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Wald Nacht

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02.09.2001
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Wald Nacht

Nacht.
Die Sterne durch die dichten Wolken fast gänzlich abgeschirmt.
Eisige Kälte.
Fast völlige Stille, nur ganz selten hört man mal eine Eule oder sonstige nicht eindeutig definierbare Geräusche aus dem Wald.
Im Wald, fast völlige Dunkelheit.
Jemand der einen kleinen Weg am Waldrand entlanggeht.
Lausch den eigenen Schritten.
Ein Blick zurückgeworfen, das Gefühl verfolgt zu werden.
Niemand da.
Allein.

Die Gestalt war Erich.
Er liebte diese nächtlichen Spaziergänge.
Schon als Kind suchte er manchmal den Wald auf.
Nachts.
Jedoch völlig unbewusst, schlafwandlerisch.
Er kam hier her und erwachte.
Er konnte sich nicht mehr an die genauen Umstände erinnern, er wusste nur noch von diesem plötzlichem Erwachen. Das Erwachen in dieser fremdartig anmutenden Lichtung.
Wie aus einem tiefem unbekanntem Gewässer aufzutauchen, kurz bevor man am Ertrinken ist, die Erleichterung wieder atmen zu können.
Und dann diese Angst, allein hier zu sein, und nicht zu wissen wo man ist.
Er musste damals stundenlang durch den Wald gelaufen sein, nur im Pyjama, in der Kälte, völlig verängstigt, die dünnen Zweige hatten ihm damals blutige Wunden in die Haut geritzt, hatten seine Hemden zerrissen, so schnell und ohne Vorsicht wohin war er gerannt. Dieses Gefühl beobachtet zu werden, dass ihn auch jetzt noch manchmal überkam, die Schatten die er damals gesehen hatte, von denen er hätte schwören können dass sie hinter ihm her waren. Er meinte Stimmen zu erhören, wusste jedoch weder ob diese menschlich waren noch welche Sprache sie sprachen, leises stetiges Flüstern, wahrscheinlich der Wind.
Ja, nur an dieses Gefühl konnte er sich noch erinnern.
Einfach nur heim.
Da wo die Finsternis nicht nach ihm greift.

Selbst heute, wenn er diese kleinen aber stark ausgeprägten Erinnerungsstücke zurückrief, überkam ihn so etwas wie Schrecken. Etwas Unbeschreibliches dass ihn nicht nur psychisch, sondern auch physisch belastete, dann, wenn er zu wissen meinte, die Wunden die er sich bei seiner Flucht durch das Gestrüpp des Waldes zugezogen hatte, würden von Neuem aufbrechen.
Manchmal meinte er es zu spüren.
Dieses kurze Brennen, das in der Kälte immer stärker wird.
Die Wunden waren natürlich nicht wirklich da, jetzt ging er auch nur in den Wald, wenn er eine dicke Jacke und seine Jeans an hatte, da wäre so etwas unmöglich, das war ihm klar, außerdem war seine Mondsucht verschwunden, schon vor Jahren.
Trotz dieser manchmal zurückkehrenden Ängste hatte er noch nie daran gedacht es zu lassen.
Nicht mehr hier zu einem der letzten Orte der Stille zurückzukehren.
Aber etwas in ihm verlangte es, er fühlte sich hingezogen zu diesem Wald.
Und vor allem zu diesem speziellem Ort im Wald.
Es war eine Lichtung, die Lichtung an der er auch als Kind erwachte, aus seinem Wandern im Schlafe.

Erich lief.
Er lief so schnell er nur konnte.
Seine Atmung wurde schneller, die kalte Luft schmerzte in den Lungen.
Bisher war er immer nur dort hin gegangen, gemächlich durch die Dunkelheit spaziert.
In Richtung der Lichtung.
Nun kamen wieder diese Erinnerungen in ihm auf.
Er lief und war sich bewusst, er musste so schnell wie möglich bei der Lichtung sein.
Wo er als Kind von der Lichtung aus nach Hause gerannt war, war es jetzt das genaue Gegenteil.
Ein anderes Ziel.
Ein Brennen an den Händen, Armen, am Oberkörper und an den Schienbeinen.
Ein Brennen im Gesicht.
Er dachte er würde sich das wieder nur einbilden.
Doch dann sah er auf seine Arme, eigentlich nur um sich selbst zu überzeugen dass er sich nur wieder etwas eingebildet hatte.
Zerschnittene Arme.
Blut floss in kleinen Bahnen über sie.
Er traute seinen Augen nicht, er sah hinab, er hatte seinen Schlafanzug an.
Erst jetzt spürte er die Kälte, mit der er überschüttet wurde.
Bald war er an seinem Ziel.
Er wusste nicht weshalb, aber er musste es so schnell wie nur irgendwie möglich erreichen.
Schnell dort hin, wo seine Kindheit lag.
Bei seinem Sprint durch den Wald kamen immer wieder neue brennende Schmerzen über ihn, hier war der Wald so dicht und den Weg hatte er schon längst verloren.
Dann wurde er von seinen Schmerzen abgelenkt.
Die Stimmen aus seiner Kindheit.
Jetzt waren sie lauter als je zuvor.
Keine Einbildung.
Er konnte sie nicht verstehen doch er wusste was sie von ihm wollten.
Dann war er an die Lichtung gekommen.

