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Deutschland über alles

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Die Schwammartigkeit des Deutschen, besonders was Wörter aus dem angelsächsischen Raum betrifft, hat sicherlich einen soziolinguistischen Hintergrund. Übrigens soll, meines Wissens, auch das Italienisch von Anglizismen geradezu heillos überschwemmt sein. Würde meine Theorie, besagte Affinität zu englisch-amerikanischen Wörtern stammt aus der Nachkriegszeit, unterstützen. Die Deutschen konnten aus ihrer Scham und ihrem schlechten Gewissen gar nicht mehr aufblicken. Die Amis, und sicherlich liegt dem eine eroberungspolitische bzw. -psychologische Strategie zugrunde, gaben deutschen Kindern Schokoriegel. Diese Kinder wurden wiederum unsere Eltern, die uns beigebracht haben, die Amis seien locker, easy-going und fordern Hüften schwingend, augenzwinkernd die Damen zum Tanz auf.
Genau daher, ist meine Überzeugung, kommt unsere Konnotation der typisch amerikanischen Coolness, die für uns (als Volk) heute so einen Vorbildcharakter hat. Das äußert sich besonders in der Sprache, bekanntlich das Aushängeschild jedes Bürgers.
Insofern ist das alles verständlich. Klar, man kann gerne jammern, die Deutsche Sprache ginge damit zu Grunde. Aber die Jammerer sind eben auch Teil unseres, hier im Übrigen besonders "deutschen", Kulturguts, mit denen diskutieren kann man höchstens, wenn man dies als Sportart begreift.

Nun aber, in der heutigen Zeit, in dem die USA eifrig dabei sind ihren Ruf durch rücksichtslose, blinde imperialistische Außenpolitik zu ruinieren, lässt sich leicht voraussagen, dass es mit den Anglizismen bald vorbei sein wird, vielleicht schon in zehn Jahren. "Morgen" wird die Verwendung amerikanischer Wörter zwar nicht mit Spucke im Gesicht bestraft, aber sie kommen eben scharenweise aus der Mode. Und besonders die Jammerer, bzw. deren Nachkommen, denen das Gebaren ihrer Väter vielleicht peinlich war "egal", werden das beweinen, gleichzeitig das Aufkommen jedes neuen Arabismus oder Chinismus mit spießigen Schimpftiraden bedenken.


Mein Wort zum Sonntag ;),
-- floritiv.

 

Heute wird auch viel aus Japan importiert. Kultur und so. Die Kinder können häufig alle ein paar Wörter Japanisch, geben ihren Kuscheltieren japanische Namen und so. Muss man nur ein Blick ins Comicregal werfen. Drangonball hat Spiderman längst verdrängt.

Lustig nur, dass die Japaner einen beträchtlichen Teil ihrer "Kultur" von den Amis haben.

O hayou gozaimasu!

 

Ich find das wirklich putzig, wie bei dieser Diskussion jedesmal 500 Jahre alte Beispiele kommen.
Du irrst, Quinn, das mit dem 500 Jahre alten Beispiel war mal, diesmal habe ich ein beinahe 1000 Jahre altes Beispiel gebracht. :D

Da wird als Beweis dafür, dass es absolut okay ist "public viewing" zu sagen, angeführt
Nein, nicht als Beweis dafür, sondern um zu sagen: Jede Sprache nimmt, solange sie lebt, Fremdes ins sich auf – die eine mehr und die andere weniger.

Wir haben heute eine ganz andere Situation.
Haben wir? Du sagst doch selbst, dass sich eine Sprache „organisch entwickelt, über Jahrhunderte durch den Kontakt mit Besatzungsvölkern oder - händlern. Ein Volk mit einer geringen Alphabetesierungsquote. Das sind komplett andere Umstände, in denen sich Sprache entwickelt hat.“

Genau das haben wir auch heute, nur dass die Alphabetisierungsquote eine weit höhere ist. Die Kontakte der Normannen zu den Einheimischen von damals waren hautnah und genauso ist es auch heute: Durch die Medien. Und beides zusammen – die höhere Alphabetisierungsquote und die permanente Verfügbarkeit „fremder“ Medien für weite Bevölkerungsschichten – bewirkt eben eine schnellere organische Entwicklung der Sprache. Für manche scheint das zu schnell zu sein.

