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Spieltrieb

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09.12.2016
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Spieltrieb

Paul erinnerte sich lückenhaft an die letzten Tage. Sein Redakteur hatte ihn nach New York geschickt, um einen Artikel über diese Mordserie zu schreiben. Was war dann geschehen?
Er setzte sich im Bett auf und zog die Decke enger um den schmächtigen Körper. Regenwolken verdeckten den Novemberhimmel, durchs geschlossene Fenster drang kein Laut. Paul griff nach dem Pappbecher mit Wasser auf dem Nachttisch, leerte ihn in einem Zug, aber der pelzige Geschmack im Mund blieb.
Da war diese Frau gewesen. Kinnlanges, schwarzes Haar, dicht wie eine Perücke, schneeweiße Haut. Paul lächelte schwach, merkte, dass er ins Schwärmen geriet und streckte den Rücken durch. Bloß keine Gefühlsduselei. Er musste sichergehen, dass nichts passiert war, was er nicht wollte.

Gleich am Flughafen war er ihr begegnet. Er saß in einem dieser Schnellrestaurants und beobachtete, wie sie in ihren Stöckelschuhen auf und ab lief und den Trolley hinter sich herzog. Sie schien wohlhabend zu sein, das graue Kostüm war bestimmt nicht billig gewesen. Suchend blickte sie über die Köpfe der Leute hinweg.
Nach einer Weile blieb sie stehen, um sich die Lippen nachzuziehen. Zögernd erhob er sich, wusste genau, was er sagen würde. Das hatte bisher immer gezogen. Er wich einer Gruppe Rednecks aus, die zu fünft einen Gepäckwagen schob und laut sang.
„Mam“, begann er, „ich ...“ Im selben Moment spürte er etwas Schweres gegen seinen rechten Arm prallen, geriet aus dem Gleichgewicht, wurde gegen die Frau gestoßen. Ihr Taschenspiegel fiel herunter, und bevor Paul einen klaren Gedanken fassen konnte, fuhr sie herum. Quer über ihrer Wange sah er einen roten Strich, der wie eine Kriegsbemalung aussah.
Die Rednecks lachten, einer half seinem Freund vom Boden auf und verpasste ihm eine Kopfnuss. Gröhlend zogen sie weiter.
„Ich ... Ich bitte vielmals um Entschuldigung“, sagte Paul, während er sich die Hosenbeine abklopfte. Sie sah ihn an, als wäre nichts passiert. Ihr Blick war unschuldig und gleichzeitig auf eine seltsame Art neutral, wie gemalt wirkten die großen, dunklen Augen. Paul musste sofort an das Buch denken, mit dem er als Junge unter dem Ahornbaum gesessen und mit nackten Zehen im Sand gegraben hatte. Sein Herz klopfte laut, wenn er es auf einer bestimmten Seite aufschlug. Da war es. Schneewittchen. Derselbe unschuldige Blick, als könne nichts auf der Welt ihr etwas anhaben. Er schaffte es immer wieder, sich davonzuschleichen und sie anzuschauen, ohne dass die Alte ihn entdeckte.

„Paul Anders.“
Sie gab ihm die Hand, stellte sich aber nicht vor. Paul ging in die Knie, um den Spiegel aufzuheben. Das Glas war zerbrochen, und als die Frau hineinsah, wusste Paul, dass ihr Gesicht in tausend Teile zerfiel.
Der zerbrochene Spiegel verschwand in ihrer Handtasche, dann lächelte sie und sagte: „Ich dachte schon, Sie kommen nie.“
Paul sah sie fragend an. Statt einer Antwort ließ sie ihren Koffer stehen und stöckelte Richtung Damentoilette. Er zog die Stirn kraus. Kannte sie ihn? In seinem Kopf lief alles durcheinander. Er stellte sich vor einen Zeitungskiosk, trat von einem Bein auf das andere, überflog die Schlagzeilen. Überall nur Mord und Totschlag. Aber seine Reportage würde mehr hergeben, der Täter wurde seit zehn Jahren gesucht, und jetzt standen sie kurz davor, ihn zu fassen. Wenn er die Story lieferte, würde er endlich seine Beförderung bekommen.
Die Frau kam mit entschlossenem Gesicht in die Flughalle zurück. Sie blieb vor der Toilettentür stehen und telefonierte. Paul sah auf die Uhr. Die Hände waren so nass, dass er sie mehrmals an der Jeans abwischen musste. Selten war ihm eine Frau begegnet, die genau wie in dem Buch aussah. Die anderen hatten ihr ähnlich gesehen, die letzte sogar sehr, aber sie war perfekt. Wieder sah er auf die Uhr. Im Hotelzimmer wartete eine Menge Arbeit auf ihn, und er musste den Gedanken an das Buch aus dem Kopf bekommen. Wie es im Laufe der Jahre immer mehr zerfledderte, die roten Lippen verblassten, das schwarze Haar abstumpfte, der Deckel fehlte. Warum brauchte sie so lange?
Endlich klappte sie das Telefon zu und kam zu ihm. Er schnappte sich ihren Koffer und zog ihn neben seinem eigenen hinter sich her. Das Spiel fing an, ihm zu gefallen. Eine Inspiration für seine nächste Kolumne. Mit wem verwechselte sie ihn? Einem Blind Date? Einem Freund von demjenigen, der sie eigentlich abholen sollte, aber verhindert war? Es konnte sich auch um einen Job handeln.
„In der Nähe von meinem Hotel soll es ein sehr nettes, chinesisches Restaurant geben“, sagte er. „Wenn Sie keine anderen Verpflichtungen haben, würde ich Sie gerne zum Essen einladen. Als Entschädigung für den kaputten Spiegel.“
„Das ist wirklich nicht nötig“, beeilte sie sich zu sagen und senkte den Blick. „Aber ich nehme trotzdem gerne an.“

Der Himmel war grau, als sie ins Freie traten, die Luft roch nach Regen. Paul steuerte auf ein Taxi zu, ließ den Fahrer das Gepäck im Kofferraum verstauen, hielt der Frau die Tür zur Rückbank auf und setzte sich neben sie.
Während der Fahrt durch den Newark-Tunnel sah sie aus dem Fenster. Später flogen Menschen und Gebäude an ihr vorbei, aber sie schien sie gar nicht wahrzunehmen. Paul fragte sich, ob sie die Tropfen zählte, die in immer kürzeren Abständen auf der Scheibe landeten. Der Fahrer schaltete die Scheibenwischer ein.

Es war bereits dunkel, als der Wagen in eine Seitenstraße bog, durch eine große Pfütze glitt und direkt vor dem Restaurant hielt. Über dem Eingang blinkten chinesische Schriftzeichen. Endlich wandte die Frau sich Paul mit einem sanften Lächeln zu. Ihre Augen glitzerten.


An das Abendessen konnte Paul sich zunächst nicht erinnern. Für ihn hatte diese Frau gleich nach der Taxifahrt hier auf dem Bett gesessen. Der Akt verlief routiniert, sie quiekte ein paarmal, aber außer sich geriet sie nicht. Dann musste er eingeschlafen sein.
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und sah sich hastig um. Kein Schrank, kein Stuhl, kein Spiegel, nur der Nachttisch mit dem leeren Wasserbecher und dem Hoteltelefon. Er griff nach dem Hörer und tippte die Nummer, die auf dem Gehäuse stand. Der Zimmerservice sollte ihm etwas zu trinken bringen.

Als es klopfte, torkelte Paul schlaftrunken zur Tür, aber der Page war bereits eingetreten. Er trug einen roten Gegenstand in der Hand, etwa so groß wie ein Sofakissen. Mehr konnte Paul ohne Brille nicht erkennen.
„Herr Anders, Sie sollen doch nicht aufstehen“, sagte der Page betont ruhig und in perfektem Deutsch. Er blieb seitlich vor dem Nachttisch stehen, dann legte er den Gegenstand aufs Bett. Paul rieb sich die Augen. Das Buch. Aber als er darauf zuging, erkannte er ein rotes Plastikarztköfferchen für Kinder. Genau wie das, das er damals im Gebüsch neben dem Ahornbaum gefunden hatte. Die Alte hatte ihn grün und blau geschlagen, als sie es herausfand. „Du! Sollst! Lernen!“, hatte sie geschrien. Immer und immer wieder. Dann hatte sie ihn zu den Schulbüchern gezerrt.
Paul fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Er musste sich konzentrieren. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Zumal das weiße Kreuz auf dem Koffer größer zu werden schien. Es sah jetzt wie eine längliche Schale aus. Und in seinem Kopf brüllte immer noch die Alte: „Du! Sollst! Lernen!“ Bis er merkte, dass er selbst es war, der schrie.
Der Page nahm jetzt etwas aus der Schale und kam auf Paul zu. Aus der Nähe erkannte er eine Spritze in der Hand des Mannes.
„Was wollen Sie von mir?“, schrie Paul, sprang zur anderen Seite des Bettes, riss das Kopfkissen hoch und warf es nach dem Pagen. Es landete auf dem Boden. Der Page griff nach dem Telefonhörer.
„Hallo? Ja, hallo, hier ist Quermann, Station 11c“, hörte Paul ihn mit kehliger Stimme telefonieren. „Patient beginnt die Kissenschlacht. Bitte um Verstärkung.“

Er hatte den Satz kaum beendet, als zwei Männer in grauen Kitteln hereinstürmten. Sie packten Paul und drückten ihn auf die Matratze. Er spürte ein Ziepen im Oberarm, wollte schreien, aber eine Hand presste ihm den Mund zu. Paul versuchte zu treten, wand den Oberkörper in alle Richtungen und tatsächlich - sie ließen ihn los.
Nun war auch die Frau wieder da. Sie war noch weißer als zuvor, und ihr Lächeln war noch sanfter.
„Wo kommen Sie denn her?“, fragte Paul. Als er sich umblickte, waren die Männer verschwunden.
„Aber ich bin doch gar nicht weggewesen.“
Paul wurde schwindelig. Wie weiß sie war. Noch nie hatte er einen Menschen mit so weißer Haut gesehen.

Sie fanden einen kleinen Tisch in der Ecke, er bestellte die Acht. Chop Suey mit Reis. Die Frau wollte nur einen Salat.
„Die Beerdigung ist morgen um zwei“, sagte sie.
Er zuckte zusammen. Sie wusste davon. Sicher hatte man sie auf dieselbe Story angesetzt.
Er sah vor sich auf das pinkfarbene Tischtuch, krallte die Finger im Schoß ineinander und hatte die Tote genau vor Augen, in einem gläsernen Sarg, das schwarze Haar wie ein Fächer um das weiße Gesicht drappiert, ein kleiner Schnitt quer über der Kehle.
„Ich werde da sein“, sagte er.
Die Augen der Frau schienen ihn zu verschlingen. Hoffentlich geriet er jetzt nicht außer Kontrolle. Wie konnte er einen kühlen Kopf bewahren, wenn sie ihn so ansah?
Ihr Handy vibrierte auf dem Tisch. Sie warf einen kurzen Blick auf das Display, entschuldigte sich und ging mit dem Telefon vor die Tür. Wieder brauchte sie lange. Paul trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. Das Lokal füllte sich. Zwei Herren in grauen Anzügen nickten ihm kurz zu und nahmen am Nebentisch Platz.
Als sie zurückkam, zupfte sie sich die Haare zurecht. Da waren ein paar helle Strähnen an den Schläfen, die ihm vorher nicht aufgefallen waren. Noch bevor er Zeit fand, darüber nachzudenken, lächelte sie ihm warm zu, setzte sich wieder, in Zeitlupe, wie ihm schien, legte die Hand auf seinen Unterarm. Ihm wurde heiß. Er lockerte seinen Schlips. Sie beugte sich etwas vor und sprach leiser.
„Cecile war meine beste Freundin. Aber sie war einfach zu leichtsinnig. Wir waren alle hinter der Story her, aber sie musste ja unbedingt alles alleine machen.“
Paul sah, dass ihre Hand leicht zitterte, als sie nach dem Glas Mineralwasser vor sich auf dem Tisch griff, trank und sich die Lippen mit der roten Serviette abtupfte.
„Mein Beileid“, sagte er.
Jetzt hatte sie sich wieder im Griff, blickte ihm fest in die Augen. Da war etwas Unzüchtiges in ihrem Blick, das konnte er genau erkennen. Die Alte hatte ihm immer wieder gesagt, dass etwas Verdorbenes in Schneewittchens Augen lauere, genau wie es auch in dieser Frau schlummerte, da war sich Paul ganz sicher. Hatte sie ihn mit dem Fuß unter dem Tisch berührt? Abermals begannen seine Hände zu schwitzen.

