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Weißer Wolf

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22.06.2001
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Weißer Wolf

Die Flammen des Lagerfeuers in der Mitte des Dorfes tänzelten über mein Nachtlager. Irgendwo dort saß mein Mann inmitten der anderen Männer und redete, rauchte vielleicht die Pfeife und tanzte hin und wieder. Mein Mann ist, so erzählt man, an die zwanzig Winter älter als ich. Ich zähle alleine nur zwanzig Winter. Er hat noch drei andere Frauen, die alle eher sein als mein Alter haben. Warum er ausgerechnet noch eine vierte Frau brauchte begriff ich lange nicht. Er war gut zu mir, auch seine ersten Frauen. Aber ich liebte ihn nicht. Da war kein Feuer in mir, wenn ich ihn sah. Er wollte, dass ich ihm einen Sohn gebäre, und den Akt ließ ich über mich ergehen, nicht so die Gefahr, schwanger zu werden. Dies wußte ich zu verhindern. Meine Großmutter war Medizinfrau. Von ihr hörte ich einige Dinge.

Die Trommeln am Lagerfeuer wummerten so laut wie mein Herz als ich die Felle zur Seite schob und aus meinem Bett kroch. Vorsichtig hob ich die Zeltwand an und schlüpfte unter ihr hindurch, sorgsam darauf bedacht, keine Geräusche zu machen, welche die anderen Frauen wecken könnten. Im Schatten der Zelte schlich ich mich durch das Dorf, das mir in den vier Jahren die ich hier und nicht mehr bei meiner Großmutter lebte, so vertraut geworden waren.
Einer der Dorfhunde kam mir entgegen. Mir blieb fast das Herz stehen vor lauter Schreck. Zum Glück schaute er mich nur kurz an und trottete weiter, ohne zu bellen. Die letzten Tipis kamen in Sicht und ich wäre am liebsten gehüpft. Statt dessen musste ich mich beherrschen. Dort, irgendwo, war der, den ich liebe. Keine Zweifel, dass er auf mich wartete. Ich strich meinen Rock glatt und die hüftlangen Haare aus der Stirn.
Langsam tastete ich mich durch das hohe scharfe Gras in Richtung des Flusses, an dem wir lagerten. Plötzlich packte mich jemand hart an meinem Handgelenk, riss mich zu Boden und legte mir eine Hand auf den Mund. Ich blinzelte erschrocken und wehrte mich – bis ich ihn erkannte. Weißer Wolf, mein Ein und Alles war es, der auf mir lag, mit einer Hand mühelos meine Gelenke umfasste und mit der anderen meinen Mund abdeckte. Seine Haare fielen in mein Gesicht. Vorsichtig löste ich mich aus seinem gelockerten Griff, umarmte ihn erleichtert und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter.
Es war warm, über uns erstreckte sich das Himmelszelt mit vielen kleinen, hellen Sternen, und um uns herum zirpten die Grillen. Der Sand unter uns knirschte leise. Ich glaube, ich habe noch nie einen Moment als so schön empfunden wie diesen.
Weißer Wolf streichelte mich zärtlich, und als wir uns liebten, versteckte sich der Mond hinter den Bäumen, als ob er verhindern wollte, dass uns jemand findet. An meinen Mann verschwendete ich keinen Gedanken.

So trafen wir uns oft, und ich war glücklich in seinen Armen, strich über seine Brust und fuhr die Narben nach, die er von Kämpfen davon getragen hatte. Noch heute entsinne ich mich, wie sie sich anfühlten. Eine lief quer über seine linke Brust und war samtweich. Ein Bison hatte ihn dort mit seinem Horn gestreift. Eine andere hatte er unter seinem rechten Schulterblatt. Wie er sie erhielt weiß ich nicht, aber es geschah in einer Schlacht. Diese Narbe war hart und weiß. Dann hatte er noch zwei auf seinem Unterarm. Dies waren die Erinnerungen an seinen besten Freund, der in einer Schlacht getötet wurde.
Der Frühling verging und der Sommer streckte seine Fühler aus. Mein Mann Buffalo Heart kam nun immer öfter zu mir, denn er war ungeduldig. Keine seiner anderen Frauen hatte ihm einen Sohn geschenkt, dem er all sein Wissen in der Kriegskunst und im Pfeile schnitzen weiter geben könnte. Und nun war ich seine Hoffnung. Doch Monat für Monat zerschlug ich sie, wenn ich die Tage meiner Periode in dem kleinen Zelt verbrachte, um nicht die Krieger mit meinem Blut zu beschmutzen. Ich fühlte nie ein schlechtes Gewissen, weil ich Kräuter verwendet hatte, um nicht zu empfangen.