Aber nicht nur das Deutsche, alle Sprachen werden durch den heutigen engen Kontakt voneinander befruchtet. Wenn man es positiv sieht. Die Schwarzseher sagen zu dieser Befruchtung freilich Kontamination, pardon, Verseuchung. :p

Goethe hat es positiv gesehen, deswegen gilt auch heute sein Wort:»Die Gewalt einer Sprache ist nicht, dass sie das Fremde abweist, sondern dass sie es verschlingt.«

Nur weil die Normannen mal die Südküste Englands erobert und ihr Französisch mitgebracht haben, müssen wir es doch nicht okay finden, dass ein einzelner Mensch uns nun mit "Public Viewing" quält, bis in alle Ewigkeit!
Da hast du Recht, wenn auch man sich über diese Ewigkeit streiten kann – ich zitiere: “Eine Gefahr der »Überfremdung« der deutschen Sprache, wie sie seit dem 17. Jh. in fast regelmäßigen Abständen und so auch neuerdings wieder von bestimmter Seite befürchtet wird, bestand nie und besteht auch in Zukunft nicht. Die Aufnahme neuer und das Aussterben alter Fremdwörter hält sich seit Jahrhunderten nahezu die Waage. Daran haben selbst die Massenmedien des 20. Jh.s, denen bei der Verbreitung von fremdem Wortgut eine besondere Rolle zugesprochen wird, nichts geändert.“

Das Beispiel "Public Viewing" ist zudem eine Besonderheit – auf diesen Begriff trifft Folgendes zu:
“ Besonders deutlich zeigt sich der kulturelle Einfluss einer Gebersprache, wenn Wörter nach ihrem Vorbild entstehen, die sie selbst gar nicht kennt. So werden heute gelegentlich Wörter nach englischem Muster gebildet, ohne dass es sie im englischsprachigen Raum überhaupt gibt. Man spricht dann von Scheinentlehnungen (Twen, Handy, Showmaster) und Halbentlehnungen mit neuen Bedeutungen (Herrenslip, engl. briefs). Wer solche Neubildungen als sprachlich-kulturelle Rückgratlosigkeit (»linguistic submissiveness«) deutet, übersieht, dass es sich um ein legitimes und seit Jahrhunderten bewährtes Mittel der Sprachbereicherung handelt. Die meisten Termini der wissenschaftlichen Fachsprachen sind solche Schein- oder Halbentlehnungen: nach griechischem oder lateinischem Muster geprägte, aus griechischen oder lateinischen Versatzstücken zusammengesetzte »Kunstwörter« (so eine sprechende, im 17. bis 19. Jh. verbreitete Verdeutschung von Terminus), die in den Ausgangssprachen so nicht belegt sind (z.B. Chromosom, Gen, Fotosynthese in der Biologie, Hormon, Karzinom, Toxoplasmose in der Medizin).“

Was wär denn passiert, wenn die Schlacht von Hastings anders ausgegangen wäre und du nicht dieses Beispiel hättest? Wärst du dann anderer Meinung darüber? Käme drauf an, was die Süddeutsche drüber schriebe, nehme ich an.
Blödsinn – wie du sehen kannst, bringe ich Zitate überwiegend aus dem Duden. Aber eines zeigt dieses Beispiel deutlich: Der Stachel sitzt – du kommst in deinem Beitrag 3 Mal auf Hastings und die Folgen zurück -, wohl weil das Argument nicht zu entkräften ist.

Wer ist dann dafür, dass Einzelpersonen oder Organisationen aus Motiven, die überhaupt nichts mit Sprache zu tun haben, solche Macht auf die Sprache ausüben? Findet das einer toll? Hört einer gern Jürgen Klinsmann zu?
Die Motive eines Sprechers oder einer Organisation haben nichts damit zu tun, ob ein neues Wort vom Volk angenommen und in der Folge dann ins Wörterbuch kommt. Beispiel: So wie einst der Begriff „Felix Austria“ zum geflügelten Wort wurde, so hat es auch die “Flasche leer“zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Beides wurde unverändert in den Sprachgebrauch übernommen, obwohl das eine lateinisch ist und das andere im falschen Deutsch ausgedrückt. Die Zeit wird es zeigen, ob Trapattonis Spruch die Zeiten genauso überdauern wird, wie das bei Felix Austria der Fall war.

