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Der Behördengang

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02.06.2021
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Anmerkungen zum Text

Eine historische Kurzgeschichte, die sich in Costa Rica etwa um 1963 abspielt.

Der Behördengang

Der Einsiedler Pancho stand beim ersten Krähen der Hühner auf, trank seinen Kaffe und schwang bald nach dem letzten Schluck die Machete durch sein Zuckerrohrfeld. Die Halme schnitt er direkt über dem Boden ab und entfernte am oberen Ende das zuckerlose Laub. Er ackerte unermüdlich bis zur Dämmerung. Eine Verschnaufpause gönnte er sich nur, wenn er den Klingenschärfer aus der Schutzhülle herausholte, um die stumpfgewordene Machete wieder scharf wie eine Rasierklinge zuschleifen.
Ein Segeltuchhut schützte wie üblich seinen Kopf vor den heißen Sonnenstrahlen und hielt die Schweißtropfen aus seinem Gesicht. Die hochgekrempelten Ärmel legten seine braun gebrannten Arme frei. Er bemühte sich das ganze Feld bei Tagesende, fertig abzuernten.
Pancho hatte die Absicht am folgenden Tag nach der Landeshauptstadt San Jose, zu reisen und dort einen fällig gewordenen Behördengang zu erledigen.
Plötzlich hörte er das zischende Geraschel einer brütenden grüngelben Palmlanzenotter, er drosselte sofort sein Tempo. Beim Anblick der spiralförmig zwischen den Stängeln sich keilende Schlange erschauderte er. Er ließ das bedrohliche Kriechtier in Ruhe. Seine Furcht überwand er nur, weil er sich verpflichtet hatte, einen bestimmten Ertrag Zuckerrohr an die Genossenschaft zu liefern.
Zwischendurch packte er einen Stapel Zuckerrohr auf jede Seite seines Gauls und trug die zur Ladefläche der bereitstehenden Anhänger der Kooperative. Am Abend seufzte er zufrieden, seine fünf Hektar große Parzelle ganz allein abgeerntet zu haben. Pancho konnte sich keine Hilfskraft leisten; diese Arbeit führte er seit nun zehn Jahre aus. Im Laufe dieser Zeit stritt ihm niemand das Stück Land ab, das er sich in Osa Canton ausgesucht und eigenmächtig besetzt hatte, nachdem es ihm im Guarco Tal landwirtschaftlich zu eng vorkam.
Aufgrund dessen stand ihm nach dem zehnten Jahr das Recht zu, das Anwesen sein Eigen zu nennen und beim nationalen Grundbuchamt auf seinen Namen eintragen zu lassen. Er freute sich bei dieser Aussicht, für die er beharrlich die zehn Jahre ununterbrochen sich abgerackert hatte.
Es entzückte ihn auch die Möglichkeit, die Reise nach der Metropole San Jose endlich zu unternehmen. Er hatte so viel Lobendes über die Landeshauptstadt gehört.
Am folgenden Tag holte er sich vom Büro der Genossenschaft den Scheck für seinen Ertrag ab und marschierte gleich zur Bankfiliale, ihn einzulösen.
Die Warteschlange vor dem einzigen Bankschalter bewegte sich kriechend voran. Der Kassierer plauderte mit jedem Kunden über das Fußballspiel vom letzten Sonntag. Pancho sah sich genötigt, wegen des langsamen Kassierers, seine geplante Reise um einen Tag zu verschieben.
Am nächsten Tag beim Sonnenaufgang sprang er auf seinen Gaul. Mittags erreichte er die Pulperia San Martin, einen Tante-Emma-Laden, der auch als Bushaltestelle für die Linie nach der Provinzhauptstadt, Puntarenas diente. Den Gaul brachte er zur Pferdeweide, die zur selben Pulperia-Familie gehörte.
Zufrieden stellte er fest keine Warteschlange, vor der Bustreppe, obwohl er vermutet hatte.
Die Reisende waren in kleinen Grüppchen im Geschäft verstreut. Eine Gruppe besorgte sich Proviant zum Naschen auf der Fahrt, eine andere wedelte sich mit bloßen Händen frische Luft zu, die Schweißperlen rollten ihnen vom Gesicht herunter, ein Pärchen knabberte abwechselnd an einem Brötchen. Alle warteten aufmerksam auf den Hinweis zur Weiterfahrt.
Kurz darauf winkte der Busfahrer und alle drängten sich zum Bus. Wenn jemand Pancho grüßte, guckte er weg. Er setzte sich und stellte den Sack mit seinen Klamotten auf den Platz neben sich. Der Schaffner fragte: »Wohin geht die Reise?«, er murmelte »Puntarenas« und zahlte den vollen Fahrpreis.
Auf halber Strecke nach Puntarenas Stadt schien der aus den USA eingeführte gelbe School Bus nicht mehr manövrierfähig, nachdem ein Felsblock auf der Schotterstraße, ein Loch in einen vorderen Reifen gebohrt hatte. Die Fahrgäste gerieten in Schreck. Zum Glück gewann der Fahrer schnell wieder die Oberhand und hielt das Kraftfahrzeug an.
