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Chaostage

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12.07.2002
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Chaostage

Schon Monate vor den, für das erste Wochenende im August geplanten Chaostagen, riefen extreme Gruppierungen ihre Mitglieder und Interessenten dazu auf, die Stadt „in Schutt und Asche“ zu legen. Mit martialischen Sprüchen in Presse, Briefen und Internet machten sie ihre Absichten und Ziele im In- und Ausland bekannt. Dabei störte es überhaupt nicht, dass jede der Gruppierungen im Grunde genommen andere Ziele verfolgte; wichtig war nur, dass alles auf Chaos hinauslief.

Der Innenminister zeigte die Zähne. Natürlich nur im übertragenen Sinne. Aber immerhin soviel, dass ihm eine der großen Boulevardzeitungen, ich meine die, die sich immer unsere Meinung bildet, seinen Zähnen eine zentrale Schlagzeile auf der ersten Seite widmete. Soviel Aufmerksamkeit wurde dem Gebiss des Innenministers bis jetzt noch nie zuteil. Lediglich das Labor, das für den Zahnarzt des Innenministers arbeitete, konnte über dem Eingang zu seinen Geschäftsräumen stolz und in Gold gerahmt darauf hinweisen, dass es das Gebiss des Innenministers angefertigt habe.

Nachdem die Polizeidirektion in Verbindung mit Einzelhandelsverbänden, Versicherungsgesellschaften, karikativen Verbänden und anderen Vereinigungen in mehreren Nachtsitzungen einen detaillierten Krisenplan ausgearbeitet hatte, wurden über alle vorhandenen Informationskanäle beruhigende Nachrichten in der Öffentlichkeit gestreut. Selbst eine in japanisch verfasste Information wurde an alle Touristen aus dem Land der aufgehenden Sonne über das Radio verlesen. Nur keine Panik, bitte! Nach Ende der Durchsage verneigte sich die kleine japanische Sprecherin höflich vor dem Mikrophon im Radiostudio.

Aus dem ganzen Bundesland ließ der Innenminister viele Hundertschaften an Polizei und Grenzschutz in der Stadt auffahren. Benachbarte Bundesländer, die politisch mit unserem Innenminister sympathisierten, schickten ebenfalls Polizei und technisches Gerät zur Unterstützung. Wenn dann nach den Chaostagen alles gut gelaufen ist, können sich die befreundeten Innenminister den Erfolg auch auf ihre Fahnen schreiben. Also ein korrektes politisches Kalkül, das hinter dieser Aktion steckte.

So steuerten am Freitag Nachmittag lange Kolonnen von grünen Polizeifahrzeugen mit kreisendem Blaulicht, und bei Bedarf auch mit Sirenen, sternförmig von allen Seiten ins Zentrum der Stadt. Die ortskundigen Polizisten wurden dazu eingesetzt, ihre Kollegen verkehrstechnisch einzuweisen; sie trugen die Verantwortung dafür, dass keiner der auswärtigen Kollegen in der Großstadt verloren ging, bzw. sich heimlich davon machte, um seine Freundin, oder sonst eine Dame, zu besuchen.

Es war eindeutig und unmissverständlich: Bei den Chaostagen gab es keine Gnade. Jeder, der nur im geringsten auffällig wurde, musste mit harten Bandagen und Reaktionen seitens der Polizei rechnen. Keiner kam ungeschoren davon.

Und so kam es dann auch.

Am späten Sonntag-Nachmittag, so kurz vor siebzehn Uhr entdeckte eine Polizeistreife im Stadtzentrum einen jungen Mann mit kahlgeschorenem Kopf. Er saß inmitten fröhlicher Touristen in einem Straßenrestaurant und hatte einen schweren Bierkrug aus Glas vor sich stehen – bereits du dreiviertel geleert. Es handelte sich also eindeutig nicht nur um einen potentiellen Chaoten, sondern auch noch um einen, der mit einer schweren Schlagwaffe ausgerüstet war. Das bedeutete für die Polizeistreife „Alarmstufe rot“. Der Verbrecher las – wahrscheinlich um sich zu tarnen – in einer ausländischen Zeitung.