Der Akt verlief routiniert. Die Frau quiekte ein paarmal, aber außer sich geriet sie nicht. Paul konnte sich nicht erklären, warum. Er hatte sie in den Apfel beißen sehen, kauen, schlucken. Endlich atmete sie hastiger, rang nach Luft. Draußen ertönte die Sirene eines Krankenwagens. Die Tür wurde eingetreten, und ehe Paul wusste, wie ihm geschah, erkannte er einen grauen Anzugärmel, der sich um seinen Hals legte, ihn nach hinten zog und fest umklammert hielt. Er spürte ein Ziepen im Oberarm. Dann musste er eingeschlafen sein.

Zuletzt bearbeitet: 25.12.2018
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HI @Chai,

ja, diese Geschichte ist tatsächlich seltsam. Und mal etwas ganz anderes von dir. Ich bin mir gerade noch nicht so ganz sicher, wie ich sie finden soll. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles verstehe.

Als Paul wieder klar denken konnte, erinnerte er sich nur lückenhaft an die letzten Tage.
Beim ersten Lesen geht man davon aus, dass der Alkohol ihn benebelte. Beim zweiten Lesen, denke ich an Medikamente. Das ist defintiv ein Text den man mehrmals lesen muss, um alles mit zu bekommen.

Paul griff nach dem Pappbecher mit Wasser auf dem Nachttisch, leerte ihn in einem Zug, aber der pelzige Geschmack im Mund blieb.
Der Pappbecher sollte einen stutzig machen. In einem Hotel würde ein Glas stehen, nicht wahr?

Das Haar so schwarz wie Ebenholz, die Haut so weiß wie Schnee und so weiter.
Das „und so weiter“ gefällt mir nicht. Das klingt so lieblos. Vielleicht einfach durch drei Punkte ersetzen.

Mit solchen Details wollte Paul jetzt nicht seine Zeit verschwenden.
Der Satz ist merkwürdig. Du meinst, er will sich weiter an den Abend erinnern?

Der Akt verlief routiniert, Schneewittchen quiekte ein paarmal, aber in Ekstase geriet sie nicht.
Oh, das ist nicht das was ich erwartet habe. Puff, da ist der Disneyblase dahin.

Gleich am Flughafen hatte er sie getroffen.
Dieser zweite Zeitsprung stört mich. Da frage ich mich warum du nicht direkt dort einsteigst und erst später zum Quieken kommst. Insbesondere weil die ja die Quiekstelle später noch mal hast. Ich analysiere mal weiter ...

Suchend blickte sie über die Köpfe der Leute.
Hört sich komisch an. Als würde sie in die Luft über den Köpfen starren.

Nach einer Weile blieb sie stehen, um sich die Lippen nachzuziehen. Er schlich von hinten an sie heran und rempelte sie wie zufällig an. Etwas Besseres kam ihm nicht in den Sinn. Ihr Taschenspiegel fiel herunter, sie fuhr herum und Paul sah einen roten Strich quer über ihrer Wange, der wie eine Kriegsbemalung aussah.
Das ist mir zu behäbig, zu erklärend. Lass den Mann sie doch einfach anrempeln. Der Leser denkt sich seinen Teil.

Seine Hände begannen zu schwitzen.
Ich glaube, das Wort „beginnen“ kann man fast immer entfernen und der Satz wirkt stärker. Seine Hände schwitzten.

Sie bedankte sich und stöckelte Richtung Damentoilette. Paul stellte sich vor einen Zeitungskiosk, überflog die Schlagzeilen, trat von einem Fuß auf den anderen und wollte gerade nach ihr sehen, als Schneewittchen mit entschlossenem Gesicht die Flughalle betrat. Sofort war er wieder neben ihr, schnappte sich ihren Koffer und zog ihn neben seinem eigenen hinter sich her.
Warum brauchst du diesen Abschnitt?

„Wenn Sie keine anderen Verpflichtungen haben, würde ich Sie gerne zum Essen einladen. Als Entschädigung für den kaputten Spiegel.“
Puuh, ist das steif. Ich kann nicht ganz einschätzen, ob der Mann einfach so drauf ist, oder warum er so spricht.

Paul merkte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss.
Wer sollte es sonst merken? ;) Einfach: Patrick schoss das Blut in den Kopf.

„Herr Anders, Sie sollen doch nicht aufstehen“, sagte er betont ruhig und in perfektem Deutsch.
Hier wird erst klar, dass da was nicht stimmt, mit Pauls Erinnerungen.

Nun war auch Schneewittchen wieder da. Sie war noch weißer als zuvor, und ihr Lächeln war noch sanfter.
Schneewittchen gibt es gar nicht?

sah vor sich auf das pinkfarbene Tischtuch.
tupfte sich die Lippen mit der roten Serviette ab.
Was ne miese Farbkombi.

Da war etwas Unzüchtiges in ihrem Blick, das konnte er genau erkennen. Hatte sie ihn mit dem Fuß unter dem Tisch berührt?
Sie erzählt ihm von dem Mord an ihrer Freundin, und er denkt sie macht ihn an. Oh, Paul, ich glaub, da stimmt etwas nicht mit dir.

Man hatte mir versichert, dass der Herr, der mich abholen wird, sich mit dem Codewort Schneewittchen zu erkennen gibt. ... Es ist schön, wie Sie daraus ein so nettes Kompliment gemacht haben.
Erst sagt sie, sie weiß, dass es ein Codewort ist und dann hält sie es für ein Kompliment???

Der Akt verlief routiniert. Schneewittchen quiekte ein paarmal, aber in Ekstase geriet sie nicht. Danach schlief er sofort ein.
Am Ende frage ich mich, ob Schneewittchen quiekt weil Paul sie umbringt.

Hmm, ja. Jetzt bin ich immer noch nicht schlauer. Schon faszinierend der Text, interessant. Aber mir ist er dann doch zu rätselhaft. Ich traue mir aber durchaus zu einfach aufm Schlauch zu stehen, und tausende Hinweise nicht zu erkennen.

Also ich interpretiere mal etwas.
Paul ist in einer Psychiatrie und wir dort ruhiggestellt. Das scheint relativ deutlich zu sein.
Dann wäre die Frage, was von dem restlichen Teil fand überhaupt wirklich statt? Ich vermute, es gab keinen Job in New York und auch keine Treffen mit Schneewittchen am Flughafen. Auf jeden Fall nicht in der näheren Vergangenheit.
Vielleicht hatte er Schneewittchen, sie irgendwann getroffen und sie dann umgebracht. Deswegen wird er auch festgehalten. Und bei der Mordserie und der ermordeten Freundin geht es eigentlich um Schneewittchen selbst? Und nun quält sie ihren Mörder, in dem sie immer wieder in seinen Wahnvorstellungen auftaucht.

Irgendwie so ...?

Cool, mal so etwas von dir zu lesen. Viel Spaß noch bei der Challenge und liebe Grüße,
NGK

 

Liebes @Nichtgeburtstagskind,
ja, das ist mal ein ganz anderer Text von mir. Freut mich sehr, dass du ihn dir zur Brust genommen hast.

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Beim ersten Lesen geht man davon aus, dass der Alkohol ihn benebelte. Beim zweiten Lesen, denke ich an Medikamente. Das ist defintiv ein Text, den man mehrmals lesen muss, um alles mitzubekommen.
Ja, so hatte ich mir das gedacht ;)

Nichtgeburtstagskind schrieb:
In einem Hotel würde ein Glas stehen, nicht wahr?
Ganz genau.

Das Haar so schwarz wie Ebenholz, die Haut so weiß wie Schnee und so weiter.

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Das "und so weiter" gefällt mir nicht. Das klingt so lieblos.

Genau so sollte es klingen. Paul will seine romantischen Phantasien nicht zulassen, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Er hat ja offenbar ein paar Probleme und:
Mit solchen Details wollte Paul jetzt nicht seine Zeit verschwenden
sollte das nochmal verdeutlichen. Wie du schon sagst, er will sich weiter an den Abend erinnern.

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Dieser zweite Zeitsprung stört mich. Da frage ich mich warum du nicht direkt dort einsteigst und später erst zum Quieken kommst.
Hast recht, bei den vielen Rückblenden könnte das noch verwirrender wirken. Werde ich umstellen. Dank dir.

Suchend blickte sie über die Köpfe der Leute.

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Hört sich komisch an. Als würde sie in die Luft über den Köpfen starren.

Ich hatte da eher das Bild im Kopf, dass sie den Hals reckt, um die ganze Halle überblicken zu können.

Nach einer Weile blieb sie stehen, um sich die Lippen nachzuziehen. Er schlich von hinten an sie heran und rempelte sie wie zufällig an. Etwas Besseres kam ihm nicht in den Sinn. Ihr Taschenspiegel fiel herunter, sie fuhr herum und Paul sah einen roten Strich quer über ihrer Wange, der wie eine Kriegsbemalung aussah.

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Das ist mir zu behäbig, zu erklärend. Lass den Mann sie doch einfach anrempeln. Der Leser denkt sich seinen Teil.

Erklärend finde ich das nicht. Es wird ja eine Szene beschrieben, die im besten Fall ein Bild in den Kopf des Lesers zaubert. Die einzige Erklärung ist der Satz: Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Den braucht es tatsächlich nicht unbedingt.

Seine Hände begannen zu schwitzen.

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Ich glaube, das Wort "beginnen" kann man fast immer entfernen und der Satz wirkt stärker.

Hier habe ich auch überlegt. Wollte damit zeigen, dass seine Hände langsam zu schwitzen anfangen. Aber danke für den Hinweis. Ich denke drüber nach.


Sie bedankte sich und stöckelte Richtung Damentoilette …

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Warum brauchst du diesen Absatz?

Gute Frage … Ich wollte das Ganze noch ein wenig hinauszögern, aber es stimmt schon. Wirklich wichtig ist der Absatz nicht. Vielleicht äußert sich ja noch jemand anders dazu.

Wenn Sie keine anderen Verpflichtungen haben, würde ich Sie gerne zum Essen einladen.
Nichtgeburtstagskind schrieb:
Puuh, ist das steif. Ich kann nicht einschätzen, ob der Mann einfach so drauf ist, oder warum er so spricht.

Die beiden sind konservativ.

Nichtgeburtstagskind schrieb:
Erst sagt sie, dass es ein Codewort ist und dann hält sie es für ein Kompliment?
Sie hat es genossen, dass er auf sie abfährt. Er hätte ja auch einfach nur Schneewittchen sagen können, und die Sache wäre klar gewesen.

Deine Interpretation hat mir sehr gut gefallen, und ich bin froh, dass du - trotz Verwirrung - einen roten Faden erkannt hast. Ob das alles (oder teilweise) wirklich irgendwann mal passiert ist, kann der Leser für sich entscheiden.

Hab vielen vielen Dank für deine Mühe, und auch dir noch viel Spaß bei der Challange.

Liebe Grüße,
Chai

 

Hej @Chai ,

wie schön, dass du deine erweiterte Bandbreite zeigst. Und dann in der Challenge. Ich musste deine Teile Stück für Stück zusammensetzen. Du hast Krumen ausgelegt und ich habe sie eingesammelt. Mal gucken, ob sie ein Ganzes ergeben.

Ihr Blick war unschuldig, aber etwas Verdorbenes lauerte in den großen, dunklen Augen, da war sich Paul ganz sicher. Seine Hände begannen zu schwitzen.
Da war etwas Unzüchtiges in ihrem Blick, das konnte er genau erkennen. Hatte sie ihn mit dem Fuß unter dem Tisch berührt?

Mir schwant hier bereits Übles. Typischer Fall von Psycho, denk ich so.

Als sie hineinblickte, zerfiel ihr Gesicht in tausend Teile.

Das mag ich - natürlich, obwohl es in Psycho-Krimis gerne genutzt wird, verliert es seine Wirkung meist nicht. Hier bin ich verunsichert, weil Schneewittchen nicht die Kranke ist.

Sie senkte den Kopf. „Aber ich nehme trotzdem gerne an.“

Böser Fehler.

