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Die Vertreibung aus dem Paradies

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13.02.2008
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Die Vertreibung aus dem Paradies

Ich setze mit dem Boden meines Bierglases ein paar nasse Ringe auf den Tresen. Erst Audi, dann die Olympischen Spiele. Später habe ich feuchte Ellenbogen. Mein Hemd ist mehrere Tage alt. Ich habe nicht damit gerechnet, mich heute noch einmal anziehen zu müssen. Höchstens um zwei Döner ohne Zwiebeln an der Straßenecke zu holen und kurz darauf wieder in unsere feuchtwarme Höhle zurückzukehren. Dorthin, wo Hemden und Kleidchen nur dazu da sind, den grauen Teppich mit Farbtupfern zu versehen. Oder dazu, den Strom aus einer umgestoßenen Colaflasche zu stoppen, ohne dafür die Küche auf einen Lappen besuchen zu müssen.
Auch Adam und Eva mussten sich Kleidung zulegen: erst Feigenblätter, dann grobe Stoffe aus Pflanzenfasern, die auf der Haut scheuerten und ihre zuvor strahlend nackten Körper schamhaft verhüllten. Zuletzt die Häute und Felle der Tiere, die ihnen von nun an für immer fremd sein würden.
So gesehen bin ich mit meinem Hemd noch ganz gut bedient.
„Ooooch, du Armer.“ Sascha kippt den Kopf in den Nacken und den Korn in den Hals, dann wendet er sich zu mir: „Wenn dich deine Klamotten so sehr beklemmen, leg nur ab. Mir ist eh langweilig.“
Sascha selbst trägt ein fadenscheiniges T-Shirt mit abgetrennten Ärmeln und einem Frühwerk in waschfestem Filzschreiber über der Plauze: „Absstürzende Brieftauben“ mit doppeltem, allerdings unpolitischem S steht über einer Taube, die senkrecht zum Boden stürzt - schnell zu Boden stürzt, wie viele diagonale Striche zu beiden Seiten andeuten.
„Es ist nicht das Angezogen-Sein an sich“ erkläre ich, „die Kleidung ist ein Zeichen.“ Sascha nickt: „Ich weiß, ich weiß, ein Zeichen dafür, dass du verstoßen wurdest. Dafür, dass deine neue Alte dich zum ersten Mal ungefickt zu Bett schickt.“
Er umfasst imaginäre weibliche Hüften, die sich über seinem mit Sicherheitsnadeln kaum gesellschaftsfähig zusammengehaltenen Hosenschlitz auf und ab bewegen. Er ist zu laut, wie immer viel zu laut, und ich habe schon vor dem Kater Kopfschmerzen.
Ich knüpfe meinen Blick fest auf die dunklen Flecken meiner Hemdsärmeln. Erika grinst, als ich vorsichtig wieder aufblicke. Sie ist etwa so alt wie meine Mutter. Doch das, was meine Mutter entspannt und unbedrohlich in Höhe des Magens trägt, hat Erika bis knapp unters Kinn hochgeschnürt. Ich zucke mit den Schultern und hebe zaghaft mein leeres Glas. Hoffentlich zieht die Hitze, die kurzzeitig in mir aufsteigt, keine auffällige Farbveränderung nach sich.
Erika füllt übertrieben schwungvoll nach – sieht lässig aus, schäumt aber ziemlich scheiße – und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als erwarte sie eine weitere Einlassung meinerseits zum Thema, das mein Begleiter soeben gestisch erörtert hat. Ich senke den Blick auf die Theke, wo meine schönen Ringe sich mittlerweile in einen See verwandelt haben. Endlich wird Erika von einem durstigen Gast fortbeordert.
Sascha, der jetzt Bierdeckel zerpflückt, verkennt meine Situation vollkommen. Es geht nicht um Sex, jedenfalls nicht ausschließlich. Wenn ich jetzt noch vier, fünf Korn hinterherkippe, werde ich auch ungefickt gut einschlafen können. Doch ich spüre das Ende einer Ära. Die Zeiten, in denen ich ihr allein genügte, sind vorbei, für immer vorbei. Jetzt ist: „Wir können ja nicht immer aufeinander hocken.“ und „Ich will auch mal wieder meine Freundinnen treffen. Frauenabend und so.“
Und dafür muss ich jetzt Männerabend haben. Bier und Korn in Begleitung eines von Sexualneid zerfressenen Dreizehnjährigen im Körper eines unsportlichen Mittzwanzigers.
Unterdessen sitzt sie zwischen ihren weichen Freundinnen auf dem Bett, das sie noch schnell neu bezogen hat, um die Flecken unserer Liebe zu beseitigen. Sie trinken halbtrockenen Sekt aus der Flasche, drängeln sich vor dem Badezimmerspiegel und drücken Kussmünder in sämtlichen Rotschattierungen auf 500 Blatt Kosmetiktücher, die sie dann wie Schmetterlinge zu Boden flattern lassen. „Kannst du mir die Haare machen?“ „Ich glaube, meine Brust ist in letzter Zeit gewachsen. Fühl mal, die spannt so.“
Sie essen Weintrauben und Möhrensticks mit Dip, lackieren sich gegenseitig die Fußnägel in Pastelltönen. Und sie tanzen schon mal, tanzen auf Robbie Williams. Sie schmiegt sich in die warme Halsbeuge ihrer Freundin, presst ihre Becken an sie und lacht: „Alex kriegt ja auf Robbie Williams keinen hoch.“
Und dann lachen sie alle, hell und boshaft, raffen ihre dünnen Jäckchen zusammen, klappern durchs Treppenhaus und springen hintereinander dampfend in den hellen Abend hinaus.
Sascha rülpst mir ins Ohr: „Wir können ja auch ein bisschen schmusen.“
Ich handele ihn erfolgreich auf Kickern herunter und rutsche träge vom Barhocker, langsam, um meinen Wein nicht zu verschütten, da abseits der Theke die Frequenz des Service merklich abnimmt. Hinten an der Gaderobe bin ich sogar mal über den Schädel eines verendeten Rinds gestolpert, oder so. Für den Wein muss ich mich von Sascha beschimpfen lassen. Ich sage ihm nicht, dass ich manchmal frage, ob sie auch mir ein Glas Weißweinschorle mitbringt, wenn sie vom Balkon in die Küche geht.
Sascha steht schon am Kicker und freut sich. Seine Arme hat er hochgezogen und angewinkelt, um dann, zu gegebener Zeit, in Zeitlupengeschwindigkeit, die allerdings zeichenhaft für Blitzgeschwindigkeit steht, nach seinen Waffen zu greifen. Ich lasse mir Zeit zu ihm hinüberzuspazieren, damit er lange breitbeinig mit den Schultern an den Ohren mitten in der Kneipe stehen muss und sich ein bisschen schämt. Doch er steht stolz und lächerlich, und der Einzige, der sich schämt, bin ich.
„Die Seiten wechseln wir dann aber gleich“, sage ich und nehme einen Schluck Wein.
„Warum?“, fragt er und blickt verständnislos auf den Kicker, der sich etwa im Dreissig-Grad-Winkel zu meinem Tor hinabneigt und schmeißt den Ball ein. Ohne dass einer der Spieler, die Sascha frenetisch um ihre Achse rotieren lässt, den Ball berührt, rollt dieser gemütlich in meine Ecke und von dort in provozierender Langsamkeit hinter meinem Keeper vorbei ins Tor, noch bevor ich mein Glas wieder abgestellt habe.
