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Wiederkehr
Carl fühlte sich, als hätte ihm jemand mit einem Hammer auf den Kopf gehauen. Ein stechender Schmerz durchzog blitzartig seine rechte Gehirnhälfte. Zumindest meinte er dass spüren, bis der Schmerz so stark wurde, dass er ihn nicht mehr orten konnte, sein Kopf schien viel zu klein zu sein für das, was sich darunter befand. Der punktuelle, stechende Schmerz verwandelte sich langsam in ein schwächeres, aber noch unangenehmeres dumpfes Ziehen, dass sich auf seinen ganzen Kopf ausdehnte und das er von keinem seiner Migräneanfällen her kannte, es musste etwas anderes sein. „Dieser Druck, mir ist als platz mir gleich der Schädel, das halte ich nicht länger aus“, schrie er, obwohl er wusste, dass ihn niemand hören konnte, er war ganz allein. Sein Gehirn, das ihm jetzt so viele Schmerzen bereitete, war ihm noch nie zu etwas nützlich gewesen, in der Schule hatte es ihn zum schlechtesten Schüler gemacht, in der Arbeitswelt bescherte es ihm Kollegen, die ihn ausnutzen, ohne das er es rechtzeitig merkte, und zu Hause sorgte es dafür, dass er seinen Kindern nicht bei der Hausarbeit helfen konnte. Letzteres bedauerte er sehr, denn er liebte seine Kinder abgöttisch, sie waren das einzige was ihm noch geblieben war, nachdem seine Eltern gestorben waren und seine Frau ihn vor zwei Jahren verlassen hatte. Eines Morgens fand er einen Abschiedsbrief von ihr in der Küche. Anette war aufgebrochen, um sich selbst zu finden, wie darin zu lesen war. Sie hatte sich für ein wesentlich jüngeres Exemplar seiner Gattung entschieden, war aus heiterem Himmel ausgezogen und hatte die Kinder mitgenommen. Der Hund war noch da. Kurze Zeit später wohnten auch die Kinder wieder bei Carl, Anette hatte sie wieder zurückgebracht, weil sie meinte, daß diese sie bei ihrer persönlichen Entwicklung störten. Carl nahm die Kinder freudig bei sich auf, er war der Ansicht, daß das Wohl seiner Kinder ungleich wichtiger sei als sein eigenes, Pflichterfüllung und Opferbereitschaft wahren seine obersten Prinzipien, an seines eigenen Wohl dachte er sehr selten, so wurde er erzogen. Davon abgesehen konnte er nicht behaupten daß er Anettes Entscheidung in irgendeiner Weise bedauerte, Kinder mochte er im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen sehr gerne, sie waren so unvoreingenommen und wißbegierig, er konte sich mit ihnen über alles unterhalten, das gefiel ihm. Sie zeigten beinahe zu jeder Zeit eine naiven Wissensdurst, einen unschuldig fragenden Gesichtsausdruck. Ganz im Gegensatz zu seinen Altersgenossen, die eher selbstgefällig, plump und völlig bescheuert auf ihn wirkten.
