Was ist neu

Deutschland über alles

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Man kann doch nicht die Hände über den Kopf zusammenschlagen und sich dem Sprachmüll ergeben. Es muss doch erstmal erlaubt sein, den Fernseher anzubrüllen und zu sagen: So ein Wort wie Frühstückscerealien gibt es nicht, du blöde Kuh.
Das, Quinn, liest sich jetzt ganz anders, als dein Satz von „so Leuten kann man ja die Gestaltungsmacht überlassen, aber doch nicht Leuten, die aus Faulheit oder Lobby-Interessen handeln.“

Die Gestalter der Sprache arbeiten heute bei den Medien, das sind Journalisten aller Coleur, Übersetzer, Werbeleute und Kulturschaffende. Bei denen ein Bewusstsein für Sprache zu schaffen, wäre eine wichtige Aufgabe des Bildungssystems.
Medien und Werbung müssen auffallen oder zumindest beeindrucken, sonst verfehlen sie ihr Ziel – dann nutzt auch das makellose Deutsch nichts. Und auffallen tut man, wenn die Seh- und Lesegewohnheiten durchbrochen werden. Auf dem Textbereich bezogen heißt das: Neue oder ungewöhnliche Wörter müssen her – siehe Maggi-Werbung aus dem Jahr 1884: „Am besten, gesundesten und von keiner Concurrenz erreichter Billigkeit“

Damals mag das Wort Concurrenz so neu gewesen sein, dass man es kaum verändert schrieb (aus lateinisch „concurrentia“), heute ist es Bestandteil der deutschen Sprache. Was ich sagen will: Sprachentwicklung ist ein ewiger Prozess, von dem wir nicht wissen können, was er hervorbringen wird. Er lässt sich auch nicht beeinflussen, alle Versuche, die Sprache zu säubern oder in eine bestimmte Richtung zu drängen, sind gescheitert.


Wenn es dieses Forum nicht schafft, bei Lesern, Autoren und Kritikern, den Sinn für Sprache zu schärfen, was ist es dann noch? Da kommt man über ein recht niedriges Niveau nie hinaus, wenn man nicht lernt auf Sprache zu hören und die Bilder hinter Begriffen zu sehen. Wenn wir englische Wörter importieren, töten wir die Bilder in der Sprache. Sie verliert ihre Nachvollziehbarkeit. Das gilt sogar für die ältesten Lehnwörter. Was ein "Keller" ist, muss ich lernen. Was ein Untergeschoss ist, kann ich mir zusammenreimen. Und was "parterre" ist, wissen die Götter.
Aber was eine Chaiselongue ist, weiß jeder Schwabe oder Franke. :D Und unter einer Kirsche vermag sich jeder Deutsche das Richtige vorzustellen, obwohl das Wort nicht deutschen Ursprungs ist. Und was Tisch zu bedeuten hat, musst du genauso lernen wie deinen „Keller“, wobei das Wort bei mir andere Assoziationen weckt als das Wort Untergeschoss, also keinesfalls gleichbedeutend ist.

Weil mit der Zeit dem fremden Wort seine Fremdheit nicht mehr anzumerken sein wird, plädiere ich für die größtmögliche Toleranz gegenüber fremden Einflüssen – es ist auf jeden Fall eine Bereicherung. Und wird in der Folge ein deutsches Wort durch ein fremdes verdrängt, dann haben wir es so gewollt und die Gründe dafür sind unwichtig - wenn ein Volk entscheidet, dann sind die Fragen nach Warum müßig. Und in diesem Zusammenhang dann von einem niedrigen Niveau! zu sprechen ist anmaßend. Die deutsche Sprache hat kein niedriges und kein hohes Niveau – sie ist wie sie ist.

Wie in der Werbung gearbeitet wird, zeigt diese Parodie: Jeder Flasche wohnt ein Zauber inne.

 

Fremdwort: Freund oder Feind?

