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Während du schläfst

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15.08.2003
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Während du schläfst

Während du schläfst, möchte ich deine Augen küssen.

Ich habe dich immer am liebsten schlafend gesehen. Schon damals, im Sommer, als du nebenan einzogst. Du lagst auf der Rückbank des Autos, meine Eltern begrüßten deine, und ich lief zum Auto und starrte dich an. Nur durch die Scheibe. Du sahst niedlich aus. Die verschwitzen Haare klebten dir auf der Stirn, deine Hände hattest du über der Brust verschränkt.

Am nächsten Tag saß ich unter den Weidenästen, die bis zum Boden reichten und über den Zaun fielen. Den Zaun hatte mein Vater um die Weide herum gebaut, so dass sie wie eine Zaunlatte schien. Eine natürliche Zaunlatte, die aus einem Teil beider Gärten ein dunkles Versteck schuf.
Ich hatte nicht gewusst, dass du auf der anderen Seite warst.
„Ich mag Weiden, auch wenn sie immer traurig aussehen.“
Überrascht stand ich auf und schaute über den Zaun. Du saßt mit dem Rücken zu mir, ich konnte dein Gesicht nicht erkennen. Aber ich wusste ja schon, wer du warst.
„Hallo“, sagte ich, „Ich heiße Angelika.“
Als du dich zu mir umdrehtest, konnte ich dein Lächeln sehen. „Angelika. Das klingt wie Glockenblume.“
Ich blickte dich misstrauisch an, aber du wolltest dich nicht über mich lustig machen. Du reichtest mir die Hand über den Zaun.
„Ich bin Felix. Das heißt der Glückliche“, erklärtest du mir.
„Wie alt bist du denn?“ Zögernd nahm ich deine Hand und drückte sie kurz.
„Acht.“
„Ich bin neun.“ Es tat gut zu wissen, dass ich älter war.
„Ich werde auch bald neun. Und wenn ich groß bin, werde ich Gärtner.“
„Und ich Rennfahrer“, sagte ich trotzig.
„Dann fahr aber nicht in meine Gärten.“ Du lachtest mich an, und ich konnte sehen, dass deine Zähne schief wuchsen. Meine wuchsen gerade.
„Ich geh jetzt“, sagte ich, bevor mich dein Blick verwirren konnte.

Wir trafen uns fast täglich unter der Weide. Ich hatte nie jüngere Geschwister gehabt, und meine Freundinnen wohnten alle zu weit weg. Irgendwie genoss ich die Zeit mit dir, obwohl ich in der Schule bewusst an dir vorbeisah. Du warst ein Drittklässler. Du warst noch zu klein. Du würdest für mich immer viel zu klein bleiben.

„Wenn du einen Knoten in die Weidenzweige machst, kannst du darin schaukeln“, erklärtest du mir eines Tages.
„Ich schaukle aber nicht mehr“, erwiderte ich hochmütig. Ich ließ dich nie vergessen, dass ich älter war.
„Schaukeln ist toll.“ Du verknotetest die herabhängenden Zweige miteinander und nahmst Platz, und ich konnte nicht mehr zugeben, dass ich jetzt auch gern in den Weidenzweigen sitzen würde.
„Pass auf, dass du nicht gegen den Zaun knallst“, sagte ich mürrisch.
„Dann fall ich eben runter.“ Du warst immer so fröhlich. Bestimmt war das Absicht.
„Du bist langweilig. Ich geh wieder rein.“
„Bleib doch noch da. Ich schenk dir auch ne Blume.“ Du sprangst aus den Zweigen und ranntest in deinen Vorgarten, und ich spielte mit dem Gedanken, zu verschwinden.
Es wäre so einfach gewesen.
Ich blieb.
„Hier.“ Du warst bald wieder da und reichtest mit die Blume über den Zaun.
„Ein Vergissmeinnicht? Wie langweilig.“ Ich hatte eine Rose erwartet.
„Das Blau passt aber toll zu deinen Augen.“
„Du bist viel zu jung, um mir Komplimente zu machen“, sagte ich hochmütig.
„Ich bin elf.“
„Ich bin aber immer noch ein Jahr älter“, stellte ich fest.
„Das macht nichts.“

Als wir uns das erste Mal küssten, warst du dreizehn. Ich wusste nicht genau, warum ich dich küsste, wo du doch jünger warst und vielmehr mein kleiner Bruder als mein Freund. Aber ich ließ es zu.
„Das war toll.“ Deine Zähne waren noch immer schief.
Ich wollte dir sagen, dass ich eigentlich nur üben wollte. Ich wollte gut küssen können, wenn ich mal verliebt war. Als ich in deine Augen schaute, verkniff ich mir den Kommentar.
„Hmm.“
„Ich kanns gar nicht erwarten, bis wir mal heiraten.“
„Du bist doch viel zu jung.“
„Ich werde aber älter.“ Diesmal klang deine Stimme trotzig. „Und ich bepflanz dann unseren Garten. Und wehe, du fährst dann durch mit deinem Rennwagen.“
Ich bereute, dich geküsst zu haben.
„Ich will schon lang kein Rennfahrer mehr sein. Das ist kindisch.“
Ich musste meine Überlegenheit wieder herstellen. Wer warst du denn, dass du mich in Verlegenheit bringen konntest?
„Ich will jetzt Psychiater werden. Vielleicht muss ich dich ja mal therapieren.“
„Ich pflanz lieber Vergissmeinnicht in deinen Garten. Oder Glockenblumen, weil du genauso bist.“
„Ich dachte, mein Name klingt nur so.“
„Nein, du bist genau wie eine Glockenblume.“
„Und du bist kindisch.“

