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Wenn Freunde nicht mehr sind, was sie mal waren/Ich hasse Studenten (Medley)

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18.12.2001
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Wenn Freunde nicht mehr sind, was sie mal waren/Ich hasse Studenten (Medley)

Ich gewinne immer mehr den Eindruck, daß die Leute, die von früher schwärmen, eigentlich nur die ganze frühere Zeit über gehofft haben mußten, daß sie vorbeiginge, damit sie dieses nun endlich abgeschlossene Kapitel ihres Lebens schönreden können. Ihnen ist es heute bei jedem Atemzug wichtig, eine Trennung zwischen dem JETZT und dem FRÜHER zu betonen, das jetzt abgeschlossen ist. Vorbei, fertig, aus. Das ist einmal gewesen, und ganz gleich, wie es wirklich war, es war schön, und außerdem ist es vorbei. Gott sei dank! denken sie im Stillen, und während sie zur Uhr schielen, hoffen sie, daß der Besuch nun endlich müde wird und bald nach Hause geht.

Was ist denn nun dran an der guten alten Zeit, in der wir uns vor Sehnsucht triefend Lügen in die leeren Gläser geweint haben? Wie schön war es doch, aus der Verneinung der eigentlich ganz normalen Dinge, die ein Menschenleben ausmachen, an denen wir selbstverständlich nicht teilhaben durften, einen unerreichbaren Mythos zu zeichnen? War es nicht immer wunderbar, neben gleichgesinnten Verlierern in Selbstmitleid zu ersaufen, während es den anderen immer so gut ging, daß wir sie schon fast um ihr Glück bemitleideten?

Ich schwärme nicht von früher. Jedenfalls nicht laut, und schon gar nicht vor dem Rest meiner früheren Freunde, die ich jetzt noch sehe. Entweder sie wissen es selbst, oder sie würden es nicht verstehen.

Einer dieser Freunde - ich war von ihm und seiner ersten wahren Liebe zum Kochen eingeladen worden - bestärkte mich in der oben genannten Vermutung. Die Heirat sollte bald stattfinden, hat sie dann auch, und wichtig dabei war, daß sie noch vor seinem 30. Geburtstag stattfand, um ihm Besenkehren usw. zu ersparen. (Sie heirateten an seinem 30. Geburtstag.)
Wir standen allein in der Küche, weil seine damals noch zukünftige Frau sich zum Mittagsschlaf zurückgezogen hatte, und er hielt die Weinflasche hoch, die ich kurz vorher geöffnet hatte.
"Wie in alten Zeiten!", und ran an den Hals. Er trank aber nicht gierig, sondern so vorsichtig, daß er den Wein verschüttete, der bei einer senkrechten Flaschenhaltung natürlich in rauhen Mengen aus der Öffnung hinausfloß. Ohne sich damit lange aufzuhalten, setzte er wieder ab, trocknete Kinn und Hals und reichte mir die Flasche. Brav nahm ich einen kleinen Schluck - ich mochte den Wein nicht besonders. Nicht nur, daß wir auch in Extremsituationen niemals Wein aus der Flasche (auch keinen ALDI-Soave für 2.99) getrunken hätten - dieser Wein war zum Kochen (für den Braten) und vielleicht später zum Abwaschen gedacht (für den Tellerwäscher - also mich -, der nach dem Essen wahrscheinlich auch weit Schlimmeres getrunken hätte, während die zwei es sich vor dem Fernseher gemütlich machten). Nein, ich hatte, während sich besagter Freund für die halbe Stunde Nickerchen so zärtlich von seinem Schatz verabschiedete, daß ich mir sicher war, er wisse schon jetzt, daß sie sich niemals wiedersehen würden, zwei Gläser mit Sherry gefüllt, mit denen ich eigentlich anstoßen wollte. Wir stießen an.