Zitat:

Wie man in Fernsehen, Rundfunk und Presse beobachten kann, ist der Anteil
der Fremdwörter am deutschen Wortschatz nicht gering. In fortlaufenden
Zeitungstexten beispielsweise erreicht er 8–9 %.
[…]
Bei einer Auszählung der Fremdwörter in einer Tageszeitung aus dem Jahre
1860 kam man zu einem Ergebnis, das nur wenig unter den heute ermittelten
Durchschnittswerten lag.


Zum Mitmachen: Szenensprache

Mein Favorit: Gefährder

 

Sprachreinerhaltungsdebattenfranzl sind doch wie Hefepilze: Es wird immer welche geben.
Entweder in der ehemaligen DDR oder im Dritten Reich hat man ja mal Viertopfzerknalltreibling als Ersatz für Vierzylinderexplosionsmotor vorgeschlagen. Bitte nicht evahermanisieren, falls es die Nazis waren, aber im Gegensatz zu Völkermord und Diktatur hat so ein Wort doch auch einen gewissen Unterhaltungswert.

 

Danke, Jynx, der zitierte Teil des Artikels spricht mir aus der Seele.

Es ist schon ein Unterschied, ob man sich vernünftig mit der Veränderung einer Sprache auseinandersetzt, oder ob man doch lieber Sprachfaschist ist. Ich würde mal behaupten wollen, dass mehr als 50% in diesem Thread zu zweiterer Garnitur gehören, was sich aber auch im sonstigen Diskussionsgebahren zeigt. Dass sich Sprache entwickelt und wir - Gott sei Dank - nicht mehr reden wie im Mittelalter, meiner Treu, ist keine Option, die es zu bedenken gilt? Ihr seid mir schöne Wortjongleure.

Jogging = Laufen ist übrigens ein sehr schlechtes Beispiel, Manuela, um deine These zu untermauern, denn gerade Jogging drückt eine ganz spezielle Art des Laufsportes aus. Wenn ich gleich zum Supermarkt laufe, dann bedeutet das noch lange nicht, dass ich jogge.

Und die Beispiele "Sinn machen" und "realisieren" sind so schöne Beispiele für eine sinnvolle und brauchbare Veränderung der Sprache. Wieso soll man sich denn unbedingt an Begrifflichkeiten stören, die eine Sprache bereichern? Nur weil das nicht schon seit hunderten Jahren so gesprochen wird?

Manchmal muss ich hier wirklich staunen, mit welchem Tunnelblick ihr manchmal unterwegs seid. Sollten Künstler nicht eigentlich visionär sein? Open your mind!

 
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oder ob man doch lieber Sprachfaschist ist.
Äh, mach mal bitte halblang, Webbie. Was ist das für ein Reflex, alles, was einem zu konventionell vorkommt, als faschistisch zu bezeichnen? (Ich erinnere da an ein paar User, die sowas im Antwortkomm schreiben, wenn ihre Texte ins Korrekturcenter verschoben wurden. Mir scheint, umgekehrt hörst Du das nicht ganz so gern, wie Du hier austeilst.) Uns allen geht es hier um eine differenzierte Auseinandersetzung mit Sprache. Darüber kann man sich austauschen und von mir aus streiten. Und von mir aus kann man das gerne völlig uninteressant und überflüssig finden.

Die Diskussion ist in dieser Form tatsächlich nur in Deutschland möglich, dazu braucht man sich nur mal die nähere Vergangenheit ansehen: es gab eine völlig schiefgelaufene Denazifizierung - alles, was mit alt, Tradition und einem bestimmten Teil der älteren Geschichte zu tun hat, wurde und wird hysterisch auf den Faschistenhaufen gekippt, egal ob damit im sinnvollen Zusammenhang oder nicht; Alt- und Neonazis gab und gibt es aber wie Sand am Meer. Was ich mal in Ermanglung eines doitschen Begriffes eine lose-lose-situation nennen würde. Und es gab genau in dieser Zeit den Marschallplan, der es sicher begünstigt hat, daß hier unreflektierter und hündischer als z.B. in Spanien oder Italien alles aufgeleckt wurde, was die Amis so fallengelassen haben. Weil alles andere ja faschistisch sein könnte. :silly: Das gilt doch heute noch ungebrochen.