Mit sechzehn war ich dann verliebt. Er hieß Martin, war neunzehn und hatte ganz gerade Zähne.
„Ich habe einen Freund“, erzählte ich dir und freute mich, weil ich dich verletzte.
„Ich dachte, ich bin dein Freund.“
„Du bist viel zu klein.“
„Du kannst richtig gemein sein, Angelika.“
„Pech.“
Wir schwiegen.
„Ich hab versucht, eine neue Tulpensorte zu züchten. Aber irgendwas hat da nicht funktioniert.“
Ich hörte dir nicht zu und dachte daran, was Martin gesagt hatte.
„Weißt du, ich machs gern im Stehen.“
Nein, ich wusste nicht. Ich hatte es noch nie gemacht.
Nach kurzem Überlegen kletterte ich über den Zaun.

Dass es schöner war mit dir zusammen zu sein als mit Martin, sagte ich dir nie. Und als ich mit Martin Schluss machte, erfuhrst du es von anderen.
„Schade, dass es mit euch nicht geklappt hat“, sagtest du mir.
Ich ging nicht darauf ein.
„Warum hast du denn so dreckige Hände?“
„Ich hab ein Blumenbeet angelegt. Aber es blüht noch nichts.“
„Meine Güte, du willst doch nicht immer noch Gärtner werden?“
„Doch.“
„Du bist immer noch ein Kind, Felix.“
Sonst wärst du nicht so glücklich gewesen, sagte ich mir. Sonst hättest du dich nie so freuen können.
„Ich mag Pflanzen. Sie machen mich glücklich.“
Ich wusste nicht, was mich glücklich machte.
„Die Weide ist übrigens krank“, erwähntest du beiläufig. „Sie geht wohl bald ein.“
„Schade“, sagte ich.

Das Loch im Zaun machte es einfacher, zu dir zu kommen. Aber unser Versteck war mit der Weide verschwunden, und so trafen wir uns jetzt nur noch in der Dämmerung.
„Ich liebe dich.“
Ich hatte es vermutet, aber die Worte trafen mich wie ein Donnerschlag.
„Willst du nichts sagen.“
„Ich dachte, du liebst nur Pflanzen.“
„Ich mag Pflanzen. Ich liebe nur meine Glockenblume.“
Ich versuchte, wieder Abstand zu gewinnen.
„Im Sommer geh ich studieren, Felix. Ich bin dann weg.“
„Wir könnten heiraten.“
„Warum?“
„Liebst du mich nicht?“
Ich konnte dir nicht in die Augen sehen. Ich konnte dir nicht antworten. Du warst Felix, Felix von nebenan, nicht jemand, den ich liebte.
„Ich mag ja auch keine Blumen. Ich finde sie kitschig.“
Ich weiß nicht, ob du mir hinterher sahst, weil ich mich nicht umdrehte.

Als wir uns das nächste mal sahen, war es wieder Sommer. Du warst einundzwanzig.
Wir standen in den Gärten unsrer Eltern und schauten über den Zaun, da wo die Weide gestanden hatte.
„Und, bist du Gärtner geworden“, fragte ich, nur um die Stille zu beenden.
Ich konnte dir nicht einmal mehr in die Augen sehen. Was, wenn sie immer noch so leuchten würden?
„Ich studiere Landschaftsarchitektur. Hallo, Glockenblume.“
Ich schaute auf. Deine Zähne waren gerade.
„Hattest du eine Zahnspange?“
„Bist du Rennfahrerin? Oder Psychiaterin?“
Wir hatten beide gleichzeitig gesprochen und lachten. Du tratst durch die Lücke im Zaun auf mich zu.
Deine Arme fühlen sich seltsam vertraut an.

Es war dir so wichtig, zu heiraten. Unsere Eltern heulten vor Rührung, aber ich wusste es besser. Wir würden nicht ewig zusammen bleiben können. Du und ich, das ging nicht. Es war nur für den Moment, und dazu waren dir die Ringe eben wichtig. Mir waren sie egal.
In unserer Hochzeitsnacht küsste ich deine Augen, als du schliefst. Mein Felix. Ich fühlte mich so alt neben dir.
Als Josef in mein Leben trat, verließ ich dich zum zweiten Mal.

Von meinen Eltern erfuhr ich, dass du dir ein Haus gekauft hattest. Mit einem großen Garten. Wenigstens du hattest dir deine Träume erfüllt.
Es war mehr die Neugierde, die mich zu deinem Haus trieb. Fliederweg hieß die Straße, es passte zu dir. In deinem Garten blühte der Flieder, weiß und violett, es war alles so typisch für dich. Ich fuhr weiter, aber nicht schnell genug, um die Weide zu übersehen.
Warum hattest du nicht längst die Scheidung eingereicht? Ich hatte eine Antwort gesucht, ich hatte eine Antwort gefunden. Sie gefiel mir nicht.

