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Eike und der Wal

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22.12.2002
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Eike und der Wal

Eike stapft den Weg entlang, der durch die Dünen an den Strand führt. In einer Hand hält er den Drachen, in der anderen seine Jacke.
„Was für ein bescheuerter Urlaub“, schimpft er vor sich hin, wie schon oft in den letzten Tagen.
Eigentlich ist er immer gerne nach Dänemark gefahren. Aber sonst waren sie auch im Sommer oder im Herbst hier, oder wenigstens im Frühjahr. Zusammen mit Onkeln und Tanten und manchmal sogar den Großeltern hatten sie ein Haus mit vielen Zimmern und einem Swimmingpool gemietet, und Eike war mit seinem Cousin und seiner Cousine den ganzen Tag am Strand oder im Pool, je nachdem, wie das Wetter war.
Dieses Jahr haben Mama und Papa erst im Dezember gleichzeitig Urlaub bekommen, und so sind sie zu dritt während der Winterferien gefahren. Natürlich haben sie nur ein kleines, billiges Haus ohne Pool genommen. Und fast alle Häuser in der Nachbarschaft stehen leer. So bleibt Eike nichts übrig, als sich zu langweilen, wenn es regnet.
Und geregnet hat es, fast ununterbrochen, seit sie am Samstag angekommen sind. Heute ist der erste trockene Tag, und Eike will an den Strand, um endlich seinen Drachen steigen zu lassen. Allerdings fragt er sich schon, ob das klappen wird; wie es scheint, ist heute nicht nur der erste trockene, sondern auch der erste windstille Tag. Und es ist warm. Die Sonne brennt richtig vom blauen Himmel herab, an dem die wenigen weißen Wolken so reglos verharren, als schliefen sie. Eike musste schon seine Jacke ausziehen, obwohl es erst früher Vormittag ist.
Vielleicht hätte er doch mit Mama und Papa in die Stadt fahren sollen. Aber zu einem Stadtbummel hatte er einfach keine Lust. Außerdem ist er froh, mal für ein paar Stunden nicht das ewige Gestreite der beiden zu hören.
Er erreicht den höchsten Punkt der Dünen und sieht jetzt den Strand. Der ist menschenleer. Und riesig – es ist gerade Ebbe, so dass es von den Dünen bis zum Wasser viel weiter ist als bei Flut.
Eikes Blick bleibt an etwas Großem hängen, das weit draußen liegt, gleich hinter der Brandung. Der Anblick raubt ihm den Atem. Er erkennt sofort, was er dort im Wasser sieht.
Es ist ein gestrandeter Wal.
Während Eike zum Strand hinabsteigt, lässt er das Tier nicht aus den Augen. Er weiß aus der Schule, dass sich immer wieder einmal Wale in flaches Wasser verirren und stranden. Niemand kann sagen, warum. Manchmal sind es ganze Gruppen von Walen, manchmal nur ein einziger.
So wie heute.
Als Eike die halbe Strecke zu dem mächtigen Tier zurückgelegt hat, hebt der Wal seine Schwanzflosse über die Wasseroberfläche und lässt sie mit einem klatschenden Geräusch zurückfallen. Eikes Herz schlägt heftiger.
Der Wal lebt!
Jetzt gibt es für den Jungen kein Halten mehr. Halb gehend, halb laufend nähert er sich dem hilflosen Riesen bis auf wenige Schritte. Er merkt kaum, dass das kalte Wasser ihm schon bis zu den Knien seiner Jeans reicht. Wenigstens die Jacke hat er am Strand fallen lassen.
Zu welcher Art mag dieser Wal gehören? Eike glaubt, dass es ein Buckelwal sein könnte, aber dann müsste es ein ganz junges Tier sein, fast noch ein Baby. Der Wal ist zwar einige Meter lang, und sein Rücken überragt Eikes Kopf. Doch ein ausgewachsener Buckelwal ist noch viel, viel größer.
Was immer es für ein Wal ist, es ist das schönste Tier, das Eike je gesehen hat.
Er versucht, sich daran zu erinnern, was Herr Hennings ihnen über gestrandete Wale erzählt hat. Aber das ist so lange her; es war in der vierten Klasse, noch vor den Sommerferien, und jetzt ist Winter.
Während er überlegt, schweift sein Blick über die offene See. Er weiß erst, was er sucht, als er es sieht: Ein Strahl spritzt hoch aus dem Wasser. Da draußen schwimmt also noch ein Wal. Wahrscheinlich die Mutter des gestrandeten Tiers, die durch das Atemloch auf ihrem Kopf Wasser herausbläst.
