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- Anmerkungen zum Text
In allen Teilen gibt es Hinweise auf einen Epos, den sicher viele kennen - zumindest dem Namen nach. Los geht es mit der Zahl "9". Der Tod ist ein ständiger Begleiter. Es gibt:
Vorhölle / Lust / Völlerei / Gier / Zorn / Häresie / Gewalt / Betrug / Verrat.
Dann gibt es auch Namen, die Hinweise geben oder wie im letzten Kreis, das Eis. In einem Teil gehen sie durch ein Tor (Tretet ein, und lasst alle Hoffnung fahren).Es geht also um Dantes Inferno, als einem Teil der Göttlichen Komödie. Bonatti durchquert alle 9 Kreise. Allerdings nicht als Beobachter und zu Beginn errettet, dann geführt von Virgil, sondern Bonatti bringt alle 9 Kreise durch seine Taten hinter sich, um dann endgültig zu sterben. Seine Träume bieten einen Ausgang, denn sie zeigen, was passiert. Aber Läuterung ist nicht in Sicht.
Ob das alles so passt, überlasse ich der geneigten Leserschaft. Für mich war es mal was anderes und es hat Spaß gemacht. Jetzt ist aber auch gut.
Die neun Tode des Raffaele Bonatti [Epilog]
»Tot zu sein, ist gar nicht mal so schlecht«, bricht es aus Bonatti heraus. Er lacht und klopft dem alten Mann neben ihm auf die Schulter.
»Ich habe eine durchaus befreiende Wirkung auf die Menschen«, bestätigt der ihm.
Plötzlich endet Bonattis Heiterkeit.
»Ich finde, du bist mir ein paar Antworten schuldig, Alterchen.«
»Was ist heute für ein Tag?«, fragt der ihn.
Bonatti seufzt. »Du antwortest immer in Rätseln.«
»Nein. Du verstehst nur die Antworten nicht«, erwidert der Tod und steht auf. »Es ist achtzehn Uhr. Wir gehen.«
»Es ist achtzehn Uhr«, äfft Bonatti nach, »… das interessiert doch niemanden mehr. Wohin gehen wir denn? Hier ist doch nichts. Nur das Meer.«
»Und es weicht nicht entsetzt zurück vor den Menschen und ihren Taten«, ergänzt der Alte.
Bonatti packt die Schulter des Alten und dreht ihn zu sich.
»Du redest von meinen Taten. Ist es so?«
Da ist wieder das Schwarz in den Augen.
»Natürlich, Raffaele Bonatti. Wir steigen seit vielen Jahren zusammen hinab, Stufe für Stufe, Ring für Ring, bis auf den letztendlichen Verrat. Du bist den Weg bis zum Ende gegangen. Immer an meiner Hand. Kein Traum war imstande dich zu läutern.«
Mit einem Ruck lässt Bonatti die Schulter des alten Mannes los, setzt sich auf einen Stein und beginnt Figuren in den Sand zu zeichnen.
»Was ist heute für ein Tag?«, will der Alte erneut wissen.
Bonattis Zeigefinger malt Kreise, Vierecke, schreibt „Angelo“ in den Sand.
»Das weiß doch jeder. Es ist der Karsonntagmorgen. Ostern«, beantwortet er die Frage.
Beide schweigen.
»Ich habe mir das Leben verdient«, sagt Bonatti nach einer Weile.
»Aber Bonatti«, flüstert der Alte, »… das Leben wird dir geschenkt. Den Tod muss man sich verdienen.«
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Bitte Infoteil beachten oben rechts // Der Epilog funktioniert nicht ohne alle 9 Teile gelesen zu haben.