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Der Golan

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10.09.2016
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Der Golan

Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln in die Kommune brachte, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war. Unter der Sonne Israels gibt es für mich nichts außer dieser Farbe. Nur wenn es früh am Morgen ist und sie hinterm Hermon vorkriecht, 1000 Meter über dem Meeresspiegel, in ein paar Sekunden, dann ist der Golan für wenige Minuten in rosa Licht getaucht.

Es ist die Farbe meiner alten Vorhänge, ein helles, transparentes Rosa, hinter dem man Licht wahrnimmt, selbst wenn es dunkel ist. Seit meiner Kindheit kenne ich es. Es hat denselben Farbton, den man hinter verschlossenen Augen sieht oder hinter Bauchdecken, wenn man ungeboren ist. Und so war mein Kinderzimmer in Deutschland. Wenn das Nachmittagsgrau durch die großen Fenster fiel, konnte ich die Vorhänge zuziehen wie zwei riesige Augenlider, mich auf meinen runden Flokati legen und an die Decke starren und alles war rosa.
Irgendwann würde mein Vater anklopfen und freundlich meinen Namen nennen, der nicht Frida war, wie Frida Kahlo, sondern Teresa, wie Mutter Teresa. Dann würde er mit süßlicher Stimme fragen, ob ich schon für Chemie gelernt hätte, und ich würde antworten, dass ich sogar mit Latein fertig sei und dann würde ich seine Schritte hören, wie sie sich beruhigt von der Tür entfernten. Ja, ich verstand meinen Vater. Besser als mich selbst zumindest. Vor der Arbeit schwamm er seine zwanzig Bahnen im Freibad im Sommer. Im Winter im Hallenbad. Auf seine zwei Toastbrotscheiben am Morgen kam ihm nichts außer Aldi-Gouda mit Plastikrand und so saß er am Küchentisch, hielt eine Toastbrotscheibe zwischen Daumen und Zeigefinger, trank grünen Tee und las Zeitung. Ich wusste, dass ich ihm wichtig war, und er wollte, dass aus mir was wird.

Über mich und meine Jugend ist weiter nicht viel zu erzählen. Sie war geprägt von der Frage, ob ich wirklich existierte, und wenn ja, warum Leute dann ständig meinen Namen vergaßen. Zweimal die Woche ging ich zum Hockey, zweimal zum Klavier. Mein erstes Mal hatte ich mit sechzehn und einem Koch und wenn nichts zu tun war, schloss ich die Vorhänge, um im rosa Licht zu baden. Bis zum Abitur war ich mit einem Anton Schneider zusammen, dem Sohn meiner Physiklehrerin. Einmal waren wir auf Kreta, den gefühlten Rest der Zeit hinter den rosa Vorhängen meines Zimmers. Meistens lagen wir auf meinem Bett und dann drückte Anton an mir herum wie eine Etikettiermaschine, was mir irgendwann so auf die Nerven ging, dass wir uns wieder trennen mussten.

Wie die meisten Eins-Minus-Schülerinnen meiner Schule zog ich nach dem Abitur in eine andere Stadt, um mein Fach studieren zu können. Die ersten anderthalb Jahre setzte ich mich mit Schwarmintelligenz, Coitus Interruptus und Formen des Wahnsinns auseinander, während in meiner eigenen Psyche nur ein laues Lüftchen wehte. Ich las Milan Kundera, Haruki Murakami oder schaute Dokumentationen über den Amazonas auf Youtube in meinem Zwölf-Quadratmeter-Zimmer im Studentenwohnheim, und wenn der dicke, haarige Mann, der sicherlich kein Student mehr war, wieder einmal beschloss, in der Küche direkt gegenüber von meinem Fenster Butterbouletten zu backen, nackt, dann zog ich einfach meine rosa Vorhänge zu, legte mich auf meinen Flokati und starrte die Decke an, bis das Bild aus meinem Kopf verschwand. Es war wie in der Schulzeit. Tagsüber würde ich in der Uni sein, für irgendwelche Tests lernen oder Vulkanausbrüche auf dem Thinkpad verfolgen. Abends würde mein Vater anrufen und fragen, ob ich Quantitative Methoden I schon gelernt hätte und ich würde antworten, dass ich sogar mit Differentielle fertig sei. Anstatt Hockey zu spielen, ging ich nun zweimal die Woche zum Schwimmen, wo ich auch Heinrich kennenlernte. Er war zwei Jahre älter als ich, also dreiundzwanzig, hatte weiche Haut und schöne Hände und wenn er hinter den Vorhängen auf mir kam, sah sein Sperma aus wie rosa Zuckerguss.
Seit ein paar Jahren bereits studierte Heinrich irgendwas mit Geisteswissenschaften und versuchte mit aller Kraft politisch zu sein, weshalb er auch die taz abonnierte. Ab und an fotografierte er Naziaufmärsche für die Hochschulzeitung oder schrieb einen Kommentar zu verfahrenen Strukturen der Geflügelhaltung und manchmal aßen wir sonntags ein Bio-Ei.
Warum seine Eltern ihn Heinrich genannt hatten, ist mir immer schleierhaft geblieben. Ich wusste nur, dass man daraus Heini machen konnte und dass ihn das nicht störte. In Heinis Zimmer gab es eine gemütliche zwei Meter Matratze, weiße Vorhänge und einen nussbraunen Egon Eiermann Tisch, weil seine Eltern Architekten waren. Außerdem hing an seiner Wand eine Weltkarte, in der beschämend wenige Pinnadeln steckten, und alle in Europa. Vor ein paar Jahren hatte er ‚Das Salz der Erde’ gesehen und spielte seitdem mit dem Gedanken, Kriegsfotograf zu werden. Manchmal lag mein Kopf auf seiner Brust und während mein eines Ohr seinem beruhigenden Herzschlag lauschte, verfolgte das andere einen Schwank aus Robert Capas Leben, dessen Bildbände Heini zum Einschlafen wälzte. Und wenn es Fotos aus dem Spanischen Bürgerkrieg waren, dann war das auch okay, schließlich lagen wir ja in Heinis Bett und nicht in irgendeinem Massengrab und seine Haut war weich und ganz warm und ich fühlte mich wohl, obwohl die Vorhänge weiß waren. Heini war wie ein Karl May im Taschenbuchformat, er konnte stundenlang über Schwefelschürfer am Ijen reden, über das Zerschlagen mexikanischer Piñatas oder Totenkulte auf Haiti, dass man das Gefühl bekam, er hätte bereits alles gesehen und vielleicht stimmte das ja auch irgendwie. Die meisten seiner Freunde, mit denen wir uns zum Racletteessen oder irgendwelchen Vortragsreihen trafen und die ständig meinen Namen vergaßen, hielten ihn für eine Art intellektuelle Jungfrau Maria. Niemand wusste so richtig, wo Heini seine Ideen hernahm. Einmal als wir in seinem Bett lagen und Heini gerade das Bild eines Fünfziger Jahre Modells beim Schminken aufschlug, offenbarte er mir, dass er mit über zweihundert Frauen geschlafen hatte. Instinktiv drückte ich ihn weg und dann wurden seine Augen ganz groß und feucht und sein Mund zitterte leicht. Naja, eigentlich sei es ja nicht so schlimm, meinte ich, und auch schon vergangen, aber mein inneres Stirnrunzeln blieb.

Nach seiner Beichte wurde Heini immer launischer. Wenn ich ihn traf, war er entweder total aufgewühlt und wollte unbedingt mit mir schlafen, oder er warf mir Sachen an den Kopf, die ihm hinterher furchtbar leid taten, was wiederum dazu führte, dass er unbedingt mit mir schlafen wollte. Nur ich wollte nicht - zumindest so nicht - und das machte alles nur noch schlimmer. Wenn ich einmal von einem Kommilitonen erzählte oder Herrn Täuber, meinem Dozenten in Klinischer Psychologie, der ganz jung war und humorvoll und so gar nicht wie die übrigen Milchgesichter, dann flackerten Heinis Augenlider kurz und eine Woche später würde er sich ein Grundlagenwerk der Psychologie gekauft haben und eine Fünfzig-Kilo-Hantel.
Das einzige Problem an der Sache aber waren Herrn Täubers Unterarme, die sahen nämlich immer so aus, als hätte er gerade fünf Stunden Fässer geschleppt - ganz dick und sehnig und auf einmal war ich immer die letzte im Hörsaal und Täuber kramte in seinem Rucksack, ohne etwas zu finden. Irgendwann fragte er schließlich, ob ich nicht Teresa Gontard sei und ich war einfach nur verblüfft, dass er meinen Namen kannte. Er wollte wissen, ob ich mir vorstellen könnte, seine Hilfskraft zu werden, und als ich bejahte, sagte er einfach nur ‚prima‘. Aber das klang wunderschön aus seinem Mund!
Wir tranken einen Coffee-to-go zusammen und ich erfuhr, dass Herr Täuber Matthias hieß, 32 war und vegetarischer Freizeitkletterer und dass er Persönlichkeit für die Summe unserer Leidenschaften hielt.

Als ich Heini später von Täuber und meinem neuen Job erzählte, nickte er nur und meinte, dass das ja ganz gut sei und er sich auch irgendwie freue. Dann sagte er nichts mehr und ich merkte, dass ich Sehnsucht nach meinen rosa Vorhängen bekam.

Die Wochen verstrichen, ich wurde Expertin im Ausdrucken von Aufsätzen und Platzieren von Heftklammern und was Heini machte, wusste ich nicht mehr so genau. Manchmal abends, wenn das Handy klingelte und er es sein musste oder mein Vater, schaltete ich einfach die Niagarafälle dazwischen oder ein Erdbeben in Guatemala. Dann schrieb Heinrich mir einen Brief und darauf war eine Briefmarke geklebt mit dem kleinen Prinzen, der ganz alleine auf seinem kleinen Planeten hockt. Ich fand das ziemlich unerträglich - auch wenn ich nicht genau wusste weshalb - und steckte den Brief in den Robert Capa Bildband, den er mir zuletzt geschenkt hatte. Es dauerte gerade mal zwei Heftklammerfüllungen lang, bis ich mich in Täubers Büro wiederfand, um nach einer weiteren Packung zu fragen, und da hieß es, wir müssten mal über etwas sprechen und wenige Stunden später lag ich wieder auf meinem Teppich und überlegte, dass es ein bisschen unangenehm gewesen war, Täuber so abblitzen zu lassen, aber dafür umso befriedigender, auch einfach mal ‚nein’ zu sagen. Von da an verließ ich mein Zimmer kaum noch - außer, um mir ein Spiegelei zu braten - und die Vorhänge blieben die meiste Zeit verschlossen. Es fühlte sich an, als würde da etwas in meinem Zimmer heranwachsen und ich wollte das Rosa den ganzen Tag lang auf meinem Körper spüren.

