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Von Licht und Dunkelheit

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28.11.2005
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Von Licht und Dunkelheit

Von Licht und Dunkelheit

Robert Blunt war ein Mann, der stets darum bemüht war im Leben nicht aufzufallen. Es half ungemein sich anzupassen und im richtigen Moment auf der richtigen Seite zu stehen. Zumindest blieb man so am Leben und konnte sich eine kleine Welt erschaffen, in der man selbst herrschte und frei war. Vielleicht war es dieser Traum nach Freiheit, der schon seit Ewigkeiten in denkenden Wesen glimmt und der nie wirklich vergessen werden kann. Aber im Augenblick, im hier und jetzt war es wichtig sich nicht in der Umgebung zu verlieren, die mit ihrer modernen zukunftsweisenden Orientierung die beste Grundvoraussetzung der neuen Gesellschaft bildete. Man hatte erkannt, dass das Leben den Starken belohnt und die Schwachen bestraft. Nur der universelle Kampf bedeutete Evolution. Was als allgemeines Naturgesetz Bestand hatte musste auch auf die Welt der Menschen zutreffen. Die Individualität entsprach einer entfernten Nebelschwade am Horizont. Deshalb war es für Robert Blunt ja auch so wichtig einen Schutzwall um sein Innerstes zu besitzen; es war sein Refugium und ein Platz für den Teil seiner Persönlichkeit, der nicht der Norm entsprach. Als er erwachsen geworden war, wurde er auf Grund seiner biologisch reinen Natur und seines nicht zu verachtenden Intellekts der Abteilung für spezielle Aufgaben, zur Sicherung der Zivilisation überstellt. An einem grauen Novembertag trug er zum erstenmal die schwarze Uniform mit den silbernen Knöpfen. Sein vorgesetzter Kommandant erläuterte ihm die Bedeutung des Auftrages. Es gehe um den Erhalt und den Ausbau der entwickelten Fähigkeiten der Spezies des Menschen und es sei deshalb unumgänglich mit radikalsten Mitteln das Recht auf besseres Leben zu verteidigen. Alle Anteile, die es womöglich behindern, müssten sofort beseitig werden. Robert lernte in den nächsten Jahren viel über die logische Ethik und erfuhr die Wahrheit über die Illusionen des Mitgefühls, der Liebe und Gnade.

Seine ersten Aufträge betrafen hauptsächlich kleinere Verstöße gegen die Freiheit der Gesellschaft. Da waren geringe Vorkommnisse von Volksverhetzung einiger Künstler und Schriftsteller, die sich einbildeten sie würden den Menschen eine Alternative präsentieren. Ihnen den Geist öffnen, damit sie sich dem Menschsein bewusst werden. Nun, das waren alberne Träumereien, die zudem recht anmaßend waren, wenn man bedachte, dass einzelne Subjekte eine allgemein gültige Ordnung verwerfen wollten. Die Eingreiftruppe von Robert Blunt konnte dem Spuk schnell den Garaus machen und die sogenannte Meinungsfreiheit im Keim ersticken. Die Mehrheit dieser kriminellen Elemente wurde nach Norden in die Besserungsanstalten gebracht, für eine intensive medizinische Betreuung war gesorgt.

Mit der Zeit verdiente sich R. Blunt die ersten Lorbeeren und bald durfte er das Schwert der Gerechtigkeit 1. Klasse entgegennehmen, nachdem er zuvor eigenhändig eine große Lagerhalle voller propagandistischer Lügen durch das Feuer gereinigt hatte. Es war die Zeit in der man in der oberen Leitung beschloss ihn an eine neue Stelle zu versetzen.