„Wage es nicht!“ sage ich, als er Anstalten macht, seinen Zähler auf eins zu setzen, und lächele verspätet.
Sascha zwirbelt seine Mittelfeldspieler zu summenden Scheiben, und die Schwerkraft unterstützt ihn, wann immer der Ball dem furchterregenden Gedresche entkommt. „Nimm dies, Schurke!“, ruft er, als er wieder einen Treffer landet, reißt die Arme hoch und präsentiert feuchtglänzendes Haar in sternförmiger Anordnung.
„Ey, hör mal auf, so zu drehen, Alter!“, fordere ich mehrmals und in zunehmender Lautstärke, doch ohne Erfolg.
Dann gelingt es mir unerwartet und gegen die Gesetze der Physik viermal hintereinander mit langen Schüssen des Torwarts die Mittellinie zu überwinden und Saschas völlig vernachlässigte Verteidigung zu überrumpeln. Jetzt ist nur noch ein Ball übrig. Der springt ein wenig orientierungslos von einem Feld ins andere, bevor es mir gelingt, ihn mit dem Fuß meines rechten Stürmers festzuklemmen. Ich hebe mein Weinglas, „Cheers“ und schmettere den Ball mit der Linken so wunderschön angeschnitten in Saschas Tor, dass ich selbst beeindruckt bin. Allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn dann hüpft er ob der Wucht des Schusses wieder ins Mittelfeld, von wo Sascha ihn mit einer letzten surrenden Rotation in mein Tor befördert.
Sprach- und fassungslos starre ich Sascha eine Weile an. Er selbst scheint noch geschockt, dann grinst er halb verlegen: „Komm schon, Alex, ich hab dir vorhin schon einen geschenkt.“
Ich werde mir erst bewusst, dass ich das Glas auf den Tisch geknallt habe, als ich es in meiner Hand zerbersten höre.
„Hast du dir in die Flosse geschnitten?“, fragt Sascha mütterlich und runzelt besorgt die Stirn. Ich betrachte meine weiße Handfläche. Eine kaum sichtbare Linie zieht sich quer von der Wurzel des Zeigefingers bis zur Handkante. Eine zweite Lebenslinie, denke ich und frage mich, ob ich nun bald ein Doppelleben als Student/Superheld beginnen werde. Es ist ein Kratzer.
Ich spreize die Finger und eine Schlucht tut sich auf, glatte Ränder, unergründliche Tiefen. Ein Delta rinnt in fünf Bahnen meinen Unterarm hinab. Es bildet Tropfen am Ellenbogen und fällt von dort zu Boden, läuft in meinen aufgerollten Hemdsärmel, der schon einiges an Wein abbekommen hat.
„Ach du Scheiße, du blutest ja wie ein Schwein,“ sagt Sascha.
Ich sehe auf und erkenne tiefe Erschütterung in seinem gutmütigen Gesicht. Er hält noch immer die Griffe des Kickers fest umklammert. Die Hälfte meines Blutes, die noch nicht aus meiner Hand auf den Kneipenboden gefallen ist, um sich dort mit klebrigem Schmutz zu mischen, sackt mir jetzt in die Füße.
Ich streife mir mit der Handkante die Haare aus der Stirn, um mir eine archaische Kriegsbemalung aufzulegen. Die Menschheit hat ihre Unschuld verloren.
„Das ist deine Schuld, Bruder,“ sage ich, und mein Hals tut beim Sprechen weh.
Ich lasse meine Hand langsam sinken. Jetzt rinnt es in die andere Richtung, sammelt sich an der Spitze von Zeige-, Mittel- und Ringfinger, bevor es meinen Körper für immer verlässt. Ein zweites Herz sitzt in meiner Hand, eines, das etwa 50 Grad hat und 250 Mal in der Minute schlägt.
Ich lehne mich rückwärts an den Kicker, stütze zumindest mal die Ellenbogen auf, damit ich mich nicht auf den Fußboden oder auf den Billardtisch legen muss.
„Du hyperventilierst“, sagt Sascha, hat aber Unrecht. Ich hyperventiliere nicht. Im Gegenteil: Ich atme schnell und stoßweise aus und wieder aus, sehr selten ein. Flache Hechelatmung gegen den Schmerz und den drohenden Bewusstseinsverlust.
Selbst Erika kommt jetzt hinter der Theke hevor und zu uns herüber. „Ker, was machst denn du für Sachen?“
Ich überlege kurz, ob sie es wohl zuließe, dass ich mich ein wenig an ihr festhalte, nur für einen Moment mein Gesicht in ihren Balkonbusen grabe.
„Is' ja eigentlich nichts weiter“, sage ich und sehe besorgt zu, wie mein Blut fröhlich aus mir heraussprudelt. Ich warte.
„Hm“, macht Sascha, und Erika fragt: „Die Finger kannst Du doch noch bewegen?“
„Schon“ sage ich.
„Ich kann dir ein sauberes Küchentuch geben“, meint Erika.
Erleichtert höre ich Sascha sagen: „Vielleicht sollte man das nähen?“
Ich schlackere ein wenig die Hand und sprühe Blut auf den Plastikrasen des Kickertisches: „Ach was, das geht schon. Notaufnahme brauch’ ich jetzt echt nicht noch.“
Sascha zuckt die Schultern: „Hast recht. Das hört bestimmt gleich auf.“
Erika wirft mir jetzt ein Küchentuch zu, das ich mir ungläubig über die Schulter lege.
„Ich geh’ dann jetzt mal zur Toilette. Blut abwaschen und so“, sage ich und warte erneut, um ihnen noch eine letzte Chance zu geben, dann stapfe ich wütend davon und achte darauf, dass ich in die Blutstropfen trete, die ich auf meinem Weg vor mir verteile und sie schön auf dem Boden verschmiere.
„Ey,“ ruft Erika mir hinterher, „versau mir aber nicht das Klo.“
Ich bin mir sicher Knochen durchs Fleisch blitzen zu sehen. Aber okay, es ist ja nur eine Hand. Daran kann man sich gewöhnen. Ich bin ja schließlich kein Pianist.
Auf dem Weg nach unten schmiere ich das Blut fein an der esoterisch gewischten Raufasertapete der Flurwand ab. Das ist für dich, Erika, vielen Dank für Anteilnahme und Putzlumpen.
Im Blau der Klobeleuchtung ist mein Blut grau. Ich wasche mir das Gesicht mit der Linken und lehne mich mit der Stirn an die kühlen Kacheln, während ich das karierte Tuch um meine Hand winde. Ich kämpfe die Übelkeit wieder meinen Schlund hinunter.
Ich weiß, dass es ein Regelbruch ist, als ich ihre Nummer wähle.
„Ich kann ja später vorbeikommen“, habe ich gesagt und sie hat mein Gesicht in beide Hände genommen und mir einen Kuss aufgepickt: „Ich weiß gar nicht, wann ich zurückkomme. Wir können uns ja morgen zum Frühstück treffen.“
Es überrascht mich gar nicht, dass nur die Mailbox drangeht. Es überrascht mich nur, dass ich das Handy einfach wieder wegstecke, ohne es am Porzellan des bahamabeigen Waschbeckens zu kleinen Plastikteilchen zu zertrümmern. Geht mit Links aber auch schlecht.
„Komm, trink noch was!“, sagt Sascha fürsorglich, als ich zum Tresen zurückkehre, und reicht mir sein Pinnchen.
„Super Idee. Das kommt der Blutgerinnung sicherlich zu Gute.“ Ich stelle das geleerte Glas auf die Theke und ziehe meine Jacke an.
„Wie, haust du ab?“ Er legt den Kopf etwas schief, traut sich aber nicht, mich als Spalter zu beschimpfen.