Warum nicht auf der Spitze eines Vulkans? Warum in einer Kommune zwischen zerklüfteten Felsen im Golan? Manchmal, wenn es noch dunkel ist, wandere ich meinen Lieblingsberg hinauf, setzte mich auf einen Felsvorsprung und warte, bis mich das rosa Licht einhüllt. Dann überlege ich, was mich dazu bewogen hat, mein Leben stehen und liegen zu lassen. Aber wenn die Sonne hinterm Hermon vorkriecht und dem Land seine olivgrüne Farbe zurückgibt, habe ich eigentlich schon wieder vergessen, worüber ich nachdenken wollte. Dann fällt Heinis Brief mir ein, den ich vor ein paar Wochen zum ersten Mal gelesen habe. Wenn es stimmt, ist er Kriegsfotograf geworden in Syrien. Vielleicht sind wir gar nicht so weit entfernt voneinander. Womöglich trennen uns nur ein paar Hügel.

 
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Hallo Carlo Zwei

Niemand wusste so richtig, wo Heini seine Ideen hernahm.

Ersetze "Heini" durch "Carlo Zwei".

Im Ernst, ich finde diesen Text - nachdem man den ersten Satz hinter sich gebracht hat, s.u. - ganz wunderbar. Der knipst mein analytisches Gehirn einfach aus, lässt es gar nicht erst nachdenken über Plot und worum es eigentlich geht und Show und Tell und den ganzen Kram.

Weil da jemand erzählt, die zwar über die selbe Welt spricht, in der ich lebe, aber ganz anders. Weil fast jeder Satz eine Überraschung parat hält. Dieses assoziative, verschrobene, leicht verrückte, insgesamt sehr melancholische Erzählen gefällt mir halt, kann ich nichts machen. Zuweilen spielst du mit dem Feuer (Das Rosa, das man durch Bauchdecken sieht, wenn man ungeboren ist, meine Güte!). Aber egal. Ich fand's gut. Einzig die Farbe Rosa wurde für meinen Geschmack zu häufig erwähnt, das nutzt sich ab und verliert an Kraft.

Seit ein paar Jahren bereits studierte Heinrich irgendwas mit Geisteswissenschaften und versuchte mit aller Kraft politisch zu sein, weshalb er auch die taz abonnierte. Ab und an fotografierte er Naziaufmärsche für die Hochschulzeitung oder schrieb einen Kommentar zu verfahrenen Strukturen der Geflügelhaltung und manchmal aßen wir Sonntags ein Bio-Ei.

Dies sei exemplarisch zitiert. Finde ich richtig gut.

Zwei, drei Fehlerchen, hab nicht so drauf geachtet, musste geniessen:

Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln, in die Kommune fuhr, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war.

Kein Komma nach "Hügeln" (Oder zusätzlich eines nach "mich"). Die Wiederholung von "in" ist suboptimal. Und vor allem: Die Fahrt fuhr mich??

Es hat denselben Farbton, den man hinter verschlossenen Augen oder Bauchdecken sieht, wenn man Ungeboren ist.

ungeboren

Dass ich ihm wichtig war, wusste ich, und dass er wollte, dass aus mir was wird.

Keine schöne Satzkonstruktion.

dass er mit über dreiundsiebzig Frauen geschlafen hatte.

Nämlich? Entweder: "mit über siebzig" oder "mit dreiundsiebzig."

dass man das Gefühl bekam [Komma] er hätte bereits alles gesehen und vielleicht stimmte das ja auch irgendwie.

Von da an verlies ich mein Zimmer kaum noch - außer um mir ein Spiegelei zu braten - und die Vorhänge blieben die meiste Zeit verschlossen.

verließ

Ein spezieller Text, der mir sehr gut gefallen hat. Mit einer solch unverwechselbaren Erzählerin liesse sich ganz ganz viel anstellen. (Ich denke allerdings, dass bei einem längeren Text dann doch mehr Stringenz reinmüsste, aber hier hat's für mich sehr gut funktioniert.)

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Carlo Zwei,

ich steige mal ein.

Unter der Sonne Israels gibt es für mich nichts außer dieser Farbe. Nur wenn es früh am Morgen ist und sie hinterm Hermon vorkriecht, 1000 Meter über dem Meeresspiegel, in ein paar Sekunden, dann ist der Golan für wenige Minuten in rosa Licht getaucht.
Das musste ich zweimal lesen.
„gibt es für mich nichts außer dieser Farbe. … und sie hinterm Hermon vorkriecht“: „Sie“, also die Farbe kriecht vor?
„1000 Meter über dem Meeresspiegel, in ein paar Sekunden,“: Unrund formuliert. Das soll sicher bedeuten, dass die Sonne ein paar Sekunden für das Vorkriechen braucht, das ist aber viel zu kompliziert beschrieben, denke ich.

Es hat denselben Farbton, den man hinter verschlossenen Augen oder Bauchdecken sieht, wenn man (u)Ungeboren ist.
BILD sprach zuerst mit dem neugeborenen Baby: „Welche Farbe hatte die Bauchdecke von innen?“ :Pfeif:

meinen Namen nennen, der nicht Frida war, wie Frida Kahlo, sondern Teresa, wie Mutter Teresa.
Warum erwähnt sie, wie sie nicht heißt? :confused:
Wer ist Frida Kahlo? Muss man die Malerin (ja, ich habe gegoogelt) als Leser kennen? (Hat sie vielleicht nur in rosa gemalt?)

und dann würde ich seine Schritte hören, wie sie sich beruhigt von der Tür entfernten.
Ich habe keine Ahnung, wie sich beruhigt entfernende Schritte anhören. :confused:

Besser als mich selbst zumindest.
Das „zumindest“ könnte weg. Es folgt ja später kein weiterer Vergleich oder eine Steigerung.

Über mich und meine Jugend ist weiter nicht viel zu erzählen.
Und wenn dem so ist, warum erzählt er dann noch 1.340 Wörter weiter?
Vielleicht so: „Über mich und meine Jugend ist nichts Spannendes/Interessantes zu erzählen, außer …“

Mein erstes Mal hatte ich mit sechzehn und einem Koch und wenn nichts zu tun war, schloss ich die Vorhänge, um im rosa Licht zu baden.
Auch sehr unrund. Vielleicht „mit einem Koch“

und dann drückte Anton an mir herum wie eine Etikettiermaschine, was mir irgendwann so auf die Nerven ging, dass wir uns wieder trennen mussten.
Er drückte an ihr herum wie eine Etikettiermaschine?
Das passt nicht. Ich habe mir auf YouTube mal Eitkettiergeräte angeschaut.

Wie die meisten Eins-Minus-Schülerinnen zog ich nach der Schule in eine andere Stadt, um mein Fach studieren zu können.
Die Statistik sagt was anderes …
Du meinst bestimmt „Wie die meisten Eins-Minus-Schülerinnen in meiner Klasse/auf meiner Schule zog ich (nach der Schule) in eine andere Stadt, um mein Fach studieren zu können.

So, ich höre hier mal auf. Ich hätte auf den Erzähler hören sollen, es gibt tatsächlich nicht viel zu erzählen, bzw. nichts Spannendes oder Interessantes.
Vielleicht kannst du mit meinen ersten Hinweisen trotzdem was anfangen.

Und vielleicht möchtest du deiner „Die Farbe Rosa“-Geschichte noch ein bis drei Stichworte geben, damit die Leser wissen, auf welches Genre sie sich einlassen.
Du kannst das tun, indem du die Geschichte aufrufst, nach ganz unten scrollst und rechts unten den Button "Stichworte bearbeiten" klickst.

Schönen Abend noch und beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo Carlo Zwei
eigentlich passiert gar nicht so viel, geschweige denn Interessantes. Aber der Ton macht die Musik und die höre ich mir gerne an.

Es hat denselben Farbton, den man hinter verschlossenen Augen oder Bauchdecken sieht, wenn man Ungeboren ist. [...] und manchmal aßen wir Sonntags ein Bio-Ei.[...] und wenn ja, warum Leute dann ständig meinen Namen vergaßen.[...] ich fühlte mich wohl, obwohl die Vorhänge weiß waren.[...]
Nur einige Beispiele, die ich für sehr kreativ und gelungen halte. Mit einem kurzen Satz, Welten der Imagination anzustoßen - das ist Literatur.
Außerdem finde ich, dass der Bogen am Ende ganz gut passt. Bisschen romantisch, nicht zu kitschig.
Für mich dürften es einige Konjunktive weniger sein, mir ist nicht klar, was die transportieren sollen. Das klingt mir zu künstlerisch wertvoll.
Auf jeden Fall - habe ich das schon beim letzten Text gesagt? - literarisch sehr talentiert.

Verspätete Antwort: Stimmt, ich habe hier nichts veröffentlicht. Bin noch nicht soweit. Ist auch nicht so wichtig.

Schönen Gruß und Schreib schön weiter!
Kellerkind

 

Hej Carlo Zwei,

es war sehr schön, diesen Tag literarisch mit deiner Geschichte zu beenden. (Habe ich ihn doch mit Horror begonnen. :lol:

Ich bin Teresa sehr gerne gefolgt durch ihre Erinnerungen und kam mir vor, als sähe ich den Beginn eines französischen Film aus den 60ern und Sagan hätte das Drehbuch verfasst. Vermutlich mit Catherine Deneuve in der Rolle der Teresa. Ich möchte erst gar nicht herausfinden, warum du Frida Kahlo (ich verehre sie als Künstlerin und leide immer wieder, wenn ich mir das Leid in Erinnerung rufe - über Mutter Teresa weiß ich nicht so viel) erwähnst, oder wieso es wichtig ist, dass sie Kundera liest und in welchem Zusammenhang alles steht, um in die Golanhöhen zu gehen. Weil ich mich einfach treiben ließ, weil's so schön war. Hier.

Matraze

Hier ging ein t verloren.

Danke für diese Geschichte und bitte schreibe mehr.