Die sofort über Funk informierte Einsatzzentrale koordinierte die Aktion. Der Polizeipräsident persönlich saß im Helikopter, der in engen Kreisen über der Fußgängerzone der Innenstadt kreiste. Mit ungefähr 350 Mann ließ er alle Zufahrtsstrassen hermetisch abriegeln. Gleichzeitig rückte eine Hundertschaft schwerbewaffneter und mit Schildern gerüsteter Polizisten auf das Straßenrestaurant zu. Von allen Seiten. Gleichzeitig. Zwei Wasserwerfer unterstützten die Aktion. Der Adrenalinspiegel der Gesetzeshüter drohte über die Ufer zu treten.

Vom jetzt niedrig über den Dächern stehenden Hubschrauber versuchte der Polizeipräsident den potentiellen Randalierer per Megaphon zu Vernunft und Ruhe zu bringen. Der junge Mann trank dabei ruhig sein Bier weiter. Entweder lag es daran, dass der extreme Dialekt des Polizeipräsidenten von diesem nicht verstanden wurde, oder das Dröhnen der Rotoren zu laut war. Jedenfalls schaute der junge Glatzkopf nicht einmal in Richtung des Helikopters und las konzentriert in seiner Zeitung weiter. Lediglich die Touristen schauten nach oben und fragten sich, welcher Idiot denn hier einen solchen Höllenlärm veranstalte.

Die Sache nahm ihren Lauf. Das Großangebot an grünen Polizisten und die beiden Wasserwerfer bahnten sich möglichst unauffällig den Weg durch die stark besuchte Fußgängerzone. Schnell wurde der Delinquent eingekreist. Mit barschen Handgriffen wurde der junge Mann von seiner Bierbank hochgezerrt, und seine Arme auf den Rücken gedreht. Mit einem trockenen Klick rasteten die Hand- und Fußfesseln ein. Das erleichterte Schnauben des Polizeipräsidenten war aus dem Hubschrauber, durch das immer noch nicht abgestellte Megaphon, zu hören. Alles weitere war Routine: Aufnehmen der Personalien des Verbrechers, ihn einem der 40 Haftrichter vorführen, die vorsichtshalber für das Wochenende der Chaostage dienstverpflichtet wurden – und dann den Bösewicht seiner gerechten Strafe zuführen.

Alles wäre tatsächlich Routine gewesen, hätte nicht beim Polizeipräsidenten das Handy geklingelt, noch bevor er wieder mit dem Hubschrauber im Hof der Einsatzzentrale landete. Der „bayerische Defiliermarsch“ war die Melodie des Klingelzeichens, das der Polizeipräsident auf seinem Handy programmierte.

„Sind Sie eigentlich wahnsinnig“, brüllte der Innenminister ins Telephon. Der Polizeipräsident war perplex. Er hielt den Handy in gebührende Entfernung vom Ohr und erkundigte sich beim Innenminister nach dem Grund seines Wahnsinnes. Er hatte doch in jeder Beziehung korrekt und nach Anweisung gehandelt. „Wo bleibt Ihr politisches Gespür“, zeterte der Innenminister weiter, „womit soll ich denn diese ganze Polizeiaktion, und die damit verbundenen Millionen, die wir in den Sand gesetzt haben, vor der Öffentlichkeit rechtfertigen? Einen einzigen Chaoten haben Sie bis jetzt dingfest gemacht – und das kurz vor Ende der Veranstaltung. Lassen Sie sich gefälligst was einfallen – sonst sind Sie Ihren Job morgen los, das garantier ich Ihnen!“ Mit einem leisen Knacken wurde die Verbindung unterbrochen.

Nach einer halben Stunde und einer halben Bier hatte sich der Polizeipräsident wieder gefasst.

