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Wir sitzen doch alle im selben Boot

Seniors
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20.11.2001
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Wir sitzen doch alle im selben Boot

Meine Hand in der linken Westentasche hält das kleine Bündel guter Dollars fest, drückt es dabei immer wieder, rollt es zusammen, entrollt es, knickt es, drückt es wieder.... – Es ist alles, was uns vom Vater meiner Frau blieb, er hat es sich wahrlich hart erarbeitet und vom Mund abgespart. Zum Glück hat er es noch zu besseren Zeiten umgewechselt, denn jetzt bezahlt man mehr als die Hälfte des Wertes allein nur für den Tausch, am Schwarzmarkt. Er hob es schon lange auf, für schlechte Zeiten, „für sehr schlechte Zeiten“, wie er immer betonte. Nun sollte es uns ein neues Leben bringen, ich bin sicher, das wäre auch sein Wunsch gewesen.

Für Trauer blieb uns nicht viel Zeit, wir mussten ihn schnell begraben. Immerhin hat er ein Grab. Wenn ich daran denke, wie viele wohl in Massengräbern landen werden.... Wir ahnten, daß die nächsten Bomben bereits in Stellung gebracht würden – Fernseher hat in unserem abgelegenen Dorf niemand und bis mal eine Zeitung bei uns landet, ist sie mehrere Tage alt. Gestern wurde mein Schwiegervater von einer Bombe getroffen, wenige Minuten nachdem wir in der für uns frischen Zeitung lasen, daß der Krieg begonnen hat.

Also begebe ich mich nun mit weichen Knien in die finsterste Spelunke im Umkreis von mehreren Kilometern und treffe dort den Mann, der sich bei uns als „Convoy“ vorstellte. Wir wissen, daß dies nicht sein richtiger Name ist, aber in unserer Angst ist uns der Name ja auch egal, soll er sich doch nennen, wie er will – solange er uns in Sicherheit bringt, das ist das Wichtigste.
Er gibt mir die Hand, ich freue mich über die nette Geste, doch er sieht, als er losläßt, die Innenseite seiner Hand an, dann ein fragender Blick auf mich, er läßt in kurzen, schnellen Bewegungen seine Finger über den Daumen fahren, ich verstehe – ziehe die linke Hand aus der Weste und gebe ihm die zerknitterten Scheine.
Jetzt lacht er mich an, bedeutet mir, mich an seinem Tisch niederzulassen, bietet mir Tschandu und Tee an, und meint einleitend und grinsend: „Wir sitzen doch alle im selben Boot.“

Er zählt ferne Länder auf, durch die wir durchfahren werden und nennt mir den Treffpunkt, an dem wir pünktlich zu erscheinen haben, weil er sonst ohne uns fährt. Ich nicke, nicke nochmals, verabschiede mich ebenfalls mit einem Kopfnicken und verlasse das Lokal.
Während ich meinen Fußmarsch nach Hause antrete, geht mir der Satz, den Convoy sagte, im Kopf herum. Ich betrachte jede Möglichkeit, ihn zu verstehen, doch sowie ich glaube, den Sinn erkannt zu haben, sehe ich auch schon den Haken dran.

Zweifel überkommen mich, sollen wir wirklich alles hier verlassen, in eine uns völlig fremde neue Welt gehen? Ist es wirklich so schön dort, wie alle sagen? Werde ich dort wirklich Arbeit finden? Können wir dort wirklich Kinder bekommen, ohne uns Sorgen machen zu müssen, was am nächsten Tag mit ihnen sein wird? Essen und Kleidung in rauen Mengen? Wenn es das wirklich gibt, ist es das Erbe meines Schwiegervaters wert, ja. Hoffentlich. – Ach was, es ist gar keine Frage, wir werden fahren und unser altes Leben durch ein neues ersetzen.

Die Gegend wirkt wie ausgestorben, alle Menschen sind in ihren Häusern, ein paar schon geflüchtet, um ihr Leben gerannt. Wo sie jetzt wohl sein mögen, ob sie durchgekommen sind, schon außer Gefahr? Alles haben sie hiergelassen und wir werden es ebenso tun. – Es ist nicht leicht, die Heimat zu verlassen, aber was sollen wir sonst tun, wenn die Herrschaften sich streiten müssen und mit ihren Kriegsmaschinen aufzutrumpfen, die einzigen Argumente sind, die ihnen einfallen? Hier können wir nicht unsere Kinder bekommen, sie sollen leben wie die anderen auch. „Jeder Mensch ist frei und gleich an Rechten geboren.“ Ja, wo gilt das denn?