„Bleib bei mir! Bitte... Geh nicht fort.... Bitte!“ Ich umklammerte Weißer Wolf wie eine Ertrinkende. Soeben hatte er mir gesagt, dass er wieder fortziehen würde. Er sei jung, er müsse Schlachten reiten. Ja, dachte ich mir, und endlich eine Frau heiraten. Und dann würde er nie wieder zu mir kommen. Es brach mir schier das Herz. Aber ich musste ihn wohl ziehen lassen. Ich hatte keine Wahl, so wenig wie er eine hatte.
Im Dunkel einer Nacht kurz vorm Indianersommer saß ich stumm im hohen Gras, eine dunkle Robe über Kopf und Schultern und starrte in die Schwärze die soeben mein Ein und Alles verschluckt hatte. Meine Tränen waren versiegt. Der Schmerz über den Verlust war so groß, dass ich nicht mehr im Stande war zu weinen. Vor drei Tagen hatten wir uns geliebt. Wir wussten, dass wir uns vielleicht nie wieder sehen würden. Und jetzt war er tatsächlich gegangen. Mit einer Handvoll Krieger und Halbstarker zog er fort, blickte nicht zurück. Gerade saß er auf dem bloßen Rücken seines schwarzen Hengstes Midnight, die Zügel lose in der linken Hand, Bogen, Köcher und Pfeile auf dem Rücken und den riesigen Speer in der rechten.
Und so blieb ich die ganze Nacht fort, starrte mit brennenden Augen ins Leere und spürte, dass neues Leben in mir wuchs. Als die Sonne ihre ersten Strahlen über das Land schickte stand ich langsam auf. Der kurze Weg zum Fluss hinunter erschien mir endlos. Die Robe schleifte hinter mir durch das Gras.
Wenn ich heute an damals zurück denke, entsinne ich mich an den nachdenklichen Blick, den Buffalo Heart mir zugeworfen hatte, als ich am Morgen steif mit einem Arm voll Holz das Zelt betrat. Aber ich war jung, dumm, und – verliebt. Unglücklich verliebt. Wie nur sollte ich es ohne Weißer Wolf aushalten? Ich wusste es nicht.
Es pitschte leise. Ich glaube, es war mein Herz, dass in diesem Moment in tausend Splitter zersprang. Weißer Wolf wusste nicht, dass er mir einen Sohn geschenkt hatte. Vielleicht würde er es auch nie erfahren. Es würde Buffalo Heart’s Kind sein. Keiner würde es bezweifeln, denn er hatte seine Versuche, mich zu schwängern, niemals auch nur annähernd aufgegeben.

Mit der Zeit rundete sich mein Bauch immer mehr. Buffalo Heart war sehr stolz darauf. Und nur ich wusste, dass es nicht sein Kind war, das in Kürze die Welt erblicken würde. Es war meines. Und das von Weißer Wolf.