Später flogen Menschen und Gebäude an ihr vorbei, aber sie schien sie gar nicht wahrzunehmen. Paul fragte sich, ob sie die Tropfen zählte, die in immer kürzeren Abständen auf der Scheibe landeten. Der Fahrer schaltete die Scheibenwischer ein.

Hier weiß ich nicht, ob er sie bloß schweigsam erlebt, weil er alles ausblendet und sie nur als Opfer sieht, oder ob sie tatsächlich einfach schweigsam mit einem Fremden Taxi fährt. Und, liebe Chai, das nagt an mir.

„Herr Anders, Sie sollen doch nicht aufstehen“, sagte er betont ruhig und in perfektem Deutsch.

He has never been to NY. Hard stuff.

Paul rieb sich die Augen und erkannte ein rotes Plastikarztköfferchen für Kinder.

:hmm: Kapier ich nicht. Ist das jetzt auch keine reale Psychiatrie?

„Hallo? Ja, hallo, hier ist Quermann, Station 11c“ , hörte Paul ihn mit kehliger Stimme telefonieren.

Oder doch?

Sie fanden einen kleinen Tisch in der Ecke, und er bestellte die acht.

Ich würde die Acht schreiben.

Sie ist einer grauenhaften Mordserie zum Opfer gefallen, sie ...“

getriggert von Schneewittchen-Attributen, ganz klar.

Ganz schön abgedreht, meine Liebe. Und so richtig zufrieden bin ich nicht. Ich denke noch darüber nach, warum das so ist. Ich nehme an, mir fehlt mal wieder Nähe. Ich lese es wie eine Krankenaktennotiz und dass, obwohl du schöne Bilder eingestreut hast.
Aber vielleicht kannst du dennoch irgendetwas mit meiner Leseeinheit anfangen.

Lieber Gruß, Kanji

 

„Sie ... Sie sehen wie Schneewittchen aus“, stammelte er, bevor er in die Knie ging, um den Spiegel aufzuheben. Als sie hineinblickte, zerfiel ihr Gesicht in tausend Teile.
[…]
„Sie ist vergiftet worden. Mit einem Apfel. Wie in diesem Kindermärchen. Schneewittchen und die sieben Zwerge.

Interessante Variante des Märchens nach dem Tode „Schneeweißchens“. Das ist nämlich bereits ermordet worden, wie wir erfahren
„Sie ist vergiftet worden. Mit einem Apfel. Wie in diesem Kindermärchen. Schneewittchen und die sieben Zwerge.
einem „Apfel“, Symbol der Gesundheit (one apple a day …,), kennstu ja,

liebe Chai,

mit dem aber auch in der Genesis das Unglück des Menschen beginnt (zumindest in der Übersetzung Luthers - Buber Rosenzweigs schau ich später mal nach - und ein ewiger Kreislauf zwischen Anfang und Neubeginn (Noah z. B. als zwotem Adam …, wenn man so will). Und in der Rückblende

Als Paul wieder klar denken konnte, erinnerte er sich nur lückenhaft an die letzten Tage.
ist ein neuer Anfang installiert mit der Ankunft und der „Akt“ wiederholt sich
Der Akt verlief routiniert, Schneewittchen quiekte ein paarmal, aber in Ekstase geriet sie nicht.
[…]
Der Akt verlief routiniert. Schneewittchen quiekte ein paarmal, aber in Ekstase geriet sie nicht. Danach schlief er sofort ein.

Das Schicksal des Schneewittchen' (erste Fassung der Grimmbrüder hieß noch „Schneeweißchen“, mit dem Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“ wählten die Brüder das niederdeutsche „wit“ für weiß,sozusagen die Farbe des Gesichts - blass galt bis ins 20. Jh. hinein als vornehm - zum „schwarzen“ Haar). Kanji hat schon die Nr. "Acht" angesprochen, aber die wirkt heiiger als die sieben. Und ist schon eine Position höher. Beim Remake zählt die 3².

Wie es auch gemeint sei - schöne Aufgabe für den Leser, der wegen des Codeworts nicht unbedingt den Geheimdienst einbinden wird!

Tschüss und schönes Restwochenende - ob am Dach der Welt oder in Nieuw Amsterdam vom

Friedel

 

Liebe @Kanji,
ich freue mich immer, von dir zu hören. Auch, wenn ich dich diesmal mit meiner Geschichte nicht packen konnte. Dass du sie liest wie eine Krankenhausnotiz, finde ich interessant. Zum Teil war das nämlich tatsächlich so beabsichtigt. Ich wollte eine Draufsicht, weil von Paul ja nicht mehr allzu viel übrig ist. Dennoch habe ich es in der Hinsicht vielleicht ein wenig übertrieben. Mal schauen, was du geschrieben hast.

Als sie hineinblickte, zerfiel ihr Gesicht in tausend Teile.

Kanji schrieb:
Hier bin ich verunsichert, weil Schneewittchen nicht die Kranke ist.

Wenn man das Ende noch nicht kennt, kann ich verstehen, dass man da verunsichert ist. Aber kurz darauf wird gesagt, warum ihr Gesicht an der Stelle zerfiel. Hatte gehofft, der Leser könne sich das später denken, weil ich nicht wieder zu viel erklären wollte. ;)

Auch hier:

Kanji schrieb:
Hier weiß ich nicht, ob er sie bloß schweigsam erlebt, weil er alles ausblendet und sie nur als Opfer sieht, oder ob sie tatsächlich einfach schweigsam mit einem Fremden Taxi fährt. Und, liebe Chai, das nagt an mir.
Das soll es natürlich nicht, liebe Kanji. Anfangs stand da noch: Niemand sagte ein Wort, aber dann bin ich davon ausgegangen, der Leser könne sich das anhand der Stimmung zusammenreimen. Wohl nicht :hmm:

Paul rieb sich die Augen und erkannte ein rotes Plastikarztköfferchen für Kinder.

Kanji schrieb:
Kapier ich nicht, ist das jetzt auch keine reale Psychiatrie?

Die Realität vermischt sich mit Pauls Wahrnehmung, deshalb hatte ich den tag Seltsam gesetzt. Allzu verwirrend sollte es aber natürlich nicht sein. Die Stelle soll etwas über Pauls Persönlichkeit sagen, und wovor er Angst hat. Vielleicht kommt ja noch jemand drauf. :idee:

Kanji schrieb:
Ich würde die Acht schreiben.
Sollte ich auch tun. Dank dir.

Kanji schrieb:
Ich nehme an, mir fehlt mal wieder Nähe.
Mal wieder? Hattest du das Problem bei allen meinen Texten?

Kanji schrieb:
Aber vielleicht kannst du dennoch etwas mit meiner Leseeinheit anfangen.
Auf jeden Fall! Feedback ist immer gut. Auch, wenn's mal nicht so toll ist. :Pfeif:

Danke dir auf jeden Fall für deinen Leseeindruck und wünsche dir eine schöne Woche.

Liebe Grüße,
Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Chai,

ich mag seltsame Texte. Nicht immer, manchmal will ich einer klaren Geschichte folgen. Aber manchmal eben auch nicht. Da akzeptiere ich bestimmte Fragezeichen in meinem Kopf und lasse mich einfach auf die Stimmung der Geschichte ein. So habe ich das auch bei deiner Geschichte versucht.

Den Anfang würde ich tatsächlich ein wenig prägnanter machen.

Als Paul wieder klar denken konnte, erinnerte er sich nur lückenhaft an die letzten Tage. Sein Redakteur hatte ihn nach New York geschickt, um einen Artikel über das Empire State Building zu schreiben. Was war dann geschehen?
Ich würde sowas vorschlagen wie:
Paul erinnerte sich nur lückenhaft an die letzten Tage. Sein Redakteur hatte ihn nach New York geschickt, um einen Artikel über das Empire State Building zu schreiben. Aber dann ...?
Nur so als Idee.

Regenwolken verdeckten den Novemberhimmel, durchs geschlossene Fenster drang kein Laut. Paul griff nach dem Pappbecher mit Wasser auf dem Nachttisch, leerte ihn in einem Zug, aber der pelzige Geschmack im Mund blieb.
Da sind auf engem Raum schon Hinweise versteckt, die umso deutlicher erscheinen, wenn man den Text ein zweites Mal liest. Finde ich gut gemacht. Ich mag es ja, wenn Geschichten oder auch Filme auf den zweiten Blick noch einmal in einem anderen Licht erscheinen.

Die Szene am Flughafen verstehe ich nicht so ganz. Schneewittchen soll abgeholt werden. Von deinem Protagonisten? Sie wartet schon eine Stunde. Weiß er das, weil er sie die ganze Zeit beobachtet? Und wenn er sie abholen soll, wieso rempelt er sie dann an? Warum gibt er sich nicht einfach zu erkennen? Oder ich liege hier einfach komplett falsch. Jedenfalls verwirrt mich dieses Kennenlernen total. Es geht auch so einfach irgendwie. Da rempelt sie einer an, dass es ihr den Lippenstift durchs Gesicht haut und sie willigt sofort ein, als er sie zum Essen einlädt. Das ist doch alles sehr widerstandslos, daher tendiere ich dazu zu denken, dass diese Begegnung nur in seinen Gedanken stattfindet oder irgendeine verschwurbelte Variation davon ist, was wirklich passiert ist.

Meine Theorie ist, er ist der Serienkiller und wird von seinen Opfern verfolgt. Also verfolgt, falls er das als unangenehm empfindet. Im "positiven" Falle geht er seine Morde immer wieder im Kopf durch. Oder so ähnlich. Du siehst, ich bin mir nicht so ganz klar darüber. Was mich ein bisschen stört, oder zumindest nicht nah an deine Figuren heranlässt, ist die Distanz im Text. Mir kommt deine Art zu erzählen fast traumartig vor, von oben beobachtet ohne jegliche Emotion. Das passt einerseits gut zu diesem seltsamen Setting, andererseits hält es eben auch mich auf Distanz.

Ich hoffe, du kannst mit meinem Leseeindruck was anfangen ;)

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hi @Chai,

mir gefällt dein Text gut. Beim zweiten Lesen habe ich mich sogar schon so an die Spritzenszene gewöhnt, dass ich fast vergessen hätte, dass ich dazu was Kritisches sagen wollte. Aber jetzt ist es mir wieder eingefallen: Letztlich ist mir das doch zu direkt, wie der Arzt (oder Pfleger) da reinkommt usw. Beim ersten Lesen hat mich diese brutale Auflösung des Rätsels sogar noch richtig gestört. Unnötiges Rätselraten, nur damit der Leser was zum Knobeln hat, ist zwar auch irgendwie doof. Aber hier wäre es vielleicht gar nicht mal so unnötig, weil der Protagonist ja auch keinen klaren Sinn dafür hat, was sich wirklich abspielt. Ginge das nicht subtiler? (Der Pappbecher mit Wasser - das ist doch gut. Viel mehr braucht es wahrscheinlich gar nicht.)

-- "Das Haar so schwarz wie Ebenholz, die Haut so weiß wie Schnee und so weiter. Mit solchen Details wollte Paul jetzt nicht seine Zeit verschwenden."
- "und so weiter" find ich noch in Ordnung. Aber der dann folgende Satz will mir nicht so recht gefallen. Warum hat Paul es denn so eilig beim Erinnern? Und was an der Erinnerung lohnt sich denn mehr? Falls du zeigen willst, dass er sich nicht genau an das Aussehen erinnern kann, weil es die Frau in Weirklichkeit gar nicht gibt, dann erscheint mir diese Methode etwas lieblos. Und es ist fraglich, ob das überhaupt Sinn machen würde, denn nachher sieht er sie ja doch vor sich.

Dann noch eine Kleinigkeit:
-- "An diesem Punkt erlosch Pauls Erinnerung."
Diese Formulierung irritiert mich insofern etwas, als die Erinnerung danach ja weitergeht. Da stolpere ich dann kurz drüber, wenn es weitergeht, weil es mir zuvor ziemlich endgültig geklungen hat.

Sonst fällt mir nichts zu mosern ein. Sehr schön gezeichnet, finde ich.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Liebe @Chai,

da hast du uns ja eine Nuss zum Knacken gegeben. Sehr spannend, so sehr, dass ich jetzt den Text mehrmals gelesen haben, um dahinterzukommen, ob ich etwas übersehen habe.