Der alte Güterbahnhof wirkte wie ein Überbleibsel aus einer fremden Zeit, mit den alten verrosteten Schienen und den rohen Backsteinen. Jeden Morgen kam ein neuer Trupp mit Lastwagen, der seinen lebenden Inhalt auf die Verladerampen ergoß. Dann fuhr die große alte Lok mit ihren schweren Waggons vor und die elektrischen Plasmakissen zischten als sie an die Rampe andockten. Die Waggontüren schnellten in die Höhe und das Gewürm kroch hinein, manch einer musste getragen werden, ein anderer versuchte zu fliehen, doch die Sicherheitsklammern an seinem Schädel bohrten sich in seinen Willen und verwandelten das Haupt in nassen, warmen Matsch. Am einfachsten war es für Robert mit den Frauen und Kindern, sie wehrten sich nicht und das freute ihn jedes Mal, denn die Arbeit machte ihm bisweilen Spass. Er hasste es wenn es zu unnötigen Scherereien kam. Es war doch alles geklärt. Die biologisch unbedeutenden oder gar gefährlichen Einheiten mussten ebenso in die nördlichen Bezirke gebracht werden, um ihnen selbst und der Gemeinschaft ein besseres Dasein zu sichern. Man würde sich ihrer annehmen und dann würden einige wenige vielleicht sogar geheilt in die höhere Welt zurückkehren. Es war sehr einfach. Es machte Sinn. Seine kleine Welt war sowieso außerhalb dieser Parameter. Sie störte nicht. Man konnte gut in zwei Welten leben. Vielleicht taten das diese Menschen auch. Wenn sie soweit denken konnten. War es nicht seltsam, dass er seine Individualität für sich behalten konnte und ebenso in die Gruppe integriert war? Nein, es war der erste Schritt zur Erleuchtung.

Im Sommer wurde es schrecklich. Eine furchtbare Hitze lähmte das Land und ein jeder stöhnte unter der Arbeit.
Viele brachen auf den Rampen zusammen und mussten von den Reinigungskräften abgeholt und in die Desintegrationskomplexe überführt werden. Schlimm, dass die Leute aber auch so wenig tranken bei diesen Temperaturen!

Sie begegnete ihm ganz zufällig, er wäre beinahe achtlos an ihr vorbeigelaufen. Sie war nichts besonderes, nur eine weitere verwirrte Nummer in den grauschmutzigen Lumpen, die sie als defektes Mitglied deklarierten. Ihre roten Haare und ihre grünen Augen schienen dennoch rein und unberührt. Vielleicht hatte ihn gerade das aufmerksam gemacht. Er lächelte. Sie lächelte zurück. Unter anderen Umständen hätte er sie gefragt ob sie nicht nach der Arbeit mit ihm etwas trinken gehen wolle, doch zwischenmenschlicher Kontakt war hier an dieser Stelle strikt untersagt. So nickte er ihr zu und sah sie in den schwarzen Schlund hinabsteigen. Bevor sich die Tür mit einem Ruck schloss, drehte sie sich um und sah im direkt in die Augen. Robert Blunt war wie gelähmt. Es war ein Gefühl, als ob er ein helles Licht in der Tiefe des Meeres erblickt hätte, das im Bruchteil einer Sekunde von der alles umhüllenden Dunkelheit verschluckt worden war. Niemand hätte es ihm geglaubt. Doch Robert wusste es war da. Jemand hatte einen Fehler gemacht. Einen bösen Irrtum. Diese Frau konnte doch niemals als Geschwür der Gemeinde klassifiziert worden sein. Er hatte es in ihren Augen gesehen.

Es war ihm leichtgefallen herauszufinden zu welcher Stätte dieser Transport erfolgt war. Nicht so leicht war es seinen Vorgesetzten zu überzeugen ihn zum dortigen Wachpersonal versetzen zu lassen. Irgendwie konnte er immer noch nicht ganz begreifen weshalb er das alles tat. Man wusste nicht viel über die Lager im Norden. Sie sollten der Auslese dienen und den Fortbestand der Menschheit sichern.

