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Die schiefe Buche und das verrückte Wildschwein

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07.04.2008
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Die schiefe Buche und das verrückte Wildschwein

Der mit Abstand krümmste Baum im ganzen Wald war eine Buche. Und obwohl sich ihr vernarbter Stamm, schief und ganz eigentümlich verdreht, vom Boden aus in die Luft schraubte, erhob sich letztlich ihre Krone weithin sichtbar über die aller anderen Bäume. Und darauf war die Buche stolz.

Ganz in ihrer Nähe hauste das wohl hässlichste Wildschwein aller Zeiten. Selbst die abstoßendsten Geschöpfe des Waldes, die blatternarbigen Trolle, beglückwünschten sich gegenseitig, wenigstens nicht wie dieses Schwein auszusehen, das überdies von solch sagenhafter Größe war, dass bei jedem Schritt der Boden unter seinen mächtigen Hufen erzitterte.

Schon oft in seinem Leben, rannte das Wildschwein plötzlich wie eine wildgewordene Furie, brüllend und schnaubend durch den Wald, direkt auf die schiefe Buche zu. Die umliegenden Bäume bogen sich wie bei einem Sturm zur Seite. Schneller und immer schneller lief es, um schließlich mit seiner Stirn laut krachend gegen den Stamm zu donnern. Ächzend schwankte die Buche von einer Seite auf die andere, während das Wildschwein benommen herumtorkelte.

Als es nach einer Weile wieder sicher auf den Beinen stand, versprach es dem Baum laut grunzend, dass dies nicht sein letzter Besuch gewesen sei, und es abermals vorbeikommen werde.

Das Wildschwein war uralt, und ist schon gegen den Baum gelaufen, als die jetzigen Waldbewohner noch gar nicht auf der Welt waren. Daher wusste sich auch niemand sein Verhalten zu erklären. Egal wenn man fragte, ob Dachs, Eichhörnchen oder Luchs, bei allen erweckte es den Eindruck, komplett verrückt zu sein. Die Buche selbst aber hielt man wegen ihres missgestalteten Wuchses für verflucht. Aus diesen Gründen suchte nicht einer ihre Bekanntschaft, und so blieb auch ihre Vergangenheit ein Geheimnis.

Selbst das Wildschwein und der Baum träumten nur noch selten von den längst vergangenen Tagen, als einst eine Bache mit ihren Frischlingen durch den Wald zur Schlammsuhle trottete. Eines der kleinen Wildschweine, das Hübscheste, lief immer brav hinter seiner Mutter her, deren ganzer Stolz es war. Seine Geschwister aber hielten es für hochnäsig, und waren natürlich neidisch, da er nun mal Mutters Liebling war.

Auf ihrem Weg kamen sie bei der Buche vorbei, die damals noch jung, und einen geraden Stamm besaß. Die Mutter streifte diese, bog dabei einen Ast um, und als sie vorbei war, schnellte er pfeifend wieder zurück, direkt ins Gesichtchen des Frischlings. Darauf lief er wütend mit seinem Köpfchen gegen den Stamm, was noch einmal so weh tat.

Während er wankend sein Gleichgewicht suchte, bogen sich seine Geschwister vor Schadenfreude. Das Herz schlug dem Frischling vor Zorn bis zum Halse als er sah, wie sie lachend auf dem Rücken lagen, mit ihren Beinchen herumstrampelten, und nach Luft japsten. Doch als seine Mutter sagte, was für ein dummer Frischling er doch manchmal sei, und dabei schmunzelnd den Kopf schüttelte, da brach für ihn eine Welt zusammen.

Mit Tränen in den Augen lief er davon. Er lief und lief, bis ihm der Atem ausging, und sich erschöpft unter einer Fichte versteckte. Dort schluchzte er, dass er nicht dumm sei, und schwor es allen zu zeigen. Wann immer er an der Buche entlang kam, die er ab diesem Tage mehr als alles andere hasste, wollte er mit seinem Kopf dagegen rennen. Bis sie eines schönen Tages endlich umkippte. Dann würden seine Geschwister und seine Mutter schon sehen, wer der Dumme ist. Doch bei jeder Begegnung wurde die Buche nur etwas schiefer, und das Wildschwein von mal zu mal unansehnlicher.