Freundlicher Gruß und der Wunsch, noch mehr von dir hier zu lesen, Kanji

 
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Hallo Carlo,

Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln, in die Kommune fuhr, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war.
Ein schrecklicher Anfang ;) - jedenfalls, was den Satzbau betrifft.

Vielleicht so?

Selbst der Sand war olivgrün. Das fiel mir auf, als ich bei meiner ersten Sammeltaxifahrt in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln in die Kommune fuhr.


Unter der Sonne Israels gibt es für mich nichts außer dieser Farbe. Nur wenn es früh am Morgen ist und sie hinterm Hermon vorkriecht, 1000 Meter über dem Meeresspiegel, in ein paar Sekunden, dann ist der Golan für wenige Minuten in rosa Licht getaucht.
Ich habe schon einige Sonnenaufgänge in meinem Leben gesehen. Nie wäre mir jedoch das Bild vom "Kriechen" gekommen. Für mich erobert die Sonne eher die Welt, als dass sie demütig in den Tag kommt.
Es hat denselben Farbton, den man hinter verschlossenen Augen
okay
oder Bauchdecken sieht, wenn man ungeboren ist.
:hmm:
Mein erstes Mal hatte ich mit sechzehn und einem Koch und wenn nichts zu tun war, schloss ich die Vorhänge, um im rosa Licht zu baden.
Das musste ich drei-viermal lesen, um zu verstehen, dass es nicht unbedingt falsch ist, was da steht. Aber ein "mit" wäre hilfreich.
und dann drückte Anton an mir herum wie eine Etikettiermaschine, was mir irgendwann so auf die Nerven ging, dass wir uns wieder trennen mussten.
Das soll wohl ein Preisauszeichner oder eine Etikettierpistole sein, vermute ich. Wenn es so gedacht ist, passt es wunderbar. Ich kenne die Dinger von klein auf.
Vor ein paar Jahren hatte er ‚Das Salz der Erde’ gesehen
:confused: der ist von 2014
und spielte seitdem mit dem Gedanken KOMMA Kriegsfotograf zu werden.

Einmal als wir in seinem Bett lagen und Heini gerade das Bild eines Fünfziger Jahre Modells beim Schminken aufschlug, offenbarte er mir, dass er mit über hundert Frauen geschlafen hatte.
Fünfziger-Jahre-Modells


Das einzige Problem an der Sache aber waren Herrn Täubers Unterarme, die sahen nämlich immer so aus, als hätte er gerade fünf Stunden Fässer geschleppt - ganz dick und sehnig und auf einmal war ich immer die letzte im Hörsaal und Täuber kramte in seinem Rucksack KOMMA ohne etwas zu finden.

Dann fällt Heinis Brief mir ein, den ich vor ein paar Wochen zum ersten Mal gelesen habe.
Dann fällt mir Heinis Brief ein, den ...

Wenn es stimmt, ist er Kriegsfotograf geworden in Syrien.

Wenn es stimmt, ist er in Syrien Kriegsfotograf geworden.

Das ist eine sehr besondere Erzählstimme, die du uns als Autor präsentiert hast. Ich mag sie. Es hat einfach Spaß gemacht, dieser Erzählerin zu folgen, obwohl ich sie als Person ja furchtbar langweilig finde. Aber wie diese Langweile erzählt wird, ist alles andere als langweilig.

Am Rande noch zu:

GoMusic schrieb:
Warum erwähnt sie, wie sie nicht heißt?
Wer ist Frida Kahlo? Muss man die Malerin (ja, ich habe gegoogelt) als Leser kennen? (Hat sie vielleicht nur in rosa gemalt?)
Frida und Mutter Teresa hatten schon sehr unterliedliche Lebenswege und ich fand das gut als Gegenüberstellung, zumal eben fast jeder den Namen Teresa vergisst. Spätestens nach dem Film:
http://www.moviepilot.de/movies/frida-2 ist Frida meines Erachtens wieder ins Bewusstsein gekommen.


Liebe Grüße
bernadette

 
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Hola Carlo Zwei,

wer bis zum Ende Deiner Geschichte durchhält, wird belohnt. Bis dahin ist es weniger aufregend, doch ein Leser mit Muse schafft das.
Der Text ist ordentlich geschrieben, nur bleibe ich beim Lesen immer wieder hängen an kleinen Ärgerlichkeiten. Aber natürlich sind auch sehr schöne Sachen dabei:

... konnte ich die Vorhänge zuziehen wie zwei riesige Augenlider, ...
Prima Bild.
... zwischen zerriebenen Hügeln, ...
Null Imagination.
... meinen Namen nennen, der nicht Frida war, wie Frida Kahlo, ...
Überflüssig, ich spüre beim Lesen, dass hier etwas verkauft werden soll, um Eindruck zu schinden. Das aber macht mehr kaputt, als dass es etwas brächte.
... außer Aldi-Gouda mit Plastikrand ...
Das ist nicht nett! Es ist so formuliert, dass der Leser meinen könnte, der Papa äße den Käse mit Plastikrand, dass also der Papa bisschen einfältig ist. Der 'Plastikrand' ist übrigens Kunstwachs.
Über mich und meine Jugend ist weiter nicht viel zu erzählen. Sie war geprägt von der Frage, ob ich wirklich existierte, und wenn ja, warum Leute dann ständig meinen Namen vergaßen.
Hier bleibe ich hängen, denn der erste Teil der Frage ist eine Behauptung, die mir rätselhaft erscheint. Wieso wird die eigene Existenz in Frage gestellt?
Dass die Leute ständig einen leicht einprägsamen Namen vergessen wie gerade Theresa mit der Assoziation ‚Mutter Theresa’, leuchtet noch weniger ein.
... wenn nichts zu tun war, schloss ich die Vorhänge, um im rosa Licht zu baden.
Wirklich schön.
zwölf Quadratmeter Zimmer
Zwölf-Quadratmeter-Zimmer
... Butterbouletten zu backen, nackt, dann ...
Beim Schreiben überkommen einen oft verrückte Ideen. Aber nicht alle muss man eintippen – oder gar veröffentlichen;).
starrte die Decke an K bis das Bild
Abends würde mein Vater anrufen und fragen, ob ich Quantitative Methoden I schon gelernt hätte ...
(Das ist übrigens der Vater, der den Käse mit Rinde isst:shy:.)
... zwei Meter Matratze, ...
... wie beim Zimmer.
... mit dem Gedanken K Kriegsfotograf zu werden.
...aus Robert Capas Leben, dessen Bildbände Heini zum Einschlafen wälzte. Und wenn es Fotos aus dem Spanischen Bürgerkrieg waren, dann war das auch okay, schließlich lagen wir ja in Heinis Bett und nicht in irgendeinem Massengrab.
Etwas abgeschmackt – würde ich sagen. Originalität auf Biegen und Brechen?
... mein inneres Stirnrunzeln ...
Klasse.
fünfzig Kilo Hantel.
Hatten wir schon.
Dann schrieb Heinrich mir einen Brief und darauf war eine Briefmarke geklebt mit dem kleinen Prinzen, der ganz alleine auf seinem kleinen Planeten hockt.
Das ist wirklich gelungen!

Das Ende kommt gut herüber. Mir hat’s sehr gefallen, nur – leider, leider – taucht noch mal der Brüller ‚Gouda mit dem Plastikrand’ auf. Besser wäre, Du verzichtetest darauf, denn der verdirbt Dein Finale.
Ist alles nur meine persönliche Meinung zum Text. Und ganz ernst zu nehmen ist sie auch nicht.
Für mich eine schöne Geschichte mit Pickeln. Carlo Zwei, Du bist jung und kannst alles ausprobieren. Handwerklich dürfte das zu bewältigen sein – Du solltest aber daran denken, nur gute Gags im Text unterzubringen; lieber weniger, aber gute.
Wenn der Autor mit seinem Wissen brillieren möchte, geht er baden – wie bei jeder Effekthascherei.

Davor mögen Dich die Schutzengel behüten – aber auf dem Golan gibt’s davon mehr als anderswo. Schöne Grüße!

José
PS:
Neben dem Fetten im Text habe ich noch mehr Bildungsbürger-Bemerkungen als störend empfunden:
Egon Eiermann Tisch
Differentielle
Milan Kundera, Haruki Murakami

 
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Hallo Carlo Zwei
ein sehr, sehr schöner Text. Ich will gar nicht viel schreiben, die anderen haben schon viel Textarbeit geleistet, da fiele mir eh nicht mehr allzuviel ein.

Nur eines, die Kommasetzung im ersten Satz ist echt falsch. Man könnts auch nicht künstlerische Kommafreiheit nennen, nein, nein, nein, so, wie du es machst, ists einfach grammatisch und sinngemäß falsch.

Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln, in die Kommune fuhr, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war.
Entweder so: Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln KEIN KOMMA in die Kommune fuhr, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war.
Du haust sonst den Relativsatz und seine inhaltliche Bedeutung und den Zusammenhang kaputt.

Oder so: Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich KOMMA in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln, in die Kommune fuhr, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war.
Dann steckt innerhalb des Relativsatzes eine abgetrennte genauere Bestimmung, aber die inhaltliche Bedeutung bleibt erhalten.

Sonst finde ich den ersten Satz zwar eigentümlich gebaut, aber irgendwie auch gut und stimmig. Er passt durch die Bauweise sehr gut zu dem Stil des Erzählers, denn du mäanderst dich so ganz allmählich und verzögernd zu der wichtigsten Information des Satzes hin, zu der olivgrünen Farbe. Irgendwie weiß man da gleich - oder ahnt es zumindest. Farben haben hier eine tiefere Bedeutung. Und: So mäandernd redet und erzählt auch deine Figur Teresa über ihr Leben. Man weiß erst gar nicht so recht, was der rote Faden des Textes ist, oder worauf es ankommt, aber dann nähert das Erzählen sich doch zu dem eigentlichen Punkt: zu ihrem Entschluss, nach Israel zu gehen, das Rosa zu verlassen bzw. genauer gesagt, es als Ort des Rückzugs zu verlassen.
Sind ein paar echte Perlen in dem Text, tiefere Bedeutungsebenen, und was soll ich sagen, ich würd einfach gern mehr lesen.

Auch das Ende - toll, wie du das hingebaut hast, so nah beieinander, Teresa und Heini, und doch trennen sie Welten.
Ein wahrlich sehr, sehr schöner Text - und für mich ein wunderbarer Einstieg in einen Tag. Dank dir dafür.