Erst vor zwei Jahren wurde in den USA ein Bundesgesetz beschlossen, das Englisch dauerhaft als einzige Amtssprache vorsieht. Der Grund dafür waren Bestrebungen der zugewanderten Hispanios - die in manchen Gegenden bereits eine Bevölkerungsmehrheit stellen - Spanisch als zweite Amtssprache zu etablieren.
Sehe ich das richtig: Die spanisch sprechende Mehrheit darf sich nicht durchsetzen, wenn die andere, englisch sprechende Mehrheit das nicht will? Aber so ist nun mal: Die Konservativen, also die Bewahrer von Status Quo, gibt es überall, doch sie werden nicht gewinnen, das Neue setzt sich überall durch, und wenn nicht, ist der Niedergang vorprogrammiert – siehe Geschichte der alten Kulturen.

Die Schwammartigkeit des Deutschen, besonders was Wörter aus dem angelsächsischen Raum betrifft, hat sicherlich einen soziolinguistischen Hintergrund. Übrigens soll, meines Wissens, auch das Italienisch von Anglizismen geradezu heillos überschwemmt sein. Würde meine Theorie, besagte Affinität zu englisch-amerikanischen Wörtern stammt aus der Nachkriegszeit, unterstützen. Die Deutschen konnten aus ihrer Scham und ihrem schlechten Gewissen gar nicht mehr aufblicken.
Man kann das so sehen, aber die Tatsache, dass auch die unbelasteten Franzosen, Italiener, Spanier und die ganzen ehemaligen Ostblockvölker auch das Englische als erste Fremdsprache bevorzugen und nicht zuletzt aufgrund des Internets mit den gleichen "Anglizismenproblemen“ zu kämpfen haben, spricht dem entgegen.

Nun aber, in der heutigen Zeit, in dem die USA eifrig dabei sind ihren Ruf durch rücksichtslose, blinde imperialistische Außenpolitik zu ruinieren, lässt sich leicht voraussagen, dass es mit den Anglizismen bald vorbei sein wird, vielleicht schon in zehn Jahren.
Na ja, erstens leben Totgesagte länger, und zweitens hat es in der Historie schon oft führende Staaten/Kulturen gegeben, die irgendwann ihre Führungsrolle verloren haben. Das hat weniger mit ihrer imperialistischen oder expansionistischen Politik zu tun (siehe Rom, Araber, Spanier, Engländer), sondern mit der Innovationskraft dieser Staaten/Kulturen: Sobald sie anfingen, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, ging bergab mit ihnen und andere traten an ihre Stelle.

Insofern war das 20. Jahrhundert weniger ein englisches, denn amerikanisches. USA haben wie ein Schwamm alles Gute von überall her importiert: Die besten Ideen samt den Wissenschaftlern, die diese Ideen produzierten. Ihr ziemlich hemdsärmeliger aber erfolgreicher Umgang mit dem angesammelten Wissen (Einscannen von Büchern, was Volltextsuche ermöglicht) führt dazu, dass englischsprachige Literatur überall verfügbar ist. In Europa dagegen kocht jeder sein eigenes Süppchen (wenn es überhaupt so weit ist), was im Endergebnis bedeutet, dass man vor allem auf wissenschaftlichen Gebieten bevorzugt die allein leicht verfügbaren amerikanische Quellen liest, verwendet und natürlich auch zitiert.

Es war schon immer so: Wer zuerst etwas erfand, gab der Erfindung (muss nicht unbedingt etwas Technisches sein) den Namen, und die anderen übernahmen mit der Erfindung auch den Namen. Das erklärt fast alle Anglizismen der heutigen Zeit, nicht aber Neuschöpfungen wie Public Viewing oder Handy, doch dazu siehe meine Antwort an Quinn.

 
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Public viewing ist keine Neuschöpfung, das heißt schlicht und ergreifend "öffentliche Leichenschau bei einem Begräbnis", und ist damit nur ein falsch übersetztes oder dusselig übernommenes Idiom. ;)

Wie auch grad in einem neuen Text hier gefunden: Ich kotzte hart. I threw up hard, he fucked her hard, and she came hard ... alles möglich. Im Deutschen geht ersteres aber nur, wenn man uraltes Brot unzerkaut geschluckt hat. Und hart kommen tut man auch nicht, obwohl ich auch das schon in neueren Pornos gefunden habe.

Das Problem sind ja eben diese idioms, die nicht einfach so frei 1:1 übersetzt werden können. Das ergibt nicht eine schöne, innovative Sprache, sondern einen unfreiwilligen Lacher.

