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Wilbert, die Lederwanze

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04.05.2020
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Anmerkungen zum Text

Die Corona-Krise und damit verbundene Quarantäne macht vielen Menschen zu schaffen. Besonders Menschen mit psychischen Erkrankungen sind stark betroffen.

Diese Kurzgeschichte ist ein Versuch das Innenleben einer depressiven Protagonistin zu schildern. Gibt es vielleicht noch andere Erkrankungen, die man in ihren Denkmustern erkennen könnte? Ist Wilbert ein Hirngespinst, auf das sie ihre Symptome projiziert oder ein realer Begleiter, neben dem sie sich nicht wie eine Versagerin vorkommt? Auch ich weiß es nicht... :)

Wilbert, die Lederwanze

Ich glaube er wusste, dass ich einsam bin. Schon lange hatte ich mir ein Haustier gewünscht und plötzlich war er da, in meinem Badezimmer. Mit einem Tropfen aus der Dusche taufte ich ihn auf den Namen Wilbert. Wir beschlossen, dass die Feier nur im engsten Familienkreis stattfinden soll, wir sind beide introvertiert. Wilbert ist eine Lederwanze. Er mag das Badezimmer und versteckt sich oft hinter der Klobürste, wobei ich mich frage, warum er sich zu der schmutzigsten Sache des Hauses hingezogen fühlt.

Er hat angerufen und gesagt, dass er mich zwar immer noch liebt, aber das alles nicht mehr kann. Ich habe nur “Okay” gesagt und aufgelegt. Danach habe ich Wilbert Grünzeug von draußen zum Fressen gegeben, aber er isst nicht. Er schläft auch nicht, er liegt den ganzen Tag nur da. Wenn ich sehe, dass er sich innerhalb der letzten drei Stunden nicht bewegt hat, geht es mir schon ein bisschen besser. Ich habe ein Blatt Toilettenpapier als Transportmittel zurechtgelegt für den Fall, dass er ins Krankenhaus muss, wenn es ihm noch schlechter geht.

Maria wollte sich treffen, aber ich habe gesagt, dass ich mich um mein neues Haustier kümmern muss, das konnte sie nicht verstehen. In Wirklichkeit hasst sie mich, sie ruft nur aus Pflichtgefühl an. Wilbert ist anders, er ist ein treuer Begleiter.

Meine Mutter kommt vorbei. Sie fängt an meine Wohnung aufzuräumen und erzählt mir von dem Streit der Nachbarn, ihren neuen Kunden bei der Fußpflege und Papas Elektrofahrrad. Ich verstehe nur die Hälfte. Während der ganzen Zeit überlege ich nur, wie ich Wilbert dazu bringen kann zu essen. Sie meint, dass ich mein Leben auf die Reihe bekommen soll und Sport treiben müsse. “Es wäre doch schön, wenn du wieder eine gute Stelle findest”, ist ihr letzter Satz, bevor sie geht. Vollkommen erschöpft lege ich mich wieder ins Bett. Es ist Nachmittag und ich bin froh, dass Wilbert auch nichts anderes zu tun hat als auf seinem Blatt zu sitzen. Stunden vergehen, ich will verschwinden, langsam und leise. Und das tue ich auch bis ich bemerke, dass Wilbert tot auf seinem Blatt liegt.

 

Ich musste erstmal nach "Lederwanze" googlen, was das ist - Ach diese Dinger heißen Lederwanze :)

Hallo @Elila und herzlich Willkommen hier.