Viele Grüße Novak


PS: Über ein paar Stellen habe ich eine andere Meinung als einige meine Vorredner. Nicht böse sein josefelipe, wenn ich dir widerspreche, ich will dir echt nicht in deinen Geschmack reinquatschen, nur sagen, dass es mir an ein paar Stellen so diametral entgegengesetzt geht wie dir - und manchmal habe ich Schiss, die Autoren donnern sehr schnell Stellen weg, wenn es Einwände gibt. Da wollte ich einfach bekunden, dass es auch andere Geschmäcker gibt. Entscheiden muss es dann eh der Carlo Zwei, da haben wir zwei beide zum Glück nichts mit zu tun.

Ich nenne die Stellen einfach mal:

die zerriebenen Hügel (fand ich gerad für den Golan ein tolles Bild)

der Plastikkäserindenrand - für mich ein sehr passendes Bild sowohl des Vaters als auch der Erzählerin, weil sie es eben so beschreibt, wie sie das tut. Ich empfinde den Vater dadurch nicht einfältig und das Ganze auch nicht als Widerspruch zu Quantitative Methoden I. Was einer frisst, muss er ja nicht im Kopf haben. Sondern sehe da einen Vater vor mir, der aus einfachen Verhältnissen stammt, sehr diszipliniert ist und der auf Teufel komm raus darauf achtet, dass seine Tochter lernt, damit sie es mal besser hat.

Oder diese Stelle hier: Über mich und meine Jugend ist weiter nicht viel zu erzählen. Sie war geprägt von der Frage, ob ich wirklich existierte, und wenn ja, warum Leute dann ständig meinen Namen vergaßen.
Die fand ich ganz toll, weil es mir die Stimmung der Protagonistin zeigt, die Situation, in der sie sich befindet, die Schwebe, in der alles für sie ist. Sie hat ja ein Problem mit sich selbst, weiß nicht, ob sie wirklich so wahrgenommen wird, wie sie ist, sie ist in einem Zustand des Wartens, des Verharrens verfangen. Und das beginnt schon in ihrer Jugend und zieht sich durch, denn selbst Heinis Freunde vergessen dauernd ihren Namen.

der nackte Boulettenbacker - ich fand das lustig und irgendwie auch als ein weiteres Beispiel ihres Verhältnisses zur Körperlichkeit. Aufgebnommen wird das ja wieder bei dem Hochlehrer oder auch schon vorher, wenn sie den Liebesakt mit Namen hab ich vergessen beschreibt.

Die Nennung der Autoren, also Murakami oder Kundera oder auch der Tisch, ich weiß schon, moderne Autoren spielen gerne mit diesen Mitteln, von daher ist es auch wichtig auf solche Schlenkerli mal kritisch hinzuweisen, wie josefelipe das tut, es hat ja oft was Selbstreferenziellens, ich empfinde es hier aber trotzdem nicht als Bildungsbürgertum, finde es auch nicht falsch, weil es eine Atmosphäre herstellt. So ähnlich wie andere das über Musik machen. Und hier wird es ja auch durch die Vielfalt, das Willkürliche von Schwarmintelligenz und Youtubevideos und co ergänzt und zeigt dadurch das Unentschlossene, Willkürliche ihrer Beschäftigungen während dieser Zeit.

Mit der Frida Kahlo habe ich aber auch gehadert, und zwar, weil du, Carlo Zwei, etwas über ihren Charakter ausdrücken willst, also was sehr Zentrales, das aber nicht zeigst, sondern die Deutung den großen Namen überlässt.

Nochmals viele Grüße

 
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Hallo Carlo Zwei
Ich muss sagen, dass ich eher zufällig bei deinem Text gelandet bin. Eigentlich interessieren mich momentan die Genres nicht und mit dem Titel konnte ich auch gar nichts anfangen. Egal. Ich habe deine Geschichte trotzdem gelesen und ich habe es nicht bereut. Ich werde sie wahrscheinlich auch noch häufiger lesen, damit ich eventuell dazu komme, zu verstehen, wie du es hinbekommst, scheinbar irrelevante und vollkommen zufällige Informationen in deinen Text zu packen, ohne dass diese Fehl am Platz wirken. Ich bin mir sicher, dass es dafür einen literarischen Ausdruck gibt, den ich nicht kenne. Hier einige Beispiele:

der nicht Frida war, wie Frida Kahlo, sondern Teresa, wie Mutter Teresa.
Mein erstes Mal hatte ich mit sechzehn und einem Koch und wenn nichts zu tun war, schloss ich die Vorhänge, um im rosa Licht zu baden.
in der Küche direkt gegenüber von meinem Fenster Butterbouletten zu backen,
oder schrieb einen Kommentar zu verfahrenen Strukturen der Geflügelhaltung und manchmal aßen wir Sonntags ein Bio-Ei.
Die meisten seiner Freunde, mit denen wir uns zum Racletteessen oder irgendwelchen Vortragsreihen trafen und die ständig meinen Namen vergaßen, hielten ihn für eine Art intellektuelle Jungfrau Maria.
Vielleicht erkenne ich einfach nur nicht die Tiefe, die dein Text hat oder so ... aber die meisten Informationen in diesen Sätzen haben null Daseinsberechtigung. Trotzdem klingen sie wunderschön. Ich glaube zigga war es, der bei meiner letzten Geschichte irgendwas davon geschrieben hat, dass er es gut findet, dass ich ihn nicht mehr mit sinnlosen Informationen nerve (oder so) und nun lese ich deine Geschichte, die wirklich einige sinnlose Informationen beinhaltet und finde jede einzelne sehr gut gelungen. Wie machst du das?
Ich gehe mal nicht weiter auf den Plot deiner Geschichte ein, weil dieser dann doch eher recht langweilig ist, aber es sei dir gesagt, dass ich, wenn es funktionierte, deine Geschichte richtig, RICHTIG fest umarmen würde.

Liebe Grüße,
zash

 
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Hallo Carlo Zwei,
mich hat Dein Text richtig berührt, muss ich sagen. Er geht assoziativ von einem zum andern und wenn ich mich frage, warum mich die Erzählweise hält, dann wahrscheinlich deswegen, weil er dennoch kohärent ist, weil er durchgängig Sehnsucht behandelt. Also hat er ein Thema, das in verschiedenen Varianten erscheint: in der Beziehung, im Blick über die Berge, in der Farbe rosa, die für die verlorene Geborgenheit steht und gleichzeitig wieder Sehnsucht reproduziert, weil sie an die sinnentleerten Jugendtage erinnert. Interessant finde ich also die Geschichte, weil sie so al fresco über einen langen Zeitraum hinüberwischt, und nicht zerfällt, weil das Motiv des Suchens, des Verlorenseins und Findenwollens das zusammenkettet. Andererseits geht es weit übers Interessante hinaus in der melancholischen Grundschwingung, die berührt.
Schöne Grüße
rieger

 

Lieber Peeperkorn,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und dass du gleich als erster geantwortet hast. Überhaupt freu ich mich immer sehr über deine Kommentare. Ich schau später mal, ob was Neues von dir da ist. War ja leider wieder etwas länger abwesend..


Ersetze "Heini" durch "Carlo Zwei".

Danke ;> stellvertretender Weise auch für die anderen lobenden Worte.

nachdem man den ersten Satz hinter sich gebracht hat, s.u.

Da muss ich wohl irgendwie nochmal ran. Ich glaube, du bist nicht der Einzige, dem der Satz nicht so richtig behagt. Ich glaube, er nimmt schon diese eher ruppige Erzählqualität des Resttextes auf, aber er könnte irgendwie noch ein bisschen flüssiger sein, zumindest gedanklich.

Weil da jemand erzählt, die zwar über die selbe Welt spricht, in der ich lebe, aber ganz anders. Weil fast jeder Satz eine Überraschung parat hält.

ich frage mich aktuell, ob das reicht und würde mir dazu total gerne mal deine Erfahrung anhören. Ich überlege halt manchmal, ob diese ganze Konfliktkiste und das Nicht-Alltägliche einfach zum Erzählen dazugehören und ich meinen Stories dadurch schade, dass ich das so ein bisschen heimlich umgehe. Eigentlich frag ich mich auch, ob eine wirklich gute Geschichte nicht auch ohne das auskommt.

Zuweilen spielst du mit dem Feuer (Das Rosa, das man durch Bauchdecken sieht, wenn man ungeboren ist, meine Güte!)

hahha, fandst du das zu kitschig oder einfach nur zu grotesk? in letzterem Fall würde ich gegenhalten, dass das doch innerhalb der Behauptungen der Erzählerin legitim sein müsste.

Einzig die Farbe Rosa wurde für meinen Geschmack zu häufig erwähnt, das nutzt sich ab und verliert an Kraft.

Einerseits hast du sicher recht damit. Es ging mir auch ein bisschen so beim Runterschreiben, dass ich dachte, wow, jetzt hab ich aber wirklich alles nochmal ein zweites und auch ein drittes mal aufgenommen. Andererseits ist es, glaube ich, gerade an der Sättigungsgrenze und es kommt dir und mir vielleicht etwas viel vor, aber den meisten anderen vielleicht nicht. Nur eine These..


Zwei, drei Fehlerchen, hab nicht so drauf geachtet, musste geniessen:

vielen Dank auch hierfür. Ich hab das Meiste davon angepasst. Das mit dem Anfang wollte ich erstmal so lassen, weil wenn ich da etwas verändere, dann lieber großflächig.


Ich denke allerdings, dass bei einem längeren Text dann doch mehr Stringenz reinmüsste, aber hier hat's für mich sehr gut funktioniert
.

Das mit der Stringenz hast du schon mal bei einer anderen Story angemerkt. Ich wäre dir total dankbar, wenn du mir da vielleicht einen ersten Hinweis geben könntest, wie du das machst oder wo ich mir da ggf. nen brauchbaren Antoß holen kann. (Wenn das aber Betriebsgeheimnis ist, respektiere ich das natürlich ;)

Vielen Dank nochmal und beste Grüße
Carlo Zwei

 

Hey GoMusic

vielen vielen Dank, dass du dir so viel Zeit genommen hast für meine Story. Wie bei den anderen auch schau ich im Anschluss natürlich auch eine Geschichte von dir durch (ich weiß, dass ich einfach ein bisschen aktiver sein könnte, aber gerade war echt viel los...)

