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Wozu denn Zeit verlieren?

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07.05.2019
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Wozu denn Zeit verlieren?

Piep. Klopapier für drei Euro Neunundfünfzig. Piep. Bananen für einen Euro Neunundzwanzig. Piep. Meine Hände gleiten von links nach rechts, während sie den Utensilien des Alltags verhelfen vom Barcodescanner erfasst zu werden. Piep. Über mir müde Augen, herunter gesunkene Mundwinkel, und Hände, die hektisch in Geldbeuteln kramen. Piep. Ein unfreundliches Gesicht kopiert und eingefügt in jeden einzelnen Kopf der menschlichen Reptilie. Ich schaue nicht hinein. Piep. Eine Mischung aus Gelächtern, Geschrei und Seufzern formt die Geräuschkulisse, die im Hintergrund auf und zugezogen wird. „Zahlen Sie bar oder mit Karte?“ Wie oft meine Lippen wohl diese Frage schon formen mussten. Und wiedermal kein Ton der mir als Antwort entgegenkommt, sondern nur eine herausgestreckte Hand mit EC-Karte. „Einen schönen Tag noch“, mein mechanisch aufgesetztes Lächeln verabschiedet eine weitere menschliche Hülle, bevor ich mich der nächsten widme. Piep.

Feierabend. Nachdem die letzten Kunden pünktlich zur Schließung noch ihren wöchentlichen Verbrauch versorgt hatten, hab ich Feierabend. Jetzt bloß nicht den Bus verpassen. Meine schlafenden Beine geben sich große Mühe mich meine Fahrt nach Hause erwischen zu lassen. Sie eilen zur Haltestelle, den Weg finden sie auch ohne meine Hilfe. Mein Herz rast, meine Atmung ist schnell, Schweißperlen tropfen von der Stirn, im vollgepackten Fahrzeug wartet aber kein Sitzplatz auf mich. Bei dem etwas groben Fahrtstiel des heutigen Chauffeurs kann man dem Erfinder der etwas unpraktisch hängenden Griffe nur danken. Bald kann ich aussteigen. Zusammen mit den anderen stehenden Passagieren schwanke ich hin und her, wie auf einem Schiff, welches durch stürmische Gewässer treibt.

Stürmische Gewässer. So fühlt es sich an als ich aus dem Bus aussteige, um durch Dunkelheit und Regen die Reise zur Wohnung einzuschlagen. Es ist aber nicht die Dunkelheit, und erst recht nicht der Regen, die den Sturm definieren. Es ist das Piepen, was ich jeden Tag mit Mühe versuche, so schnell nacheinander wie möglich ertönen zu lassen. Es sind die Menschen, die nicht mal Zeit finden ein einziges Wort auszusprechen, und Menschen, die schon heute entscheiden, morgen keine Zeit fürs Einkaufen zu haben. Es sind meine Beine, die schneller laufen als Gedanken sich formen. Es ist der Busfahrer, der seine Matrosen seekrank macht. Solch eine Ironie, wie kann die Welt so leblos und gleichzeitig so hektisch sein? Zu Hause angekommen gehe ich direkt schlafen, wozu auch Zeit verlieren.

Es ist der nächste Morgen. Mein Handywecker schlug noch keinen Alarm, und dennoch sind meine Augen schon auf. Ich versinke in mein Bett, heute ist es besonders kuschelig. So kuschelig wie man sich als Kind die Wolken vorstellt. Ein frischer Windhauch fühlt sich eingeladen durch den Schlitz im Fenster hineinzukommen, um mir einen guten Morgen zu wünschen. Er streichelt mir sanft die Wangen. Die Vögel zwitschern mir im Kanon ein Konzert, welch schöne Melodie sie komponieren. Sonnenstrahlen erhellen spielerisch das Zimmer und füllen den Raum mit sonniger Freude. Ich fühle ihre Wärme, ich fühle mich geborgen. Ich bleibe eine Weile noch liegen, wozu denn Zeit verlieren?

 

@xxxanna

Dein Text gefällt mir gut?
Aber an einigen Details solltest du noch mal arbeiten, damit es sich flüssiger liest. Die vielen kleinen Ungenauigkeiten hemmen doch ein wenig die Lesefreude. :sad:


drei Euro Neunundfünfzig - drei Euro neunundfünfzig

Bananen für einen Euro neunundzwanzig

herunter gesunkene Mundwinkel, ... (Komma!)