Josef verließ mich ein Jahr später, als ich schwanger wurde. An diesem Abend lief ich ziellos durch die Straßen, die Hände auf meinen Bauch gelegt, allen Blicken ausweichend.
Ich hatte mich nicht mehr an den Weg erinnert, aber als ich den süßen Duft einatmete, wusste ich, wo ich war. Flieder. Mir wurde fast schlecht davon.
„Hallo Glockenblume.“
Ich wagte nicht, dich anzusehen.
„Bist du glücklich geworden?“
Du knietest neben dem Flieder und blicktest mir von unten ins Gesicht.
„Ich bin schwanger, Felix.“
„Das freut mich für dich.“ Nicht eine Spur von Sarkasmus in deiner Antwort. Warum warst du immer so verdammt lieb zu mir?
„Ich habe immer gehofft, dass du zurückkommst.“
Es war so einfach. Es war so verdammt einfach. Und so falsch.
„Zeigst du mir deinen Garten?“ Ich fühlte mich schuldig.

Ich nannte das Kind Viola. Viola, das Veilchen. Du freutest dich darüber.
Sie hatte rote Haare, wie Josef.
„Unsere Tochter“, sagtest du zu mir.
Ich konnte die Liebe in deinen Augen nicht ertragen.

Ich weigerte mich, dieses Märchen anzunehmen. Felix der Glückliche, die Glockenblume, das Veilchen.
Ich hatte deinen Traum zerstört. Mehrmals. Und du hattest mir einfach verziehen.
Ich hasste dich dafür.

Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn wir eigene Kinder gehabt hätten. Es klappte nicht. Viola blieb allein, und sie füllte das Haus mit ihrem Lachen. Du warst der einzige, der darin einstimmte. Ich sah Josef in ihr.
Ihr erstes Wort war „Baba“, und sie sagte es zu dir.

Wenn ich abends fortging, und dich mit Peter, Daniel, Thomas, Sascha und Richard betrog, sahst du darüber hinweg. Du bliebst mit Viola zu Hause, spieltest mit ihr im Garten, brachtest ihr die Blumen bei. Ich kam erst dann wieder, als du schliefst, und legte mich mit dem Geruch anderer Männer neben dich.
Manchmal küsste ich dann deine Augen.

Ich hasste unseren Garten, in dem immer alles blühte, hasste die Weide, die jetzt Viola als Schaukel diente und den penetranten Duft des Flieders. Vielleicht hasste ich auch dich, weil du so glücklich sein konntest, obwohl ich dich immer wieder verletzte.
„Warum tust du das, Felix?“
„Ich liebe dich.“
„Das ist keine Antwort.“
„Das ist alles, was ich wissen muss.“
Mir reichte es nicht.

Du warst dreißig, als du dein erstes großes Projekt fertig stellen durftest. Die Außenanlage eines Krankenhauses, und es war alles so wunderschön. Als wir unter den Bäumen spazierten, fühlte ich mich so falsch. Dies war deine Welt, und ich hatte keinen Platz darin. Ich war keine Blume, auch wenn du es dir so sehr wünschtest.
„Die Rotbuche passt farblich schön zu der Hauswand, findest du nicht?“
„Ich passe nicht in dein Leben, Felix.“
„Niemand außer dir passt in mein Leben.“
Ich hätte dir gern widersprochen und gesagt, dass ich mich zu alt für dich fühlte, und dass ich keine Blume war. Aber ich wusste, dass du mir gar nicht zuhören würdest. Du würdest mich nie verstehen.
„Du bist doch meine Glockenblume, Angelika.“

Es war abends um elf, als ich von Ralf nach Hause kam und Violas Schreie hörte.
Sie kniete auf dem Küchenboden neben dir und flehte dich an, aufzuwachen. Etwas in mir starb, als ich dich auf dem Boden liegen sah, leblos und halbtot.
„Ein Herzinfarkt“, sagte der Arzt später zu mir, als ich neben deinem Bett saß und durchs Fenster deine Rotbuche erahnte, „er hat viel Glück gehabt.“
„Er ist doch erst fünfunddreißig.“, widersprach ich.
Der Arzt stand auf. „Das kommt bei hohem Stress oder psychischer Belastung in dem Alter schon mal vor. Ihr Mann muss kürzer treten, wenn er wieder zu Hause ist.“
Als er gegangen war, wurde mir klar, dass du doch gelitten hattest. Ich war nur zu blind gewesen, um es zu sehen.
Ich küsste deine Augen und verließ dich ein drittes Mal.