Ich verlasse die U-Bahn, obwohl sie zum Bergmannsheil fährt, wo mir Haut und Fleisch doch wieder zusammengefügt werden könnten. Der Mond steht genau auf der Mittelachse des Himmelsausschnitts, der am Ende der Treppe auf mich wartet. Ich gehe hintenrum. Die Mülltonnen sind wie immer mit Kette und Vorhängeschloss verriegelt, aber die Hintertür steht offen. Ich setze mich auf die Fußmatte mit dem Hundegesicht und wickele mir die Baumwolle von der Hand. Es bedarf nur einer kleinen Bewegung, und es beginnt wieder zu sprudeln. Es macht schöne Flecken um den Lichtschalter, den ich im Fünfminutenrhythmus betätigen muss. Nachdem es von oben schreit: „Hallo? Was ist denn da los“, sitze ich lange im Dunkeln und lausche dem Pochen meiner Hand. Ich stelle mir vor, wie sie auf mich zukommt, umgeben vom flackernden Strahlenkranz der unverkleideten Neonröhren. Wie sie sich zu mir auf den Hund setzt, meinen Kopf in ihren Schoß nimmt und meine Wunden mit ihren Tränen wäscht. Ich beginne zu frieren. Mit steifen Beinen rappele ich mich auf und breite das Tuch über das lachende Hundegesicht. „Ich will zurück“ möchte ich mit Blut an die Tür schreiben, bevor ich gehe, aber es hat schon aufgehört zu fließen.

 
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Hallo feirefiz!

Das ist eine überaus hübsche, gelungene Geschichte. Der Held-Protagonist-Erzähler erlebt einen wahren Tragödienstadl von versautem Abend, gleichzeitig dessen beschämende globale Nichtigkeit, mit leisem Abwinken.

Sowas wird ja oft versucht und vermasselt, dann muß sich der Leser durch eine weitere Jammergeschichte mit mühsam angenapftem und aufgesetztem Humor kämpfen, der von Banalität und verkrampfter Dusseligkeit ablenken soll und am Ende nichts außerdem übrigläßt. Nicht jedoch in Deiner Geschichte.

Hier ist alles echt; mit phantastischer Leichtigkeit gelingt es Dir, die beiden Aspekte - den traurigen und den komischen - gleichberechtigt und glaubhaft darzustellen. Der Humor ist genau meine Kragenweite: Aus der Realität gespeist, ohne deren Ernst und Tiefe zu verspotten oder zu schmälern, treffsicher und wundervoll angeböst, zeigt er unzerstörbare Lebensfreude, gute Beobachtungsgabe und feine situationsopportunistische Ironie.
Esoterisch gewischte Rauhfasertapeten! Was für eine Freude.

Die Komma- und Tippfehler muß ich denen überlassen, die die Zitatfunktion beherrschen, sonst werde ich gaga.

Ich bin Dein Fanclub,
Makita.

 

Hallo Makita,

danke für's Lob. Ich hatte die Geschichte schon einmal in einem anderen Forum eingestellt, wo sie mir dermaßen verissen wurde, dass ich schon bald selbst geglaubt habe, dass es keinen Zusammenhang zwischen Kneipentour und Liebe gibt. Insofern hast du mir mit dem ein-Personen-Fanclub sowohl eine große Freude bereitet (eine Homepage der neuen feirefiz-appreciation-society wüsste ich auch zu schätzen) als auch die Situation sehr gut getroffen.
Was du über das Bewusstsein der beschämend globalen Nichtigkeit und das Nebeneinander von traurigen und komischen Elementen geschrieben hast, hat mich sehr gefreut, weil es mir genau darum ging, diese Stimmung darzustellen.
Es würde mich allerdings mal interessieren, ob irgendwer was mit meinen heilsgeschichtlichen Anspielungen anfangen kann, weil ich mir echt nicht sicher bin, ob ich das so drin lassen soll.

Die Komma- und Tippfehler muß ich denen überlassen, die die Zitatfunktion beherrschen, sonst werde ich gaga.

Wie ich das jetzt gemacht habe? Strg C für's Kopieren, dann auf diese niedliche kleine Sprechblase oben rechts, und fein mit Strg. V zwischen die eckigen Klammern einfügen.

lg
feirefiz

 

Hallo Autor,

Ha! Hahaha! Ich kann zitieren! Warum habe ich das nicht selber herausgefunden? Du ahnst nicht, was ich alles für komische Knöpfe gedrückt habe. Und in welch komischer Reihenfolge! Und was dann alles nicht dabei herauskam!
Jetzt bin ich schlau und kann mit den großen Hunden pinkeln.
Zum Dank werde ich umgehend meine neue Fähigkeit an Dir wetzen und fange bei Adam und Eva an:

Es würde mich allerdings mal interessieren, ob irgendwer was mit meinen heilsgeschichtlichen Anspielungen anfangen kann, weil ich mir echt nicht sicher bin, ob ich das so drin lassen soll.

Diese Anspielungen, falls ich das überhaupt richtig sehe, legen eine Grundaussage unter/über das Gesamtding, die da heißt:
Was Adam und Eva durch den Erkenntnis- und darauffolgenden Klamottenfluch widerfuhr, nämlich Verlust der ursprünglichen gottgewollten Gleichheit, der unschuldigen Zuwendung zu Momentfreuden, der Selbstgenügsamkeit, widerfährt Liebenden nach der ersten Rauschzeit, widerfährt der Menschheit seitdem dauernd und läßt Menschen, auch und besonders gemein in Liebes- und Freundschaftsdingen, Absurditäten anzetteln, von denen Freundschaft und Liebe eigentlich erlösen sollten.
Das, wiederum vorausgesetzt, daß ich es richtig sehe, paßt doch ganz wunderbar in die Erzählung, in der sich der Held, angetan mit eigenfremdem Hemd, sozusagen als Mensch verkleidet, mit genau diesen Absurditäten herumschlägt und dabei versucht, tapfer zu sein und sein Menschenpäckchen mit Würde zu tragen. Er ist ja nur mal wieder aus dem Garten geschmissen worden, und der Hut, der ihn so fies kneift, ist uralt. Das ist eine zutiefst versöhnliche Botschaft.
Falls ich das alles falsch sehe, tritt diesen ersten Teil getrost in die Tonne und lies meine Zitatorgie zum Thema "Tippe und Kommata":

Erst Audi, dann die olympischen Spiele.

ein fadenscheiniges weißes T-Shirt in Übergröße mit abgetrennten Ärmeln

„Absstürzende Brieftauben“ mit doppeltem, allerdings unpolitischem S steht über einer einer Taube, die eher an einen Wurst erinnert,
ein "einer" ist zuviel, eine Wurst

Er ist zu laut, wie immer viel zu laut, und ich habe schon vor dem Kater Kopfschmerzen.

Wenn ich jetzt noch vier-fünf Korn hinterherkippe, werde ich bestimmt auch ohne gut einschlafen können. Doch ich spüre das Ende einer Ära. Die Zeiten, in der ich ihr allein genügte, sind vorbei, für immer vorbei.

Und alles was ich dem entgegensetzten kann ist ein Männerabend.
"Und alles, was ich dem entgegensetzen kann, ist ein Männerabend."

Ich glaube, meine Brust ist in letzter Zeit gewachsen.