Das musste ich zweimal lesen.
„gibt es für mich nichts außer dieser Farbe. … und sie hinterm Hermon vorkriecht“: „Sie“, also die Farbe kriecht vor?
„1000 Meter über dem Meeresspiegel, in ein paar Sekunden,“: Unrund formuliert. Das soll sicher bedeuten, dass die Sonne ein paar Sekunden für das Vorkriechen braucht, das ist aber viel zu kompliziert beschrieben, denke ich.

ja, das hat Peeperkorn auch schon angemerkt. Irgendwie ist der noch ein bisschen schief der Satz.


BILD sprach zuerst mit dem neugeborenen Baby: „Welche Farbe hatte die Bauchdecke von innen?“ :Pfeif:

Denkbarer BILD-Titel, hehe. Ich glaube, dass ist so eine kleine Kapriole, die ich mir gerne erlaube, weil sie natürlich übertrieben ist und manchmal mag ich so ein Rumgespacke halt.


Warum erwähnt sie, wie sie nicht heißt? :confused:

ich wollte, dass sie damit ausdrückt, wie sie gerne gehießen hätte, weil Frida Kahlo nun mal irgendwie mehr eine Identifikationsfigur für sie ist als Mutter Teresa

Wer ist Frida Kahlo? Muss man die Malerin (ja, ich habe gegoogelt) als Leser kennen? (Hat sie vielleicht nur in rosa gemalt?)

Kann man schon kennen, denke ich und wenn nicht, ist es ne Bereicherung und wenn man es nicht googlet dann überspringt man es halt und ärgert sich ein kleines bisschen


Ich habe keine Ahnung, wie sich beruhigt entfernende Schritte anhören. :confused:

ich wollte das so darstellen, dass sie einfach diese Schritte, die sie so ritualmäßig kennt, gleich von vornherein als beruhigt identifiziert. :o


Das „zumindest“ könnte weg. Es folgt ja später kein weiterer Vergleich oder eine Steigerung.

hab das mal ein bisschen probiert und für mich festgestellt, dass es mir dann etwas zu selbstsicher rüberkommt. Dieses "zumindest" bringt hier für mich so ein bisschen Unsicherheit rein, die ich mag.


Und wenn dem so ist, warum erzählt er dann noch 1.340 Wörter weiter?
Vielleicht so: „Über mich und meine Jugend ist nichts Spannendes/Interessantes zu erzählen, außer …“

Ja, da haste irgendwie recht. Vielleicht muss ich das nochmal anpassen. Bislang funktionierts, finde ich, noch ganz gut beim Lesen.

Die Statistik sagt was anderes …
Du meinst bestimmt „Wie die meisten Eins-Minus-Schülerinnen in meiner Klasse/auf meiner Schule zog ich (nach der Schule) in eine andere Stadt, um mein Fach studieren zu können.

guter Hinweis. Hab ich geändert. Wo hast du dazu ne Statistik gefunden?

So, ich höre hier mal auf. Ich hätte auf den Erzähler hören sollen, es gibt tatsächlich nicht viel zu erzählen, bzw. nichts Spannendes oder Interessantes.

meinst du das bezogen auf meine Story ?

Vielleicht kannst du mit meinen ersten Hinweisen trotzdem was anfangen.

konnte ich! Vielen Dank nochmal dafür!

Und vielleicht möchtest du deiner „Die Farbe Rosa“-Geschichte noch ein bis drei Stichworte geben, damit die Leser wissen, auf welches Genre sie sich einlassen.
Du kannst das tun, indem du die Geschichte aufrufst, nach ganz unten scrollst und rechts unten den Button "Stichworte bearbeiten" klickst.

ah, so macht man das! Danke!

Liebe Grüße und einen schönen Abend noch!

Carlo Zwo


LiebeR Kellerkind (ich wünschte es gäbe hier Vornamen, die Geschlecht implizieren -.- )

vielen Dank für deinen Kommentar. So cool, dass du bisher so ziemlich alle meine Texte kommentiert hast und das dazu immer kurz nachdem ich sie erst eingestellt hab. Ich kann es nur nochmal sagen, wie gern ich mich mal revanshieren würde. Frag mich natürlich, was die Hintergründe deiner Zurückhaltung sind, aber du wirst sie haben

eigentlich passiert gar nicht so viel, geschweige denn Interessantes. Aber der Ton macht die Musik und die höre ich mir gerne an.

Das ist sehr nett! Vielen Dank :)

Mit einem kurzen Satz, Welten der Imagination anzustoßen - das ist Literatur.

echt ein guter Satz :o

Für mich dürften es einige Konjunktive weniger sein, mir ist nicht klar, was die transportieren sollen. Das klingt mir zu künstlerisch wertvoll.

Ja, da hast du schon recht. Werde beim nächsten Text etwas ruhiger fahren in der Hinsicht.

Schönen Gruß und Schreib schön weiter!

Das ist auf jeden Fall eine Motivation :)

Vielen Dank und liebe Grüße
Carlo Zwo

 

Lieber Kanji (oder ‚liebe'?),

es war sehr schön, diesen Tag literarisch mit deiner Geschichte zu beenden.

das hast du sehr schön gesagt ((:

kam mir vor, als sähe ich den Beginn eines französischen Film aus den 60ern und Sagan hätte das Drehbuch verfasst. Vermutlich mit Catherine Deneuve in der Rolle der Teresa

hah! Ich musste das alles erstmal googeln. Sehr coole Vision :p

Ich möchte erst gar nicht herausfinden, warum du Frida Kahlo (ich verehre sie als Künstlerin und leide immer wieder, wenn ich mir das Leid in Erinnerung rufe - über Mutter Teresa weiß ich nicht so viel) erwähnst, oder wieso es wichtig ist, dass sie Kundera liest und in welchem Zusammenhang alles steht, um in die Golanhöhen zu gehen. Weil ich mich einfach treiben ließ, weil's so schön war. Hier.

Wenn du es genossen hast, freu ich mich sehr. Die einzelnen Sachen sind nicht soo wichtig. Mir persönlich schon, aber ich glaube zum Lesen nicht. Ich hoffe, du hast dich an keiner Sache zu sehr gestört.

Hier ging ein t verloren.

Danke ;>

Danke für diese Geschichte und bitte schreibe mehr.

Freundlicher Gruß und der Wunsch, noch mehr von dir hier zu lesen, Kanji


Danke fürs Motivieren! Erreicht mich :)


LG
Carlo

Huhu bernadette

Danke für deinen Kommentar und dass der so ausführlich ist und du so genau gelesen hast.

Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln, in die Kommune fuhr, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war.
Ein schrecklicher Anfang - jedenfalls, was den Satzbau betrifft.

Hahah, jetzt bist du schon die dritte Person. Ja, okay, ich setz mich nochmal dran :p

Vielleicht so?

Selbst der Sand war olivgrün. Das fiel mir auf, als ich bei meiner ersten Sammeltaxifahrt in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln in die Kommune fuhr.


ja, das wäre ein Ansatz. Wenn ich drübergehe, schau ich mir deinen Hinweis nochmal an. Vielen Dank erstmal :)


Unter der Sonne Israels gibt es für mich nichts außer dieser Farbe. Nur wenn es früh am Morgen ist und sie hinterm Hermon vorkriecht, 1000 Meter über dem Meeresspiegel, in ein paar Sekunden, dann ist der Golan für wenige Minuten in rosa Licht getaucht.
Ich habe schon einige Sonnenaufgänge in meinem Leben gesehen. Nie wäre mir jedoch das Bild vom "Kriechen" gekommen. Für mich erobert die Sonne eher die Welt, als dass sie demütig in den Tag kommt

Naja eher wie so eine Flüssigkeit kriecht, hatte ich es mir gedacht, oder Lava. Aber deine kritische Anmerkung ist auf jeden Fall berechtigt.

Es hat denselben Farbton, den man hinter verschlossenen Augen
okay
oder Bauchdecken sieht, wenn man ungeboren ist.

was dir das too much? Und wenn ja, warum? Hat dich das geärgert? Weshalb? Gerade an dem Punkt interessiert mich das riesig :>

und dann drückte Anton an mir herum wie eine Etikettiermaschine, was mir irgendwann so auf die Nerven ging, dass wir uns wieder trennen mussten.
Das soll wohl ein Preisauszeichner oder eine Etikettierpistole sein, vermute ich. Wenn es so gedacht ist, passt es wunderbar. Ich kenne die Dinger von klein auf.

Sherlock Holmes kombiniert, dass deine Eltern ein Einzelhandelsgeschäft hatten :)

Vor ein paar Jahren hatte er ‚Das Salz der Erde’ gesehen
der ist von 2014

hahah, da hast du recht. Wunderbar genau gelesen. Tja, ma schauen, was ich daraus mache :p


---

((danke an dieser Stelle für deine Anmerkungen auch zur Kommasetzung))

---

Fünfziger-Jahre-Modells

und danke fürs Draufaufmerksammachen bei dieser Art von Fehlerchen.. Wieder was dazugelernt :)

Das ist eine sehr besondere Erzählstimme, die du uns als Autor präsentiert hast. Ich mag sie. Es hat einfach Spaß gemacht, dieser Erzählerin zu folgen, obwohl ich sie als Person ja furchtbar langweilig finde. Aber wie diese Langweile erzählt wird, ist alles andere als langweilig.

Danke für die netten Worte!