Wüssten die Weisen des Waldes um das Schicksal dieses Tieres bescheid, dann würden sie wohl mit erhobenem Finger und ernster Miene sagen, das verletzter Stolz, Verbohrtheit und Hass zu blindwütigen Taten verleitet, die keinerlei Sinn ergeben. Als ob dies jemanden interessierte. Viel, viel schrecklicher ist doch, das irgendwann selbst die Trolle einem den Zutritt zu ihren dunklen Behausungen tief im Berg verwehren, weil man schlicht und ergreifend zu hässlich ist.

Doch all dass wusste niemand, und nur eines war klar, wenn ein lauter Donnerschlag durch den Wald rollte. Dass das Schwein mal wieder gegen den Baum gelaufen war.

 

Hallo Benji!

Willkommen auf kg.de.

Erstmal eine Frage: Ist die Buche nun schief, krumm oder verdreht? Für mich sind das drei verschiedene Dinge.

Inhaltlich finde ich den Text ein wenig dünn. Wildschwein rennt gegen Buche, um sich zu rächen. Naja, okay. Vielleicht könntest du die Reaktionen der anderen Waldbewohner noch mehr mit reinbringen, das wäre sicher interessant.

Grüße
Chris

 

Hallo Benji!,

ich muss gestehen, die Textstelle finde ich von der Idee nicht schlecht. Allerdings fehlt mir eine richtige Einleitung. Deine Geschichte beginnt einfach so. Wenn du vielleicht diese Idee noch weiter auskleidest, dann wird die Sache auch richtig rund. Sprachlich stolpert man an manchen Stellen, aber wenn die Geschichte jenes inhaltlich wettmacht, dann ist das kaum ein Problem.

 

Aloha!

Wollkommen bei kg.de und willkommen im fantastischen Forum.

Ich frage mich, was ich mit der Erzählung anfangen soll ... außer, dass sie einfach da ist. Sie ist unterhaltend, nicht ohne einen hintergründigen Humor, aber – ganz wie im Wald – lässt sie mich als Leser im Regen stehen und damit außen vor. Ich nehme nichts mit, was ich anderen erzählen möchte, denn dafür ist die Geschichte dann doch zu banal. Daran kann man arbeiten, denn stilistisch gefällt mir die Umsetzung gut, die Charaktere und Umgebung kommen nicht ‚zu’ kurz und vielleicht machst Du Dir auch noch mal Gedanken, wie Du den Leser – oder auch Hörer, denn dies ist eine Erzählgeschichte! – mitnimmst und ihm oder ihr etwas mit auf den Weg gibst. Beispielsweise, dass Verbohrtheit selten schmerzfrei endet ...

Auch, wenn die Erzählung kurz ist: Hier und dort ein Absatz macht sich sehr gut, um das Lesen zu erleichtern. ;)

Trotz meiner Anmerkungen – die, ich betone dass ganz ausdrücklich, keineswegs der Weisheit letzter Schluss, sondern mein Eindruck Deiner Erzählung sind -, die umfangreich ausfielen, habe ich den grundsätzlichen Stil sehr genossen. Es wäre toll, wenn Du Dir die Zeit nimmst, und an der Geschichte noch ein wenig feilst und sie vielleicht sogar ausbaust.


Dinge, die mir auffielen:

Und obwohl sich ihr vernarbter silberner Stamm so schief und ganz eigentümlich verdreht vom Boden aus in die Luft schraubte, erhob sich letztlich ihre Krone weithin sichtbar über all die anderen Bäume.
-> ihr vernarbter (Leerzeichen zu viel.)
-> vernarbter, silberner
-> Stamm schief, und ganz eigentümlich verdreht, vom („so“ kann weg, eingebastelteten Nebensatz durch Komma abtrennen)
-> die Krone (vermeidet Wiederholung ihr/ihre)

Ganz in ihrer Nähe, hauste das wohl hässlichste Wildschwein aller Zeiten.
-> Nähe hauset (Komma streichen.)

