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Von Wassermenschen und Seerosen

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26.06.2015
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Von Wassermenschen und Seerosen

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich mir das mit den Wassermenschen ausgedacht habe, aber ich glaube, es war im Juni. Ich erinnere mich noch daran, dass die Seerosen auf der Wasseroberfläche leuchteten wie weiße und pinke Sterne.
„Hier gibt es Wassermenschen, wusstest du das?“, sagte ich.
Mia verdrehte die Augen. „Laber keinen Mist.“
„Ohne Scheiß. Da … siehst du das nicht?“ Ich deutete auf die Mitte des Sees. „Ein kleiner Wassermann. Mit grünen Haaren.“
„Ich bin kein Baby mehr“, sagte Mia, sah aber trotzdem hin.
Ich zuckte die Schultern und lehnte mich auf der Bank zurück. „Dann erzähl ich dir halt nichts von Ludwig.“
„Ludwig?“
„So heißt der Wassermann.“
„Der Name ist bescheuert", sagte Mia.
Wir saßen auf der Holzbank am See. Zwischen uns lag ein halbes Baguette, das wir von daheim mitgenommen hatten. Mia brach daraus kleine Stücke und warf sie den Enten zu, obwohl auf dem Schild daneben stand, dass man das nicht durfte.
„Was ist mit diesem Ludwig?“, fragte sie nach einer Weile und wischte sich Krümel von der Hose.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Nichts.“
„Jetzt sei nicht beleidigt.“
„Okay.“ Ich beugte mich vor. „Also, der kleine Wassermann heißt Ludwig und am liebsten reitet er auf einem Fisch durch den See.“
Und dann erzählte ich von Ludwig und seinem Freund, dem Fisch namens Blubb.
Ich erzählte, wie die beiden Höhlen erkundeten und durch einen Algenwald ritten, erzählte von Ludmilla, Ludwigs kleiner Schwester, die davon träumte, Wasserballetttänzerin zu werden, von seiner Oma, die die beste Kaulquappensuppe der Welt kochte, und von dem hübschen Wassermädchen Leonie, in das Ludwig heimlich verliebt war.

Wir fuhren jeden Sonntag in den Park, morgens, wenn Mama und Papa noch schliefen. Ich mit meinem Skateboard, Mia auf Inlinern. Und jeden Sonntag dachte ich mir ein neues Abenteuer aus. Ich erfand den einäugigen Karpfen Blindfisch, der das Rezept für die Kaulquappensuppe stehlen wollte, und seine Komplizin, die widerwärtige Unke Gertrud. Am besten gefielen Mia die Zwillingsfrösche Watschi und Batschi, die fast von einem Storch gefressen wurden und sich seitdem nicht mehr aus dem Wasser trauten.
Als Mia nicht mehr Inliner fahren durfte und wir zu Fuß in den Park gehen mussten, erzählte ich, wie Ludmilla wegen einer Schwimmhautentzündung nicht am Tanzturnier teilnehmen konnte. „Sie hat den ganzen Tag geweint“, sagte ich. „Sie wollte nicht mal etwas von der Kaulquappensuppe essen.“
Dann durften wir nur noch an Mias guten Tagen an den See und ich dachte mir immer seltener Geschichten aus. Vor vier Wochen waren wir das letzte Mal dort.