Ich nehme mir die anderen Kommentare vor und stelle fest, ich bin nicht die einzige, die nach einer eindeutigen Lesart sucht. Also lasse ich es dabei , dass die Story bewusst auf Verrätselung setzt und dem Leser ein breites Spektrum an Deutungen bietet.
Für mich habe ich jetzt folgende, abenteuerliche Version gefunden. Der Prota ist ein Triebtäter, der bevorzugt an Flughäfen seine Beute sucht und auf Frauen mit einem Aussehen wie Schneewittchen abfährt. "Schneewittchen" ist ein Lockvogel der Sonderkommission Schneewittchen, und es gelingt ihr, den Täter außer Gefecht zu setzen, der in einer psychiatrischen Anstalt landet.
Der Prota befindet sich in einer Zeitschleife, in der er immer wieder dieselben Abläufe wahrnimmt. Dabei bleibt offen, welche Abschnitte real sind und welche er nur imaginiert.
Ich finde deinen Text wirklich interessant im wahrsten Sinn des Wortes (inter - esse: teilnehmen, dabei sein, von Wichtigkeit sein) und es hat mir Spaß gemacht, daran herumzuknobeln.

Kleinigkeiten:

Etwas Besseres kam ihm nicht in den Sinn.

Hier meine ich, du müsstest PQPwählen, z.B. Etwas Besseres war ihm nicht eingefallen (in den Sinn gekommen)

mit entschlossenem Gesicht die Flughalle betrat.

... (in die Flughalle) zurückkam.
Ich würde sonst glauben, es ist ihr erster Auftritt in der Flughalle.

Liebe Chai, ich wünsche dir noch viele Kommentare und Erfolg in der Challenge.

Herzlichst wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Chai,

ich habe deine Geschichte jetzt auch ein paarmal gelesen, ohne genau zu wissen, was nun eigentlich los ist. Das macht aber gar nichts, weil sie gut geschrieben ist.
Spannend auf jeden Fall, und es schwingt etwas im Hintergrund mit, das man nicht gleich fassen kann, oder gar nicht, eine unbestimmte bedrohliche Stimmung.
Das hier hast du an @Kanji geschrieben:

Paul rieb sich die Augen und erkannte ein rotes Plastikarztköfferchen für Kinder. Die Realität vermischt sich mit Pauls Wahrnehmung, deshalb hatte ich den tag Seltsam gesetzt. Allzu verwirrend sollte es aber natürlich nicht sein. Die Stelle soll etwas über Pauls Persönlichkeit sagen, und wovor er Angst hat. Vielleicht kommt ja noch jemand drauf.
Seitdem rattert es in meinem Kopf, und ich versuche, darauf zu kommen, worauf man den nun vielleicht kommen kann, und alle anderen vielleicht schon längst sind, es nur nicht sagen, weil es ja offensichtlich ist – aber vielleicht bin ich’s ja jetzt auch? :idee:
Sie hatte ausgesehen wie Schneewittchen. Das Haar so schwarz wie Ebenholz, die Haut so weiß wie Schnee und so weiter. Mit solchen Details wollte Paul jetzt nicht seine Zeit verschwenden.
Und so weiter wäre: Rot wie Blut.
Mit solchen Details wollte Paul jetzt nicht seine Zeit verschwenden.
Weil er lieber nicht an die Farbe Rot denkt?
Ihr Taschenspiegel fiel herunter, sie fuhr herum und Paul sah einen roten Strich quer über ihrer Wange, der wie eine Kriegsbemalung aussah.
Eine bedrohliche Vorstellung?
Als es klopfte, torkelte Paul schlaftrunken zur Tür, aber der Page war bereits eingetreten. Er trug einen roten Gegenstand in der Hand, etwa so groß wie ein Sofakissen.
Da isses wieder! Und warum so groß wie ein Sofakissen? Hat er damit Schneewittchen erstickt? Aber:
Ob das alles (oder teilweise) wirklich irgendwann mal passiert ist, kann der Leser für sich entscheiden.
Ja, habe ich so entschieden: Der hat die ermurkst. Mit nem Kissen ... :sconf:
Paul rieb sich die Augen und erkannte ein rotes Plastikarztköfferchen für Kinder.
Horrorvorstellung!
Paul merkte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss.
Sicher auch eine schlimme Vorstellung für ihn …
Wie weiß sie war. Noch nie hatte er einen Menschen mit so weißer Haut gesehen. Sie schien fast durchsichtig zu sein.
Das wiederum muss toll für ihn sein …
Mit zitternder Hand griff sie nach dem Glas Mineralwasser vor sich auf dem Tisch, trank und tupfte sich die Lippen mit der roten Serviette ab.
Todesurteil ...
Mit einem Apfel.
Einem roten Apfel, stimmt’s? Also, ich nehme jetzt mal an, Paul hat wirklich Angst vor der Farbe Rot. Erythrophobie (habe ich mal schnell gegoogelt). Vielleicht kombiniert mit Erotophobie – wenn ich mich hier schon als Hobbypsychologin betätige, dann richtig! :lol: Denn in punkto körperlicher Nähe scheint Paul ja auch ein Problemkind zu sein:
Da war etwas Unzüchtiges in ihrem Blick, das konnte er genau erkennen. Hatte sie ihn mit dem Fuß unter dem Tisch berührt?

Er setzte sich im Bett auf und zog die Decke enger um den schmächtigen Körper.
Hier habe ich erst überlegt, ob es vllt. bedeutsam ist, dass er schmächtig ist. Wegen den sieben Zwergen. Zwergenkomplex oder so …
Sie bedankte sich und stöckelte Richtung Damentoilette. Paul stellte sich vor einen Zeitungskiosk, überflog die Schlagzeilen, trat von einem Fuß auf den anderen und wollte gerade nach ihr sehen, als Schneewittchen mit entschlossenem Gesicht die Flughalle betrat.
Wollte er im Damenklo nachsehen? Na, aber …
Ich verstehe aber auch nicht so recht, wozu die Szene dient.
Während der Fahrt durch den Newark-Tunnel sah sie aus dem Fenster. Später flogen Menschen und Gebäude an ihr vorbei, aber sie schien sie gar nicht wahrzunehmen.
Flogen die Menschen und Gebäude nicht auch an ihm vorbei? Aber hier bin ich wieder unsicher, ob es Schneewittchen überhaupt gibt …

Ja, soviel mein Senf dazu, liebe Chai. Ich habe nun endlich für mich einen roten Faden entdeckt und kann deshalb sagen: Hat mir sehr gut gefallen!

Liebe Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Friedrichard,
auch du bist wieder mit von der Partie. Freut mich sehr. Auch deshalb, weil ich sehe, dass meine Fehlerliste immer kürzer wird, diesmal war es nur die Acht. Guter Schnitt. Zumal ich mit den ganzen Rückblenden und der jeweiligen Grammatik ziemlich zu kämpfen hatte. Aber ist ja alles gut gegangen.

Friedrichard schrieb:
Interessante Variante nach dem Tode "Schneeweißchens."
Dank dir dafür. Und auch für die Einführung in die Geschichte Schneeweißchens. Das fand ich interessant.

Liebe Grüße (diesmal vonner Küste)
schickt Chai


Hallo @RinaWu,
auch dir herzlichen Dank für's Rätselraten. Deine Interpretation hat mir gefallen. Zum Anfang sagst du:

RinaWu schrieb:
Ich würde sowas vorschlagen wie:
Paul erinnerte sich nur lückenhaft an die letzten Tage. Sein Redakteur hatte ihn nach New York geschickt, um einen Artikel über das Empire State Building zu schreiben. Aber dann?
Das ist ein sehr guter Vorschlag, dank dir dafür! Ich bin mir zwar bei dem Aber dann noch nicht ganz sicher, aber den Anfang werde ich auf alle Fälle übernehmen. Habe über dem Satz ewig gebrütet und fand das Prozedere mit dem Denken und Erinnern auch nicht so optimal. Und irgendwann hatte ich einen Knoten im Kopf. Schön, wenn dann jemand daherkommt, der die richtige Lösung parat hat. :idee:

RinaWu schrieb:
Da sind auf engem Raum schon Hinweise versteckt, die umso deutlicher erscheinen, wenn man den Text ein zweites Mal liest. Finde ich gut gemacht.
Auch dafür danke ich dir.

RinaWu schrieb:
Die Szene am Flughafen verstehe ich nicht so ganz. Schneewittchen soll abgeholt werden. Von deinem Protagonisten? Sie wartet schon eine Stunde. Weiß er das, weil er sie die ganze Zeit beobachtet? Und wenn er sie abholen will, warum rempelt er sie dann an? Warum gibt er sich nicht einfach zu erkennen? Oder ich liege hier komplett falsch. Es geht auch so einfach irgendwie.
Nein, er soll sie nicht abholen. Er treibt sich nur am Flughafen rum, weil er dort nach alleinstehenden Frauen schaut, die seinem Typ entsprechen. Sie ist von demjenigen, der sie abholen sollte, versetzt worden und rennt nun etwas verloren durch die Gegend, deshalb ist sie ihm besonders aufgefallen. Damit erübrigt sich auch, warum er sie anrempelt.
Einfach geht es deshalb, weil er von dem Codewort gar nichts weiß, sondern sein Kompliment ernst meint. Paul schwankt die ganze Zeit zwischen seinen romantischen Märchenphantasien - die er versucht, zu unterdrücken - und einem Kontrollfreak, der sich nicht von Gefühlen irritieren lassen will.

RinaWu schrieb:
Mir kommt deine Art zu erzählen fast traumartig vor, von oben beobachtet ohne jegliche Emotion.
Ja, das ist ein sehr distanzierter Text, der durch die Art des Erzählens auch zeigen soll, dass da nichts Greifbares ist bei Paul (durch seine Krankheit, die Medikamente etc.) Im Prinzip tötet er mit Schneewittchen auch seine Märchenphantasien, die ihm kindisch vorkommen, und gerade deshalb in pervertierter Form immer wieder auftauchen.

Hab herzlichen Dank für deine Meinung, klar kann ich was damit anfangen. Muss mal schauen, ob die Flughafenszene auch bei anderen Lesern (noch mehr) Verwirrung stiftet. Ich persönlich fand es nämlich nicht so wichtig zu wissen, von wem sie abgeholt werden soll und warum das nicht passiert … Aber dann …? :confused:

Liebe Grüße,
Chai


Hey @erdbeerschorsch,

erdbeeschorsch schrieb:
mir gefällt dein Text gut. Beim zweiten Lesen habe ich mich sogar schon so an die Spritzenszene gewöhnt, dass ich fast vergessen hätte, dass ich dazu was Kritisches sagen wollte.
Na, das ist doch mal was! Du hast meinen Tag gerettet, lieber erdbeerschorsch, hab vielen vielen Dank dafür! :bounce:


erdbeerschorsch schrieb:
Letztendlich ist mir das doch zu direkt, wie der Arzt (oder Pfleger) da reinkommt usw.
Ja, ab hier ist endgültig klar, dass wir uns in einer anderen Realität befinden. Und das Bild mit den Ärzten und der Spritze ist auch recht bekannt, von daher kann ich deinen Einwand nachvollziehen.

erdbeerschorsch schrieb:
Ginge das nicht subtiler? (Der Pappbecher mit Wasser - das ist doch gut. Viel mehr braucht es wahrscheinlich gar nicht.)
Bisschen mehr braucht es schon, denke ich. Sonst wird nicht so recht klar, warum Paul am Anfang "verkatert" ist, auf einmal klar denken kann und dann plötzlich nicht mehr. Und was es mit der Schwärmerei für Schneewittchen auf sich hat. Klar ist das übertrieben wie der Page da mit dem Köfferchen reinkommt, und die Ärzte auch gleich zur Stelle sind. Der Anruf beim "Zimmerservice" hat den Pfleger alarmiert, dass es wieder Zeit für die nächste Spritze ist, damit Paul in seiner Traumwelt bleibt.

Das Haar so schwarz wie Ebenholz, die Haut so weiß wie Schnee und so weiter. Mit solchen Details wollte Paul jetzt nicht seine Zeit verschwenden.

erdbeerschorsch schrieb:
- "und so weiter" find ich noch in Ordnung. Aber der dann folgende Satz will mir nicht so recht gefallen. Warum hat Paul es denn so eilig beim Erinnern? Und was an der Erinnerung lohnt sich denn mehr?