Ich fange mal direkt an:

Ich glaube er wusste, dass ich einsam bin.
Gar nicht schlecht, Dein erster Satz - finde ich. Er nimmt einen sofort rein in die einsame Melankolie.
Das "Er" wird auch sofort aufgelöst - Dein protagonist unterhält sich mit Gilbert - Klasse Einstieg.
Er hat angerufen und gesagt, dass er mich zwar immer noch liebt[Komma] aber das alles nicht mehr kann.
Ich bin mir nicht sicher ob es nicht "Er hatte angerufen ..." sein müsste.
Ich habe nur “Ok” gesagt und aufgelegt.
Das mit dem "Ok" wurde mir auch schon hier gesagt: Das Wort ist "Okay", die Abkürzung wäre "O.k.". "OK" steht für Oklahoma. "Ok" ist umgangssprachlich - vielleicht auch die richtige Wahl für Dich :) Kannst ja mal drüber nachdenken ;)
Danach habe ich Wilbert Grünzeug von draußen zum Fressen gegeben[Komma] aber er isst nicht.
Muss es nicht "Draußen" heißen? Bin mir nicht sicher.
Maria wollte sich treffen[Komma] aber ich habe gesagt, ...
“Es wäre doch schön, wenn du wieder eine gute Stelle findest”, ... .
Das fand ich sachlich zu viel, dass hier noch ein Jobverlust zum Beziehungsverlust kommt. Ich hätte mir im ersten Moment gewünscht, der Text fokusiert auf den Bieziehungsverlust. Aber gut: Wahrschinlich ist der Jobverlust die Ursache für das "Ich kann das alles nicht mehr" - insofern ist das vieleleicht auch gut.

Fazit: Mir hat der Text gefallen.
Nimm meine Anmerkungen als Lesermeinung - mach damit was Du willst ;)

Ich hoffe, Du hast Spaß hier!
viele Grüße
Pantoholli

PS: Das die Mutter beim Aufräumen das Tierchen nicht entsorgt hat, hatte mich schon gewundert.

 

Hi @Elila ,

mir gefällt dein Schreibstil ausgesprochen gut. Obwohl der Text ja sehr kurz ist, konnte ich mich praktisch von Anfang an in die Gemütslage der Protagonistin hineinversetzen, bzw. hatte zumindest das Gefühl ich kann es.

Wenn ich sehe, dass er sich innerhalb der letzten 3 Stunden nicht bewegt hat, geht es mir schon ein bisschen besser.
Der Satz hat mich etwas verwirrt zurück gelassen. Sie macht sich ja offensichtlich Sorgen um Wilbert und es kann auch kein gutes Zeichen sein wenn er sich stundenlang nicht bewegt. Außer es soll zeigen, dass die Protagonistin keinerlei Gefühl dafür hat ob es anderen Lebewesen gut oder schlecht geht.

 

Hey @Elila,

einen tollen Stil hat Dein Text! Phantasievolle und absurde Kleinigkeiten, die in diesem lakonischen Ton erzählt werden, und dabei sehr viel über die Protagonistin, ihre Situation und ihr Innenleben verraten.
Da bin ich dann etwas enttäuscht darüber, dass es so schnell vorbei ist. Meiner Meinung nach dürfte das ruhig ein bisschen länger sein, was ja nicht in Widerspruch zu dem pointierten Stil stehen muss. Den Dioalog Vorschlag von AWM finde ich z.B. super und würde das gerne lesen.:)
Außerdem will mir der Schluss nicht so richtig gefallen:

Stunden vergehen, Tage vergehen. Ich will verschwinden, langsam und leise. Und das tue ich auch bis ich bemerke, dass Wilbert tot ist.

Mag sein, dass ich das nur nicht verstehe und sich mir die tiefere Bedeutung nicht offenbart, aber für mich läuft das irgendwie ins Leere. Klar, es ist die Geschichte von Wilbert, und die darf mit seinem Tod enden, aber vorher ist das alles auch mit der Prota verbunden und dieser Bezug fehlt am Ende plötzlich. Also vielleicht bemerkt sie hier ihren eigenen Tod, damit wäre dann auch Schluss, aber ich finde, genau dieser Interpretationsspielraum passt nicht. Vorher reihen sich präzise Momente aneinander, dann wirds auf einmal so ungenau (Stunden, Tage) und metaphorisch (verschwinden).
Ich lese das auf alle Fälle als offenes Ende, was ich eigentlich toll finde, was aber Deinem Text nicht gerecht wird.

Noch eine Kleinigkeit:

Toilettenpapier(t)
Es sein denn, das ist so ein regionales Ding mit dem "t".