Sie pressen ihre Hüften gegeneinander, und sie lacht:

da abseits der Theke die Qualität und Frequenz des Service merklich abnimmt.
Qualität und Service sind zu zweit und nehmen daher ab.

, um dann zu gegebener Zeit (...), nach seinen Waffen, in diesem Fall die Griffe des Kickers, zu greifen.
nach den Griffen.

damit er lange genug breitbeinig, mit den Schultern an den Ohren mitten in der Kneipe stehen muss
hier machst Du entweder das Komma einfach weg (meine Empfehlung) oder noch eins nach Ohren rein.

Doch er steht stolz und lächerlich, und der einzige, der sich schämt, bin ich.

etwa im 30 Grad Winkel
Dreißiggradwinkel (Vorsicht, verpönter, nur von mir geliebter Altschrieb) oder Dreissig-Grad-Winkel.

„Wage es nicht!“ sage ich, als er Anstalten macht, seinen Zähler auf eins zu stellen, und lächele verspätet.

Sascha zwirbelt seine Mittelfeldspieler zu summenden Scheiben, und die Schwerkraft unterstützt ihn

bevor ich dann mit einem Wechsel zum Angriff nachsetzten
nachsetzen.

„Das ist deine Schuld, Bruder“, sage ich, und mein Hals tut beim Sprechen weh.

sammelt sich an der Spitze von Zeige-, Mittel- und Ringfinger, bevor es meinen Körper für immer verlässt. Ein zweites Herz sitzt in meiner Hand, eines, das etwa 50 Grad hat

„Du hyperventilierst“, sagt Sascha

„Hm“, macht Sascha, und Erika fragt:

Nee, klar, Sascha, macht ja auch nichts, wenn ich fast meine verdammten Knochen durchs Fleisch blitzen sehe. Ist ja nur immerhin nur eine Hand, die Rechte zwar, aber daran kann man sich ja bestimmt gewöhnen.
Ein nur zuviel, ein ja könnte auch weg.

Das ist für dich, Erika

dass ich das Handy einfach wieder wegstecke, ohne es am Porzellan des bahama-beigen Waschbeckens

„Komm, trink noch was!“ sagt Sascha fürsorglich, als ich zum Tresen zurückkehre, und reicht mir sein Pinnchen.

traut sich aber nicht, mich als Spalter zu beschimpfen.
Ich verlasse die U-Bahn, obwohl sie zum Bergmannsheil fährt

Die Mülltonnen sind (...) verriegelt, aber

Es bedarf nur einer kleinen Bewegung, und es beginnt

Was ist denn da los?“, sitze ich

möchte ich mit Blut an die Tür schreiben, bevor ich gehe

Uff! Ich sehe schon, die Zitatfunktion zieht Arbeit nach sich. Aber wenn die Story es so wert ist...

Ein' schön' Restsonntach,
Makita.

 

„Es würde mich allerdings mal interessieren, ob irgendwer was mit meinen heilsgeschichtlichen Anspielungen anfangen kann, weil ich mir echt nicht sicher bin, ob ich das so drin lassen soll.“

Hallo feirefiz und ein herzliches Willkommen dem kleinen Bruder Parzivals!

Nach Makitas Fleißarbeit übernehm ich gern noch’n zwo winzige Problemchen:

Das erst ist: Dir fehlt’s, die Masse der Fehler zeigt es, die Konzentration.

Das zwote wäre eine Vereinfachung, die zugleich die KONJUNKTIV-Konstruktion vereinfachte (sowas gibt es auch, Leute!): „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich heute noch einmal würde anziehen müssen“, ist zwar schön formuliert, einfacher aber wäre, ohne Inhaltliches zu ändern „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich heute noch einmal anziehen müsste.“

Nicht dass ich nicht gerne tränke. Schon als Wölfling lernten wir zu saufen und auch was auszuhalten. Und wir waren gewiss nicht wesentlich anders als im geschilderten Fall.. Aber nun, mir gefällt der Text wenig bis gar nicht. Es ist das pubertäre Geschwätz besoffener Typen, der nix übern Zustand der Welt aussagt. Daher finde ich auch keine richtigen heilsgeschichtlichen Anspielungen. Oder sollten folgende Ausdrücke diese Rolle übernehmen (Ms Interpretation bleibt außen vor)?

„Abs-stürzende Brieftaube“ > Hermann Josef Abs, einflussreicher Finanzfachmann unter den 1.000 (Heils-)Jahren wie unter der Ära Adenauer.

„das Angezogen-Sein an sich“ und Kleidung nur als Zeichen(system) > Kleidung als Ding-an-sich. „Kantegorisieren“ (ZP, Immer Ärger mit Harry) wir ein wenig. Nee, wir lassen’s.

„Doch ich spüre das Ende einer Ära. Die Zeiten in der ich ihr allein genügte sind vorbei, …“ > private Heilsgeschichte?

„High-Noon-Duellgesicht“ > Zwölf Uhr Mittag, Heilsgeschichte im Film.

„HubbaBubbaBerentzen“ > Die Heiligen der letzten Tage – oder auch nicht.

Zur einleitenden Frage: Es tut der Geschichte keinen Abbruch, ob es drinsteht oder nicht.

Nix für ungut

FRD

PS: Der Trojanerkrieg Konrads v. Würzburg und Dein nickname verrät, dass Du Dich sogar für alte Literatur interessierst. Studier doch erstmal die Alten, wobei Wolfram noch der ironischste und damit zugänglichste ist m. E. und schau Dir doch hier einfach ein paar Texte an und dann versuch’s noch einmal. Ich bin von überzeugt, dass Du’s schaffst. Halt die Ohren steif!

 

Hallo feirefiz,

Männer haben einfach kein Gefühl dafür, wann sie tapfer sein müssen, wann sie Memmen sein dürfen. Und so blutet dein Mann zwar männlich, wenn es um die körperliche Wunde geht, aber ein einziger Abend, den seine Freundin mal für sich haben will, ist zu viel. Ja ja, die Sucht.
Ohne wenigstens leicht ironischen Abstand kann man das sicherlich kaum schreiben und auch nicht lesen, aber du findest für mein Gefühl durchaus den richtigen Tonfall für deine Geschichte.
Sie hat mir gefallen, ob es da diverse Anspielungen brauchte, weiß ich nicht, sie stören mich aber auch nicht. Allerdings dienen sie der Geschichte auch nicht.
Da es mir zu viele Fehler waren und ich noch einige Formulierungsvorschläge dazu hätte, dich aber hier nicht mit über 50 Zitaten quälen will, habe ich mal ein Worddokument erstellt.

Lieben Gruß
sim

 
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Hallo Makita,

jetzt schäme ich mich doch schon ziemlich. Ich habe lange überlegt, was ich zu meiner Ehrenrettung als Entschuldigung für Flüchtigkeits- und Kommafehler vorbringen kann, habe mich aber dazu entschlossen, die Schuld auf mich zu nehmen und geflissentlich alles zu verbessern - habe auch Kommas vor "und" und "oder" eingesetzt, obwohl die von Dir so gehasste neue Rechtschreibung da ja sogar im Falle von Subjektwechsel flexibler ist. Vielen Dank für die Mühen.
Noch einmal zur Heilsgeschichte: Ich fühle mich verstanden und werde auch bisher unentdecke Anspielungen drinlassen.