Das Baby ließ sich Zeit mit der Geburt, und ich brauchte drei Tage vom Beginn der Wehen an, um es zum herauskommen zu überreden. Aber dann war Kleiner Bär da und ließ mich all meine Schmerzen vergessen. Buffalo Heart strahlte über das komplette Gesicht und zeigte dem ganzen Dorf seinen Sohn. Menschen kamen, gratulierten, beschenkten uns.
Einige Tage später hatte ich mich fast wieder vollständig von der anstrengenden Geburt erholt, und ich fand endlich die Kraft, mich länger als nur die Mahlzeiten über mit meinem Baby zu beschäftigen. Ich betrachtete es eingehend, nahm all seine zehn Fingerchen und die niedlichen Zehen in meine Hände, streichelte über das kleine Köpfchen und fand, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit Weißer Wolf zwar da war, aber sie fiel eigentlich nur auf, wann man länger mehr als nur ziemlich genau hinschaute. Ich war mir nicht sicher – vielleicht bildete ich es mir ja auch nur mit aller Gewalt ein, um wenigstens einen Teil von Weißer Wolf bei mir zu haben. Aber dann veränderte sich die Augenfarbe, und nun musste man die Ähnlichkeit einfach sehen. Denn er hatte rauchgraue Augen mit ein paar gelben Pünktchen auf der Iris. Solche Augen hatte nur sein wirklicher Vater. Augen die jedem bekannt waren. Das war der erste Moment, in dem ich tatsächlich Angst bekam.
Seltsamer Weise ist es damals niemandem aufgefallen. Menschen sind langsam und blind, wenn sie Dinge nicht sehen wollen. Und dies wollten sie wohl nicht sehen. Allen voran Buffalo Heart, der so stolz auf seinen heranwachsenden Sohn war.

Kleiner Bär war mit den anderen Kindern in einem See schwimmen. Es war sehr heiß, aber ich sammelte trotzdem Feuerholz, weil ja dennoch gekocht werden musste. Meine Haare hingen zu einem dicken Zopf geflochten auf meinem Rücken. Mein Rock und das Oberteil klebten an meiner Haut bei jeder Bewegung fest und rissen wieder los. Wie sehr sehnte ich mich nach dem kühlen Nass da unten. Aber ich hatte etwas zu tun, und so musste ich mich wohl gedulden. Dann hörte ich ein Pferd leise Schnauben und auftreten. Langsam richtete ich mich auf, tastete nach meinem Messer an meinem Oberschenkel, sah mich vorsichtig um. In der Ferne sah ich zwei Pferde auftauchen. Ein schwarzes und einen Fuchs. Auf dem schwarzen saß ein Reiter. Vorsichtig schlich ich zum Gebüsch, tastete mich zum Wasser hinunter, um die Kinder schützen zu können. Aber noch bevor ich den Fluss erreichte hörte ich einen vertrauten Pfiff, der meinen Atem stocken ließ und mich lähmte.
Plötzlich ließ ich alles fallen und rannte los. Weißer Wolf! Weißer Wolf war wieder da! Nicht eine Sekunde dachte ich daran, dass mich jemand aus dem Dorf sehen könnte, als ich dem die Arme um den Hals schlang, den ich über alles liebte. Jetzt, endlich, nach fünf Jahren, füllten sich meine Augen mit Tränen und ich weinte an seiner Brust. Seine vertraute Hand strich zärtlich über mein Haar, drückte mich kurz und schob mich dann von sich.
„Mein Schatz. Ich sollte es dir gleich sagen. Ich habe geheiratet. Und ich erwarte einen Sohn.“ Und bevor ich nachdachte rutschte es schon aus mir heraus: „Erwarten? Du hast schon einen Sohn.“
Er starrte mich an, ganz so als ob meine Haare in Flammen stünden.
„Ich habe schon einen Sohn?“
„Ja... Aber es wissen nur wir beide. Denn ich habe niemandem gesagt, dass nicht Buffalo Heart der Vater ist. Und obwohl er deine Augen hat, hat nie jemand Zweifel daran gehabt, dass es der Sohn des Mannes ist, den ich heiratete.“
Weißer Wolf trieb Midnight wieder an, und der Fuchs trottete nebenher. Ich rannte zu der Stelle zurück, an der ich mein Lederstück mit dem Holz hatte fallen lassen, raffte die Ästchen zusammen und ging gemäßigten Schrittes in das Dorf zurück. In mir drin verwirbelte alles, ich konnte nicht mehr klar denken. Weißer Wolf war wieder da. Nach fünf langen Wintern war er endlich wieder hier.
Aber was nutzte es mir? Das Risiko wollte, konnte ich nicht mehr eingehen. Mein Sohn stand auf dem Spiel. Und ihn hätte ich für nichts in der Welt gesetzt.