„Gehen wir an den See?“, fragt Mia mich heute. Sie liegt auf dem Sofa, fest in ihre Kuscheldecke gehüllt. Es ist kein guter Tag.
Ich frage Mama und sie sagt „Ja, natürlich“, so wie sie zur Zeit immer „Ja, natürlich“ sagt, wenn Mia etwas will, mit leiser Stimme und einem Blick, als finge sie gleich an zu weinen.
Also packe ich Mia in den Rollstuhl und fahre sie in den Park. Ich habe meine Handschuhe vergessen, meine Finger sind rot und steif, als wir am See ankommen. Ich schiebe Mia zu unserer Bank, setze mich daneben und frage sie zum millionsten Mal, ob ihr kalt sei. Sie verdreht die Augen und schüttelt den Kopf.
Außer uns ist niemand so früh hier, nur ein paar Jogger laufen vorbei. Auf der Wasseroberfläche treiben Zweige, die Seerosenblätter sind von Raureif überzogen und sehen aus wie bleiche Gesichter.
„Was macht Ludwig heute?“, fragt Mia.
„Das darf ich dir nicht sagen.“
„Wieso nicht?“
„Ich hab’s ihm versprochen. Er schämt sich.“
„Komm schon!“
„Na gut. Aber verpetz mich nicht.“ Ich senke meine Stimme. „Ludmilla bringt ihm heute Wasserballett bei.“
Das habe ich gesagt, weil ich dachte, dass es lustig ist. Ich beschreibe Ludwigs tollpatschige Versuche, Pirouetten auf dem Seegrund zu drehen, wie er immer wieder das Gleichgewicht verliert. Doch ich klinge dabei wie unser Mathelehrer, wenn er einen Witz erzählt. Er sagt dauernd „ähm“ und verbessert sich, und am Ende lacht keiner.
Mia lacht auch nicht.
Ich bücke mich, hebe einen Kieselstein auf und werfe ihn ins Wasser. Das dumpfe Platschen klingt laut in der Stille. Ich betrachte die kreisförmigen Wellen, die die Seerosenblätter zum Schaukeln bringen, und Mia fragt: „Was passiert eigentlich, wenn Wassermenschen sterben?“
Die Frage trifft mich mit so einer Wucht, dass sie mir für ein paar Augenblicke den Atem nimmt.
„Ich meine …“, fährt Mia fort. „Kommen sie in den Himmel? Lösen sie sich auf? Werden sie begraben?“
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, und schaue auf den See, die leblosen Zweige auf dem Wasser, das starre Schilf am Ufer.
„Nein“, sage ich schließlich, um irgendwas zu antworten.
Mia sieht mich abwartend an. Ich lasse meinen Blick umherschweifen, bis er an den mit Raureif überzogenen Seerosenblättern hängen bleibt.
„Sie werden zu Seerosen“, sage ich.
„Zu Seerosen?“
„Ja, genau“, sage ich. „Sie verwandeln sich. Siehst du all die runden Blätter?“ Ich zeige auf den See. „Das sind die Großeltern und Urgroßeltern und Urururgroßeltern von Ludwig. Sie treiben da auf der Oberfläche und passen auf die Wassermenschen auf.“
Plötzlich habe ich einen Kloß im Hals und muss schlucken. Ich schlucke mehrmals hintereinander, doch der Kloß geht nicht weg.
„Und wenn die Wassermenschen ihre Verwandten vermissen, dann müssen sie nur auf die runden Blätter schauen. Manchmal schwimmen sie auch nach oben, um mit ihnen zu reden. Ich meine, natürlich bekommen sie keine Antwort, aber sie erzählen einfach alles, was sie auf dem Herzen haben, und …“
Meine Stimme bricht weg.
Mia lächelt. „Das finde ich schön.“
Dann zieht sie die Schultern hoch und schlingt ihre Arme um den Körper. Ihre Lippen sind so grau wie der See. „Mir ist kalt. Gehen wir heim?“
Ich nicke und stehe auf. Als ich den Rollstuhl von der Bank wegziehen will, sagt Mia: „Nächste Woche kommen wir wieder her, oder?“
Ich umklammere die Griffe des Rollstuhls und bringe keinen Ton heraus.
„Oder?“, wiederholt sie und jetzt zittert ihre Stimme.
„Klar“, sage ich. Und plötzlich muss ich an den Sommer denken, die Morgensonne auf der Haut und das Quaken der Frösche, sehe die leuchtenden Farben vor mir, das viele Grün und die weißen und pinken Sterne. Ich sehne mich so sehr danach, dass es wehtut.
Mit einem Ruck ziehe ich den Rollstuhl weg von der Bank. „Klar“, sage ich nochmal. „Klar, auf jeden Fall.“

 

Hallo @Tintenfisch,

so viele traurige Geschichten hier ...

Ich mag sowas gar nicht mehr lesen, aber dein Anfang ist ja ganz harmlos und dann war ich drin und dann wars schon vorbei.

Ich finde die Idee mit den Wassermenschen sehr süß und kann mir gut vorstellen wie die beiden am See sitzen und sich ihre Welt immer weiter ausbauen.

Ich deutete auf die Mitte des Sees.
„Ein kleiner Wassermann. Mit grünen Haaren.“
Hier würde ich keinen Umbruch setzen, denn es redet ja immer noch der Prota.

die beste Kaulquappensuppe der Welt
Ich frag mich ja wie Suppe unter Wasser aussieht. ;)

Und jeden Sonntag
dachte ich mir ein neues Abenteuer aus.
Auf einmal sind hier ganz viele wilde Umbrüche. Bitte einfangen.

wie Ludmilla wegen einer Schwimmhautentzündung nicht
am Tanzturnier teilnehmen konnte.
Schwimmhautentzündung find ich gut. :lol:

Das Gespräch über den Tod und die Verwandlung in die Seerosenblätetr ist dir gut gelungen. Es ist klar, dass sich Mia Gedanken über den Tod macht, wenn sie sterbenskrank ist. Der Prota – keine Ahnung, ob Bruder oder Schwester? – geht damit erstaunlich gut um. Da frage ich mich wie alt die beiden sind. Vielleicht 10 und 14?

Ich bin mir nicht sicher, ob der Anteil der Wassermenschen Geschichten nicht etwas zu hoch ist. Man erfährt viel über sie, aber wenig über die beiden Geschwister. Da könnte die Geschichte meiner Meinung nach eine andere Gewichtung vertragen.
Ansonsten ist die Geschichte melancholisch, aber nicht kitschig geworden und lässt sich gut lesen.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Liebes Tintenfisch, das ist eine sehr - im guten Sinne - süße Geschichte.
Mir hat sehr gefallen, wie du die Krankheit der kleinen Schwester einführst, das kommt sehr behutsam und eigentlich am Verhalten der größeren Schwester (oder Geschwisters, aber für mich ist es ein Mädchen) festgemacht.
Die beiden sind rührend charakterisiert. Und das das bindet einen am Lesen, weil die Größere die Kleinere so schön anfixt mit ihren Erzählungen. Ich finde das komisch, mir geht das seltsamerweise ganz anders als NGK, die Wasserweltgeschichten erzählen mir sehr viel über die Sehnsüchte und Träume, aber auch Ängste der beiden Kinder. Ich empfinde die Naturbeschreibung stellvertretend und vermittelnd, ein Hebel für das Zeigen auch der psychischen Situation der Älteren. Am Ende zum Beispiel, nachdem die Große die Kleine getröstet hat, kommt das hier:

„Klar“, sage ich. Und plötzlich muss ich an den Sommer denken, die Morgensonne auf der Haut und das Quaken der Frösche, sehe die leuchtenden
Farben vor mir, das viele Grün und die weißen und pinken Sterne. Ich sehne mich so sehr danach, dass es wehtut.
Das ist sehr hintergründig gezeigt, dass die Ältere swich wieder nach Normalität sehnt.

Eine gute Geschichte, die ich sehr sehr gerne gelesen habe, weil der Stil sehr ruhig und passend zum Thema gewählt ist, weil er souverän und unaufdringlich daherkommt.
Nur die wilden Galopp-Umbrüche, die würde ich wieder richten.

Viele Grüße von Novak

 

Ach @Tintenfisch ,

wie leicht und hübsch du das gemacht hast. So schlicht und ergreifend rührend, dass ich immer noch eine Gänsehaut habe. Und das, obwohl ich diese Art von Begegnung in der Literatur und im Film heaps of times las oder gesehen habe. Mit dem Tod auf Augenhöhe, Liebste zu verlieren, zuzusehen, mit dem Verlust weiterleben und sich Geschichten auszudenken, damit trotz allem so etwas wie Hoffnung bleibt.
Ganz großartig ist dir das gelungen und wer weiß, vielleicht glaubt auch Mias Schwester an ihre eigenen Geschichten. In der Not.

Das habe ich gesagt, weil ich dachte, dass es lustig ist. Ich beschreibe Ludwigs tollpatschige Versuche, Pirouetten auf dem Seegrund zu drehen, wie er immer wieder das Gleichgewicht verliert. Doch ich klinge dabei wie unser Mathelehrer, wenn er einen Witz erzählt. Er sagt dauernd „ähm“ und verbessert sich, und am Ende lacht keiner.
Mia lacht auch nicht.

Einen feinen Charakter hast du da geschaffen.

Die Frage trifft mich mit so einer Wucht, dass sie mir für ein paar Augenblicke den Atem nimmt.

Mir nicht. Sie musste kommen, nicht wahr?

Ich nicke und stehe auf. Als ich den Rollstuhl von der Bank wegziehen will, sagt Mia: „Nächste Woche kommen wir wieder her, oder?“
Ein eisiger Luftzug fährt mir bis ins Knochenmark. Ich umklammere die Griffe des Rollstuhls und bringe keinen Ton heraus.
„Oder?“, wiederholt sie und jetzt zittert ihre Stimme.
„Klar“, sage ich. Und plötzlich muss ich an den Sommer denken, die Morgensonne auf der Haut und das Quaken der Frösche, sehe die leuchtenden
Farben vor mir, das viele Grün und die weißen und pinken Sterne. Ich sehne mich so sehr danach, dass es wehtut.
Mit einem Ruck ziehe ich den Rollstuhl weg von der Bank. „Klar“, sage ich nochmal. „Klar, auf jeden Fall.“

Da ist sie wieder, meine Gänsehaut. Der Moment, wenn Mia es wagt und wenn beide sich vor der Antwort fürchten. Ich hoffe, ich friere hier bloß an meinem Laptop.

Lieber Gruß, Kanji

 

Liebe(r) @Tintenfisch,

das ist eine sehr schön gestaltete Geschichte eines bekannten Themas, das schon Astrid Lindgren in ihrer Geschichte von den Brüdern Löwenherz so berührend umgesetzt hat. Und auch deine Geschichte berührt durch das Bemühen der Ich-Erzählerin, ihrer Schwester mit der kleinen Seerosen-Fantasie-Welt die Krankheit und das Siechtum zu erleichtern.
Ganz fein schimmern am Ende bange Fragen durch, die die kleine Schwester beschäftigen, die sie aber nicht aussprechen kann. Die Fantasiewelt wird zum Medium:

und Mia fragt: „Was passiert eigentlich, wenn Wassermenschen sterben?“
Die Frage trifft mich mit so einer Wucht, dass sie mir für ein paar Augenblicke den Atem nimmt.
„Ich meine …“, fährt Mia fort. „Kommen sie in den Himmel? Lösen sie sich auf? Werden sie begraben?“

Und ihre Schwester tröstet:

„Sie werden zu Seerosen“, sage ich.
„Zu Seerosen?“
„Ja, genau“, sage ich. „Sie verwandeln sich. Siehst du all die runden Blätter?“ Ich zeige auf den See. „Das sind die Großeltern und Urgroßeltern und Urururgroßeltern von Ludwig. Sie treiben da auf der Oberfläche und passen auf die Wassermenschen auf.“

Da hat nicht nur sie, sondern auch der Leser einen Kloß im Hals.

