende einer stilistischen Diskussion.

Weiteres über Metaphern findet man hier.


Hier einige Beispiele für Redefiguren (ohne reine Lyrikfiguren), vielleicht probiert ihr einmal einige aus:

  • Eine Allegorie ist im Allgemeinen ein Gleichnis. Oft wird hierbei eine abstrakte Idee durch etwas Gegenständliches ausgedrückt. (Z.B. wird das menschliche Leben mit einem Theaterstück und verschiedenen Rollen verglichen).
  • Alliteration: Gleiche Anfangsbuchstaben („Liebende lügen lieber …").
  • Anapher: Wiederholung am Satzanfang, Verstärkung („Ich will dich. Ich will dich mit Haut und Haaren.“).
  • Antiphrase: Das Gegenteil der Aussage ist gemeint, Ironie („He, super hast du das gemacht, bist ein Held.“)
  • Chiasmus: Verbindung (Überkreuzung) von sich entsprechenden Satzteilen („Ich bin groß, klein bist du.“ "Der Augenblick der Seeligkeit, die Seeligkeit des Augenblicks." Da sich beim zuletzt genannten Beispiel die sinngebenden Worte in umgekehrter Reihenfolge wiederholen, ergibt sich ein Sonderfall des Chiasmus: ein Epanodos).
  • Chiffre: Zeichen, Symbol mit nicht allgemein bekannter Bedeutung. Unter Umständen nur vom Autor entschlüsselbar.
  • Ellipse: Auslassung von Wörtern oder Satzteilen (z.B. bei Dialogen: „Du weißt es.“ „Nein.“ „Aber sicher!“ Oder: „Nichts [soll] im Übermaß [geschehen]!").
  • Euphemismus: Eine beschönigende Umschreibung (‚stark' für ‚dick').
  • Hyperbel: Übertreibung (fuchsteufelswild, todmüde; „... der Sturm peitschte die Wellen bis zum Himmel.")

  • Klimax: Stufenweise Steigerung („... erst gemächlich, dann schneller, bis hin zur Raserei").
  • Kompositum: Wortzusammensetzung (z.B. Felsnase).
  • Litotes: Ein Begriff wird durch Untertreibung oder doppelte Verneinung hervorgehoben (meine Wenigkeit; nicht ‚schlecht' für ‚gut’).
  • Metapher: Durch ein Bild wird eine Eigenschaft dargestellt ((„... er ist der Löwe unter den Kämpfern", d.h. er ist der stärkste, tapferste).
  • Onomatopoesie: Lautmalerei (ritsche, ratsche; klatsch!).
  • Oxymoron: Zwei widersprüchliche Wörter werden kombiniert (bittersüß; offenes Geheimnis).
  • Paradoxon: Widersprüchlichkeit, um den Leser aufmerken zu lassen („Einfach göttlich, dein teuflischer Plan.“)
  • Paraphrase: Hier wird etwas durch einen Zusatz erklärend umschrieben („Kolibris, die Akrobaten der Lüfte.“).

  • Periphrase: Umschreibung durch Einzelmerkmal (‚Auge des Gesetzes' für ‚Polizei’).
  • Polysyndeton: Verbundene Reihung mit ‚und' etc. („Lust und Liebe und Treue - all das ist mir wichtig.“)
  • Symbol: Ein Symbol steht für eine Lehre, eine Haltung. Das Kreuz für das Christentum, ein Ring für Treue.
  • Tautologie: Doppelung eines sinnverwandten Wortes (kleines Männchen). Mit der T. verwandt ist der Pleonasmus. Beim P. wird die gleiche Wortart kombiniert (Fußpedal).
  • Trope: Ein einzelner Ausdruck wird durch einen verwandten, bildlichen, ersetzt (mit arrogantem Blick schwebt sie vorbei - ‚schweben' für ‚gehen')
  • Vergleich (Simile): Stark wie ein Löwe (wird oft mit Metapher verwechselt, sie ist ohne ‚wie').
  • Zeugma: Nicht zusammenhängende Satzglieder werden verbunden („Er hob den Arm und seinen Blick gen Himmel.“)


Tschüß Woltochinon


Einige meiner Fundstücke:

-- „Er ließ sich mit den Wellen treiben und beobachtete die Stadt an der Küste. Nicht sehend, wie wir es gewohnt sind, sondern eher, wie etwa ein Baum seine Umgebung wahrnimmt.“

Antonia Der Namenlose , Philo.