Nach vier Wochen erhielt Blunt tatsächlich den Befehl sich in das nächste Truppenversorgungsshuttle zu setzen und sich in der Anstalt 341 als neuer Wachoffizier vorzustellen. 341 war eine gutgesicherte gigantische Anlage in den Bergen der nördlichen Eishemisphere, deren Zweck die Herstellung von Throndyrium diente, einem wichtigen chemischen Element für die moderne Waffenindustrie. Von weitem sahen die Insassen des Fluggeräts nichts als die unendliche Leere der Gebirgswüste und das Shuttle erzitterte bisweilen unter den verheerenden Luftverwirbelungen, als ob eine unheilvolle Macht sie hindern wollte ihr Ziel zu erreichen. Irgendetwas war im Begriff sich wie eine elektrische Spannungsquelle aufzuladen. Es knisterte schon.

Was der Grund für seinen Wunsch hier draußen Wache zu schieben wäre, fragte ihn der leitende Chefmediziner. Blunt entgegnete ihm, dass er der Verschiebeaktionen überdrüssig sei und er nun vielmehr aktiv an der finalen Lösung der biologisch- ethischen Probleme mitwirken wolle. Es stellte sich heraus, dass ein Teil der Insassen dazu auserkoren war an den Generatoren zu arbeiten, die das Throndyrium aus erlesenen Erzen gewannen. Der andere Teil wurde schlichtweg terminiert. Dazu bediente man sich der Kammern, in die die heißen Überreste aus den Schmelzgeneratoren abgesondert und gesammelt wurden. Eine Kammer konnte so, binnen weniger Minuten gefüllt, einen Anteil von mindestens zweihundert Untereinheiten zersetzen. Robert vollführte seine Aufgaben gewissenhaft und suchte in seiner spärlichen freien Zeit ständig die verschiedenen Sammelplätze der Arbeitsdrohnen auf, um das Licht wiederzufinden, das er vor einer ganzen Weile erblickt hatte.

Die Meldungen waren besorgniserregend. Anscheinend hatte sich das politische Klima verändert und dieselbe Kälte der Umgebung von A 341 angenommen. Viele Zungen sprachen plötzlich von Apokalypse und Weltuntergang. Aggressoren aus der südlichen Hemisphere wären auf dem Vormarsch.

In dieser Periode ereignete sich der Aufstand. Einige Arbeiter hatten es irgendwie fertiggebracht sich ihrer Sicherheitsklammern zu entledigen und griffen das Wachpersonal mit Arbeitswerkzeugen an. Blunt’s Trupp eilte zu Hilfe und deckte die Aufrührer mit Salven aus ihren Lasergewehren ein. Die Rädelsführer wurden zur Strafe mit den Füßen voran in die Schmelzgruben getunkt. Andere stellte man umgehend den Medikern zu lethalen Forschungszwecken zur Verfügung. Die Ordnung war gerettet. Ohne sie wäre das Leben bedeutungslos.

Robert Blunt bemerkte kurz darauf eine Veränderung. Seine innere Welt schien sich zusammen zu ziehen. So als würde sich alle Materie darin wie in einem schwarzen Loch zusammenballen. Der Grund war ihm unbekannt. Einige Tage später wurde vom Oberkommando die Order erlassen das Lager umgehend aufzugeben und die Stellung mit vorhergehender Säuberung zu räumen. Sämtliches Personal sollte daraufhin der Landesverteidigung überstellt werden. An Throndyrium besetzten Raketen war anscheinend kein Mangel.

Der oberste Aufseher und Chefmediziner rief seine Führungsriege zu einer Sondersitzung zusammen, bei der auch Robert anwesend war. Die ganze Aktion sollte schnell und unkompliziert von statten gehen. Man war sich einig, alle humanoiden Hindernisse mit den toxischen Dämpfen der Throndyriumabfälle, sowie mit den heißen Erzschmelzen zu überwinden. Danach würde eine Überhitzung des Hauptreaktors die Mauern von A 341 für immer zu Staub zerblasen.