Erst fuhr er sich mit dem Finger unter den verschwitzten Kragen, und dann kratzte er sich ausführlich am Kopf. Genau genommen gibt es nur zwei Möglichkeiten, die Sache politisch, also im Sinne des Innenministers, ins Reine zu bringen: Das Einfachste wäre es, gelänge es der Polizei, noch mehrere Hundert Randalierer festzunehmen. Er dachte schon daran, einige seiner Polizisten als Chaoten zu verkleiden und als Brandstifter zu mobilisieren, so quasi als Fanfare für die sich in der Stadt versteckten Randalierer, jetzt endlich loszuschlagen. Mit dem riesigen Polizeiaufgebot hätte er dann getrost und bestimmt erfolgreich zuschlagen können.

Aber das war unmöglich. Die meinungsbildende Zeitung wäre ihm bestimmt auf die Schliche gekommen – und dann wäre er seinen Job auch los gewesen. Er verwarf also diese Möglichkeit sofort wieder.

Blieb nur noch die zweite, und somit letzte Möglichkeit. Ein verschmitztes Lächeln glitt über das seit drei Tagen in der Hektik unrasiert gebliebene Gesicht des Polizeipräsidenten.

Ohne lange nachzudenken griff er sofort zum Telephon und rief den Haftrichter an, der den Fall bestimmt schon abgeschlossen hatte. Schließlich konnte sich der Polizeipräsident auf seine Leute verlassen. Und er hatte für diese Ausnahmesituation nur die Besten ausgesucht!

„Na, mein Lieber“, sagte er jovial, „wie viele Jährchen kriegt er denn?“ Nach einer längeren Pause meldete sich der Haftrichter mit einem ausgedehnten „Äähhhm“, dem er eine weitere, bedeutungsvolle Pause folgen ließ. „Wir haben zuerst die Personalien dieses Mannes untersucht. Es handelt sich um einen Schweizer Staatsbürger mit Wohnsitz in Zürich. Er konnte uns glaubhaft nachweisen, dass er eben eine lange und intensive Chemotherapie hinter sich hätte und nach dem Krankenhausaufenthalt jetzt als erstes eine Reise in unsere Stadt unternommen hätte. Dies alles erfuhren wir über den eilig herbeigerufenen Dolmetscher. Also ganz eindeutig ein Tourist, kein Terrorist. Trotzdem werden wir ihn bis nach den Chaostagen in Verwahrung nehmen. Sicher ist sicher.“

Nachdem der Polizeipräsident den Telephonhörer, der ihm aus der Hand gefallen war, wieder aufgehoben hatte, warf er ihn donnernd auf die Gabel. Sein Hirn arbeitete fieberhaft. Mit jeder Minute wurde sein Plan klarer.

Noch zweimal griff er zum Telephon. Als erstes rief er seinen Freund bei der Bergrettung an und verlangte einen Hubschrauber mit einem auf alpine Rettung spezialisierten Piloten und drei weitere Spezialisten. Als zweites telephonierte er mit dem Pächter des Restaurants auf dem Fernsehturm und ließ – als polizeiliche Anweisung – das gesamte Restaurant sofort räumen. Alle Gäste mussten raus, das Personal sollte bleiben.

Die Zeit drängte, es war schon 19.30 Uhr. Er schnarrte eine Reihe von Befehlen – alle kurz und knapp – in sein Funkgerät, dann machte er sich auf den Weg zum Fernsehturm.

Der glatzköpfige Tourist wurde vom Helikopter der Bergrettung aus der Sicherheitsverwahrung geholt und punktgenau auf dem Dach des Drehrestaurants auf dem Fernsehturms abgesetzt. Dort wurde er vom Polizeipräsidenten persönlich begrüßt und zu einem opulenten Dinner eingeladen, zusammen mit einer Hundertschaft von Polizisten und einer Hand voll ausgesuchter Journalisten und Fotografen.

Die regionalen, überregionalen und internationalen Zeitungen, sowie natürlich die Boulevardpresse – alle hatten für den Montag ihre Schlagzeile mit hervorragendem Bildmaterial, das den Polizeipräsidenten in freundschaftlicher Umarmung mit dem Touristen zeigte, nachdem sie Brüderschaft tranken. „Die Polizei, Dein Freund und Helfer“, titelte die meinungsbildende Zeitung.