Hallo frd,

stimmt schon, dass in der Geschichte viel Triviales und unter anderem auch "pubertäres Geschwätz" vorkommt. Ich fand gerade den Kontrast dieser Banalität und der vom Protagonisten in Anspruch genommenen menscheitsgeschichtl. Bedeutung interessant, ebenso das Spiel mit Ernst und Humor, das Makita oben beschrieben hat. Ich nehme aber gerne zur Kenntnis, dass es Dir nicht gefallen hat und höre hier auf, mich selbst zu erklären, da der Text ja eigentlich für sich selbst sprechen soll.

ach ja, und zum Konjunktiv: Werde mal drüber nachdenken, aber z.Zt. hänge ich noch an meinem Satz

Ich wünsche euch beiden auf jeden Fall noch einen schönen Abend.

feirefiz

 
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Hallo sim,

danke auch Dir für die Mühen. Ich werde alle Vorschläge gewissenhaft überdenken. Mit den Kommas... ich weiß einfach nicht, was da schiefgelaufen ist. Eigentlich weiß ich ja wie's geht, vor erweitertem Infinitiv etc. Vielleicht wäre Ausdrucken und Durchlesen eine gute Idee gewesen. Ich hoffe, man nimmt es mir nicht als Respektlosigkeit vor dem Leser übel. Werde mir für die nächste Geschichte eine Strafe für jedes fehlende Komma auferlegen - zehn Liegestütze viell., das kann auch so nie schaden.

Wenn die Anspielungen die meisten Leser zumindest nicht stören, lass' ich sie für die wenigen Leser, die sie mögen, drin.

Ich freue mich jedenfalls ungemein über den äußert konstruktiven Umgangston in diesem Forum

 

Habe diu êre, sûn einer mœrinen unde dem bruoder Parzivals,

der Satz „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich heute noch einmal würde anziehen müssen“, ist ja nicht falsch, aber arg verquirlt, und an sich bin ich Freund solcher nicht dem main stream folgenden Formulierungen. Wie sagen doch manche Ältern: „Ich wollte doch nur das Beste!“, und schaffen’s eben nicht. Soll heißen, lass Dich von Deinem eigenen Sprachgefühl leiten und Du findest den richtigen Weg. Und dass einem andern das nicht gefällt, was man selbst geschaffen hat, ist was ganz natürliches (obwohl Schreiben wie alle andere Kunst gerade nix natürliches ist). Man kann’s nicht allen recht machen. Dann wird man Langeweile produzieren. Und wie gesagt, Du schaffst es. So schnell wie Du hatte noch keiner einen Fanclub, soweit ich weiß.

Gute Nacht & moin

friedel

 

Hallo Feirefiz,

zwischen Verrriss und in den Himmel loben, ist durchaus noch Platz für ein paar Grautöne. Nachdem sich die Vorkommentatoren ja schon in den Details recht kräftig ausgetobt haben, ein paar Wirte zum Inhalt:

Deiner Schreibweise ist anzusehen, dass du ein gewisses Maß an Routine besitzt. Einzelne Formulierungen lassen aufhorchen. Meine Lieblingsstellen sind:

Bier und Korn in Begleitung eines von Sexualneid zefressenen Dreizehnjährigen im Körper eines unsportlichen Mittzwanzigers,

Das ist für dich, Erika, vielen Dank für Anteilnahme und Putzlumpen.

Sie essen Weintrauben und Möhrensticks mit Dip, lackieren sich gegenseitig die Fußnägel in Pastelltönen.

Das sind Sätze, aus denen eine Kurzgeschichte bestehen sollte: Kurz, knapp und ein riesiges Spektrum an Obertönen.

Diese einzelnen Juwelen allerdings verstecken sich in deinem Text in einer Bleiwüste aus Mittelmaß. Das klngt nun vielleicht etwas hart, ist sicherlich auch zu nennenswertem Anteil Geschmackssache, aber Kneipenszenen finden sich in diesem Forum recht häufig, quer durch alle Rubriken von Horror über Alltag bis Krimi und Fantasy.

Die Messlatte liegt hoch und die von dir gewählte Lösung, einen Großteil der Geschichte in der Kneipe spielen zu lassen und die Dramatik so zu entwickeln, muss sich die Frage gefallen lassen, ob es denn in Summe nicht etwas zu viel Kickfussball und Alkohol war.

Meiner Meinung nach, wäre weniger hier mehr gewesen.

Liebe Grüße,

AE

 

Hallo sim,

ich habe Deine Anmerkungen jetzt durchgearbeitet, vieles verbessert, mich aber einigen Kommas verweigert, ohne dass ich jetzt mit Rechtfertigungen von Einzelfällen langweilen möchte. Mit den dass-Sätzen muss ich mal gucken. Der Tempuswechsel in der Adam und Eva Stelle ist absichtlich.
Ich sehe sofort ein, dass "strahlen" kein Synomym für "sprechen" ist, beharre aber darauf, dass man auch ohne Bezug hilflos entschuldigend lächeln kann.
Vielen Dank für viele kleine aber wichtige Verbesserungsvorschläge.

Hallo alter ego,

interessante Auswahl an Sätzen. Gerade der von Sexualneid zerfressene Dreizehnjährige steht bei mir noch immer auf der vielleicht-streichen-Liste, weil er mir doch etwas zu plakativ ist. Dafür habe ich ganz andere Lieblingssätze. Aber gut, was dem einen Juwelen, sind dem anderen eben Hasenköttel, um mal einen Vergleich zu wählen, der sicherlich in die letztere Kategorie von Sätzen fällt. Viele Perlen können meiner Meinung nach auch schnell etwas aufgesetzt wirken.

Hallo friedel,

Dann wird man Langeweile produzieren. Und wie gesagt, Du schaffst es.
:confused: Soll mich das nun trösten, oder soll es mir den Rest geben? ;)
Und Übrigens, zum Thema Pubertäres beim vindaere wilder maeren: Pz. 139,15ff; Pz. 167,27ff und Wh. 231,19ff. - sowas würde ich mich nie trauen ;)

Schönen Abend alle zusammen
feirefiz

 

Selbstverständlich eher trösten,

feirefiz,

denn nach „produzieren“ gehörte sicherlich ein Absatz (Asche auf mein Haupt!) gesetzt. So geht’s halt in einer flüchtigen Zeit zu.

Was das Erfinden wilder Geschichten angeht schau ich mal bei Gottfried nach (es ist schön, für andere „Kauderwelsch“ zu reden und der sehr geehrte Herr Kauder nix für seinen Namen kann) und sprech mit Wolfram.

Nach den Hinweisen kann’s gar nicht anders sein, als dass Du’s schaffst!