Ein unfreundliches Gesicht kopiert und eingefügt in jeden einzelnen Kopf der menschlichen Reptilien
Menschliche Reptilienköpfe mit kopierten unfreundlichen Gesichtern

mein mechanisch aufgesetztes Lächeln verabschiedet eine weitere menschliche Hülle, bevor ich mich der nächsten widme. Piep.
Sehr schön!
Meine fast schon schlafenden (oder schweren) Beine geben sich große Mühe, (Komma) mich...
wenn die Beine wirklich schlafen, kann man gar nicht mehr gehen

...noch ihren wöchentlichen Verbrauch besorgt haben, ist jetzt Feierabend.

Jetzt bloß nicht den Bus verpassen!
Bei dem etwas groben Fahrtstiel des heutigen Chauffeurs kann man dem Erfinder der etwas unpraktisch hängenden Griffe nur danken.
Besser: Bei dem etwas groben Fahrstiel des heutigen Fahrers kann man dem Erfinder der etwas unpraktisch hängenden Haltegriffe nur danken.

Bald kann ich aussteigen.
Besser hinter den nächsten Satz stellen.
So fühlt es sich an, (Komma) als ich aus dem Bus aussteige, um durch Dunkelheit und Regen die Reise den Weg zur Wohnung einzuschlagen.
Es ist das Piepen, wdas ich
Zu Hause angekommen gehe ich direkt schlafen. (Punkt) Wozu auch Zeit verlieren?
Mein Handywecker schlug schlägt noch keinen Alarm
Die ganze Geschichte geschieht im Präsenz.
Ich versinke in meinem Bett
Die Vögel zwitschern mir im Kanon ein Konzert. Welch schöne Melodie sie komponieren!
Ein frischer Windhauch streicht fühlt sich eingeladen durch den Spalt im Fenster herein hineinzukommen, um...(das verwendete Bilddes Sich-eingeladen-fühlens passt m. E. hier nicht).
Ich bleibe eine Weile noch liegen, wozu denn Zeit verlieren?
Ich bleibe noch eine Weile liegen.
Wozu denn Zeit verlieren?
Dir alles Gute!

LG Wolfgang ?

 

Hallo @xxxanna,

dein Text ist angenehmen kurz, hat schöne Bilder und ist gut zu lesen. Finde ich wunderbar! Doch was ihm fällt ist, meiner Meinung nach, eine gewisse Schärfe. Schon nach den ersten Sätzen ist eigentlich klar, worum es in der Geschichte geht; der Alltag mit seiner Hektik und Trott und keine Zeit für "wirklich schöne Dinge".
Soweit so gut. Und dann?
Gut, die Frau ( ich gehe einfach mal davon aus, dass dein Prota eine Frau ist) entschließ sich z im Bett zu bleiben, um dem Gesang der Vögel zu lauschen.
Wurde sie dafür gefeuert oder hat sie sich irgendwie herausgeredet? Wird sie das am nächsten Tag wieder tun? Warum nicht? Oder warum dann doch? Wie tief ist ihre Verzweiflung? Will sie ihr Leben ändern? Hat sie die Schnauze voll oder ist es nur so eine kurze Rebellion, die jeder mal hat?
Siehst du, das sind so viele Dinge, die im Text angerissen aber nicht zerfetzt werden.
Ich hoffe, du verstehst was ich meine!
Mit besten Grüßen
Ruess

 

Guten Abend @Ruess ,

Erstmal, vielen lieben Dank an dich für deinen Kommentar!
Tatsächlich freut es mich sehr wie viele Fragen bei dir aufkommen beim lesen meiner Gesichte. Warum das so ist, erkläre ich dir gerne.
Ich habe sie geschrieben für den Young Storyteller Award, die gebündelt mit anderen Kurzgeschichten in einem Buch erscheinen soll. Sie alle handeln von verschiedenen Gefühls- und Lebenslagen, die viele Menschen zu einem gewissen Zeitpunkt kennenlernen/durchleben müssen. In diesen Phasen des Lebens neigen wir als Mensch oft dazu die Situation als Gesamtbild zu betrachten, was in Unzufriedenheit und dem Gefühl "so ist es nicht lebenswert" resultiert. Dabei bemerkt man aber nicht die kleineren Details, die immer noch Teil unseres Alltags sind, und das Leben, sowie die Welt schön machen.
So soll auch diese Geschichte nachempfindbar sein, und zeigen, dass auch unter all der Hektik und all der leblosen Fassade so viel Ruhe und Leben steckt. Was der Leser dann mit der Information macht - ist seine Sache. All die Fragen, die du aufgelistet hast, ist mein erwünschter Denkanstoß, der eventuell sogar weiterhilft.

