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Briefe von der Front

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17.04.2005
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Briefe von der Front

Briefe von der Front

Regelmäßig klingelte es an Mrs. Parkson Tür und sie erhielt Post von ihrem Sohn, welcher vor kurzem erst wie viele in seinem Alter dem patriotischen Ruf gefolgt sind um Europa zu befreien.

5. Juni 1944

Hallo Mutter.
Ich schreibe dir heute einen Tag vor dem „großen Ereignis“ wie es alle nennen. Es ist jetzt gerade mal drei Uhr. Meine Kameraden und ich konnten die ganze Nacht nicht schlafen. Mussten andauernd daran denken wie es morgen sein würde. Harper spricht die ganze Zeit nur davon Hitler in den Arsch zu treten. Verzeih mir den Ausdruck Mutter. Ich muss jetzt Schluss machen. Der Kommandant hat uns gerade mittgeteilt, dass wir in 20 Minuten auf den Schiffen sein müssen. Ich habe davon gehört, wie sich einige der Offiziere über irgendwas mit Normandie unterhielten. Liegt irgendwo in Portugal glaube ich. Uns sagt ja keiner Bescheid, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das wird ein Spaziergang. In wenigen Wochen werde ich wieder daheim sein Mutter. Grüß meine kleine Schwester recht herzlich von mir.


15. Juni 1944

.....das alles hier läuft nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. ....Das ist die Hölle.... Mörserfeuer Tag und Nacht. Ich halte es hier nicht mehr aus. Überall Blut an meinen Händen, an meinem Gesicht. Blut, fremdes Blut und überall Tote. Verzwiefelte Schreie von Verwundeten, Fleischfliegen überall und der abscheuliche Gestank von faulenden Körpern.... Kameraden, die wir nur noch Dank ihrer Marken und Uniformen erkennen können.... Was mache ich hier...will zurück.... Dieser Lärm.... Dieser unerträgliche Lärm....


17. Juni 1944

....Von unserer Einheit sind nur Harper, Kramer und ich übrig. Ich weiß das du jetzt bestimmt hysterisch durchs ganze Haus laufen wirst aber ich lebe noch Mutter. Ich lebe noch! Freu dich dafür, dass dein Sohn noch lebt. Und bete. Bete zu Gott für all die anderen, die es nicht geschafft haben. Keiner von uns weiß genau wie viele es sind, aber als ich gestern am Kommandozelt vorbei ging, hörte ich wie sie von mehreren 1000 sprachen. All diese Menschen.... alle Tot... Ihre Träume, Wünsche?

....Bin ich dieses mal zuversichtlich, dass der Weg nach Deutschland ein Spaziergang wird. Es kann hier kaum mehr Deutsche geben, so ruhig wie es hier ist. Muss jetzt Schluss machen. Wir ziehen morgen weiter. Ich melde mich wieder bei dir.

Dein dich liebender Sohn,
Michael


19. Juni 1944

Hallo Mutter. In den letzten Tagen habe ich viele schlimme Dinge gesehen. Fast täglich treffen wir auf andere Einheiten, welche sich uns anschließen, weil sich schon seit Tagen ziellos umher irren. Entschuldige meine zittrige Handschrift, aber die Schlaflosigkeit und der Drill setzen uns schwer zu......

....Mach dir keine Sorgen wegen der blutigen Fingerabdrücke auf dem Papier. Es ist nicht mein eigenes Blut. Wir sind hier das erste mal seit mehreren Tagen zum Schlafen gekommen. Sind hier in einem kleinen Dorf in Frankreich, mir ist leider der Name entfallen, aber die Leute hier sind sehr nett. Sie behandeln uns wie Götter. Möchte gar nicht wissen wie sehr sie unter den Krauts leiden mussten.... Habe Schokolade gegessen.....