Blunt’s Gruppe war für die Durchführung der Auslöschung der Nummern 2500 bis 5000 betraut. Man hatte ihnen gesagt sie würden in andere Anstalten verfrachtet werden um allgemeine Panik zu vermeiden. Glücklicherweise arbeiteten die Kammern recht schnell und die Schreie wurden durch den dicken Fels überhört.
Es war in dieser Stunde als er fast die Hälfte der Zahlen abgehandelt hatte, als er sie erblickte. Sie stand etwas abseits einer größeren Terminationseinheit. Vor Überraschung fiel ihm fast die Laserpistole aus der Hand. Ihr Haar und ihre Augen leuchteten wie einst als er sie bei der Verladerampe gesehen hatte. Er hatte sie nicht vergessen. Wegen ihr war er hier und sie war der Grund weshalb er an diesen Ort gekommen war. Unter all den tausend Menschen hatte er sie endlich gefunden. Sie blickte herüber, wurde seiner gewahr und lächelte traurig. Eine Träne rollte über ihre rechte Wange. In diesem Moment explodierte die kleine Welt von Robert Blunt. Sie löste sich komplett und zerfraß die äußere Hülle. Schnellen Schrittes bewegte er sich auf sie zu.

Einer der Wachmänner erhob auf einmal sein Gewehr und richtete es auf die helle Gestalt. Bevor Robert einen entsetzten Schrei von sich geben konnte, sengte ein Lichtblitz durch den Oberkörper der Erscheinung.

Er fing sie rechtzeitig auf bevor sie auf den Boden fiel. Ihre Kleidung war abgerissen und die Hände aufgerissen von der schweren Arbeit. Die Augen sahen ihn noch ein einziges Mal an und ihr Mund lächelte ihm zu. Dann wurde es still.

Der Protokolleintrag besagte, dass ein Gruppenführer der Wachmannschaft an diesem Tag die Nerven verloren hätte und in wütendem Wahn fast seine gesamte Mannschaft erschoß. Erst die eintreffende Verstärkung war in der Lage den Täter durch mehrere tödliche Schüsse zu stoppen. Offenbar wäre der Anblick einer gezielten Extinktion durch ein Wachmannschaftsmitglied der Auslöser für diesen Offizier gewesen. Vermutlich müsste man in Erwägung ziehen bessere psychologische Untersuchungen beim Wachpersonal zu gegebenen Zeitpunkten vorzunehmen, um der Gefahr einer im Blutrausch stehenden Amoktat vorzubeugen.

Gelesen wurde dieser Eintrag nie. Kurz darauf schlugen die ersten Interkontinentalraketen ein und setzten die gesamte nördliche Hemisphere in Brand. Der darauf folgende nukleare Winter dauert bis heute an.


Robert Blunt ist in das grüne Meer gefallen und hinab in das schimmernde Licht getaucht. Es lässt ihn vergessen was geschehen ist und was er tat. Sein Innerstes ist nun mit dem Lächeln zusammen. Es ist gut.

Unsere Dimension wartet auch heute noch auf den Punkt an dem sie aus der Dunkelheit für immer in das Licht, das ihr zu Hause, ist zurückkehren kann.

 

Hi Spacelord,
erstmal willkommen auf kg.de und in der SF-Rubrik :thumbsup:
Dann woll'n wir mal.

