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Wundervolle weiße Weihnacht
Wundervolle weiße Weihnacht
Tim drückte sein kleines Näschen gegen die Fensterscheibe und guckte in den blauen Himmel hinaus. Es war der Tag vor Heilig Abend. Alles war vorbereitet. Die prächtige Tanne stand, mit Kerzen und Kugeln behangen, in der Mitte des Raumes, glänzende Sterne klebten an den Fenstern und aus der Küche strömte ein Duft von leckeren Keksen und erfüllte das gesamte Haus. Alles war bereit, nur eines fehlte. Der Schnee.
Dort wo kleine weiße Flöckchen aus dem Himmel tanzen sollten, stand die warme, wohlige Sonne und strahlte auf die Erde nieder.
Das geht doch nicht, dachte Tim und beschloss etwas zu unternehmen. Für ihn war Weihnachten nur wirklich schön, wenn die Welt in weißen Schnee gehüllt war.
Er lief zu seiner Oma und fragte sie um Rat.
„Was kann ich machen, damit es anfängt zu schneien?“, wollte er neugierig wissen.
„Vielleicht musst Du ein paar Weihnachtslieder singen. Es könnte sein, dass die kleinen Flöckchen aus ihren Wolken hervor kommen, wenn man sie fröhlich singend auf die Erde lockt.“
Tim überlegte kurz und probierte es dann aus.
Er stellte sich ans Fenster und sang die schönsten Weihnachtslieder. Alle, die er kannte. Vorsichtshalber öffnete er das Fenster einen Spalt, damit ihn die Flöckchen auch wirklich hören konnten. Aber nichts geschah.
Tim ging zu seinem Opa und fragte ihn um Rat. Vielleicht kannte er sich mit Schneeflocken besser aus als seine Oma.
„Tim, es ist viel zu warm zum Schneien“, sagte Opa mit tiefer Stimme. „Erst wenn es kälter wird, dann bekommen wir Schnee.“
Tim kratzte sich am Kopf. Opa hatte Recht. Heute Morgen war es draußen so warm gewesen, dass er nicht einmal Handschuhe gebraucht hatte. Er musste also dafür sorgen, dass es kälter wurde.
Schnell lief Tim zum Kühlschrank herüber, öffnete dessen Tür und danach das Küchenfenster. So konnte die Kälte direkt aus dem Kühlschrank heraus in den Himmel fliegen. Tim wartete, aber nichts tat sich.
Er schaute aus dem Fenster. Immer noch schien die Sonne und kaum ein Wölkchen war zu sehn. Trotzdem wollte er nicht aufgeben. Tim wollte weiße Weihnachten, unbedingt. Also lief er zu seiner Mutter und fragte sie um Rat.
„Es hilft bestimmt, wenn Du ein tolles Bild malst, auf dem die Erde mit einer dicken Schneedecke bedeckt ist!“, verriet sie ihm.
Das war einfach, dachte er, eilte in sein Zimmer und holte seinen Zeichenblock aus der Schublade hervor. Dann malte er mit seinen Buntstiften die allerschönste Winterlandschaft, die er jemals gesehen hatte. Aber vergebens. Immer noch ließ sich keine einzige Schneeflocke am Himmel blicken. Enttäuscht ging Tim zu seinem Vater.
„Ich glaube, wenn Du Dein Essen aufisst, dann könnte es anfangen zu schneien“, sagte dieser schmunzelnd.
Tim staunte. Woher sollten die Schneeflocken denn wissen, dass er sein Essen aufisst? Aber vielleicht hatte sein Vater ja Recht und so bemühte sich Tim, am Mittag und am Abend seinen ganzen Teller leer zu essen. Als er fertig war, lief er wieder zum Fenster. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden. Der Mond schien am Himmel, aber nirgendwo waren Schneewolken zu sehen.
Ein wenig traurig legte Tim sich in sein Bett. Den ganzen Tag hatte er sich bemüht, Schneeflocken herbei zu wünschen, zu malen oder zu singen, aber nichts hatte funktioniert. Nun war er hundemüde und schlief erschöpft ein.
In der Nacht träumte er vom Heiligen Abend und vom Weihnachtsfest und vom Schnee. Er träumte, wie es schneite. So viel und so heftig, dass alle Bäume und alle Häuser in ein weißes Winterkleid gehüllt wurden.
So einen schönen, weißen Winter-Weihnachtstraum hatte Tim lange nicht mehr gehabt.
Verschlafen rieb er sich am nächsten Morgen die Augen und konnte es kaum glauben. Als er aus seinem Fenster sah, war alles puderzuckerweiß: die Häuser, die Bäume, sogar die Straßen lagen unter tiefem Schnee begraben. Tim quietschte laut vor Freude. Dann hatte sein Schneezauber ja doch gewirkt. Aber was genau? War es das Singen, das Aufessen, das Malen, der Kühlschrank oder hatte er den Schnee über Nacht auf die Erde geträumt? Er wusste es nicht, aber eigentlich war es auch egal. Schnell schlüpfte Tim in seine Schuhe und stürmte in den schönen Schnee hinaus. Mit einem Satz sprang er mitten in einen Schneehaufen hinein und freute sich über die wundervolle weiße Weihnacht.