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Wie damals in Frankreich

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31.07.2005
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Wie damals in Frankreich

3. Juni 1915

Frankreich

„Aufwachen! Wir greifen an!“
Er schlug die Augen auf. Wie er feststellen musste, war der Granatbeschuss vom Vortag zu einem waren Gewittersturm angewachsen. Konsentriert versuchte er, die einzelnen Einschläge herauszuhören, doch es gelang ihm nicht. Ein Sandsack war über seinem Schlaflager gerissen und Sand rieselte ihm in die Augen. Er musste blinzeln.

Plötzlich krepierte der vermeintliche Blindgänger und riss das gesamte MG-Team mit sich. Er packte sein Gewehr und rannte aus dem Unterstand hinaus in den Kugelhagel. Eine weitere Granate zerfetzte eine Leiche neben ihm und warf ihn hart zu Boden. Halb taub durch den ohrenbetäubenden Knall schleppte er sich zum schützenden Graben. Trotz der Schmerzen war er bereit für den Ansturm.

Der Befehl zum Angriff ertönte. Die Tommys pflanzten ihre Bajonette auf und sprangen aus dem Graben. Auch er war dabei. Schnellen Schrittes lief er auf die feindlichen Linien zu. Er warf sich zu Boden, legte das Gewehr an und streckte den Landser vor ihm nieder. Mit einem Satz war er wieder auf den Beinen und gleich darauf im feindlichen Graben.

Diese verdammten Engländer, dachte er bei sich, als er zwei von ihnen mit dem Bajonett aufspießte. Auf einmal beschlich ihn Unruhe, ein seltsames Gefühl. Instinktiv warf er sich zu Boden sodass der Stich sein Ziel verfehlte. Aus dem Stiefel zog er sein Stilett und bohrte es dem Angreifer in die Schulter. Er riss einen Spaten einem gefallenen Kameraden aus der Hand und demonstrierte dem Angreifer die Härte von englischem Stahl

Langsam verließen ihn die Kräfte. Immer mehr Kameraden sprangen in den Graben und drängten die Deutschen weiter zurück. Er gönnte sich eine Sekunde der Ruhe, doch das war ein Fehler. Mit letzter Kraft bohrte ein Verletzter ihm sein Messer den Oberschenkel. Sekunden darauf wurde ihm schwarz vor Augen.

8. Dezember 1917

Deutschland

„Aufwachen! “ Ein Wachmann drosch mit seinem Schlagstock gegen die Gitterstäbe. Staub rieselte ihm in die Augen.
Wie damals in Frankreich, wie in seinen Träumen, die ihn seit dem 3. Juni nicht mehr losgelassen hatten. Heute würde er es wiederholen. Heute, ja.

Er steckte sein Rasierklingenmesser in die Pantoffeln. Der Essensruf schallte durch den Gang. Er packte die Luger, welche er tags zuvor vo einem Kumpel aus der Wäscherei erhalten hatte und rannte durch die sich gerade öffnende Zellentür. Mit einem gezielten Kopfschuss erledigte er den ersten Deutschen vor sich. Er sprang auf und lief in den bereits stockdunkeln Gefängnishof.

Wieder dieses Gefühl. Er feuerte drei, vier Schüsse in die Dunkelheit. Und wirklich, er konnte das Geräusch eines leblosen Körpers vernehmen, der auf die Erde aufschlug.

Doch irgendetwas war anders als damals. Etwas fehlte. Doch er wusste nicht was. Irgendetwas war nicht wie in Frankreich. Und das machte ihm Angst.
Auf einmal gab der Franzose hinter ihm ein leises Stöhnen von sich. Blitzschnell richtete er die Pistole auf ihn, doch es war zu spät.

Man konnte das Krachen einer Pistole hören, das leise Zischen, wenn eine Kugel die Luft durchschnitt und das dumpfe eindringen in das Herz des Engländers.

Wieder fiel er in das Dunkel, doch es war nicht wie in Frankreich, denn diesmal blieb er auch dort.

 

Hi

Wie findet ihr meine Geschichte? Ich weiß, sie ist kurz, und sie ist wahrscheinlich auch nicht sehr gut, aber habt bitte Rücksicht, es ist meine erste Geschichte. :shy:

mfg
Brain

 

Hallo Brain,

Herzlich Willkommen auf Kurzgeschichten.de!

Ich bin mir nicht sicher, ob ich deine Geschichte ganz richtig verstanden habe. Soweit ich deine Andeutungen kapiere, dann träumt er den ersten Teil nur? Oder befand er sich tatsächlich im Krieg?
Anfangs glaubte ich zweiteres und ging davon aus, dass der sich im zweiten Teil in Kriegsgefangenschaft befände. Inzwischen vermute ich eher, dass er sich in "normaler" Gefangenschaft befindet.