Bis bald

friedel

 

Hallo Feirefiz,

die Geschichte gefällt mir ausgesprochen gut. Dein Erzählstil ist flott, treffende Formulierungen, die ich ebenfalls für Juwelen halte (auch das mit dem Sexualneid eines Dreizehnjährigen :-))
Du schaffst den Spagat zwischen Ironie, ohne bemüht zu wirken und Tiefe, die nie pathetisch wird.
Für meinen Geschmack solltest du die heilsgeschichtlichen Anspielungen auf jeden Fall drinbehalten und ich unternehme einen Versuch der Erklärung warum:

Adam und Eva sind glücklich im Paradies. Dann essen sie vom Baum der Erkenntnis und begreifen, dass sie nackt sind.
In diesem Moment bekommen sie einen Körper.
Einen Körper zu bekommen, heißt ein Ichbewußtsein zu entwickeln.
Das Ichbewußtsein aber trennt vom anderen, mit dem man eins gewesen ist und damit gleichermaßen universell wie unverletztlich war.
Das "Ich" konzipiert den Schmerz und negative Gefühle wie Eifersucht, Einsamkeit und Angst vorm Tod.
Diese Entwicklung macht der Mensch mehrfach in seinem Leben durch. Das Neugeborene hat noch kein Bewußtsein von seiner Person, sondern empfindet sich eins mit der Mutter, aber im Laufe seiner Entwicklung bildet es sich recht schnell aus. Sobald der Säugling ein Ichbewußtsein hat, kommen neg. Gefühle wie z.B. Verlassenheit hinzu. Im Kindergartenalter begreift das Kind, dass es sterblich ist. Diese Entwicklung ist unaufhaltsam (und so war es unaufhaltsam, dass Eva den Apfel nahm und Adam davon gegessen hat). Dieser erste Prozess wiederholt sich mMn immer wieder im Leben: in der Pubertät, nach dem Ende einer Beziehung, nach dem Tod eines geliebten Menschen. Er ist immer mit Schmerz und Trauer verbunden und der tiefen Sehnsucht wieder Kind, wieder Geliebte(r), wieder eins zu sein. Darum schauen wir Menschen zurück (manchmal bis zu Adam und Eva) und wenn wir verstanden haben, stehen wir auf und gehen wieder weiter, solange bis wir sterben (und vielleicht werden uns dann die Kerubim empfangen und das lodernde Flammenschwert erlischt, damit wir unsere Hand nach dem Baum des Lebens ausstrecken dürfen, der im östlichen Teil des Garten Edens steht). Was auch immer sterben ist!?

„Ich will zurück“ möchte ich mit Blut an die Tür schreiben, bevor ich gehe, aber es hat schon aufgehört zu fließen.

Ein Finale von Schmerz und Sehnsucht und der Einsicht weiter gehen zu müssen, bis man irgendwann wirklich zurück darf.
Ein genialer Schlußsatz!

Ich habe aber auch was zu meckern. Die Szene mit dem Kicker hatte für mich Längen, die würde ich etwas kürzen.

Ansonsten wie schon gesagt, hat mir sehr gut gefallen.

Liebe Grüße
Katinka

P.S. Sollte die Bibel ein Comeback feiern? Fänd ich nicht das Schlechteste, obwohl man gleichzeitig vor der Kirche warnen sollte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Katinka,

vielen Dank fuer Dein Lob.
Nachdem das Kickerspiel nun mehrfach bemaengelt wurde, werde ich tatsaechlich mal gucken, ob ich da nicht was kuerzen kann. Als Motiv von Konkurrenz, Wut etc. ist es mir allerdings wichtig. Auf ganz pragmatischer Ebene muss ausserdem das Glas zerbrechen, damit es Schmerz, Wein und Blut gibt. Doch genug der Erklaerungen. Wollte eigentlich nur sagen, dass ich dankbar fuer konkrete Kuerzungshinweise waere.

viele Gruesse
feirefiz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo feirefiz!

Es gibt einen ganz tollen Trick, um herauszufinden, was und wo man kürzen kann: Lies die Geschichte jemandem vor. Laut und nicht zu schnell. Sofort merkst Du, wo die Längen lauern. Ich hab das bei Deiner Geschichte vorhin ausprobiert, klappt wunderbar.
Wenn man schnell liest, merkt man das nicht beim Leiselesen. Und ich könnte wetten, daß Du schnell liest.

Wenn das alles nicht hilft und Du aber unbedingt kürzen willst, gibt's auch jederzeit Konkretkürztips. Aber keinem kann das Zusammenstreichen soviel Spaß machen wie dem Autor selber, finde ich.

Liebe Grüße,
Makita.

P.S. Wenn Du nach dem Vorlesen nichts kürzen willst, dann kürz nichts. In dem Fall schreib mal bald eine nächste Geschichte stattdessen, das wär doch auch klasse.

 

Hallo feirefiz,

deine Art zu erzählen gefällt mir und somit im Großen und Ganzen auch diese Geschichte. Frisch und mit guten Einfällen würzt du den Text. Amüsant, wie er sich den Weiberhaufen vorstellt, bis diese endlich aus dem Haus stöckeln.

Einiges ist mir jedoch auch weniger positiv aufgefallen:

Die Kickerszene ist viel zu lang. Für meinen Geschmack würde ich mindestens 2/3 kürzen. Das nimmt der Geschichte die Fahrt, dadurch verlierst du den interessierten Leser.

Für mich hast du zuwenige Absätze gemacht. Das ist sehr anstrengend (besonders am Bildschirm) zu lesen.

Mir wurde erst sehr spät klar, dass das Chaos mit den Klamotten daher rührte, dass das Paar noch sehr frisch zusammen ist und Sex eine dominante Rolle spielt. Die Beschreibungen wirkten auf mich, als seien die Prots ziemlich am Ende. Aber das hat sonst wohl keiner so empfunden.


Kleinkram:


Feine Streifen roter und purpurfarbener Baumwolle werden zu feinen Streifen dunkelroter und violetter Baumwolle.
das wirkt sehr umständlich - warum nicht: Feine Streifen roter und purpurfarbener Baumwolle werden dunkelrot und violett.

Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich heute noch einmal würde anziehen müssen.
Ich gebe Friedrichard Recht.

Es sei denn, um zwei Döner ohne Zwiebeln an der Straßenecke zu holen und kurz darauf wieder in unsere feucht-warme Höhle zurückzukehren, in der Hemden und andere Kleidungsstücke nur dazu da sind, das gleichmäßige Muster des abgewetzten Laminatfußbodens mit abwechslungsreichen Farbtupfern zu versehen, oder den Strom aus einer umgestoßenen Colaflasche zu stoppen, ohne dafür die Küche auf einen Lappen besuchen zu müssen.

Nach diesem Absatz stellte ich mir eine richtige Asozialen-Wohnung vor und einen dementsprechenden Prot. Erst mit der Zeit wurde mir klar, dass der gar nicht so versifft ist, wie er mir eingeführt wurde.

Das erkenne ich daran, dass er sein dummes High-Noon-Duellgesicht aufsetzt und die Schultern mit angewinkelten Armen bis zu den Ohren hochzieht, um dann zu gegebener Zeit in Zeitlupengeschwindigkeit, die allerdings zeichenhaft für Blitzgeschwindigkeit steht, nach seinen Waffen, in diesem Fall den Griffe des Kickers, zu greifen.
Der Satz ist etwas lang geraten - mit Griffe und greifen gibts auch eine Wortwiederholung

„Ich geh’ dann jetzt mal zum Bad.
In der Kneipe geht man doch auf die Toilette?