Nach und nach fällt Eike wieder ein, was sie in der Schule gelernt haben. Dass die gestrandeten Wale oft aufgrund ihres eigenen Gewichts ersticken. Dieser hier hat anscheinend Glück, dass er noch nicht ganz so schwer ist und teilweise noch im Wasser liegt. Aber noch etwas ist gefährlich für das Tier, erinnert sich der Junge jetzt.
Die Sonne trocknet die Haut des Wals aus.
„Musst du ausgerechnet heute scheinen?“ ruft er wütend zum Himmel hinauf. Dann setzt sein Herzschlag für einen Augenblick aus: Das Rufen hat den Wal so erschreckt, dass er wieder mit der Schwanzflosse aufs Wasser schlägt.
„Ganz ruhig“, flüstert Eike dem Wal zu. „Sei ein liebes Tier und tu mir nichts.“ Er kämpft gegen seine Angst an und geht noch näher heran. Er weiß, dass der Wal ihn erdrücken kann, wenn er sich auf ihn rollt.
„Hast du einen Namen?“ fragt er. Natürlich antwortet der Wal nicht. „Ich glaube, ich nenne dich Buckel“, beschließt er. „Vielleicht bist du ja tatsächlich ein Buckelwal.“
Vorsichtig schöpft er mit seinem Drachen Wasser und bespritzt damit Buckels Rücken. Der Wal scheint zu spüren, dass der Junge ihm nichts tun will. Er liegt jetzt ganz still. Nur das eine Auge, das Eike zugewandt ist, folgt ihm bei jeder Bewegung.
Es scheint den Jungen um Hilfe anzuflehen.
Eike fürchtet, dass Buckel bald einen schlimmen Sonnenbrand haben wird. Soll er seine Jacke holen, die er am Strand fallengelassen hat? Aber sie ist viel zu klein, um Buckels Rücken zu bedecken.
Eike überlegt, ob er Hilfe holen kann. Doch seine Eltern sind in der Stadt, und auch in den umliegenden Häusern ist niemand. Es würde viel zu lange dauern, andere Leute zu finden. Nein, er muss hier bleiben und den Wal feucht halten, so gut es geht.
Bald wird er auch die frechen Möwen vertreiben müssen. Sie kommen schon jetzt immer näher herangeflogen.
Eine ganze Weile watet Eike durchs Wasser, um Buckels Rücken von allen Seiten zu bespritzen. Die Arme tun ihm schon weh. Er hat keine Kraft mehr. Schließlich lehnt er sich erschöpft an den Wal, ohne darüber nachzudenken, dass Buckel ihn vor Schreck zerquetschen könnte. Tränen laufen über sein Gesicht, und er schluchzt: „Das ist nicht fair. Ich geb’ mir doch solche Mühe.“ Aber er weiß, dass die Kraft seiner dünnen Arme nicht ausreicht. Wenn kein Wunder geschieht, wird er den Wal nicht retten können.
Bei dem Gedanken an ein Wunder fällt ihm Opa ein. Der sagt immer, dass jeder Wunder vollbringen kann. Am meisten amüsiert er sich darüber, wenn andere Leute über das schlechte Wetter klagen. „Wenn dir das Wetter nicht gefällt“, sagt er manchmal zu Eike, „mach dir doch einfach ein anderes.“ Opa behauptet nämlich, Wetter zu machen sei der einfachste Zauber, den man sich vorstellen kann.
„Ist dir noch nie aufgefallen“, hat er Eike einmal gefragt, „dass es meistens regnet, wenn du traurig bist, und die Sonne scheint, wenn du glücklich bist? Das machst du selbst, ohne es zu merken. Genauso kannst du es auch absichtlich machen. Der Trick liegt darin, ganz fest an das Wetter zu denken, das du haben möchtest.“
Eike lacht immer, wenn Opa so etwas sagt. Mama und Papa lachen auch. Aber sie laden Opa immer ein, wenn sie im Garten grillen oder feiern. Eike kann sich an keine Gartenfeier mit Opa erinnern, bei der das Wetter richtig schlecht war.
Wenn es je einen guten Tag gegeben hat, um es auszuprobieren, sagt Eike sich, dann heute.
Ganz fest versucht er sich vorzustellen, dass die Regenwolken zurückkehren. Nach einer Weile hört er wieder Opas Stimme, die sagt: „Noch leichter geht es, wenn dir jemand dabei hilft.“ Einen Moment lang erinnert er sich daran, dass Opa ihn manchmal zum Hilfswetterzauberer ernannt hat. Das hat immer viel Spaß gemacht, obwohl Eike nur so getan hat, als würde er an strahlenden Sonnenschein denken.
Eike wünscht sich so sehr, dass Opa jetzt bei ihm wäre! Aber er ist ganz allein. Bis auf seinen neuen, großen, wunderschönen Freund, der nicht sterben darf.
