Von Brüdern im Geiste
Traurig sitzt er vor dem Kamin. Schützend schmiegen sich die Flammen um seinen Körper. Der Wind tanzt und hüllt ihn sanft. Sehnsüchtig starrt er auf die Flammen und versucht sie in sich aufzunehmen. Sie zu umarmen, sie zu berühren. Ein gebrochener, alter Mann. Die besten Jahre längst hinter sich gelassen, zum Sterben verdammt. Majestätische Stille. Er weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat und versucht sich an die letzten schönen Gedanken krampfhaft zu erinnern. Der warme Rauch seiner singenden Pfeife umhüllt ihn. Er wirkt nachdenklich und tiefe Kerben zieren sein Gesicht. All das woran er glaubte war verschwunden. All die schönen Dinge, die ein Leben lebenswert machen. Immer wieder erwischt er sich dabei wie er träumerisch in die Flammen blickt. Sein Blick wirkt starr und leblos. Das Funkeln ist verschwunden. Es wäre zu schön gewesen, diese letzten, wichtigen Augenblicke mit jemandem zu teilen. Einen Freund an seiner Seite zu haben, der ihm die Hand hält. Einen Freund, der ihn vermissen würde. Mit gutem Gefühl könnte er einschlafen. Die letzten, für ihn so wichtigen Stunden, genießen. Langsam dreht er sich um. Sein Blick gleitet durch den Raum. Niemand zu sehen. Niemand. Seine Hand beginnt zu zittern. Vorsichtig greift er nach seiner Pfeife und hält sie fest. Es geht zu Ende. Er möchte niemandem zur Last fallen. Das Feuer wird schwächer. Seine Augen wirken schwer und müde. Ängstlich zieht er an seiner Pfeife. Er will noch nicht gehen. Es ist noch zu früh. Tausend Gedanken schießen durch seinen Kopf. Er kann noch nicht gehen…
Das Feuer ist klein geworden. Verzweifelt versucht er die letzte Glut vor seinem Auge zu sehen. Sein Atem wird schwer. Kalter Wind durchbricht die Nacht. Verzweifelt versucht er zu schreien, doch es gelingt ihm nicht. Seine Finger krallen sich verbissen in die geschundene Haut. Nur stockend entrinnt das Blut. Sein letzter Kampf. Sein trockener Mund lechzt nach einem Glas Wasser, doch er ist zu schwach. Er schafft es nicht. Sein Körper zittert. Sein Röcheln ist stumpf. Getrieben von unermesslichem Leid fällt sein letzter Blick in den Kaminofen. Die letzte Glut erlischt. Dunkelheit…