Was ist neu

Was uns hält

Mitglied
Beitritt
02.07.2001
Beiträge
37

Was uns hält

Schwül und traurig lag die große Hitze auf den Gemütern. Träge und schwer die wenigen Worte, die man sich noch zu sagen hatte, verdurstet die Blicke, die man sich allenthalben zuwarf, um sicher zu gehen, daß es dem anderen auch nicht besser ging. Kein Wind bewegte die staubigen Blätter an den Bäumen, kein Quell nährte die längst verdorrten Felder, kein Frohsinn erhellte die grauen Gesichter in den Straßen der Stadt. "Ich möchte raus aus diesem Land, raus aus dieser Welt, raus aus dieser brennenden Furcht, die das Herz einschnürt und die Seele verfinstert." Keiner hörte den klagenden Laut der menschlichen Masse, die sich trübe und einsam wie ein böser schwarzer Fluch durch das Häusermeer schob. "Wenn nur einer käme, der uns errettet! Der uns befreit von der Last unserer Zeit und unseres Wissens! Der uns berührt und heilt und der sie uns abnimmt, diese Verantwortung und diese Zweifel!" So flehten sie zum weiß leuchtenden Himmel. So hoben sie ihre Hände, so brachten sie ihre Opfer dar, so sangen sie mit den letzten Resten ihrer verdorrten Stimmen, so weinten sie ihr tränenloses Weinen. Und der Himmel hatte ein Erbarmen. Und er schenkte ihnen den Regen, der die Welt überschwemmte und den Durst löschte und die Furcht wegspülte.

Aber er hörte nicht auf, der Regen. Er fiel und fiel. Und er fällt weiter. Er tötet mittlerweile. Er ertränkt sie, die menschliche Masse. Er befreit sie von der Welt und dem Leben und der Verantwortung.

Hier sitzen wir in dem letzten Boot, daß den kühlenden Wellen noch trotzt. Der Retter ist mitten unter uns. Liebevoll schaut er uns an und läßt uns die Zeit, die wir brauchen. Mit seinen wundervollen Augen blickt er uns ernst in die Gesichter. "Wißt ihr noch, was euch hier hält?" Seine Stimme ist ein sanftes Klingen und seine milde Güte strahlt uns an. "Wißt ihr es noch?" Wir zögern. "Laß uns nachdenken!" bitten wir. Ein bekümmerter Schatten streift sein schönes Gesicht. Ein trauriger Schmerz liegt in seinen Zügen. "Ihr müßt es doch wissen!" Das Wasser steigt. Donner grollt in der Ferne, der Regen hat kein Ende.

 

Tja... An sich ein hübscher Text, wenn er nach dem ersten Absatz enden würde! Das, was folgt, ist meiner Meinung nach überflüssig und ein wenig aufgesetzt.

Erinnert mich ein bisschen an "Sounds of Silence":

People talking without speaking, People listening without listening.

 

Hallo Weltentochter!

<IMG SRC="smilies/afraid_thamorphman.gif" border="0"> :D Zunächst, eine ganz schön verregnete Geschichte möchte ich fast sagen.

<IMG SRC="smilies/cwm13.gif" border="0"> Ist es die vor sich hin dümpelnde Erkenntnis unserer Lage, die dazu führt unglücklich zu sein? Die Erkenntnis trotz allem Wissens noch Zweifel zu haben? Und wir uns deshalb immer wieder selbst in die Lage versetzen etwas zu riskieren. Risiko, das eine Manie des Menschen ist, der sich gerne in die Gefahrenlage begibt. In der neuen Lage, in der wir dann wieder erkennen wie schön es doch vorher war und sehnen uns nach der Vergangenheit. Immer, denn die Vergangenheit ist das wichtigste Analysemittel für alle Wissenschaften. Nur was nützt es ohne einen Glauben an das, was "ist"?

<IMG SRC="smilies/idea.gif" border="0"> In dieser Geschichte stellen sich Fragen des Alltags und mich persönlich erinnert es an "Robinson Crusoe", der erst auf seiner Insel sich sämtliche Berufe aneignet und später auch zum Philosophen wird. Dann stellt er die Fragen und erkennt seine Lage auf der Insel nun nicht mehr als schlecht sondern als Erlösung. Sich der Lage bewusst zu werden das es uns nicht besser ergehen wird, als wir es selbst zu erkennen vermögen.

<IMG SRC="smilies/eek4.gif" border="0"> Ja daran hat mich deine Geschichte erinnert, danke dir!

<IMG SRC="smilies/cwm15.gif" border="0"> Eine gedankenvolle Geschichte, nach der man sich durchaus mal in den Regen stellen und nicht nur dem ekligen Nass Aufmerksamkeit schenken sollte.

<IMG SRC="smilies/baby2.gif" border="0"> An Rainer: Ich kenne noch nicht viele Geschichten, deshalb war der letzte Abschnitt für mich wohl wichtig (erschien mir zumindest so). Aber ich weis das, wenn man viele ähnliche Geschichten gelesen hat, sich schon fast ein Ende erdenken kann. Ich hoffe du verstehst was ich meine. Man kann die angedeuteten (wesentlichen) Dinge besser mit bereits bekanntem Verknüpfen. Nun, Jemand der zum ersten mal liest braucht etwas Übung und erkennt die wesentliche Dinge nicht sofort.

