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Von den Zielen

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18.02.2002
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Von den Zielen

Von dem Verlangen getrieben endlich einmal etwas Herausragendes zu tun, begab sich R. in große Gefahr. Sein Leben schien ihm schon seit langem Unnütz, aber bisher war er nicht in der Lage gewesen sich eine Entscheidung abzuringen. Da die Welt um ihn herum ein Strudel aus Wirrnissen und Chaos war und er selbst sich schon im äußeren Sog dieses gigantischen Mahlstroms wähnte, glaubte er, nunmehr handeln zu müssen. Etwas in ihm war noch nicht verbogen und krumm, noch nicht falsch und dem Druck der Öffentlichkeit unterlegen. Dieses Etwas, sagte er sich, kann nicht nur mich retten.

Der Tag war schon einige Stunden alt und auf dem kleinen Bahnhof keine Menschenseele zu sehen. Das bisschen Geld, das er bei sich hatte, würde ihm gerade so für die Fahrt nach Berlin ausreichen. Er löste die Fahrkarte und wartete auf den Zug.
Jeder Mensch ist anders, so heißt es gemeinhin, aber irgendetwas an dieser Allerweltsweisheit schien ihm nicht zu stimmen. Als er noch jünger war, jünger und naiver, da hatte er das unbestimmte Gefühl, als ob die anderen so wie er wären. Im Laufe seines Lebens wandelte sich dieses Gefühl. Er sah sich alleine, umgeben von einem Haufen Namenloser, deren Lebensziel es zu seien schien, die Menschheit auf eine neue Form des Tierischen zurückzuführen. All diese Gefühle, diese ewigen Wiederholungen in den Lebensmustern, die Furcht etwas Einzigartiges zu sein und der falsche Glaube daran, tatsächlich etwas einzigartiges darzustellen, obschon man hätte sagen müssen: „Ja, ich habe einen Namen, aber ich könnte genauso gut so wie dieser Kerl da vorne heißen; schließlich handele ich ja genau so!“

Nun, so wie er die Welt wahrnahm, war die Welt nicht beschaffen und alles was er tun konnte, war zu versuchen ein Zeichen setzen.
In einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit wurde noch nicht von Fortschritt gesprochen. Damals entwickelten sich die Menschen. Heute, so sagte er sich, stehen die Menschen auf dem Fleck, auf einem Trainingslaufband und rennen, rennen immerzu. Eines Tages wird das Band durchgewetzt sein, der Antrieb zerstört und die Menschen werden sich auf dem Boden wieder finden, auf demselben Boden den sie schon lange geglaubt hatten verlassen zu haben.
Bilder schossen durch seinen Kopf. Er sah Menschen die sich opferten. Es gab tausende Gründe sich zu opfern: ein Glaube, ein Gefühl, ein Streben nach etwas und vielleicht sogar einfach nur der Kick zu erfahren, was es heißt zu sterben. Er mochte diese Vorstellung nicht. Niemand sollte sich opfern wollen. Bei all jenen war Wahnsinn und Lebensmüdigkeit mit im Spiel.

Etwas anders waren die, welche geopfert wurden. Menschen die Leben wollten und kämpften, die nicht zurückstanden hinter dem was sie sind, solche, die von der Masse als Gefahr wahrgenommen wurden. Das waren Menschen die stehen blieben, zurückliefen – und dann vorwärts sprangen- oder flogen. Menschen ohne kleines Ziel, die in der Lage waren große Ziele zu formulieren. Denen das Leben ein Spiel war.
Und ich will dazu gehören, zu den Tausenden, die gescheitert sind ohne je aufgegeben zu haben.

Er hatte einen Plan entwickelt, von dem er wusste, dass der Großteil der Menschen ihn nicht verstehen würde. Er würde mit Gewalt drohen, vielleicht sogar Gewalt anwenden müssen, aber das war ihm egal.
Der Plan sah vor die Deutschen zur Nacktheit zu zwingen. Vor seinem inneren Auge sah er Angela Merkel nackt mit Präsident Bush die Irakkrise besprechen. Er sah eine Aktionärskonferenz, bei der die Bosse splitternackt die neuesten Erfolgszahlen durchgaben. Er sah die Menschen in den Lidl und Aldi Filialen dieses Landes stehen und sich zeigen, ihre verrottenden Körper in der Warteschlange, ihre kleinen Gehirne beschäftigt, einander abmessend, von allerlei emotionalen Zuständen erfüllt. Das Ziel war gut. Lohnenswert.