Meine Frau hat bereits eine kleine Tasche mit Dingen für unterwegs gepackt und sitzt auf unserer hölzernen Bank, mit Tränen in den Augen. Ich nehme sie in den Arm, tröste sie, streiche ihr über den Kopf und drücke sie schützend an mich. Ich frage sie nicht, was schwerer wiegt, der Verlust ihres Vaters oder der, der Heimat, sondern beruhige sie: „Morgen früh ist es soweit. Unsere Reise beginnt und alles wird gut, du wirst schon sehen.“ Für sie muß es wohl am schwersten sein. Ich kann ja immerhin Englisch, ich war Journalist, solange wir die alte Regierung hatten – solange wir Demokratie hatten. Aber sie kann nicht einmal schreiben, sie hat es nie gelernt, wie viele bei uns. Auch, war es hier niemals wichtig, denn die Menschen sprechen miteinander. „Komm, essen wir noch den letzten Rest Brot und dann legen wir uns schlafen, wir müssen zeitig raus.“

Wir können alle beide nur schwer einschlafen, dies ist die letzte Nacht in der Heimat. Viele Gedanken gehen in meinem Kopf herum, doch als ich bemerke, daß mein Schatz auf meinem Arm bereits eingeschlafen ist, finde ich auch die Ruhe und falle ins Land der Träume.
Um drei Uhr sind wir wieder wach, noch eine Stunde, bis zur Abfahrt. Wir stärken uns mit Kaffee und besuchen noch kurz das Grab, bevor wir uns auf den Platz begeben, wo Convoy mit seinem LKW wartet. Er sieht auf die Uhr, als er uns erblickt, nickt zufrieden und öffnet das Verdeck des Anhängers. „Rein da, mit euch – und hinter die Kisten!“ Dort sitzen bereits acht Landsleute, die nun ein Stück enger zusammenrücken, um uns auch noch Platz zu machen.
Kurz darauf fahren wir los, halten nach einer Weile an und nehmen noch eine Familie mit zwei Kindern auf. Sie wollen eine größere Tasche mit auf die Reise nehmen, doch Convoy lässt ihnen die Wahl: „Entweder die Tasche bleibt da, oder einer von euch - und das wollt ihr doch nicht.“ Eine Flasche Wasser erbetteln sie sich noch, herausnehmen zu dürfen. In meinem Kopf tauchen Zahlen auf, Geldscheine multipliziert mit „Reisenden“.
Jetzt wird mir die Bedeutung des Satzes von Convoy immer klarer, es fehlte nur ein Stück. Es mußte heißen: „Wir sitzen alle im selben Boot, nur manche rudern und andere angeln.“

Die Fahrt geht richtung Grenze und wir brausen ganz schön dahin. Wir haben Mühe, uns im Inneren des Anhängers so zu verkeilen, daß wir nicht alle umherfallen. Convoy bremst, bleibt stehen, kommt nach hinten: „Jetzt schlichtet euch mal in die Kisten, wir sind bald an der Grenze.“ Wir müssen uns in die Kisten zwängen und er ist dabei, eine nach der anderen zu schließen. Ich frage, ob er uns auch nach der Grenze wieder herausläßt und er versichert uns, sobald wir außer Sichtweite sind, stehen zu bleiben.

Wir fahren nun schon seit einer Stunde und haben noch immer nicht angehalten. Durst quält meine trockene Kehle, das Wasser hat meine Frau bei sich. Ich versuche, mich abzulenken, an belanglose Dinge zu denken, dann versuche ich wieder, mir die Landkarte vorzustellen und wo wir wohl gerade sein mögen. Ich denke an früher, male mir die Zukunft aus, versuche, Nichts zu denken – endlich quietschen die Bremsen. Convoy befreit uns, gibt uns sogar Wasser, nach dem die ganze Menschen-Ladung dürstet. Beim Anblick des Wassers haben alle ihren Zorn vergessen, den sie in ihrer Kiste aufgebaut haben, einer nach dem anderen labt sich an einer der beiden Flaschen, atmet auf und bedankt sich bei Convoy.