Noch ein paar kleine Anmerkungen:

Zuerst natürlich die Zeilenumbrüche. Geh da doch mal ran.

Vor vier Wochen waren wir das letzte Mal dort. Ich habe Ludwig schon fast vergessen.

Irgendwie meine ich, dass im zweiten Satz das PQP als Vorzeitigkeit stehen müsste, denn vergessen hat sie Ludwig ja schon vorher.

„Was macht Ludwig heute?“, fragt Mia.
„Das darf ich dir nicht sagen.“
Wenn sie Ludwig schon beinahe vergessen hat, dann sollte hier die Antwort vielleicht nicht ganz so prompt kommen.

Ich frage Mama und sie sagt „Ja, natürlich“, so wie sie zur Zeit immer „Ja, natürlich“ sagt, wenn Mia etwas will, mit leiser Stimme und einem Blick, als finge (fange)
sie gleich an zu weinen.

Auf der Wasseroberfläche treiben tote Zweige, die Seerosenblätter sind von Raureif
überzogen und sehen aus wie bleiche Gesichter.

Die ‚toten Zweige‘ waren mir an dieser Stelle etwas zu viel Todes-Symbolik. Die findet sich ja gleich danach noch einmal in den ‚bleichen Gesichtern‘ .

Überhaupt kommen die toten Zweige noch einmal vor:

Ich weiß nicht, was ich sagen soll, und schaue auf den See, die leblosen Zweige auf dem Wasser, das starre Schilf am Ufer.

Ein eisiger Luftzug fährt mir bis ins Knochenmark.

Ohne diesen Satz hätte der nächste mMn noch mehr Kraft:

… Als ich den Rollstuhl von der Bank wegziehen will, sagt Mia: „Nächste Woche kommen wir wieder her, oder?“
Ein eisiger Luftzug fährt mir bis ins Knochenmark. Ich umklammere die Griffe des Rollstuhls und bringe keinen Ton heraus.

Tintenfisch, das ist eine Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.

Liebe Grüße

barnhelm

 

Vorab: Vielen lieben Dank für eure Kommentare! Zunächst mal zu den Zeilenumbrüchen: die waren keine Absicht, die sind wohl irgendwie durchs Kopieren und Einfügen entstanden ;) ich setze mich da gleich nochmal ran.

Hey Nichtgeburtstagskind,

schön, dass du vorbeigeschaut hast und dass dir die Geschichte gefallen hast, vor allem, dass du sie nicht zu kitschig fandest (davor hatte ich ein bisschen Angst) ;)
Bzgl. des zu hohen "Wassermenschen"-Anteils: dieser Gedanke kam mir auch schonmal, ich hatte den Part dann auch reduziert, letztlich wieder ausgebaut. Ich behalte das im Auge.

Hallo Novak,

auch dir danke fürs Vorbeischauen.

Eine gute Geschichte, die ich sehr sehr gerne gelesen habe, weil der Stil sehr ruhig und passend zum Thema gewählt ist, weil er souverän und unaufdringlich daherkommt.
Das freut mich sehr! :)
Interessant auch, dass du den Wassermenschen-Anteil nicht als zu hoch empfunden hast. Ich werde also mal abwarten, ob da noch andere Stimmen dazu kommen ;)

Hallo Kanji,

danke für deinen Kommentar und die vielen netten Worte!

wie leicht und hübsch du das gemacht hast. So schlicht und ergreifend rührend, dass ich immer noch eine Gänsehaut habe.
Darüber freue ich mich besonders! :)
Danke fürs Vorbeischauen!

Liebe Grüße,

Tintenfisch

(Fortsetzung folgt!)

 

Hallo Tintenfisch,

ich bin hier, weil ich's einfach sagen muss: Wunderschön und herzzerreissend.
Aber dass du diese blöden Zwiebelninjas in meine Wohnung gelassen hast, und meine Augen jetzt Tränen, das merke ich mir! :)

Eine kleine Anmerkung: Ich finde den Wassermenschenanteil auch nicht zu hoch.
Allerdings ging mir der "Verfall" fast zu schnell, die erste Veränderung - nicht mehr fahren dürfen - habe ich fast überlesen. Vielleicht tuts da ein deutlicherer Absatz. Oder eine zeitliche Angabe.

Vielen Dank für diese Geschichte!

LG Ardandwen

 

Hallo @Tintenfisch

Du beschreibst den Umgang der Geschwister miteinander sehr authentisch. Angenehm zurückhaltend wird die tragische Wendung aufgebaut. Sehr fokussiert auf die beiden Figuren und gerade durch das Weglassen entsteht eine mitnehmende Wirkung. Leider quetscht bei mir der letzte Absatz dann doch zu sehr auf die Tränendrüse. Texte, die mich traurig stimmen wollen, erreichen oft das Gegenteil. Ich verschließe mich vor zu deutlicher Manipulation. Da ist die Mama kurz vorm Weinen, tote Zweige, bleiche Gesichter und es ist kalt. Stimmen brechen, zittern, Kloß im Hals, und es ist kalt ...
Nee, das war mir ein Tick zuviel.
Davon abgesehen, gefällt mir die sprachliche Umsetzung außerordentlich. Und sicher ist es auch sehr stimmungsabhängig, ob einen so eine Geschichte erreicht. Ich wüsste auch nicht, wie ich selber so ein Thema umsetzen könnte, ohne nach eigenem Maßstab zu rührselig zu werden.