Diesmal ließt du mich nicht so einfach ziehen.
Kaum hattest du das Krankenhaus verlassen, klingelte auch schon im Haus meiner Eltern das Telefon.
„Du kannst mich verlassen, Angelika, aber nicht deine Tochter.“
„Sie ist doch mehr deine Tochter als meine.“
„Ja, weil du dich nie um sie kümmerst. Weil du dich nie um irgendetwas kümmerst.“
Vorwürfe aus deinem Mund klangen ungewohnt.
„Du verstehst mich nicht, Felix. Du hast mich nie verstanden. Ich komme mir immer so alt vor, wenn du da bist. Das halte ich nicht aus.“
„Angelika, du bist zehn Monate älter. Wir sind keine Generationen voneinander entfernt.“
„Du verstehst mich nicht, Felix. Du verstehst gar nichts.“
„Warum musst du immer alles so verdammt kompliziert machen?“
Ich schwieg.
„Seit wir uns kennen, achtest du immer darauf, dass du besser dastehst. Als könntest du dich nicht auf mein Niveau begeben.“
Du hattest Recht.
„Eigentlich bist du die Kindische hier.“
Ich legte auf.
„Ich hätte dich fast umgebracht, Felix“, sagte ich dem Telefon.
Und dann wurde mir klar, dass ich dich liebte. Und dass es zu spät war, um dir das zu sagen.

Am nächsten Tag standest du am Zaun. Ich konnte dich vom Fenster aus sehen, aber ich ging nicht zu dir runter. Diesmal war es besser für dich, wenn ich nicht zurückkehrte.
Dann klingelte es an der Türe.
„Musst du dich mir immer aufzwingen?“, fragte ich gereizt.
„Du bekommst dein Leben ja selbst nicht auf die Reihe.“
Ich schwieg, weil du Recht hattest.
„Viola wartet auf uns.“
Ich schwieg.
„Kannst du nicht einmal ehrlich zu mir sein, Angelika?“
„Du willst, dass ich ehrlich zu dir bin?“
„Ist das so viel verlangt?“
Warum zeigtest du auf einmal so viel Interesse, anstatt dich einfach über mein Dasein zu freuen, wie du es immer tatest? Hattest du dich so verändert? Oder war ich es?
Ich setzte mich aufrecht hin. „Wenn du bei mir bist, fällt mir immer auf, wie mürrisch ich bin. Kannst du nicht auch mal schlecht gelaunt sein?“
Du grinstest. „Kann ich sicher einrichten. Wenn du dich dadurch besser fühlst...“
Mir war nicht nach Witzeln zumute. „Ich will, dass du mir Vorwürfe machst, wenn ich Scheiße baue.“
Schweigen. Dann hörte ich dich tief Luft holen.
„Du hast mich oft verletzt. War dir das nicht klar?“ In deiner Stimme klang Wut mit, Wut und Bedauern.
Ich senkte beschämt die Augen. Wie blöd war ich eigentlich gewesen? „Nein.“
„Sonst noch was?“
„Ich mag keine Blumen“, sagte ich und fühlte mich plötzlich erleichtert. „Zumindest nicht besonders.“
„Tja, das ist dein Pech. Du hast nun mal den Gärtner geheiratet.“

Ich redete mir ein, ich würde nur vorübergehend bei dir bleiben. Ich wollte, dass Viola und du glücklich wart. Dazu musste ich euch unbedingt davon überzeugen, dass das nur ohne mich ging. Und dann würde ich dich verlassen. Ich wollte mich für euch opfern.
Aber du ließt mir keine Zeit mehr, mich zu bemitleiden. Es gelang mir nicht, unglücklich zu sein, und irgendwie wagte ich nie wieder, uns zu zerstören. Das, was wir hatten, war mir zu kostbar geworden.

Als du neununddreißig warst, erzählte ich dir von unserem Sohn und dass ich ihn Florian nennen wollte.
„Das bedeutet der Blühende.“
„Du musst unseren Kindern keine Blumennamen geben, wenn du Blumen nicht magst.“
Du nahmst mich in die Arme und streicheltest mir über den Bauch.
„Ich würde aber gern“, flüsterte ich.

Florian sieht heute aus wie du damals. Blumen mag er auch nicht so besonders, im Gegensatz zu Viola. Sie ist dir viel zu ähnlich.
Mit dem Flieder habe ich mich wohl angefreundet. Wir wohnen schließlich im Fliederweg.
Unsere Weide steht auch noch. Nachts streifen die langen Zweige unser Schlafzimmerfenster. Wenn ich wach liege, höre ich ihnen gerne zu. Oder drehe mich um und betrachte dein Gesicht, das so friedlich aussieht, jede Nacht. Und während du schläfst, möchte ich deine Augen küssen.

 

Ja, ich weiß, sie ist kitschig und hat ein Happy End. Tut mir auch leid :cool:

 

Wo sind die Taschentücher?

Aber leid braucht es dir nicht zu tun.
Ich hab deine Geschichte am Stück gelesen, obwohl ich
a. Lange Kurzgeschichten nicht mag (Scrollfaktor > 2)
b. die Prot mehrmals am liebsten gewürgt hätte.

Mit dem Flieder habe ich mich wohl angefreundet
Mir scheint nicht nur mit dem. In einer Welt, in der Menschen sich scheiden lasssen, weil der/die Partner/in doch nicht der Traumprinz/die Prinzessin ist, eine beinahe zu realistische Geschichte.

