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Déjà vu

sox

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25.05.2008
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Déjà vu

Seit fünf Minuten saß ich wie apathisch auf meinem alten Schreibtischstuhl, die Augen starr auf den Bildschirm gerichtet. Noch immer stand seine Nachricht da, als würde sie auf eine Antwort warten. Doch ich konnte nicht antworten.
„Es fühlt sich nicht richtig an. So hab ich mir das mit uns nicht vorgestellt. Irgendwie funktioniert unsere Beziehung nicht.“
Ich konnte meine Augen noch immer nicht abwenden. In meinem Kopf schwirrten gefühlte 2000 Fragen, aber eine von ihnen schien als Mittelpunkt zu fungieren, um die alle anderen nur kreisten. Warum ausgerechnet jetzt? Warum dieser Zeitpunkt? Warum nicht persönlich oder zumindest am Telefon? Warum macht er es über das Internet kaputt?
Ich fühlte mich, als müsste ich jetzt weinen, total wütend werden oder ihm zumindest eine Antwort schicken, aber ich fühlte nichts. Maximal innere Leere, aber ich weiß nicht, ob das nicht nur die Auswirkung der Bauchschmerzen war, die mir diese Nachricht bereitete. Plötzlich hörte ich wieder diese kurze Klicken. Das Klicken, das vor knapp zehn Minuten meine Beziehung beendete. Diesmal schrieb er: „Denkst du nicht auch?“
Genau in diesem Moment spürte ich die Wut, auf die ich vor Sekunden noch gewartet habe. Ich malte mir aus, wie ich ihn anschrie, konnte die Wut in mir fühlen, wie sie immer stärker wurde. Dann wurde mir bewusst, dass Schreien in diesem Fall wohl nichts bringen würde. Er war ja sowieso nicht da. Allgemein war er nie für mich dagewesen. Nicht bei meinen Theateraufführungen, nicht mal bei meinem Geburtstag. Ich geriet immer mehr in Rage, dachte an all die Dinge, die mich verletzt hatten. Mein Geburtstag spielte dabei die vorderste Rolle. Damals brachte er mir nur schnell ein Geschenk vorbei. Er klingelte, ich öffnete und sah eine Horde von Freunden hinter ihm, darunter auch seine Ex-Freundin. Ich nahm sein Geschenk und ließ die Tür ins Schloss fallen. Schon damals war ich verwirrt über seine Art gewesen, hatte mir aber niemals ernsthaft Gedanken gemacht. Ich wusste, dass er kein Beziehungsmensch war und die Tatsache, dass er bereit war, es für mich zu versuchen, bedeutete mir Alles.
Jetzt war mir bewusst, dass ich meine Zeit verschwendet hatte. Mittlerweile waren 15 Minuten seit unserer Trennung verstrichen und ich hatte noch immer nicht geantwortet. Wenn ich nicht antwortete, war es nicht passiert, bildete ich mir ein. Ich könnte morgen in der Schule zu ihm gehen, ihn küssen und wenn er mich auf seine Nachricht ansprechen würde könnte ich noch immer sagen: „Was?! Bei mir ist nichts angekommen!“ Mein Gesichtsausdruck würde ihn vielleicht umstimmen und er würde bei mir bleiben. Ich verstrickte mich immer mehr in diesem Netz irrwitzigen Glaubens, bis mir irgendwann bewusst wurde, dass jede dieser Vorstellungen alles nur noch verschlimmern würden.
Wieder ein Klicken. „Schatz, es tut mir Leid. Ich war grade in der Küche und mein Kumpel war am PC. Das war nicht ernst gemeint. Ist alles okay bei dir? Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.“
Zum ersten Mal hatte ich die Kraft, ihm zu antworten. Ich schrieb „Alles okay!“ und schaltete mich auf „offline“. Danach stand ich auf, ging zum Fenster, öffnete es und zündete mir eine Zigarette an.

Drei Tage später war es wirklich vorbei. Aus denselben Gründen, nur dieses Mal demütigte er mich, indem er vor seinen Freunden mit mir Schluss machte. Doch dieses Mal war ich vorbereitet. Ich sagte: „Ach ja? Hm, blöd gelaufen, aber ich hab selbst vor drei Tagen aufgehört dich zu lieben. Also ist alles okay.“

 

die Tüte voller Gummibären, die direkt neben meinem Computer saß.
Das "saß" gefällt mir an dieser Stelle nicht, es ist irgendwie zu nichts sagend. Ansonsten gefällt mir diese Story ausgezeichnet: nicht zu lang, gut zu lesen und ein "cooler" Schluss.