Wie aufgesetzt die Weißwein-Aus-Der-Flasche-Aktion in der Küche war, zeigte sich auch für den blinden Betrachter spätestens, als nach einem viertel Schluck das Glas auf dem Küchentisch vergessen wurde. Ich kippte den Aperitif meines Gastgebers später in die Pfanne, als die Champignons anzubrennen drohten. (Das ebnete für mich und meine Kochkunst übrigens den Weg für den Grundsatz, niemals Champignons ohne Sherry zuzubereiten! Zur Nachahmung empfohlen:

Pilze mit Zwiebeln in Öl anbraten, vorher salzen, damit sie ordentlich Wasser lassen, pfeffern, Deckel drauf. Nach ein paar Minuten Deckel wieder hoch (es muß sich jetzt viel schäumende Flüssigkeit gebildet haben, sonst Deckel wieder drauf), umrühren, Flamme hochdrehen. Zugucken, wie die Flüssigkeit abnimmt, und im richtigen Moment den Sherry dazugeben. Nochmals umrühren und weiterbrutzeln lassen, nach einiger Zeit (es muß noch Flüssigkeit da sein!) Creme Fraiche einrühren, fertig. Jeder wird es loben!) (Tabasco und Cognac können auch nicht schaden, aber das ist nur etwas für Kenner.)

Das Essen war gut, und es gab dabei so wenig zu trinken, daß ich zwei Stunden später, als die beiden im Bett lagen (es war noch nicht einmal 23 Uhr, und das am Samstag!), den kompletten Ödipus durchlas und auch nach dessen Lektüre nicht schlafen konnte. Wie sehr konnte sich ein Mensch ändern? Mir schoß durch den Kopf, daß die Träume, Sehnsüchte, aber auch Pläne, auf die unsere Freundschaft beruhte und gut gedieh - wir brauchten nie einen Vorwand, um uns zu treffen, 30seitige Briefe zu schreiben (im Wochentakt) oder einfach nur zu schweigen - einzig und allein seiner Kompensation gedient haben mußten. Ich hatte zu jener Zeit zwei längere Beziehungen, er zwei kurze, die ihn wohl nicht glücklich gemacht hatten. Aber daß er die letzten 10 Jahre seines Lebens mit den Worten "Wie in alten Zeiten!" und einer an den Mund gesetzten Flasche billigen Weißweins zunichte machte, setzte mir doch gehörig zu und verursachte mir auch am nächsten Morgen noch die Magenschmerzen, die mir der nicht wie sonst getrunkene Alkohol diesmal erspart hatte.

Wenn ich ihn heute - 5 Monate später - unter einem Vorwand anrufe, ist er immer ganz überrascht, seine Frau irritiert, aber freundlich. Es steigert die Qualität einer jeden Liebesbeziehung, wenn man Freunde hat. Vergißt man sie und fängt an, sich an all das Glück zu klammern, das man auf diese Weise Stück für Stück verliert, wacht man eines Tages auf und stellt fest, daß man keine Freunde mehr hat. Es gibt ein Buch "Such dir Freunde, bevor du sie brauchst" oder so ähnlich. Ich möchte meinem guten alten Freund nichts Schlimmes prophezeien - wahrscheinlich kommen bald die Kleinen, Seitensprünge wird es ebensowenig geben wie Sex nach 45, und außerdem ist es immer ein gutes Zeichen, wenn man nichts von Leuten hört. Wenn sie krank sind oder spätestens, wenn sie sterben, hört man es immer. Und davon einmal abgesehen bin ich der felsenfesten Überzeugung, daß auch nur ein kleiner Streit mit Türenknallen und ‚Ich fahre jetzt nach Hause' seitens der Frau (er würde nie gehen) dazu führen könnte, daß hier des Nachts eine alkoholgeschwängerte Stimme am Telefon auf alle Frauen dieser Welt schimpft. Früher war doch alles viel besser! Ach. Und dieses Mal würde ich es ihm sogar glauben, was er sagt.