-- „Süßes Wispern schleicht sich katzenhaft an meine Ohren.“

Zaza Hijo de la Luna , Romantik


-- „Aber bin ich so nicht nur eine perfekt funktionierende Maschine ? Ein Baum, der wächst, aber kein Schatten wirft ?“

baddax Und golden glänzen die Gitterstäbe , Sonstige


-- „Kreischend fraßen die gewaltigen Eisenzähne der Sägeblätter sich ins Holz, nunmehr angetrieben von einem so durchdacht angeordneten Gewirr von Schrauben, Rohren, Zylindern und kleinen Ventilen, aus denen zischend die letzte Mystik verdampfte.“

-- „Köpfe, aus denen Intelligenz alle Weisheit verbannt hatte.“

Existence Des Schöpfers Richtstätte , Sonstige


-- „Kalte Fusionen der Fronten fressen sich in unsere Gemüter ... Sie hat Recht und gibt es nicht her. Ich bin ein indiskutables Himmelfahrtskommando.“

Frederik Idealistischer Realismus , Philo.


-- „Dem feuchten, von der Sonne erwärmten Holz entströmte der wundersame Geruch lieb gewonnener Kindheitserinnerungen.“

schnee. eule In Monets Garten , Alltag

 
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Betty ist aus Versehen in einer französischen Latrine gefangen.
"Vom Gestank und der Unmöglichkeit des meditativen Hinsetzens einer Ohnmacht nahe, klopfte ich wie eine Bekloppte, hämmerte wie eine Behämmerte und brüllte um Hilfe."
Ingrid Noll, Hasenjagd I, Playboy

"Nun, Wirtschaftspolitik ist im Grunde genommen nichts anderes als reine Theorie – Theorien über Marx und über Keynes, Theorien der Linken und der Rechten, Theorien, die kondensieren und verdampfen wie Schwaden in Äther, die flüstern und heulen wie weitgereiste Winde. Aber Schwaden kann man nicht essen und Wind nicht verkaufen (...)"
Rabenschwarz,
Kapitalistische Intimität

"Nachts aber erblühten an ihrem Saum die Kneipen, Spielhallen und Discotheken, eine wabernde, dröhnende, pulsierende Ader aus buntem Licht und gedämpftem Lärm, ausgefranstes Schutt-und-Asche-Las-Vegas.
Alex wurde überrannt von Leibern und Gesichtern, ein Erguß gut gekleideter Lemminge, die das Klippenspringen an den Nagel gehängt haben, um sich ganz aufs Strömem zu konzentrieren. In Momenten wie diesem, wenn die Wirklichkeit mit hektischen Zügen und hilflos nach Luft schnappend durch den See aus Alkohol in seinem Hirn schwamm, glaubte er, dass es irgendwo eine Maschine geben mußte, die nichts anderes tat, als diese Menschen auszuspucken, deren einzige Aufgabe darin bestand, durch Kneipen und Kinos und Boutiquen hindurchzufließen wie geldgeschwängertes Wasser durch die Kiemen der Ökonomie, völlig vertieft in den religiösen Glauben, sich bestens zu amüsieren."
Horny, Das Gigolo-Spiel

"Irgendwer hat mal gesagt, das allmorgendliche Aufgehen der Sonne wäre ohnehin nur Illusion. In Wirklichkeit sei es der Osten, der untergehe, jeden Tag ein bisschen mehr."
Wolkenkind,
Die Entführung der Farben


So, ich bin mal nach sprachlicher Ästhetik gegangen, die ich in der Form bewundere und mir in Erinnerung geblieben ist (was nicht oft vorkommt, man möge mir verzeihen)

 
Zuletzt bearbeitet:

-- „Sie dreht sich um, und versucht überrascht zu lächeln. Ihr Lächeln ist verkrampft, es passt nicht auf ihren Mund, es hat die falsche Form für ihren Mund.“

wolkenkind, Porzellan , Alltag


-- „Ich sehe meinen Jungen im Sonnenlicht über die Wiese laufen. Lachend springt er in den See. Das Wasser spritzt auf. Löst sich aus meinen Augen. Das Sommerlächeln meines Sohnes zerfließt auf meinem Gesicht und ich berge die letzten Spuren meiner Gedankenreise in meinem Hemdsärmel.“

schnee.eule, Die Räder drehen sich , Alltag

 

Bei obrigem Zitat gefällt mir die zweimalige, unnötige Wiederholung von "Mund" nicht so gut.
Soviel von den anderen 50 % dieses Threads :lol:

