Weißt du was?
„Weißt du was?“
„Komm drauf an von welchem „was“ du sprichst. Allgemein würde ich deine Frage mit einem schlichten „Ja“ versehen, aber da du mit dieser Frage bestimmt auf ein Ereignis oder einen Gedankenblitz heraus willst, erwartest du bestimmt ein „Nein“, da ich nicht deine Gedanken lesen kann.“
„Ähm, genau.“
„Danke, dass du mir zustimmst und, dass ich somit meine Meinung mit dir teilen kann. Obwohl dieses „Teilen“ eher bildlich gesprochen ist. Oder hast du schon einmal eine halbe Meinung gesehen? Ha! Eine halbe Meinung! Du bringst mich doch immer wieder zum Lachen, Kindchen.“
„Jetzt im Ernst, Opa! Es ist wirkli…“
„Ach, wenn’s eh nur um den Ernst geht, kann es nicht so wichtig sein. Dieser Lausbub stellt ja immer etwas an. Wobei ich mit „anstellen“ nicht den Herd meine. Ich meine, wozu hat er denn jetzt eigentlich die Lehre als Koch angefangen wenn er nun nichts kocht? Ist das nicht sehr widersprüchlich? Ein nicht-kochender Koch. Ein Oxymoron. Dies ist wahrlich kein sympathisches Wort.“
„Eigentlich wollte ich…“
„Also, Kindchen, Kindchen… Wenn du schon mit dem Wort „eigentlich“ beginnst dreht es mir schon förmlich den Magen um. Um genau zu sein ist das doch nicht mal ein gescheites Wort. Kaugummi kauende Karnickel, die auf den übernatürlich grünen Teletubbiewiesen umherhüpfen und aus Blümchen Häuser bauen, würden nicht einmal mit so einem schrecklichen Wort Sätze beginnen.“
„Äh, Opa. Ich wollte dir bloß sagen, dass…“
„Nein, ehrlich jetzt! Nicht einmal Kaugummi kauende Karnickel! Das will schon etwas heißen. Noch dazu macht Kaugummi kauen dumm, weil da ganz viel komische Dinge drin sind. Irgendwie mit „X“ fängt das Zeug an. Nur mal so nebenbei, wieso hast du Smarties in der Hand?“
„Opa, das sind keine Smarties. Der Arzt hat mir Tabletten gegeben für dich. Er hat gesagt wenn du die nicht bald nimmst, wirst du verrückt werden.“
„Ach… Geister wissen von nichts wirklich bescheid, oder wirke ich etwa „verrückt“ auf dich? Ha! Verrückt, als ob dieser Einfalls-…Dreifallspinsel überhaupt wüsste, dass verrückt ein anderes Wort für „Lebensfreude“ ist. Ich glaube wirklich, ich sollte eine Karriere als Straßenkehrer beginnen. Die haben außerdem noch dazu so viele Arme und sind aus Holz, das wäre vielleicht auch praktisch.“
„Opa, so etwas nennt man „Baum“. Bist du dir sicher, dass du die Tabletten nicht brauchst?“
„Mit Sicherheit nicht, Kindchen. Ich werde mich nun auf den Weg machen und meiner Berufung folgen“
Mit knackenden Knochen erhob er sich von seinem Schaukelstuhl, der in der Abendsonne auf der Terrasse stand, und ging lächelnd die Straße entlang. Ungläubig blickte ich ihm nach und ließ die Smarties auf den Boden fallen.