Ich sehe in diesem Reflex keinen echten Gewinn. Worum es geht ist eine Sensibilisierung für das, was wir wie verwenden. Ein bewußter Umgang mit Sprache, und ihrer Veränderung. Ist das nicht ganz genau das, was wir als Kritiker durch die Kommentare hier erreichen, und als Autoren aus diesen Kritiken lernen möchten? Liegt nicht genau darin der Sinn dieser site?
Man sollte nicht gleich in einer persönlich begründeten Ablehnung einer (Teil!)Entwicklung den Ruf nach einem diktatorischen Verbot hören. Ich kenne Leute, die gute, 'kulturkritische/politische' Gründe anführen, alles klein zu schreiben. Das ist hier auch nicht erlaubt. Hm. Alles liegt wohl auch im Auge des Betrachters.

Ich sehe diesen thread als Meinungsaustausch. Und als Faschistin lasse ich mich sicher nicht beschimpfen.

 

Also aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass diese britiche Gelassenheit, was Fremdwörter angeht, auf jeden Fall auch auf die Amis übertragbar ist, und ich wette, dass es bei Australier nicht anders ist, bzw. alle Menschen, die englischsprachig aufgewachsen sind. Kein Ami denkt nur im Entferntesten daran, dass seine Sprache zerstört wird, wenn er von Zeitgeist spricht. (Eventuell hat er Angst, dass man ihn für einen eingebildeten "Intellektuellen" hält ohne Bezug zum wahren Leben,(siehe Bush, Palin, Reagan und co.) aber das ist ein ganz anderer Komplex, einer den es hier zum Glück in dieser Form nicht gibt...)
Dieser Artikel bestätigt nur den Minderwertigkeitskomplex, den Deutsche und Franzosen haben in Bezug auf die englische Sprache. Dass sich Deustche um so was Gedanken machen, können sich die meisten Engländer bestimmt gar nicht vorstellen – und wenn sie es wüssten, würden sie uns sicher auslachen.

 
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Muss geil sein, wenn man nur kurz die Überschriften überfliegen und dann das Schlußwort unter jede beliebige Diskussion ziehen kann. Ich hab von der Art der Gesprächsführung hier jedenfalls die Schnauze voll.

Sprachfaschist. Open your Mind. Realisieren. Klasse!

Ich sag nochmal: Amerikaner und Engländer IMPORTIEREN NICHT die gesamten Popkultur aus einem anderessprachigen Land. Also ist das ein SCHEISS-Beispiel! Hat irgendwer dagegen was gesagt in den gefühlten 2 Monaten seit Thread-Beginn. Nö. Nur das "Dagegen"-Schild hochgehalten und ab geht's.

 
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Muss geil sein, wenn man nur kurz die Überschriften überfliegen und dann das Schlußwort unter jede beliebige Diskussion ziehen kann.

ja ist schon ein gutes Gefühl :D

Nur das "Dagegen"-Schild hochgehalten und ab geht's.

Was heißt hier dagegen? Ich denke halt, dass es ein Komplex ist. Nicht einen, den ich habe, oder meine Freunde, die nur so mit englischen Worten um sich schmeissen, aber irgendjemand in Deutschland hat den nun mal...

Amerikaner und Engländer IMPORTIEREN NICHT die gesamten Popkultur aus einem anderessprachigen Land

Damit willst du wohl zeigen, wie tolerant die Deustchen sind oder so... ist ja gut, sagt keiner, dass sie es nicht sind, haben halt manche ein Komplex, mein Gott... aber für mich wirft das eher die Frage auf, warum es keine deutsche Beatles oder Stones oder Hendrix oder Elvis gibt? Ich meine, was sollen die Amis groß importieren (außer Seed :I)? In Sachen Musik hinken die Deutschen halt krass hinterher, oder nicht?
Filme gibt es ein paar Gute, aber rein geldtechnisch kommen sie auch nicht an die Amis ran. Ist halt so.
Deutsche müssen importieren, ihnen bleibt doch nichts anderes übrig.

