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Weltfrauentag

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08.05.2006
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Weltfrauentag

Ich bin Mutter, Ehefrau und teilzeitbeschäftigt bei einer großen Bank. Herr Wimmer, ein Betriebsratsmitglied steht mit einer Rose vor mir und wünscht einen wunderschönen Weltfrauentag. „Nä, wat schön“, denke ich mir und bedanke mich mit artigem Lächeln. Natürlich bekommt jede Frau in der Bank eine Rose, und Herr Wimmer hat heute noch viel zu tun um seine Rosen los zu werden.
Es ist 13:00 Uhr und ich muss mich beeilen. Der Hort, den meine Tochter nach der Schule besucht, macht heute Betriebsausflug, so dass Lara gleich nach Hause kommt. Eine Kundin fragt mich, ob ich ihr schnell noch was erledigen kann. „Es dauert auch nicht lange, geht ganz schnell“, säuselt sie. Das kenne ich und dann nimmt es doch eine halbe Stunde in Anspruch. Wenn ich jetzt auf eine Kollegin oder gar einen Termin verweise, riskiere ich eine Beschwerde, was für eine faule und unfreundliche Mitarbeiterin ich doch bin. Ich riskier`s dennoch, die Zeit ist knapp bemessen. Ein schnippisches „Na gut“ mit pikierter Mine ist die Reaktion.
Jetzt aber nichts wie weg. Gottlob haben Kollegen und Vorgesetzte Verständnis.
Zu Hause wartet schon Lara und begrüßt mich vorwurfsvoll: „Wo bleibst du denn? Außerdem habe ich eine schlechte Nachricht.“ Ist die schlechte Nachricht die Strafe weil ich fünf Minuten zu spät bin? Bitte nicht schon wieder ein avisierter Anruf von der Lehrerin. „Was ist denn passiert?“ frage ich lahm. „Hier guck doch mal.“ Zur Abwechslung ist Lara mal in einen Kaugummi statt in Hundescheiße getreten. Ich atme fast auf. Allerdings hat sie Sandalen an, so dass nicht nur die Sohle, sondern auch der Strumpf mit der zähen Masse versaut ist.
Bevor wir nach oben gehen, leere ich noch den Briefkasten. Ein Brief von der Deutschen Rentenversicherung: „… beiliegenden Antrag V 800 ausgefüllt zurückzusenden mit den notwendigen Unterlagen.“ Als aufgeklärte Bürgerin habe ich das bereits vor acht Jahren bei der Geburt meiner Tochter erledigt, und weil ich auch eine brave Bürgerin bin, habe ich das vor zwei Jahren bei der ersten Aufforderung erneut getan. Jetzt werde ich eine ungehaltene Bürgerin, insbesondere da man von: „im gemeinsamen Interesse einer zügigen Bearbeitung“ spricht. Der Brief wird schnaubend zur Seite gelegt, die Steuer ist sowieso zuerst dran!
Oben angekommen öffne ich die Tür, und das erste was ich sehe, Klopfer, unser Kaninchen, hat die Tapete angefressen. Wir haben vor vier Wochen das Esszimmer renovieren lassen. „Ich mach dich einen Kopf kleiner, du Mistvieh,“ schreie ich laut. „Du bist gemein, du bist eine richtig gemeine Mutter,“ klagt mich Lara heulend an und heimelt die schwarze Bestie mit den zärtlichen Worten: „Komm, mein kleiner armer Klopfer, komm zu mir, bevor die böse Mama dich kriegt.“ Ab morgen füttere ich euch beide nicht mehr, denke ich gehässig.
Im Schulranzen ist die Trinkflasche ausgelaufen. Ausgerechnet heute habe ich Orangensaft statt Mineralwasser wie sonst eingefüllt. Eine halbe Stunde nimmt die Reinigung des Inhalts in Anspruch.
Das Telefon klingelt, meine Mutter ist am Apparat. Ich habe die besten Eltern, die man haben kann, trotzdem nervt es mich, wenn man von mir dienstags wissen will, was meine Familie Sonntags denn gerne essen möchte. Auf mein keine Ahnung kommt ein beleidigtes Ich-meine-es-doch-nur-gut. Das reizt mich zu der Erwiderung: „Lass uns essen gehen, dann kann jeder essen, was er will,“ aber ich verkneif es mir. Mutter setzt sich durch und wir einigen uns auf Sauerbraten.
Lara soll Hausaufgaben machen, während ich die Wäsche aufhänge. Vier Teile habe ich geschafft, dann höre ich ein verzweifeltes: „Mathe ist ein Arschloch.“ Ich eile zu ihr. Haare raufend sitzt sie vor ihrem Buch und jammert, dass sie nicht versteht, was sie tun soll. Ich studiere die Aufgabe und versteh`s auch nicht. „Mach doch mit deinen Schreibaufgaben weiter, wir zeigen die Matheaufgaben heute Abend Papa.“ Vielleicht reicht sein Ingenieurstudium, wo meine Banklehre versagt.
Die Wäsche muss zu Ende aufgehangen werden. Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass ich meinen neuen edlen Lancome Lippenstift mit gewaschen habe. Ich lerne: kussecht nicht waschecht!
Es ist 18:30 Uhr und ich will gerade mit Lara noch gemütlich die Kinderstunde im Kika gucken, da kommt Ernst, mein Mann nach Hause. Er begrüßt uns mit einem Kuss und macht mich sofort darauf aufmerksam, dass er da was Komisches am Rücken hat. Er streift sein Hemd hoch und ich sehe tatsächlich einen Pickel. „Kannst du was erkennen? Was ist das?“ fragt er ängstlich. Er baut auf mein, wie jeder Frau von Gott gegebenes, ärztliches Wissen. Wenn ich einfach nur Pickel sage, zieht er das Wissen in Zweifel, also sage ich: „ Eitriges Furunkel.“ Ernst sieht mich gar nicht ernst an, lacht und sagt: „Du bist gemein.“ Dann kitzelt er mich und Lara stürzt sich lachend dazu. Ich krähe und quietsche: „Hey, heute ist Weltfrauentag.“ „Na und,“ sagen die beiden wie aus einem Mund und wir toben zu dritt, bis Lara ins Bett muss.
Die Rose steht in einer Vase auf dem Tisch und ich denke zufrieden: "Was für ein Tag!"