Beugte es seinen Kopf zum Trinken über den kleinen Waldteich, ...
-> Satzstellung: Beugte es seinen Kopf über den kleinen Waldteich, um zu Trinken, ... (Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob es nicht auch so geht, wie es da steht, muss ich zugeben ...)

Und suchte es, wie so oft in seinem Leben, brüllend und schnaubend die riesige schiefe Buche auf, dann neigten sich die umliegenden Bäume wie bei einem Sturm zur Seite.
-> Logischer Fehler, denn später stellt sich heraus, dass es die Buche nicht extra aufsucht, sondern nur auf Rammkurs geht, wenn es zufällig an ihr vorbeikommt.

..., dass dies nicht sein letzter Besuch war, und abermals vorbeikommen werde.
-> gewesen sei und es abermals

Da das Wildschwein nicht nur hässlich und groß, sondern auch ein uraltes Tier war, wusste sich niemand dieses Verhalten zu erklären.
-> Wieso sollte sich aus der Tatsache, dass das Schwein groß, hässlich und uralt ist auch erklären, warum es gegen den Baum rennt?

Schon immer lief es gegen den Baum, und es schien verrückt zu sein. Die Buche selbst aber hielten die Waldbewohner wegen ihres missgestalteten Wuchses für verflucht. Da aus diesen Gründen nicht einer ihre Bekanntschaft suchte, blieb auch ihre Vergangenheit für immer ein Geheimnis.
-> Wiederholung: immer
-> Vorschlag: und so erweckte es den Eindruck, verrückt zu sein.

Das einstmals ein hübsches braves Ferkelchen, quiekend seiner Mutter durch das Unterholz folgte. Und dass sie bei der Buche vorbeikamen, die ebenfalls noch jung war, und noch einen ganz normalen geraden Stamm besaß.
-> hübsches, braves Ferkelchen quieckend (Das vor dem Quieken eingesparte Komma kann vor dem brav Verwendung finden.)
-> folgte, und sie (Die Sätze gehören dichter zusammen, sind jedoch selbständig - also Komma und das zweite „dass“ wird hierdurch auch vermieden!)
-> Wiederholung: noch

Laut klatschend landete er im Gesicht des Ferkelchen, worauf es zornig mit seinem Köpfchen gegen den Stamm rannte.
-> Ferkelchens
-> Du unterschlägst hier den Punkt, dass es so sehr verletzt wurde, dass sein Gesicht entstellt wurde.

Doch all dass wusste niemand. Nur eines wusste jeder, wenn ein lauter Donnerschlag durch den Wald rollte. Dass das Schwein mal wieder gegen den Baum gelaufen war.
-> Wiederholung: wusste
-> rollte: dass


shade & sweet water
>x<

 

Vielen Dank für euere Rückmeldung und natürlich Kritik, die den Nagel auf den Kopf trifft. Ich werde versuchen die Geschichte zu retten. Doch ich brauche etwas Zeit für die Umarbeitung.

Grüße Benji

 

Hallo

Hab die Geschichte nochmal überarbeitet. Doch richtig zufrieden bin ich immer noch nicht.

grüße benji

 

Hi Benji,

weil die Sprache oben schon derartig genau unter die Lupe genommen wurde, spare ich mir das hier einfach mal. So sehr achte ich eh nicht darauf.
Der Stil deiner Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Man konnte gut folgen und der Text lies sich flüssig. Problem ist nur, dass es an der Handlung irgendwie hapert.
Der Plot an sich ist ja nicht gerade sehr umfangreich ;-). Ein Wildschwein rennt gegen einen Baum wegen einer ewig vergangenen Beleidigung - nun gut. Viel ist es nicht und damit auch nicht genu um richtig einen Spannungbogen (oder etwas ähnliches) zusammenzubasteln.
Sehr schön fand ich wiederrum den humoristischen Ton. Vor allem bei den

blatternarbigen Trolle
lag ich fast unter dem Schreibtisch!
Somit kann ich sagen das ich die Geschichte sehr gern gelesen habe, aber richtig mitgerissen oer gefesselt hat sie mich nicht.

Tar Calion

 

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