Der Zug hielt in Berlin, auf dem großen, neuen, schönen Bahnhof. Er stieg aus und machte sich daran seine Pläne zu verwirklichen, erfüllt von der Gewissheit, das Richtige zu tun.

 

hallo testos

Sein Leben schien ihm schon seit langem Unnütz, aber bisher war er nicht in der Lage gewesen sich eine Entscheidung abzuringen.

ob hier nach dem gewesen noch ein Komma kommt, frage ich mich. vielleicht kann uns da ja jemand helfen. ich bin mir da bei meinen texten auch immer unschlüssig.

Da die Welt um ihn herum ein Strudel aus Wirrnissen und Chaos war und er selbst sich schon im äußeren Sog dieses gigantischen Mahlstroms wähnte,
gibt es eigendlich eine mehrzahl von Chaos?

Nun, so wie er die Welt wahrnahm, war die Welt nicht beschaffen und alles was er tun konnte, war zu versuchen ein Zeichen setzen.
bei dem satz fehlt was. schreib den mal anders.

JAwoll! LSD ins Trinkwasser!

Netter Vorsatz, alle menschen nackt. Ob das die Lösung ist, bleibt abzusarten. auch frage ich mich, wie dein Prot das schaffen will. hat er eine Bombe, oder eine Knarre, die er der Merkel direkt an die Schläfe halten will? er will ja immerhin nach Berlin.

Etwas mehr geschicht hätte es sein können. so gibst du die gedanken, die gründe. hat aber spaß gemacht zu lesen.

gruß

 

Mir hat es nicht so gefallen. Die Sätze sind zu umständlich und in dem Text passiert nichts. Die Idee mit der Nacktheit bietet viel mehr Möglichkeiten, als sie einfach mal so am Ende zu erwähnen. Für die laufenden Menschen, die trotzdem nirgendwo hinkommen, gilt dasselbe. Fazit: Ein paar gute Ideen in einem sonst recht toten Text. ;) Du wirst mich Sicherheit bessere Geschichten schreiben. Originelle Ideen sind das wichtigste. Und die hast Du.

Lieben Gruß,

Fritz

 

Die Geschichte hört genau da auf, wo sie hätte beginnen müssen, um in meinen Augen die Bezeichnung "Geschichte" zu verdienen. Und das Lösen des Fahrscheins, das Besteigen der Bahn sind Nebensächlichkeiten, keine Handlung. Erst recht keine, die - gemäß der Maßgabe dieser Rubrik - philosophische Erkenntnisse kodiert.

Manchmal frage ich mich schon ein kleines bisschen, wo der Unterschied liegt zwischen philosophischen Gedanken, ich meine die Suche nach dem Sinn und der Wahrheit, und dem Ausdruck von griesgrämiger Resignation über den eigenen beschränkten Intellekt, der sich verrenkt und verzerrt und doch nur verkrampft in eigentlich nutzlosen, für den Lauf der Dinge völlig unwichtigen Fragen herumstochert (denn nichts ist wichtiger als für einen selbst, warum auch immer). Aber zumindest gelingt es ihm, seine Beschränktheit auf andere zu projizieren, um das letzte Bisschen berechtigte Selbstachtung aufrechtzuerhalten.
Echte philosophische Gedanken ergeben sich wahrscheinlich erst, wenn man die eigene Beschränktheit, die eigene Fehlbarkeit akzeptiert hat und folglich sich selbst nicht mehr so ernst nimmt. Und so könnte es freilich sein, dass ich, aufgrund meiner Beschränktheit, deinen Text einfach nur nicht in seiner tiefen Gänze bzw. ganzen Tiefe verstehe und die meine Unfähigkeit umsonst auf dich projiziert habe. :D


FLoH.

 

Hallo, Testos

Du erzeugst ein Bild, was ich assoziere mit einem Freiheitskämpfer, der zur Tat schreitet, in der Hoffnung, eher in dem Wissen, durch eben jene Tat, welche es auch immer sein mag, Freiheit für sich und/oder sein Volk zu erlangen.

Sie ist hier und da holprig, die namentliche Erwähnung unserer Bundeskanzlerin halte ich für überflüssig, vielmehr störend(meine Meinung), doch gute gedankliche Ansätze.

Auf Wiedersehen!

 

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