Was ist neu

Was habt ihr gegen Adjektive?

@Sue: Wo hat Ginny hier was von der Anzahl der Adjektive geschrieben?

Und das sind meiner Erfahrung nach die, die den Gebrauch von Adjektiven besonders gründlich reflektieren sollten und am ehesten Gefahr laufen, sie zu missbrauchen.[/B]
Wenn das jemand jemals bei dir pauschal angekreidet hat, dann bitte doch einfach um Beispiele, Ginny würde die auch geben:
Wenn ich zu viele Adjektive in einem Text kritisiere, dann nenne ich in aller Regel Beispiele dafür und begründe, warum sie mM nach überflüssig sind.
Beschwere dich bitte da wo es hingehört!
gruß tamara

 

@Horni: Korinthen? Ich mag lieber Sultaninen! :D
Nein, im Ernst: Ich untermauere eine Diskussion lieber mit Beispielen, statt mit Pauschalurteilen (Beispiel: "Hier wird immer nur kritisiert, daß ...") um sich zu werfen und auf einer abgehobenen, allgemeinen Ebene aneinander vorbei zu reden, während man wahrscheinlich eigentlich dasselbe meint.
viele liebe Grüße
tamara

 

Ich kritisiere durchaus Füllwörter, wenn ich sie finde, und wurde auch selbst mit diesem Vorwurf konfrontiert.
Ein Füllwort ist ein Wort, durch dessen Wegstreichen der Satz keine Information einbüßt. Das ist ein Füllwort.
Füllwörter entstehen aus der Sprechgewohnheit und die Sprechgewohnheit hat unzählige Wurzeln. Füllwörter sind am ehesten bedingt durch die Angst, sich festzulegen. Ätiologisch verwandt sind die Relativismen. Alles unbewußte Angst bzw. Gewohnheit. Man will nicht durch einen harten Standpunkt Angriffsfläche bieten.
Aber das hat mit Adjektiven nixhts mehr zu tun.

Zuviele Adjektive werden implizit immer dann kritisiert, wenn empfohlen wird, eins zu streichen. Daß man nur selten findet "Du verwendest zuviele Adjektive", liegt daran, daß wir Menschen besser in konkreten Instanzen als in Kategorien und Regeln denken können. Das merke ich auch an mir selber. Ich wollte mal ein Buch über guten Stil schreiben und wußte nicht, wie ich es strukturieren sollte. Im Moment sammele ich einfach schlechte Texte und meine Verbesserungen dazu in der Hoffnung, daß wenn ich genug Material habe, ich weiß, nach welchen Regeln ich eigentlich selber vorgehe.

r

 

Also, das möchte ich als Schlusswort nicht kommentarlos stehen lassen. Meiner Meinung nach können kleine Albernheiten und smileys eine Diskussion enorm auflockern. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Wenn ich das ungewollt getan habe, möchte ich mich hiermit öffentlich entschuldigen. Ich dagegen mag keine Kraftausdrücke und möchte darum bitten, diese zu vermeiden.
Ich meine das ernst, deshalb kein einziges smiley!
viele liebe Grüße
tamara

 

@Marius: So eine Nötigung habe ich noch nicht gesehen. Wenn das passiert, melde es doch dem Mod.
Ansonsten dreimal Danke und ganz liebe Grüße
tamara

PS: Jetzt werde ich deine Geschichten doch lesen!

 

In der Tat. Wenn jemand eine solch kontroverse Position einnimmt, sollte man ihn mal einer genaueren Inaugenscheinnahme unterziehen - auch wenn das eigentlich unlauterer Wettbewerb ist.
Ich hab das jetzt mal getan:
http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=17372
Zum Inhaltlichen hab ich an Ort und Stelle schon was gesagt. Zum Stilistischen habe ich nichts anzumerken, der Stil ist sauber.
Aber ich habe auch keinen Adjektiv-Mißbrauch feststellen können, wie ich es nach der flammenden Rede für selbige erwartet hätte. Insofern bin ich jetzt auch etwas ratlos, was ich dir, Marius, antworten soll. Du machst ja, obwohl du diesen Thread deinen Postings nach nicht verstanden haben zu scheinst, offensichtlich alles instinktiv richtig.

Na ja, besser so als umgekehrt, hehe. ;)

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi,
ich habe weder Kosten noch Mühen gescheut, um euch dieses einmalige Zitat aus der von relysium erwähnten Heftreihe zu präsentieren:

Maria lächelte noch einmal besonders freundlich und ging mit beschwingten Schritten hinaus. Ihr hübsches Sommerkleid mit den frechen Punkten wippte dabei um ihre schlanken Beine. Thorsten sah ihr fasziniert nach. Hoffentlich ergab sich eine Gelegenheit, sie bald wiederzusehen!
Ist dem noch etwas hinzuzufügen?
eine breit grinsende
tamara

 

Dem wäre hinzuzufügen, daß der zitierte Text von hundertmal mehr Leuten gelesen wurde als dieser Thread, und diese Leute haben auch noch Geld dafür gegeben, welche sie uns nie geben werden.

r

 

Hoffentlich begab sich eine Gelegenheit, sie bald wiederzusehen
Stand da wirklich "begab" oder hast du dich da beim Abschreiben vertan?