Seit dem er angefangen hatte, ein geistiges Leben zu führen, zu lesen, zu denken, zu schreiben, ging es mit seiner Beziehung stetig bergab. „Du beschäftigst dich mit lauter unnützen Dingen“. „Was bringt es, über das Leben nachzudenken, alles zu hinterfragen?“, „Du grübelst zu viel“.“Mach doch lieber was Sinnvolles“.“Das Leben findest du da draußen, nicht in deinen blöden Büchern“. Solche Sätze musste er sich ständig von Anette und den meisten seiner bekannten anhören, was sein Desinteresse an sozialen Kontakten kontinuierlich steigerte. Er erinnerte sich an die Szene, in der er den Wendepunkt im Umgang mit seinen Mitmenschen sah: „Was hat Kant mit seinem Geschwätz erreicht? Alle Philosophen haben dicke Bücher geschrieben und nichts verändert“, behauptete Anette frech und stellte sich damit zusammen mit Karl Marx auf einen Standpunkt, ohne daß sie in der Lage war, diese Analogie zu erkennen, sie war nicht sehr belesen und vom Denken hielt sie allgemein nicht viel, sie sympathisierte mit dem Zen-Buddhismus. Sie praktizierte seit einiger Zeit Bogenschießen und sagte immer öfters: „Du darfst nicht zielen, dann triffst du“. Carl hielt seine Frau für völlig beknackt, aber er war besonnen genug, ihr das nicht zu sagen. „Immanuel Kant hat einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung geleistet und ist mitverantwortlich, daß du nicht an Dämonen glaubst und in dem Zeitalter lebst, welches man mit maximaler individueller Freiheit in Verbindung bringt“, entgegnete Carl. „Ach was. Und wenn schon, jetzt sind wir ja frei, wer braucht da noch Kant?“, fragte Anette „Ist das so? Was ist Freiheit? Die Aufhebung jeglichen physikalischen Widerstandes? Die Abwesenheit jeglichen Zwangs? Oder eher die Befreiung von allen Trieben, von allem Wollen? “, dachte sich Carl und sagte „Niemand“, er konnte sich von Anette keinen brauchbaren Hinweis erhoffen. Er hatte ihren Unwillen, über Philosophie zu reden, diese Unfähigkeit, über sich selbst und die Welt reflektieren zu können, erkannt. Von nun an sagte er ihr nicht mehr was er dachte, sondern was am wenigsten Ärger versprach, er hatte seine Philosophie für den Alltag gefunden. “Siehst du, warum nicht gleich so, ich geh jetzt Bogenschießen“, schoß es selbstgefällig aus Anettes Mund. Carl wünschte sich, jemand würde seinen Bogen auf sie richten und sie treffen, am besten tödlich, ob gezielt oder ungezielt war ihm einerlei. Er entwickelte ein immer düsteres Menschenbild, allein die Werke der großen Philosophen bewahrten ihn davor, Misanthrop zu werden.
"Warum ist die Welt nur so, wie sie ist? Muß das wirklich alles so sein? Ist das alles gut durchdacht worden oder nur das Ergebnis eines tragischen Irrtums der Natur? Warum stell ich mir nur solche Fragen, warum mache ich es mir nicht so leicht wie Anette? Sie lebt ihr Leben und denkt nur an andere, wenn sie dabei die Hauptrolle behält . Wenn sie einmal etwas tut, daß auf den ersten Blick altruistisch aussieht, dann nur, weil es ihrer Egozentrik nicht widerstrebt, ja, weil es mit ihren egoistischen Zielen perfekt harmoniert. Warum kann ich das nicht? Und warum kann ich das Denken über mich und die Welt nicht abstellen? Je tiefer ich in die Dinge eindringe, je mehr ich darüber nachdenke, desto unklarer, unschärfer wird alles und desto mehr Fragen stellen sich. Der ehemals feste Boden unter meinen Füßen ist zu Treibsand geworden. „Von einem gewissen Punkt an gibt es keine Rückkehr mehr. Dieser Punkt ist zu erreichen“, schrieb Kafka und er hatte Recht. Ich will nicht wissen, ich muß und kann nicht anders“, murmelte Carl vor sich hin. Das Sprechen strengte ihn zunehmend an, ihm kam es vor, als sei sein linke Mundhälfte gelähmt, er schaute in den Spiegel, sah seine Unterlippe links herunterhängen und erschrak . „Man darf sich nicht aufgeben", lallte Carl mit letzter Kraft und dachte von da ab lautlos weiter.