 

Ihr sollt ja nicht unter euch bleiben ;)

Vielleicht ist er gar nicht so weit weg. Vielleicht gibt es etwas, was uns verbindet. Etwas anderes als diesen Riegel voll Elektronik, der auf Knopfdruck eine Verbindung herstellt zu jemandem, der sagt, erzähl was. Der unsere Worte nimmt, und sie durch Straßen führt, scheckig vom Laub, vorbei an Laternen und Verkehrsschildern, Gartenpforten und Haustüren öffnet, Zimmer aufschließt, in denen sich Trauer versteckt oder Trotz und sie zum Ziel bringt, während wir uns in Einbahnstraßen und Sackgassen verlieren, verzweifelt auf der Suche nach dem Ende eines Fadens, dem wir folgen wollen.

Nyx in Das Portal

 

Lieber Woltochinon!

Es gibt Wortschätze in Geschichten die mich oft tief berühren. Vor allem, wenn sie Bilder entstehen lassen, Doppelsinnigkeiten ergeben. Es ist sehr aufwendig, im Nachhinein nach solch wertvollen Bruchstücken zu suchen. Aber ich werde aufmerksam sein und sie ab nun nicht wieder in der Erde des bereits Gelesenen verscharren, sondern ab und an hier einfließen lassen, aufgrund deiner wirklich guten Idee des Bewahrens, diese Wortspiele mit am Leben erhalten versuchen. Hier einiges das mir fern erinnerlich war und sich auffinden ließ:

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„Glas“ / Wolkenkind
.... ein alter Mann hat die Sonne im Gesicht, er lacht und zerreibt die Strahlen auf seiner Haut.

.... seine Worte stolpern und fallen wie Idioten.

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„Regentänzer“ /Wolkenkind
.... unter ihren Füßen, vor ihren Augen, hinter ihrem Rücken, an ihrer Seite marschiert das Leben weiter. Hier tanzen sie aus der Reihe und auf Nasen und dort drüben taumeln sie wie Blinde.


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„Die Entführung der Farben“ / Wolkenkind
... das Aufgehen der Sonne wäre ohnehin nur Illusion. In Wirklichkeit sei es der Osten der untergehe. Jeden Tag ein bisschen mehr.


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„Das Seesilber zerschlagen“ / Aqualung
Das Hängemattenrosarot ist über die Decke gekrochen und im Hausflur verschwunden.


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"Aloha" / Woltochinon
Nur diese Hand hier wird kälter, trotz meiner Tränen die ihr keine Wärme mehr spenden können.


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Wirklich schön, diese Sprachperlen nicht einfach dem Meer der Worte zu überlassen, sondern sie zu bergen um sich immer wieder an ihnen zu erfreuen.


Lieben Gruß an dich und euch - schnee.eule

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Paranova,

in dem vorliegenden Falle hat mich die Wortwiederholung nicht gestört, da sie einen verstärkenden Effekt hat, der doppelt verwendete Ausdruck gehört zum Aussageschwerpunkt. Das Zitat erinnert an einen `Parallelismus Membrorum´ (klimaktischer Typus), einem durch Neuerwähnung die Aussage verstärkendem Stilmittel.

Hallo sim,

Einsamkeit ist blöd, danke, dass Du mithilfst, der Seite Leben einzuhauchen...


Hallo schnee.eule,

ach, wie schön und treffend beschreibst Du meine Intension, die zur Eröffnung dieses Threads geführt hat. Da man nicht alle Geschichten lesen kann, findet man hier vielleicht manches, das es nicht verdient hat, übersehen zu werden.


Wolkenkind scheint ja eine gute Adresse für geschliffene Wortdiamanten zu sein, und Katzen bieten offensichtlich Inspiration für bildhafte Wortschöpfungen:

-- „Die Katze ist ihr an die Tür gefolgt, sie streicht um ihre Beine, wie ein Schwarm Fische.“

-- „ Vor dem Kühlschrank liegt die Katze, wie eine schwarze Perücke.“

wolkenkind, Porzellan , Alltag

 

Jemanden umstreifen wie ein Schwarm Fische???

Was soll das? Natürlich assoziiere ich mit "Schwarm" zuerst ein Kollektiv, aber mit Fischen Zusammengehörigkeit? Nass, Geruch, glitschig!

Ein Schwarm Fische umstreift auch nicht. Warum sollte er?


Neee, das find ich nicht so gelungen.