Die Fahrt dauert eine Woche, viermal haben wir etwas zu essen bekommen, bevor Convoy uns jetzt einen Sack voller McDonald´s-Hamburger in den Laderaum schiebt. Einige essen sie aus Hunger, andere, die sehr an ihrer Religion haften, essen nur das Drumherum. Die Fahrt ist jetzt ruhig, die Straßen sind nicht mehr holprig und es ist schon beinahe angenehm, als wir schon wieder in die Kisten müssen, wie vor jeder Grenze. Wir hören von Convoy die erlösenden Worte: „Die letzte, dann steigt´s aus.“

Nach kurzer Fahrt steigt Convoy plötzlich wie ein Irrer auf´s Gas, fährt um die Kurven, daß es uns samt den Kisten herumschleudert. Irgendetwas muß passiert sein, wir können nur geschehen lassen und uns in den Kisten festhalten. Die Fahrt wird wieder langsamer, wir halten. Convoy kommt nach hinten, um nachzusehen. Hilft uns heraus, wir machen Pause, er reicht uns wieder mal eine Flasche Wasser. Ich beginne eine Diskussion, ob es nicht besser wäre, die letzte Grenze zu Fuß zu überqueren. „Die arbeiten hier mit Nachtsichtgeräten und Hunden, da kommt ihr niemals durch. Ich bringe euch schon sicher über die Grenze, vertraut mir. Ich hab´euch doch auch bis hierher gebracht. – Und jetzt ab in die Kisten! Versucht, noch ein bisschen zu schlafen, wenn ihr wieder aufwacht, beginnt eure Zukunft.“

Ein Lichtstrahl blendet mich, nachdem der Deckel über mir gehoben wird. Ich werde begutachtet, ausgefragt – wie auch die anderen, Convoy hat uns kurz nach der Grenze auf einem Feldweg abgestellt und ist mit der Zugmaschine zurückgefahren. Wir können duschen, bekommen frisches Gewand und Essen, man füllt mit uns Asylanträge aus, danach dürfen wir uns ausschlafen. Am nächsten Morgen werden wir ins Flüchtlingslager gebracht. Menschen vieler Länder leben hier, alle sind gekommen mit der Hoffnung, auf ein schönes Leben, ein menschenwertes Leben. Hier bekommen wir einmal das Allernotwendigste. Ich bekomme sogar Schuhe aus einer Kleidersammlung, weil sich bei meinen alten bereits die Schuhsohlen vom Oberleder lösen.
Aber es gibt hier auch viel Haß gegen uns, was mich doch sehr bedrückt. Sind wir am Ende hier genauso der Gewalt ausgeliefert, wie in unserer Heimat? Man sagt, wir seien Heckenschützen, Vergewaltiger, Plünderer und Massenmörder, fragt nicht näher nach und schlägt manchmal einen von uns so nebenbei zusammen. Man beschreibt uns, welchen Leuten wir besser aus dem Weg gehen sollen – ansonsten sei dies ein „sehr zuvorkommendes Volk“. Ich höre, daß es einen Wahlspruch der jetzt regierenden Partei gab, der lautete „Österreich zuerst“ und mir wird die Doppeldeutigkeit des Wortes „zuvorkommend“ bewusst.

Manchmal denke ich an Convoy. Ob er schon wieder unterwegs ist? Ich möchte mein Leben hier nicht mit seinem tauschen, auch nicht für die Dollars, die wir alle ihm bezahlt haben.

Es wird noch ein langer Kampf, bis wir in Freiheit sind. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Es gibt auch viele gute Menschen hier. Bis hierher haben wir es geschafft, warum sollten wir jetzt aufgeben? Wir werden das alles gemeinsam durchstehen, wir lieben uns und wollen unsere Zukunft in einem hoffentlich sicheren Land aufbauen. - Wie so viele Menschen das ganz selbstverständlich tun.

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„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“
Artikel 1 der Menschenrechte

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Susi P.


Das Land, in dem Krieg herrscht, soll kein bestimmtes darstellen, deshalb habe ich auch Namen vermieden. Sie sollte für jedes Land einsetzbar sein.


Die vorgegebenen Wörter für diese Geschichte waren: Schuhsohle, ersetzen, Spelunke, ausgestorben, Anhänger

[Beitrag editiert von: Häferl am 15.03.2002 um 23:51]

 

Hi, Susi!
Es ist wirklich faszinierend, was aus fünf Wörtern für eine Geschichte entsteht.