„Weißer Wolf wird in einigen Tagen weiter ziehen. Er möchte zurück zu seiner Frau. Und seinen Sohn sehen.“ sagte Buffalo Heart und starrte mir dabei unverwandt ins Gesicht. Ich zuckte nur mit den Schultern und rührte mit einem Holzstab die Suppe um, legte einen weiteren Scheit in die Glut unter dem Topf.
„Heute Abend wird er bei uns essen. Ich habe ihn eingeladen. Mach was anderes als das hier!“ Seine Stimme klang barsch. Aber nicht nur das, sondern auch die Offenbarung, dass diese Nacht Weißer Wolf in diesem Zelt saß, mit meinem Mann und anderen mein Essen aß, lachte, rauchte und bis in den Morgengrauen reden würde, schrieb mir die nackte Angst in die Augen. Ich schaute nicht schnell genug weg. Buffalo Heart hatte es gesehen. Sein Gesicht verdunkelte sich, aber er sprach nicht mehr. Er verließ das Zelt.
So lange Kleiner Bär am Feuer saß schweifte Buffalo Heart’s Blick von seinem Sohn zu Weißer Wolf und zurück. Ich wusste, dass er die Ähnlichkeit gesehen hatte. Ich senkte meinen Blick, brachte mein Kind in sein Lager und legte mich dazu. Diese Nacht tat ich kein Auge zu. Dafür habe ich die bittere Erfahrung gemacht, wie viele heiße Tränen ein Mensch hat. Mehr, als ich in dieser Nacht weinen konnte.
Ein paar Tage vergingen. Buffalo Heart sprach nicht mit mir. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm. Es war schrecklich. Weißer Wolf war weiter gezogen. In mir hatte sich ein dumpfer Schmerz breit gemacht, der sich bis in meine Kehle festsetzte.
Und dann kam der Tag, vor dem ich mich so sehr gefürchtet hatte. Seine ersten drei Frauen waren im Dorf unterwegs und besuchten andere. Mir hatte er verboten hinaus zu gehen. Kleiner Bär spielte mit den Dorfkindern fangen.
„Von wem ist Kleiner Bär?“ fragte mich mein Mann. Antworten konnte ich nicht. Ich starrte ihn nur an, eiskalte Schauer liefen mir über den Rücken.
Buffalo Heart hatte mich noch nie grob angefasst, aber heute packte er mich grob am Arm, riss mich zu ihm.
„Ich habe dich etwas gefragt!“ knurrte er. Zur Bestärkung grub er seine Finger in mein Fleisch. Ich konnte einen Aufschrei gerade noch so unterdrücken.
„Von dir.“ presste ich hervor.
„Lüg mich nicht an!“ Seine linke Hand zerrte an meinem Zopf und bog meinen Kopf zurück. Sein Gesicht war knallrot vor Wut, seine Halsadern pochten und schwollen an.
„Jemand hat gehört, wie du Weißer Wolf erzählt hast, dass Kleiner Bär sein Sohn ist. Nicht meiner.“
Tränen liefen über meine Wangen.
„Es ist wahr.“ Kaum ein Flüstern. Dann Schreie. Später registrierte ich, dass es meine Schreie waren, als Buffalo Heart auf mich einschlug. Er warf mich zu Boden. Meine Hand versengte sich an der Glut im Feuer, aber ich bemerkte es nicht. Ich versuchte Kopf und Bauch vor Tritten sowie Schlägen zu schützen. Blut lief in meine Augen. Dann ließ er von mir ab. Ein leises Winseln verließ meinen Mund. Ich blinzelte. Dann sah ich ihn wie er über mir stand. An meinen Haaren riss er mich soweit hoch, dass ich halb saß, halb kniete. Er bog meinen Kopf zurück und setzte sein Messer an meine Kehle. Ich schrie nicht mehr. Inständig dachte ich an meinen Sohn, um nicht den Verstand zu verlieren. Plötzlich schlug die Zelttür zurück. Herein trat der Medizinmann des Dorfes. Er hatte mich schreien gehört.
„Buffalo Heart. Was tust du da?“ Klar und leise war seine Stimme. Buffalo ließ das Messer sinken, der Griff in meinen Haaren verstärkte sich.
„Kleiner Bär ist der Sohn von Weißer Wolf!“
„Ich verstehe, dass du erzürnt bist. Aber töte sie nicht. Der Junge braucht seine Mutter.“
„Und ich habe ihr geglaubt!“
„Es ist dein Sohn, Buffalo Heart. Du kümmerst dich um ihn, lehrst ihn, bist für ihn da. Nicht Weißer Wolf. Lass deinen Sohn nicht für das büßen, was deine Frau getan hat!“
„Du hast recht.“ sagte Buffalo Heart, „Er ist mein Sohn. Und du, Frau, wirst deine Strafe erhalten.“
Und noch bevor der Medizinmann eingreifen konnte hob Buffalo Heart sein Messer, zog meinen Kopf noch weiter zurück und zerschlitzte meinen Nasenrücken. Ich schrie. Dann fiel ich wohl in Ohnmacht.