Aber damit stehen KG.de-User und Werbefuzzis nicht alleine da: ein großer deutscher Verlag schrieb in einer Übersetzung: "Schneid das aus!" Es ging weder um Messer noch um Scheren, und der ganze Abatz wurde damit sinnlos. Nach sehr langem Nachdenken fiel mir ein: Cut it out heißt in Irischem Slang "Hör sofort auf damit!". Ähem. Ja. Und so.

Von daher ist es toll, wenn andere Sprachen übersetzend als Bereicherung herangezogen werden, aber man sollte dabei einfach schauen, was die Sätze/Worte im Original bedeuten und was sie für eine Aufgabe im Satz haben.
..............

Und Jungs, Vorsicht mit den Normannen - das Wort bedeutet Nordmänner, sprich: das waren Wikinger (ob Norweger oder sonstwas, ist mir grad entfallen), so wie die Rus ebenfalls eigentlich Vikings waren. Von daher rate ich ab, sowas überhaupt als Beweis für irgendwas anzuführen (und wenn auch nur aus einer Zeitung entliehen - die es auch meist nicht besser weiß), wenn man nicht eine gute Ahnung von Historischer Sprachwissenschaft hat. Und vllt mal an Linguistik gerochen hat. Die Normannen haben also eher ungewöhnlicherweise die Sprache des Landes angenommen, in das sie eingefallen waren und dann fest gesiedelt haben; und haben diesen "Mix", salopp gesagt, weitergetragen. Der Vergleich hinkt für den deutschen Sprachwandel in jeder Beziehung.

P.S.
Auch wenn ich mich auch schon aufgeregt habe, ich finde, dieser thread ist einfach unglaublich unterhaltsam!

Außerdem geht mit yours Bemerkung nicht mehr aus dem Kopf, daß englischsprachige Leute jetzt Denglish lernen müssen, weil sie mit ihrer eigenen Sprache nicht mehr weiterkommen - das ist so absurd. Wer würde sowas in einem SciFi Text beachten?!

 

Blödsinn – wie du sehen kannst, bringe ich Zitate überwiegend aus dem Duden. Aber eines zeigt dieses Beispiel deutlich: Der Stachel sitzt – du kommst in deinem Beitrag 3 Mal auf Hastings und die Folgen zurück -, wohl weil das Argument nicht zu entkräften ist.
Nein, weil es so hohl ist und weil man das wirklich mal unterstreichen muss. Diese Beispiele, wie sich Sprache entwickelt, komme aus einer komplett unterschiedlichen Zeit. Und spielen heute keine Rolle mehr. Die Welt hat sich in den letzten 60 Jahren so verändert, wie in den 1000 Jahren davor nicht.

Nur weil ich das dämliche Beispiel 3mal aufgegriffen habe, daraus zu folgern, es sei so brilliant, ist abentuerlich. Man könnte auch hirnrissig dazu sagen. Wirklich hohl. Genau so gut ,könnte ich sagen: Dadurch dass du nicht im geringsten auf meine Argumente eingehst, sieht man wie unfassbar stichhaltig sie sind und was für ein gutriechender, feiner Kerl ich bin.

 
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@Jynx: Hehe, das war aber gar nicht mein Punkt hier ... :lol:. Dort ist es eher die Entwicklung wie beim Black English der letzten 30 Jahre, v.a. in den USA (und auch in Dt, alda killa!). Damit es passen würde, müßten die Prots in der Geschichte Chinesen sein, die selbst dieses veränderte Chinesisch sprechen.

Das genau ist ja das Irre an yours Anekdote. Sowas halte ich für hart unvorhersehbar.

 

Zu der Frage, wer die Normannen waren – ich zitiere Wikipedia: „Bei den Normannen handelt es sich um die romanisierten Bewohner des französischen Herzogtums „Normandie“ und deren Nachfahren in Süditalien und in England. Dieses Gebiet im Norden des heutigen Frankreich wiederum erhielt seinen Namen nach den “Normannen” oder „Nordmännern“, (vgl. norwegisch nordmann „Norweger“), welche in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts in Nordfrankreich eindrangen und
[…]
allmählich verdrängte die kriegerische normannische Oberschicht den fränkischen Adel. In der Folge nahmen die Normannen die französische Sprache an und entwickelten eine eigenständige kulturelle Identität
[…]
Im Jahr 1066 eroberte der normannische Herzog Wilhelm der Eroberer England nach der Schlacht von Hastings. Das Nebeneinander von normannischem, französischsprachigem Adel und einheimischer, altenglischsprachiger Bevölkerung prägte die englische Sprache bis auf den heutigen Tag entscheidend.