"Was hat denn heutzutage noch Bestand? Worauf kann man sich denn noch verlassen? Ist es in einer Zeit, in der apodiktische Warheiten in fast allen Bereichen unmöglich geworden sind und das Streben nach endgültiger Gewissheit über die Fragen des Lebens nur noch eine romantische Träumerei ist, nicht das Beste, primär an sich selbst zu denken? Das eigene Leben ist doch das unmittelbarste, über das man Gewissheit haben kann, um das einzusehen, muß man kein Solipsist sein. Wir leben in einer Zeit, in der alles im Leben eine schlichte Gewinn- und Verlustrechnung ist. Alles ist meßbar, es gibt den Fun-Faktor, diesen Primat des Durchschnittsmenschenlebens und dessen Katechismus in jedem Kaufhauskatalog und Sexmagazin zu finden ist. „Machst du mich heute nicht glücklich' dann leck mich, bis morgen kann nicht warten. Ich will, und zwar sofort." So ticken doch die meisten und ihr armseliges Credo ist „Wenn alle an sich selber denken, ist auch an jeden gedacht“.Aber ist das wirklich so armselig? Immerhin glauben die Leute an sich selbst, das muss man ihnen lassen und auch wenn man ansonsten ihre Lebensweise verachtet, auf dieser Grundlage kann man aufbauen, man muß es ihnen ja danach nicht gleich tun. Ich sollte das auch machen , wie konnte ich das solange Zeit nicht tun? Daß ich es nicht getan habe, das ist mein eigentliches Unglück! Meine Welt dreht sich um mich, ich bin Mittelpunkt meines Universums, ein Satz, der auf der Erde sechs Milliarden Mal zutrifft. Ich habe die Welt durchsucht nach Werten, nach Warheiten, nach Gott und hätte dabei nur den Blick auf mich selber richten müssen! Unkoordiniert bin ich durch die Welt gestolpert, mit blutendem Herz, stechenden Schmerzen, ein düsterer Geselle und rastolser Wanderer, ohne Antwort auf das Woher, Wohin und Warum. Mich selbst habe ich dabei aus den Augen verloren und damit jegliche Orientierung. Dabei wurde die ganze Welt, alles darin, zu einem dunklen Schatten, zu einem Schleier, durch den man nichts klar erkennen kann.
Wo bin ich überhaupt?“, frage Carl sich lautlos.
Er versuchte sich umzusehen und war entsetzt. Er konnte nicht scharf sehen, alles um ihn herum erschien verschwommen, grob, konturlos. Alles, was er noch sehen konnte waren wage Umrisse, die einzigen Unterscheidungskritierien waren Farben und die Geschwindigkeit, mit der sich die Objekte bewegten . Drehte er sich nach links, so rasten die Dinge schnell an ihm vorbei, flüchtig wie im Traum. Drehte er sich rechts, verlangsamte sich die Bewegung, schaute er geradeaus, dann schien es so, als kamen all die Dinge direkt auf ihn zu, alles wurde bedrohlich und schien ihn rammen zu wollen, ohne das er erkennen konnte, was da eigentlich vor ihm lag. Er versuchte sich zu besinnen, zu verstehen was um ihn herum vor sich geht, aber er konnte nicht mehr erkennen , was er sah und nicht mehr bestimmen, was er dachte. Jeder Versuch, seinen Gedanken eine Richtung zu geben war vergebens, von nun ab spielte sich in seinem Kopf alles ab wie in einem Film, er hatte auf seine Gedanken nicht mehr Einfluß als ein Kinobesucher auf einen Film. Er schloß die Augen. Er kam sich vor wie ein Gasthörer in einer Vorlesung, den man geknebelt hatte und der dazu verdammt war, stillschweigend alles anhören zu müssen, was ihm vorgetragen wurde. Der Professor begann mit der Vorlesung:
Laut Schopenhauer sind Fragen nach dem Grund des Seins, der Welt, sinnlos. Der Wille ist es , der diese Welt hervorbringt, und er tut dies lediglich um zu Erscheinen, oder in Schopenhauers Worten gesprochen, um Vorstellung zu werden. Der Stein fällt, die Pflanze wächst, das Tier lebt. Warum ein Stein fällt, lässt sich sagen, warum diese Pflanze wächst und jene verkümmert ebenfalls, warum ein bestimmtes Tier überlebt und ein anderes stirbt ist nach dem gleichen Prinzip erklärbar. Es lässt sich jedoch nicht sagen, warum es überhaupt fallende Steine geben muß und wozu Pflanzen und Tiere die Erde besiedelt haben, es gibt eben keinen vernünftigen Grund, sie sind da, weil sie schlicht gewollt sind, haben an sich keinerlei Bedeutung, einem rationalen Urgrund auf die Schliche zu kommen wird niemals gelingen und zwar deshalb nicht, weil es einen solchen nicht gibt. Es wird gewollt, das ist alles. Oder anders gesprochen, die Welt ist ein unvernünftiges Kompendium sinnloser Dinge, vergleichbar mit einem Zirkustreiben, das unverständlich wirken muß, wenn man dem Clown bei seinem Rumgehampel zusieht, ohne dabei lachen zu können, den Artisten gelangweilt nachschaut, ihre Kunststücke als simple Abläufe von Bewegungen auffasst, ohne sich für ihr Tun begeistert zu können.“