Jetzt sitze ich am Flussufer, lasse meine Füße im Wasser baumeln. Ich beobachte meinen Sohn, wie er gerade mit einen schwarzen Hengst arbeitet. Nachdenklich streiche ich mit meinen Fingerspitzen über die Narben auf meiner Nase. Mehr als zwanzig Winter müssen seit diesem Tage vergangen sein.
Der Medizinmann hatte versucht, meine Schmerzen zu lindern. Niemand hat mir gegenüber je ein Wort verloren ob meiner Narben. Selbst mein Sohn und Buffalo Heart’s andere Frauen nicht. Mein Mann hat mich nie wieder angerührt, aber ich durfte mit meinem Sohn weiter im Tipi wohnen. Buffalo Heart ist vor wenigen Sommern gestorben, zwei seiner drei Frauen ebenfalls. Seine dritte Frau ließ sich von ihrem Schwager aufgnehmen, um mich kümmert sich mein Sohn.
Weißer Wolf habe ich nie wieder gesehen, aber man erzählt sich, dass er vier Söhne und zwei Töchter, sowie drei Frauen hat. Außerdem sagen sie, dass er der Häuptling seines Stammes ist.
Kleiner Bär, der inzwischen seine Vision hatte und Red Eagle heißt, weiß nicht, dass Weißer Wolf sein leiblicher Vater ist, aber er wird ihm jeden Tag, jede Stunde ähnlicher.
Vergessen habe ich Weißer Wolf nie, aber die Zeit hat meine Wunden geheilt.

 

Wenn Du diese Kräuter kennst und verkaufen könntest, würdest Du wohl Millionärin, ach, was red ich, Milliardärin, sein!

Deine Geschichte hat mich in meine Kindheit zurückversetzt, wo ich jede Indianergeschichte kannte, die es auf dem Markt gab. Ja, ja, das waren noch Zeiten, als man sich für Indianerabenteuer interessierte… ; heutzutage müssen ja eher die Aliens herhalten…

Nett erzählt, vieles klingt naivelich, aber das hast Du vielleicht im Sinn gehabt, da die Protagonistin lediglich eine Rolle als Ausgebeutete und "Muttertier" in der angegebenen Gesellschaft innehat. An manchen Stelle klingen Deine Charaktere ein wenig "falsch", zum Beispiel ist es unwahrscheinlich, dass eine enttäuschte Frau ihren Geliebten nach fünf langen Jahren wiedersieht, sofort aufspringt und sich ihm in die Arme wirft. Das tun sicherlich nicht einmal die naivesten so schnell.

Ders brutale Zusammenprall mit dem Ehemann schockierte mich, da man es nicht in dieser Geschichte erwartet. Zu seicht plätschert alles sonst so dahin. Mut macht die Story eigentlich nicht, sie schildert das Akzeptieren von Dingen, die die Gesellschaft einem zum Akzeptieren aufzwängt und hinterläßt ein schales, deprimierendes Gefühl. Sicherlich kann man die Protagonistin auch in der heutigen Welt platzieren, selbst wenn man es nicht möchte.