Liebe Grüße,
Anna

Hallo @Wolfgang-42

Danke für deinen Kommentar, der hat mir geholfen :-)
Mit dem menschlichen Reptil hab ich tatsächlich die WarteSCHLANGE gemeint. Mir ist aber mittlerweile aufgefallen, dass ich das Wort falsch geschrieben hatte hihi

Liebe Grüße,
Anna

 

»Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist ein Karawanserei,
Wir sind die Pilger drin.

...» Gottfried Keller​


Der Titel fragt nach den Ursachen („Warum …“) einer vermeintlich sich beschleunigenden Zeit, als hätten die wahrscheinlich

liebe @xxxanna,

mutmaßlich beschaulichere Generationen die Zeit anders erlebt als wir heute – was nicht der Fall ist – Lang- und Kurzweil zu empfinden hat es immer schon gegeben, nur die Messung der Dauer, genauer: Änderung ist feiner und genauer geworden und vor allem die Masse Mensch ...

Aber zum Text, von dem schon einiges von meinen Vorrednern angesprochen wurde, ich aber jetzt nicht hin- und herblätter zum Abgleich – vor allem aber, schön, dass Du dich kümmerst …

Piep. Klopapier für drei Euro Neunundfünfzig. Piep. Bananen für einen Euro Neunundzwanzig.
… Euro neunundzwanzig …
29, ein Attribut der (verschwiegenen) Cents

Über mir müde Augen, herunter gesunkene Mundwinkel, und Hände, die hektisch in Geldbeuteln kramen.
a) heruntergesunken - ein Wort,
b) Komma vorm „und“ weg!, es wird vom „und“ hervorragend und pflichtgemäß ersetzt

Und wiedermal kein TonKOMMA der mir als Antwort entgegenkommt, sondern nur eine herausgestreckte Hand mit EC-Karte.
„wieder mal „(weil ein verkürztes „wieder einmal“) und das Komma wegen des folgenden klassischen Relativsatzes

„Einen schönen Tag nochAUSRUFEZEICHEN“, mein mechanisch aufgesetztes Lächeln verabschiedet eine weitere menschliche Hülle, bevor ich mich der nächsten widme.
Auch Wünsche sind Ausrufe, nicht nur Anordnungen und Befehle

Feierabend. Nachdem die letzten Kunden pünktlich zur Schließung noch ihren wöchentlichen Verbrauch versorgt hatten, hab ich Feierabend.
Innerhalb des Satzes sollte die Einheit der Zeit gelten - und ist ein „versorgt haben“ nicht genauso schon vorbei, wie ein „hatten“?

Meine schlafenden Beine geben sich große MüheKOMMA mich meine Fahrt nach Hause erwischen zu lassen.

Aber hier muss ich geradezu vor meinen Vorrednern warnen, wenn sie
Mein Herz rast, meine Atmung ist schnell, Schweißperlen tropfen von der Stirn, im vollgepackten Fahrzeug wartet aber kein Sitzplatz auf mich. Bei dem etwas groben Fahrtstiel des heutigen Chauffeurs ….
wie Du den „Stiel“ (an Besen oder Pflanze) mit dem „Stil“ eines Verhaltens , Tuns oder Unterlassens velwechsern

So fühlt es sich anKOMMA als ich aus dem Bus aussteige, um durch Dunkelheit und Regen die Reise zur Wohnung einzuschlagen.

Es ist aber nicht die Dunkelheit, und erst recht nicht der Regen, die den Sturm definieren.
Komma weg!, stattdessen steht – wie schon öfters zuvor – das „und“

Solch eine Ironie, wie kann die Welt so leblos und gleichzeitig so hektisch sein?
Gute Frage ...