 

Hallo KatinkaH,

diese Geschichte finde ich leider inhaltlich als auch stilistisch ein bisschen dürftig.
Zum einen frage ich mich, selbst, wenn sie in der Rubrik "Alltag" steht und auch nichts weiter als einen Alltag durchhetzt, warum du sie uns erzählst. Mich erinnert das eher an Menschen, die mir jeden Tag vorstöhnen, was sie alles geschafft haben.
Zum anderen habe ich das Gefühl, du hast dich noch nicht mal um Sprache bemüht. Es ist weder konsequenter Gossenslang, noch irgendwie anders als formuliert, als man das gleiche auch abends der Freundin am Telefon erzählt, wenn die Tochter im Bett ist und der Mann vor dem Fernseher schläft.
Positiv allerdings als Gegenentwurf zum Begriff der "Familienmanagerin", mit dem Frauen in letzter Zeit wieder zu Kindern und Herd zurückgelobt werden sollen.

und Herr Wimmer hat heute noch viel zu tun um seine Rosen
alle los zu werden.
los zu werden beinhaltet "alle".
insbesondere wo man von: „im gemeinsamen Interesse einer zügigen Bearbeitung“ spricht.
"da" statt "wo"

Leider nicht mein Fall.
Trotzdem einen lieben Gruß, sim

 

Hi sim,

danke für deine Kritik, die Korrekturen habe ich vorgenommen.
Na, die Geschichte soll nichts anderes sagen, als dass der Weltfrauentag wie all die anderen Weltsowiesotage völliger Blödsinn ist. Es ändert sich deshalb nichts, es bleibt der Alltag. Die Ich-Erzählerin stöhnt doch nicht, sie beschreibt einen normalen Tag, der im Kreise ihrer Lieben friedlich, aber unspektakulär endet. Das "Nä, wat schön" wird hier im Rheinland als ironische Bemerkung gewertet. Hundescheiße bleibt für mich Hundescheiße, und ich werde sie nicht fein mit Kot oder Häufchen umschreiben und achtjährige Kinder sagen tatsächlich Arschloch, ist beides Alltag, falls du das mit Gossenslang meinst.
Nichtsdestotrotz: Danke fürs lesen und kommentieren und jeder hat natürlich die Freiheit zu sagen, dass ihm eine Geschichte nicht gefällt.

In diesem Sinne
liebe Grüße
Katinka

 

Hallo Katinka,

eine nette kleine Geschichte, leicht und humorvoll erzählt. Allerdings ein bisschen atemloses Tempo, und die Hundescheiße gefiel mir auch nicht. Zum Schluss wird die Sprache verwaschener.