Paul will nicht ins Schwärmen geraten, um keine Sympathie für sein Opfer zuzulassen. Er weiß zwar, wo er ist und warum,(Hotelzimmer in New York, zumindest in seiner Realität), aber es wurmt ihn natürlich, dass er Erinnerungslücken hat. Er will systematisch vorgehen und möglichst alle Fakten schnell zusammensetzen, damit er die Kontrolle wieder erlangt und sicher gehen kann, dass nichts passiert ist, was er nicht wollte.

An diesem Punkt erlosch Pauls Erinnerung.

erdbeerschorsch schrieb:
Diese Formulierung irritiert mich insofern etwas, als die Erinnerung danach ja weitergeht.

Ja, das ist Quatsch, da hast du recht. Hätte ich auch mal selbst drauf kommen können. :bonk:

erdbeerschorsch schrieb:
Sonst fällt mir nichts zu mosern ein. Sehr schön gezeichnet, finde ich
Und noch mal: You made my day!

Danke dir ganz herzlich, und auch dir einen schönen Tag!

Liebe Grüße,
Chai

 

Hi, @Chai

Ich habe Deine Geschichte gefeiert bis zum letzten Absatz. Davor hatte ich noch das Gefühl, dass das rätselhaft ist, ich aber mitkomme. Und ich fand das wirklich toll. Ich fand, der Ausdruck und der ganze Stil fügen sich hervorragend in die Geschichte ein, es hat Spaß gemacht, Dir zu folgen. Wirklich!

Und ich glaube auch, dass ich Dir bis zum letzten Absatz folgen konnte: Also, der Prot ist in einem Krankenhaus (ob das nun ein forensisches ist, ein psychiatrisches, whatever) und wird mit Medikamenten ruhiggestellt. Manchmal aber erinnert er sich an Schneewittchen, und möglicherweise ist er der Mörder, von dem sie berichtet, und möglicherweise hat er sie umgebracht. Und ob sie jetzt von ihm heimgesucht wird oder er sich vielmehr genüsslich an sie erinnert, das ist ja alles schön und gut.

Tatsächlich finde ich es wirklich schön und gut. Ich finde es auch nicht schlimm, dass ich hierviel mit "möglicherweise" arbeite. Der Text gibt mir viele Möglichkeiten, ihn zu drehen und zu wenden und den erzählten Stoff zu stretchen. Das macht mir Spaß!

Aber dann kommt DAS:

„Sind Sie geschäftlich in der Stadt?“, fragte er.
„Nein, ich bin wegen eines Trauerfalls hier. Aber das wissen Sie doch.“
... Man hatte mir versichert, dass der Herr, der mich abholen wird, sich mit dem Codewort Schneewittchen zu erkennen gibt. Man weiß ja nie, ob nicht vielleicht ...“ Sie schluckte, lächelte tapfer und fuhr fort: „Es ist schön, wie Sie daraus ein so nettes Kompliment gemacht haben. Sie sind ein echter Gentleman.“

Und das hat mich total rausgehauen. Es hat mich so sehr rausgehauen, dass ich extra auf Deine Antwort an RinaWu gewartet habe, um mehr über die Codewort-Situation zu erfahren. Hier ist sie:

Nein, er soll sie nicht abholen. Er treibt sich nur am Flughafen rum, weil er dort nach alleinstehenden Frauen schaut, die seinem Typ entsprechen. Sie ist von demjenigen, der sie abholen sollte, versetzt worden und rennt nun etwas verloren durch die Gegend, deshalb ist sie ihm besonders aufgefallen. Damit erübrigt sich auch, warum er sie anrempelt.

Also, warte. Schneewittchen ist da "wegen eines Trauerfalls". Das ist ja schon einmal echt undurchsichtig und insofern wahrscheinlich beabsichtigt. Meine erste Überlegung war, dass sie zu einer Beerdigung reist. Das wäre ja naheliegend. Aber dann ... Was könnte so gefährlich daran sein, auf eine Beerdigung zu fahren, dass man ein Codewort für die Abholung vereinbart? "Man weiß ja nie, ob nicht vielleicht ..." :confused: I don't get it.

Also nochmal von vorne. Sie sagt "Trauerfall", nicht "Beerdigung", und das ist doch sicher Absicht. Tritt sie hier als Rächerin auf? Also, kann es sein, dass sie dorthin fährt, wo ihre Freundin umgekommen ist, um sie zu rächen? Das ergibt in der Geschichte total Sinn. Aber das mit dem Codewort checke ich immer noch nicht.

Oder doch. Okay. Ich bin jetzt so großzügig. Denn, Du schreibst ja, dass er auf der Jagd nach Frauen eines bestimmten Typs ist. Wenn sie also als Rächerin auftritt oder als Köder, um ihn fassen zu können, setzt sie sich also eine schwarze Perücke auf und malt die Lippen rot, eben um "Schneewittchen"-Typ zu werden. Und dadurch, dass er darauf sofort reagiert, weiß sie, dass er es ist. (Das passt zwar nicht zu Deiner Antwort, aber ... whatever.)

Okay. Das ergibt Sinn. Wirft aber einen Haufen Fragen auf. Wenn ihre Freundin irgendwo in der Gegend umgekommen ist, weiß sie, dass er wahrscheinlich in der Gegend ist. Aber woher weiß sie, dass sie ihn am Flughafen treffen wird? Und wann? Oder steht sie jeden Tag an einem anderen Ort in der Gegend? Und wenn sie weiß, wer er ist, und deshalb weiß, dass er einen Flug gebucht hat (weil sie mit der Polizei zusammenarbeitet, oder so), warum kann die Polizei ihn dann nicht einfach festnehmen?

Also, wie ich es drehe und wende, das mit dem Codewort erscheint mir arg weit hergeholt. Ich muss hunderte von Zusatzannahmen machen, damit es irgendwie Sinn ergibt. Normalerweise, wenn man eine fremde Person am Flughafen trifft, benutzt man ein Schild. Und ich bin der Ansicht, wenn man als Autorin eine besondere Möglichkeit wählt, muss man sehr gut erklären können, warum man nicht den normalen Weg geht. Das gibt die Geschichte aber nicht her. Und deshalb würde ich schließen, ich hätte die Geschichte sehr genossen. Wenn nicht am Ende dieser komische "Ich fahre zum Flughafen und habe ein Codewort mit der Person, die ich dort treffe, weil ... Das verrate ich jetzt nicht"-Aspekt auch noch mit ins Spiel käme. Ich weiß, das ist Dein Titel, und der ist echt cool, aber das ist mir echt too much.

Eine Kleinigkeit habe ich noch mitgebracht:

Sein Redakteur hatte ihn nach New York geschickt, um einen Artikel über das Empire State Building zu schreiben. Was war dann geschehen?
Da war diese Frau gewesen. Er lächelte schwach. Sie hatte ausgesehen wie Schneewittchen.

Du hast zu Anfang sehr viel PQP, mit dem Du ja auch die Rückblende einleiten willst. Ich an Deiner Stelle würde das nochmal prüfen, weil ich denke, dass das PQP spätestens in der zweiten von mir herausgesuchten Stelle nicht notwendig ist und Präteritum angenehmer wäre. Ich glaube fast, der Anfang könnte smoother werden, wenn Du ihn weniger PQP-lastig machst. Wenn Du mich einfach reingleiten lässt.

Es tut mir leid, dass ich mich so sehr an dieser einen Kleinigkeit aufhänge, aber die hat mich auch wirklich aufgehängt. Wie Du siehst, habe ich mir übertrieben viele Gedanken darum gemacht, aber ich kriege es auch einfach nicht aus dem Kopf. Und vielleicht gibt es eine ganz einfache Erklärung. Ich bin gespannt darauf, sie zu hören.

Aufgehängte Grüße,
Maria

 

Hej @Chai ,

Auch, wenn ich dich diesmal mit meiner Geschichte nicht packen konnte.

Das kann ich so nicht stehenlassen. Sie war schon packend, aber für mein Verständnis waren die Lücken zu groß. Bei dem, was ich mir dazwischendenken musste, ist die Gefahr zu groß, dass ich etwas anderes sehe. Mein Gehirn benötigt dafür mehr ... Steine auf dem Bachlauf, damit ich keine nassen Füße kriege und mir plötzlich meine eigene Geschichte erzähle. :shy:

Ich wollte eine Draufsicht, weil von Paul ja nicht mehr allzu viel übrig ist.

Und das hab ich eben erst gar nicht begriffen, denn er erzählt mit ja schon noch so einiges. Ich nehme seine Sicht jetzt erst mal wertfrei zur Kenntnis.

Anfangs stand da noch: Niemand sagte ein Wort, aber dann bin ich davon ausgegangen, der Leser könne sich das anhand der Stimmung zusammenreimen. Wohl nicht :hmm:

Hier nämlich auch noch. Warum nicht, denke ich mir. Kann ja durchaus eine Schweigsamkeit aus Unsicherheit herrschen.

Die Stelle soll etwas über Pauls Persönlichkeit sagen, und wovor er Angst hat.

An dieser Stelle geht der rote Plastikkoffer voraus. Und ich muss zugeben, ich schnall’ immer noch nicht, dass und wovor er Angst hat, denn erstens ist er für mich ein psychopathischer Mörder und vom Gefühl her ist mir seine vermeintliche Angst völlig schnuppe und zweitens: Hat er jetzt Angst vor Kinderspielsachen (gibt ja die dollsten Ängste) oder hat er Angst vor Ärzten im allgemeinen? Alles ist möglich.

Mal wieder? Hattest du das Problem bei allen meinen Texten?

Aber nein, liebe Chai, denk doch so was nicht. Niemals hatte ich Distanzen zu deinen anderen Geschichten und deren Protagonisten. Ich meinte, bei solch angedeuteten Figuren, bin ich so beschäftigt, herauszufinden, wer sie sind und was sie umtreibt, dass ich mehr ... na eben mehr von allem bräuchte, damit ich irgendetwas empfinde und nicht bloß verstehe. Und dann ist die Geschichte beendet und ich denke: Was war das? Übertrieben betrachtet.

Es ist sicher spannend, wenn man als Leser über die Steine springt, aber mein Hirn kommt nicht klar. Zu viel offen und undurchsichtig.

Mein kleiner Nachschlag und ein lieber Gruß, Kanji

 

Liebe@Chai,

deine Geschichte erinnert mich an Texte, die es früher in irgendwelchen Blättchen gab: Da wurde eine Geschichte erzählt, in der wichtige Informationen ausgelassen wurden und die man sich dann selber zusammenpusseln musste. In der nächsten Ausgabe wurde dann die Auflösung gegeben und man konnte stolz darauf sein, dass man die Zusammenhänge erfasst hatte oder betrübt, dass man nicht dahintergekommen war. So geht es mir mit deiner Geschichte. Nur kann ich mir letztendlich nicht zusammenreimen, was da nun wirklich passiert ist und eine Auflösung gibt es ja auch noch nicht, selbst wenn ich alle Kommentare lese und auch deine Antworten dazu. Was sich so ein bisschen abzeichnet, ist wohl, dass dein Protagonist sich in einem Krankenhaus aufhält, vielleicht in der Psychiatrie, vielleicht in einem Krankenhaus, das einem Gefängnis angegliedert ist. Und dass er vielleicht der Schneewittchen-Serien-Mörder ist. Dafür gibt es ein paar Indizien – um im Jargon zu bleiben.

Ihr Blick war unschuldig, aber etwas Verdorbenes lauerte in den großen, dunklen Augen, da war sich Paul ganz sicher. Seine Hände begannen zu schwitzen.

An das Abendessen konnte Paul sich nicht mehr erinnern. Für ihn hatte diese Frau gleich nach der Taxifahrt hier auf dem Bett gesessen. Der Akt verlief routiniert, Schneewittchen quiekte ein paarmal, aber in Ekstase geriet sie nicht. Danach war er sofort eingeschlafen.

Ausgelöst mögen seine Taten von irgendwelchen Kindheitserlebnissen sein: Arzt-Köfferchen, Schneewittchen-Motiv.

Das alles kann ich raten, ohne am Ende sicher zu sein, ob es nun stimmt oder nicht.