Angesichts dieser Tatsachen wüsste ich nicht, was es an meiner hier gemachten Aussage zu deuteln gibt.

Die Geschichte dieser Nordmänner beweist wie nebenbei, wie eindrucksvoll Sprachwandel auch vor 1000 Jahren vor sich ging: Innerhalb von nur 200 Jahren sprachen sie so gut Französisch, dass sie diese Sprache mit nach England bringen und die dort bis dahin herrschende Sprache mit bis zu 40% französischen Wörtern anreichern konnten.

Aber das ist keine Regel, denn etwa um die gleiche Zeit eroberten die Normannen auch Sizilien, doch sie hinterließen dort kaum sprachliche Spuren.

 
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Zu yours Kommenar fällt mir auch was Interessantes ein:

Wenn man als Ami nach Deustchland kommt, und dann Deutsch (richtig) lernt, können diese ganze Anglizismen auch hinsichtlich der Aussprache unangenehm sein. Man kommt sich schon komisch vor, wenn einem plötzlich auffällt, dass man sorry, crazy, killen, face, fuck, bullshit, public viewing usw.. wie ein Deutscher ausspricht. Das heißt, obwohl man das Wort schon richtig aussprechen kann, lernt man irgendwann ganz automatisch das Wort mit einem deutschen Akzent auszusprechen ... man lernt sie quasi nochmal.
Unter Umständen dauert es sogar eine Weile, (je nachdem wie alt man ist), bis man versteht, dass das eigentlich gar keine "echten" deutschen Wörter sind.
Interessanterweise lernt es das Hirn allerdings nie. Mit dem Teil, der English spricht, existiert irgendwo ein Neuron für sorry, und in dem Teil der deutsch kann, existiert ein ganz eigenes Neuron für sorry. Man setzt die Wörter anders ein, spricht sie anders aus, und vom Gefühl her haben sie auch nicht immer dieselbe Bedeutung.
Wenn man spricht ist für den Kopf "das ist ja fucking crazy, homie!" (deutsch ausgesprochen) genau so deutsch wie "echt verrückt, alter". Vielleicht ist, "fucking crazy, homie", auch etwas, dass man nie auf englisch sagen würde, weil es vom Gefühl her ganz falsch ist, eher dann, "totally crazy dude..."
Daran sieht man wie etabliert diese Anglizismen sind. Sogar in den Köpfen Englischer Müttersprachler sind sie beim Verwenden nicht von deutschen Wörtern abzugrenzen. Im Hirn sind sie alle ein Teil der "deutschen" Sprache, auch wenn man streng genommen weiß, dass sie irgendwo anders herkommen.
So ist es also sicherlich auch in den Köpfen deutsche Müttersprachler. Man lernt Public Viewing wie ein deutsches Wort, man speichert es ab wie ein deutsches Wort, (ganz anders als die Wörter die man in Englishunterricht paukt! die kommen nämich woanders hin) und man verwendet es auch so.
Wo liegt also das Problem dabei? Warum regen sich Leute über etwas auf, dass sich so verdammt richtig anfühlt?
Es ist sicher auch ein Altersding. Wer nämlich Public Viewing als Erwachsener zum ersten Mal hört (und je älter, desto schlimmer) wird am ehesten eine Abneigung dagegen entwickeln. Denn wer mit solchen Wörtern aufwächst wird sich kaum darüber beschweren können. bzw. wollen. Spache ist nun mal Gefühlssache, vor allem wenn es darum geht, was richtig und falsch ist, und Public Viewing dürfte für die meisten deutschen Kinder bereits genau so fest verankert sein wie Mama und Papa.

 
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Hier finden sich bald ein paar Themen für schöne KGs :naughty:. Sogar ne Wörterbörse hat's inmitten der Faschistenklopperei.

Lustig, JuJu, das geht auch bei ähm älteren Leuten umgekehrt. Als ich Kind und Teenie war, hat man so gut wie keine englischen Wörter eingestreut - erinnere nur cool oder fuck. Mein sorry im Deutschen spreche ich auch ganz anders aus, als in englischsprachigen Ländern; obwohl ich es nur als englisches Wort gelernt hatte (also nicht wie Du als quasi-deutsch). In Dt würde sich das völlig affig anhören, einem anderen Deutschen gegenüber engl-korrekt zu betonen. Und ich hätte eine dritte Variante, das finnische sori, wenn ich das R richtig vorne rollen könnte, ansonsten ist es wie das Dt. Komischerweise hab ich die unterschiedlichen Schreibweisen sogar vor Augen, wenn ich was spreche.

