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Die Neunte

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24.11.2007
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Die Neunte

Die Neunte

Es ist ein herrlicher Sommertag, früher Morgen, sie gießt die Blumen auf dem großen Balkon.
Ein zartes Etwas umhüllt den Körper, eben vom Schlaf erwacht. Die wärmende Sonne auf dem Rücken, sie fühlt sich unendlich wohl.

Schräg über ihr, das Atelier des Malers, die raumhohe Fenstertüre ist weit geöffnet.
Sie hört die Neunte, Beethoven in ihrer Urgewalt und sieht sein Bild vor den Augen.

Es ist förmlich zu spüren, wie er über die Musik kommuniziert, sie soll sie mitnehmen in diesen prachtvollen Sommertag, ihre Sinne wecken!

Nach oben blickend, erkennst sie den Maler hinter der offenstehenden Türe. Ein Lächeln auf ihren Lippen.

Der Kaffee gibt ihr eine Pause, das Lächeln verstärkt sich, sie will ihn locken.

Auch unter der Dusche hört sie seine Musik, Hände umspielen ihren Körper. Das wohlige Gefühl des warmen Wassers, der beginnende, traumhafte Tag.
Sie wird seine Einladung annehmen!

Sie kannte ihn kaum, die wenigen wortlosen Begegnungen, seine Blicke, sein Gang, seine Zurückgezogenheit. Und heute? Diese Matinee, sich zeigend, fast schüchtern auf Zustimmung hoffend?

Im Kopf entstehen Bilder, Bilder lasziver Erotik.
Berührungen, Zärtlichkeiten, Küsse. Ihre Hände entwickeln Selbstständigkeit, streichen über die Brüste, den Nacken, kehren zurück zum Po, den Schenkeln, einen kurzen Augenblick auf ihrer Scham.

Fast automatisch greift sie im Schrank nach der Wäsche, heute in knalligem Orange, malerisch!

Sie wird ihn überraschen, das Lächeln auf den Lippen, es kehrt zurück.
Wird er erkennen welches Signal sie ihm sendet?

Das Sonnenöl glänzt auf der Haut, die dunkle Brille lässt sie sehen, ohne gesehen zu werden.
Die Liege auf dem Balkon, sie ist zur Sonne ausgerichtet und zum Fenster des Ateliers.
Sie kennt die Wirkung der langen Beine, züchtig überkreuzt. Genießend zurückgelehnt in die weichen Polster, die wärmenden Strahlen der Morgensonne auf dem Gesicht, dem Busen, ihren Beinen.
Sich umfassend streckt sie die Arme nach hinten, spannt den Körper der Sonne und seinen Blicken entgegen.

Er ist erkennbar, einen Schritt hinter der Scheibe und er ist bei ihr, mit seinen Augen, seinen Empfindungen, seinem Mannsein.
Er wird bei ihr sein, solange sie ihn sich in ihren Gedanken herbei sehnt.

Ihre Hände liegen locker auf dem Bauch. Er ist da und er sieht jede der kleinen und kleinsten Bewegungen, er sieht sie in ihrer Fraulichkeit.

Sie legt den Kopf zur Seite, lässt ihrer Phantasie freien Lauf.

Zehn Meter trennen sie und den Maler. Sie wird sein Modell sein und ihn fordern!
Blicke hinter dem Glas der Türe, sie malen die vormittägliche Szene, ruhig beobachtend.

Ihre Hände streicheln! In Gedanken sind sie längst die seinen!

Sie öffnet leicht die Beine, spürt seine Hände. Berührendes an der Innenseite der Oberschenkel, hinunter zum Knie, streichelnd über die Wade bis zu den Spitzen ihrer Zehen.
Sie lässt es geschehen, nein sie sehnt es herbei, verdichtet es vor ihrem geistigen Auge.
Seine Küsse auf den Fußsohlen jagen wonnige Schauer in ihr Becken, in ihren Bauch, in das Gehirn.
Seine Lippen, auf dem Weg zurück, die kleinen Härchen aufrichtend, lassen sie leise stöhnen.
Verharrend an einzelnen Punkten, seine Lippen pressen, für Momente spürt sie seine Zunge auf der Haut.
Ihre Hand, fast willenlos, hat sich unter den Rand des orangefarbenen Höschens geschoben, in ihrer Vorstellung drücken seine Lippen auf den Bauch, sie einatmend, küssend, liebkosend.

Sie liebt sich, schamhaft, verborgen unter dem orangefarbenen etwas. Ihren Kopf auf der Seite, der Atem stoßweise, die Welt zerplatzt in ihrem Kopf. Ihr Becken unter ihm, in rhythmischer Bewegung. Sie hört sein Stöhnen, dicht am Ohr, dreht sich zu ihm und seine Zunge, tief in ihr, raubt ihr alle Beherrschung.