Wenn Freunde nicht mehr sind, was sie mal waren.
Ja, das ist wahr.
Wenn sie dir nichts mehr geben, vergiß ihre Namen.
Das ist bitter.
Lieber Haß als gespielte Liebe
Ist alles, was wir fühlen, eine Lüge?

Was ist von all dem geblieben, von der Seelenverwandschaft, all der Sehnsucht, die uns so viele Nächte und so viele Gehirnzellen gekostet hat? Ist das alles vorbei? War's das? Wieder dieses schöne Wort: Kompensation?
Sind wir jetzt, in einer ganz anderen Zeit, an einem ganz andern Ort, in einer ganz anderen Zeit, an einem ganz anderen Ort? - Dumme Frage, natürlich sind wir das! Nur welche Bedeutung hat das für uns? Die Orte haben sich - ganz im Gegensatz zur Zeit - nicht wirklich gewandelt. Nur sucht man sich gegenseitig nicht mehr auf, sondern speist sich mit Ausreden ab. Es ist traurig, einzusehen, daß man selbst die Scheinargumente entgegengebracht bekommt, über die man noch ein halbes Jahr zuvor gemeinsam gelacht hat. Noch trauriger ist es, zu erkennen, daß der ehemals beste Freund sich jetzt, wo er gebunden ist, nicht einmal mehr richtig Mühe gibt, den eigentlichen Sinn der Absage zu vertuschen. (Vorausgesetzt, es gibt überhaupt einen außer der gemütlichen Couch vor dem Fernseher, an die man sich so schnell gewöhnt hat, daß man kaum mehr aufstehen mag, um zur Haustür zu gehen.)
"Ob wir" - erste Person Singular seit der Heirat ausgestorben - "an deinem Geburtstag vorbeikommen können, weiß ich noch nicht. Das wird alles recht kurzfristig, weißt Du. Und meine Magisterarbeit..."
Mein Geburtstag!!!
Denn JETZT ist alles anders, JETZT sind wir in festen Händen, und wir denken peinlich berührt lächelnd, aber auf keinen Fall lachend an jene Zeit zurück, in der wir - ganz im Gegensatz zu HEUTE - noch das alles nicht VERSTANDEN haben, was eigentlich vor sich geht. Das Leben weist uns den Weg, nicht umgekehrt, und es zeigt uns, was wirklich wichtig ist.