Hier in Finnland werden engl. oder dt. Begriffe fast nur als Lehnworte verwendet, größtenteils also 'korrekt'. Hier verwendet niemand, egal wie alt, einzelne englische Worte in einem finnischen Satz, auch nicht in der Werbung. Dafür werden gern mittendrin plötzlich ganze Sätze auf Englisch gesprochen - aber dann in engl. Aussprache, wie es sollte. Und das fast ausschließlich von Leuten ab Mitte 30, also keine Teens, wie in Dt. eher.

Das Lehnwort des Jahres 2008 war kahvipaussi. :D Also das finn. Kaffee (auch ein altes Lehnwort von irgendwo) mit dem eingefinnischten Pause.


... und jetzt schickt mich Jynx in den Laberthread *lauf davon*

 

Sprachen entwickeln sich immer, und dabei ists völlig normal, dass sie sich irgendwoher Wörter ausleiht und einverleibt. Goethe sagt ja: Verschlingen. Das nährt die Sprache also und macht sie stärker.

Wo hört eine Sprache eigentlich auf? Wo fängt die nächste an?

Für Keller kann man noch Untergeschoß sagen, wie Quinn oben gezeigt hat. Aber ... was ist denn das deutsche Wort für Fenster? Bzw. was war das Wort, bevor sich irgendwer am Lateinischen bedient hat? Kein Mensch weiß das. Die Engländer haben sichs von den Seefahrern zeigen lassen: Window. Windauge. Das Loch in der Schiffswand, wo der Wind reinpfeifen kann.

Dass sich die Bedeutung beim Import verschiebt, ist auch nichts Neues. Auf Deutsch heißts Haus, im Englischen House. Was drauf ist, heißt im Englischen Roof ... im Deutschen ist es ein Dach. Und was heißt das irische Teach? Es heißt ... Haus.

Jeder kennt Jupiter. Diesen Gott bei den Römern. Und was heißt das Wort? Deus pater, soweit ich weiß. Gottvater. Zeus pater. Zeus? Und was ist Deus? Wenn man es wie "Dju" spricht, erinnert das an diesen Gott bei den Germanen. Tjusday? Tuesday? Aha! Aber bei den Franzosen ist der Dienstag der Mardi, der Marstag. Ist da also was durcheinandergekommen?

Und wo in Deutschland spricht man eigentlich Hochdeutsch? Richtig: In der Schule.

Sprache wird sich immer verändern. Und ich glaube, dass die, die das nicht berücksichtigen, oder sogar aufzuhalten versuchen, irgendwann einfach vergessen werden. Weil sie niemand mehr liest.

 

Aber ... was ist denn das deutsche Wort für Fenster? Bzw. was war das Wort, bevor sich irgendwer am Lateinischen bedient hat? Kein Mensch weiß das.
Kein Mensch? Aus dem Duden Herkunftswörterbuch:

Zu den zahlreichen lateinischen Lehnwörtern aus dem Stein- und Mauerbau gehört auch das Substantiv Fenster (mhd. venster „Lichtluke, Fensteröffnung; Fenster“, ebenso ahd. fenstar, niederl. venster, aengl. fenester; schwed. fönster stammt unmittelbar aus mnd. vinster). Es geht zurück auf lat. fenestra „Öffnung für Luft und Licht in der Wand, Fensteröffnung; (seit der Kaiserzeit auch) Glasfenster“, das auch die Quelle für entsprechend frz. fenetre ist. Durch das Lehnwort ‚Fenster‘ wurden die alten germ. Bezeichnungen wie ahd. augatora (= got. augadauro; eigentlich wohl „Tor, Öffnung in Form eines Auges“), aisl. vindauga (eigentlich wohl „[augenförmige] Öffnung für den Wind“) zurückgedrängt. Letzteres ist allerdings bewahrt in dän. vindue und in dem aus dem aisl. entlehnten engl. Wort window „Fenster“ (aengl. fenester konnte sich in der Volkssprache nicht durchsetzen).
PS: aisl. = altisländisch – die anderen Abkürzungen dürften bekannt sein.

 

Der Punkt ist an dir vorbeigesprungen, Dion.