In einer Feierstunde am Montag Nachmittag wurde der Polizeipräsident als neuer Innenminister vereidigt, und dem Schweizerischen Botschafter wurde der Ehrendoktor der hiesigen Universität verliehen.

 

Hallo Ernst Clemens,

Zur Geschichte: liest sich recht flüssig und hat Humor. Ich fand nur das Ende zum Einen nicht ganz schlüssig (weshalb, mit welcher Begründung wird der Tourist nun so vehement gefeiert?), zum anderen etwas plötzlich und abgehackt.

Zum Inhalt deines Textes: Eine üble Verunglimpfung unseres Staatsapparates. Ministerien und Ordnungsmächte werden als opportunistische, schweizfeindliche Aktionisten dargestellt. Die Chaoten selbst werden, durch das Weglassen jeder weiteren Erwähnung, auf subtile Art fast schon glorifiziert, zumindest positiven Eindruck hinterlassend.

Alles in Allem wirkt deine Geschichte in eine besorgniserregende Richtung. Ich sehe sie als politisch und rechtlich äußerst bedenkliche Tendenz, die durchaus relevant für die weitere Existenz dieses Forums sein könnte.

Es sei dir angeraten, dich mit dieser Satire auf neutrale Aussagen zu beschränken: Vielleicht solltest du die Chaoten überhaupt nicht erwähnen, den Innenminister als Förderer der deutschen Zahnarztinnung darstellen, aus dem Auflauf der Polizisten ein Seminar zum Thema Bürgernähe machen und den Helikoptereinsatz als Szene zu einem RTL-Film. Auf einen Zusammenhang mit Ausländern -auch Schweizern- solltest du klugerweise gänzlich verzichten. Man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein. Wenn du dann noch ein zweiseitiges Vorwort schreibst, dass du dich von dir distanzierst und mit dir nicht verwandt und verschwägerst bist, bekommt dein Beitrag eine Chance ungelöscht mit formalen Kritiken versehen zu werden. :D :D

Gruß von einem politsch korrekten und rechtlich bewanderten
querkopp

 

guten abend lakita und querkopp. zunächst mal vielen dank für eure kritik. ich sitze im moment sehr ratlos vor meinem pc. wollt ihr mich auf den arm nehmen, oder ist es ernst? OK, es ist ein spiel mit dem feuer, aber satiren haben das halt so an sich. ich meinte, ich hätte alles so weit überspitzt, daß jede ähnlichkeit mit der wirklichkeit abwegig ist. täusche ich mich? bitte, klärt mich auf!

@querkopp: der (bewusst praktisch gesichtslose) tourist wird deshalb gefeiert, weil er das einzig greifbare (im wahrsten sinne des wortes) ergebnis der ganzen polizeiaktion ist. das debakel wird vom polizeipräsidenten ins positive (und zum eigenen nutzen) umgedreht. fast wie im wirklichen leben!

übrigens: ich stamme selber aus jenem ausland, das sich so malerisch um zürich herum gruppiert. hilft das?

ich bin gespannt auf eure antworten. beste grüße. ernst

 

Hallo Ernst

Nur mal ne inhaltliche Frage an alle:
Die Chaostage werden doch von diesen schlimmen subversiven Punkern veranstaltet? Das sind ungewaschene Jugendliche mit Sicherheitsnadeln in der Backe und langen bunten Haaren.
Die Glatzköpfe sind entweder Fußballhooligans oder Rechtsradikale.
So kenne ich es zumindest aus der Bild.

Ansonsten möchte ich dich bitten, mir nicht zu antworten. Du wirst wahrscheinlich schon vom Verfassungsschutz beobachtet und ich möchte da nichts mit zu tun haben.
Vom Inhalt deiner Satire möchte ich mich hier ausdrücklich distanzieren.