Über ihr, die Schlussakkorde der Neunten von Beethoven mit großem Orchester. Sie sieht ihn, den Maler über ihr, lächelnd, er wird zur Staffelei gehen, jetzt! Sein Körper, seine Hände, sie werden malen, ohne Mühe, das Lächeln wird seine Lippen nicht verlassen.

Sie dreht sich auf den Bauch, die wärmende Sonne im Rücken.
Das Bild! Wann wird es fertig sein? Wird er es Ihr zeigen?


© GRIFFEL 2009

 

Hallo Griffel,

deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Man kann sich leicht in die beiden Charaktere hineinversetzten.
Da ich recht neu hier bin und selten Geschichten aus der "Du"-Perspektive lese, wollte ich dich fragen, warum du sie gehält hast und dich dazu entschieden hast "Du" groß zuschreiben?

Tarina

 

Liebe Tarina,
richtig und gut beobachtet!
Die kleine Geschichte war mal an eine Person adressiert.
Ich habe einfach vergessen das "DU" auf "du" zu ändern.
sorry!
LG
GRIFFEL

 

Hallo Griffel,

Die Idee hinter Deiner Geschichte finde ich schön, Beethoven gibt den "Takt für das Geschehene" an, bestimmt Tempo und Intensität.
Die Lady, die den Maler herausfordern mag, die den Zuschauer braucht und er, der "benutzte" Voyer.
Insofern scheinen die beiden sich tatsächlich gefunden zu haben ;).

Aber mich stören die vielen Du. Immer wieder Du und Deine.

Du legst Deinen Kopf zur Seite und Deine Phantasie beginnt von Dir Besitz zu ergreifen.

Manchmal hätte ich mir wirklich ein der / die / das gewünscht. Wenn Du z. B. in diesem Satz "den Kopf" schreiben würdest, ...
Speziell dieser Satz hat mich verwirrt, meine Phantasie ergreift von mir Besitz :confused:? Also, in meiner / deiner Phantasie ... ?

Bis dato hat deine Prot imaginären Sex mit ihrem Maler zu Beethovens Neunter und befriedigt sich selbst, macht ihre Hände zu seinen Händen - okay - aber dann:

Deine Hände streicheln Dich ... Die Küsse auf Deinen Fußsohlen ...

Sie ist sehr gelenkig, ja?

Seine Lippen, auf dem Weg zurück, die kleinen Härchen aufrichtend, lassen Dich leise stöhnen.
Verharrend an einzelnen Punkten, seine Lippen pressen, für Momente spürst Du seine Zunge auf Deiner Haut.
Deine Hand, fast willenlos, hat sich unter den Rand des orangefarbenen Höschens geschoben, sein Kopf drückt Deinen Bauch, Dich einatmend, küssend, liebkosend.
Du liebst Dich, ...

Wo kommen denn nun seine Lippen, seine Zunge und sein Kopf her?
Und spätestens an der Stelle "sein Kopf auf deinem Bauch", da ist es auch nicht mehr gelenkig, da ist es unmöglich.

Mir sind einfach die Übergänge, zwischen den Bildern in ihrem Kopf und ihren realer Handlungen zu uneinsichtig. Da wird man durch das Nachdenken drüber aus der Erotik gerissen :).

Vielleicht habe ich aber auch alles ganz falsch verstanden, wer weiß.
Entweder klärt mich Deine Antwort auf oder ein überarbeiteter Text. Ich bin gespannt.

Liebe Grüße
Fliege

 

Liebe Fliege,

Danke für Deinen Kommentar und die darin enthaltenen Anregungen.
Die neunte habe ich nun "überarbeitet", erneut eingestellt.
Ich hoffe, sie ist jetzt lesbarer und die Handlungen der Protagonisten sind "gedanklich" einzuordnen.

LG
GRIFFEL

 

Hey Frühaufsteher ;),

dass ging aber fix. Ich finde die neue Version viel besser, viel lesbarer. Hoffentlich Du auch.

Und wenn Du Dir jetzt noch mal die Neunte auflegst und ein wenig mehr Beethoven ins Spiel bringst, so in der Art, als die ... einsetzen oder wenn es ganz ruhig wird, halt ein wenig mehr wie das Ende ..., ich glaube, da ist noch Potential. Aber das ist nun sehr subjektiv von mir.