Die Stunden vergingen, bis ein kleiner Lkw aufkreuzte, hinter dem Steuerrad ein junger Borsche, seine Kleidung teilweise mit Schmierfett verschmiert; er lädt einen Ersatzreifen ab. Der Busfahrer wechselte den Reifen aus und der Bus fuhr weiter. Die Fahrgäste klatschten alle vor Freude.
Zu spät in Puntarenas angelangt, verpasste Pancho den letzten Bus nach San Jose.
Die Pensionen im Umkreis der Endstation waren alle belegt, es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf einer Parkbank zu übernachten. Bald darauf wurde er brüsk von einem Polizeiknüppel wachgerüttelt. »Der Park ist keine Schlafstätte für Pennbrüder« hörte er schroff. Er sei kein Pennbruder, entgegnete Pancho, er hätte bloß den letzten Bus nach San Jose verpasst, morgen steige er in den ersten Bus ein. Das spiele keine Rolle, im Park sei es verboten zu pennen.
Ermüdet latschte er zurück zur Busstation, gesellte sich zu anderen, die auf dem Bürgersteig saßen, und fing sofort an zu schnarchen.
Der erste Bus nach San Jose platzte aus allen Nähten. Dunkle Rauchschwaden schossen aus dem Auspuffrohr, als der Bus sich bergauf abmühte.
Wie aus dem Boden gewachsen erschien ein Uniformierter auf seiner jaulenden Harley Davidson. Er gab ein Zeichen zum Anhalten. Der Busfahrer überreichte ihm einen Geldschein und erhielt den Wink zum Weiterfahren.
In San Jose angelangt, suchte sich Pancho ein erschwingliches Gästehaus in der Nachbarschaft des Busbahnhofs. Er erkundigte sich bei der Empfangsdame, wie man zum nationalen Grundbuchamt gelangte. Das liege am anderen Ende der Stadt. Es sei günstiger, mit dem Bus zu fahren, allerdings sei das umständlicher, wenn man sich in der Großstadt nicht auskennt. Etwas teurer, aber bequemer wäre ein Taxi, erklärte sie weiter. Man müsse frühmorgens sich dorthin bemühen, angesichts der unendlichen Warteschlangen dort; jetzt wäre es also zwecklos, dahinzufahren, fügte die Empfangsdame mit einem verlockenden Blick hinzu.
Hundemüde, aber von Neugier erfüllt, da zum ersten Mal in der Landeshauptstadt war, entschloss er sich, eine Runde durch die benachbarten Straßen zu drehen.
Pancho schaute sich die piekfein bekleideten Passanten an, manche Herren kamen im Anzug und Schlips; er sehnte sich nach seinem Zuhause. Die festlich ausgeschmückten Ladenfenster lenkten ihn ab. Ahnungslos bummelte er mitten im Geschiebe, vorbei an Geschäften, bei denen ein Gedränge herrschte.
Er hielt am Schaufenster eines Papierladens an. Guckte sich die Vielzahl an Aktenmappen an. Er stellte sich vor, seine Besitzerurkunde in einem solchen Ordner unter seinem Arm heimzutragen. So wird mein Geburtstagsgeschenk aussehen, dachte er.
Hungrig betrat er eine winzige Gaststätte am Marktplatz und bestellte sich etwas zu essen, steckte die Hand in die Hosentasche und erstarrte. Er tastete alle Taschen ab. Sie waren alle leer. Da erinnerte er sich an den Kerl, der vor einem Schaufenster mit ihm zusammengeprallt war. Ohne das bestellte Gericht anzutasten, verließ er das Lokal unter einem bösen Blick des Wirtes. Zum Glück hatte er eine Handvoll Geldscheine im Pensionszimmer unter der Matratze versteckt.
Pancho legte sich schlafen, das ständige Stöhnen aus den benachbarten Zimmern ließ ihn die Augen nicht schließen. Das Zirpen der Heuschrecken war tausendmal angenehmer zu hören.
Am folgenden Morgen stieg er halbverschlafen in ein Taxi zum Grundbuchamt. Schon eine beachtliche Menge Menschen stand vor den Toren des Amtes. Beim Reinlassen wurden sie angewiesen, im Innenhof eine Reihe zu bilden. Gleich wand sich die Menschenreihe wie eine Schlange. Pancho fühlte sich nicht so rosig, zumal er seit zwei Tagen nichts gegessen hatte.
Gegen sechzehn Uhr war er am Schalter dran. Er übergab dem Bearbeiter seine Papiere, der nach schnellem Überfliegen ihm mitteilte, er sei beim verkehrten Amt. Seit drei Jahren gäbe es für sein Anliegen ein eigens dafür geschaffenes »Instituto de Tierras y Colonizacion«, ITCO genannt. Dieser Vorgang liege nicht mehr im Zuständigkeitsbereich des nationalen Grundbuchamts.
Die neue Behörde unterhielte eine Außenstelle in jeder Provinz der Republik und sei ausgestattet, seine Angaben nachzuprüfen. Sie hätten die Aufgabe, die Parzelle für ihn zu vermessen und rechtlich abzugrenzen. Das habe wochenlang in sämtlichen Zeitungen des Landes gestanden.
Gesenkten Hauptes bestieg Pancho den Bus zurück nach Hause, die linke Hand tief in der Hosentasche. Er begrüßte jeden Fahrgast einzeln und lächelte betreten. Beim ersten leeren Platz fragte er: »ist der Sitz frei?« Der grauhaarige Befragte antwortete: »Wenn du dich jetzt hinsetzt und die Klappe hältst, ist er nicht mehr frei«.