Carl kannte Schopenhauers Philosophie und sie war ihm von Zeit zu Zeit genug, um als Welterklärung zu dienen. Trotzdem verbrachte er viel Zeit damit, philosophische, religiöse und populärwissenschaftliche Schriften zu lesen. Vor allem von letztern, ins besonders von der Kosmologie, erhoffte er sich anfangs große Erkenntnisschübe, wurde aber sehr schnell enttäuscht von all den schwarzen Löchern, String und M-Theorien, dunkler Materie und dergleichen unanschaulichen Dingen. Ihm war nie klar geworden, wo die Grenze zwischen Wissenschaft und Fiktion zu ziehen war, immer, wenn er Bücher aufschlug, die sich mit Kosmologie beschäftigten, dachte er, er öffnete das Tor zum Innenhof eines Irrenhauses und jede Seite sei ein Fenster, aus dem heraus ihn ein Irrer an schrie. Er entwickelte ein ausgeprägtes Angstempfinden gegenüber bestimmten Büchern, manchmal dachte er, die Buchstaben darin könnten herausspringen, direkt in sein Gehirn hinein, und dort großen Schaden anrichten, ohne das er Einfluß darauf nehmen könne. Ab und zu hörte er sogar bedrohliche und in Tälern des Wahnsinns widerhallende Stimmen, die ihm unter anderem Passagen über Zeitreisen vorlasen, welche er im übrigen für Fieberfantasien hielt. Sie schienen ihm nicht plausibel, hatte er doch instinktiv die Zeit von je her als ein reines Gehirnphänomen empfunden, in das man nun mal nicht reisen kann Er unterschied zwischen gemessener Zeit und empfundener Zeit, ersteres war für ihn lediglich Produkt sich bewegender Materie, das auf Skalen projiziert und sichtbar gemacht wurde, letzeres Gegenstand seines Bewusstseins, welches er nicht nur als bloßes Erzeugnis materieller Vorgänge verstand, ohne dabei sagen zu können, was dieses darüber hinaus sonst noch sei. In einer seiner geistigen Sternstunden verstand er die Zeit und Raum als rein ideell. In Kombination mit der Annahme, dass Materie und Energie ein und das selbe seien, beides nie entsteht und vergeht, sondern nur transformiert werden kann, und der Intuition, dass bei fehlender Existenz eines äußerern Raum-Zeitgefüges ohne beobachtendes, Zeit und Raum gebendes Bewusstsein alles eins ist, gleichzeitig existiert aber nie war und nie sein wird, kam er zum Schluß, daß der Tod lediglich eine unendlich kurze Metamorphose zwischen Ableben und Wiedergeburt sei, und dass man dieses Leben genau so schon unendlich viele Male gelebt hat und wieder leben wird, oder wie er es sagte, „die gleiche Scheiße wieder von vorne anfängt, sobald man einmal gestorben ist, und zwar sofort.“ Was Nietzsche an der Idee von der ewigen Wiederkehr des Gleichen so begeistert hat, war ihm schleierhaft, für ihn erschien diese Möglichkeit als die schlechteste aller denkbaren. Und doch spürte er jetzt intuitiv, was er sein ganzes Leben lang immer nur geahnt hatte und nie wahr haben wollte. Jetzt, in diesem Augeblick, in dem er nur Zuschauer seines Gedankenschauspiels war und die Rolle eines einfußlosen Statisten einnahm, hatte er Gewissheit über alle Dinge. Er erkannte, warum er so erschrocken war, so aufgewühlt und so von Panik ergriffen wurde, als er zum ersten mal von Nietzsches Gedanken der ewigen Wiederkehr des Gleichen gelesen hatte. Er hatte diesen Gedanken zuvor auch schon; als er Kind war. Da lag er in seinem Bett, von Depressionen zerrüttet, von der Sinnlosigkeit der Welt angewidert mit der Rasierklinge unter seiner Bettdecke, um sie vor dem lieben Gott zu verstecken, der für ihn schon lange nicht mehr lieb war. Nicht Gott, nicht die Lehre vom Selbstmord als Sünde hat ihn damals vor dem Suizid bewahrt. Nein, er selbst entfernte die Rasierklinge von seinem Handgelenk wieder, er tat es aus eigener Kraft, es war sein Wille. Er spürte ganz genau, daß er etwas Falsches tat, weil er das Einzige ist, was er jemals war, ist und sein wird und auf alle Ewigkeit an sein Ich gebunden ist. Und doch wußte er damit nichts anzufangen, außer für den einen Moment damals, danach lebte er genauso wie davor an dieser Einsicht vorbei. Selbst als er bei Nietzsche geschrieben fand, was er selbst nie formulieren konnte, aber immer unterbewußt gespürt hatte, zuckte er nur kurz auf, um danach im alten Trott weiter zu leben.