Schönen Gruß
Kellerkind

 

Boah!
Also mich hast du erwischt.
Und so richtig fies hast du das gemacht. So fies eben, wie sich die Krankheit in das normale Leben schleicht. Alles ist gut, man liest ein wundervolles Buch und plötzlich verändert sich alles, wird alles umgekrempelt. mann ...


dass die Seerosen auf der Wasseroberfläche leuchteten wie weiße und pinke Sterne.
pinke ist ein grässliches Wort und gehört meiner Meinung nach nicht in einen literarischen text. Wenn er das sagen würde, aber so ... mja, vielleicht willst du da was über das Alter andeuten, aber ... nee, ich find das trotzdem scheusslich. Es kommt einfach zu früh.
„Der Name ist bescheuert, sagte Mia.
Hier ist was mit der WR durcheinander geraten
Und dann erzählte ich von Ludwig und seinem Freund, dem Fisch namens Blubb.
Ich erzählte, wie die beiden Höhlen erkundeten und durch einen Algenwald ritten, erzählte von Ludmilla, Ludwigs kleiner Schwester, die davon träumte, Wasserballetttänzerin zu werden, von seiner Oma, die die beste Kaulquappensuppe der Welt kochte, und von dem hübschen Wassermädchen Leonie, in das Ludwig heimlich verliebt war
wie wunderwunderschön. Diese Geschichte bitte auch schreiben
Ich erfand den einäugigen Karpfen Blindfisch, der das Rezept für die Kaulquappensuppe stehlen wollte, und seine Komplizin, die widerwärtige Unke Gertrud. Am besten gefielen Mia die Zwillingsfrösche Watschi und Batschi, die fast von einem Storch gefressen
wurden und sich seitdem nicht mehr aus dem Wasser trauten.
ja, genau hiervon bitte mehr :selig:
mit leiser Stimme und einem Blick, als finge
sie gleich an zu weinen.
Absatz durcheinander geraten?
Ich habe Ludwig schon fast vergessen.
würde ich streichen. Der Satz davor hat Wucht, hiermit nimmst du sie wieder.
Doch ich klinge dabei wie unser Mathelehrer, wenn er einen Witz erzählt. Er sagt dauernd „ähm“ und verbessert sich, und am Ende lacht keiner
sehr gut
ächste Woche kommen wir wieder her, oder?“
Ich umklammere die Griffe des Rollstuhls und bringe keinen Ton heraus.
„Oder?“, wiederholt sie und jetzt zittert ihre Stimme.
Boah, da hatte ich echt einen Kloß im Hals

Lieber Tintenfisch, dir ist eine wirklich berührende Geschichte gelungen. Hier ist kein Ballast, kein Übererklären, kein unnötiges Drücken auf die Tränendrüse - alles, was an solchen Texten, die betroffen machen nur allzuschnell schief geht. Es wirkt zwischen den Zeilen und genau so muss das sein.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo liebe barnhelm,

danke dir für die vielen hilfreichen Anmerkungen!

Oh Mann, diese Absätze! Ich bin schon dreimal drüber gegangen, aber irgendwie tauchen immer noch welche auf.

"Vor vier Wochen waren wir das letzte Mal dort. Ich habe Ludwig schon fast vergessen."
Irgendwie meine ich, dass im zweiten Satz das PQP als Vorzeitigkeit stehen müsste, denn vergessen hat sie Ludwig ja schon vorher.
Über den Satz stolper ich selbst immer wieder und frag mich, ob "hatte" oder "habe" besser passt. Ich habe mich dann letztlich für Präsens entschieden, weil ich es als Überleitung in die aktuelle Zeit sehe.

.Die ‚toten Zweige‘ waren mir an dieser Stelle etwas zu viel Todes-Symbolik. Die findet sich ja gleich danach noch einmal in den ‚bleichen Gesichtern‘ .
Guter Punkt. Ist geändert.

.
"Ein eisiger Luftzug fährt mir bis ins Knochenmark."
Ohne diesen Satz hätte der nächste mMn noch mehr Kraft:
Finde ich auch einen guten Gedanken. Das werde ich ausprobieren.

Und es freut mich natürlich, dass dich die Geschichte berührt hat. Das ist ein tolles Lob, danke dir :)


Liebe ardandwen,

auch dir lieben Dank fürs Vorbeischauen. Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat! Das mit dem "zu schnellen Verfall" werde ich im Auge behalten.

Liebe Grüße,

Tintenfisch

 

Auf der Wasseroberfläche treiben Zweige, die Seerosenblätter sind von Raureif überzogen und sehen aus wie bleiche Gesichter.