Die ersten drei Absätze Deines Textes sind langweilig. Klassischer Fall von "show, don't tell". Du erzählst eine Menge, lange bevor die Geschichte anfängt. Es gibt aber einen Grund dafür, warum ein Hauptmerkmal von Kurzgeschichten ist, dass sie mitten in der Handlung beginnen (aber das will ich hier nicht vertiefen).
Hinzu kommt, dass Du pseudophilosophische Metaphern wie "Die Individualität entsprach einer entfernten Nebelschwade am Horizont" bemühst, die vielleicht einen Sinn ergeben, aber an dieser Stelle einfach dem Leser nicht viel Spaß machen.
Selbst im ersten Absatz mit tatsächlichem Geschehen (am Güterbahnhof) presst Du soviel Innenansicht der Hauptfigur in die Sätze, dass die Handlung zur Nebensache verkommt. Dabei ist die höchst dramatisch und hätte eine intensivere Darstellung verdient. Immerhin werden hier sozusagen Minderwertige in Ghettos verschickt.
Da ich keine Lust habe, immer denselben Kritikpunkt ("show, don't tell") zu wiederholen, er aber für das folgende ebenso gilt, dazu zwei andere Amerkungen.
Einmal benutzt Du einen Plusquamperfekt:
"Es war ihm leichtgefallen herauszufinden zu welcher Stätte dieser Transport erfolgt war"
Das soll so eine Art Mini-Rückblende sein, von der zeitlichen Position des folgenden Satzes aus gesehen. Das ist aber völlig überflüssig. Im Imperfekt funktioniert der Satz genauso.
Ein anderer Punkt: Du wirfst immer wieder SF-Begriffe ein, die zusammen genommen nicht den Eindruck eines Zukunftsszenarios ergeben. Das liegt vor allem daran, dass das Geschehen genausogut in der Gegenwart oder Vergangenheit stattfinden könnte (bzw. wenn ich an die Judendeportation denke, stattgefunden hat).
Dann kommt offenbar eine Schlüsselstelle, wo die Hauptfigur Augenkontakt zu dieser Frau hat und sich offenbar in sie verliebt (auch wenn er es selbst nicht so nennt). Mein Problem mit dieser Stelle ist, dass sie mich an ganz schlechte Drehbücher ganz schlechter amerikanischer Filme erinnert. Wie auch immer: Eine coole Idee ist diese Wendung sicher nicht. Schon gar nicht wirkt es plausibel, dass die Hauptfigur danach alles daran setzt, seinem Schwarm nahe zu sein.
Spätestens an dieser Stelle:

Was der Grund für seinen Wunsch hier draußen Wache zu schieben wäre, fragte ihn
(also einer indirekten Rede, die in so ziemlich jeder anderen KG als wörtliche Rede ausgeführt worden wäre), dämmert es mir, dass Du diesen distanzierten "Tell"-Stil womöglich absichtlich gewählt hast. Das ändert noch nichts daran, dass ich ihn leblos und unspannend finde, wäre aber zumindest konsequent.
Nochmal zurück zu dem, was man bei Star Trek als Technobrabbel bezeichnet: Gedankenloses Einführen von Fachtermini, die keinen Sinn ergeben.
Es geht mir um dieses "Throndyrium". Hätte man weiter oben noch annehmen können, dass es sich um ein schweres, bis dato unentdecktes Transuran-Element handelt, welches "hergestellt" wird, zeigt sich hier:
"die das Throndyrium aus erlesenen Erzen gewannen."
... dass Du einen Kardinalfehler gemacht hast. Es gibt kein Throndyrium, weder auf der Erde noch auf einem anderen Planeten, bzw. wenn, dann ist es kein chemisches Element, denn die sind alle entdeckt (bis auf die überschweren Kerne, aber bei denen darf man davon ausgehen, dass sie nicht einfach in irgendwelchen Erzen vorkommen). Das aber nur nebenbei, allzu schlimm finde ich den Fehler nicht, bloß halt vermeidbar. Schreib doch einfach Promethium, das gibt es wirklich, und kommt bestimmt auch in irgendwelchen Erzen vor und ist hinreichend selten und klingt auch toll.
Nun zum Ende. Auch das könnte einem schlechten Hollywood-Drehbuch entstammen, oder einer beliebigen Star-Trek-Folge (außer dass die Hauptfigur dann natürlich kurz vor dem Ende an Bord gebeamt worden wäre).
Die letzten beiden Absätze sind einfach pathetischer Schmonzes, der in seiner Unbestimmtheit hervorragend zum Rest der Geschichte passt.