 

Ja, also kann man nicht vergleichen, wie englischsprachige Länder mit den Einflüssen anderer Sprachen umgehen, und wie nicht-englischsprachige Länder mit deren Einfluss umgehen, weil das zwei unterschiedliche Situationen sind.

Deshalb ist der Artikel, auf den sich Dion bezieht, einfach hohl. Das ist so als würde ich sagen: Deutschland geht mit der Gefahr durch Taifune ziemlich locker um, daran sollte sich Japan mal ein Beispiel nehmen!

 
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Filme gibt es ein paar Gute, aber rein geldtechnisch kommen sie auch nicht an die Amis ran. Ist halt so.
Deutsche müssen importieren, ihnen bleibt doch nichts anderes übrig.
Du verwechselst hier Huhn und Ei. Das ist so eine Winselhaltung, die anderen haben aber krass besser ... auch das ist erst eine durch den Faschismus entstandene Situation. Deutsche Kultur ih bäh - nur weil die Scheißnazis verschiedene Themen/Traditionen - auch noch völlig falsch - für ihre Propaganda genutzt hatten. Erinnert mich an meine Punkzeit, zu der ich lieber gestorben wäre, als irgendwas entfernt Deutsches gut zu finden. Und heute sieht man sich nicht die Zusammenhänge an, sondern ruht sich auf diesem wir-haben-ja-nicht-Status aus; anstatt mal selbst was auf die Beine zu stellen.

Amis importieren auch. Das expressionistische Kino der 20er Jahre. Ich sag nur leise Metropolis. Heute Emmerich :D ... hehehe. Und ansonsten drehen die lieber Filme auf ihrem glattgebügelten 0815-Niveau nach, als zu importieren und synchronisieren / zu untertiteln wie jedes andere Land auch, weil sie sich nicht an die europäische oder asiatische Sichtweise gewöhnen können. (Das haben mir auch US-Amerikaner so gesagt.) Und dann kann kein ausländischer Film auf dem Riesenmarkt dort Gewinn machen, ganz einfach. Also kommt auch kein anständiges Geld in die Filmindustrie in Dt.

Hier in Finnland wird mit lächerlichen Summen Qualität produziert, die einen Hollywoodfilm vom ersten Platz der Kinocharts holen. Es ist hier bei weitem nicht selbstverständlich, jeden mainstream-Müll von dort als überlegene Kultur oder Unterhaltung anzusehen. Und das alles kannst Du ebenso auf den Umgang mit Sprache in Literatur, Alltag und Werbung übertragen.

(Und *Zunge rausstreck* nein, ich bin auch keine finnische Überassimilationsfaschistin, auch wenn hier das Hakenkreuz nicht verboten ist, und eine Entnazifizierung irgendwie völlig vergessen wurde.)

 
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Da gebe ich dir absolut recht, Quinn, der Artikel ist ziemlich blöd.


An Katia:

Okay, jetzt laufen wir glaub Gefahr abzudriften, aber wenn ich dich richtig verstehe, schauen sich die Finnen zum Teil ihre eigenen Filme lieber an, als den Hollywood-Müll? Das finde ich großartig.
Damit willst du nun sagen, dass ... wir Deutsche also doch zu viel Englischmüll aufnehmen (gebe ich dir auch recht), und das dass mit der Sprache beginnt... ich glaube eher es endet damit, dass wir plötzlich wie Will Smith sprechen wollen. Ich habe auch nie etwas von "krass besser" gesagt, wenn du oben nochmal nachschaust. Wir argumentieren glaub momentan alle einander vorbei, kann das sein?
Hier meine Meinung:
Den Artikel finde ich doof, weil es zwei Sachen vergleicht die nicht zu vergleichen sind.
Hollywood produziert zu viele scheiß Filme, die von zu vielen deutschen Zuschauern gesehen werden.
Manche Deutsche machen sich trotzdem zu viele Gedanken um den Arterhalt ihrer Sprache.
Die Deutschen müssen selbst mehr bewegen, schreiben, musizieren, filmen, wenn sie ihre Sprache weiter selbst gestalten wollen, denn nur dann lebt sie. (und das passiert auch zum Teil, so ist es ja nicht). Der Markt dafür ist doch groß genug.
Mit "Sprachverbot" oder meckern erreicht man halt nichts. Da kämpft man am falschen Front... falls von einem "Krieg" hier überhaupt die Rede sein darf.