Eine denkwürdige Entscheidung, ein Gewässer als Ort zu wählen, um der Schwester Geschichten zu erzählen, gilt Wasser doch als Quell des Lebens und der Jungbrunnen als die natürliche Verjüngungskur. Für den Freud‘schen Schüler Carl Gustav Jung war es zudem das Symbol des kollektiven Unbewussten, das im Gegensatz zum individuellen Freudschen Instanzenmodell nicht aus abgesunkenen, unbewusst gewordenen Inhalten bestand, sondern was "kulturell" sich ansammelte - wie zum Beispiel in der Sprache, das Wort "rosa" git's schon ewig, "pink" könnte eine Modeerscheinung sein.
Vielleicht leben hier die uralten Mythen fort wie eben der des Jungbrunnens und der des Narziss. Und dass es mit dem Unbewussten selbst hier hineinspielt, soll der für Mia „bescheuerte Name“ Ludwig zeigen, ein uralter deutscher Vorname, der sich (ahd.) hlut (= laut, aber auch berühmt, wic/wig= Kampf, Krieg), passend zu seinem ersten historisch belegten Namensträger Chlodwig aus dem Hause Merowechs, das aus dem Meer (mero) kam. Die Gründungsgeschichte erzähl ich jetzt mal nicht (Ehebruch spielt da rein, viel zu aufregend hierorts, mal so von Fisch zu Fisch).

Wie dem auch sei, eine schöne, melancholische Geschichte erzählstu uns,

liebes Tintenfisch,

und ich fall gleich mit der Tür ins Haus, wenn

die Seerosen auf der Wasseroberfläche leuchteten wie weiße und pinke Sterne.
Weltenläufer warum „pink“ wenn es nix anderes meint als „rosa“? Steht Mia auf Pink? Die Sterne wissen nix von der!

„Der Name ist bescheuert[“], sagte Mia.

Die Zeitenfolge ist angesprochen und hier geraten die Zeiten tatsächlich durcheinander. Hier
Dann durften wir nur noch an Mias guten Tagen an den See und ich habe mir immer seltener Geschichten ausgedacht.
kannstu eigentlich das Problem umgehen, denn m. E. geht's auch ohne zweistellige Zeitn etwa so „Dann durften wir nur noch an Mias guten Tagen an den See und ich dachte mir immer seltener Geschichten aus.“ Hat noch den Vorteil, dass Partizipienreiterei eingedämmt wird.

Hier zeigt es den Irrtum,

Vor vier Wochen waren wir das letzte Mal dort. Ich habe Ludwig schon fast vergessen.
wenn statt „haben“ „werden“als Hilfsverb beibehalten wird, etwa so
„Vor vier Wochen waren wir das letzte Mal dort. Ludwig war schon fast vergessen“, was im gedoppelten "war/en" natürlich nicht so schön ist.

Ich frage Mama und sie sagt „Ja, natürlich“, so wie sie zur Zeit immer „Ja, natürlich“ sagt, wenn Mia etwas will, mit leiser Stimme und einem Blick, als finge
sie gleich an zu weinen.
Versuchs - vielleicht zum 100. Mal mit der Entfernentaste.

Die Frage trifft mich mit so einer Wucht, dass sie mir für ein paar Augenblicke den Atem nimmt.
„so“ kann eigentlich weg, oder?

Gern gelesen vom Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo Kellerkind,

schön, dass du vorbeigeschaut hast!

Du beschreibst den Umgang der Geschwister miteinander sehr authentisch.
Freut mich, dass du das so empfindest.

Leider quetscht bei mir der letzte Absatz dann doch zu sehr auf die Tränendrüse. Texte, die mich traurig stimmen wollen, erreichen oft das Gegenteil. Ich verschließe mich vor zu deutlicher Manipulation. Da ist die Mama kurz vorm Weinen, tote Zweige, bleiche Gesichter und es ist kalt. Stimmen brechen, zittern, Kloß im Hals, und es ist kalt ...
Nee, das war mir ein Tick zuviel.
Das soll natürlich nicht so sein. Ich will den Leser auf keinen Fall manipulieren. Ich hab den Text dahingehend schon reduziert, aber ich werde überprüfen, ob ich da nicht noch weiter zurückfahren kann. Danke für die Rückmeldung!

Hallo weltenläufer,

auch dir danke fürs Vorbeischauen und Kommentieren. Es freut mich natürlich, dass dich die Geschichte gefallen hat und dass sie dich berührt hat. Vor allem finde ich es schön, dass dir der Wassermenschen-Anteil nicht zu hoch war, sondern du ihn vielmehr gern gelesen hast. Die Rückmeldungen hierzu waren ja bisher unterschiedlich.

pinke ist ein grässliches Wort und gehört meiner Meinung nach nicht in einen literarischen text. Wenn er das sagen würde, aber so ... mja, vielleicht willst du da was über das Alter andeuten, aber ... nee, ich find das trotzdem scheusslich. Es kommt einfach zu früh.
Jaaaa... oh Mann, da hab ich auch ewig hin und her überlegt :D "rosa" fand ich auch komisch, vor allem im Plural. Und "rosafarben" war mir zu lang. Ich denk nochmal drüber nach ...