Dazu kommen Rückblicke, die Realität oder Fieberfantasien sein können. Sie sind mal sehr konkret, mal diffus, mal erinnert Paul sich sehr genau an Einzelheiten, mal gibt es große Lücken, die sich dann plötzlich wieder schließen (China-Restaurant). Das ist ja auch nicht weiter verwunderlich, wenn man davon ausgeht, dass er ruhig gestellt worden sein könnte.

In diesen Rückblicken trifft Paul Schneewittchen, macht sich an sie heran, fährt mit ihr in ein Chinarestaurant und landet dann mit ihr im Bett, wo es zu einer merkwürdigen Sexszene kommt. So weit so gut.

Nur, was das Ganze dann mit der Codewort-Geschichte, die ja titelgebend ist, zu tun haben soll, ist für mein Empfinden nun doch mehr als rätselhaft, öffnet einen ganz neuen Zusammenhang, der weder mit Pauls Rekapitulation des Geschehens noch mit irgendeinem anderen Detail der Geschichte zusammenhängt.

Wissen Sie, als Sie mir am Flughafen sagten, ich sehe wie Schneewittchen aus, wusste ich gleich, dass Sie es sind. Man hatte mir versichert, dass der Herr, der mich abholen wird, sich mit dem Codewort Schneewittchen zu erkennen gibt. Man weiß ja nie, ob nicht vielleicht ...“

Schneewittchen kommt demnach zur Beisetzung des (möglicherweise) anderen Schneewittchens,

„Sie ist vergiftet worden. Mit einem Apfel. Wie in diesem Kindermärchen. Schneewittchen und die sieben Zwerge.
ihrer ermordeten Freundin Celine, soll abgeholt werden und hat dazu als Codewort genau wieder ‚Schneewittchen‘ gewählt. So läuft sie Paul (der Schneewittchen-Fantasien in seinem Kopf hat) in die Arme, und der, der zwar nichts vom Codewort weiß, spricht genau dieses aus. Ja, wie der Zufall so spielt.

Fazit: Ich muss leider sagen, dass mich die Konstruktion deiner Geschichte nicht überzeugt. Meiner Meinung nach müsste es dem Leser am Ende möglich sein, ihre wichtigen Bestandteile einer halbwegs sinnvollen und irgendwie logischen Handlung zuzuordnen. Das gelingt mir ansatzweise, wenn ich die Kommentare und deine Erwiderungen zur Hilfe nehme, aber die Codewort-Zutat geht für mich keine Verbindung zu den Erinnerungen Pauls, zum Schneewittchen-Serien-Mörder-Motiv oder zu den beiden (am Ende möglicherweise) ermordeten Schneewittchen-ähnlichen Frauen ein. Und wieso gerade sie nun titelgebend sein soll, bleibt mir sehr schleierhaft.

Chai schrieb:
Einfach geht es deshalb, weil er von dem Codewort gar nichts weiß, sondern sein Kompliment ernst meint. Paul schwankt die ganze Zeit zwischen seinen romantischen Märchenphantasien - die er versucht, zu unterdrücken - und einem Kontrollfreak, der sich nicht von Gefühlen irritieren lassen will.

Hat Paul also gar nichts mit den Morden zu tun? Und was macht er dann im Krankenzimmer? Oder ist das doch ein Hotel? Alles ist möglich, denn

Chai schrieb:
Die Realität vermischt sich mit Pauls Wahrnehmung

Für mich als Leser ist es sehr schwer, auch nur annähernd dahinterzukommen, was eigentlich die Realität deiner Geschichte ist. Und so hat mir das Lesen leider unterm Strich keinen rechten Spaß bereitet. Zu viele Fragezeichen, zu viele Puzzle-Steine, die sich nicht in den Rahmen einfügen lassen, da es den (für mich) erkennbar nicht zu geben scheint.

Noch ein paar Anmerkungen:

Du erzählst aus der Sicht Pauls:

Da war diese Frau gewesen. Er lächelte schwach. Sie hatte ausgesehen wie Schneewittchen.

Gleich am Flughafen hatte er sie getroffen. Sie sollte abgeholt werden und wartete über eine Stunde.

Für mich wechselst du hier die Perspektive.

Chai schrieb:
Er treibt sich nur am Flughafen rum, weil er dort nach alleinstehenden Frauen schaut, die seinem Typ entsprechen. Sie ist von demjenigen, der sie abholen sollte, versetzt worden und rennt nun etwas verloren durch die Gegend, deshalb ist sie ihm besonders aufgefallen. Damit erübrigt sich auch, warum er sie anrempelt.
Woher weiß er dann, dass sie abgeholt werden soll?

Und auch hier:

Als sie hineinblickte, zerfiel ihr Gesicht in tausend Teile.
Das ist ihre Wahrnehmung.

Liebe Chai, obwohl mir deine Geschichte diesmal nicht so recht gefallen hat, verfolge ich interessiert, wie sich alles am Ende auflösen wird. Spannend ist das allemal.

Liebe Grüße

barnhelm

 

da hast du uns ja eine Nuss zum Knacken gegeben. Sehr spannend, so sehr, dass ich jetzt den Text mehrmals gelesen haben, um dahinterzukommen, ob ich etwas übersehen habe.
Darüber freue ich mich natürlich riesig, liebe @wieselmaus, zumal ich weiß, dass du gerne knobelst (genau wie ich) und du kennst das vielleicht auch … Wenn man den Text selbst schreibt, zum Schluss schon auswendig runterrattern kann (zumindest bei kurzen Texten), weiß man logischerweise, was kommt und fragt sich, ob das für den Leser vielleicht allzu offensichtlich ist. Oder so verworren und unnachvollziehbar, dass er gar nichts kapiert.
An deinem Kommentar merke ich aber, dass mir hier - zumindest bei dir - eine Mischung aus beidem gelungen ist. Danke dir dafür!


Für mich habe ich jetzt folgende, abenteuerliche Version gefunden. Der Prota ist ein Triebtäter, der bevorzugt an Flughäfen seine Beute sucht und auf Frauen mit einem Aussehen wie Schneewittchen abfährt. "Schneewittchen" ist ein Lockvogel der Sonderkommission Schneewittchen, und es gelingt ihr, den Täter außer Gefecht zu setzen, der in einer psychiatrischen Anstalt landet.
Der Prota befindet sich in einer Zeitschleife, in der er immer wieder dieselben Abläufe wahrnimmt. Dabei bleibt offen, welche Abschnitte real sind und welche er nur imaginiert.
Ich finde deinen Text wirklich interessant im wahrsten Sinn des Wortes (inter - esse: teilnehmen, dabei sein, von Wichtigkeit sein) und es hat mir Spaß gemacht, daran herumzuknobeln.
Erstmal danke für das Kompliment. Ich finde das Thema auch wichtig. Ja, Schneewittchen arbeitet als Lockvogel, um den Flughafenmörder zu fassen. Sonderkommission Schneewittchen ist ein guter Name, auf den ich leider nicht selbst gekommen bin … ;)
Dass er in einer psychiatrischen Anstalt landet, ist auch klar, nur bleibt offen, ob Schneewittchen die Aktion überlebt hat oder ob er sie vorher noch umgebracht hat. (Die letzten Sätze lassen, denke ich, mehrere Deutungen zu.) In seinem Kopf tut er das immer wieder, um seine Märchenphantasien zu töten. Alles, was mit Kindsein/heit zu tun hat, macht ihm große Angst.

Chai schrieb:


Etwas Besseres kam ihm nicht in den Sinn.

Hier meine ich, du müsstest PQPwählen, z.B. Etwas Besseres war ihm nicht eingefallen (in den Sinn gekommen)
Ist geändert. Dank dir.

Chai schrieb:


mit entschlossenem Gesicht die Flughalle betrat.

... (in die Flughalle) zurückkam.
Ich würde sonst glauben, es ist ihr erster Auftritt in der Flughalle.
Das auch.

Ich freue mich sehr, dass ich dich mit meinem Text begeistern konnte, und dass dir das Raten Spaß gemacht hat. So soll es sein … :)
Jetzt hoffe ich nur noch, dass ich diesen Komm in halbwegs strukturierter Form abschicken kann, die Zitate, die ich hier kopiert hab, sehen teilweise recht nackt aus. Aber dafür gibt's ja im Notfall die Bearbeitungsfunktion. Und erstmal ist noch Raindog dran.
Hab vielen Dank und noch eine schöne Restwoche.

Liebe Grüße,
Chai


Hey @Raindog,
offenbar gibt es doch den einen oder anderen, der mit meinem Text was anfangen kann. Das freut und erleichtert mich natürlich sehr, zumal die ersten Kommentare ja doch eher durchwachsen waren, und auch du gestehst:

ich habe deine Geschichte jetzt auch ein paarmal gelesen, ohne genau zu wissen, was nun eigentlich los ist. Das macht aber gar nichts, weil sie gut geschrieben ist.
Über den zweiten Satz hab ich mich total gefreut, denn die Urfassung dieses Textes habe ich vor ca. 20 Jahren geschrieben, und die war sprachlich und grammatikalisch unter aller Sau! Hab da immer mal wieder dran getüftelt und verändert und freue mich deshalb umso mehr, dass es sich gut lesen lässt.

Ja, habe ich so entschieden: Der hat die ermurkst. Mit nem Kissen ... :sconf:

Ich finde es echt spannend, dass du mehr Hinweise entdeckst, als ich beabsichtigt habe. Und …
so kann man es natürlich auch sehen. Ursprünglich diente der Kissen-Vergleich aber nur dazu, eine ungefähre Größe des Gegenstandes anzudeuten, ohne gleich zu sagen, was das denn genau ist.

Auch das mit den Zwergen fand ich toll! (Bei Pauls schmächtigem Körper). Hier wollte ich eigentlich nur sagen, dass er zerbrechlich ist/wirkt. Aber auf die Zwerge könnte man natürlich auch schließen :D


Also, ich nehme jetzt mal an, Paul hat wirklich Angst vor der Farbe Rot.
War eigentlich nicht so beabsichtigt, obwohl der Text schon sehr rot-lastig ist, das stimmt. Das liegt wohl auch in der Natur der Geschichte, dass ich dazu viele rote Details im Kopf hatte. Bei der Serviette wollte ich nur einen Kontrast zum pinkfarbenen Tischtuch, beim Lippenstift war es gewollt. Farblich und: (jetzt kann evtl. einiges durcheinandergeraten - ich hoffe nicht. Meine Zitierfunktion hat versagt, und ich versuche es jetzt anders, wird hoffentlich nicht allzu verwirrend …)

Ihr Taschenspiegel fiel herunter, sie fuhr herum, und Paul sah einen roten Strich quer über ihrer Wange, der wie eine Kriegsbemalung aussah.

Raindog schrieb:
Eine bedrohliche Vorstellung?

Ja. Hier wird schon angedeutet, dass Paul einen Feind in Schneewittchen sieht, weil sie Emotionen in ihm auslöst.

Mit solchen Details wollte Paul jetzt nicht seine Zeit verschwenden?

Raindog schrieb:
Weil er lieber nicht an die Farbe Rot denkt?

Weil er keine romantischen Gefühle zulassen und die Kontrolle nicht verlieren will.

Paul rieb sich die Augen und erkannte ein rotes Plastikarztköfferchen für Kinder
Anhand des Fettgedruckten ist vielleicht erkennbar, wie die Dinge zusammenhängen.

Während der Fahrt durch den Newark-Tunnel sah sie aus dem Fenster. Später flogen Menschen und Gebäude an ihr vorbei …

Raindog schrieb:
Flogen die Menschen und Gebäude nicht auch an ihm vorbei?

Grundsätzlich ja. Aber ich hatte das Bild aus Pauls Perspektive vor Augen, erst überlegt er, ob sie die Tropfen zählt, dann sieht er, wie im Hintergrund alles an ihr vorbeisaust.

Die Szene mit dem Klo … Da bist du jetzt die zweite, für die das keinen rechten Sinn ergibt. Ohne käme ich sicher schneller zum Punkt, denn es ergibt sich ja nichts daraus. Hatte gedacht, dass dadurch vielleicht noch etwas mehr Spannung aufgebaut wird. Und ja, er wollte ins Damenklo spazieren. Oder vielleicht erstmal in den Waschraum rufen. Kann ja auch was passiert sein, wenn das so lange dauert.

Hat mir sehr gut gefallen!
:kuss:

Hab mich wie immer sehr über deinen Komm gefreut, liebe Raindog! Dank dir und wünsche dir noch einen schönen Restdonnerstag.