 

Hallo zusammen! Diese Diskussion begann dämlich (natürlich ist es IMMER förderlich, eine natürliche Entwicklung auf Basis eines Toleranz-Faschismus (sind schon geil, diese unreflektierten, schwachsinnigen Brückenschläge zu politischen Gesinnungen, nicht wahr?) kritisieren und vorantreiben zu wollen), sie verlief dämlich (selbstverständlich ist eine Diskussion nur dann eine gute, wenn man Gesinnungen aufeinanderprallen lässt und sich in möglichst oberflächlichen Details ergeht, um die vermeintliche Unantastbarkeit der eigenen Argumente zu unterstreichen. Man diskutiert ja, um gegen andere zu gewinnen und nicht, um den eigenen Horizont zu erweitern und mal zu schauen, wo man mit seiner Meinung eigentlich steht) und sie gipfelt gerade in einer noch höher anzusiedelnden Dämlichkeit (der Trend, jegliches Kulturgut und jede historische Entwicklung anhand moderner politischer Ausrichtungen zu kategorisieren und entsprechend zu bewerten ist ganz klar unkritisch als gut zu empfinden. Man ist ja dadurch hipp und zeigt sein politisches Interesse, weil Nichtwähler sind ja mindestens auch Semifaschisten, davon muss man sich abgrenzen. Dazu packen wir noch unkritisches Gebrabbel, garniert mit einer Haube unreflektierten Gutmenschentums und schon läuft alles prima). Ich hab mir mal die Freiheit genommen, keine Abstätze zu machen, denn mit Regeln wischt man sich ja den Arsch ab. Die braucht man nicht. Und wenn es Konflikte gibt, dann kann man ja drüber reden, heitideitidüüü. Abschließend noch zwei Ratschläge: 1. Nicht mit dem Arsch denken, sondern mit dem Kopf 2. Man sollte zeitweise die eigene Einstellung auch mal kritisch hinterfragen, bevor man damit anderen auf die Fresse haut. Auf bald! Theryn

 

Katla: Du belegst das Wort Faschist mit einem wesentlich negativeren Gewicht, als ich das meine. Es geht hier darum, dass eine radikale Ablehnung gegen die Entwicklung einer Sprache eingenommen wird. Ich habe hier auch niemanden persönlich genannt. Wer sich also angesprochen fühlt, kann mir das wohl kaum zum Vorwurf machen. Ich lasse mir nämlich nicht vorhalten, irgendjemanden irgendwie bezeichnet zu haben. ;) Allerdings muss ich mich für die Verwendung dieses Begriffes entschuldigen, der ergab sich nur aus der KG.de-Historie, die aber keiner der an dieser Diskussion beteiligten Mitglieder kennt. Wir wurden (auf ciao.de, wenn ich mich korrekt erinnere) als Sprachfaschisten bezeichnet, woraus auch mal ein KG.de-T-Shirt geplant war, das wegen zu erwartender zu starker Reaktionen auf die Provokation aber wieder zu den Akten gelegt wurde. Vielleicht sag ich demnächst Sprachfaschistoiden dazu. :p

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Den Rest meines Antwort-Beitrages hab ich wieder gelöscht, weil mir das einfach zu hohl ist, auf die völlig undurchdachten Antworten zu reagieren. Reflektion, Diskussionskultur etc. einfordern, aber selbst nicht für fünf Minuten nachdenken, da gehört auch einiges dazu. Ich brauch mal nen Glückwunsch-Smiley.