Die besagte Lichtung war ein fast kreisrunder Ort, hier stand kein Baum, nur Farne und Moose bedeckten sie. Und einige Blätter die von den Laubbäumen stammten, vom Wind hier her getragen.
Erich überkam Furcht als er angekommen war.
Doch er konnte jetzt nicht weg.
Es gab kein Zurück.
Er war da wo er hingehörte, dessen war er sich bewusst.
Und er meinte auch zu hören dass die Stimmen ihm das klarmachen wollten.
Erich besah abermals seinen Körper, er war übel zugerichtet von den Ästen und Zweigen. Überall war Blut, zwar nur in dünnen Adern, doch über den ganzen Körper verteilt.
Seine Kleidung war zerschlissen.
Er riss sie sich vom Leibe.
Völlig nackt, die Kälte spürte er kaum noch.
Er setzte sich in den Mittelpunkt der Lichtung.
Erich nahm nach und nach etwas Moos, die nassen Blätter von den Laubbäumen, Blätter von den Farnen und die kalte feuchte Erde, und verteilte alles auf seinem Körper.
Zuerst trug er nur wenig und zaghaft auf seine Haut auf, dann immer mehr und immer schneller, die Stimmen redeten auf ihn ein, immer lauter und eindringlicher.
Das Blut war der Klebstoff.
Das Blut verband ihn mit dem Wald.
Die Blätter, das Moos, die Erde und Farne waren seine neue Kleidung.
Völlig bedeckt lag er nun hier auf der Lichtung.
Er gehörte hier her.
Die Stimmen hatten es ihm gesagt, nun wurde ihm alles völlig klar.
Der erste Schritt zur Einigung war getan.
Bald würde er eine der Stimmen sein.
Er schloss die Augen und schlief ein.

Den Tag nach diesen Geschehnissen wurde eine Suchaktion gestartet.
Erichs Frau hatte die Polizei verständigt.
Die Polizei brachte ihr das völlig zerrissene mit Blut durchtränkte Schlafgewand Erichs.
Erich selbst blieb verschwunden.

 

Jepp! Da ist Erich wohl im wahrsten Sinne des Wortes zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, was?

Ganz nett, gut geschrieben. Für jeden neuen Satz auch eine neue Zeile zu benützen, ist Gewöhnungssache, aber wahrscheinlich von dir gewollt.

Sodele!

Poncher

 

Na ja, die Idee ist nicht schlecht, aber die Geschichte ansich... hat mir gar nicht gefallen. Jetzt bin ich ein bißchen müde geworden, wenn ich ehrlich bin... :rolleyes: Der Erzählstil hat mich wirklich angestrengt... :(

Griasle
stephy

 

Der Erzählstil ist tatsächlich recht eigenwillig.
Die Waldatmosphäre kommt ganz gut rüber, denn durch den Erzählstil wirkt auch die Szenerie recht ... eigen.
Was mir fehlt, ist der Hintergrund - der Ursprung der Stimmen, warum sie gerade ihn wollen und warum sie ihn, nachdem seine Jugendschlafwanderaktionen vorbei waren, so lange in Ruhe gelassen haben.

 

Danke für die Kritiken.

Zum Hintergrund kann ich selbst nicht viel sagen.

Ich hab mir eigentlich keine Gedanken darüber gemacht. Es könnten Waldgeister ( oder so ) sein die ihn rufen, und ihn "adoptieren" wollen, oder Ähnliches.

Und die Rufe könnten beim Erwachsen werden verklungen sein, weil er sich einredete das es sie nicht gibt, aber nun musste er herausfinden daß sie doch real waren ( oder so )

Tja, damit ist es so wie bei einigen anderen Stories von mir auch, ich weiß es selbst nicht *g*

 

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