Schnee.eule,
hast du denn unsere Beiträge nicht gelesen? Zumindest ein Zitat ist doch schon genannt worden.
Kannst du zudem bitte so nett sein, die URL der Geschichten anzugeben?

Nörgelig,
...para

 

Servus Paranova!

Bitte lass diese Seite nicht zu Pro und Contrapunkt verblassen. Mir selbst gefiel der Fischschwarm sehr gut, aber auch wenn dem nicht so wäre, hier könnte doch jeder seine Mosaiksteine finden ganz nach seiner Art. Wenngleich mir natürlich bewusst ist, dass dies hier unter dem Thema Diskussion steht, fände ich es angenehm hier wie in einem Lexikon schöner Worte zu blättern. Diskussion kann ja auch übergeordnet stattfinden, ohne dem Zerlegen dessen was einem anderen gefällt. Fändest du das nicht gut?

Leider weiß ich nicht wie ihr zu den blauen Schriften kamt die man anklicken kann. Bin dankbar für Hilfestellung um direktes Lesen der Texte leichter möglich zu machen.

Schönen Tag allseits - Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Wenn ich das gut finden würde, hätte ich es gemacht.
Aber meinetwegen:
Ich verspreche, ich werde mich mir zuwiderlaufenden Metaphern gegenüber zurückhalten.
So, dass wollt ich schon immer mal sagen! ;)

Wenn du im "Lexikon schöner Worte" geblättert hättest, wäre dir sicherlich aufgefalle, dass ich das Zitat aus Wolkenkinds "Entführung der Farben" bereits gebracht habe! :naughty:

Nun zum Wesentlichen:
Mache ein zweites Fenster auf.
Klicke in der Leiste, wo du auch zitieren kannst usw. auf "URL", gib zuerst den Namen der Geschichte ein, dann drücke Enter.
Dann schaust du im zweiten Fenster, wo die Geschichte steht, und kopierst die genaue Internetadresse aus er Anzeige oben, wo du immer "www.kurzgeschichten.de" eintippst. Füg das dann da ein, fertig!

...para

 

Hallooooo!

Vielen lieben Dank Paranova - für dies ebenso wie für das, hilft mir sehr. Tut mir leid, wenn ich nicht genug darauf geachtet habe, dass deine Antwort schon einen Beitrag enthält, den ich selbst auch erwähnenswert fand. Immerhin, Wolkenkind freuts bestimmt ;)

Einen schönen Tag noch für dich - Eva

 

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle noch einige Perlen meines Lieblingsbilderstürmers Palladon zitieren, aber der ist hier nicht mehr und hat alles gelöscht.
Eine Schweigeminute für Palladon!

"Meine Haut pergamentiert..."
Palladon, "Aristokratische Nacht"

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Paranova,

Deine Anmerkung zeigt sehr schön, wie unterschiedlich die Assoziationen sein können, die durch ein literarisches Bild ausgelöst werden. Bei dem `Fischschwarm´ mußte ich z.B. daran denken, wie man von bunten Fischen umschwärmt wird, wenn man durch das warme, seichte Wasser einer Lagune watet.Das Verhalten einer Katze mit dem ihrer potentiellen Beute zu vergleichen, finde ich auch interessant. Aber gut - das soll jetzt nicht alles zerredet werden, zeigt aber treffend die Problematik von Bewertungen (nun eine Gedenkminute für die Jury der Challenge).


-- „Und nervigen Fliegen gleich umschwirren meine Gedanken anstatt einer Glühbirne wohl tiefere Erleuchtung, wobei ihnen in ihrer Nähe allesamt das Verglühen vorbestimmt ist, wie einem Wolframfaden.“

-- „Wenigstens einigen meiner Gedankenfliegen ist mehr als ein Lebenstag bestimmt.“

Paranova, Sommernachtsreise , Seltsam

-- „Die Saiten waren völlig verstimmt, doch langsam und müde spielte Torff die Melodie seiner eigenen kleinen Wahrheit.“

Neawoulf, Der Dritte, Exp.

 

:bounce:

Bruuuha, ich bin drin! *Riesig freu* :D

Aber gut - das soll jetzt nicht alles zerredet werden, zeigt aber treffend die Problematik von Bewertungen (nun eine Gedenkminute für die Jury der Challenge).
Jetzt wird mir endgültig warm ums Herz... ich bin doch auch die Jury. Soviel Beachtung an einem Tag...
Wolto, mehr davon, und dein Challengebeitrag schellt nach oben...
;) :deal: :D

...para

 

Hi

Wenn ich hier schon so oft Erwähnung finde, werde ich auch mal ein paar Lieblingsmetaphern beitragen.