Geht mit Links aber auch schlecht.
links

Ich verlasse die U-Bahn, obwohl sie zum Bergmannsheil fährt, wo mir Haut und Fleisch doch wieder zusammengefügt werden könnten. Ich gehe hintenrum.
WW an den Satzanfängen

Liebe Grüße
bernadette

 

Ja, feirefiz, Männer können auch wehleidig sein. :D Nur weil die Freundin ihre eigenen sozialen Kontakte nicht vernachlässigen will, stürzt für ihn die Welt zusammen bzw. fühlt sich gleich aus dem Paradies vertrieben. Du hast diesen Zustand, in dem sich der Prot befindet, eindrucksvoll beschrieben. Auch die Beschreibung des Milieus ist dir gut gelungen, und die Gefühlsteigerung, die sich langsam aufbaut und dann aus nichtigem Annlass im Zerbrechen des Glases entlädt, die ist großartig.
Eben noch funktioniert er normal, und im nächsten Moment rastet er aus, und wie immer in solchen Fällen, weiß auch er nicht, warum.
Obwohl du sehr detailreich schreibst, wiederholst dich nicht, jeder Satz bringt wirklich Neues. Langweile, gewöhnlich die Begleiterin solcher Geschichten, kann so nicht aufkommen, selbst wenn man zu wissen glaubt, wie das Ganze enden wird und tatsächlich auch endet.
Das macht einen guten Schreiber aus: Das Altbekannte so zu erzählen, dass man vergisst, Solches oder Ähnliches schon gelesen zu haben.
Ich habe nur 2 Minikritikpunkte:
Der Absatz mit Adam und Eva ist nicht so toll, weil erstens da das Wort „hierarchisieren“ auftaucht, das so was von ungelenk ist, dass es wohl noch nie ausgesprochen wurde – außer vielleicht in der Fachliteratur. -, und zweitens ist der Satz „Zuletzt die Felle der Tiere, die ihnen fremd geworden sind.“ ein wenig sehr grün und dazu in der Aussage nicht haltbar.
Und dann gibt es da noch den Halbsatz „, um die Flecken unserer Liebe zu beseitigen“. Hier fände ich’s besser, wenn du von Spuren reden würdest, weil du von der Liebe sprichst und nicht vom Sex.
Bin gespannt auf deine weiteren Werke.

Sirius

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernadette,

vielen Dank fuer Deine Kritik. Hat mich gefreut, nochmal was von der Vertreibung zu hoeren.

Die Kickerszene ist viel zu lang. Für meinen Geschmack würde ich mindestens 2/3 kürzen. Das nimmt der Geschichte die Fahrt, dadurch verlierst du den interessierten Leser.
Den wohlwollenden Leser mit Kicker zu vergraetzen ist natuerlich das Letzte, was ich will. Ich hatte ja schon angekuendigt, nochmal zu gucken, wo ich kuerzen kann, aber Deine Kritik hat mir jetzt den letzten Schubs gegeben. 2/3 habe ich vielleicht nicht geschafft, aber mindestens 40 Prozent. Ich wollte ja den langsamen Aufbau der Wut, den Sirius gut fand, nicht in einen ploetzlichen cholerischen Anfall umwandeln.

Mir wurde erst sehr spät klar, dass das Chaos mit den Klamotten daher rührte, dass das Paar noch sehr frisch zusammen ist und Sex eine dominante Rolle spielt. Die Beschreibungen wirkten auf mich, als seien die Prots ziemlich am Ende. Aber das hat sonst wohl keiner so empfunden.

Hmm. Auf so eine Lesart kommt man natuerlich von allein nicht. Ich kann Deinen Eindruck aber gut nachvollziehen. Ein sehr kleiner Hinweis, darauf, dass es nicht um Asoziale, sondern um Verliebte geht, gibt es ja dadurch, dass es Doener ohne Zwiebeln gibt. Auch der Hinweis auf Adam und Eva sollte der Klamottengeschichte einen Interpretationshinweis geben. Das wuerde ja bei einfach so Verwahrlosten keinen Sinn machen. Ich habe aber jetzt noch das abgewetzte Laminat durch einen Teppich ersetzt, denn so aermlich hausen die meisten Studenten heutzutage zumindest in Bochum nicht mehr. Ich hoffe, das hilft etwas. Mehr kann ich daran aber im Moment nichts tun und ein bisschen asozial im wahrsten Sinne des Wortes macht die Liebe sie ja auch.

das wirkt sehr umständlich - warum nicht: Feine Streifen roter und purpurfarbener Baumwolle werden dunkelrot und violett.
Hier habe ich bewusst das Tempo des Satzes ein bisschen gedrosselt, um die Traegheit seiner Betrachtungen darzustellen.

Zitat:
Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich heute noch einmal würde anziehen müssen.
Ich gebe Friedrichard Recht.
Schon gut, schon gut. Ich ergebe mich. ;)

Ansonsten habe ich die Griffe, greifen Wh. geaendert, den Satz zerteilt, das Bad in eine Toilette verwandelt und einen Satz zwischen "ich" und "ich" geschoben, weil mir dafuer beim besten Willen kein Synonym eingefallen ist.

Vielen Dank, Deine Anmerkungen haben mir wirklich geholfen und ich habe sie auch zum Anlass weiterer Ueberarbeitungen genommen.

Hallo Sirius,

vielen Dank fuer Dein Lob. Freut mich, dass die Gefuehle des Prot. gut rueberkommen und dass die Beschreibung des Alltaeglichen gefaellt.

Nun zu Deinen Kritikpunkten

Der Absatz mit Adam und Eva ist nicht so toll, weil erstens da das Wort „hierarchisieren“ auftaucht, das so was von ungelenk ist, dass es wohl noch nie ausgesprochen wurde – außer vielleicht in der Fachliteratur.
Ich verstehe Dein Unbehagen, aber ich wuesste wirklich nicht, wie ich es einfacher ausdruecken koennte. Es geht ja nicht nur darum, dass Kleidung den Koerper in Bedecktes und Unbedecktes unterteilt, sondern, dass damit eben auch eine moralische Besetzung stattfindet, welche Koerperteile rein sind und sich offen zeigen duerfen und welche anruechig sind und versteckt werden muessen. Das ist es ja, was Adam und Eva passiert. Mit dem Suendenfall entdecken sie auch die Scham.

zweitens ist der Satz „Zuletzt die Felle der Tiere, die ihnen fremd geworden sind.“ ein wenig sehr grün und dazu in der Aussage nicht haltbar.
Den Satz habe ich in der Struktur etwas geaendert. Mein ewiges Problem damit war, dass nicht klar ist, ob die Fremdheit sich auf die Tiere oder auf die Kleidung aus ihren Fellen bezieht. Jetzt denke ich allerdings, dass diese Ambivalenz ganz gut ist. Was genau dich inhaltlich stoert, weiss ich zwar nicht (viell. erklaerst Du es mir nochmal?), aber der Suendenfall wird eben oft als der Punkt gesehen, an dem die Feindschaft zwischen Mensch und Tier, wie so vieles Uebel, seinen Ursprung hat und sich der Gegensatz von Kultur und Natur formt. Davor ist ja alles Friede und Freude. Ausserdem, bekommen Adam und Eva erst nach dem Suendenfall ein (schmerzhaftes und schamhaftes) Selbst-Bewusstsein, womit sie sich endgueltig von Tieren und Natur und der Einheit mit sich selbst verabschieden.

So, entschuldige den theologischen Exkurs, ich habe vielleicht zuletzt etwas zuviel mittelalterliche Bibelepik gelesen :read:. Aber der Text scheint ja auch ohne, dass man einen Sinn dafuer hat, ganz gut zu funktionieren. So hatte ich es zumindest geplant.

Und dann gibt es da noch den Halbsatz „, um die Flecken unserer Liebe zu beseitigen“. Hier fände ich’s besser, wenn du von Spuren reden würdest, weil du von der Liebe sprichst und nicht vom Sex.
Bin gespannt auf deine weiteren Werke.
Solche Empfindlichkeiten haette ich Dir gar nicht zugetraut, Sirius ;) Im Grunde waere Spuren der Liebe ja nur eine etwas dezentere Bezeichnung fuer dieselbe Sache, denn rein geistige Liebe hinterlaesst ja keine Spuren. Ausserdem geht es ja gerade um die Phase in einer Beziehung, in der Liebe und Sex nicht zu trennen sind. Wenn Du lieber Liebe ohne Sex willst, kann ich Dir "Dann ist es Liebe" unter Alltag anbieten. Das ist in vielerlei Hinsicht das Pendant zu diesem Text.