Da sind z.B. die ersten Schreibversuche eines Säuglings (selbstverständlich auf dem Computer, denn PAPIER benutzt ja ohnehin bald niemand mehr), von seinen Eltern in Form einer Ketten-Email an alle verfügbaren Adressen verschickt.
Da sind - oh ja, auch das ist ein schönes Thema: Die Studenten, oder besser: die StudentInnen, was die Masse der zukünftigen BildungesträgerInnen treffender beschreibt. Anfang dieses Jahres sah ich mich in einem kurzfristigen Anflug von Enthusiasmus und Engagement genötigt, dem Musik-Trakt unserer Universität zu mehr Geld zu verhelfen, und da uns Musikstudenten nahegelegt worden war, auf jeden Fall für diese und jene Kandidaten zu stimmen, machte ich mich mutig auf zum Wahlbüro, welches unglücklicherweise gefährlich nah am Asta-Shop angesiedelt war.
Nachdem ich dort erfahren hatte, daß mein Wahlbereich sich nicht mit dem deckte, was mir zu unterstützen wichtig war, ließ ich die freundliche Helferin wissen, daß ich unter diesen Umständen kein Interesse an einer Wahl hätte. Mein Hauptfach war Musik, und - was ich bis auf den heutigen Tag nicht verstanden habe - warum in aller Welt kann ich dann nicht für Leute aus der Fachschaft Musik stimmen?
Doch so einfach ginge das nicht, sagte die Helferin, die ihre gepiercte Stirn krausgezogen hatte. Aber dann fand sie schnell ihr Lächeln wieder. Dabei schlug der silberne Knopf, der zwischen Unterlippe und Kinn angebracht war, gegen ihre unteren Schneidezähne. "Auch wenn du nichts ankreuzt, mußt du die Zettel auf die entsprechenden Urnen verteilen, weil wir haben dich ja schon in der Kartei, hier auf der Liste."
Nachdem sie mir klargemacht hatte, daß man den Namen nicht einfach nur streichen konnte, zählte ich meine 10 Zettel, die auf mindestens 30 Urnen gezielt verteilt werden mußten. Ich machte mich an die Arbeit, aber auch nicht zuletzt wegen des großen Andrangs konnte ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, die letzten sechs Zettel gemeinsam in eine Urne zu entsorgen.
So. Nichts wie raus hier, ich ersticke gleich!
Auf dem Gang standen ein paar gutgelaunte Studenten Mitte Zwanzig, die sich angeregt unterhielten. Aber es erwischte mich, obwohl ich gerade versuchte, mich an der Gruppe vorbeizuschleichen:
"Hi! Na, alles klar? Hoffentlich auch das Richtige gewählt! Haha! Schluck Sekt?"
"Nein, danke."
"Oder Cola? Saft?"
"Nein, ist schon OK, ich hab keinen Durst."
"Gar nichts?"
"Nein, ich muß jetzt auch los."
"Warte!" Er nippte an seinem Becher, der mit warmen Faber-Sekt (jede Wette!) gefüllt war, und tauschte einen kichernden Blick mit seiner Kommilitonin, die neben ihm stand. Dann bemühte er sich wieder, ganz vernünftig zu sein, und sprach mit tiefer Stimme wie ein Vater zu mir, der seinem Sohn augenzwinkernd ein unwiderstehliches Angebot macht: "Vielleicht Interesse, einen Wunsch für das Uni-Film-Festival nächsten Donnerstag anzugeben?" (Das Lächerliche dabei war, daß er ungefähr einen Kopf kleiner war als ich und immer ein bißchen zu mir hochgucken mußte, obwohl mein Gang inzwischen auch nicht mehr so aufrecht war wie am Morgen.) "Oder einen Liederwunsch für die After-Film-Party im Asta-Clubhaus? Das ist doch ..."
Ich ging, ohne mich noch länger aufzuhalten, die Treppe herunter. Ich studiere hier nicht, um im Lesben-Café Yogi-Tee zu trinken und längst tote Themen totzureden. Laß-mich-einfach-in-Ruhe. Ich freute mich schon darauf, mit den heiligen Liedern nach Hause zu fahren und diesen ganzen Müll zu vergessen, der mir widerfahren war. Warum bin ich auch zu dieser Wahl gegangen? Es nützte ja doch alles nichts!
Im Auto drehte ich die Heizung voll auf, zog Jacke und Pullover aus und fuhr los. Es war ein wunderschöner Wintertag. Auf der Landstraße fuhr ich langsam, um mehr von der herrlichen Landschaft mitzubekommen. Der Fluß, den ich nach kurzer Zeit überquert hatte, war von Eisschollen bedeckt, der See zugefroren. Einige Kinder liefen Schlittschuh. Die Bäume ringsherum ragten wie die Beine von Störchen aus dem weißen Traum heraus. Vögel kamen und gingen. Ich mußte einen Schwertransporter überholen. Er fuhr im Schneckentempo, pustete mir seinen Diesel-Gestank entgegen, aber vor allem nahm er mir die herrliche Sicht. Ich drehte mich um, schaltete einen Gang runter und drückte das Gaspedal durch.
Bald hatte ich wieder freie Bahn und sah den LKW im Rückspiegel immer kleiner werden. Aber ich wollte nicht zurück sehen. In keiner Hinsicht. Nur nach vorne. Jede Art von sentimentaler Vergangenheitssehnsucht ist mir ein Greuel.