25. Juli 1944

.....Harper ist tot...... Er starb heute Nacht in meinen Armen. Wir wurden von Deutschen überrascht. Sie kamen aus den Büschen und wir erlitten schwere Verluste. Harper hatte drei kleine Töchter. Andauernd erzählte er mir, wohin er mit ihnen fahren würde, wenn das alles vorbei ist. Was er noch machen wollte. ...Er bat mich andauernd mit ihm ein neues Haus zu bauen.... Habe ihm noch versprechen können, dass ich mich um seine Familie kümmere, bevor er...


28. August 1944

...... Die Tage werden langsam kürzer und die Nächte kälter. Es regnet schon seit einigen Tagen, habe eine leichte Erkältung.....ist das einzige gute an diesem Wetter, dass die Deutschen genauso wie wir in ihren Löchern bleiben...
..und täglich neue Gesichter. ..sehe sich schon gar nicht mehr an und habe aufgehört mich mit ihnen anzufreunden, weil ich sowieso weiß, dass die meisten von ihnen schon morgen nicht mehr....

Grüß meine kleine Schwester wieder von mir. Bin bald daheim...


10. September 1944

...Bin heute befördert worden, doch richtig freuen kann ich mich nicht... muss ständig an diesen Deutschen denken, den ich heute fand. Eine Granate hatte ihm das Bein weggerissen... lag da vor mir.... er bettelte mich an ihn zu erschießen... konnte es nicht...
Der Mann hatte ein Bild bei sich, das ihn mit seiner Frau und einem kleinen Baby zeigte.... Fand noch einen Brief.... Konnte mit meinem schlechten Deutsch nur wenig entziffern.. Wie sehr er sie liebt... und ihr Kind.... zum ersten Mal fühle ich Mitleid mit den Deutschen... Zweifle daran, dass sie solche Bestien sind, wie man uns glauben ließ...

13. September

......wir werden immer weniger.....die Nächte sind mittlerweile so kalt, dass wir alle an chronischer Erkältung leiden.....marschieren jetzt bald in Le Havre ein....haben uns mit mehreren anderen Einheiten getroffen. Haben auch Fahrzeuge und Panzer.....wird es dieses mal bestimmt ein Spaziergang, so viele wie wir sind......


15. September 1944

Als es dieses mal an der Tür klingelte, war es nicht der Postbote. Zwei Armeeoffiziere begrüßten Mrs. Parkson mit unter den Armen geklemmten Mützen.
„Mrs. Parkson?“
„Ja, das bin ich.“
„Es tut uns leid ihnen mitteilen zu müssen, dass....."

Ende

 

Mal kurz was mir beim Überfliegen der Geschichte aufgefallen ist.

Der Kommandant hat uns gerade bescheid gegeben,

Bescheid


Ich habe davon gehört, wie sie einige der Offiziere über irgendwas mit Omaha unterhielten. Nehme an das ist ein Codewort für irgendwas. Uns sagt ja keiner Bescheid, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen Mutter.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Briefe vorher gegengelesen wurden, bevor man sie abschickte. Und wenn da einer was von Omaha erwähnt hätte, dann hätte man ihn wahrscheinlich rausgeworfen oder aber zumindest degradiert. Abgesandt wäre der Brief auf jeden Fall aber nicht in dieser Form.

Aber freu dich, dafür dass dein Sohn noch lebt.

Ich bilde mir ein, dass das Komma hinter dem "dass" stehen muss.

aber die Schlaflosigkeit und der Drill setzen uns schwer bei......

Ich kenne zusetzen. Aber beisetzen hat für mich eher was mit Beerdigung zu tun.

Sie kamen aus den Buschen
Büschen oder evtl. noch besser "aus dem Gebüsch"

Habe Schokolade gegessen. Das erste mal seit langem. Hatte fast vergessen wie gut sie schmeckt......

Vielleicht ein stilistischer Vorschlag. Wenn Du die letzten beiden Sätze weglässt, würde das den Ausdruck des ersten bestimmt verstärken.

...... Die Tage werden langsam kürzer und die Nächte kälter. Es regnet schon seit einigen Tagen, habe eine leichte Erkältung.....ist das einzige gute an diesem Wetter, dass die Deutschen genauso wie wir in unseren Löchern bleiben...