Mit Grüßen

Quasimodo

 

Dein Text trägt durchaus deutliche satirische Züge (wenn er auch nicht trieft, aber wer sagt, dass er das muss?) und ist zudem noch amüsant. Werte das als subjektives Kompliment, mich bringt hier selten was zum Lachen :)
Man merkt, dass Du Dir Gedanken gemacht hast, der Text ist gut gegliedert, leicht lesbar, Gedankengänge lassen sich nachvollziehen, der Leser wird in eine bestimmte Richtung gelenkt. Nicht gerade am Arm gepackt und durch den Text geschleudert, aber Deine Message kommt bei ihm an.

Es ist durchaus überlegenswert, weiter zu überspitzen, die Handlungen weiter ins Lächerliche, Unmögliche zu ziehen, obwohl meines Erachtens dabei auch die Gefahr besteht, den Eindruck zu erwecken, der Autor versuche lediglich krampfhaft, seinen Leser zum Lachen zu bringen. Weiter überspitzen heißt also nicht unbedingt, an Mengenangaben (der Polizisten z.B.) eine weitere Null zu hängen, oder vom Polizeipräsidenten auch noch einen Flugzeugträger ordern zu lassen. Ich würde es mit feinen, subtilen, im Text überall verstreuten und für den Leser nicht immer gleich erkennbaren Spitzen versuchen, von Deinem Erzähler wie aus Versehen fallengelassenen kleinen Randbemerkungen, die erst beim näheren Hinsehen ausholen und Treffer laden...direkt auf dem Politauge. Nur so als unverbindliche Idee...

Nicht unterkriegen lassen...und vor allem nicht alles als absolutes Nonplusultra akzeptieren. Es gibt meist ein Gegenteil, dass ebenfalls funktioniert ;)

Grüße,
San

wegen Bezug auf ein gelöschtes Posting vom Moderator editiert

[ 06-08-2002, 12:21: Beitrag editiert von: Pandora ]

 

Hallo Ernst Clemens

Bei deinem Text handelt es sich definitiv um eine Satire und um eine gelungene, so weit ich das von mir geben kann. Du hast bewusst die Situation überspitzt und humorvoll untermalt. Das Ende fand ich im Gegensatz zu deinem Mittelteil etwas schwächer, weil mir da zu viel Zeit gerafft wird.

Zitat:

In einer Feierstunde am Montag Nachmittag wurde der Polizeipräsident als neuer Innenminister vereidigt, und dem Schweizerischen Botschafter wurde der Ehrendoktor der hiesigen Universität verliehen.

Hier würde ich eine kurze Erläuterung vorhergehen lassen, nicht unbedingt notwendig, aber zumindest mir nicht ersichtlich (den Hintergedanken, warum er Innenminister wird). Wäre nett -außer im Falle, dass du etwas änderst- mir diese Passage zu erläutern.
Ansonsten ein schönes Werk, gut zu lesen, guter Ausdruck und Wortwahl nur ein paar kleine Rechtschreibungsfehler, die man korrigieren könnte.

Frederik

wegen Bezug auf ein gelöschtes Posting vom Moderator editiert

[ 06-08-2002, 12:20: Beitrag editiert von: Pandora ]

 

hallo frederik und vielen dank für deinen engagierten beitrag. zum inhalt: der alte innenminister hat mit kanonen auf spatzen geschossen. der polizeipräsident (und jetzt neuer innenminister) hat es mit einem einfachen trick (kommt öfters vor im täglichen politischen leben) geschafft, aus der misere des anderen für sich profit zu schlagen. und der ehrendoktor für den schweizerischen botschafter ist das trostpflaster für die "beleidigung" des schweizerischen touristen.
zu den kritiken der anderen halte ich mich vorläufig raus. ok? beste grüße. ernst

 

hallo san - auch für deinen zweiten beitrag bedanke ich mich herzlich. ich werde über die subtilen steigerungen nachdenken; sie machen durchaus sinn. kurz bevor ich die story ins internet stellte, habe ich z.b. noch folgendes geändert: der schweizer tourist war ursprünglich aus genf; jetzt ist er aus zürich. ich habe aber die Passage mit dem dolmetscher trotzdem drin gelassen. deine idee mit dem flugzeugträger? gar nicht so schlecht. nur hätte es etwas zu lange gedauert, um das flußbett der isar entsprechend auszubaggern! auf jeden fall werde ich mir die story so nach einer woche wieder vornehmen, wenn ich selber etwas distanz dazu gewonnen habe. nochmals danke und gruß. ernst