(Das Zitat in der Mitte ("Wenn Freunde nicht mehr sind ...") stammt von Stephan Weidner, 1992 auf "Heilige Lieder"))

http://www.hexenwinter.de

 

Moin (willkommen).
Ein interessanter Text. Mit dem Thema hat sich wohl jeder schon einmal beschäftigt - entweder aus dem Grund, daß Freunde sich verändert haben oder man eher selber gegen den Gedanken ankämpft, irgendwelche Ideale einer Freundschaft zu verraten. Da läßt sich aus jeder Richtung der 'Gegner' gut fertigmachen.
Denn genauso, wie der Protagonist (Du selber? - dann hätte es besser in Gesellschaft oder gar Philosophisches gepasst) sich von seinem Freund vergessen fühlt, so fühlt dieser sich wahrscheinlich nicht verstanden. Er denkt, die Welt hat sich weitergedreht, man verändert sich, bleibt nicht auf der Stelle stehen, dreht sich nicht im Kreis.
Es gibt einen Unterschied zwischen den Vorstellungen als Zwölfjähriger im Gegensatz zu den Gedankengängen mit sechzehn Jahren, mit achtzehn und irgendwann sind wir dann bei der magischen 30 - ich habe da einen ungefähren Vergleich; mein Bruder ist 34, Arzt, hat ein Kind mit einer Freundin, die auf die Welt nicht klar kommt. Das hat ihn verändert. Natürlich war er auch schon vorher irgendwie - anders. Ich hab's gemerkt und seine Freunde auch.
Um auf den Text zurückzukommen:

Ich schwärme nicht von früher. Jedenfalls nicht laut, und schon gar nicht vor dem Rest meiner früheren Freunde, die ich jetzt noch sehe. Entweder sie wissen es selbst, oder sie würden es nicht verstehen.
Der Satz sagt viel über das eigene Unvermögen des Protagonisten, auf seine Freunde einzugehen. Klar, der Verlust von bekanntem Umfeld, klaren Strukturen (nämlich gar keinen - ausser dem, was mit "zusammen Spass haben" - wie auch immer der dann aussieht - tituliert werden kann), was spätestens mit dem Studienbeginn einhergeht, stellt Freundschaften auf eine harte Probe - und erst durch die Trennung von der Gruppe, in der man aufgewachsen ist, wächst in einigen unter dem dichten Blattwerk die eigentliche Wurzel einer lauen Selbsterkenntnis.
Ich will mich jetzt nicht auf eine Seite stellen, sondern eher der Gegenseite ein Gesicht geben. Der Protagonist hat irgendwie einen tiefen Weltschmerz in sich, scheint beinahe verbittert zu sein und stellt sich und seine Gefühle zu deutlich an erste Stelle. Auch wenn jeder, der sowas erlebt hat oder erleben wird, selber nicht anders reagieren kann.

Dein Schreibstil gefällt mir. Gut zu lesen, fehlerfrei, die Thematik anschaulich eingewoben. Der Sprung von dem Ehepaar zu den Astawahlen kommt allerdings etwas plötzlich.

Das Sherry-Champignons-Tipp klingt auf jeden Fall gut.

Grüße, Baddax

[Beitrag editiert von: baddax am 18.12.2001 um 16:57]

 

Hallo Ralf!

Habe bei den Champignons Hunger bekommen. Schreibe Dir später ein Rezept in den Kochbuch-Thread, bei dem Champignons und Sherry vorkommen.

Viele Gedanken, wenig Geschichte. - Aber immerhin nicht nur Gedanken. Und diese sind gut verpackt als Alltags-Philosophie.

Vieles wirst Du auch später anders sehen. Man ändert sich mit der Zeit und das ist gut so. Stell Dir vor, es gäbe keine Veränderung - was wäre das Leben? Wir bräuchten über gar nichts reden, wenn ohnehin alles gleich bliebe.
Wenn sich Dein Freund zum braven Ehemann und Familienvater entwickelt, laß ihn doch. Gelenkt wurden wir lange genug. Zwing ihn nicht, zu bleiben wie früher und auf der Stelle zu treten. Oder besser ärger Dich nicht darüber. Versuch ihn zu nehmen, wie er ist. Er ist nicht Du.