Insgesamt fand ich die Idee deiner Geschichte nicht schlecht, wenn sie auch sicherlich nicht neu war.

Was ich nicht so toll fand, ist der nüchterne Stil mit dem du schreibst. Deine Geschichte schafft es nicht Emotionen zu transportieren und über die Gefühle deines Prot. erfährt man so gut wie gar nichts. Was empfindet er im Krieg? Er muss doch Angst haben, vielleicht fällt es ihm schwer zu töten, vielleicht empfindet er Mitleid, womöglich genießt er sogar die Macht, die seine MP ihm gibt. Der Leser erfährt davon nichts, nur die einzelnen Vorgänge ... dabei ist das interessante an Geschichten doch, das man sich in jemanden anderen hineinversetzt.
Hier solltest du unbedingt noch nacharbeiten.

LG
Bella

 

Hallo Bella

Tut mir leid, dass ich das nicht wirklich rübergebracht habe.

1. Er befindet sich im ersten Teil wirklich im Krieg. Ich dachte, dass die Datums und Ortsangabe das erklärt.
Ich versuche, dass selbst zu verbessern, bin aber für Vorschläge jederzeit offen :D.

2. Ich habe absichtlich keine Emotionen beschrieben, da ich der Meinung bin, dass ein Soldat in der Schlacht selbst einfach "kalt" bleibt und an nichts denkt. Ich vermute mal, dass er das erst hinterher versucht zu verarbeiten.
(Er spielt die Schlacht beim Ausbruch noch einmal nach.) Aber du hast recht, ich hätte im zweiten Teil doch Gefühle einbauen können.

Danke für deine Kritik. Ich versuch das bis morgen hinzubiegen.

Brain

PS: Das Gefängnis war doch ein Kriegsgefangenenlager. Die Deutschen haben natürlich auch Kriegsgefangene in normale Gefängnisse gesteckt, hoffe ich zumindest, oder? :(

 

hallo brain - und auch von mir ein herzliches willkommen.

ich finde den trockenen, emotionslosen stil passend. ich denke ein mensch im krieg (1. weltkrieg - damals ging es noch echt "mann gegen mann") emotionen ausschalten muss. er musste fast mechanisch, wie eine maschine agieren und reagieren. so wurde er wahrscheinlich auch gedrillt.....

was mir nicht gefällt ist deine nachlässige art, dinge darzustellen, z.b.:

Der Granatbeschuss vom Vortag war mittlerweile zu einem wahren Gewitter angewachsen. Er versuchte die einzelnen Einschläge herauszuhören,
der erste satz bezieht sich auf den granatbeschuss....der zweite aber auf deinen protagonisten.

.

Doch irgendetwas war anders als damals. Etwas fehlte. Er dachte nach und plötzlich wusste er es: Er war nicht müde. Ja, die Müdigkeit fehlte. Und das machte ihm Angst.
- was hat die müdigkeit in dieser situation zu tun? wie kann sie ihm angst machen? einer der flüchtet ist doch froh, wenn er nicht müde ist? - sorry, ich verstehe es nicht.

Man konnte das Krachen einer Pistole hören, das leise Zischen, wenn eine Kugel die Luft durchschnitt und das dumpfe eindringen in das Herz des Engländers.
- hast du schon mal das geräusch einer kugel gehört? ich kann dir sagen, das ist alles andere, als ein leises zischen! es ist ein scharfes peitschen. aber: das kannst du nur hören, wenn du in einer gewissen entfernung bist. aus nächster nähe hörst du nur den knall. und dann das eindringen der kugel ins herz? ich habe es noch nie gehört - und kann mir nicht vorstellen, wie es klingt.
Doch irgendetwas war anders als damals. Etwas fehlte. Er dachte nach und plötzlich wusste er es: Er war nicht müde. Ja, die Müdigkeit fehlte. Und das machte ihm Angst.

arbeite weiter an deiner geschichte - da lässt sich was draus machen!
herzliche grüße
ernst

 

Hi

Danke nochmals für die Kritik. Ich habe die Geschichte überarbeitet, wie zum Beispiel das mit den Träumen. Du hattest Recht, Bella, da habe ich wirklich einen Schei... zusammengeschrieben.

Weiters habe ich das mit dem Granatbeschuss geändert und das mit der Müdigkeit. Das hatte ursprünglich den Sinn, zu erklären, warum es anders als in Frankreich war, warum er am schluss starb. Ich habe das nun einfach weggelassen, sodass es noch offen ist und sich der Leser selbst den Grund suchen kann.