In den einfachen, beschreibenden Wörtern der Hauptfigur wird eine klare, Schwarz-weiß-Zeichnung aufgebaut. Das Grauen der ersten Angriffe und der Tod des Vaters und dagegen die auf unterster, zwischenmenschlicher Ebene ausgetauschten Zärtlichkeiten einer Umarmung, dazu die Hoffnung auf einen neuen Anfang. Das einfache, 'hinterwäldlerische' Dorf gegen die Kriegsmaschinerie der Großen, Unbekannten. Beeindruckend. Nur durch Beschreibungen eine starke, emotionale Ebene aufgebaut.
Der Stil setzt sich in der Beschreibung der stumpfen Eintönigkeit der Reise fort, nur in ein paar kurzen Sätzen erzählt, bedarf auch nicht genauerer Darstellung.
Gut, das Ende war vorauszusehen, tut dem ganzen aber keinen großen Abbruch.
Insgesamt eine solide Erzählung, die mir gefällt, die einen hint auf österreichische Politik gibt, über den Rainer sich gewiß freuen wird. ;)


Hab ich gern gelesen. Und in Hinsicht auf die Wörter nie erwartet.

Gruß, baddax

 

Ach ja, hab ganz vergessen, die ein, zwei Sachen, die ich gefunden habe, aufzuschreiben:

...erarbeitet und an sich selbst vom Mund abgespart
das 'und an sich selbst' halte ich für überflüssig.

...wie Viele bei uns.
'viele' wird klein geschrieben.

Auch, war es hier niemals wichtig, denn die Menschen sprechen miteinander. „Komm, essen wir noch den letzten Rest Brot und dann legen wir uns schlafen, wir müssen zeitig raus.“
Diese beiden Sätze gefallen mir sehr gut. "...die Menschen sprechen miteinander." sagt viel über das Unverständnis aus, das die ganze Situation in dem Menschen auslöst.
"...noch den letzten Rest Brot und dann legen wir uns schlafen..." hört sich schon an wie Normalität. In die ebenso geflüchtet wird.


Jetzt schlichtet euch mal in die Kisten...
"schlichtet"? Ist das Österreichisch? Kenne ich in dem zusammenhang gar nicht. Mach mich doch mal schlau!

Nochmal gruß, baddax

 

Hallo Baddax!

Danke für´s Lesen!
Es freut mich, daß Dir meine Geschichte so gut gefällt und Du genau das herausgelesen hast, was ich vermitteln wollte!
Ich hoffe auch, daß ich mit meiner Geschichte bei manchen das menschliche Verständnis wecken kann, die gerne behaupten, Ausländer würden uns Arbeitsplätze wegnehmen. Auch das muß man erst einmal im globalen Zusammenhang sehen, daß wir doch alle in einem Boot sitzen..... Wir sind eine Welt.

Eine Änderung durch Deine Kritik: Der Satz heißt jetzt so: "er hat es sich wahrlich hart erarbeitet und vom Mund abgespart." - Danke.
"viele" schreibt man klein, das war ein Flüchtigkeitsfehler, danke, ich hab drübergelesen.

Ich freue mich schon auf die nächsten Wörter!

Ach ja: Schlichten ist österreichisch, ja. Wir schlichten in Regale ein, man ist "geschlichtet, wie die Ölsardinen", wenn es wo recht eng ist, Streit kann man schlichten und beim Treffen in Berlin haben wir uns zum Schlafen gar am Zimmerboden geschlichtet! ;)

Alles liebe
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 14.03.2002 um 21:34]

 

Kleine Änderung in der Handlung: Convoy wird nicht verhaftet. ;)

@Kristin, Du willst mir also erklären, daß bei Dir z.B. die Waren ins Regal gequetscht werden? Das glaub ich nicht.

Aber was wolltest Du denn zur Geschichte sagen? - Oder hat sie Dich sprachlos gemacht? ;)

Alles liebe
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 15.03.2002 um 02:31]

 

Hi, Sissi...ähh, Susi ;)

hmmm...das Convoy (übrigens toller Name!) nicht verhaftet wird, bringt seine Person ganz anders in die Geschichte ein - insofern keine kleine Veränderung. ;)
Vorher habe ich ihm nicht so eine Bedeutung beigemessen. Er war für mich in gewisser Weise sogar ein Teil der Bootsbesatzung, weil er bis zum bitteren Ende bei den Menschen geblieben ist und es den Anschein hatte, als würde er sie für das Geld wirklich bis zum festgesetzten Ziel bringen wollen. Ich habe sogar gehofft, dahinter läge eine gute Absicht.
Die ist jetzt natürlich dahin.
Er ist der dreckige Sack, dem die Schicksale egal sind.
Aber meiner Meinung nach verliert sein Tun dadurch etwas an Sinn; wenn er eh vorhatte, sie abzusetzen, in die Kisten eingesperrt (abartiger Typ), dann finde ich es recht komisch, das er zuvor das Risiko eingeht, mehrere Grenzen zu überqueren. An seiner Stelle hätte ich das dann spätestens nach der ersten Grenze gemacht. Das finde ich jetzt nicht mehr so schlüssig.
Kannst Du das entkräften?