Ich versinke in meinem Bett, heute ist es besonders kuschelig.

Die Vögel zwitschern mir im Kanon ein Konzert, welch schöne Melodie sie komponieren.

Ein schöner Schluss

und damit vom Friedel ein

herzlich willkommen hierorts,

liebe Anna!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @xxxanna

vorab: mir hat es auch gefallen. im Dateil: :)

Piep. Klopapier für drei Euro Neunundfünfzig.
Schöner Einstieg - Kasse :)
..., und Hände, die hektisch in Geldbeuteln kramen.
Ein Vorschlag: Da später mit Karte gezahlt wird, finde ich das Kramen im Geldbeutel nicht so passend. Wie wäre es mit: " ... und Hände, die hektisch Beutel vollpacken." ?
„Zahlen Sie bar oder mit Karte?“ Wie oft meine Lippen wohl diese Frage schon formen mussten.
Und hier ist nun auch dem letzten klar, auf welcher Seite der Kasse man steht :)
Und wiedermal kein Ton der mir als Antwort entgegenkommt, sondern nur eine herausgestreckte Hand mit EC-Karte.
Erwischt, ich mache das auch oft so - mir fiel noch nie ein, dass das unhöflich sein könnte, aber ich sag vorher auch immer brav "Hallo". Spannend, mal von der anderen Seite zu lesen.
... im vollgepackten Fahrzeug wartet aber kein Sitzplatz auf mich.
Feierabend bei einer Kassiererin lässt ja eher "nach 21 Uhr" vermuten - ich gebe zu, ich fahre nicht oft Bus, aber: Sind die Busse da noch sooo voll?
So fühlt es sich an als ich aus dem Bus aussteige, um durch Dunkelheit und Regen die Reise zur Wohnung einzuschlagen.
^^Die Dunkelheit bestätigt ja die vermutete Uhrzeit,
Ich bleibe eine Weile noch liegen, wozu denn Zeit verlieren?
Meiner Ansicht nach ein herrlicher Schluss: Im Bett liegen ist keine Zeitverschwendung -> YES!

sehr gern gelesen
Gruß
pantoholli

 

Hallo @pantoholli!
Es freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, sie zu lesen und ein Feedback zu verfassen :-) Den Vorschlag fand ich auch super, dafür ein extra großes Dankeschön!

Mit lieben Grüßen, Anna

 

... und nicht nur auf den Montag, liebe @xxxanna, sondern sogar auf den Donnerstag letzter Woche, wenn ich mal so frei sein darf, mich einzuschalten.

Aber das alleine wäre etwas wenig, ich hab noch ein bisschen was zum Lästern herausgesucht :aua:. Ich finde die Geschichte im Großen und Ganzen zu umständlich erzählt. Ich greif das nicht alles raus, aber ein paar Beispiele hab ich:

Ziemlich geballt ist die Umständlichkeit in diesem Satz:

Meine Hände gleiten von links nach rechts, während sie den Utensilien des Alltags verhelfen vom Barcodescanner erfasst zu werden.
-- Erst mal die indirekte Perspektive: Nicht ich führe die Gegenstände, sondern die Hände gleiten, als würden sie sich von selbst bewegen. Kann man schon machen, dann aber eher das für sich stehen lassen, und nicht mit weiteren ausgefallenen Formulierungen erdrücken. Sie verhelfen den Teilen erfasst zu werden setzt aber in der Umständichkeit eher noch eins drauf: erst sind die Hände verselbständigt, jetzt sind es die Utensilien im Grunde auch noch, weil sie - das ist eine Assoziation, die da mitschwingt - der Hilfe bedürfen. Auch so etwas ginge sicherlich für sich allein, aber nicht so gut in Kombination.
Nun war das aber noch nicht alles, was diesen Satz auffällig macht, sondern zudem sind auch die Gegenstände indirekt benannt: Utensilien des Alltags. Diese indirekte Benennung erscheint mir nun völlig unmotiviert (unmotiviert aus der Geschichte heraus. Dass sie davon motiviert sein kann, ungewöhnlich zu klingen, erscheint dagegen plausibel, und gerade das sollte man eigentlich nicht so deutlich heraushören). Und warum nicht konkreter? Du hast Bananen genannt, zähl doch weitere Teile auf, die da rüberwandern. Auch nur den Lebensmitteln/den Waren wäre schon viel besser. (Auch: verhelfen verlangt nach dazu. Find ich aber nebensächlich, weil ich eh dafür wäre, das zu killen.)