 

Hi @moritzweyl,

ich habe ein paar Verbesserungsvorschläge:

1.

Plötzlich hörte er das zischende Geraschel einer brütenden grüngelben Palmlanzenotter, er drosselte sofort sein Tempo.
Woher weiß der Protagonist, dass es das Geraschel einer Palmlanzenotter ist? Das ergibt alleine betrachtet nicht viel Sinn. Er kann jedoch Geraschel hören und bei näherem Betrachten dann merken, dass es eine Schlange ist.

2.

Pancho konnte sich keine Hilfskraft leisten; diese Arbeit führte er seit nun zehn Jahre aus.

Hier würde ich am Ende einfügen ...führte er seit nun zehn Jahren alleine aus.

3.

Zufrieden stellte er fest keine Warteschlange, vor der Bustreppe, obwohl er vermutet hatte.

Würde das "keine Warteschlange" hier irgendwie hervorheben entweder mit Anführungszeichen oder Kursiv. Und den Satz würde ich umstellen, der klingt irgendwie falschherum.

4.
Finde die indirekte Rede mit dem Polizisten gut formuliert. Habe da nur einen Verbesserungsvorschlag:

Das spiele keine Rolle, im Park sei es verboten zu pennen
Der Polizist würde vermutlich etwas förmlicher sprechen, und wahrscheinlich nicht "pennen" sagen. Sondern eher schlafen.

5.

Grundbuchamt

Deine Geschichte spiel anscheinend nicht in Deutschland. Wenn die Geschichte glaubwürdiger erscheinen soll, informier dich, ob es in dem beschriebenen Land auch Grundbuchamt heißt oder eine andere Umschreibung dafür verwendet wird.

6.

Er hielt am Schaufenster eines Papierladens an. Guckte sich die Vielzahl an Aktenmappen an.

Ich vermute, du wolltest hier aufgrund des Folgesatzes, der auch mit "Er" beginnt, den mittleren Satz, der mit "guckte" anfängt, nicht auch noch mit "Er" beginnen lassen. So sieht der zweite Satzanfang aber seltsam aus. Guckte ist hier zum umgangssprachlich. Wähle am besten ein anderes Verb (vielleicht auch einfach "sehen"?). Verbinde doch den ersten und zweiten Satz miteinander, dann wirkt es hier geschmeidiger.