Liebe Grüße,
Chai

 

Hola @Chai,

sei gegrüßt in der Ferne! It’s Komm-Time. Ich hatte ja beim ‚Hirnstoffwechsel’ keinen rechten Zugang zum Text, mich aber festgelegt, Deine nächste KG zu kommentieren – sozusagen als Bringschuld:hmm:, weil ich immer so nette Komms von Dir erhalte.

Aber diesmal hab ich’s auch nicht einfacher. Es will und will nicht schnackeln.

Weil ich zu wissen glaube, dass Du Dich beim Schreiben ordentlich ins Zeug legst und die Sache sehr ernst nimmst, finde ich das besonders schade.

Ich will nicht herumheucheln, es ist einfach so, dass ich der Handlung nicht folgen kann. Beim Lesen hab ich das Gefühl, dass ich den Text dechiffrieren muss – prima geschrieben, ganz ohne Frage, aber arg verzwickt.

Es mag genug Leser geben, die sich scharfsinnig an solche Texte wagen, sie sogar interessant finden, aber für mich ist er zu verworren.

‚Seltsam’ wirkt in diesem Fall auf mich wie ‚abstrakt’. Mittlerweile hab ich meinen Komm weggeworfen, weil ich nicht weiterkam. Aber so geht's nicht! Keine Antwort ist auch eine Antwort, aber schlechter Stil.

Also hab ich die Kommentare der anderen gelesen. Alle (und ich!) finden Chai unheimlich sympathisch, waren aber auch in Schwierigkeiten, was das Verständnis des Textes betrifft.

Fragezeichen haufenweise. Selbst Teddymaria konnte bei aller Gründlichkeit nicht bis zu des Pudels Kern vordringen (wenn ich sie richtig verstanden habe). Da brauche ich mich erst gar nicht zu bemühen.

Dann hab ich Deine Antworten gelesen – und gar nichts mehr verstanden. Fazit: Ich muss passen.

Kann man nix machen. Wird schon wieder mal klappen mit uns beiden – auf den Text bezogen.
Bei ‚Sympathie’ kriegste alle zehne.

Beste Grüße!
José

PS:

Sein Redakteur hatte ihn nach New York geschickt, um einen Artikel über das Empire State Building zu schreiben.
Meh, wie originell! Diese Zeitung geht den Bach runter, wg. Einfallslosigkeit. Wetten?

 

Hallo @TeddyMaria,
erstmal ein herzliches Dankeschön für die Feier zu meinem Text bis zum letzten Absatz. Da feiere ich mit!
Dass du am Ende nur Fragezeichen im Kopf hattest, ist natürlich nicht so schön, und weil es offenbar jedem hier so ging, muss ich mir wohl eingestehen, dass ich - um die Lösung nicht zu offensichtlich zu machen - wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen bin. :Pfeif: .
Du schreibst:

TeddyMaria schrieb:
Aber dann kommt DAS:
"Sind Sie geschäftlich in der Stadt?", fragte er.
"Nein, ich bin wegen eines Trauerfalls hier. Aber das wissen Sie doch."
… Man hatte mir versichert, dass der Herr, der mich abholen wird, sich mit dem Codewort
Schneewittchen zu erkennen gibt. Man weiß ja nie, ob nicht vielleicht …" Sie schluckte, lächelte tapfer und fuhr fort: "Es ist schön, wie Sie daraus ein so nettes Kompliment gemacht haben. Sie sind ein echter Gentleman."
Und das hat mich total rausgehauen. Es hat mich so sehr rausgehauen, dass ich extra auf Deine Antwort an RinaWu gewartet habe, um mehr über die Codewort-Situation zu erfahren. Hier ist sie:

Nein, er soll sie nicht abholen. Er treibt sich nur am Flughafen rum, weil er dort nach alleinstehenden Frauen schaut, die seinem Typ entsprechen. Sie ist von demjenigen, der sie abholen sollte, versetzt worden und rennt nun etwas verloren durch die Gegend, deshalb ist sie ihm besonders aufgefallen.

TeddyMaria schrieb:
Was könnte so gefährlich daran sein, auf eine Beerdigung zu fahren, dass man ein Codewort für die Abholung vereinbart? "Man weiß ja nie, ob nicht vielleicht …" I don't get it :confused:
Aaaalso: Schneewittchen ist ein Lockvogel, bis dahin konntest du - und die meisten anderen - der Geschichte folgen. Sie will ihre Freundin rächen. Der Kollege, mit dem sie zusammenarbeiten und der sie abholen soll, lässt sie warten, damit der Mörder - der sich seine Opfer am Flughafen sucht -auf sie aufmerksam wird. Sie hat mit ihrem Kollegen ein Codewort vereinbart, um nicht dem Falschen in die Arme zu laufen. Hier hätte ich wohl ein paar mehr Hinweise einstreuen müssen, damit man sich nicht fragt, was das damit jetzt auf sich hat. Zumal sie ja über eine Stunde wartet, der Kollege sie also offenbar versetzt hat und sich auch nicht meldet :rolleyes:.
Paul wird auch gleich auf sie aufmerksam. Weil sie seinem Typ entspricht, wird er zunächst auf eine unbeholfene Weise von romantischen Gefühlen überrannt, deshalb rempelt er sie an und macht ihr gleich darauf dieses Schneewittchen-Kompliment. Sie denkt daraufhin, er ist der Mann mit dem Codewort und geht darum gleich mit ihm mit. Es ist also ein Verwirrspiel auf beiden Seiten. Er denkt, sie ist irgendein leichtes Opfer, sie, er ist der Mann, der sie abholen soll. Als er sie fragt, ob sie geschäftlich in der Stadt sei, wird sie stutzig, erzählt von dem Trauerfall und sagt ihm, dass er das doch wisse. Weil sie sich aber damit beruhigt, dass Schneewittchen ja als Codewort vereinbart war, schiebt sie ihre Zweifel zur Seite und beschließt, ihm weiterhin zu vertrauen.
"Man weiß ja nie, ob nicht vielleicht …" heißt also sowas wie: Gut, dass das mit dem Codewort geklappt hat, denn ohne hätte ja jeder kommen können.

Ich merke schon, ich muss viel zu viel erklären. Und das liegt gewiss nicht an dir oder anderen Kommentatoren, sondern am Text. Habe wohl doch zu viel weggelassen, das hätte bei den ganzen Schlenkern deutlicher sein müssen, ganz klar.
Ob er sie am Ende umbringt, es zu einer merkwürdigen Sexszene kommt, wie @barnhelm vermutete oder ob Paul überführt und ruhig gestellt wird, wollte ich eigentlich der Phantasie des Lesers überlassen, aber wenn er bis dahin schon nicht durchsteigt, ist das natürlich hinfällig. :lol:

TeddyMaria schrieb:
Und wenn sie weiß, wer er ist, und deshalb weiß, dass er einen Flug gebucht hat (weil sie mit der Polizei zusammenarbeitet, oder so), warum kann die Polizei ihn dann nicht einfach festnehmen?
Das Fettgedruckte habe ich ja schon erklärt. Und Paul geht geschickt vor. Er soll auf frischer Tat ertappt werden. Sicher ginge das auch einfacher. Dann wäre es aber eine andere Geschichte geworden.

TeddyMaria schrieb:
Normalerweise, wenn man eine fremde Person am Flughafen trifft, benutzt man ein Schild.
Das wäre hier zu auffällig gewesen. Der Mörder war ja in der Nähe und sollte von sich aus auf sie aufmerksam werden. Wäre sie pünktlich abgeholt worden, mit Schild und so, wäre die ganze Aktion ja hinfällig geworden.

TeddyMaria scrieb:
Es tut mir leid, dass ich mich so sehr an dieser einen Kleinigkeit aufhänge, aber die hat mich auch wirklich aufgehängt.
Also leid tun muss dir das ganz bestimmt nicht, liebe Maria, im Gegenteil. Es tut eher mir leid, dass ich mich - gerade zum Ende hin - offenbar etwas … äh ... verheddert hab. Während ich an dem Text gearbeitet hab, hat das für mich alles Sinn gemacht. Klar, denn ich wusste ja auch, worum es dabei gehen sollte. Nur sollte das eben auch für andere erkennbar sein ...
Und ich finde es toll, dass du trotzdem drangeblieben bist, wenn auch mit Fragezeichen im Kopf. So weiß ich wenigstens, wo ich nochmal ran muss.
Die PQPs schaue ich nochmal durch, dank dir für den Hinweis. Und natürlich auch für deine enorme Mühe, dich mit dem Text zu beschäftigen.
In diesem Sinne wünsche ich dir erstmal ein unaufgehängtes Wochenende!

Liebe Grüße,
Chai

 

Liebe @Kanji,
schön, dass du dich noch mal gemeldet hast. :gelb:
Geht ja manchmal schnell mit den Missverständnissen ...
Zu meiner Antwort:

Ich wollte eine Draufsicht, weil von Paul ja nicht mehr allzu viel übrig ist

schreibst du:

Und das hab ich eben erst gar nicht begriffen, denn er erzählt mit ja schon noch so einiges. Ich nehme seine Sicht jetzt erst mal wertfrei zur Kenntnis.
Es ging mir hier in erster Linie um die Stimmung, um die Art, wie Paul die Welt wahrnimmt. Alles wirkt ein wenig düster und bedrohlich, seltsam. Er orientiert sich an Fakten, kalkuliert, hat aber kein Gefühl für normale Empfindungen und Bedürfnisse. Das einzige, was er spürt, ist Manie (in Bezug auf seine Opfer) und Angst, dass er die Kontrolle verlieren könnte. Die Sicht des Lesers auf die Figuren, das mangelnde Mitgefühl, soll ihm also Pauls Empfinden zur Welt spiegeln.

An dieser Stelle geht der rote Plastikkoffer voraus. Und ich muss zugeben, ich schnall’ immer noch nicht, dass und wovor er Angst hat, denn erstens ist er für mich ein psychopathischer Mörder und vom Gefühl her ist mir seine vermeintliche Angst völlig schnuppe und zweitens: Hat er jetzt Angst vor Kinderspielsachen (gibt ja die dollsten Ängste) oder hat er Angst vor Ärzten im allgemeinen? Alles ist möglich.
Ja, gibt die dollsten Ängste, aber Kinderspielsachen im allgemeinen sind es nicht. barnhelm hat es kurz und knapp auf den Punkt gebracht:

Ausgelöst mögen seine Taten von irgendwelchen Kindheitserlebnissen sein: Arzt-Köfferchen, Schneewittchen-Motiv.
Seine übertriebene Angst vor Emotionen, (die als kindliche Märchenphantasien immer wieder hochkommen, so dass er sie im wahrsten Sinne des Wortes töten muss) und der Kontrollzwang haben ihren Ursprung in Pauls Kindheit. (Keine Angst, was da passiert ist, soll der Leser nicht auch noch herausfinden :lol:. Es bildet nur den Rahmen, warum Paul so geworden ist.) Der Plastikkoffer ist also ein Symbol dafür, dass es wieder zurück in die Phantasiewelt geht. (Schneewittchen=Märchen=Kindertraum aus dem Kinderarztkoffer)
Es geht also in erster Linie nicht darum, ob da jetzt wirklich ein Plastikköfferchen liegt, und wie das wohl dahingekommen ist, sondern wofür es im Text steht. Ich dachte mir, bei seltsam ist es möglich mit dieser Art von Bildern zu arbeiten.

Es ist sicher spannend, wenn man als Leser über die Steine springt, aber mein Hirn kommt nicht klar. Zu viel offen und undurchsichtig.
Ist völlig in Ordnung! Da bist du ja auch nicht die einzige. Anhand der anderen Kommentare sehe ich ja auch, dass der eine oder andere zwar fast alles entschlüsseln konnte, aber eben nicht alles. Und eine schlüssige Interpretation sollte schon möglich sein, auch wenn der Text verschiedene Deutungsebenen zulässt. Aber wie ich schon an @TeddyMaria schrieb, das liegt eindeutig an der Konstruktion und nicht an euch. Also alles gut. Zumindest für dich. Für mich jetzt eher nicht so. :hmm:
Werde nochmal gründlich mit der Machete durch den Text forsten.