Auch das Folgende find ich zu umständlich, außerdem aber auch unklar:

Ein unfreundliches Gesicht kopiert und eingefügt in jeden einzelnen Kopf der menschlichen Reptilie.
-- wer kopiert das Gesicht? Der Mensch an der Kasse? Eher nicht:
Ich schaue nicht hinein.
-- aber wer dann? Das System? Die Gesellschaft? Die Supermarktumgebung? Es gibt Möglichkeiten, aber ohne Angebot zieht es nicht.
Zugleich umständlich und unklar ist dann eben auch die menschliche Reptilie. Von alleine bin ich nicht drauf gekommen, dass das die Schlange sein soll. Jetzt weiß ich's, aber das wirkt dann auf mich eher wie ein Wortspiel als eine echte Metapher. Sicher, die Gefühle gegenüber den Menschen in der Schlange sind nicht positiv und eine Schlange wird häufig auch nicht positiv gesehen. Der mögliche Bezugspunkt ist also schon gegeben. Nur ist eben die Gleichheit der Laute (Schlange-Schlange) eher eine Falle als eine Hilfe. Wenn du zeigst, inwiefern die Warteschlange schlangenhaft ist, dann könnte es vielleicht gehen. Ohne das ist es Leerlauf.

Hier nochmal ein Beispiel für störende Umständlichkeit:

Wie oft meine Lippen wohl diese Frage schon formen mussten.
-- das ist nicht nur störend (sag ich mal so), weil es unnötig ist (ich denk mir dann: ja gut, sie sagt halt was, dann schreib das doch auch einfach so), sondern auch, weil es im Grunde genommen falsch oder zumindest sehr ungenau ist: Wenn nur die Lippen die Worte formen, kommt kein Ton. Manchmal macht man das ja aus verschiedenen Gründen, wenn man nicht gehört werden will oder kann. Insofern kann man das schon schreiben, aber halt nur, wenn wirklich kein Ton kommt. Es sind einen Satz später aber die Kunden, von denen kein Ton kommt. Das wirkt nicht als erhellende Spiegelung, sondern es wirkt allenfalls so, dass dadurch die Ungenauigkeit noch deutlicher wird.

Inhaltlich finde ich es ein Stück weit problematisch, dass das Ich im Grunde allen Menschen vorwirft, nur leblose Hüllen zu sein, als deren Opfer es erscheint; dann aber doch selbst nur ein "mechanisch aufgesetztes Lächeln" übrig hat und nicht zuletzt die Person ist, von der wir in der Geschichte als einziger sicher wissen, dass sie die anderen - hart gesagt, aber ich folge den Worten des Textes (Reptilie, Hüllen) - entmenschlicht. Das könnte interessant sein, aber hier ist es das nicht, weil es mir der Opferperspektive (in meiner Wahrnehmung) unreflektiert kollidiert.

Ich glaub ja schon auch, dass es nicht leicht ist, jeden Tag an der Supermarktkasse zu sitzen und dass man den Leuten, die das tun, respektvoll begegnen soll. Aber durch zwei Aspekte fühle ich mich zur Wortmeldung (man merkt es vielleicht) geradezu provoziert: Der eine ist die in Bildern schwelgende Opferperspektive, der andere die vernichtende Darstellung der Gegenseite.

Jetzt ist es aber so, dass ich das zwar in einem gewissen Sinn ärgerlich finde, aber gar nicht wirklich mit dir in Verbindung bringe. Und zwar nicht nur aus dem hier rundum geltenden Grund, dass ich dich gar nicht wirklich kenne, sondern auch, weil ich glaube, dass die Suche nach ausgefallenen Bildern viel mehr an diesem Eindruck Schuld ist, der sich bei mir einstellt, als deine eigentlich beabsichtigte Aussage. Ich vermute, dass du eigentlich das absolut berechtigte Anliegen gehabt hast, die Perpektive einer Person einzunehmen, die regelmäßig gesehen, aber zu wenig beachtet wird. Und woher nehm ich diese Vermutung? Keine Ahnung. Sag mir, wenn sie falsch ist :anstoss:

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

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