:confused: Frage an alle: Jeder hat andere Erfahrungen/Meinungen, sollte man sich bei Geschichten deshalb bewusst an eine Zielgruppe halten. Dabei ist doch bekannt das Kindergeschichten auch Erwachsene noch begeistern. Gibt es überhaupt ein Literaturniveau oder ist es gerade interessant wie sich Generationen gegenüber ein und der selben Geschichte verhalten? Was meint ihr dazu?

 

Ja, hallo und vielen Dank für Eure Meinungen/Kritik!
Rainer, diese Geschichte schrieb ich gestern, als es tatsächlich so heiß und trostlos war und ich setzte sie fort, so wie ich dachte, daß das reale Leben sie nicht fortsetzt.
Eigentlich ist ihr Thema - so wie ich das verstehe - das, was auch die Überschrift sagt. Mir fehlt manchmal die Einsicht, zu erkennen, was uns eigentlich am und im Leben hält. Die, die ertrunken und gestorben sind (in meiner Geschichte), waren die, die sich eine Befreiung von der Verantwortung und von der unendlichen und unbegreiflichen Wissenssuche wünschten. Ich halte es zumindest für möglich, daß es die Neugierde, die Furcht und die empfunde Verantwortung sind, die uns jeden Tag ausf's Neue zum Weiterleben bringen. Versteht Ihr??

Benjamin, bei Deiner Frage an alle würde ich sicher so antworten, wie Du es schon vorgibst: Kindergeschichten bergen durchaus ein Wissen und eine Welt, die auch oder gerade für Erwachsene interessant sein kann. Allerdings gehört dazu eben, daß man sie erstmal als Kindergeschichte klassifiziert und dann bewußt als solche liest. Eine Kindergeschichte, von der man behauptet, sie sei eine Erwachsenengeschichte und die man dann einem Erwachsenen zu lesen gibt, wird in seinen Händen tatsächlich eine Erwachsenengeschichte, die ihren Wert - eine Kindergeschichte zu sein! - dann verliert. Verstehst Du?!

 

:D Weltentochter, dass wir verstehen steht ausser Frage, genauso das wir auch unterschiedlich verstehen.

:rolleyes: Wenn unsere Kritiken deiner Kernaussage nicht entsprechen dann solltest du vielleicht unsere Kritiken in Frage stellen, nicht aber gleich dein Konzept und die Pointe verraten.

Ich halte es zumindest für möglich, daß es die Neugierde, die Furcht und die empfunde Verantwortung sind, die uns jeden Tag ausf's Neue zum Weiterleben bringen.

<IMG SRC="smilies/cwm13.gif" border="0"> Ja, es ist wohl das sogennante "Ying" oder die intuitive Art des Menschen, die uns unsere Existenz und den Schaden unseres rationalen Denkens (des Yang) bewusst macht. Wir überleben also nur unbewusst. In der Not treffen wir nicht immer rationalen Entscheidungen, sondern intuitive und notwendige.

<IMG SRC="smilies/cwm24.gif" border="0"> Deine letzte Aussage habe ich leider nicht ganz verstanden. Und zwar die Sache mit der "Klassifizierung". Meinst du damit, wie man an eine Geschichte herangeht, also beispielsweise mit kindlicher Naivität oder mit dem Wissen das man angesammelt hat? Da magst du wohl recht haben. So ist es ja beispielsweise, wenn Schüler Bücher zu Hause für sich lesen oder in der Schule interpretieren müssen.

<IMG SRC="smilies/eek4.gif" border="0"> So gesehen gibt es eine Varianz im Verständnis von Geschichten, die von der Position des Lesers ausgeht. Das stellt nach meiner Meinung ein Bewertungsproblem dar. Fazit: Vorwissen/Erfahrung kann sowohl als auch von Vor- und Nachteil für Literatur sein.

 

ganz nebenbei erinnert mich die Geschichte an einen Satz:

Hütet Euch vor der Erfüllung Eurer Wünsche...

 

Na, ich weiß, was mich hier hält. Es ist meine Heimat. Dieser blaue Planet inmitten all der Schwärze und Leere (zumindest für unsere Geschwindigkeitsvorstellungen). Ihn gilt es zu retten, zu erhalten, zu verteidigen. Und wie immer gilt es die Menschheit zu verbessern. Ein täglicher Kampf, bis in den Tod. Und wenn man beim Schreiben Glück hat, bis über den Tod hinaus.

Heiko

Achso, ein schöner Text. Erinnert mich mal ein bißchen an Bibelstellen, aber macht nix. Ist ja nur Tinte auf Papier.

 

Weltentochter, mir gefällt die Geschichte richtig gut.
Das erste, was mir dabei einfiel, war genau wie arc en ciel: Hütet euch vor der Erfüllung eurer Wünsche!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom