Wie der Himmel fiel
Es war ein schöner Sommertag. Ich saß im Vorgarten und betrachtete die untergehende Sonne, die die Welt in ein dunkles Orange tränkte. Die Mücken tanzten im Abendwind. Ruhige Klaviermusik klang von innen an zu meinen Ohren. Fast lautlos fur ein Auto über die mir gegenüberliegende Straße. Eine himmlische Ruhe. Ich war glücklich und vollends zufrieden. Doch ein, aus dem Westen kommendes Grollen durch brach die Stille. Es war leise, schien aber näher zu kommen. Ich wendete meinen Blick gen Himmel. Er wirkte unverändert, aber ich war mir einer Veränderung sicher. Der Mond leuchtete hell auf. Ein
Blitzen, wie das brennendes Magnesiums. Er löste sich aus seiner Bahn und viel nieder. Ein Ruck ging durch den Himmel. Sterne wirbelten die Luft und ordneten sich neu an. Die Sonne löste sich. Ein weiterer Ruck ging durch den Himmel und vereinzelte Sterne vielen nieder. Der Himmel leuchtete rot auf. Ein riesen Knall, die Erde bebte. Der Mond war auf die Erde gefallen. Links und rechts neben mir landeten glühend heiße Gesteinsbrocken. Ich erhob mich aus meinem gepolsteren Klappstuhl und ging ein par Meter die Straße hinunter. Hinter mir ein weiterer großer Aufschlag. Ich drehte mich um und
sah ein hell leuchtendes neon-artiges Gewaber, dass das Haus unserer Nachbarn zerstört hatte. Es war ein Stern. Das Haus zertrümmert und in Flammen. Es war apokalyptisch, trotzdem lag noch ein Rest der vorherigen Ruhe in der Luft. Ich ging die Straße weiter hinunter. Hier waren noch keine Zeichen der Zerstörung zu sehen. Der Stadtpark sah aus wie immer. Als ich ein par Schritte weiter gegangen war erblickte ich den Mond. Er lag vor mir. Ein riesiger grauer, mit Kratern übersähter Klumpen Stein. Das untere Drittel war abgetrennt.Ich ging auf ihn zu, bis ich unmittelbar vor ihm stand. Hinter mir hörte ich die nicht enden wollenden Einschläge und das Kreischen der Menschen, die aus ihren brennenden und zerstörten Häusern laufen. Ich
legte meine Hand an die Fläche des Mondes. Er war heiss. Aber meine Hand schnellte nicht zurück wie ich erwartet hatte. Ich nahm mir eine Leiter aus offenden-stehendem Geräteschuppen neben an und war mit einem Satz auf dem Mond. Ich ging ein bischen auf ihm umher und wischte mit der Hand in der bröseligen Oberfläche. Als ich einen weiteren großen Einschlag hörte. Gleißend helles Licht blendete mich und die Welt wurde von einer riesigen Hitze erfaßt. Ich hielt mir die Hände vor die Augen. Ich hatte Angst erblinden zu können. Ich hörte das Knistern von brennendem Holz, und roch verkohltes Blattwerk. Ich wendete mich entgegen der Richtung aus der die Hitze kam und blickte wieder in den Himmel. Er war dunkel. Auch die Sonne war vom Himmel gefallen.
Juni 2001