Er wurde augenblicklich von tiefer Angst ergriffen, er fürchtete sich vor seinen eigenen Gedanken so sehr, daß er am liebsten aus seiner Haut gefahren wäre und sich selbst samt seinen Gedanken und Gefühlen zurückgelassen hätte. Aber das war unmöglich und das wußte er nun endgültig.
„Bitte alles, Himmel, Hölle, das Nichts, aber bitte nicht dieses Leben als Endlosschleife. Dazu eignet sich mein Leben nicht. Das hätte ich füher erkennen müssen , dann hätte ich mein Leben darauf eingerichtet und mir klar gemacht, das jede einzelne Entscheidung, jede Handlung in meinem Leben von unendlicher Tragweite ist und für alle Ewigkeit bestand hat. Vielleicht hätte ich weniger gegrübelt, eventuell mehr unternommen und intensiver gelebt. Vielleicht hätte ich auch das Gegenteil getan und mich darauf konzentriert, sämtlichen Dingen aus dem Weg zu gehen, die mich leiden lassen. Oder vielleicht ist beides falsch und ich hätte die größten Entbehrungen auf mich genommen, nur um einem einzigen großen Ziel in meinem Leben nahe zu kommen, das mich mein Leben lang über alles andere erhaben gemacht hätte. Ich kann im Moment nicht sagen, was ich im einzelnen alles anders gemacht hätte, ich weiß nur, daß mein Leben anders verlaufen wäre. Nein, das darf nicht sein, bitte lieber Gott, laß das“, dachte sich Carl.Plötzlich gab es einen lauten knall und er verlor das Bewusstsein.
Als Carl die Augen wieder öffnete, sah er sich in einem weißen Raum liegen, Menschen mit weißen Kitteln machten hektische Bewegungen und sahen auf ihn herab. Sie machten ein besorgtes Gesicht und er hörte sie sagen: „Schlaganfall. Herzinfarkt. Dazu noch viele innere Verletzungen durch den Autounfall. Ich glaube, er kommt nicht durch“. Carl verstand den Grund ihrer Sorge nicht, er fühlte sich wohl, erfüllt von innerem Frieden und Ruhe. Ihn durchströmte eine angenehme, sanfte Wärme, er hatte keinerlei Sorgen und Kummer mehr, seine Gedanken waren vollständig zum erliegen gekommen.
Kurz darauf schloß er die Augen und öffnete sie sofort wieder, zwischen den beiden Augenaufschlägen verging noch nicht mal ein Augenblick. Er sah immer noch Menschen in weißen Kitteln, doch nun machten sie ein freudiges Gesicht und waren bester Laune. Carl verstand ihre Freude nicht, er fühlte sich schlecht und war völlig erschöpft. Alles um in herum war so grell, daß ihm die Augen schmerzten und er sie zu kniff. Ihm war kalt. Er versuchte etwas zu sagen, doch er kannte kein einziges Wort. Er versuchte sich zu erinnern, doch sein Gedächtnis war völlig leer, so inhaltslos wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Er begann zu strampeln und zu schreien , als man seine Nabelschnur durchschnitt.