Übrigens: Díon ist ein irisches Wort und heißt dort so etwas wie "Schutz" oder auch "Dach". :)

 

So ein Wort wie Frühstückscerealien gibt es nicht, du blöde Kuh.

Aber es gibt das Wort Zerealien im Duden, lieber Quinn. ;-)

Ich geb's ja zu, ich arbeite in der Werbung. Es ist oftmals nicht leicht, das richtige Gleichgewicht beim Texten zu finden. Manch englische Begriffe sind eingängiger als ihre deutschen Brüder und Schwestern, die dann doch bisweilen sperrig daherkommen.

Grundsätzlich halte ich es mit Dion. Locker bleiben. Es droht nicht gleich der Verfall der deutschen Sprache, wenn sich Wörter aus anderen Sprachen etablieren. Und ein zu sehr verdenglischter Text landet von ganz alleine im Abseits, weil er seine Botschaft nicht mehr zum Empfänger bringt, bzw. der sich krümmt vor Lachen.

Wenn also geschätzte 80% der Fernsehzuschauer das Wort Zerealien nicht verstehen, lösen sich manche Dinge von ganz alleine in Luft auf. Come in and find out! :D

 

Um ein Anglizismus weniger zu haben, könnte man für den Kauderwelschbegriff „copy+paste“ das schöne und alte (seit 700 Jahren bezeugt!) deutsche Wort nehmen: Guttenberg.

Beispiel: „Mach‘ erst mal ruhig den Guttenberg, aber hinterher umzuformulieren nicht vergessen!“

Begründung:

copy+paste kann zwar englisch ausgesprochen werden (copy and paste), doch viele sprechen das Pluszeichen als deutsches „und“ aus, wodurch eines jener Anglizismen entsteht, die typisch sind bei uns – wohl eine Folge des Minderwertigkeitskomplexes, ausgelöst durch den verlorenen II. Weltkrieg und der anschließender Okkupation durch Anglo-Amerikaner, die sich leider leider nicht darauf beschränkten, unseren Kindern Schokolade zu schenken, sondern leider leider auch ihre Siegersprache mitbrachten, was leider leider zu einer Art Stockholmer Syndrom führte (der Begriff war damals noch nicht bekannt, deswegen nur „Art“) mit allen negativen Folgen für die deutsche Sprache, was man lächerlicher Weise durch den Spruch „Von Siegern lernen heißt siegen lernen.“ zu entschuldigen versucht.

 

Begründung:
Nicht Dein Ernst, oder? Minderwertigkeitskomplex! Okkupation ... Schokolade, Stockholm ... von Siegern lernen ... :lol: and :rotfl:
Ich nehme an, das darf ich als humorvolle Äußerung über ein sehr ernstes Thema werten.

Ich bin aber trotzdem dagegen. Begründung:

Es klingt scheiße. Überleg doch mal, wie das Verb klänge: Ich muß das schnell guttenbergen! Guttenberg das einfach da rein! Das hab ich erstmal nur geguttenbergt/guttengebergt!

Den Namen eines CSU-Politikers muß man nicht öfter im Munde führen als unbedingt nötig. Egal, wie zurückgetreten er ist.

Plagiat liegt im Trend. Das gibt es jetzt öfter.
Kaum hat man sich darauf geeinigt, daß es scheiße klänge, zu sagen: Ich hab beim Banknachbarn gehegemannt, kommst Du mit Guttenbergereien. Eine faire Chance dem nächsten öffentlich enttarnten Großkopisten, daß sein Name hier auch vorgeschlagen werden kann! Schon dafür muß die Stelle freibleiben.

Ich habe mehrmals guttenbergen und kopiernundeinfüng gesagt und festgestellt: Dauert gleichlang. Im Vergleich zu copyandpaste sowie copyundpaste: Dauert alles gleichlang!
Außerdem ist wissenschaftlich erwiesen, daß man sowieso keine Zeit sparen kann, wenn man sich mit der Sprache beeilt.

 

es heißt Cuntpaste bzw Cuntpasta... das ist kürzer ;) Das zweite ist ein Nomen!

 

Cunt Pasta! :eek:
Das Ende der Welt muß nah sein.

Edit: Vaginalcrème, das wär auch ne Möglichkeit. Ich hatte an ein Nudelgericht gedacht.

 

Nudelgericht ist bei näherer Betrachtung auch ein ziemlich unanständiges Wort.

 

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