Gruß, baddax

[Beitrag editiert von: baddax am 15.03.2002 um 12:39]

 

Das hoffe ich, Baddax, daß ich das entkräften kann:

Eben weil er sie ja bis ans Ziel gebracht hat, hat er mir dann leid getan und ich wollte nicht, daß er verhaftet wird.

Er hat sie ja über die Grenze gebracht, aber sie eben dann gleich abgestellt. Wahrscheinlich hat er sich gedacht, wenn er alle jetzt rausläßt, gibt es zu viel Aufsehen - und er konnte ja sicher sein, daß sie gefunden werden, da an der EU-Außengrenze (in der ganzen Gegend dort) sehr viel kontrolliert wird.

So sind die einen im Flüchtlingsheim, und er nicht verhaftet. Ist doch für alle die beste Lösung, oder?

Liebe Grüße
Susi

 

Ohh, dabei habe ich nicht bedacht, das es sein Ziel war, dass sie gefunden werden. Im Nachhinein betrachtet ergibt es natürlich Sinn, dass sie entdeckt werden sollen. Ich dachte im ersten
Moment, dass sie in das Land kommen und dort versteckt bleiben wollen, weil die Gefahr besteht, nicht da bleiben zu dürfen (sie kennen ja die ö. Gesetze nicht so genau.)
Da er sich im Vorfeld um sie kümmert (recht nett sogar), hätte ich es seiner Person vielleicht angemessener gefunden, wenn er sie vorher darüber informiert hätte, was er vorhat. Vielleicht wäre es dann auch nicht nötig gewesen, sie in den Kisten zu lassen; immerhin hat er sie auf einem Feldweg abgestellt und es hätte sein können, daß es ganz schön lange dauert, bis sie gefunden werden.
Das passte eher dazu, sie einfach in Stich zu lassen.
Was meinst Du?

 

Lieber Baddax!

Ich schau´ am Abend, ob ich das noch etwas herausarbeiten kann, daß es so besser für alle ist.
Als U-Boot hätten die Flüchtlinge auf jeden Fall die schlechteren Karten. Hätte Convoy ihnen gesagt, daß sie vom Grenzschutz aufgegriffen werden, hätte es Diskussionen gegeben, die er nicht wollte - er war der Boss, auch wenn er noch so nett war -, da fand er es besser, das für sich zu behalten.
Zumindest in der Gegend an der Grenze zu Ungarn möchte ich nicht einmal als Österreicherin in der Nacht unterwegs sein. Convoy konnte ganz sicher sein, daß sie gefunden werden. Hätte er sie herausgelassen, wäre er sicher verhaftet worden, - so hat er nur den Anhänger abgekuppelt und ist schnell wieder weg gewesen. Ich fand, daß sich dadurch auch ein Sinn ergibt, warum sie im Anhänger und nicht vorne sind - damit er sie abhängen kann und weiterfahren.

Es werden dort in der Gegend regelmäßig Flüchtlinge gefunden, die von irgendwelchen Schleppern ausgesetzt werden und durch die Gegend irren.

Convoy ist schon wieder unterwegs....

Hab aber erst am Abend Zeit, das nochmal zu überdenken, ich geh schon seit einer Stunde einkaufen ;) .

Alles liebe
Susi

 

Hääh?? Du gehst Einkaufen und schreibst gleichzeitig? :confused:

Das es Diskussionen und Widerstand gegeben hätte sehe ich ein. Okay.
Ist mit U-Boot gemeint, das sie versuchen, sich in Österreich zu verstecken? Das sie dann schlechte Karten haben sehe ich auch ein.
Deine Lösung ist ja stimmig, nur hat sie mir erst den Charakter von Convoy etwas verzerrt. Am Anfang war er mir halt klarer.