 

Hey hepra!
Danke für deinen Kommentar, ich find's super, dass die dir Geschichte gefallen hat. Ich war mir ziemlich unsicher, fand sie zu stereotypisch, aber ich bin auch ziemlich selbstkritisch. Das "saß" ist auch nur ein Fehler, ich war mit meinen Gedanken schon beim nächsten Satz und da hat sich das "saß" irgendwie reingeschlichen...:)
Liebe Grüße,
sox

 

Hallo Sox,

hat mir gefallen. War flüssig zu lesen und unterhaltsam.

Was würde der Geschichte fehlen, wenn man den ersten und den letzten Satz streichen würde?

Schöne Grüße & nur meine zwei Cent,

yours

 

Hey yours truly!
Stimmt schon, der erste Satz sagt gar nichts aus. Ich hab einfach einen Anfang gesucht...Ich denke, ich streich ihn. Den Letzten werd ich aber beibehalten, weil ich einfach noch einen Abschluss gesucht habe und der am Besten die Gefühle der Geschichte beschreibt.
Liebe Grüße,
sox

 

Hallo sox,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de :).

nichts Neues, was man von dir zu lesen bekommt. Aber so ist das eben mit Liebesgeschichten: Entweder happy end oder Drama.
Das ist auch das, was ich an der Handlung zu bemängeln hätte: Diese Trennung ist mir zu beliebig.

Der letzte Abschnitt wirkt etwas "kindisch", so ätschbätsch. Das nimmt dem vorderen - doch auch etwas nachdenklichen - Teil, der sich dadurch positiv abhebt, leider die Wirkung.

Jedoch ist der Text durch die angenehm wenigen formalen Fehler und die flüssige Schreibe gut zu lesen. Somit ist dir hier kein Knaller gelungen, aber immerhin hast du mich neugierig auf anderes von dir gemacht, was von der Handlung her etwas individueller daherkommen dürfte.

Mittlerweile waren 15 Minuten seit unserer Trennung verstrichen und ich hatte noch immer nicht geantwortet.
Das liest sich für mich komisch. Eine Trennung ist doch etwas, was gemeinsam beschließt. Der Typ hat doch Schluß gemacht. Das ist für mich ein Unterschied.

Dann noch: fünfzehn - kleine Zahlen besser immer ausschreiben

Als ich das sagte, fühlte ich mich gut wie selten zuvor. Aber lieben wollte ich nicht mehr.

Den letzten Satz würde ich auch lieber nicht lesen. Ohne ihn hätte die KG eine viel positiveren Ausklang.

Den Titel kann ich dem Text leider nicht so eindeutig zuordnen. Gings da um das wiederholte Schlußmachen?

Liebe Grüße
bernadette

 

Hey bernadette!
Also erstmal vielen Dank für deine Kritik. Das ist meine erste Geschichte gewesen und ich will auf jeden Fall versuchen, andere Geschichten weniger kindlich gestalten, auch wenn es in dem Teil ein wenig beabsichtigt war. Mit dem letzten Teil der Geschichte wollte ich irgendwie ausdrücken, dass man innerlich so erwachsen sein kann und in manchen Situationen einfach wieder zum Kind mutiert, weil man sich verletzt fühlt. Das kommt nich so an, wie ich es wollte, das hab ich auch gemerkt.

Den letzten Satz würde ich auch lieber nicht lesen. Ohne ihn hätte die KG eine viel positiveren Ausklang.

Da ich jetzt schon zum zweiten Mal Kritik für den Satz bekommen habe, werd ich ihn zum Wohle der Allgemeinheit streichen ;)

Dann noch: fünfzehn - kleine Zahlen besser immer ausschreiben

Ich kenn es so, dass Zahlen bis Zwölf ausgeschrieben werden und danach ist es eher unüblich.

Den Titel kann ich dem Text leider nicht so eindeutig zuordnen. Gings da um das wiederholte Schlußmachen?