7.

Pancho fühlte sich nicht so rosig,

Beschreibe anstatt einer Verneinung (nicht so rosig) lieber, wie Pancho sich gefühlt hat. Geschwächt? Hungrig? Ausgehungert? Knurrte ihm der Magen oder ähnliches.

Hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen. Geschichte ist ansonsten gut verständlich geschrieben und der Lebensausschnitt eines Farmers auf Behördengang kommt gut raus.

Viele Grüße

 

Hallo Lorelei W., herzlichen Dank für deine Anmerkungen, die ich dankbar annehme. Das Land, wo die Geschichte sich abspielt, ist Costa Rica um 1963. "Registro Nacional" habe ich als "nationales Grundbuchamt" übersetzt. An sich das Problem dreht sich, um den zentralistischen Staat, wo alle behördlichen Dienstleistungen sich in der Hauptstadt konzentrierten und die Bevölkerung in der Peripherie für einen Behördengang nach der Hauptstadt reisen mussten. Inzwischen hat sich die Staatsverwaltung modernisiert. Es gab aber auch eine Wandlung beim Einsiedler, der keine Zeitung las.

 

Hallo @moritzweyl,

du machst hier vieles richtig, gerade auch am Anfang mit der Charakterisierung über die Aktivitäten, da gehe ich mit und komme so auch gut in den Text, aber es konnte sich kein richtiger Sog einstellen. Es hat mich nicht richtig fesseln können. In meinen Augen liegt das darin, dass ich als Leser mehr über sein Ziel, über den Behördengang wissen will, das aber aufgeschoben wird und ich mich frage, weshalb das für mich als Leser relevant ist. In meinen Augen würde es besser funktionieren, wenn sein Ziel, sein brennendes Verlangen im Zentrum steht und alles um dieses Ziel herum strukturiert wird. Zudem kam mir seine emotionale Reaktion etwas zu schwach vor, es scheint mir, als würde er einfach aufgeben, nicht für sein Ziel kämpfen, aber gerade das ist ja spannend zu lesen: Wie reagiert die Figur auf Schwierigkeiten, wie überwindet sie die Hindernisse? Da sehe ich noch Potential, damit die Geschichte fesselnder wird.

Der Einsiedler Pancho stand beim ersten Krähen der Hühner auf, trank seinen Kaffe und schwang bald nach dem letzten Schluck die Machete durch sein Zuckerrohrfeld. Die Halme schnitt er direkt über dem Boden ab und entfernte am oberen Ende das zuckerlose Laub. Er ackerte unermüdlich bis zur Dämmerung. Eine Verschnaufpause gönnte er sich nur, wenn er den Klingenschärfer aus der Schutzhülle herausholte, um die stumpfgewordene Machete wieder scharf wie eine Rasierklinge zuschleifen.
Gefällt mir, dass du ihn über seine Aktivitäten charakterisiert, er kommt mir wie ein fleißiger und gewissenhafter Mann vor. Das funktioniert gut in meinen Augen.

Plötzlich hörte er das zischende Geraschel einer brütenden grüngelben Palmlanzenotter, er drosselte sofort sein Tempo. Beim Anblick der spiralförmig zwischen den Stängeln sich keilende Schlange erschauderte er. Er ließ das bedrohliche Kriechtier in Ruhe. Seine Furcht überwand er nur, weil er sich verpflichtet hatte, einen bestimmten Ertrag Zuckerrohr an die Genossenschaft zu liefern.
Hier hast du das Hindernis, aber löst es direkt wieder auf und das finde ich schade. Hier wäre es eine gute Gelegenheit, um zu zeigen, wie er in einer Gefahrensituation ist und was für eine Reaktion er zeigt.

Er freute sich bei dieser Aussicht, für die er beharrlich die zehn Jahre ununterbrochen sich abgerackert hatte.
Hier bin ich über den Satzbau gestolpert, liest sich holprig.

Der Kassierer plauderte mit jedem Kunden über das Fußballspiel vom letzten Sonntag. Pancho sah sich genötigt, wegen des langsamen Kassierers, seine geplante Reise um einen Tag zu verschieben.
Das meinte ich weiter oben, hier habe ich gemerkt, dass sich mein Interesse reduziert.