Warte sonst aber vielleicht andere Meinungen ab, bevor Du's änderst - meine alleine genügt sicherlich nicht. :rolleyes:

Aber: die Geschichte gefällt mir nach wie vor sehr gut.

Gruß, baddax

[Beitrag editiert von: baddax am 15.03.2002 um 13:49]

 

Das wär schön, Baddax, wenn das ginge! :D
Ich meinte natürlich, ich hatte seit einer Stunde vor, zu gehen.... ;)
(Das ist die Sucht, deutlich erkennbar.)

 

So, ich hoffe, ich hab den Schluß jetzt so hinbekommen, daß Convoy´s Charakter im rechten Licht bleibt? ;)

 

So gefällt's mir gut. Kurze Reflexion über Convoy, die seine Lage verdeutlicht und gleichzeitig auch andeutet, daß die Hauptperson ihn nicht ...ähhh ...scheiße findet; jedenfalls nicht die Behandlung durch Convoy.

:thumbsup:
Schönen Sonntag noch, baddax

 

Hallo Susi,

Eine gute Geschichte, bei der die Überarbeitung sich scheinbar gelohnt hat (kannte die alte/n Version/en nicht).

Den letzten Satz finde ich jedoch nicht so gut.

Wir werden das alles gemeinsam durchstehen, wir lieben uns und wollen unsere Zukunft in einem hoffentlich sicheren Land aufbauen.
Scheinbar will die Familie im Ankunftsland eine neue Existenz aufbauen. Dies ist aber ein häufiges Missverständnis gegenüber Flüchtlingen, wodurch viele Vorurteile und auch Hass entstehen. In der Realität wollen die meisten Flüchtlinge aus Kriegsgebieten eigentlich wieder in ihre Heimat zurückkehren, und ihr Land im Frieden wieder aufbauen.

Wäre es deutlich, dass die Familie wieder ins Heimatland zurückkehren will, hätte die Geschichte wesentlich mehr durchschlagskraft, finde ich.

 

Lieber I3en!

Danke für´s Lesen!
Deine Argumente sind mir wirklich eine Überlegung und nochmalige Überarbeitung in den nächsten Tagen wert! Was Du sagst ( :thumbsup: !), hatte ich wirklich nicht bedacht...

Alles liebe
Susi

 

Hm, ich finde die Geschichte etwas langatmig. Anfangs kommen mir viel zu oft einmal das Begräbnis und dann letzer Tag in der Heimat/Ausreise vor.

Und irgendwas fehlt der Geschichte. Die Idee ist ja nicht schlecht. Die Umsetzung? Bevor ich aber weiterdenke, frage ich ganz dumm:
Was willst Du mit der Geschichte sagen?

 

Hallo Zaza!

Danke erstmal fürs Lesen!

Ursprünglich wollte ich nur aufzeigen, was manche Menschen auf sich nehmen müssen, um ein "normales" Leben führen zu können.

Allerdings werde ich sie auf jeden Fall noch mal überarbeiten, wie ich schon sagte, da ich I3en bei seinen Argumenten recht geben muß. Werde dabei auch ein Auge auf die Langatmigkeit werfen. ;)
Würde mich freuen, wenn Du nach der Überarbeitung noch einmal hier vorbeischaust! :)

Liebe Grüße
Susi

[ 15.07.2002, 02:56: Beitrag editiert von: Häferl ]

 

Hallo Susi,

eine Wörterbörsegeschichte, die ich, warum auch immer, noch nicht gelesen habe! Tss! Tss! Tss!

Ich finde, dass Dir eine sehr einfühlsame und genaue Beschreibung der Flucht dieser Menschen aus ihrem heimatlichen Elend gelungen ist. Wir alle wissen, dass täglich viele Menschen Ähnliches erleben und beileibe nicht immer alle lebend das gelobte "Zielland" erreichen.

Beim Lesen befürchtete ich zunächst, Du würdest ein ganz schreckliches Unglück geschehen und die Flüchtlinge elendiglich verrecken lassen. Dass Du genau das nicht getan hast, sondern die Flucht "gut" enden liessest, macht die Geschichte noch beklemmender, da wir natürlich nicht wissen können, wie Dein Protagonist und seine Frau nun, umgeben von ausländerfeindlichen Menschen überleben werden...

Ich fand es beeindruckend, welche Szenerie und Gefühle Du mit den vorgegebenen Worten heraufbeschworen hast.

Liebe Grüße
Barbara

PS.: Den Titel der Geschichte finde ich Klasse!

 

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