.
"Ich habe Ludwig schon fast vergessen."
würde ich streichen. Der Satz davor hat Wucht, hiermit nimmst du sie wieder.
Cooler Vorschlag, mach ich.

Und jetzt werde ich mal nochmal auf Falscher-Absatz-Suche gehen :rolleyes:

Liebe Grüße an euch beide,

Tintenfisch


(Fortsetzung folgt!)

 
Zuletzt bearbeitet:

Man muss schon ein verdammt seelenloser Dreckskerl sein, wenn einem der Gedanke an ein sterbendes Kind nicht einen Pfahl ins Herz rammt. So gesehen hast du mit der Themenwahl quasi auf ein sicheres Pferd gesetzt, Tintenfisch.
Über so ein Thema zu schreiben muss aber nicht unbedingt eine gmahde Wiesn sein (= eine gemähte Wiese, wie man bei uns in Wien so schön sagt), weil nämlich gleichzeitig die Gefahr dabei lauert, in schrecklichen Gefühlskitsch abzudriften, quasi Leidenspornographie zu betreiben. Ist halt immer die Frage, wie man sich dem Thema nähert.
Aber dir gelingt es hier wirklich ganz ausgezeichnet, all diesen Klischeefallen auszuweichen. Mit der Figur der großen Schwester (des großen Bruders?) hast du eine großartige Erzählstimme erschaffen, die so liebenswert und gleichzeitig glaubwürdig klingt, dass man beim Lesen - zumindest ich - beinahe ununterbrochen Gänsehaut hat.
Ehrlich, Tintenfisch, ich kann mich nicht erinnern, wann eine Geschichte mich das letzte Mal derart aus der Fassung gebracht hat, also wo ich mich beim Lesen dabei ertappte, wie ich mir hin und wieder so ein eigenartiges Ding aus dem Augenwinkel wischen wollte. (Okay, ist übertrieben. Erst letzte Woche las ich den großartigen Roman Oskar und Lilli, bei dem ging’s mir ähnlich.)
Jedenfalls beeindruckte mich an deiner Geschichte vor allem die Erzählsprache. Da gab’s echt keinen Satz, wo ich mir gedacht habe, na ja, da könnte man dies, da könnte man das, da wär’s besser so und da besser so usw. Für mich stimmte da wirklich jeder Satz. Das ist einfach verdammt gut geschrieben.

offshore

 

Liebe Tintenfisch,

eine sehr berührende, schön traurige Geschichte. Auch wenn der Baukasten für den Text ein recht einfacher ist, trauriger Hintergrund + frohe Farbtropfen, so muss man das trotzdem erst mal so sauber und sensibel umsetzen, wie Du es getan hast. Mir hat das alles sehr gut gefallen. Und da ich gar nicht so viel mehr dazu sagen kann, hier noch die Lieblinge:

„Hier gibt es Wassermenschen, wusstest du das?“, sagte ich.
Mia verdrehte die Augen. „Laber keinen Mist.“
„Ohne Scheiß. Da … siehst du das nicht?“ Ich deutete auf die Mitte des Sees. „Ein kleiner Wassermann. Mit grünen Haaren.“
„Ich bin kein Baby mehr“, sagte Mia, sah aber trotzdem hin.

Überhaupt dieser ganze erste Dialog ist Klasse.

Ich frage Mama und sie sagt „Ja, natürlich“, so wie sie zur Zeit immer „Ja, natürlich“ sagt, wenn Mia etwas will, mit leiser Stimme und einem Blick, als finge sie gleich an zu weinen.

Ich schiebe Mia zu unserer Bank, setze mich daneben und frage sie zum millionsten Mal, ob ihr kalt sei. Sie verdreht die Augen und schüttelt den Kopf.

Ich nicke und stehe auf. Als ich den Rollstuhl von der Bank wegziehen will, sagt Mia: „Nächste Woche kommen wir wieder her, oder?“
Ich umklammere die Griffe des Rollstuhls und bringe keinen Ton heraus.
„Oder?“, wiederholt sie und jetzt zittert ihre Stimme.

Und wo ich die Zitat so vor mir hab, was lernen wir? Fliege mag es immer sehr, wenn Du ganz nah an den beiden dran bist :D.

Beste Grüße, sehr gern gelesen,
Fliege

 

Hallo @Friedrichard

vielen Dank dir für deinen ausführlichen Kommentar!

Das "pink" habe ich eigentlich nur deswegen gewählt, weil es für mich die Farbe der Seerosen am besten beschreibt. Pink ist kräftiger als rosa. Aber ich werde nochmal drüber nachdenken. Wäre blöd, wenn der Leser direkt beim ersten Satz ins Stolpern kommt.

m. E. geht's auch ohne zweistellige Zeitn etwa so „Dann durften wir nur noch an Mias guten Tagen an den See und ich dachte mir immer seltener Geschichten aus.“ Hat noch den Vorteil, dass Partizipienreiterei eingedämmt wird.
Ja, stimmt. Wird geändert.

wenn statt „haben“ „werden“als Hilfsverb beibehalten wird, etwa so
„Vor vier Wochen waren wir das letzte Mal dort. Ludwig war schon fast vergessen“, was im gedoppelten "war/en" natürlich nicht so schön ist.
Ja, die Stelle ist doof, da hab ich mir beim Schreiben schon den Kopf zerbrochen. Ich glaube, ich werde allerdings bei der "falschen" Version bleiben. Mich würde an der "Ludwig war schon fast vergessen."-Version weniger das doppelte "war/en" stören als vielmehr, dass es nach meinem Empfinden nicht zur Erzählstimme (Kind) passt.