Weltfrauentag war übrigens auch hier im Forum ein Thema im Jubel-Thread. ;)

Zum Textkram:

was meine Familie Sonntags denn gerne essen möchten.
möchte, Familie ist Singular

Er baut auf mein, wie jeder Frau von Gott gegebenem, ärztliches Wissen.
vom Inhalt her witzig, aber für meinen Geschmack etwas zu verschachtelt

Ich würde mehr Kursivschrift einsetzen. Vllt hast du das ja auch im Word-Text, bei der Übertragung geht das aber verloren und muss hier über I eingesetzt werden:

- Auf mein keine Ahnung kommt ein beleidigtes Ich-meine-es-doch-nur-gut.
- Ich lerne: kussecht nicht waschecht!

Ich studiere die Aufgabe und verstehs auch nicht.
versteh's

Die Wäsche muss zu Ende aufgehangen werden.

ch krähe und quietsche

Er streift sein Hemd hoch und tatsächlich ich sehe einen Pickel.
Hier stimmt der Satzbau nicht

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

schön, dass dir meine Geschichte gefällt. Die Korrekturen habe ich gleich vorgenommen, die Rechtschreibreform und das Schreibprogramm verunsichern mich immer wieder. In Zukunft schreibe ich wieder so, wie ich es gelernt habe, basta ;-)
Aber die Hundescheiße muß ich leider stehenlassen, weil ich nur so meinen Ekel und auch Haß davor verdeutlicht sehe.

Danke für die Kritik.

Liebe Grüße
Katinka

 

hallo katinkaH

eine noch alltäglichere geschichte habe ich hier glaub ich nicht gelesen. aber schön. bis ernst dazu kam, musste ich schmunzeln.

„Nä, wat schön,“ denke ich mir und
Komma kommt nach dem anführungszeichen. hast du paar mal gemacht. was mich gestört hat, war das sie in diesem dialekt zwar gesprochen hat, aber in hochdeutsch gedacht?:lol:
Zur Abwechslung ist Lara mal in einen Kaugummi statt in Hundescheiße getreten. Ich atme fast auf. Allerdings hat sie Sandalen an, so dass nicht nur die Sohle, sondern auch der Strumpf mit der zähen Masse versaut ist.
wem hat dieses überdimensionalgroßes kaugummi gehört, dass nicht nur die sohlen der sandale, sondern auch die strümpfe versauen?
wenn man von mir Dienstags wissen will, was meine Familie Sonntags
dienstags
Die Wäsche muss zu Ende aufgehangen werden.
muss es nicht 'aufgehängt' heißen:confused:
neuen edlen Lancome Lippenstift mitgewaschen habe.
mit gewaschen

das wars auch schon von mir. dein stil gefällt mir übrigens. er ist schön flüssig und ließt sich ohne probleme. sehr gut für alltag.

cu J:baddevil:

 

Hi JoBlack,

du bist ja schneller wie der Blitz:D

Zitat:
„Nä, wat schön,“ denke ich mir und

Komma kommt nach dem anführungszeichen. hast du paar mal gemacht. was mich gestört hat, war das sie in diesem dialekt zwar gesprochen hat, aber in hochdeutsch gedacht?


Kennst du Elke Heidenreich alias Else Stratman? Als Else Stratmann hat Frau Heidenreich in den 80igern schöne Ruhrpottsatire gemacht und oft "Nä, wat schön." gesagt, was dann meistens ironisch gemeint war. In diesem Sinne ist es hier zu verstehen, gebe aber zu, dass ich das nicht als allgemein bekannt voraussetzen kann, zumal es die nette Else nicht mehr gibt.

Mit den Kommas hast du mich erwischt und es ist von einem anderen Kritiker in einer anderen Geschichte auch angemerkt worden. Ich gelobe ewige Besserung!
Der Kaugummi klebte tatsächlich an der Ferse am Strumpf und an der Innenseite der Sohle, also in der Sandale. Hubba-Bubba im Quadrat!

Die Rechtschreibfehler ahbe ich korrigiert, ob es aufgehangen oder aufgehängt heißen muß, weiß ich jetzt auch nicht:confused:

Danke fürs Lesen und Lob

Katinka

 

Hallo fredfra,

danke für die lobenden Worte.
Ich war mal fit in der Rechtschreibung, aber das war vor der Reform...
mitgewaschen auseinander zu schreiben hat mir fast das Herz gebrochen....

Wenn ich Betriebsrat schreibe, ist es mMn nicht richtig, da mit Betriebsrat das Gremium gemeint ist. Herr Wimmer ist ein Mitglied des Gremiums.

Dann würde ich den zweiten Absatz mit dem ersten Satz beginnen.

Erst das Thema und dann die Erläuterungen.

da habe ich nicht verstanden, was du meinst.

Deine Anregung bzgl. des Schlußsatzes finde ich gut, muß ich noch drüber nachdenken.

Danke nochmal und ein schönes WE

Katinka

 

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