Das mit der Pistole habe ich nicht geändert, da ich schon oft bei Pistolenschüssen dabei war und wenn man den Schuss einmal hört (was selten genug vorkommt, dann ist es eher ein leises Zischen.

mfg
brain

 

hallo brain,
ich habe mir jetzt nochmals den geänderten schluss angeschaut. sorry, deine änderungen haben aber die sache nicht besser gemacht. ich versuche es dir anhand von einigen beispielen zu erklären:

Doch irgendetwas war anders als damals. Etwas fehlte. Doch er wusste nicht was. Irgendetwas war nicht wie in Frankreich. Und das machte ihm Angst.
du lässt jetzt den leser völlig im regen stehen, dabei gäbe es doch naheliegende erklärungen, z.b.: damals in frankreich, an der front, in erster reihe, als ihm die kugeln um den kopf flogen - da war alles gefühl ausgeschaltet (inklusive angst!) - er agierte nur noch mechanisch. in deutschland war die situation völlig anders: hier ist er auf der flucht aus einem lager/gefängnis. er hat bereits mit mordslärm einen wächter umgeschossen. er weiss, dass ein lager nicht eine offene parkanage ist, sondern stark bewacht wird - muss also mit schnellster entdeckung rechnen. der adrenalinspiegel ist hoch; äußerste anspannung und wachsamkeit - und angst.


Er packte die Luger, welche er tags zuvor einem Wächter gestohlen hatte
- glaubst du wirklich, dass der diebstahl der waffe eines wächters in einem lager/gefängnis eine ganze nacht lang unentdeckt bleibt? das ist äusserst unglaubwürdig.

Auf einmal gab der Franzose hinter ihm ein leises Stöhnen von sich. Blitzschnell richtete er die Pistole auf ihn, doch es war zu spät.
- hier ist unklar: WER schoss auf WEN?

mein vorschlag: lies deine geschichte mal erst dir selber, dann einigen leuten laut vor und beobachte die reaktionen darauf...

beste grüße
ernst

 

Hallo brain, auch von mir ein herzliches Willkommen,

von mir aus gibt es ein dickes Schade über die Geschichte.
Mir gefällt nämlich der Stil der Geschichte und du hast mich schnell eingefangen, doch leider ist sie viel zu kurz und so reißt mich das Ende zu abrupt aus den Geschehnissen und lässt mich jäh aufwachen.
Der Stil gefällt mir deshalb so, gerade weil er doch distanziert ist, die Gefühle des Protagonisten außen vor lässt, die ja auch - wie Ernst schon anmerkte - im Krieg michts zu suchen haben.

Das mit dem Diebstahl der Pistole ist mir auch aufgefallen - das klingt einfach etwas unrealistisch...

Mit letzter Kraft bohrte ein Verletzter ihm sein Messer den Oberschenkel.
"in den Oberschenkel"

cu_chris

 

Hallo Brain,

natürlich ist es Geschmackssache, ob man den "Krieg" mit Gefühlen ausstattet oder nicht. Ich meine, dass man trotzdem irgendetwas fühlt. Mag sein, dass man manche Dinge nicht mehr an sich ranlässt, weil man sonst gar nicht mehr fähig wäre irgendwie zu agieren, aber selbst im Krieg gibt es doch diese "Schockmomente" oder kurze Ruhepausen, während denen man beginnt nachzudenken. Wäre das anders, dann wären Menschen im Krieg ja die reinsten Killerroboter, die gar nichts mehr juckt.

LG
Bella

 

Hi

Danke auch für die weiteren Vorschläge. Ich habe wie Ernst vorgeschlagen hatte, die Geschichte von meinen Bekannten lesen lassen, doch die waren (wahrscheindlich aus geringer Vergleichsmöglichkeit :D ) maßlos begeistert.

Was ihr auch schon bemängelt habt, ist die Länge der Geschichte und das aprupte Ende. Sie soll ja nur eine Anregung sein, dass man sich den Schluss noch weiter denken kann. Sprich: Ist er nun tot, oder liegt er ihm Koma. Oder hat der Verwundete auf ihn geschossen oder war es wer anders. Ich finde dass eine Kurzgeschichte nicht eine schöne lange Geschichte mit abgerundeten Ende sein soll.

"in den Oberschenkel"

Sorry, irgentwie verstehe ich das nicht ganz. Man kann ein Messer nur in den Oberschenkel boren. Oder irre ich mich.

MFG

Brain

PS: Fahre jetzt für etwa ein Monat auf Urlaub! :thumbsup:

 

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