Lieben Gruß

Jo

 

Hi anea,

Ich finds gar nich so kitschig.
Abgesehen vom ersten Satz und dem Ende vielleicht. Dazwischen ist eine sehr schöne, ruhige Geschichter einer traurigen Beziehung. Erinnert mich von der Tragik der Sache her ein wenig an Forrest Gump, nur ohne Pralinen und Parkbänke.
Hat mir gefallen. Ja, einfach so.

Während du schläfst, möchte ich deine Augen küssen.
Also... wenn man im Lexikon unter Kitsch nachschlägt, wird da vermutlich dieser Satz stehen. ;)
Und sowas aus deiner Feder...
Du lagst auf der Rückbank des Autos, meine Eltern begrüßten deine, und ich lief zum Auto und starrte dich an.
Wortwiederholung. Muß deine Protagonistin hier laufen?
?Ich habe einen Freund?, erzählte ich dir und freute mich, weil ich dich verletzte.
Warum freut sie das? Einfach nur, weil alle Frauen Schweine sind oder gibts hier nen tieferen Grund, den ich überlas?
?Ich mag Pflanzen. Ich liebe nur meine Glockenblume.?
schön. ja, echt.
?Zeigst du mir deinen Garten?? Ich fühle mich schuldig.
fühlte
Und dann wurde mir klar, dass ich dich liebte. Und dass es zu spät war, um dir das zu sagen.
auch schön

 

Hallo anea,

ich hab ewig nicht mehr in diese Rubrik geschaut, aber ich bereue es ganz und gar nicht, gerade eine Ausnahme gemacht zu haben!

Deine Geschichte ist wunderbar geschrieben, nicht kitschig, sondern ruhig, fast lakonisch und auf eine Art und Weise berührend, die fast weh tut.

Einzig, dass sie so überhaupt nicht damit zurecht kommt, ein knappes Jahr älter zu sein, fand ich nicht ganz überzeugend, irgendwann gewöhnt man sich doch daran, oder? Vielleicht braucht es hier noch eines winzigen Satzes, um klar zu machen, warum Angelika nicht damit zurechtkommt und immer wieder wegläuft.

Ansonsten: Wow! :thumbsup:

 

Hi jobär, gnoebel und chaosqueen,

erstmal vielen Dank für eure Rückmeldungen.

jobär:

Aber leid braucht es dir nicht zu tun.
Ich hab deine Geschichte am Stück gelesen, obwohl ich
a. Lange Kurzgeschichten nicht mag (Scrollfaktor > 2)
b. die Prot mehrmals am liebsten gewürgt hätte.
Daraus lese ich heraus, dass es dir irgendwo zugesagt hat...

In einer Welt, in der Menschen sich scheiden lasssen, weil der/die Partner/in doch nicht der Traumprinz/die Prinzessin ist, eine beinahe zu realistische Geschichte.
Über den letzten Teilsatz werde ich noch eine Weile nachdenken müssen...

gnoebel:

Also... wenn man im Lexikon unter Kitsch nachschlägt, wird da vermutlich dieser Satz stehen.
Ich hab dich ja mehrmals vorgewarnt... Und in meinem Lexikon steht unter Kitsch "Gefangen im Netz der Leidenschaft" ;)

Wortwiederholung. Muß deine Protagonistin hier laufen?
Jo, so tragisch find ich die Wiederholung hier nicht. Werd aber mal sehen, was sich machen lässt.
Ich kann sie auch rennen lassen... aber Kinder laufen gerne, die gehen eher selten.

Warum freut sie das? Einfach nur, weil alle Frauen Schweine sind oder gibts hier nen tieferen Grund, den ich überlas?
Ob alle Frauen Schweine sind, weiß ich nicht, aber sie scheint eins zu sein... sie spielt mit ihm. Das ist der Grund.

chaosqueen:

Deine Geschichte ist wunderbar geschrieben, nicht kitschig, sondern ruhig, fast lakonisch und auf eine Art und Weise berührend, die fast weh tut.
Wow, das freut mich. Wirklich. :shy:

Einzig, dass sie so überhaupt nicht damit zurecht kommt, ein knappes Jahr älter zu sein, fand ich nicht ganz überzeugend, irgendwann gewöhnt man sich doch daran, oder?
Hm, Kinder benutzen den Altersunterscheid oft, um eine Rangfolge festzulegen. Daran klammert sich Angelika so sehr, dass sie dieses unbedingte Ältersein verinnerlicht und daraus im Erwachsenenalter ein kleiner Komplex wird. Auch, weil Felix in seiner Art fröhlicher ist und ihr damit noch kindlicher vorkommt.

liebe Grüße an euch,
Anea

 

Hallo Anea,
Anfangs dachte ich, es ist so eine typische "zwei Königskinder konnten nicht zueinander kommen"-Geschichte und eigentlich mag ich gar keine rührseligen Liebesgeschichten, aber am Ende von dieser habe ich ein Taschentuch gebraucht. Und das will bei mir schon was heißen! Die Sehnsucht, die Spannung wird einfach wunderbar und realistisch geschildert, klasse!
Klar hätte ich Angelika würgen können, aber Felix wollte ich mehrfach ohrfeigen.