Der Satz ergibt so keinen Sinn. Es muss heißen, "dass die Deutschen genau so wie wir, in ihren Löchern bleiben.", da es sonst heißen würde, dass die Deutschen in den "Löchern" ihrer Gegner wären.

...Bin heute befördert worden, doch richtig freuen kann ich mich nicht . Immer mehr von uns überleben die Tage nicht.

Liest sich ein wenig gestellt, in meinen Augen. Wäre "Immer weniger von uns überleben die Tage". nicht irgendwie sinnvoller. Jetzt liest es sich für mich so ähnlich wie: "doppelt so wenig". :)

„Es tut uns leid ihnen mitteilen zu müssen, dass.....“

Hier hast Du nun etwas weggelassen um den Ausdruck zu verschärfen, aber das wirkt an dieser Stelle nicht richtig. Zumindest nicht bei mir. Den Satz hätte ich an deiner Stelle noch ausgeschrieben und dann den Schlußstrich gezogen.

 

Hi auch,
ich muss sagen, dass ich neben dem sprachlichen Aspekt (der Briefeschreiber hat keine gute Rechtschreibung) den inhaltlichen kritisieren möchte. Die Plausibilität leidet darunter, dass offensichtlich einige Stellen es eher nicht durch die Zensur geschafft hätten. Das beschriebene Geschehen bleibt relativ austauschbar (was Ort und Krieg angeht). Der Briefeschreiber berichtet zwar von seinen Nöten, aber das bleibt doch etwas an der Oberfläche, und wirkt recht schablonenhaft. Mir vermittelt der Text insgesamt außerdem nichts, was mir nicht ohnehin klar war. Ich denke, dass Du tiefer recherchieren und intensiver, ausführlicher berichten musst, um das Interesse des Lesers wach zu halten.
Das Ende finde ich nicht so gelungen. Du hörst ausgerechnet an der Stelle auf, wo es richtig dramatisch, böse und traurig werden könnte. Die Reaktion der Mutter solltest Du dem Leser nicht ersparen. Nicht gnädig abblenden, sondern gnadenlos draufhalten. Das Unglück zeigen. So wie in Schindlers Liste oder Saving Private Ryan, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Uwe
:cool:

 

Ich hab das ganze etwas geändert. Aber ich weigere mich wehement, den letzten Satz zu vervollständigen. Alles andere vielleicht, aber dieser Satz fühlt sich für mich hier richtig an.


Ein Problem dem ich mir stellen musste, war:
Wie würde jemande einen Brief an seine Mutter schreiben. Jemand der so etwas erlebt hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihr die absolut schonungslose Wahrheit hätte schreiben können. In einem Brief an einen Freund vielleicht, aber an ein Familienmitglied?

Das ganze war ursprünglich nur als Entwurf gedacht. Für die Rechtsschreibfehler, die falsche Grammatik und alles andere Negative bitte ich trozdem um Entschuldigung.

 

Hallo Jimmylein,

mir haben deine Briefe von der Front recht gut gefallen. Durch die abgehackten Sätze hast du gut zum Ausdruck gebracht, dass dein Prot das Erlebte nicht begreifen kann.
Ob du zum Schluss die Reaktion der Mutter noch beschreiben solltest oder nicht, ist Ansichtssache. Ich glaube jeder kann sich vorstellen, was in der Mutter in diesem Augenblick vorgegangen ist.

Eins ist mir noch aufgefallen:

Ich habe davon gehört, wie sich einige der Offiziere über irgendwas mit Normandie unterhielten. Liegt irgendwo in Portugal glaube ich.

Weißt du nicht, dass die Normandie in Frankreich liegt, oder war es Absicht, wegen der Zensur auf die Briefe, dass du den Leser aufs Glatteis führen willst?

Einige Fehler sind mir noch aufgefallen:

Wir sind hier das erste mal seit mehreren Tagen zum schlafen gekommen.

zum Schlafen

zum ersten Mal fühle ich Mittleid mit den Deutschen.