 

Hi Ernst Clemenz,

bitte schnell lesen, wahrscheinlich ist die Löschautomatik wieder aktiv. :rotfl:
Also, ich möchte es jetzt mal in der Art formulieren, dass die Zensur nicht wieder mein Werk zunichte macht: Natürlich war es nicht ernst gemeint. Wer das nicht als Satire erkennt, sondern meint, es handele sich um einen Tatsachenbericht, muss Polizeipräsident oder etwas ähnliches sein. :D
Was deine Landsleute angeht, auch die werden sich nicht durch deinen Text diskriminiert fühlen, wenn sie einen Funken Humor haben. Aber den hat nicht jeder. So, das wars.

Mit freundlichen zensierten Grüßen :D
querkopp

 

hallo querkopp, nachdem jetzt die scheinwerfer alle eindeutig eingestellt sind, ist die szene sauber ausgeleuchtet. jede klarheit restlos beseitigt! vielen dank dir und bye. ernst

 

Hallo querkopp,

ich bitte dich solche Kommentare zu unterlassen.
Hier wird nichts gelöscht, wozu es keine Berechtigung gibt.
Bitte sei so gut, und halte solche persönlichen Sticheleien aus den Geschichtsforen raus, ja?

*handreich*

Gruß, Pan

[ 06-08-2002, 16:49: Beitrag editiert von: Pandora ]

 

Hallo Ernst,

dank deiner Satire weiß ich endlich, warum in der Hannoverschen Allgemeinen nichts über die Chaostage stand. Meine Vermutung wurde bestätigt. Ein Prosit auf die Bayern. :prost:

Aber ein wenig Kritik muss ich doch üben:

1. Ein Glatzkopf nimmt nicht an den Chaostagen teil. Das ist etwas für Punks. Die Skins halten sich an den Todestag von Rudolf Hess, der zwei Wochen später gefeiert wird.

2. Ein gravierender Fahler, auch wenn wir uns im Freistadt Bayern befinden. Der Polizeipräsident kann keinen Einfluss auf den Einsatz bestimmter Richter nehmen. Auch wenn es Sir Edmund I. stört: der Polizeipräsident gehört der Exekutive an, die Richter der Judikative. Die Gewaltenteilung gilt für die gesamte Republik.

Kleine Änderung bringen deine Story der Realität näher und machen sie damit glaubwürdiger.

Gruß, Mike :D

 

Hallo Mike - und herzlichen dank auch für deine kritik. deinen punkt 1 hat schon jemand hier bemängelt. stimmt absolut. allerdings hat mir der glatzkopf in zusamenhang mit der chemotherapie wunderbar ins konzept gepasst! das entfernte den touristen noch einige meilen von echten chaoten. zm zweiten punkt. gebe dir vollkommen recht. in der realität ist es genau so, wie du sagst. aber hier geht es um eine satire - da gestatte ich mir einfach etwas zu vereinfachen. sorry.

beste grüße. ernst

 

Hallo Ernst,

aber hier geht es um eine satire - da gestatte ich mir einfach etwas zu vereinfachen.
Und da begehst du den entscheidenden Fehler, den ich mit meiner vorangegangenen Kritik ausdrücken wollte.
Die Gewaltenteilung ist in dieser Republik ein unumstößliches Faktum. Gut, der eine oder andere Politiker mag das nicht erkennen, aber Redakteure sind hier unerbittlich. Satire darf, muss sogar, überziehen. Sie darf aber keine falschen Tatsachen enthalten.
Der Eindruck, der beim Redakteur oder auch beim Leser, der um diese Details weiß, entsteht ist: "Will er mich verarschen? Oder weiß er es nicht besser?" Meist fällt die Entscheidung auf die zweite Variante und damit ist sie durchgefallen und vom Tisch. Standardbrief. Danke. Weiter so (aber bitte nicht hier).
Das ist meine persönliche Erfahrung.