Luna lächelte: Ihr Parfumflakon – geformt wie eine Handtasche – hauchte eine zarte Duftwolke auf ihr Dekollete. Sie küsste Michel. Er versuchte den billigen Duft von ihr zu fächern, um ihren eigenen, süßen Geruch zu genießen. Doch die dreißig Euros klebten an ihrer weichen Haut.

Zaza, Stabiles Sein

Jetzt klettert die Sonne die Fassaden entlang. Wie auf senkrechten, weißen Bergen turnt sie darauf. Davor blies ein Wind und die Straßen waren voll von den Schatten der Wolkenstädte über den Dächern. Die Bootsstege sind angekettet an schlingernden, weißen Rümpfen. Wie lange Zungen spielen sie mit dem Glas der Wellen, ragen in die Lichtflut der Binnenalster

Aqualung, Strip my soul

Er hat wohl gerade mit einer Hand einen Hamburger ausgepackt und das rote Licht nicht gesehen. Wir anderen begreifen es erst, nachdem Helle das Auto gesehen und uns erzählt hat, dass da überall Pommes gelegen haben, die rot waren - vielleicht vom Ketchup.
...
Das Bild der Welt hängt immer schief, betrachtet durch den Konjunktiv

Nyx, Das Portal

P.s: Eigentlich sehe ich Metaphern nur als Notlösung, als Ironie im Bezug auf das Problem, die richtigen Worte nicht finden zu können. Oder aber als den bequemsten Weg, Atmosphäre zu erzeugen. Carver hat ja gezeigt, dass es auch ganz ohne Metaphern geht, möge er in Frieden ruhen :)

Liebe Grüße
wolkenkind

 

Hallo wolkenkind,

ich sehe Metaphern nicht als Notlösung, sondern als eine Möglichkeit Aussagen durch zusätzliche Assoziationen zu verstärken. Allerdings sollen Metaphern nicht Selbstzweck sein, sie müssen gekonnt, wie ein teures Gewürz, eingesetzt werden.
Ich glaube nicht, dass Du Metaphern benutzt, weil Dir sonst die Worte fehlen...

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

"Medusen schminkt man nicht".
Gfunden bei Erich Kästner in " Der Weg nach vorn"
Unerlaubterweise von mir verwendet, aber ich fand diesen Satz einfach toll.
Lord

 

@woltochinon

Metaphern dienen natürlich dazu, Aussagen zu verstärken. Ich glaube nur, dass ohne Metaphern bzw. Vergleiche überhaupt keine genügende Annäherung an das zu beschreibende Objekt möglich ist, weil es kein hinreichend zutreffendes Attribut für jede Sache gibt und geben kann. Schon gar nicht in unserem Deutsch, das ja nur einen Bruchteil des Wortschatzes anderer Sprachen besitzt.

Wenn man etwas beschreiben will, kann man das selbstverständlich ausschließlich mithilfe von Adjektiven, Verben tun, jedoch kommt man mit dieser Methode meiner Meinung nach nie so dicht an die wirkliche Sache wie mit Vergleichen.
Dabei basiert diese wirkliche Sache natürlich nur auf unserer persönlichen Wahrnehmung.

Notlösung sind Metaphern also erst dann, wenn der Weg über die Attribute versperrt ist oder wenn man einfach nicht zurück zu den Ellenlangen Worthäufungen eines Proust oder Mann zurückwill.

Liebe Grüße
wolkenkind

 

Hallo wolkenkind,

es ist sehr interessant, was Du da angemerkt hast. „Es gibt kein hinreichend zutreffendes Attribut für jede Sache“ - das hat mich an das grundlegende Problem des `Denkens in Modellen´ z.B. in der Physik erinnert. Sobald man etwas durch Zusätze beschreibt, wird es auch zumindest ein wenig `schief wie ein Vergleich´, Metaphern können auch irreführend sein, die eigene Erfahrungswelt, der persönliche kulturelle Hintergrund lenkt die Assoziationen des Lesers vielleicht in eine andere Richtung, als der Autor es beabsichtigt hat.
Eine gute Metapher findet vielleicht das Besondere im Alltäglichen, sie weist eine gewisse Eindeutigkeit auf, gerade weil sie das Alltägliche aufgreift.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

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