Vor zwanzig Jahren habe ich auch geglaubt, das Leben heißt nix mehr, wenn man über 35 ist. HA HA HA. Damals sagte ich, wenn ich 35 bin, bring ich mich um, denn dann bin ich zu alt um zu leben. Jetzt werde ich bald 37 und von Umbringen nicht die geringste Spur. Hm. Und Sex wird mit dem Alter besser, glaub es mir. Vonwegen kein Sex mit 45: Die haben es bloß nicht mehr notwendig, darüber zu reden.
Schön, daß Dein Freund eine Frau gefunden hat, mit der er gern sein Leben teilt. "WIR" - weißt Du, wie viele Frauen sich das wünschen, daß sie einen Mann hätten, der sie in seine Unternehmungen miteinbezieht, statt Saufgelage mit alten Freunden zu veranstalten? Die alles darum geben würden, wenn er nur einmal sagen würde "Machen WIR etwas gemeinsam?"
So, wie Du Deinen Freund beschreibst, wird er im Zweifelsfall sicher eher auf Dich verzichten, als auf seine Frau.
Und wenn Du dann vielleicht einmal die für Dich richtige Frau gefunden hast, wird es Dir genauso gehen. Dann wirst Du wieder zu Deinem Freund zurückkommen und ihm sagen, daß Du ihn jetzt verstehst. ;) Verstehst?

Alles liebe
Susi <img src="graemlins/xmas.gif" border="0" alt="[xmas]" />

[Beitrag editiert von: Häferl am 18.12.2001 um 12:06]

 

Hallo,

bin ganz begeistert über die doch sehr differenzierten Äußerungen meiner beiden "Vorredner". Offenbar hält die zeitliche Komponente des Lebens noch die ein oder andere Überraschung (oder sollte ich besser sagen Einsicht?) für uns bereit, die bei unvoreingenommener Evaluation des Sachverhalts wohl eher trösten denn frustrieren sollte, wenn Frust auch als die für den Protagonisten zunächst naheliegendste Reaktion erscheint.

Dazu fällt mir ein Satz ein, den ich schon länger nicht mehr gehört hatte und über den ich mich gestern bei der Gartenarbeit mit meinem Vater unter der Überschrift "Wenn Rentner sich über die Vorzüge des Alters unterhalten" dann wieder einmal lustig gemacht habe: "Erfahrung kann man nicht lernen..."!

In diesem Kontext allerdings, so scheint es, gewinnt der Satz an Sinn im gleichen Maße, wie er an offensichtlicher Selbstverständlichkeit verliert.

Eine schöne Geschichte Hexenmeister!

Gruß

spotwatch

 

Häähhh??? Als "Vorredner" für mich natürlich interessant. sportwatch, in einfachen Worten bitte noch einmal!!! :rolleyes: (oder hilfst Du mir Häferl? Oder Hexenmeister?)

[Beitrag editiert von: baddax am 13.01.2002 um 21:52]

 

@baddax: Ich glaub, ich hab´s kapiert, was spotwatch uns auf sehr diplomatische Art mitteilen wollte, womit er vom Prinzip her auch Recht hat: ;)

Wir können unsere Erfahrung nicht an Jüngere weitergeben. Spotwatch empfand es als Belehrung, was wir beide geschrieben haben. *Eltern*

Und daß wir ebendas eigentlich aufgrund unseres Alters wissen sollten. - Aber so wollte er es nicht schreiben, das tut man nicht (....).

Ich für meinen Teil kann jedenfalls sagen, daß ich es keineswegs belehrend gemeint habe, das hätte sich gaaaanz anders angehört....