Danke für Deine Geschichte.
LG Fliege

 

Hallo Griffel,

die Überarbeitung hat der Geschichte gutgetan, aber trotzdem stört mich die Du-Ansprache immens. Als Leser fühlt man sich in eine Rolle gedrängt, die man vielleicht gar nicht annehmen will und so wirkt es auch wie ein Drehbuch auf mich.

Mir würde die Geschichte in der dritten Person viel besser gefallen, weil sie dann auch realer rüberkäme. So, wie ich sie jetzt so lesen bekomme, hat es die Form von: Stell dir vor, du wärst ...
In der dritten Person hätte es den Charakter einer tatsächlichen Handlung und das zieht mich dann viel tiefer in das Geschehen hinein, weil eine bestimmte Person agiert und nicht ein fiktives Du .

Einige Details, manche Satzstellungen sind etwas wirr, da habe ich dir teilweise meine Vorschläge darunter geschrieben.

Du hörst die Neunte, Beethoven in ihrer Urgewalt aus dieser Türe und siehst sein Bild vor den Augen.
Beethoven in seiner Urgewalt -> aus dieser Türe würde ich streichen, denn wenn es laut ist, kommt es auch durch die Wände und Decken

Nach oben blickend, erkennst du einen Mann hinter der offenstehenden Türe.
wieso so undifferenziert mit einen Mann? Sie weiß doch, dass es der Nachbar ist.
Der Kaffee gibt dir eine Pause, das Lächeln verstärkt sich, sinnierend, im Körper das Kribbeln in deinem Nacken der Schalk, in deinem Herzen Verlockung.
... Kribbeln, in deinem ...


Auch unter der Dusche hörst du sie, seine Musik und Hände umspielen den Körper.
und Hände (zuviele Leerzeichen)

Das wohlige Gefühl des warmen Wassers, der beginnende, traumhafte Tag, der einsame Maler, schräg über dir.
... Maler schräg ...


Fast automatisch greifst du im Schrank nach der Wäsche, Slip, BH, heute in knalligem Orange, malerisch!
... Wäsche: Slip und BH heute ...

Du wirst ihn überraschen, das Lächeln auf den Lippen, es kehrt zurück.
Wird er erkennen welches Signal du ihm sendest, kein Bikini, kein Badeanzug nein Slip und enger BH, in Orange.
Du wirst ihn überraschen, das Lächeln auf den Lippen kehrt zurück. (Die Wiederholungen einzelner Satzteile machen es nicht besser).
Wird er erkennen welches Signal du ihm sendest? Kein Bikini, kein Badeanzug - nein, ein Slip und ein enger BH in orange.

Die Liege auf dem Balkon erwartet dich, sie ist zur Sonne ausgerichtet und zum Fenster des Ateliers.
Die Liege auf dem Balkon erwartet dich, sie ist zur Sonne und zum Fenster des Ateliers ausgerichtet.

Viele Grüße
bernadette

 

hallo bernadette,
zunächst mal meinen Dank für Deine Mühe mit der Geschichte.
Ich habe sie in die dritte Person umgestellt und in einigen, wenigen Sätzen ergänzt und geändert.
Ich hoffe, daß es nun einigermaßen "verdaubar" für den Leser/in geworden ist.
LG
GRIFFEL

 

Hi Griffel,
auch von mir ein Kompliment zur Überarbeitung. Sie ist gelungen. Dass "du" in "sie" geändert ist mir gar nicht aufgefallen, so harmonisch wirkt es in der gesamten geschichte.

den anfang fand ich ein wenig holprig zu lesen, vielleicht wegen den vielen absätzen?

hattest du nicht in der 1. version einen teil drin ungefähr so "die neunte schallte durch die türe"...? das hatte mir gut gefallen. schade dass du es rausgenommen hast.

das ende ist sehr anschaulich geworden und angenehm zu lesen. sehr plastisch :)

LG Tari

 

hallo Tarina,
schön, dass Du die Neunte ein weiteres mal gelesen hast und die Änderungen als harmonisch empfindest.
"Die Neunte schallte durch die Türe..." das findest Du unter Absatz II, es ist nicht entfallen.
Dank Dir für Deinen positiven Kommentar.
So und ich gehe jetzt mal zum "Pool", mal sehen, was Du so schreibst...
LG
GRIFFEL

 

In der Welt ds vorstellbaren ist deine Geschichte gut udn verständlich. Allerdings muss ich dir sagen, dass es für meinen Teil teilweise zu kurze und abgehackte Sätze gibt.
Das mag bei dieser Größe nicht sonderlich stören, aber teilweise mit sorgfältigeren Sätzen zu arbeiten würde nicht schaden. Der Vorteil erkennt man dann, wenn man längere Kurzgeschichten schreiben möchte.

Gruß Kyrios

 

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