 

sim schrieb:
Stand da wirklich "begab" oder hast du dich da beim Abschreiben vertan?
Warum diese Glaubenskrise? Ich bin mir sicher, daß da so steht :D

 

@relysium: Tut mir Leid, war wirklich ein Tippfehler! Ist das eine deiner Quellen für schlechten Stil? Bin ja gespannt auf dein Buch. Wenn ich einmal nicht wissen sollte, wie gut ich schreibe, brauche ich nur einen Abschnitt in diesem Heft zu lesen und kann mich abrollen vor Lachen. Die 1,35 € haben sich gelohnt!
Danke für den Tipp!
tamara

 

tamara schrieb:
Ist dem noch etwas hinzuzufügen?

Ja. - Was passt dir an den Sätzen nicht? Sie kommen locker und leicht daher. Die Adjektive bereiten Thorstens Gefühlsbeschreibung vor. Sie ergeben einen Sinn im Kontext.

Adjektive abzulehnen, weil sie Adjektive sind, ist der falsche Weg. Adjektive abzulehnen, wenn sie im Kontext falsch gebraucht werden, ist der richtigere Weg.

Das gilt für alle stilistischen Mittel.

Klaus

 

relysium schrieb:
Dem wäre hinzuzufügen, daß der zitierte Text von hundertmal mehr Leuten gelesen wurde als dieser Thread

Ja. Ich selbst lese die Perry-Rhodan-Serie, und meines Wissens liegt die wöchentliche Auflage dieser Heftchen bei über 100.000 Exemplaren. Die Autoren fabrizieren jede Woche einen Bestseller, - wovon "ernsthafte" Autoren nur träumen können.

Deshalb könnte jeder Adjektive-Kritisierte die Kritik mit Leichtigkeit zurückschlagen: Die Auflagenzahlen der Heft-Romane beweisen, dass ein Adjektiv-lastiger Stil der vom Leser gewünschte Stil ist.

Glücklicherweise geht der übermäßige Adjektiv-Gebrauch oft mit einer gewissen allgemeinen Ahnungslosigskeit bzgl. des Schreibens daher, weshalb vermutlich noch keiner auf diese Argumentation gekommnen ist.

(Ups)

Klaus

 

Ich selbst lese die Perry-Rhodan-Serie, und meines Wissens liegt die wöchentliche Auflage dieser Heftchen bei über 100.000 Exemplaren. Die Autoren fabrizieren jede Woche einen Bestseller, - wovon "ernsthafte" Autoren nur träumen können.
wobei eine autorin selbst sagt, dass sie teilweise ziemlichen müll schreiben. ;)

 

Maus schrieb:
wobei eine autorin selbst sagt, dass sie teilweise ziemlichen müll schreiben. ;)

<g> Hängt a) von der Definiton von Qualität ab und ist b) ein offenes Geheimnis.

 

Das Zitat geht noch, finde ich. (<g> Auch wenn es inhaltlich nichts Berauschendes erahnen lässt, aber das steht auf einem anderen Blatt.)

Grausam ist in Hinblick auf Adjektive sowas:

"Ist gut, Süße", meinte Karin erleichtert und küsste mich sanft auf die nassgeweinte Wange. Ich war gerührt von ihrer Anteilnahme, ich fühlte mich nicht mehr ganz so dreckig und benutzt wie vorhin.
"War sowieso eine Scheißidee, da hinzugehen", brachte ich undeutlich hervor als ich mir die verschnupfte Nase putzte.
Und ja, es stammt aus einem meiner frühen Werke. :dozey:

 
Zuletzt bearbeitet:

Also, ich denke, gerade diese Romanhefte sind ein spezielles Phänomen für sich. Ihr Erfolg bgeründet sich m.E. nicht unbedingt auf ihrer literarischen Qualität sondern - ähnlich wie bei den meisten TV-Serien - wohl zu einem großen Teil auf ihrer soziologischen Funktion (die zu beleuchten den Rahmen hier allerdings sprengen würde...).

Und dieser von uns als so grausig empfundene Stil ist nicht mal unbedingt auf Unvermögen der Autoren zurückzuführen, sondern zu einem großen Teil auf einen für das Serienumfeld typischen Mangel an Zeit und Lektorat. Denn ganz gleich, ob Einzelautor oder Autorenteam: Immer gilt es, unter enormem Zeitdruck und teils sehr engen Vorgaben alle 7 Tage ein neues Werk abzuliefern. Die Autoren bauen einen Plot, hocken u.U. in der einen oder anderen Storykonferenz, tippen dann die Texte, und sie werden meist nur noch auf Rechtschreibfehler durchgesehen und dann in Druck gegeben - es wird also mitunter eine zweite oder gar erste Fassung gedruckt!