„Ich will, dass du mir Vorwürfe machst, wenn ich Scheiße baue.“
Das ist für mich der Schlüsselsatz, mit jemandem, der das nicht tut, kann man nicht zusammenleben!
Ich vermute, dass Angelika das Alter nur als Vorwand vorschiebt, dass sie auf ihn neidisch ist, weil er so unbefangen, glücklich ist. Das kann sie nicht annehmen. Kann ich gut nachvollziehen!

Eine Kleinigkeit nur:
"brachtest ihr die Blumen bei" klingt für mich merkwürdig, man kann einem Kind rechnen beibringen, Blumen würde ich ihr zeigen.
liebe Grüße, schreib weiter so!
tamara

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anea!

Tja, manche Menschen stehen sich tatsächlich selbst im Weg und Deine Geschichte kann als warnendes Beispiel angesehen werden.
Obwohl die Prot. sich von Anfang an zu Felix hingezogen fühlt, versucht sie, unter dem Vorwand des Altersunterschiedes, sich gegen ihren Instinkt zu wehren. Dieser eigentlich perfekte Partner wird von ihr zurückgewiesen, bisweilen über die Schmerzgrenze hinaus bewusst verletzt. Weshalb? Vielleicht, weil sie Angst hat, sich zu verlieben und selbst irgendwann verletzt zu werden. Vielleicht, weil sie ihre Fähigkeit der Selbstbestimmung verlieren könnte. Vielleicht auch, weil sie mehr einen Bruder in ihm sieht und dadurch gehemmt wird, oder weil ihre Psyche gestört ist. Wer weiß ...
Sie leidet schließlich ebenfalls unter ihrem Verhalten, kann aber nichts dagegen tun.

Trauriger Text, aber sehr schön (m. E. gar nicht kitschig!) geschrieben!


Lieben Gruß
Antonia


P. S.: Empfehlung folgt.

 

Hallo ihr beiden,

tamara: Oh Mann, was für ein Kompliment, vielen Dank.

Klar hätte ich Angelika würgen können, aber Felix wollte ich mehrfach ohrfeigen.
Ja, denn sie nutzt ihn aus und er lässt es zu. Es gehören eben irgendwie doch zwei dazu...

Ich vermute, dass Angelika das Alter nur als Vorwand vorschiebt, dass sie auf ihn neidisch ist, weil er so unbefangen, glücklich ist. Das kann sie nicht annehmen.
Ja, das hatte ich beim Schreiben im Hinterkopf. Zumindest ab dem Zeitpunkt, wo sie ihre kindliche Überlegenheit verliert.

"brachtest ihr die Blumen bei" klingt für mich merkwürdig, man kann einem Kind rechnen beibringen, Blumen würde ich ihr zeigen.
Die Formulierung hab ich hier bewusst verwendet, weil ich die Assoziation mit dem Rechnen oder Lesen drinhaben wollte. Zeigen ist etwas anderes, Felix lehrt Viola hier das, was ihn und sein Leben ausmacht. Deswegen hab ich hier eine stärkere Formulierung benutzt.

Vielen Dank für deine Anmerkungen :)

Antonia: Auch dir erstmal vielen Gedank für deine Gedanken und die Empfehlung (und das mir und in R/E :shy: )

Mit deiner Interpreatition von Angelikas Verhalten hast du ziemlich viel herausgelesen, worauf es mir beim Schreiben ankam. Aber auch Felix fördert die Situation durch seine Passivität und seine Angst, sie zu verlieren. Eine eigentlich unglückliche Konstellation also...

Trauriger Text, aber sehr schön (m. E. gar nicht kitschig!) geschrieben!
Und das trotz der vielen Pflanzen... toll.

liebe Grüße,
Anea

 

Hi anea,

ich kann mich den anderen Kommentatoren anschließen: :thumbsup:

Angelika ist eine Frau, die lange das Abenteuer suchte, weil Felix ihr zu langweilig war. Mich wunderte sogar, dass sie ihn schon so früh heiratete, obwohl sie es in sich spürte, dass es nicht gut gehen konnte.

Dieses eine Jahr Unterschied war nur eine fade Ausrede dafür, dass sie ihrem Gefühl nach nicht wie Schlüssel und Schloss zusammenpassten, obwohl es doch so hätte sein müssen.
Erst mit Abnahme ihres Egoismus und einer anderen Lebenseinstellung konnte sie kapieren, was sie an Felix hat und konnte ihn lieben, zwar nicht die feurige, aber die beständige Art.

Du hast das sehr schön eingefangen :) .

Lieber Gruß
ber

 

Hallo bernadette,

und vielen Dank für dein Lob und deine Gedanken zum Text.

Mich wunderte sogar, dass sie ihn schon so früh heiratete, obwohl sie es in sich spürte, dass es nicht gut gehen konnte.
Weil er darauf bestand. Er hatte das erkannt, was sie nicht sehen wollte. Deswegen lässt er sich später auch nicht scheiden und pflanzt wieder eine Weide, Symbol für die Zeit, in der ihre Beziheung seiner Meinung nach funktionierte (obwohl er sich in dieser Beziehung etwas vormacht).