Auf bald, bernadette! :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Carlo Zwei

Das mit der Stringenz hast du schon mal bei einer anderen Story angemerkt. Ich wäre dir total dankbar, wenn du mir da vielleicht einen ersten Hinweis geben könntest, wie du das machst oder wo ich mir da ggf. nen brauchbaren Antoß holen kann. (Wenn das aber Betriebsgeheimnis ist, respektiere ich das natürlich ;)

Hm. Ich denke, wir beide müssen hier ganz vorsichtig sein. :) Erstens hat ja rieger sehr schön herausgearbeitet, was deinen Text im Innersten zusammenhält und ich teile die Einschätzung, dass der vorliegende Text durchaus stringent ist. Meine Bemerkung war also nicht als Kritik an dieser Geschichte gemeint, sondern als Idee, worauf du achten könntest, wenn du dein Schreiben weiterentwickeln willst. (Dabei ist impliziert, dass "Weiterentwickeln" auch heisst: "längere Texte schreiben"; aber das willst du ja vielleicht gar nicht.)
Ich habe mir dabei nur überlegt, wie sich die Geschichte weiterlesen würde, wenn das im selben Stil über zwanzig, dreissig Seiten erzählt würde, und bin daher auf diesen Begriff der Stringenz gekommen. Der Text ist ja - das war auch in der Geschichte mit dem roten Wassereis (siehst du, wie sich deine Bilder einprägen :) ) ähnlich - so ein melancholischer Rückblick auf vergangene Zeit, eine Jugend, ein Leben. Hier kannst du sehr bruchstückhaft arbeiten, grosse Lücken freilassen, das hat in der Geschichte gut gepasst. Ob das über eine längere Strecke funktionieren würde, weiss ich nicht, ich sehe da schon die Gefahr, dass man sich in den Assoziationen, in den Bildern, im Text verlieren würde.
Keine Ahnung, wie man einen Text wirklich stringent macht, sicher hilft eine chronologische Abfolge der Ereignisse, ein durchgehender Wunsch des Protagonisten, der immer wieder dessen Handeln motiviert, die Absonderung von nebensächlichen Handlungssträngen. Aber eben: Wir müssen vorischtig sein, denn die stringente Geschichte, bei der alle diese Punkte berücksichtigt sind, ist wohl einfach langweilig.
Also, ich habe ein wenig Angst, der falsche Ratgeber für dich zu sein. Es wäre schade, wenn du das Gefühl hättest, du müsstest anders schreiben, als du es tust, denn du hast eine wirklich sehr schöne Erzählweise.

Das hat auch mit deiner zweiten Frage zu tun:

Ich überlege halt manchmal, ob diese ganze Konfliktkiste und das Nicht-Alltägliche einfach zum Erzählen dazugehören und ich meinen Stories dadurch schade, dass ich das so ein bisschen heimlich umgehe.

Auch hier würde ich sagen: Du könntest auch einen Text übers tägliche Müllraustragen schreiben, ich bin sicher, mit deiner Phantasie würdest du eine sehr schöne Geschichte draus machen, mit guten Bildern und schrägen Assoziationen. Aber der Text wäre dann wiederum kein langer. Der Konflikt hilft halt sehr, den Leser über eine längere Strecke am Ball zu halten, ebenso das Nicht-Alltägliche. Also, ich glaube nicht, dass du deinen Stories schadest, wenn du das nicht drin hast, aber wenn du dein Erzählen weiterentwickeln möchtest, dann schau doch, ob du nicht mal ganz bewusst eine Geschichte konzipieren möchtest, die einen Konflikt als Kern aufweist. Ich stelle mir das in Kombination z.B. mit der speziellen Sichtweise deiner Protagonistin hier sehr reizvoll vor. (Bei mir ist es eher umgekehrt, ich muss aufpassen, dass ich nicht allzu nüchtern und prosaisch erzähle und mich nur auf den Konflikt / Plot verlasse)

hahha, fandst du das zu kitschig oder einfach nur zu grotesk?

Nein, kitschig überhaupt nicht. Im Gegenteil: Nur weil das Bild emotional berührt, funktioniert es meiner Meinung nach überhaupt. Zum Vergleich: Wenn ich in einem Text schreibe: "Es fühlte sich an, als wäre er in ein schwarzes Loch geraten", dann ist das m.E. kein optimales Bild, weil es jegliche menschliche Erfahrung überschreitet - es ist höchstens albern. Auch dein Bild überschreitet die (bewusste) menschliche Erfahrung. Aber es ist eben sehr nah dran, man kann sich das besser vorstellen und, wie gesagt, es hat was Menschliches, Emotionales und daher funktioniert es in meinen Augen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Manchmal, wenn es noch dunkel ist, wandere ich meinen Lieblingsberg hinauf, setzte mich auf einen Felsvorsprung und warte, bis mich das rosa Licht einhüllt.

Hallo Carlo Zwei -

sind wir uns nicht schon mal in einem Freibad begegnet? Aber vielleicht lustwandel ich da wieder Richtung Alzheim, von dem ja die Betroffenen nix mitkriegen. Und schaden kann's auch nicht, also herzlich willkommen hierorts, ob wir uns nun das erste oder zweite Mal treffen. Wenn's denn das zwote Mal ist, wusst ichs doch seit unserer ersten Begegnung im Freibad, dass es was werde,

liebe/r Carlo,

und dann auch noch unterschwellig politisch, nicht nur durch die Geographie und Heinis Berufung am Ende der Geschichte, sondern auch historisch gesehn, wurden doch Homosexuelle anno tobac in „rosa“ Listen eingetragen und mussten in den KZs die „unmännliche“ Farbe tragen. Rosa, benannt nach der Rose auch die Farbe des Fleisches, deren Komplementärfarbe wenn schon nicht oliven-, so doch immerhin ein helles Grün ist. Da braucht keiner lange über die Symbolik nachzudenken und egal, was jetzt noch kommt, eine feineGeschichte ist diese dritte (oder doch vierte?) auf jeden Fall.

Vor der Arbeit schwamm er seine zwanzig Bahnen im Freibad im Sommer. Im Winter im Hallenbad.
Das im-Quartett ließe sich vermeiden durch Adjektivierung (manchmal neig ich zu schrecklichen Ausdrücken) der Jahreszeiten: „sommers“ im Frei-, „winters“ im Hallenbad.

Für einen Tag klappt es doch

… und manchmal aßen wir onntags ein Bio-Ei
warum nicht auch für Jahreszeiten? (Gleich bei der Tageszeit des Satzes, der "abends" beginnt, eigentlich auch, wenn es auch durch die Stellung am Anfang des Satzes nicht so deutlich auffällt)

Mit der Zeichensetzung tustu Dich schwer

Hier wäre das Ende des ersten Nebensatzes kenntlich zu machen, weil die Konjunktion „und“ sich nicht auf eben diesen Satz, sondern den Hauptsatz nach dem „wusste“ fortsetzt

... wusste, dass ich ihm wichtig war[,] und er wollte, dass aus mir was wird.

Ähnlich hier
Abends würde mein Vater anrufen und fragen, ob ich Quantitative Methoden I schon gelernt hätte[,] und ich würde antworten, dass ich sogar mit Differentielle fertig sei.

Wenn ich ihn traf, war er entweder total aufgewühlt und wollte unbedingt mit mir schlafen[,] oder er warf mir Sachen an den Kopf, die ihm hinterher furchtbar leid taten, was

Die Konjunktion „bis“ zählt nicht zu den Konjunktionen, die ein Komma ersetzen, es ersetzt – deutlich an dem Satz zu erkennen – eigentlich ein „bevor nicht“ ...
..., dann zog ich einfach meine rosa Vorhänge zu, legte mich auf meinen Flokati und starrte die Decke an[,] bis das Bild aus meinem Kopf verschwand

Hier leitet die vergleichende Konjunktion einen vollständigen Satz ein
Einmal[,] als wir in seinem Bett lagen und Heini gerade das Bild eines Fünfziger Jahre Modells beim Schminken aufschlug, offenbarte er …

Hier verlangen die Infinitivgruppen m. E. nach dem Komma

… und Täuber kramte in seinem Rucksack[,] ohne etwas zu finden.
... wollte wissen, ob ich mir vorstellen könnte, seine Hilfskraft zu werden[,] und als ich bejahte, sagte er einfach nur ‚prima‘.

Von da an verließ ich mein Zimmer kaum noch - außer[,] um mir ein Spiegelei zu braten - und die ...

Hier meine ich, schnappt die Fälle-Falle zu, denn manchmal kommt‘s halt auch über mich
… und wenn er hinter den Vorhängen auf mir kam, sah sein Sperma aus wie rosa Zuckerguss
selbst wenn der Appendix Ruhe und Beschaulichkeit des Dativs verstärken will und doch nur vortäuscht

Seit der (eher misslungenen) Rechtschreibreform muss man bis drei Zählen können

Hätte man all die Frauen mit Pinn[n]adeln auf einem Stadtplan markiert, es hätte wohl ein interessantes Muster ergeben.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Liebe josefelipe,

vielen Dank für diese wunderbar ausführliche Einschätzung. Ich werde mich so schnell es geht revanchieren und freue mich jetzt erstmal, dass du dir so viel Zeit für meinen Text genommen hast :)

wer bis zum Ende Deiner Geschichte durchhält, wird belohnt. Bis dahin ist es weniger aufregend, doch ein Leser mit Muse schafft das.

Ich hoffe, dass der erste Satz nicht allzu abschreckend ist. Ich habe mittlerweile alles, zumindest was Flüchtigkeitsfehler angeht, verbessert.

Überflüssig, ich spüre beim Lesen, dass hier etwas verkauft werden soll, um Eindruck zu schinden. Das aber macht mehr kaputt, als dass es etwas brächte.

bewusst hab ich es nicht gemacht, um Eindruck zu schinden, aber ich war mir da auch beim Schreiben nicht ganz sicher, weil es mir auch so vorkam, dass es sich vielleicht so anhört, als ob. Ich habe mir deinen Hinweis jedenfalls zu Herzen genommen und diese Stelle gestrichen. Es funktioniert gut für mich, wie es jetzt ist. Danke!

Das ist nicht nett! Es ist so formuliert, dass der Leser meinen könnte, der Papa äße den Käse mit Plastikrand, dass also der Papa bisschen einfältig ist. Der 'Plastikrand' ist übrigens Kunstwachs.

Dass er ihn vorher abschneidet, ist ja nicht ausgeschlossen, hha

Hier bleibe ich hängen, denn der erste Teil der Frage ist eine Behauptung, die mir rätselhaft erscheint. Wieso wird die eigene Existenz in Frage gestellt?

Das ist so mit einem Augenzwinkern gesagt. Also nicht hunderprozentig ernst nehmen, ist mehr selbstironisch gedacht. Du hast natürlich recht, dass das mit der Existenzfrage ne ziemliche Übertreibung ist.

Wirklich schön.

Danke, stellvertretend auch für die anderen, lobenden Worte. Balsam für die Seele :)

Zwölf-Quadratmeter-Zimmer

super!! Da hab ich was Wichtiges, Neues dazugelernt ! Danke

Beim Schreiben überkommen einen oft verrückte Ideen. Aber nicht alle muss man eintippen – oder gar veröffentlichen;).

Aber den Boulettenmann ... also, den kann ich doch nicht einfach wegmachen :o

Das Ende kommt gut herüber. Mir hat’s sehr gefallen, nur – leider, leider – taucht noch mal der Brüller ‚Gouda mit dem Plastikrand’ auf.

bin nochmal in mich gegangen und finde, dass es okay ist. Trotzdem nehm ich etwas aus deinem Hinweis fürs nächste Mal mit.