Richtig ;) Es geht hauptsächlich um die Tatsache, dass es wieder die Gleiche Situation ist, sie einem aber diesmal bekannt vorkommt.

Nochmal Danke,
sox

 

Hallo sox,


Das ist meine erste Geschichte gewesen und ich will auf jeden Fall versuchen, andere Geschichten weniger kindlich gestalten, auch wenn es in dem Teil ein wenig beabsichtigt war.
Stopp, so darfst du meinen Einwurf nicht verstehen! Mit dem kindlich meinte ich, dass für mich der Protagonist zu naiv für diese Gesamthandlung reagiert hat - es kann ja sein, dass es in einer anderen Geschichte nötig ist, jemanden so agieren zu lassen.

Ich kenn es so, dass Zahlen bis Zwölf ausgeschrieben werden und danach ist es eher unüblich.
So lernt man es üblicherweise. Es ist auch etwas Geschmackssache. Ich persönlich schreibe auch noch fünfzig in Buchstaben, weil es ein kurzes Wort ist. Dreihundertsiebenundachtzig kommt z.B. nicht so gut als Wort, aber fünfhundert hätte ich sofort wieder in Buchstaben geschrieben.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette!
Ich meinte damit auch eher die Kritik im Allgemeinen, weil es ja immer mehr hilft, kritisiert zu werden als gelobt. ;) Die Person in meiner Handlung ist so kindlich, weil es mir bei der ersten Geschichte leichter gefallen ist, sich auf eine Person meines Alters zu beziehen. Das meint ich damit, dass ich versuchen will, die Personen nicht mehr so kindlich zu gestalten. Ich hab dich also gar nicht so missverstanden, wie du gedacht hast.

Ich persönlich schreibe auch noch fünfzig in Buchstaben, weil es ein kurzes Wort ist. Dreihundertsiebenundachtzig kommt z.B. nicht so gut als Wort, aber fünfhundert hätte ich sofort wieder in Buchstaben geschrieben.

Ich persönlich finde es auch schöner, Zahlen wie fünfhundert auzuschreiben, aber es ist einfach in meinem Gefühl.

Liebe Grüße,
sox

 

Hallo sox!

In meinem Kopf schwirrten gefühlte 2000 Fragen, aber eine von ihnen schien als Mittelpunkt zu fungieren, um die alle anderen nur kreisten. Warum ausgerechnet jetzt? Warum dieser Zeitpunkt? Warum nicht persönlich oder zumindest am Telefon? Warum macht er es über das Internet kaputt?
Das ist aber mehr als nur eine zentrale Frage.
Ich fühlte mich, als müsste ich jetzt weinen, total wütend werden oder ihm zumindest eine Antwort schicken, aber ich fühlte nichts.
Ich weiß, was du meinst, aber es widerspricht sich. Sie fühlt sich, als ob sie irgendwie reagieren müsste, aber eigentlich fühlt sie nichts. Ist eine ungeschickte Formulierung. Ich würde eher schreiben: Ich weiß, ich sollte weinen, wütend werden oder ihm zumindest eine Antwort geben, aber ich tat nichts dergleichen; ich fühlte nichts. Ist nur ein Vorschlag, gibt da zig andere Möglichkeiten.
und die Tatsache, dass er bereit war, es für mich zu versuchen, bedeutete mir Alles.
alles
Wieder ein Klicken. „Schatz, es tut mir Leid. Ich war grade in der Küche und mein Kumpel war am PC. Das war nicht ernst gemeint. Ist alles okay bei dir? Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.“
Ja weiß nicht, bis hierhin fand ichs in Ordnung. ;) An und für sich ist das, was folgt inhaltlich ja weitestgehend auch okay. Sie merkt ja schon, dass er sie mehr oder weniger verarscht, aber das Ende klingt halt wirklich naiv.
Das Thema finde ich weniger ansprechend, wurde schon hundert Mal erzählt, aber deine Art zu schreiben mag ich. Da kann was draus werden. Gefühle und dergleichen kommen rüber, und das ist schonmal das A und O. Mach weiter, ich les das.

Liebe Grüße,
strudel

Edit: Noch was, hab ich vergessen. Du hast den Titel richtig geschrieben, das spricht schonmal für dich. :D

 

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