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weil er so lieb ist

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02.07.2001
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weil er so lieb ist

Und dann hab ich ihm die Meinung gesagt und wie ich ihm die Meinung gesagt habe! Ganz klein und rot ist er geworden! Ganz verlegen hat er zu Boden geschaut! Ich natürlich: ihm keine Gnade gegönnt! Einmal muß das einfach alles raus. Und gebrüllt hab ich und ihn angefunkelt und alles gesagt, was ich schon immer sagen wollte. Und er nur so geguckt und nicht gewußt, was er antworten soll und die Hände zum Schutz erhoben, obwohl ich ihn doch gar nicht hab hauen wollen. Und ich so gesagt "mach das noch einmal!" hab ich so gesagt und er so geguckt, so von unten und fast geweint und gemurmelt irgendwas. Und ich so die Augenbrauen ganz streng und den Mund ganz böse und ich hab mir überlegt, was ich noch so sagen könnte. Aber da hat er plötzlich meine Hand genommen und gelächelt ganz klein und ich so, hab sie ihm weg ziehen wollen, aber er hat das natürlich nicht gelassen und dann hat er gesag, ganz lieb hat er gesagt "also wenn Du willst", hat er gesagt, "wenn du willst, da fahren wir heute noch ans Meer". Und ich so ganz große Augen gemacht und gedacht, jetzt veralbert er mich wieder, hab ich gedacht. Aber er hat ganz klein und ganz lieb geguckt und meine Hand festgehalten und ein bißchen, mit dem Daumen so, gestreichelt und da mußte ich lächeln und genickt hab ich da und er hat auch gelächelt und genickt und dann hat er mich umarmt ganz fest und da hab ich lachen müssen, weil er so lieb ist.

 

Hab den doppelten Eintrag korrigiert.

Tja, schön kurze Geschichte. Worum geht's? Mutter/Sohn? Mann/Frau?
Auf jeden Fall eine treffende Beschreibung der Tatsache, dass man Menschen, die man gern hat, häufig sehr schnell vergeben kann. Besonders familienintern ist streiten/vertragen ja an der Tagesordung. Jedenfalls bei manchen...

 

Deine Geschichte funktioniert wirklich sehr gut. Ich bin jemand der sich sehr selten streitet, aber trotzdem konnte ich sie gut nachvollziehen.
Die vielen Verknüpfungen von Hauptsätzen mit "und", erreichen einen wunderbaren Effekt, der irgendwo zwischen Gutmütigkeit und Naivität liegt. Obwohl es in der Geschichte, glaube ich, nie erwähnt wird, ist es deshalb irgendwie klar, dass es sich hier um eine ErzählerIN handelt. Man ist sich auch am Ende nicht klar ob wirklich wieder alles OK ist, oder ob sie bloß wieder auf ihn reingefallen ist. Dieses zwiespältige fand ich sehr gut.

 

Eine schöne Geschichte. Aus der Perspektive der Erzählerin wird auch ihr Zweifel, ihr Innehalten sehr schön deutlich, der Zweifel ob dieser Konflikt wirklich angebracht ist. Die Innenwelt des 'Angeklagten' wenn man so will, bleibt verborgen. Es liegt im Auge des Betrachters zu entscheiden, ob er wirklich aus reiner 'Nettigkeit' heraus handelt oder ganz bewusst den Konflikt mit seiner Geste auflöst. Dieser offene Punkt lässt das Ganze noch wirklicher erscheinen.

Die Geschichte, oder eher die Reflektion jenes Ereignisses, ist sehr leicht zu lesen, weil sie so oft auftritt. Die Tatsache, dass die Szene quasi aus einem Gesamtzusammenhang herausgeschnitten ist und keine Vorgeschichte hat ist irrelevant und hebt im Gegenteil die Szene als solches hervor. Die Grundstimmung des Textes ist sehr positiv, weil es im Endeffekt um Verstehen und aufeinander zugehen geht, um Konfliktlösung.

Zur Konstellation: Sohnemann wird seine Mutter kaum mit einer Fahrt ans Meer betören können und wollen, es sieht mir eher nach Partnerschaft aus.

 

Verspüre ein tolles Gefühl beim Lesen deiner Geschichte.Gabs nicht schon ähnliche Situationen bei einem jeden von uns?Ganz gefühlvoll gemacht,die Wortwahl,der Aufbau.
Super,Gratulation.Liebe Grüße - Robert.

 

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