Wenn der Autor mit seinem Wissen brillieren möchte, geht er baden – wie bei jeder Effekthascherei.

ja, da sprichst du wahre Worte. Danke dafür, hab ich mir auch nochmal ins Bewusstsein gerufen dadurch.

Neben dem Fetten im Text habe ich noch mehr Bildungsbürger-Bemerkungen als störend empfunden:
Egon Eiermann Tisch
Differentielle
Milan Kundera, Haruki Murakami

ist halt an dieser Stelle eine Milieustudie. Ich fürchte, dass ich da ziemlich dran hänge :o


Vielen Dank nochmal José! Freue mich sobald ich alles zurückkommentiert habe, was von dir zu lesen und zu kommentieren!

LG
Carlo


Liebe, liebe Novak,

ich freue mich riesig über diesen Wahnsinnskommentar! - und auch sehr über den Nachtrag, den ich heute entdeckt habe! Witzig auch, dass du gerade Murakami zu lesen scheinst.. Sobald Zeit da ist, also die kommenden Tage, nehm ich mir dann mal wieder (hab ich überhaupt schon??), eine deiner Geschichten vor :)

ein sehr, sehr schöner Text.

Vielen Dank :)

Nur eines, die Kommasetzung im ersten Satz ist echt falsch. Man könnts auch nicht künstlerische Kommafreiheit nennen, nein, nein, nein, so, wie du es machst, ists einfach grammatisch und sinngemäß falsch.

habe das mittlerweile abgeändert. Danke!

Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln, in die Kommune fuhr, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war.
Entweder so: Bei meiner ersten Sammeltaxifahrt, die mich in endlosen Serpentinen zwischen zerriebenen Hügeln KEIN KOMMA in die Kommune fuhr, fiel mir auf, dass selbst der Sand olivgrün war.
Du haust sonst den Relativsatz und seine inhaltliche Bedeutung und den Zusammenhang kaputt.

vollkommen richtig.

Sonst finde ich den ersten Satz zwar eigentümlich gebaut, aber irgendwie auch gut und stimmig. Er passt durch die Bauweise sehr gut zu dem Stil des Erzählers, denn du mäanderst dich so ganz allmählich und verzögernd zu der wichtigsten Information des Satzes hin, zu der olivgrünen Farbe.

cool, dass du das sagst. Habe es jetzt nämlich auch erstmal gelassen, weil ich irgendwie gemerkt habe, dass ich es okay finde.

zu ihrem Entschluss, nach Israel zu gehen, das Rosa zu verlassen bzw. genauer gesagt, es als Ort des Rückzugs zu verlassen.

in einem Satz zusammengefasst :)

Sind ein paar echte Perlen in dem Text, tiefere Bedeutungsebenen, und was soll ich sagen, ich würd einfach gern mehr lesen.

das ist sehr nett und ich freue mich immer, wenn jemand das sagt.

und manchmal habe ich Schiss, die Autoren donnern sehr schnell Stellen weg, wenn es Einwände gibt. Da wollte ich einfach bekunden, dass es auch andere Geschmäcker gibt. Entscheiden muss es dann eh der Carlo Zwei, da haben wir zwei beide zum Glück nichts mit zu tun.

Habe ich früher auch mehr gemacht. Jetzt überlege ich mir das auf jeden Fall nochmal sehr genau bei jeder Stelle, gerade weil die Empfindungen, was Stilformen angeht, so unterschiedlich sind. Der eine mag kurze, knackige Syntax und der andere eben Schlangensätze oder dieses Syntaxgeholper :p

Ich empfinde den Vater dadurch nicht einfältig und das Ganze auch nicht als Widerspruch zu Quantitative Methoden I. Was einer frisst, muss er ja nicht im Kopf haben. Sondern sehe da einen Vater vor mir, der aus einfachen Verhältnissen stammt, sehr diszipliniert ist und der auf Teufel komm raus darauf achtet, dass seine Tochter lernt, damit sie es mal besser hat.

danke, dass du das nochmal so durchanalysiert hast.

Oder diese Stelle hier: Über mich und meine Jugend ist weiter nicht viel zu erzählen. Sie war geprägt von der Frage, ob ich wirklich existierte, und wenn ja, warum Leute dann ständig meinen Namen vergaßen.
Die fand ich ganz toll, weil es mir die Stimmung der Protagonistin zeigt, die Situation, in der sie sich befindet, die Schwebe, in der alles für sie ist. Sie hat ja ein Problem mit sich selbst, weiß nicht, ob sie wirklich so wahrgenommen wird, wie sie ist, sie ist in einem Zustand des Wartens, des Verharrens verfangen. Und das beginnt schon in ihrer Jugend und zieht sich durch, denn selbst Heinis Freunde vergessen dauernd ihren Namen.

und das hier auch. Voll gut.

der nackte Boulettenbacker - ich fand das lustig und irgendwie auch als ein weiteres Beispiel ihres Verhältnisses zur Körperlichkeit. Aufgebnommen wird das ja wieder bei dem Hochlehrer oder auch schon vorher, wenn sie den Liebesakt mit Namen hab ich vergessen beschreibt.

Dass mit dem Aspekt der Körperlichkeit ist sehr interessant. Hatte mir so noch gar nicht Gedanken darüber gemacht, aber es stimmt.

Die Nennung der Autoren, also Murakami oder Kundera oder auch der Tisch, ich weiß schon, moderne Autoren spielen gerne mit diesen Mitteln, von daher ist es auch wichtig auf solche Schlenkerli mal kritisch hinzuweisen, wie josefelipe das tut, es hat ja oft was Selbstreferenziellens, ich empfinde es hier aber trotzdem nicht als Bildungsbürgertum, finde es auch nicht falsch, weil es eine Atmosphäre herstellt.

das beruhigt mich ein bisschen

Mit der Frida Kahlo habe ich aber auch gehadert, und zwar, weil du, Carlo Zwei, etwas über ihren Charakter ausdrücken willst, also was sehr Zentrales, das aber nicht zeigst, sondern die Deutung den großen Namen überlässt.

Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt. Habe es u. a. deshalb rausgenommen.

Liebe Novak, nochmal vielen Dank für diesen tollen Kommentar und bis bald!

Carlo

 
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Carlo Zwei schrieb:
josefelipe schrieb:
Wenn der Autor mit seinem Wissen brillieren möchte, geht er baden – wie bei jeder Effekthascherei.
ja, da sprichst du wahre Worte. Danke dafür, hab ich mir auch nochmal ins Bewusstsein gerufen dadurch.

josefelipe schrieb:
Neben dem Fetten im Text habe ich noch mehr Bildungsbürger-Bemerkungen als störend empfunden:
Egon Eiermann Tisch
Differentielle
Milan Kundera, Haruki Murakami
ist halt an dieser Stelle eine Milieustudie. Ich fürchte, dass ich da ziemlich dran hänge :o

Und ich möchte dich jetzt einfach darin bestärken, Carlo, diesbezüglich standhaft zu bleiben.
Natürlich ist dieses referenzielle Namedropping, wenn man’s so bezeichnen will, prinzipiell eine Gratwanderung. Als Autor kann man ja nie wissen, inwieweit man den eigenen Kenntnisstand (von was auch immer) bei den Lesern voraussetzen kann.
Allerdings, wenn nun mal in einer Geschichte gewisse Bezüge zur Realität wichtige Bestandteile einer Figurencharakterisierung, einer Stimmungsbeschreibung usw. sind, muss man diese Bezüge natürlich auch mit Namen nennen. Und soll man sich als Autor da jedesmal überlegen, jessas, hoffentlich kennen das die Leser auch? Oder dürfen in einer Geschichte ausschließlich Bücher/Filme/Maler/Schriftsteller/Musiker/im weitesten Sinn also Fakten genannt werden, die einem (vermutlich ohnehin fragwürdigen) Bildungskanon entsprechen? Das hieße ja nichts anderes, als dass der Autor beim Geschichtenerfinden seine Individualität, all seine Erfahrungen, seine persönliche Weltwahrnehmung usw. großteils verleugnen müsste. Oder nur noch Fantasy-Zeugs schreiben dürfte.
Also ich persönlich habe als Leser kein Problem mit meinem erbärmlichen Halbwissen. Mein halbes Leben lang, in den finsteren Zeiten, als es das Internet noch nicht gab (ja, liebe mitlesende Kinder, sowas gab es tatsächlich einmal), hatte ich beim Lesen immer einen zweibändigen(!) Brockhaus aus dem Jahre 1974(!) zur Hand, einfach deshalb, weil ich natürlich nicht alles wusste, aber eben so viel wie möglich wissen wollte. Ich habe dieses mich-schlaumachen-Müssen auch immer als Bereicherung erlebt und wäre nie auf die Idee gekommen, dem Autor Überheblichkeit oder gar Prahlerei vorzuwerfen, wenn ich nicht wusste, wovon er da jetzt gerade schreibt.

Das wollte ich jetzt nur schnell einwerfen, bevor du deine großartige/im Wortsinn (aus der Mainstream-Masse) herausragende/schöne/wunderbare Story zu Tode renovierst, Carlo. Für eine ausführliche Besprechung fehlt mir momentan leider die Zeit.

Ach ja, apropos renovieren, noch was:

Friedrichard schrieb:
Hier meine ich, schnappt die Fälle-Falle zu, denn manchmal kommt‘s halt auch über mich
… und wenn er hinter den Vorhängen auf mir kam, sah sein Sperma aus wie rosa Zuckerguss
selbst wenn der Appendix Ruhe und Beschaulichkeit des Dativs verstärken will und doch nur vortäuscht

Dudengrammatik schön und gut, Friedel: Dein Vorschlag jedoch (den ich so verstehe, dass du den Dativ durch den Akkusativ ersetzt sehen wilst):

… und wenn er hinter den Vorhängen auf mich kam [im Sinne von: auf mich abspritzte, auf mich ejakulierte, usw.], sah sein Sperma aus wie rosa Zuckerguss.

… gäbe für mein Gefühl dem Satz eine gänzlich andere Bedeutung.
Für mich ist das einfach ein gewaltiger semantischer Unterschied, ob ich auf wen komme (abspritze, ejakuliere) oder auf wem (zum Höhepunkt) komme.
Das eine ist pornografisch, das andere erotisch.