 

Ist jetzt die Zeit der Rundumschläge gekommen? Ich meine damit nicht, dass Waden gewickelt werden (ob wegen Verletzungen (durch Wadenbeißer?) oder wegen des (selbstverschuldeten?) Fiebers ist einerlei), oder dass jemand rund- oder umgewickelt wird :D, ich meine schlicht das gegenseitige Bashing von Fremdwortgegnern und –befürwortern und auch das Bashing aller, die hier bisher gebrabbelt haben, sich selbst natürlich ausgenommen, denn über eine solch dämliche Diskussion steht man ja drüber, so nach dem Motto: die sollen froh sein, dass ich sie beschimpfe, ergo sich mit ihnen beschäftige.

Und nun zum Eigentlichen.

Obwohl die Frage denkbar einfach war – ich zitiere: Warum können wir nicht (so) gelassen mit unserer Sprache - und den fremden Elementen in ihr – umgehen? -, zeige die hitzige Diskussion bisher genau das:

Wir können mit unserer Sprache nicht gelassen umgehen. Seit 500 Jahren geht es schon so. Zuerst noch in moderater Form, doch schon Goethe regte sich ordentlich auf: »Ich verfluche allen negativen Purismus, dass man ein Wort nicht brauchen soll, in welchem eine andre Sprache vieles oder Zarteres gefasst hat.«

Und stellte dann fest: »Die Gewalt einer Sprache ist nicht, dass sie das Fremde abweist, sondern dass sie es verschlingt.«

Wie Recht er damit hatte, zeigt uns die englische Sprache: Bis zu 40 Prozent des englischen Wortschatzes sind französischen Ursprungs – das von Normannen anno 1066ff mitgebrachte Französisch wurde von der Sprache der Angeln & Sachsen verschlungen und bildete das uns heute so übermächtig erscheinende Englisch.

 

Nur mal ne Fussnote, um das Ganze noch mehr zu verwirren. Ich stimme Quinn zu, dass der Vergleich des gelassenen Umgangs mit wenigen Fremdworten im englischen Sprachraum (heute, ich weiss nicht, wie die Angeln und Sachsen geschimpft haben) kaum mit der deutschen Fremdwortsituation vergleichbar ist, wie immer man sie auch bewerten mag. Aber dafuer haben die Englaender auch ihre ganz eigene Sprachreinheitsparanoia und die bezieht sich darauf, dass ihre schoene Sprache durch American-English, Indian-English etc. verhunzt wird. Und dann ist sie genauso tot wie Deutsch, nur anders :D Und schuld ist sowieso die Globalisierung.

 

Aber dafuer haben die Englaender auch ihre ganz eigene Sprachreinheitsparanoia und die bezieht sich darauf, dass ihre schoene Sprache durch American-English, Indian-English etc. verhunzt wird. Und dann ist sie genauso tot wie Deutsch, nur anders :D Und schuld ist sowieso die Globalisierung.
Ja, und Prinz Charles sorgt sich mit am meisten, dabei ist er Nachkomme des Hauses Hannover bzw. des Sachsen-Coburg-Gotha, also praktisch ein Deutscher :p. Jedenfalls war König Georg V., sein Urgroßvater mütterlicherseits, der erste britische Monarch seit 1714, der Englisch ohne deutschen Akzent sprach.

 

Und nun zum Eigentlichen.

Obwohl die Frage denkbar einfach war – ich zitiere: Warum können wir nicht (so) gelassen mit unserer Sprache - und den fremden Elementen in ihr – umgehen? -, zeige die hitzige Diskussion bisher genau das:

Ich find das wirklich putzig, wie bei dieser Diskussion jedesmal 500 Jahre alte Beispiele kommen. Da wird als Beweis dafür, dass es absolut okay ist "public viewing" zu sagen, angeführt: Ja, damals als die Normannen unter Willhelm dem Bastard die Südküste Englands besetzt haben, da aber hallo!