Das erkärt wohl z.T. den seltsamen adjektivlastigen Stil. Ich brauche nur meine eigene Festplatte zu durchstöbern und stelle fest, dass sich meine ersten Rohentwürfe fast alle genauso lesen. Weil ich u.a. mir selber beim Schreiben erstmal über bestimmte Stimmungen, Eigenschaften etc. klar werden muss, mir gewissermassen selber im Text Notizen hinterlasse, aus denen ich einen Rohbau zusammenzimmere. Anschließend dauert es mindestens ein bis zwei Überarbeitungsdurchläufe, um aus der Baustelle einen halbwegs eleganten Text zu machen. Und eben diesen Luxus haben die meisten Serienautoren nur selten. Ich denke, alleine aufgrund ihrer unglaublichen Erfahrung (diese Menschen schreiben täglich und unter professionellen Bedingungen!) könnten die meisten dieser Autoren - genügend Zeit und ein gutes Lektorat vorausgesetzt - Texte produzieren, bei denen uns die Kinnlade runterfällt.

Soll heissen: Je nachdem kann man diesen "Stil" auch als eine Art spezielles Steno interpretieren. Das unter bestimmten Produktionsbedingungen eben oft schon quasi das Endprodukt ausmacht. Ich denke, viele Leser von Heftromanen etc. kämen auch mit wesentlich weniger Adjektiven aus, weil die Phantasie automatisch das fehlende Zeug ergänzt. Aber sie kriegen eben ein paar mehr, weil die Welt so ist wie sie ist. :D
Und auch nicht alle, die sowas lesen, müssen literarische Analphabeten sein (s. soziologische Funktion! In meinem Regal z.B. stehen Shakespeares Werke und die Buffy-DVDs nur eine Handbreit voneinander entfernt ;) ).

 

@Horni: :thumbsup: Für 1,35 € ganze 64 Seiten!!! Wenn der Autor 10 % bekommt, sind das 13,5 Cent pro verkauftem Heft. Naja, bei einer Auflage von geschätzen 10.000 Heften sind 1.350 € schon ganz nett.

@sternenkratzer: Horni hat eigentlich schon alles gesagt. Außerdem hatte ich in Erinnerung, dass du mal in einer Geschichte gnadenlos Adjektive kritisiert hast. Nur kurz: wertende Adjektive wie "hübsch", "frech" oder auch "fasziniert" lassen sich doch wohl wirklich durch aussagekräftigere Wörter ersetzen. Übrigens habe ich Perry-Rhodan schon nach Adjektiven überprüft. Da sind meiner Meinung nach viel weniger drin. Allerdings liest mein Mann (und nur der!) die überarbeitete Buchausgabe. Auch inhaltlich ist es mit Sicherheit intelligenter als Hefte über einen Mann "der voller Geheimnisse war - doch unwiderstehlich"!
Ein Zitat einer Leser zeigt, warum so etwas geschrieben wird:

„Immer, wenn ich frustriert oder deprimiert bin, lese ich einen Liebesroman, weine manchmal sogar dabei. Aber danach fühle ich mich immer besser.“
Gruß tamara

 

tamara schrieb:
Außerdem hatte ich in Erinnerung, dass du mal in einer Geschichte gnadenlos Adjektive kritisiert hast.

Belege! - Ich bin mir ziemlich sicher (ich kann mich irren, aber ich bin mir doch ziemlich sicher), dass ich auch immer Beispiele gebracht habe oder erläutert habe, weshalb die Adjektive überflüssig sind. Dass die Kritisierten das dann als allgemeine Adjektiv-Kritik verstanden haben, ist ein anderes Problem. >:-)

tamara schrieb:
„Immer, wenn ich frustriert oder deprimiert bin, lese ich einen Liebesroman, weine manchmal sogar dabei. Aber danach fühle ich mich immer besser.“

Toll. Wenn das einer meiner Leser sagen würde, würde ich mich sehr freuen.

Klaus

 

@Sternenkratzer: Also "blonde Strähne" ist ein objektives Adjektiv, das ich im Gegensatz zu dem subjektiven "hübsch" keineswegs für überflüssig halte. Ich schicke dir den link dazu in einer PM, weil ich mir nicht sicher bin, ob die Autorin der kritisierten Geschichte möchte, dass dies hier diskutiert wird.

Klar, ich würde mich auch freuen, wenn meine Leser sich hinterher besser fühlen, da stimme ich dir zu. Aber ich wünsche mir meist mehr, dass sie etwas neues erfahren, nachdenken. Das gehört wohl in die Diskussion über Trivialliteratur und ist zugegenenmaßen auch Geschmackssache. Hat alles seine Berechtigung.

@Sue: Ja, das ist eine spannende Frage: Was ist Trivialliteratur? Gibt es dazu schon einen Thread oder sollen wir einen neuen aufmachen? Dann können wir uns da weiter streiten! Juhu! ;)
viele liebe Grüße
tamara

 

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