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Yesterday's paper

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08.11.2001
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Yesterday's paper

Yesterday’s paper

Fast wie ein Vogel. Flatternd, ziellos. Fast ...
Aber leblos. Formlos. Nicht so ganz wie ein Vogel. Mehr wie ein Stück Zeitung. Es war wohl ein Stück Zeitung. Flatternd über den Gehweg.
Yesterday’s paper.
Zerknüllt. Rollend im Wind.
Immer ein Stück vor mir. Immer auf dem Gehweg.
Aber immer vor mir.
Mit jeder Böe ein Stück weiter.
Irgendwo ein Vogel. Irgendwo im Wind über der Bucht.
Irgendwo im Grau. Da oben, wo ich nie hinkommen werde. Hoch oben im Grau.
Grau deprimiert. Aber nur hier. Der Vogel fliegt.
Und eine neue Böe. Der Vogel treibt über die Dünen. Fliegt.
Die Zeitung rollt weiter. Vor mir.
Eine Böe durch die Dünen, pfeifend im Strandgras. Zwei Vögel.
Auch sie über die Dünen, aus dem Blick. Die Böe von der falschen Seite. Die Zeitung, anders als die Vögel, flatternd zum Wasser.
Eigentlich ist der Steinweg zu hart.
Im weichen Sand zum Wasser. Den Wind nicht zu hart im Rücken. Schräg, vom Wind getrieben, Fuß für Fuß im Sand, runter ans Was-ser. Nicht zu nah. Die Wellen rollen auf den Strand.
Die Zeitung rollt vor mir.
Wohin ich auch gehe. Immer ein Stück vor mir.
Die Zeitung, ohne Ziel im Wind.
Näher und näher ans Wasser.
Und fast wie ein Vogel hoch in einer Böe.
Unerreichbar, frei, fast wie ein Vogel. Fast wie ein Vogel über der Bucht.
Tanzend im Wind, einen fremden, freien Tanz, hoch über der Bucht. Der Wind spielt mit dem Vogel.
Läßt nach. Der Vogel fällt.
Fällt.
Fällt.
Tief ins Grau. In die Wellen.
Fällt. Nicht wie ein Vogel.
Nichts erinnert mehr an den tanzenden, freien Vogel.
Nur noch ein fallendes Knäul Papier.
Hinein ins Wasser.
Auf einer Welle zum Strand.
Auf einer rettenden Welle über den Sand.
Endlich erreiche ich, wonach ich so lange gesucht habe.
Die Zeitung.
Ein durchweichter Fetzen Papier.
Tropfend und verwischt.
Fast unleserlich.
Aber es ist nur die Zeitung von gestern. Sie sagt nur, was ich schon weiß, erzählt die Vergangenheit, die in ihr Gegenwart zu sein scheint.
Nichts ist wichtig. Nichts ist neu.
Ein Sonnenstrahl.
Mein Schatten vor mir auf dem Sand.
Ich gehe.
Am Wasser entlang. Mit den Füßen in der Brandung.
Ein Kind baut eine Sandburg. Der gelbe Drachen hoch im Wind. Ein Ball rollt den Strand hinunter. Kinder hinterher.
Die beiden Vögel kreisen hoch über der Bucht. Ein bunter Schirm im Wind. Musik.
Ich drehe mich nicht mehr um. Nichts neues.
All das liegt hinter mir.
Yesterday’s paper.

 

Ist ja ganz nett geschrieben. So kurzer abgehackter Stil, nur finde ich nicht eine richtige Handlung. Man könntenatürlich sagen, dass sich die Geschichte über eine Zeitung handelt, die von einem Menschen beobachtet wird.
Aber ist das eine richtige Handlung? Oder Inhalt?

 

wenig Handlung war schon Absicht.
Ich finde, ein Text muß nicht immer eine "Geschichte" erzählen. Ich VERSUCHE auch sprachliche Bilder zu malen, Situationen, Gefühle, Orte in Worte zu fassen.
Dies hier war meine allererste "Geschichte" überhaupt. Wollte mal hören, wie sie ankommt.

 

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