Ansonsten super Text und ich hoffe, Du kannst mit meiner Meinung was anfangen.

Liebe Grüße
s.

 

Hola @Elila,

gleich nach Einstellen Deines Textes habe ich ihn gelesen.
Uh, der schwächelt aber gewaltig, hab ich mir gedacht. Da ich aber, vermutlich aus Altersmilde, seit längerer Zeit lieber Lobendes schreibe bei Texten, die es mMn auch verdient haben, verzichtete ich auf Kritik.

Jetzt habe ich die bisher eingegangenen Kommentare überflogen – im vermeintlichen Wissen, was sie enthalten werden, und dann bleibt mir der Mund offen über das, was ich da lese!

Ja, Herrschaften, hab ich denn gar nichts kapiert? Ja, Oida, scheint so.
Auch nach nochmaligem Lesen wirkt diese Mini-‚Geschichte’ wie eine rasch aufgeschriebene Idee, die aus mir unbekannten Gründen (vielleicht, weil sich das selbst Geschriebene immer so schön liest :shy: ) auch gleich eingestellt wurde.

Dein Text macht für mich einen flapsigen, unüberarbeiteten Eindruck. Ich finde keine Passage, bei der ich denke ‚Oh, das hat er prima hingekriegt’ oder ‚He – das hat er sich gut ausgedacht’. Ich erkenne auch keine Spuren von Sorgfalt, die einen Text erst lesenswert machen.

Aber scheinbar bin ich der einzige enttäuschte Leser – das muss Dich also nicht stören.

José

PS:

Elila schrieb:
Ich brauche Feedback, freue mich auch Inspiration und netten Austausch :)
Auch wenn’s nur eine Zeile ist, sollte man sie fehlerfrei halten.

 

Hallo @JReichinger,

Vielen Dank fürs Durchlesen meiner Kurzgeschichte und dein Feedback.

Zu deiner Frage: Die Protagonistin befindet sich in einer depressiven Phase, die sich durch Abgeschlagenheit, Abgestumpftheit, Motivationslosigkeit, Schlafstörungen, verminderten Appetit usw. äußert. Andere Menschen geben ihr das Gefühl sie würde ihr Leben nicht "auf die Reihe" bekommen. Da jedoch Wilbert die gleichen "Symptome" zeigt, fühlt sie sich verstanden und nicht so einsam.

Deine Interpretation, dass sie abgestumpft ist und Wilbert ihr eigentlich egal ist, finde ich auch interessant.

Liebe Grüße
Elila

Guten Abend @AWM,

diese vielen Komma- und teilweise Rechtschreibfehler sind mir natürlich peinlich und ich danke Dir sehr, dass du darüber geschaut hast. Vielleicht hast du gesehen, dass ich auch einige deiner inhaltlichen Verbesserungsvorschläge in den Text übernommen habe. Ich hoffe, dass ich hier Erfahrungen sammeln und somit mein Schreiben verbessern kann.

Danke und viele Grüße
Elila

Hallöchen @sodrecas,

über deine Rückmeldung habe ich mich sehr gefreut. Für mich ist das offene Ende ein Stilmittel, dass ich gerade bei dieser Thematik benutzen wollte. Trotzdem werde ich darüber nachdenken, ob und wie ich die Geschichte weiter- oder umschreiben könnte. :)

Danke vielmals und auf guten Austausch
Elila

Hallo @josefelipe,

ich bin sehr dankbar für dein Feedback und muss ehrlich zugeben, dass das Einstellen meines Textes und die Anmeldung hier im Forum ziemlich spontan war :) . Ich stimme dir auch zu, dass man bezüglich seiner eigenen Texte eine gewisse "Betriebsblindheit" entwickeln kann. Deine Rückmeldung hat dazu beigetragen, dass ich mich erneut kritisch mit meiner Geschichte auseinandergesetzt habe. Hinter der Kurzgeschichte und der Wahl meines Schreibstils steht jedoch eine tiefere Bedeutung. Ich habe eine kleine Information/Anmerkung zum Verständnis des Textes reingestellt.

Vielen Dank und liebe Grüße
Elila

 

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