Wir haben heute eine ganz andere Situation. Wir haben Leute, die aus ganz eigenen Interessen darüber entscheiden, wie wir bestimmte Sachen bezeichnen. Und die haben nichts mit "Sprache" zu tun, diese Interessen. Deshalb greifen Beispiele aus so einer Zeit nicht.
Denkst du das Wort "Public Viewing" ist uns von englischen Pilgervätern eingeschleppt worden, die an der Westküste Frieslands gelandet sind und dann im Kontakt mit der Dorfbevölkerung das Wort eingeführt haben? Solche Beispiele sind völlig unsinnig.

»Ich verfluche allen negativen Purismus, dass man ein Wort nicht brauchen soll, in welchem eine andre Sprache vieles oder Zarteres gefasst hat.«
Es ist ein Gelaber mit diesen alten Zitaten, die sich irgendwie auf alles münzen lassen. Hat der arme Goethe denn gewusst, was für eine Scheußlichkeit uns heute von Werbefritzen und schlechtbezahlten Synchronstypen aufgetischt wird? Nein, natürlich nicht. Der arme Mann muss jetzt mit Worten herhalten für Entwicklungen, die er bei aller Genialität nicht vorhersehen konnte.
Ich verfluche auch allen negativen Purismus und preise den edlen positiven!

Wie Recht er damit hatte, zeigt uns die englische Sprache: Bis zu 40 Prozent des englischen Wortschatzes sind französischen Ursprungs – das von Normannen anno 1066ff mitgebrachte Französisch wurde von der Sprache der Angeln & Sachsen verschlungen und bildete das uns heute so übermächtig erscheinende Englisch.
Völlig andere Begebenheiten. Eine Sprache, die sich organisch entwickelt, über Jahrhunderte durch den Kontakt mit Besatzungsvölkern oder - händlern. Ein Volk mit einer geringen Alphabetesierungsquote. Das sind komplett andere Umstände, in denen sich Sprache entwickelt hat. Willst du das nicht einsehen? Die Argumentation ist unsinnig.

Man sollte nicht einfach nur blind nachbeten, was einem die Süddeutsche Zeitung zu denken vorgibt. Gerade diese Beispiele aus der Historie, mit denen einzelne beweisen wollen, dass sie mal ein Buch gelesen haben, greifen ums Verrecken nicht immer auf die heutige Zeit. Das muss man doch mal einsehen. Sprachentwicklung vor 500 Jahren fand anders statt als heute. Will da wirklich einer widersprechen? Das sind so Sachen, da frag ich mich, worüber man da diskutieren will? Was hat ein 500 Jahre altes Beispiel über Sprachentwicklung heute noch für eine Relevanz? Gar keine. Ganz einfach. Gar keine.
Nur weil die Normannen mal die Südküste Englands erobert und ihr Französisch mitgebracht haben, müssen wir es doch nicht okay finden, dass ein einzelner Mensch uns nun mit "Public Viewing" quält, bis in alle Ewigkeit! Und müssen dann sagen: Jo! Größtmögliche Toleranz!
Was wär denn passiert, wenn die Schlacht von Hastings anders ausgegangen wäre und du nicht dieses Beispiel hättest? Wärst du dann anderer Meinung darüber? Käme drauf an, was die Süddeutsche drüber schriebe, nehme ich an.

Wer ist dann dafür, dass Einzelpersonen oder Organisationen aus Motiven, die überhaupt nichts mit Sprache zu tun haben, solche Macht auf die Sprache ausüben? Findet das einer toll? Hört einer gern Jürgen Klinsmann zu?

 

Lieber Dion,

zeig' mir doch bitte eine Nation auf diesem Planeten, die (mehrheitlich) gelassen auf Fremdeinflüsse reagiert. Speziell, wenn es um so intime Dinge wie Sprache geht. Das wäre ja ganz was Neues. ;)
Erst vor zwei Jahren wurde in den USA ein Bundesgesetz beschlossen, das Englisch dauerhaft als einzige Amtssprache vorsieht. Der Grund dafür waren Bestrebungen der zugewanderten Hispanios - die in manchen Gegenden bereits eine Bevölkerungsmehrheit stellen - Spanisch als zweite Amtssprache zu etablieren.

Manuela,
die Sprachfaschistin.

 

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