Hat die Protagonistin aber überhaupt etwas gelernt? Nein, ich glaube kaum, denn sie denkt selbst am Schluss noch an diesen Weissen Wolf, der es nicht wert ist, überhaupt noch einmal erwähnt zu werden. Aber die Kritik kommt nun wohl aus der Sicht einer Europäischen Frau?!?

[Beitrag editiert von: Roswitha am 21.11.2001 um 02:29]

 

Ich finde die Geschichte recht schön. Aus der Sicht der europäischen, aufgeklärten Frau des angehenden dritten Jahrtausends handelt die Mutter natürlich sehr naiv, aber ich denke, ihr Verhalten paßt in Zeit und Kultur, die du beschreibst. Und: auch in Europa, sogar mitten in Detuschland gibt es noch reichlich Frauen, die sich nicht von ihrem Mann trennen, obwohl sie einen anderen lieben, der sie nicht oder nur begrenzt liebt, so daß sie dann ihrem Mann ein Kind unterschieben, um nicht alleine bleiben zu müssen.
Die Geschichte liest sich flüssig, es sind nur zwei oder drei Tippfehler drin, also alles prima.

Ich frage mich allerdings, ob sie nicht in einem anderen Forum (Abenteuer?) besser aufgehoben wäre, bin mir aber unschlüssig.

@Roswitha: Kräuter, die die Empfängnis verhüten, hat es immer gegeben und Heilerinnen haben in allen Zeiten und allen Kulturen gewußt, wie sie anzuwenden sind - im Falle eines Falles auch abtreibende Kräuter.

Gruß,

chaosqueen :queen:


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Sonne macht albern

 

Ich denke aber nicht, dass diese so zuverlässig sind/waren, ansonsten würden wir ja Kräuter mampfen statt Hormone schlucken, oder?

Du hast Recht, Chaosqueen, damit, dass selbst heutzutage viele Menschen ähnlich leben. Mit meiner Kritik wollte ich ausdrücken, dass das traurig ist und dass die Geschichte eben diese Situationen beschreibt, aber trotzdem keinen Anstoss gibt, etwas zu ändern. Aber wie in meiner vorherigen Kritik ausgedrückt: vielleicht wollte die Autorin auch nur beschreiben und nicht aufklären. Nur reizt es einen heutzutage, dieses sofort zu kritisieren, weil wir ja eben so aufgewachsen sind (nicht, dass wir nun alles richtig machen!).

Ich hoffe, es kam rüber, dass auch ich fand, dass die Geschichte gut geschrieben ist und der Stil gut zum Geschehen passt . :)

 

Hallo,
danke für euer Feedback, es erlaubt mir, meine Geschichte besser zu beurteilen. Und - ich war mir auch nicht sicher, wo diese Geschichte nun genau hingehört...

Es ist richtig, die Frau in dieser Geschichte ist ziemlich naiv - aber macht Liebe nicht manchmal blind? Der Verstand weiß, wie es eigentlich sein müßte, wo der Weg entlang geht, aber das Herz schlägt eine andere Richtung ein. Und dagegen ist jeder einzelne von uns machtlos.
Ich gebe zu, dass dies keine Geschichte ist, die eine romantische Liebe mit einem Happy End beschreibt. Aber wie ihr schon sagtet, auch in unsere Kultur sind solche Geschichten, natürlich in abgewandelter Form, nicht unbedingt von Seltenheitswert.
Und Verhütungsmethoden gab es tatsächlich schon immer. (Schon die alten Ägypter wußten einer Schwangerschaft vorzubeugen.) Diese Methoden zur Verhütung und Abtreibung sind aber am Ende des Mittelalters in unseren Breiten langsam in Vergessenheit geraten, u. a. mit Sicherheit wegen der Hexenverfolgungen.

Ich hoffte, mit dieser Geschichte einen Denkanstoß geben zu können, oder doch zumindest zu unterhalten. Ich hoffe, dass dies mir gelungen ist.

Bye, Eowyn

:)

 

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