Wenn also ein Pol.-Präsi Einfluss auf den Einsatz der Amtsrichter hat, dann vielleicht dadurch, dass er mit dem Direktor des Amtsgerichtes München auf dem letzten Oktoberfest 'ne schöne Sause gemacht hat; oder aber beide der Meinung waren, dass die Kellnerin mit den dicken Tüten bestimmt wie ein Zäpfchen abgeht. Naja, vielleicht hat er auch den Justizminister zum Essen eingeladen und seine Frau hat es endlich einmal geschafft, den richtigen Party-Service auszusuchen. :D

Der Skin als Tourist nach Chemotherapie ist in diesem Zusammenhang einfach zu viel des Guten. Hier gilt der Wahlspruch: Weniger ist Mehr!
Ich fände hier eine Landtagsabgeordnete der Grünen mit orangenen Haaren, die als potentielle Störerin, also zur Punk-Szene zugehörig, betrachtet wird, treffender. Das mag aber auch daran liegen, dass eben eine solche Person bei den Chaos-Tagen 1996 in Hannover von Beamten einer hessischen Hundertschaft aufgehalten wurde. Nachdem die Kollegen dann auch noch Flyer im Kofferraum ihres Wagens fanden, die eine Sympathie mit Chaoten erkennen ließ, wurde ihr die Einreise nach Hannover verwehrt.

Ein weiteres Detail, das aber durchaus noch vertretbar ist, ist die Rolle des Polizeipräsidenten. Der ist ein politischer Beamten, jedenfalls in Niedersachsen und meines Wissens auch in München. Somit hält er sich aus allen polizeitaktischen Einsatzentscheidungen heraus, würde sich also auch nicht in einen Hubschrauber setzen und einen Einsatz führen (Das gibt's nur im Fernsehen).
Er trägt zwar die volle Verantwortung für eine gut gelaufene Polizeiaktion, aber für Fehler rollen die Köpfe der Einsatzführer.

Auch hier ein kleines Beispiel: 1994 waren die Chaostage der Schlager schlechthin.
Für die unangenehmen Begleiterscheinungen musste es einen Schuldigen geben, den man im Gesamteinsatzleiter fand: ein nach A 15 besoldeter Polizeidirektor.
Nach verbaler Steinigung durch den Polizeipräsidenten und öffentlicher Vierteilung durch die Presse, wurde er auf einen beförderungsfähigen Posten versetzt. Inzwischen ist er die Karriereleiter hinaufgefallen und kassiert nach B 3. Außerdem kann sich in unserem Bundesland keiner einen besseren Polizeibeamten vorstellen. :D :D :D
Auch das ist Potential, das du in deine Satire einbauen kannst.

Und jetzt stelle ich fest, dass mein Kommentar zu deiner Antwort schon wieder viel zu lang geworden ist.
So ist das nun mal: Wenn es die Polizei betrifft, fange ich an, aus dem Nähkästchen zu plaudern und mich um Kopf und Kragen zu schreiben.

Aber: :whocares:

Gruß, Mike

 

guten morgen Mike. es ist ja wirklich toll, wie intensiv du dich mit meiner geschichte beschäftigst und mir dabei volles feed-back gibst. herzlichen dank dafür! Ich muss es einfach mal sagen: als politisch nicht interessierter Ausländer habe ich mich mit diesen (wichtigen!) details eigentlich bis heute nie beschäftigt. ich ging in meiner satire einfach von der "lieschen müller-meinung" (in diesem fall auch ernst clemens-meinung)aus und habe alle die, die etwas zu sagen haben in diesem lande/freistaat in den topf "DIE da oben" geworfen. sachlich ist das bestimmt falsch, das hast du mir mit deinem profunden insider-wissen nachvollziehbar dargestellt.