Was ich damit erreichen wollte ist, daß Hexenmeister seinen Freund ein bisschen verstehen kann, nicht so sauer auf ihn ist....

Daß man einem Menschen die eigene Erfahrung nicht durch Belehrungen ersparen kann, davon bin auch ich überzeugt. :)

Alles liebe
Susi

 

Hallo Susi!

Meine Äußerungen beruhen absolut nicht auf dem Eindruck belehrt worden zu sein, noch sind sie ironisch oder gar sarkastisch gemeint. Sie sind genau so gemeint, wie ich es geschrieben habe.

Gruß

spotwatch

[Beitrag editiert von: spotwatch am 13.01.2002 um 22:59]

 

Wenn Baddax es nicht verstanden hat, ich den Sinn auch nicht erfassen konnte, was hilft es uns, wenn Du jetzt schreibst, Du meintest es genau so???? <img src="confused.gif" border="0">

 

Ich meinte es mehr als Erkenntnis, die einen weiterbringt, wenn man ersteinmal verstanden hat, daß das Leben vielleicht die ein oder andere Entwicklung für einen bereit hält, die die Hoffnung auf Verständnis erfüllt.

Gruß

spotwatch

[Beitrag editiert von: spotwatch am 13.01.2002 um 23:22]

 

Das hast Du jetzt aber sehr schön gesagt :)
Danke

[Beitrag editiert von: Häferl am 13.01.2002 um 23:23]

 

Komisch, bin mir nicht ganz sicher, ob mir die Ironie hier nur entgangen, oder keine vorhanden ist.

[Beitrag editiert von: spotwatch am 13.01.2002 um 23:27]

 

Hallo Spotwatch!

Ich meinte das so, wie ich es schrieb. Nicht ironisch. :)

Alles liebe
Susi

 

okay, jetzt ist es klarer. :)
@Häferl:

Wir können unsere Erfahrung nicht an Jüngere weitergeben. Spotwatch empfand es als Belehrung, was wir beide geschrieben haben. *Eltern*
Hmmm...hör ich mich denn so alt an? :( ;)

[Beitrag editiert von: baddax am 14.01.2002 um 09:45]

 

@Baddax: So alt wollte ich Dich natürlich nicht machen. :D

War gemeint als belehrend WIE Eltern - das ist altersunabhängig. Ist aber auch wurscht, war ja ohnehin die falsche Schlußfolgerung beim Rätselraten. ;)

Alles liebe
Susi

 

sorry, das wäre doppelt ... der Server ist so langsam, daß ich dachte, der Eintrag hätte nicht geklappt ...

[Beitrag editiert von: Hexenmeister am 14.01.2002 um 22:10]

 

Abend!

Vielen Dank für Eure lebhafte Diskussion meiner Story bzw. Spotwatchs Kommentars dazu! Jetzt möchte ich mich auch einmal selbst dazu äußern.

In vielen Geschichten ist ein autobiographischer Aspekt schwer wegzudenken, und so ist es auch hier. Trotzdem sei auf den Unterschied zwischen Autor und Protagonisten hingewiesen, was allerdings dem vollen Verständnis des Autors für den Protagonisten keinen Abbruch tut!

Die Geschichte ist deshalb so unreflektiert und einseitig geschrieben, weil die Enttäuschung des Protagonisten im Vordergrund steht. Die Trennung vom besten Freund ist noch vollkommen unverdaut, und der Frust überträgt sich sogar auf das ansonsten heitere Studentenleben, dessen gnadenlos negative Beschreibung mit dem ersten Teil der Story - stimmt, Baddax! - äußerst wenig zu tun hat. Allerdings dient der im letzten Absatz geschlagene Bogen ("Ich sehe nicht zurück ...") unter anderem dazu, den später gewonnenen Abstand zum Geschehen anzudeuten: Der Weltschmerz läßt nach, das Unverständnis bleibt.