Bis bald!
Liebe Grüße von Chai


Liebe @barnhelm,
ich habe mich sehr über deinen detaillierten Kommentar gefreut. Obwohl

Ich muss leider sagen, dass mich die Konstruktion deiner Geschichte nicht überzeugt. Meiner Meinung nach müsste es dem Leser am Ende möglich sein, ihre wichtigen Bestandteile einer halbwegs sinnvollen und irgendwie logischen Handlung zuzuordnen.
weiß Gott kein Kompliment für mich ist. :(
Aber von vorne:

deine Geschichte erinnert mich an Texte, die es früher in irgendwelchen Blättchen gab
Schundblättchen? Groschenromane? Aber so schlimm war es dann doch nicht ...

. Nur kann ich mir letztendlich nicht zusammenreimen, was da nun wirklich passiert ist
Für mich als Leser ist es sehr schwer, auch nur annähernd dahinterzukommen, was eigentlich die Realität deiner Geschichte ist
Real ist, dass Paul sich in einem Krankenhaus befindet und mit Medikamenten ruhiggestellt wird. Ob seine Erinnerungen der Realität entsprechen oder nur Phantasien sind, bleibt offen, hier wollte ich dem Leser mehrere Deutungsebenen ermöglichen. Mir ging es nicht in erster Linie um die Frage nach der einen wahren Realität, in der alles genau so passiert ist und nicht anders, sondern darum, dass jeder Kopf seine eigene Realität hervorbringt. Die Begegnung mit Schneewittchen könnte sich sowohl nur in Pauls Kopf als auch in Wirklichkeit abgespielt haben. Und damit meine ich nicht, dass hier wahllos irgendwelche Dinge passieren, weil ja alles möglich sein kann. Im besten Fall sollten die verschiedenen Ebenen natürlich in sich schlüssig sein, was sie für diejenigen, die sich darauf eingelassen haben, größtenteils auch waren. Nur die Codewort-Situation hat so ziemlich jeden rausgehauen. Zu meiner Antwort an RinaWu:

Einfach geht es deshalb, weil er von dem Codewort gar nichts weiß, sondern sein Kompliment ernst meint

schreibst du:

Hat Paul also gar nichts mit den Morden zu tun? Und was macht er dann im Krankenzimmer? Oder ist das doch ein Hotel?
Ich bin mal so frei und kopiere hier mal meine Antwort an TeddyMaria:

Schneewittchen ist ein Lockvogel, bis dahin konntest du - und die meisten anderen - der Geschichte folgen. Sie will ihre Freundin rächen. Der Kollege, mit dem sie zusammenarbeiten und der sie abholen soll, lässt sie warten, damit der Mörder - der sich seine Opfer am Flughafen sucht -auf sie aufmerksam wird. Sie hat mit ihrem Kollegen ein Codewort vereinbart, um nicht dem Falschen in die Arme zu laufen. Hier hätte ich wohl ein paar mehr Hinweise einstreuen müssen, damit man sich nicht fragt, was das damit jetzt auf sich hat. Zumal sie ja über eine Stunde wartet, der Kollege sie also offenbar versetzt hat und sich auch nicht meldet :rolleyes:.
Paul wird auch gleich auf sie aufmerksam. Weil sie seinem Typ entspricht, wird er zunächst auf eine unbeholfene Weise von romantischen Gefühlen überrannt, deshalb rempelt er sie an und macht ihr gleich darauf dieses Schneewittchen-Kompliment. Sie denkt daraufhin, er ist der Mann mit dem Codewort und geht darum gleich mit ihm mit. Es ist also ein Verwirrspiel auf beiden Seiten. Er denkt, sie ist irgendein leichtes Opfer, sie, er ist der Mann, der sie abholen soll. Als er sie fragt, ob sie geschäftlich in der Stadt sei, wird sie stutzig, erzählt von dem Trauerfall und sagt ihm, dass er das doch wisse. Weil sie sich aber damit beruhigt, dass Schneewittchen ja als Codewort vereinbart war, schiebt sie ihre Zweifel zur Seite und beschließt, ihm weiterhin zu vertrauen.
Ich sehe ein, dass ich das deutlicher hätte machen müssen, damit der Leser nicht glaubt, hier täte sich ein weiterer Strang auf, der mit der vorherigen, ohnehin schon mehrdeutig interpretierbaren Story, nichts zu tun hat. Auch werde ich versuchen, glaubwürdiger und nachvollziehbarer zu machen, warum Schneewittchen ihm - trotzdem sie weiß, dass sich der Mörder am Flughafen herumtreibt - dann doch vertraut.
Nachdem mich jetzt mehrere Kommentatoren darauf aufmerksam gemacht haben, dass diese ganze Codewort-Situation zu undurchsichtig ist - und nachdem ich meine Erklärung dazu verfasst habe -, komme ich selbst zu dem Schluss, dass das zu dünn ist, um Schneewittchens Reaktion nachvollziehen zu können. An diese Stellen muss ich auf alle Fälle nochmal ran!

Zu deinen Anmerkungen:

Gleich am Flughafen hatte er sie getroffen. Sie sollte abgeholt werden und wartete über eine Stunde.

Für mich wechselst du hier die Perspektive.
Habe mir das eine Weile durch den Kopf gehen lassen. Wenn man davon ausgeht, dass Paul die Geschichte in Echtzeit rekonstruiert, kann er natürlich im Vorfeld nicht wissen, dass sie abgeholt werden sollte, denn er kennt sie ja noch nicht. Und an die Szene, in der sie ihm von dem Herren, der sich abholen sollte, erzählt, kann er sich zu dem Zeitpunkt noch nicht erinnern. Hast recht, sollte ich streichen.

Als sie hineinblickte, zerfiel ihr Gesicht in tausend Teile.

Das ist ihre Wahrnehmung.
Hier hatte ich eher das Bild, dass Paul ihr dabei zusieht, wie sie in den Spiegel schaut und ihr Gesicht zerfällt.

Puh, ganz schön verzwickt alles. Aber auch für mich interessant zu sehen, an welchen Stellen die meisten Leser der Handlung nicht mehr folgen können.
Nochmals herzlichen Dank für deine Kritik und Anregungen.

Ein schönes Restwochenende
wünscht Chai

 

Hola @josefelipe,
schön, dass du dich dazu durchgerungen hast, meine Kg zu kommentieren. Und auch, dass du dich bemüht hast, etwas Nettes zu sagen.

Alle (und ich!) finden Chai unheimlich sympathisch,
Wo steht das denn? :D
Trotzdem danke für das Kompliment. Hätte ich mich hier als Empfangsdame beworben, wäre es sogar runtergegangen wie Öl, aber zu meinem Text sagst du:

Ich hatte ja beim ‚Hirnstoffwechsel’ keinen rechten Zugang zum Text, mich aber festgelegt, Deine nächste KG zu kommentieren – sozusagen als Bringschuld:hmm:, weil ich immer so nette Komms von Dir erhalte.
Oje … Da muss ich aber schon sehr sympathisch sein, wenn du dich nur aus einem Schuldgefühl heraus mit meinem Text beschäftigst. Is ja nich so, dass ich schon hunderte deiner Texte kommentiert hab und du noch nie einen von mir ...

Aber wie gesagt, du hast dich bemüht, nett zu bleiben, und das weiß ich zu schätzen. Schauen wir mal, was du angemerkt hast.

Ich will nicht herumheucheln, es ist einfach so, dass ich der Handlung nicht folgen kann. Beim Lesen hab ich das Gefühl, dass ich den Text dechiffrieren muss – prima geschrieben, ganz ohne Frage, aber arg verzwickt.
Danke für deine Ehrlichkeit. Und das prima geschrieben nehme ich natürlich gerne mit ;)

‚Seltsam’ wirkt in diesem Fall auf mich wie ‚abstrakt’.
Ja, abstrakt sollte der Text auch sein. Diesen Teil verbuche ich mal unter Geschmack. Ich mag zum Beispiel kein Fantasy. Oder nur mit sehr wenigen Ausnahmen. Bis zu einem gewissen Punkt sollte die Geschichte ja auch Rätsel aufgeben, der eine hat Spaß dran, der andere nicht. Damit kann ich leben. Nur, dass selbst für Rätselfreunde kein Ende in Sicht war, ist natürlich … äh … etwas unschön :hmm:

Weil ich zu wissen glaube, dass Du Dich beim Schreiben ordentlich ins Zeug legst und die Sache sehr ernst nimmst, finde ich das besonders schade.
Gehört dazu. Hätte ich solche Kommentare unter all meinen Texten, würde ich das wohl auch finden. Hier spornt es mich eher an. Und wie du schon sagst, irgendwann kommen wir bestimmt mal wieder zusammen - was die Texte angeht. Aber bitte nicht mehr aus Mitleid kommentieren. Soll ja nicht in Zwang ausarten.:)

Fazit: Ich muss passen.
Damit bist du nicht allein.

Meh, wie originell! Diese Zeitung geht den Bach runter, wg. Einfallslosigkeit. Wetten?
Hätte wissen müssen, dass da noch ein echter Jose kommt! Haste dir extra bis zum Schluss aufgespart. Wetten?

Hab vielen Dank für dein Almo … äh - Feedback, ich weiß es zu schätzen, dass du dir trotzdem die Zeit genommen hast. Ganz ehrlich.

Grüße aus der Ferne von Chai


 

Hallo @Chai

die Geschichte erinnert mich ein wenig an diese vertrackten David-Lynch-Filme, in denen nicht recht unterschieden wird zwischen Traum und Wirklichkeit, eine märchenhafte Dystopie des Realen gezeigt wird. Was mir zwar gut gefällt, andererseits aber verschließt sich mir meistens auf Anhieb der Sinn, die zweite Ebene, die über die Bildhaftigkeit hinausgeht. Der Text verschließt sich, lässt die Lösung der Rätsel nur zu, wenn man genau nachdenkt, vielleicht das Schneewittchen-Märchen zu Rate zieht. Ich lasse ihn wirken, mehr nicht, genieße die sprachliche Gestaltung und sage mir, okay, da wird schon was dahinter stecken. Insofern finde ich den Text einerseits erstaunlich, andererseits bleiben ein paar Vorbehalte zurück, was nicht bedeuten soll, dass ich ihn nicht mochte. :Pfeif:

Paul griff nach dem Pappbecher mit Wasser auf dem Nachttisch, leerte ihn in einem Zug, aber der pelzige Geschmack im Mund blieb.
Pappbecher im Hotel, aha? später löst sich das ja zum Glück auf.

Ihr Taschenspiegel fiel herunter, sie fuhr herum und Paul sah einen roten Strich quer über ihrer Wange, der wie eine Kriegsbemalung aussah.
wozu der rote Strich dient, keine Ahnung.

Als sie hineinblickte, zerfiel ihr Gesicht in tausend Teile.
hübsch, wie da auf das Märchen verwiesen wird.
:thumbsup:

Paul fragte sich, ob sie die Tropfen zählte, die in immer kürzeren Abständen auf der Scheibe landeten.
auch das ein schönes Bild

Paul rieb sich die Augen und erkannte ein rotes Plastikarztköfferchen für Kinder. Er trat einen Schritt zurück.
„Was heißt hier, ich soll nicht aufstehen, ich kann ja wohl machen, was ich will.“
Der Page öffnete den Koffer und zog wenige Augenblicke später ein Medikament in eine Spritze auf. Paul merkte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss.
okay, jetzt kommt das David-Lynch-Zeugs

Wie weiß sie war. Noch nie hatte er einen Menschen mit so weißer Haut gesehen. Sie schien fast durchsichtig zu sein.
mm, das finde ich unpräzise: je weißer desto dichter, strahlender aber nicht durchsichtiger erscheint etwas

Sie warf einen kurzen Blick auf das Display, entschuldigte sich und ging mit dem Telefon vor die Tür. Wieder brauchte sie lange.
warum wieder?

Der Akt verlief routiniert. Schneewittchen quiekte ein paarmal, aber in Ekstase geriet sie nicht. Paul konnte sich nicht erklären, warum. Er hielt inne, weil er ein Geräusch vor der Tür hörte. Im nächsten Moment erkannte er einen grauen Anzugärmel, der sich um seinen Hals legte. Dann musste er eingeschlafen sein.
mm?:confused:

viele Ich-hol-mal-den-roten-Arztkoffer-und-spritze-mir-Glückshormone-Grüße
Isegrims

 

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