Auf halber Strecke nach Puntarenas Stadt schien der aus den USA eingeführte gelbe School Bus nicht mehr manövrierfähig, nachdem ein Felsblock auf der Schotterstraße, ein Loch in einen vorderen Reifen gebohrt hatte. Die Fahrgäste gerieten in Schreck. Zum Glück gewann der Fahrer schnell wieder die Oberhand und hielt das Kraftfahrzeug an.
Auch hier wird das Hindernis wieder sehr schnell aufgelöst, das finde ich Schade, ich würde gerne wissen, wie sich sich die Szene entfaltet, wie er reagiert und möglicherweise wäre das auch eine Chance, um Dialoge zu nutzen.

Pancho schaute sich die piekfein bekleideten Passanten an, manche Herren kamen im Anzug und Schlips; er sehnte sich nach seinem Zuhause.
Das könnte für mich gerne noch spezifischer sein: Wie genau sehen die Anzüge aus, wie ist die Kleidung gestaltet?

Er übergab dem Bearbeiter seine Papiere, der nach schnellem Überfliegen ihm mitteilte, er sei beim verkehrten Amt. Seit drei Jahren gäbe es für sein Anliegen ein eigens dafür geschaffenes »Instituto de Tierras y Colonizacion«, ITCO genannt. Dieser Vorgang liege nicht mehr im Zuständigkeitsbereich des nationalen Grundbuchamts.
Das Ende finde ich etwas ernüchternd, hier wäre es doch spannend, wie sich dein Charakter wehrt, wie er nach neuen Möglichkeiten sucht und trotzdem noch sein Ziel erreicht.

So viel zu meinen Gedanken, wünsche dir viel Spaß bei den Wortkriegern.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG,

vielen Dank für die hilfreichen Anmerkungen zu meiner Geschichte und für deine Geduld, sie kritisch zu lesen. Deine Anmerkungen werde ich in künftigen Geschichten gerne umsetzen.

Beste Grüße,
moritzweyl

 

Die Fahrgäste klatschten alle vor Freude,

ich leider nicht unbedingt,

lieber @moritzweyl,

was nicht so sehr an der Geschichte als an den sich offenbarenden grammatischen Problemen zeigt, wiewohl ich zugleich den Mut bewunder, Konjunktiv I und II zu nutzen.

Aber warum wählstu das eher exotische Mexiko, als hätten Bauern hierorts nicht auch ihre Probleme. Vllt. willstu mit der Namensgebung Deines Helden an Pancho Villa erinnern …

Aber der Reihe nach

Der Einsiedler Pancho stand beim ersten Krähen der Hühner auf, trank seinen Kaffe und schwang …
das muss aber ein dünner Kaffee sein …

Eine Verschnaufpause gönnte er sich nur, wenn er den Klingenschärfer aus der Schutzhülle herausholte, um die stumpfgewordene Machete wieder scharf wie eine Rasierklinge zu[...]schleifen.

Er bemühte sich das ganze Feld bei Tagesende, fertig abzuernten.
Komma weg!, es zerschlägt das komplexe Prädikat „sichabzuernten bemühen“

Pancho hatte die AbsichtKOMMA am folgenden Tag nach der Landeshauptstadt San Jose […] zu reisen und dort einen fällig gewordenen Behördengang zu erledigen.
Plötzlich hörte er das zischende Geraschel einer brütendenKOMMA grüngelben Palmlanzenotter, …
beide Adjektive (die Endung verrät die Wandlung zB des Verbs „brüten“ zum Adj.) sind unabhängig, also gleichrangig

Pancho konnte sich keine Hilfskraft leisten; diese Arbeit führte er seit nun zehn Jahre aus.
Jahren

Pancho sah sich genötigt, wegen des langsamen KassierersKOMMA WEG! seine geplante Reise um einen Tag zu verschieben

Die Stunden vergingen, bis ein kleiner Lkw aufkreuzte, hinter dem Steuerrad ein junger Borsche, seine Kleidung teilweise mit Schmierfett verschmiert; …
Borsche? Mexikanisches Spanisch?

»Der Park ist keine Schlafstätte für Pennbrüder«KOMMA hörte er schroff.

Das liege am anderen Ende der Stadt. Es sei günstiger, ….
ab hier hab ich mich richtig gefreut … (auch der Wechsel zu Konj. II gelingt gleich),

aber

mit dem Bus zu fahren, allerdings sei das umständlicher, wenn man sich in der Großstadt nicht auskennt.