Jede (wenn auch gerechtferigte) Distanz wäre hier also fehl am Platze, weil es überhaupt nicht um eine ausgewogene Diskussion der Situation des allein gelassenen Ewig-Jugendlichen geht, sondern um dessen subjektives Leid, in dem er sich kurzfristig suhlt. Baddax bringt dies auf den Punkt:

"Der Protagonist hat irgendwie einen tiefen Weltschmerz in sich, scheint beinahe verbittert zu sein und stellt sich und seine Gefühle zu deutlich an erste Stelle."

Beinahe?


Liebe Susi, daß einer Person oder einem Paar unterstellt wird, sie würden später keinen Sex mehr haben, läßt sich doch nicht auf den Rest der Menschheit übertragen! Sogar in diesem speziellen Fall ist jene Unterstellung zwar eine böse Frechheit, entspringt aber nur der aufgeladenen Stimmung des Protagonisten. Jede Verallgemeinerung wäre eine Fehlinterpretation! Wenn EINEM Künstler unterstellt wird, daß er mit 45 keine Energie oder Lust mehr haben wird, Bilder zu malen oder Musik zu machen, dann hat das doch nichts mit seinen Kollegen zu tun, die dem Autor zukunftsträchtiger (nettes Wortspiel) erscheinen!

Das Alter spielt überhaupt keine Rolle, wenn es um Belehrungen geht, auch wenn sie keine sein sollen. Einige haben mit 20 mehr erlebt als andere mit 40. Abgesehen davon ist das Alter des Protagonisten, wenn man dem Autor einen biographischen Aspekt zutrauen möchte, ungefähr zwischen Baddax und Häferl anzusiedeln. :)

Auf Dein Champignon-Rezept bin ich übrigens immer noch sehr gespannt!!! :) )


Lieber Spotwatch, da Du die Story so aufgefaßt hast, wie sie gedacht war, lasse ich Deine Ausführungen unkommentiert und nickend stehen.

Schlußwort:

"Es steigert die Qualität einer jeden Liebesbeziehung, wenn man Freunde hat. Vergißt man sie und fängt an, sich an all das Glück zu klammern, das man auf diese Weise Stück für Stück verliert, wacht man eines Tages auf und stellt fest, daß man keine Freunde mehr hat."

Susi, deckt eine erfüllende Partnerschaft wirklich alle wichtigen Bereiche des Privatlebens ab? Dessen bin ich mir nicht sicher. Aber die Zukunft wird es zeigen.

Vielen Dank an Euch alle, ich bin gespannt, was das Leben noch alles zu bieten hat, wir schreiben uns bestimmt mal wieder.

Viele Grüße

Ralf


P.S.: Es sei noch auf meinen Roman hingewiesen, der zeigt, daß es auch alles ganz anders laufen kann! Er steht auf meiner Homepage:

http://www.hexenwinter.de

[Beitrag editiert von: Hexenmeister am 14.01.2002 um 22:18]

 

Lieber Ralf!

Ich hab schon sehr gewartet, daß Du selbst Stellung beziehst. Die Form in der Du das getan hast, gefällt mir sehr gut und ich möchte dem außer einer Kleinigkeit Nichts hinzufügen:

Zitat: "Susi, deckt eine erfüllende Partnerschaft wirklich alle wichtigen Bereiche des Privatlebens ab?..."

- Partnerschaft bedeutet ja nicht ausschließlich Zweisamkeit - aber Freunde sollten den Partner akzeptieren und nicht als Gegner sehen.... :)

Das Champignon-Rezept steht schon lang im Kochbuch-Thread, müßte selbes Datum tragen, wie mein Posting ("Filet Wellington" - kann man auch mit billigerem Fleisch machen, hauptsache, es läßt sich braten - "richtig" ist es natürlich am besten.) Mahlzeit! ;)

Alles liebe
Susi

 

Gut gesprochen, Hexenmeister. Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Schönen Gruß an alle

baddax

 

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