Sagen wir mal so: Wenn Du die Handlung richtig ausformuliert statt nur zusammengefasst hättest, und diese kitschige Liebesgeschichte entweder realistisch gestaltet oder einfach weggelassen hättest, dann hätte das eine richtig böse Dystopie werden können. So aber klingt es wie die oberflächliche Nacherzählung einer US-Serienfolge mit einer Hauptfigur, deren im Ansatz vorhandene Charakterisierung nicht über Pathos hinaus kommt und deshalb in keiner Weise überzeugt.
Dass am Ende die ganze Welt im Nebensatz vernichtet wird, passt zur Oberflächlichkeit der Geschichte. Immerhin wird die Vernichtung von Untermenschen hier völlig kritiklos dargestellt. Mehr als etwas persönliches Drama der Hauptfigur und Vernichtung der Welt fällt Dir zum dem Thema nicht ein? Das finde ich etwas dünn.

Positiv hervorheben möchte ich die durchaus brauchbare Sprache, wobei ich an dieser Stelle nochmal wiederholen möchte, dass der indirekte Stil dem Thema nicht angemessen erscheint.

Ach ja, und streu mal ein paar Kommas ein, am besten an den richtigen Stellen ;)

Fazit: sprachlich brauchbar, inhaltlich Niveau einer US-SciFi-Serie.

Uwe
:cool:

 

Hallo Uwe,

zunächst einmal Danke für deine Kritik und Denkanstösse. Die Handlung sollte allerdings so pathetisch und vorhersehbar sein, wie du sie empfunden hast. Die Einleitung war ebenso geplant. Niemand kann einen Autor zwingen mit der Handlung direkt einzusteigen. Ist für Kurzgeschichten zwar vorteilhaft, aber bestimmt kein Muss. Es zwingt niemand den Leser sich mit dieser Story zu befassen. Ich vermute die Geschichte hat dir inhaltlich einfach nicht gefallen. Aber vielleicht hast du Recht und ich habe es mit der Oberflächlichkeit doch ein bisschen zu weit getrieben. Es gibt bewusst kaum Anhaltspunkte, somit ist der Interpretationsrahmen sehr offen. Diese triviale Liebesgeschichte bildet einen Gegensatz zu dem sehr ernsten Deportationsthema. Das die Welt selbstverständlich nebenbei untergeht ist zwangsläufig und hat etwas von Satire. Statt Element müsste ich natürlich Stoff schreiben, das ist wirklich ein Fehler. Ob dieser Stoff auf der Erde existiert, ist bedeutungslos. Es ist nicht einmal klar ob dieser Planet auf dem das Szenario spielt unsere Erde ist. Ich werde aber versuchen in Zukunft etwas mehr Tiefgang einzubauen.

 

Niemand kann einen Autor zwingen mit der Handlung direkt einzusteigen.
Nein, aber es hat unbestreitbare Vorteile ;)
Es zwingt niemand den Leser sich mit dieser Story zu befassen.
Aber Du würdest Dich doch freuen, wenn mehr Leute die Geschichte (bis zum Ende) lesen würden, oder?
somit ist der Interpretationsrahmen sehr offen
Hm, ich würde eher sagen: Es gibt keinen. Jedenfalls sehe ich keine Meta-Ebene in dieser Geschichte. Du kannst mich aber gerne mit der Nase drauf stoßen ;)
Diese triviale Liebesgeschichte bildet einen Gegensatz zu dem sehr ernsten Deportationsthema.
Hm, verstehe. Das könntest Du aber vielleicht deutlicher herausarbeiten. Man merkt dem Helden seine Gefühle ja überhaupt nicht an, bis auf seine etwas kindische Suche (die er nebenbei bemerkt nicht konsequent durchführt).
Das die Welt selbstverständlich nebenbei untergeht ist zwangsläufig und hat etwas von Satire
Ich habe es nicht als Satire empfunden, weil es nicht überzogen genug dargestellt war.
Ob dieser Stoff auf der Erde existiert, ist bedeutungslos
Einverstanden, aber vom wissenschaftlichen Standpunkt gesehen würde ich schon ein seltenes chemisches Element nehmen.
Ich werde aber versuchen in Zukunft etwas mehr Tiefgang einzubauen.
Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich vermisse gar nicht so sehr den Tiefgang. Die Story könnte eine fesselnde Dystopie sein, wenn sie intensiver erzählt wäre. "Show, don't tell!" Dann bräuchte sie gar nicht viel mehr Tiefgang.