Du solltest nicht zum Schluss in den Indikativ fallen, also besser „auskenne“, denn die wiedergegebene (indirekte) Rede endet erst da!

und schön der Wechsel

Etwas teurer, aber bequemer wäre ein Taxi, …
hält doch der Konj. II alles offen bis hin zu Irrtum und Lüge

Pancho schaute sich die piekfein bekleideten Passanten an, manche Herren kamen im Anzug und Schlips; er sehnte sich nach seinem Zuhause.
Für die Kleidung würd ich ihren Trägern entsprechend den Plural empfehlen, der nun nicht als Anzüge und Schlipse daherkommt, sondern mittels Rückkopplung des „im“ zum „in“

manche Herren kamen in Anzug und Schlips;...

Beim ersten leeren Platz fragte er: »ist der Sitz frei?« Der grauhaarige Befragte antwortete: »Wenn du dich jetzt hinsetzt und die Klappe hältst, ist er nicht mehr frei«.
Warum Minuskel fürs „ist“, wenn doch das Satzzeichen zuvor eine Majuskel, also ein „Ist“ erwarten lässt?

Alles halb so wild, wird schon werden und damit herzlich willkommen hierorts,

lieber @moritzweyl!

Friedel

 

Lieber @Friedrichard,

vielen Dank für deine Anmerkungen, die nicht ermutigend auf einen Nicht-Muttersprachler wirken, der versucht, durch Prosarülpser sein Kauderwelsch nicht zu vergessen. Trotzdem bin dir sehr dankbar, dass du meine Schwächen aufzeigst. Jetzt weiß ich, wo meine sprachlichen Schwächen liegen. In Südkalifornien sprechen wir mal Englisch, mal Spanisch, mal Spanglisch, aber kein Deutsch. Durchaus keine Rechtfertigung für die aufgezeigten Fehler. Ich werde aber weiterhin versuchen mit der Gewissheit, dass ich nie hundertprozentig fehlerfreies Deutsch schreiben werde. Aber wer weiß, vielleicht eines Tages gelingt es mir.

Liebe Grüße,
@moritzweyl

 

Moin,

lieber @moritzweyl,

Du glaubst gar nicht, welch ein Sprachgemisch seit dem hiesigen „Goldrausch“ (wenn man den Bergbau nach Steinkohle mit dem Goldrausch vergleichen darf - [, dass man das kann, zeigt sich ja in den Zeilen hier]) im Ruhrpott gesprochen wird (Beispiel die Herkunft meiner Mutter mit ungarischem Namen, der über Ostpreußen noch vor den Weltkriegen in den Pott der Arbeit wegen „einwanderte“), der mit dem „Wirtschaftswunder“ um südeuropäische Zungen bereichert wurde (das Verb ist ohne Ironie gemeint) und – dass wird Dich vllt. überraschen, selbst ein „Sprachpapst“ wird kein fehlerfreies Neuhochdeutsch schreiben (kann er auch gar nicht, da die Dudenredaktionen den Sprachwandel beobachten schon allein, um nicht eines Tages selbst „abgehängt“ zu werden und das ist gut so, dass nicht die Regierung über den Sprachwandel bestimmt, denn dann würde aus der schlichten (Verkehrs-)Ampel eine Wechselblinkanlage.

Aber bevor ich hier ausufer bin ich mir sicher, dass wir miteinander zurechtkommen werden, denn es gibt schlimmeres als das eine oder andere Wort – ich nenn’s mal – ungewohnt (ob der Form oder dem Inhalt nach m. E. Jacke wie Hose) zu verwenden.

Aber wichtig ist es schon zu wissen, dass Du auf Deine amerikanische Umgebung hinweist,

findet der Friedel (manchmal auch Freatle), der auch schon mal seinen Hausnamen ins Niederländische ("Holländische") übersetzt verwendet und der aber nun der Ehrung Salman Rushdie's "zuschaut" ...

Het windje

 

Hallo, lieber @Friedrichard,

es tut mir leid, dass ich früher nicht geantwortet habe, da ich die letzten Wochen verreist war. Es freut mich, dass wir miteinander zurechtkommen werden.
Schöne Grüße, @moritzweyl

 

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