Vielleicht am Wochenende mehr, Carlo.

offshore

 
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Hey zash,

vielen Dank für dein tolles Statement. Du hättest den Text auch einfach lesen können und dir das Kommentieren ersparen, aber ich bin dir sehr dankbar, dass du es nicht gemacht hast!

Ich habe deine Geschichte trotzdem gelesen und ich habe es nicht bereut.

vielen Dank! Das freut mich sehr. Was dein Genre ist, werde ich wohl noch rausfinden. Deine letzte Story ist ein bisschen gruseliger, oder?

Ich werde sie wahrscheinlich auch noch häufiger lesen, damit ich eventuell dazu komme, zu verstehen, wie du es hinbekommst, scheinbar irrelevante und vollkommen zufällige Informationen in deinen Text zu packen, ohne dass diese Fehl am Platz wirken.

Das hast du voll nett gesagt! Ich bin ganz euphorisch, wenn ich das lese :)

Ich bin mir sicher, dass es dafür einen literarischen Ausdruck gibt,

witziger Weise wurde ich nach der Story ein paar mal danach gefragt. Ich würde mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, dass dafür bis heute die Bezeichnung Realismus gilt. Natürlich ist es auch eine Studie und es hängt stark vom Ich-Erzähler ab.

Wie machst du das?

ich glaube, ich schaue, dass ich ein stimmiges Gesamtbild bekomme. Das die Details nicht so in der Gegend herumschwurbeln, sondern sich irgendwie zusammenfügen.


aber es sei dir gesagt, dass ich, wenn es funktionierte, deine Geschichte richtig, RICHTIG fest umarmen würde.

das ist richtig, richtig süß :>

liebeR Zash, vielen Dank nochmal für deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut!!

LG

Carlo


---

rieger, freut mich, wieder was von dir zu lesen. Ich bin dir wohl noch einen Kommentar schuldig, oder zwei ;) Ich versuche das die Tage zu ändern und freue mich, dass du trotzdem so einen schönen Kommentar dagelassen hast

mich hat Dein Text richtig berührt, muss ich sagen.

Das freut mich wirklich sehr :> Danke, dass du mir das sagst!

weil er durchgängig Sehnsucht behandelt. Also hat er ein Thema, das in verschiedenen Varianten erscheint: in der Beziehung, im Blick über die Berge, in der Farbe rosa, die für die verlorene Geborgenheit steht und gleichzeitig wieder Sehnsucht reproduziert, weil sie an die sinnentleerten Jugendtage erinnert.

tolle Interpretation! Es stimmt, irgendwie ist da überall Sehnsucht mit drin. Ich hab nach deinem Hinweis nochmal daran gedacht, wie krass dieses Sehnsuchtsding in der Romantik und im Barock zelebriert wurde und mich gefragt, inwiefern man sich dann mit so einem Text in die geistige Nachfolge begibt :p

Interessant finde ich also die Geschichte, weil sie so al fresco über einen langen Zeitraum hinüberwischt, und nicht zerfällt, weil das Motiv des Suchens, des Verlorenseins und Findenwollens das zusammenkettet.

schön gesagt. Nach dem ich "al fresco" gegoogelt habe und den Satz nochmal gelesen, ist mir eingefallen, dass ich dieses Rüberwischen über einen langen Zeitraum auch mal in einer Minierzählung von Heiner Müller wahrgenommen habe und es mir da auch gefallen hat. ich glaube, da ist man schon im Übergang von der Kurzgeschichte zur Erzählung :o

Vielen Dank, Rieger, und bis bald!
Carlo

 

ernst offshoreschreibt
Ach ja, apropos renovieren, noch was:

Zitat Zitat von Friedrichard
Hier meine ich, schnappt die Fälle-Falle zu, denn manchmal kommt‘s halt auch über mich
(Zitat aus dem Muttertext.)
… und wenn er hinter den Vorhängen auf mir kam, sah sein Sperma aus wie rosa Zuckerguss
selbst wenn der Appendix Ruhe und Beschaulichkeit des Dativs verstärken will und doch nur vortäuscht
Dudengrammatik schön und gut, Friedel: Dein Vorschlag jedoch (den ich so verstehe, dass du den Dativ durch den Akkusativ ersetzt sehen wilst):

… und wenn er hinter den Vorhängen auf mich kam [im Sinne von: auf mich abspritzte, auf mich ejakulierte, usw.], sah sein Sperma aus wie rosa Zuckerguss.

… gäbe für mein Gefühl dem Satz eine gänzlich andere Bedeutung.
Für mich ist das einfach ein gewaltiger semantischer Unterschied, ob ich auf wen komme (abspritze, ejakuliere) oder auf wem (zum Höhepunkt) komme.
Das eine ist pornografisch, das andere erotisch.


Hoppla, das nenn ich Schnellschuss und zwar ins eigene Knie!

Richtig,

an sich herzensguter ernst,

es ist ein „riesiger“ Unterschied, zwischen „auf mir kommen“ und „auf mich kommen“, denn


käme ich also auf einen Leib (und wär's ein Seepferdchen) und wäre alsobald auf ihm,

so wäre der erste Teil pornografische Phantasie und der Dativ erotisch.

Wie schräg ist das denn!

Da bin ich dann Montag gespannt, was das Wochenende gebracht haben wird!

Liebe/r Carlo,

alles, was ich hierorts schreibe, sind bestenfalls Vorschläge, denen man folgen kann, aber keineswegs muss. Wenn wir uns eines Tages lang genug kennen, wirstu sehn, dass ich gar nicht allzuviel von der Dudenredaktion und erst recht nicht von der in meinen Augen missglückten Rechtschreibreform halte. Man kann sie ein "Verschlimmbesserung" nennen mit einigen durchaus sinnvollen Änderungen. Nur geht's da zu, wie im gesamten Recht, es ist lückenhaft und in sich nicht widerspruchsfrei. Und doch sollte man sich zB an das Steuerrecht und den Duden (oder, manchmal ordentlich konträr dazu) den Wahrig halten, denn wenn wir schrieben, wie wir sprechen, sind wir bald wieder im Althochdeutschen, wo jedes Kaff seinen eigenen Dialekt spricht.

Gleichwohl und vorsichtshalber euch beiden ein schönes Wochenende vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Carlo Zwei,

es sieht so aus, als ob Du meinen gemischten Komm nicht übelgenommen hast.
Das freut mich, denn Boshaftigkeit befindet sich nicht in meinem Köcher. Meine Bemerkungen sind nur in Verbindung zu meinem persönlichen Leseeindruck zu verstehen. Ich glaube, dass ich klar verständlich geschrieben habe:

Ist alles nur meine persönliche Meinung zum Text. Und ganz ernst zu nehmen ist sie auch nicht.
Ich bin froh, dass ich so deutlich war, denn Deine Antwort ist so liebenswürdig und höflich, dass ich mich schämen müsste, Unhöfliches und Unsachliches geschrieben zu haben.
Und dass Du in Deinem Text irgendetwas änderst, erwarte ich keineswegs – wieso auch?
Du bist souveräner Autor.

Ein kleines Missverständnis gibt es :
Zitat

Carlo Zwei: schrieb:
Aber den Boulettenmann ... also, den kann ich doch nicht einfach wegmachen :o
Aber um Gottes Willen nein! Ich schrieb:
Beim Schreiben überkommen einen oft verrückte Ideen. Aber nicht alle muss man eintippen – oder gar veröffentlichen
Das bezieht sich auf ‚nackt’, nicht auf den Bulettenmann.

Carlo Zwei: schrieb:
... wenn der dicke, haarige Mann, der sicherlich kein Student mehr war, wieder einmal beschloss, in der Küche direkt gegenüber von meinem Fenster Butterbouletten zu backen, nackt, ...
Und ich bin immer noch der Meinung, dass ein splitterfasernackter Mann, der quasi in der Öffentlichkeit Buletten brät, eine verrückte Idee ist. Von ‚wegmachen’ war keine Rede. Und diese Forderung stünde einem Kommentator, in diesem Falle mir, auch nicht zu. Außerdem habe ich schon so viele fehlerhafte, unüberlegte Kommentare (einige waren von mir:shy:) gelesen, dass jeder Autor gut beraten ist, sein Ding zu machen und sich nicht allzu viel reinreden zu lassen.

Auch hier schrieb ich nur, dass es mich störte – das kann keine allgemeine Gültigkeit haben:

Neben dem Fetten im Text habe ich noch mehr Bildungsbürger-Bemerkungen als störend empfunden:
Egon Eiermann Tisch
Differentielle
Milan Kundera, Haruki Murakami
Carlo Zwei: schrieb:
ist halt an dieser Stelle eine Milieustudie. Ich fürchte, dass ich da ziemlich dran hänge :o
Dann lass es, wie es ist. Keinem Kommentator muss man recht geben – keinem! Und scheue Dich nicht, Klartext zu schreiben: ‚Da bin ich ganz und gar nicht deiner Meinung ...’
Der Autor ist für seinen Text zuständig – nicht der Kommentator.

Hier in diesem Fall ist es nicht schlimm, dass Du mir nicht Paroli geboten hast, denn das haben Novak

(Nicht böse sein @josefelipe, wenn ich dir widerspreche, ich will dir echt nicht in deinen Geschmack reinquatschen, nur sagen, dass es mir an ein paar Stellen so diametral entgegengesetzt geht wie dir ...)
und ernst offshore übernommen:
Das hieße ja nichts anderes, als dass der Autor beim Geschichtenerfinden seine Individualität, all seine Erfahrungen, seine persönliche Weltwahrnehmung ... verleugnen müsste.
Was für ein Drama!
Ja, so weit kann es kommen mit der Hobby-Schreiberei:sconf:.

Und da bin ich schon bei Deinem ‚Leuchtfeuer’! Als verspäteter Leser kam ich wohl in den Genuss der endgültig überarbeiteten Version und ich muss Dir sagen, dass ich von Deiner Fähigkeit begeistert bin, mit scheinbar lapidaren Worten in dieser Kürze eine beeindruckende Atmosphäre schaffen zu können. Ich habe den Text zweimal gelesen, dann noch etwas sinniert und gestaunt. Für meine Begriffe ist das ein geniales Stück. Muss mich bemühen, das ganz neidlos zu sagen.

Aber ich denke, ich habe das hingekriegt. Schöne Grüße, Carlo Zwei!
José

 

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