 

Zitat:

Aber Du würdest Dich doch freuen, wenn mehr Leute die Geschichte (bis zum Ende) lesen würden, oder?

Sicher, andererseits schreibe ich nunmal eine Geschichte in dem Stil der mir gerade dafür gefällt. Wäre doch langweilig wenn jeder direkt mit der Handlung einsteigt. Die Vielfalt macht das Leben bunt. :D Was nicht heißt, dass ich niemals Dialoge und direkte Handlung verwenden würde. :D

Zitat:
Hm, ich würde eher sagen: Es gibt keinen. Jedenfalls sehe ich keine Meta-Ebene in dieser Geschichte. Du kannst mich aber gerne mit der Nase drauf stoßen

Nur mal eine: Der Protagonist ist fähig an allerlei Greueltaten mitzuwirken und verliert wegen etwas, dass nicht mal richtig Gefühl genannt werden kann, die Nerven. Ist das nicht ein Widerspruch?
Das heißt: Ein Problem ergibt sich immer nur aus dem Auge des jeweiligen Betrachters...
:thumbsup:

Ach ja, hast du zufällig irgendwelche Tipps zur Inspiration?

viele grüße

 

Hi Spacelord!

Ich hätte vielleicht welche.
Ich nehme mal an, deine Intention bestand darin, das Dasein eines Menschen zu zeichnen, der in einem unmenschlichen System eine unmenschliche Funktion ausübt und trotzdem ein "normaler" Mensch bleibt, richtig? Demzufolge wäre das innere "Refugium", wie er es nennt, so etwas wie ein Rest von Menschlichkeit, den die Gesellschaft gestattet bzw. duldet.
Sein Verliebtsein ist nicht nur Ausdruck seiner Sehnsucht nach Liebe, sondern auch der nach Menschlichkeit. Aber er reflektiert nicht darüber, weil er dann irgendwann auch über die Welt und die Verhältnisse, in denen er lebt, reflektieren müsste. Und weil er die Reflektion verweigert, endet seine Suche in einer Tragödie, die allerdings in dieser KZ-Umgebung schon wieder ein bitterer Witz ist. Der Tod einer einzelnen Person lässt ihn Amok laufen, aber die industrielle Auslöschung von Unzähligen trägt er sogar mit.

Ich muss Uwe in zwei Punkten widersprechen: Die kitschige Liebesgeschichte hat durchaus eine gewisse Berechtigung innerhalb der Handlung, gerade weil sie den Aberwitz der grauenhaften Verhältnisse noch hervorhebt.
Ebenso finde ich den Untergang der Welt nur konsequent. Ein anderes Ende würde gar nicht so richtig passen.

Ich denke, die Geschichte hätte mehr verdient, als so oberflächlich dahin "getellt" zu werden.
Das erste, was du machen musst: Entscheiden, ob du eine ernsthafte oder eine satirische Geschichte willst. In einer Satire darf die Liebesgeschichte kitschig bleiben, die Erzählhaltung weiter emotional unbeteiligt sein ( "Wieso kippen die auf der Rampe dauernd um? Sind die zu blöd, um Wasser zu trinken?" ), und die Welt kann immer noch auf so klischeehafte Weise untergehen.
Dafür müsstest du aber die letzten beiden Absätze streichen, und die philosophischen Passagen über die innere "Sphärentrennung" des Prots müssten auch raus. Du müsstest dann einen Weg finden, um sie auf andere Weise darzustellen.