Erst mit Abnahme ihres Egoismus und einer anderen Lebenseinstellung konnte sie kapieren, was sie an Felix hat und konnte ihn lieben, zwar nicht die feurige, aber die beständige Art.
Und eine weitere Vorraussetzung war die Änderung, die er durchmachte... ansonsten wäre die Beziehung wieder so einseitig gewesen.

Du hast das sehr schön eingefangen
Dankeschön.

Grüße,
Anea

 

Hallo Anea!

Ich musste, genau wie gnoebel, gleich an Forrest Gump denken und genau wie jobär hab ich sie bis zum Ende gelesen obwohl ich keine so langen mag.
Das ist ja so rührend!
Wenn mein Tränenvorrat nicht schon aufgebraucht wäre (habe gestern "Edward mit den Scherenhänden" gesehen), hätte ich mindestens noch 2 Taschentücher verbraucht.
Auf jeden Fall ist die Geschichte leicht nachzuvollziehen, also so geschrieben, dass keine größeren Sprünge gemacht werden. Mir hat sie sehr gefallen.
Gruß,
nannel

 

Hi nannel,

Das ist ja so rührend!
Ohh, danke.

Auf jeden Fall ist die Geschichte leicht nachzuvollziehen, also so geschrieben, dass keine größeren Sprünge gemacht werden.
Hehe, jo, so sollte es eigentlich immer sein. Schön, wenns hier so ist.

Mir hat sie sehr gefallen.
Toll.

Vielen Dank für deine Rückmeldung,
Anea

 

Nein, Anea, kitschig finde ich deine Geschichte nicht. Dafür ist die Sprache bewusst zu unblumig gehalten. Alles andere wäre bei dem Sujet auch schwer erträglich gewesen.

Das Happy-End... das ist dein Autorenrecht. Es ist durchaus plausibel, dass die Protagonistin bei Felix bleibt, der Halt und Struktur und eine positive Weltsicht verkörpert - alles Dinge, die nicht typisch für Angelika scheinen. Aber ich hätte es für wahrscheinlicher gehalten, dass sie es in melancholischer Resignation tut. Ihre Wandlung von der Saula zur Paula erscheint mir ein bisschen sehr moritatenhaft.

Aber dennoch halte ich deine Geschichte für absolut empfehlungsberechtigt - und wenn die Dialoge im Kindesalter ein bisschen weniger "erwachsen" daherkämen, wäre ich noch einen Touch zufriedener. ;-)

Grüße!
Chica

 
Zuletzt bearbeitet:

@ Chica,

vielen Dank für deine Rückmeldung.

Dafür ist die Sprache bewusst zu unblumig gehalten.
Wär ja auch schlimm, bei den vielen Blumen, die in der Geschichte vorkommen. ;)

Aber ich hätte es für wahrscheinlicher gehalten, dass sie es in melancholischer Resignation tut.
Ja, so ganz glücklich bin ich auch nicht mit dem Ende. Das ganze geriet mir zuerst zu schnell, dann zu unstimmig. Ich habe an einem alternativen Schluss gearbeitet, weiß aber noch nicht, ob ich ihn wirklich einbauen werde.

@ all: Ich wär euch dankbar, wenn ihr mir mal zu diesem alternativen Schluss Rückmeldung geben würdet. Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, wie es stimmiger wirkt.

„Ich mag keine Blumen“, sagte ich und fühlte mich plötzlich erleichtert. „Zumindest nicht besonders.“
„Tja, das ist dein Pech. Du hast nun mal den Gärtner geheiratet.“

Als du neununddreißig warst, erzählte ich dir von unserem Sohn und dass ich ihn Florian nennen wollte.
„Das bedeutet der Blühende.“
„Du musst unseren Kindern keine Blumennamen geben, wenn du Blumen nicht magst.“
Du nahmst mich in die Arme und streicheltest mir über den Bauch.
„Ich würde aber gern“, flüsterte ich.

Florian sieht heute aus wie du damals. Blumen mag er auch nicht so besonders, im Gegensatz zu Viola. Sie ist dir viel zu ähnlich.
Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, mein ganzes Leben mit dir zu verbringen. In meinen Gedanken bist du immer nur noch mein Felix.
Aber die Momente, die wir haben, sind mir viel zu kostbar geworden. Ich kann uns nicht mehr aufgeben, ich versuche es auch nicht mehr.
Und mit dem Flieder habe ich mich wohl angefreundet. Wir wohnen schließlich im Fliederweg.
Unsere Weide steht auch noch. Nachts streifen die langen Zweige unser Schlafzimmerfenster. Wenn ich wach liege, höre ich ihnen gerne zu. Oder drehe mich um und betrachte dein Gesicht, das so friedlich aussieht, jede Nacht. Und während du schläfst, möchte ich deine Augen küssen.


liebe Grüße,
Anea

 

Hallo Anea,
wenn ich es richtig sehe, hast du folgende zwei Abschnitte eingebaut:

Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, mein ganzes Leben mit dir zu verbringen. In meinen Gedanken bist du immer nur noch mein Felix.
Aber die Momente, die wir haben, sind mir viel zu kostbar geworden. Ich kann uns nicht mehr aufgeben, ich versuche es auch nicht mehr.
Finde ich gut, einerseits bleibt das Ende offen, die Spannung bleibt bestehen und es passt auch zu deiner Prot, sie ist und bleibt einfach zerrissen. Ich mag ja wirklich lieber Geschichten mit einem Happy End, aber bei dieser KG ist das gar nicht nötig und irgendwie wäre eine Kehrtwende bei dieser Figur zu heftig gewesen. Also bei die Sätze ein.
lG
tamara

 

Hi tamara,

naja, ich habe auch noch einen ganzen Absatz rauseditiert. Die Kehrtwende ist für mich noch immer gegeben, ich halte es weiterhin für ein happyend, nur ist dies Angelika nicht bewusst. Hm. Das Happy End wollte ich nämlich schon behalten. Wenns zu negativ oder zu offen wirkt, lass ichs vielleicht so, wie es ist. Schwierig, das stimmig und gut ausgehen zu lassen. Mal überlegen.

Danke jedenfalls

 

Hi Anea,
ich habe mir jetzt beide Stellen extra in Word rüberkopiert und verglichen, ich finde keinen rauseditierten Abschnitt! Bin ich blind? :confused:

Ich halte es weiterhin für ein happyend, nur ist dies Angelika nicht bewusst.
Ja, ja, so verstehe ich das auch. Aber du lässt es offen. Sehr pessimistische Leser könnten vermuten, dass sie vielleicht irgendwann mal doch wieder wegläuft.
lG
t

 

Ups, da hab ich doch was verschlafen. Naja, jetzt kannst du nochmal vergleichen ;)
Ich werde mir die Änderungen nochmal durch den Kopf gehen lassen bzw. weitere Rückmeldungen abwarten müssen. Ist wirklich schwierig, aber ich hätte so gern beides - happy end und stimmigkeit :)

 

Hi Anea,

eine ganz starke Geschichte. Gefällt mir wirklich sehr. Wäre sie nicht schon empfohlen, ich würde es ebenfalls tun.
Zu Kitschig? Ach was, nicht übermäßig – ist halt was fürs Herz und Gemüt, aber – und dafür meinen Glückwunsch – schön weit weg von jeglicher Groschenheftromantik.
Sprachlich absolut beeindruckend. Finde die Dialoge übrigens nicht zu erwachsen, sondern fesselnd. Außerdem gefällt mir die distanzierte und doch gleichsam sehr emotionale Sprache, die du wählst. Hat mich sehr angesprochen.
Inhaltlich finde ich die Geschichte wirklich fesselnd. Spannend finde ich zum Beispiel das Dilemma deiner Hauptfigur. Ich kann ihre Unsicherheit in Bezug auf Felix gut verstehen, finde sie realistisch dargestellt. Felix ist fast perfekt (nicht unbedingt optisch, aber von seiner Art), die Liebe, die er gibt – manchmal auf eine schon unangenehm selbstlose Art und Weise – ist das, wovon man eigentlich träumt. Und genau das finde ich schwierig. Dadurch steht deine Prot. Unter dem immensen Druck, Felix etwas Gleichwertiges zurück zu geben. Dass sie davor flüchtet und lange nicht dazu stehen kann und mag, finde ich sehr nachvollziehbar.
Felix ist so selbstlos, dass er fast schon wieder egoistisch ist. Zudem ist er in gewisser Weise sogar einengend, denn dadurch dass er immer wieder betont, wie sehr er Angelika liebt und das sie zusammengehören, bringt er sie immer wieder in eine Bringschuld. Ihre mehrfachen Fluchten sind da programmiert.
Das Happy-End gefällt mir und erscheint mir auch nicht zu kitschig.
Im Prinzip begreift sie einfach nur, dass ihre Flucht sinnlos ist. Dass sie nicht exakt das Gleiche fühlen muss wie Felix. Dass sie glücklich sein darf, auch ohne den hohen moralischen Anspriuch den sie sich stellt. Kurzum, dass sie Felix lieben darf, so wie sie es für richtig hält (und wie sie es ja schon eigentlich eine ganze Weile tut.) Freundschaft kann zur Liebe werden, und dennoch Freundschaft bleiben.
Und das finde ich eine sehr schöne Aussage.

Eine Kleinigkeit am Rande:

Zitat: „Wenn ich abends fortging, und dich mit Peter, Daniel, Thomas, Sascha und Richard betrog...

Ich weiß natürlich, was du meinst, aber es liest sich ein bisschen komisch. Da geht einem glatt die (schmutzige) Phantasie durch. Feiert deine Prot. So wilde Orgien. Macht sie Liebe mit allen gleichzeitig? ;).
Ersetzte das und durch ein oder, und alles ist wieder ein bisschen bürgerlicher ;)


Ich habe die Geschichte sehr gern gelesen.

Liebe Grüße Sebastian

 

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