Die idee mit der grünen störerin gefällt mir gut. allerdings würde sie der story eine völlig andere wendung geben, denn sie wäre ja nicht eine völlig unschuldige kranke, selbst wenn ich ihr eine ausländische nationalität verpassen würde.

und zum schluß noch eine persönliche frage (auf die ich natürlich nicht unbedingt eine antwort erwarte):kassierst DU B3?? *schmunzel*

herzliche grüße und nochmals vielen dank. ernst

 

Hallo Ernst,

zu erst einmal muß ich Dir gestehen, daß ich ein schlechter Kritiker bin. Ich weise ungern auf Rechtschreibfehler hin, oder inhaltlichen stilistischen Mängeln, die ich als diese empfinde. Zudem habe ich Schwierigkeiten Zusammenhänge und Logik zu kritisieren.
Hängt damit zusammen, daß ich Kritik zu oft als negativ interpretiere und daß ich kein Erbsenzähler bin. Ich allerdings lasse es mir zumeist gefallen....irgendwie blöd...denke nur immmer


"WIR SOLLTEN UNS ALLE NICHT SO WICHTIG NEHMEN, AUCH UNSER TUN NICHT!!!

So...die Satire ist gut.
manchmal empfinde ich sie als etwas langatmig.
Aber....jetzt das wichtigste!
Geh ruhig in die Offensive, erwähne den Schweizer, für Minderwertigkeitskomplexe anderee bist Du nicht verantwortlich. Bekenne Farbe, trau Dich, entschuldige Dich nicht.

Volles Rohr sozusagen.
Schweizer steht stellvertretend für andere ähnliche spezifzierte Objekte.

Die Satire ist ein Schuß vor den Bug, für die Überempfindlichkeit unserer Gesellschaft, für Heuchelei unserer Gesellschaft.

Ich glaube ich werde das Fach wechseln und wenn ich wieder schreibe, dann weniger Alltag sondern Satire.

Ernst: Volles Rohr, weißt Du?

Liebe Grüße Archetyp

 

hallo achetyp - danke für deine aufmunternden worte. was heißt hier "ich bin kein guter kritiker"??? mir kommt es doch nur auf die meinung desjenigen an, der die geschichte gelesen hat. wie hat sie auf ihn gewirkt, was kann ich besser machen? erbsen können andere besser zählen als du und ich! nochmals vielen dank und beste grüße. ernst

 

Hi Ernst Clemens!

Wollte auch mal in Satire rumschauen.
Fands eigentlich gut beschrieben, wie sich alles verselbständigt. Wenn die träge Lawine der Bürokratie erst einmal Fahrt aufgenommen hat, ist sie schwer zu stoppen.
Die Idee mit der Chemotherapie als Grund für die Glatze ist schon ein Schlag ins Kontor, passt gut zur Message. War so ganz unterhaltend und ich weiß, dass ich niemals einfach so nach Gefühl handeln werde!!

aquata

 

guten morgen aquata,
da hast du ja eine sehr alte geschichte von mir ausgegraben und wieder ans tageslicht gebracht. vielen dank dafür.

die echten chaostage liegen ja einige jahre zurück - trotzdem bin ich der meinung, es hätte sich in unserem lande grundsätzlich noch nicht viel geändert seither. ereignisse wie die vogelgrippe (die ja aus asien eingeschleppt wird) fördert wahrscheinlich ein grundloser hass auf die asiaten, der sich dann (hoffentlich nicht!) wieder chaotisch auswirken kann und typischen chaoten den grund liefert, sich wieder bösartig aufzuspielen......also neue chaostage?

beste grüße
ernst

 

Skins

Aber ein wenig Kritik muss ich doch üben:

1. Ein Glatzkopf nimmt nicht an den Chaostagen teil. Das ist etwas für Punks. Die Skins halten sich an den Todestag von Rudolf Hess, der zwei Wochen später gefeiert wird.


Sliggle!
1. Mir ist schlecht.
2. Die Chaostage waren immer eine gemischte Veranstaltung.
3. Urteilen Sie nicht über Dinge, von denen Sie nichts verstehen.

zu 3. gelingt mir auch nicht immer aber ich versuchs ab und zu.

4. Besuchen Sie doch einmal diverse Ska-Seiten.

 

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