Mitleid

Von unserer Einheit sind nur noch ich, Harper und Kramer übrig.

Von unserer Einheit sind nur noch Harper, Kramer und ich übrig. (hört sich besser an)

Wieso hast du eigentlich einen Brief mit "Dein dich liebender Sohn, Michael" enden lassen. Hat das einen bestimmten Grund?

Viele Grüße
bambu

 
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Also das mit Portugal war Absicht. Es sollte vermitteln, wie wenig der Haupcharakter doch von diesem Krieg begreift und wie wenig er von Europa weiß.
(Vielleicht nur ein Klischee, aber ich glaube mal irgendwo gehört zu haben, dass viele Amerikaner nicht sonderlich viel über Europa wissen)

Und dein dich liebender Sohn, Miachel? Das erschien mir einfach als das Beste. Bzw. War wohl eher Zufall. Aber ich fand, es am Anfang des Briefes zu schreiben, würde noch etwas mehr vertdeutlichen wie unbewschwert der Mann noch wahr.


P.S. Die Rechtschreibfehler hab ich mal ausgebügelt :)

 

Friedvolle Grüße

Erzählungen in Briefform haben immer zwei Probleme:

Zum ersten muß sich der Autor völlig mit dem Schreiber identifizieren. Er muss dessen Art, zu schreiben, annehmen, seine Art, Dinge zu sehen, seine Art, zu denken.

Zum Zweiten muß der Autor die Distanz wahren zu seinem Protagonisten. Er muß in den Briefen mehr unterbringen, als der Protagosnist unterbringen würde, aber das muß so unauffällig geschehen, das es dem Leser nicht auffällt, denn für den schreibt der Autor, nicht für eine imaginäre Familie des Erzählers.

Eine Geschichte in Briefen zu erzählen ist somit wohl das schwierigste, was man als Schriftsteller unternehmen kann. Das Du mit Deinem Versuch völlig gescheitert bist, sollte Dich also nicht zu sehr grämen.

Was Du lieferst ist nicht mehr als ein paar oberflächliche Informationen. Es gibt hier keinen Charakter, nichts, woran sich der Leser orientieren könnte. Auch die Handlung ist nicht unbedingt nachvollziehbar, weil zu sprunghaft, zu fragmentiert. Somit geht der Text gerade noch als Geschichte durch.

Wenn Du das ganze wirklich verbessern willst, schmeiß als erstes die Briefform über Bord, denn der bist Du nicht gewachsen. Eine Erzählung in der Ich-Form ist, denke ich, das Maximum, was ein Autor, der das Geschriebene nicht selber erlebt hat, herausholen kann.

Kane

 
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Hallo Jimmylein!

Dem von Brother Kane Gesagten kann ich nur noch hinzufügen, daß ich glaube, daß die einzelnen Texte in Deiner Geschichte viel zu lang sind. Erst neulich hab ich einen Stapel Feldpost durchgesehen (findet man bei Wohnungsräumungen alter Leute...) - durchwegs waren es keine Briefe sondern Post- oder Ansichtskarten (mit Motiven wie zum Beispiel Kriegsflugzeugen drauf), auf die soviel Text gar nicht draufpassen würde. Dafür war nämlich das Porto billiger, und da die Amis die Post wohl mit den Flugzeugen transportiert haben, wird es da nicht anders gewesen sein als im Deutschen Reich.
Schilderungen wie in Deiner Geschichte glaube ich auch nicht, daß sie überhaupt schreiben durften. Die Zuhausegebliebenen sollten sich ja keine Sorgen machen, sondern alle Hoffnung in ihre Leute setzen und davon überzeugt sein, daß es notwendig und gut ist, daß ihre Söhne und Väter an der Front kämpfen, das heißt, ein Amerikaner hätte vermutlich nicht schreiben dürfen, daß die Deutschen eigentlich ja auch Menschen sind.
Auf den Karten, die ich las, stand auch keine "Frontberichterstattung", lediglich persönliche Dinge oder wieder mal eine neue Anschrift...

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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