Vielen Dank fuer die Kommentare und schoenen Abend noch
feirefiz

 

feirefiz schrieb:
Auch Adam und Eva mussten sich Kleidung zulegen: erst Feigenblätter, dann grobe Stoffe aus Pflanzenfasern, die auf der Haut scheuern und ihre zuvor strahlend nackten Körper in hell und dunkel hierarchisieren. Zuletzt die Häute und Felle der Tiere, die ihnen von nun an für immer fremd sein werden.
Zunächst einmal, feirefiz, sind das Gedanken des Prots und daher okay so wie sie sind. Was ich persönlich nach wie vor nicht gut finde, ist das Wort hierarchisieren, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand so spricht, nicht einmal zu sich selbst. Du sagst aber, das Wort hast du nur hingeschrieben, weil du kein besseres gefunden hast, das genauso viel aussagen würde.
Dann lassen wir es sein, denn helfen kann ich dir hier nicht, weil ich mit der dahinter stehenden Einstellung, es gäbe „gute“ und „schlechte“ Körperteile sowieso nichts anfangen kann. Das sind für mich Mittelalter und Muff der katholischen Kirche, wer heute noch in diesen Kategorien denkt, hat wohl nicht gemerkt, dass wir seit 500 Jahren Neuzeit haben. :D
Ähnliches gilt auch für den letzten oben zitierten Satz: Das ist grüne oder vielleicht auch biblische Romantik, wonach der Mensch früher im Einklang mit der Natur lebte. Nichts davon ist wahr, denn wir Menschen waren schon immer - und sind immer noch - genauso ein Teil der Natur wie z.B. Schafe und Wölfe; Schafe töten Pflanzen, Wölfe Schafe, und wir alle drei, weil wir im Unterschied zu Schafen und Wölfen „Allesfresser“ sind.

feirefiz schrieb:
Im Grunde waere Spuren der Liebe ja nur eine etwas dezentere Bezeichnung fuer dieselbe Sache, denn rein geistige Liebe hinterlaesst ja keine Spuren. Ausserdem geht es ja gerade um die Phase in einer Beziehung, in der Liebe und Sex nicht zu trennen sind.
Alles hinterlässt Spuren, feirefiz, wenn auch manche auf den ersten Blick unsichtbar sind, was übrigens auch die Bibel meint für „des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf dem Felsen, des Schiffes Weg mitten im Meer und des Mannes Weg beim Weibe.“
Wenn du meinst, die Liebe hinterlässt Flecken, dann lasse das Wort halt stehen, bei mir jedenfalls weckt es die Assoziation zu befleckter Empfängnis. Du siehst, die katholische Erziehung, die ich einst „genoss“, hat unsichtbare Spuren hinterlassen, die sich aber in Fällen wie diesen gern manifestieren. :D

Und wie zu dieser Geschichte bestellt, habe ich in der heutigen Zeitung das gefunden: „Bei frisch Verliebten fällt der Spiegel des Botenstoffs Serotonin auf ein Niveau, das sich sonst bei Menschen findet, die unter Zwangsneurosen leiden. Anders ausgedrückt: Bei verliebten Menschen kreisen alle Gedanken nur um den Schatz.“

Sirius

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sirius,

Ähnliches gilt auch für den letzten oben zitierten Satz: Das ist grüne oder vielleicht auch biblische Romantik, wonach der Mensch früher im Einklang mit der Natur lebte. Nichts davon ist wahr, denn wir Menschen waren schon immer - und sind immer noch - genauso ein Teil der Natur wie z.B. Schafe und Wölfe; Schafe töten Pflanzen, Wölfe Schafe, und wir alle drei, weil wir im Unterschied zu Schafen und Wölfen „Allesfresser“ sind.

Ah so, jetzt verstehe ich das mit "gruen", :idee: ich dachte Du meinst sowas wie unreif.
"biblische Romantik" gefaellt mir gut. Das kannte ich noch nicht. Abgesehen davon, dass man darueber geteilter Meinung sein kann, ob und wenn ja wie sehr der Mensch von der Natur entfremdet ist und wahrscheinlich schon immer war, verkuende ich jetzt einfach mal mit der quasi-goettlichen Autoritaet des Autors, dass der Protagonist kein Greenpeaceaktivist und auch kein bibeltreuer Christ ist, der die Schoepfungsgeschichte woertlich nimmt. Der Ton des Abschnittes ist natuerlich etwas melodramatisch, aber der Prot ja auch ziemlich selbstmitleidig.
Der Suendefall ist hier einfach anthropologisches Erklaerungsmodell fuer die allgemeinmenschliche Misere. Alternativ koennte man auch Freud, Elias, den Marxismus oder andere antiquierte Modelle benutzen, ohne daran zu glauben.
Ich hatte gehofft, es waere deutlich geworden, dass die Referenz hier nicht voellig unironisch ist. :Pfeif:

Alles hinterlässt Spuren, feirefiz, wenn auch manche auf den ersten Blick unsichtbar sind, was übrigens auch die Bibel meint für „des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf dem Felsen, des Schiffes Weg mitten im Meer und des Mannes Weg beim Weibe.“
Wie koennte ich da widersprechen, wenn Du mich mit der Bibel schlaegst ;) Nein, im Ernst, stimmt natuerlich allgemein gesprochen, aber eben nicht im Kontext der Geschichte, denn auch wenn die geistige Liebe Spuren im Hirn, im Herz und im Meer hinterlassen mag, muss man wegen ihr niemals die Laken wechseln, bevor die Freundinnen zu Besuch kommen :D
Ausserdem, wenn Flecken die Vorstellung von befleckter Empfaengnis wachrufen, macht das ja durchaus Sinn, denn nachdem Alex' Freundin den paradiesischen Zustand so bruesk beendet hat, werden Spuren der Liebe eben Flecken fleischlichen Begehrens, die man verbergen muss. (Auch hier gilt: kein ernstgemeinter moralischer Aufruf)

Ich kann allerdings auch gut verstehen, wenn man mit sowas nix anfangen kann, weil man schon ernstgemeinten Katholizismus durchleiden musste. Ich als ungetauftes Heidenkind :baddevil: habe da moeglicheweise einen etwas spielerischeren und unbelasteteren Zugang.
Und wie gesagt, es steht jedem Leser frei, den ganzen Bibelkram einfach zu ignorieren. Geschichten, die man nur versteht, wenn man alle versteckten Anspielungen rausklauben kann, weil man zufallig dieselben Musikgeschmack wie der Autor hat, finde ich selber bloed.

Und wie zu dieser Geschichte bestellt, habe ich in der heutigen Zeitung das gefunden: „Bei frisch Verliebten fällt der Spiegel des Botenstoffs Serotonin auf ein Niveau, das sich sonst bei Menschen findet, die unter Zwangsneurosen leiden. Anders ausgedrückt: Bei verliebten Menschen kreisen alle Gedanken nur um den Schatz.“
Sag' ich doch ;)

Danke fuer die Erlaeuterungen und viele Gruesse
feirefiz

PS: Ich sag' manchmal schon "hierarchisiert", aber viell. lasse ich das besser, ich will ja nichts auf die Fresse kriegen ;)

 

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