Die Frage trifft mich mit so einer Wucht, dass sie mir für ein paar Augenblicke den Atem nimmt.
„so“ kann eigentlich weg, oder?
Echt? Danke für den Hinweis - muss ich mal drüber nachdenken.

Freut mich, dass du die Geschichte gern gelesen hast!

Hallo @Vincent Matzke

auch dir danke für deinen Kommentar. Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat :)

Hallo @ernst offshore

vielen Dank dir für deinen Kommentar.

Ehrlich, Tintenfisch, ich kann mich nicht erinnern, wann eine Geschichte mich das letzte Mal derart aus der Fassung gebracht hat, also wo ich mich beim Lesen dabei ertappte, wie ich mir hin und wieder so ein eigenartiges Ding aus dem Augenwinkel wischen wollte. (Okay, ist übertrieben. Erst letzte Woche las ich den großartigen Roman Oskar und Lilli, bei dem ging’s mir ähnlich.)
Oh, wow, ich bin ganz geplättet - freut mich natürlich sehr, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat!

Jedenfalls beeindruckte mich an deiner Geschichte vor allem die Erzählsprache. Da gab’s echt keinen Satz, wo ich mir gedacht habe, na ja, da könnte man dies, da könnte man das, da wär’s besser so und da besser so usw. Für mich stimmte da wirklich jeder Satz. Das ist einfach verdammt gut geschrieben.
Das ist echt schön zu hören. Ich freue mich sehr darüber :)

Vielen Dank für deine netten Worte!

Liebe Grüße an euch alle und entschuldigt bitte die etwas verspätete Antwort!

Tintenfisch

 

Hallo @Tintenfisch,

der Titel gefiel mir so gut, dass ich schon geahnt habe, dass mich auch die Geschichte nicht enttäuschen wird.

Eine sehr leise Geschichte, eine von Seerosen eben. Was einem nicht alles für haarsträubender Blödsinn einfällt, wenn man die Kleinen unterhalten will ... Ich sollte mir für die Inspiration dringend Kinder zulegen.

Leider habe ich gar nicht so viel mehr zu sagen. Deine Schreibe ist sauber und ... warm, und die Geschichte hat ein so angenehmes Tempo, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, sie vorzeitig abzubrechen. Ich wurde ja kurz stutzig bzw. hellhörig, als Mia "keine Inliner mehr fahren konnte", dachte für einen kurzen Moment an ein auferlegtes Verbot der Eltern wegen was auch immer, aber dann war ich auch schon wieder weiter und wusste Bescheid, ganz ohne Vorschlaghammer, leise eben. Das gefällt mir, und auch wenn ich zwischenzeitlich mal dachte, Mensch, bei dem Titel und der Fantasie, da hätte man doch noch viel tiefer graben können, hätte so richtig auf die Tränendrüse drücken können, hätte mir Mia erst mal so richtig nahe bringen können, bevor dann die traurige Gewissheit kommt, dass die Metamorphose zur Seerose wahrscheinlich schon im vollen Gange ist.

Ja, du verschenkst hier möglicherweise eine Menge Potential für etwas "Größeres", aber wenn ich meine eigene Gedankenflut einfach mal ausbremse und dir als Autor vertraue, davon ausgehe, dass du das bewusst gemacht hast - zugunsten der ... Leisigkeit -, dann bin ich der Ansicht, dass du alles richtig gemacht hast. Ich meine ...

„Nächste Woche kommen wir wieder her, oder?“
Ich umklammere die Griffe des Rollstuhls und bringe keinen Ton heraus.
„Oder?“, wiederholt sie und jetzt zittert ihre Stimme.

Hier, nimm's mir bitte nicht übel, aber das ist im Grunde so gar nicht originell, das hat man auf diese oder jene Weise schon tausend Mal gelesen, aber das Ding ist: Es funktioniert, ich leide mit der Protagonistin mit, verstehe sie, spüre selbst den Kloß im Hals. Und vor allem will ich die kleine Mia in den Arm nehmen und ihr jeden Wunsch erfüllen. Ich glaube sie nämlich zu kennen, obwohl ich sie kaum kennenlernen durfte - oder so.

Wie auch immer, gerne gelesen, alles richtig gemacht, danke dafür!

Bas

 

Hallo @ Tintenfisch,

eigentlich wollte ich nur ein bißchen lesen und keinen Kommenar schreiben, aber deine Geschichte hat mich sehr berührt. Ich weiß nicht, ob ich es übersehen habe, ist es Bruder oder Schwester, aber es ist sehr einfühlsam herübergebracht, wie er/sie die jüngere Schwester aufmuntern möchte mit einer sehr süßen Geschichte. Die Geschichte hat mir eine beklemmende Freude bereitet.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

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