Wenn du aber eine ernsthafte Geschichte erzählen willst, dann solltest du einen Weg suchen, die Liebesgeschichte glaubwürdiger rüberzubringen. Auch die Sphärentrennung verdient eine viel stärkere Beleuchtung. So kann ich mir nicht wirklich konkret vorstellen, was genau du damit gemeint hast. Irgendwie würde die Geschichte auch ohne auskommen. Was genau erlebt Robert, wenn er in seinem geistigen Refugium ist? Was denkt er dann? Und vor allem: Wie drückt sich diese Trennung aus?
Den Weltuntergang bitte ohne kitschiges Pathos inszenieren, sonst machst du die Wirkung unnötig kaputt.

In beiden Fällen würde sich mMn der Ich-Erzähler eignen.

Ciao, Megabjörnie

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Spacelord,

das hat Stil.

Größtenteils bedrückend, zurückhaltend, nüchtern, emotionslos.

So dass die beiden Begegnungen von Robert mit der Frau schön als positive Gegensätze rüberkommen.

Auch die Symbolik gefällt mir gut.
Die Wirbelstürme und die elektrischen Aufladungen beim Flug zur Anstalt 341.
Wie sich Roberts innere Welt zusammenzieht.
Bis sie dann explodiert und ihre äußere Hülle zerfrisst.

Gut in Szene gesetzt finde ich auch den Schluss, der Roberts Veränderung der Erstarrung der ganzen Welt gegenüberstellt. Nachher nuklearer Winter. Und vorher? Irgendwie dasselbe. Gefühlsmäßiger Winter.

Und die Moral für unsere Realität?
Dass man seine innere Welt nicht hermetisch unter Verschluss halten soll.
Sonst fliegt sie einem irgendwann um die Ohren.
Wenn ich das richtig verstanden habe.

Noch ein paar sprachliche Einzelheiten.

„Robert Blunt war ein Mann, der stets darum bemüht war“
Also wenn das nicht eine wirklich abgedrehte Geschichte ist (was sie nicht ist), dann schließe ich schon aus dem Namen Robert Blunt, dass das ein Mensch und ein Mann ist. Die explizite Erwähnung dieser Tatsache finde ich ziemlich bremsend und störend. *BESONDERS* am Anfang der Geschichte, wenn der Leser noch überlegt - soll ich? soll ich nicht?
Außerdem wiederholt sich hier „war“.
Ich fände hier besser
„Robert Blunt war stets darum bemüht, im Leben nicht ...“
oder mindestens
„Robert Blunt war ein Mann, der sich stets darum bemühte“

Benennung von Robert:
Du nennst ihn einigermaßen abwechselnd Robert und Robert Blunt.
Einmal auch R. Blunt.
Das R. Blunt würde ich auf keinen Fall verwenden. Unnötige Abk. in Geschichten sind einfach nur hässlich.
Vielleicht willst du damit eine gewisse Distanzierung erreichen.
Nicht zu wenig und nicht zu viel.
Vielleicht denkst du dir: einerseits hat Robert Gefühle (innere Welt), also benutze ich nur den Vornamen, andererseits verhält sich Robert systemkonform (mindestens am Anfang) und ist ein Monster, also benutze ich den vollen Namen.
Im Prinzip keine schlechte Idee, aber ich würde das nicht so durcheinander machen. Vielleicht am Anfang ein paar mal den vollen Namen und später (mindestens ab der Begegnung mit der Frau) nur noch den Vornamen.

Manchmal finde ich die Beschreibungen auch etwas zu komplex.

ZB „der oberste Aufseher und Chefmediziner“
Reicht hier nicht einfach „der Anstaltsleiter“?

Oder „die Mauern von A 341 für immer zu Staub zerblasen“
Hier würde ich das „für immer“ streichen. Betont zwar die Endgültigkeit, aber wirklich passend finde ich das nicht.

Insgesamt ist deine Geschichte schon ein Stück weit in mein Bewusstsein vorgedrungen.

viele Grüße
jflipp

 

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