„Hör mal“, flüstert er Buckel zu, während er ihm direkt ins Auge blickt, „du musst mir jetzt helfen“. Und dann erklärt er ihm, dass er an Regen denken soll. Er hat keine Ahnung, ob der Wal ihn versteht.
Eike beginnt wieder, Buckel mit Wasser zu bespritzen. Er achtet nicht auf die Schmerzen in seinen Armen, und auch nicht darauf, dass ihm von dem kalten Wasser Füße und Hände wehtun. Alles, woran er denkt, sind Regen und Wind und Wolken.
Er weiß nicht, wie lange er so weitermacht.
Irgendwann sinkt er auf die Knie. Er zittert vor Kälte und Erschöpfung. Der eisige Wind zerrt an seiner völlig durchnässten Kleidung. Eike weint leise, und zwischendurch niest er ein paar Mal.
Es dauert eine Minute, vielleicht auch zwei, bis er begreift, was gerade geschieht. Tatsächlich: Der eisige Wind zerrt an seinem Pullover. Der Wind ist zurückgekehrt!
Und nicht nur der Wind...
Eike blickt zum Himmel. Aus dunklen Wolken fallen ihm Regentropfen ins Gesicht.
„Es hat funktioniert“, sagt er leise. Er kann es kaum glauben. Dann steht er auf, tritt einen Schritt zurück und ruft Buckel zu: „Es hat funktioniert! Wir haben es geschafft, Buckel!“
Als hätte er verstanden, hebt der Wal wieder die Schwanzflosse. Der ganze massige Körper bewegt sich.
Eike fällt auf, dass das Wasser tiefer ist als vorhin. Die Flut hat eingesetzt.
Ein letztes Mal tritt er an das gewaltige Tier heran und drückt ihm einen Kuss auf die salzige Haut. „Ich wünsch’ dir viel Glück“, sagt er.
Dann dreht er sich um und eilt in Richtung Strand zurück. Buckel ist fast gerettet, aber Eike befindet sich immer noch in Lebensgefahr. Zwar hat der Wal ihn nicht erdrückt, aber wenn das Wasser zu tief wird, bevor er trockenen Boden erreicht, muss er ertrinken. Er ist viel zu erschöpft und steifgefroren, um zu schwimmen.
Schon glaubt er, dass er es nicht schafft. Da hört er seinen Namen. Er sieht auf. Jemand kommt ihm entgegen. Es ist Papa. Und dahinter, am Strand, steht auch Mama.
Müde wartet Eike, bis Papa ihn erreicht und hochhebt. Auf den Armen trägt er den Jungen zum Strand. Mama zieht ihm Pullover und T-Shirt aus und stattdessen seine Jacke an, und darüber ihre eigene. Eike niest und hustet abwechselnd.
Er zeigt mit dem ausgestreckten Arm hinaus aufs Wasser, wo nur noch ein kleiner Teil von Buckel über die Oberfläche ragt. „Ich hab' einen Wal gerettet. Das muss ich Opa erzählen.“
Dann trägt Papa ihn hinauf in die Dünen, so schnell er kann.
Von ganz oben schauen alle drei noch einmal zurück. Sie sehen, dass Buckel es geschafft hat: Das Wasser ist jetzt wieder tief genug, und der junge Wal schwimmt hinaus zu seiner Mutter, deren Rücken für einen kurzen Moment ebenfalls zu erkennen ist.
Den Rest des Urlaubs verbringt Eike mit einer Lungenentzündung im Bett. Das hat auch sein Gutes, findet er. Vor lauter Sorge um ihren kranken Sohn vergessen seine Eltern glatt, sich zu streiten.
Jeden Tag fährt einer von beiden ins nahegelegene Dorf, um sich bei den Einheimischen nach den Walen zu erkundigen. Eike weiß nämlich, dass vom Strand gerettete Wale manchmal kurz darauf erneut stranden. Doch Buckel und seiner Mutter scheint es gut zu gehen. Ein- oder zweimal werden sie von Fischern gesehen, dann verliert sich ihre Spur in der endlosen Nordsee.
Als Eike kurz darauf mit seinen Eltern nach Hause fährt, ist er schon fast wieder gesund. Und er kann es kaum erwarten, Opa davon zu erzählen, wie er ein Wunder vollbracht hat.

 

Hallo Roy,

Hurra! Lange habe ich Dich vermisst und nun bist Du wieder da mit einer Geschichte in gewohnt toller Qualität! :)

Wenn ich einmal davon absehe, dass ich nicht sicher bin, ob Dein Plot glaubwürdig ist (kann das wirklich passieren und würde ein Kind das überhaupt überleben, so lange im eisigen Dezember-Nordsee-Wasser?), dann halte ich die Geschichte für sehr, sehr gut!

Übrigens: die Frage nach der Glaubwürdigkeit stellt sich mir nur, weil Du alles so realistisch beschrieben hast, dass man die ganze Zeit beim Lesen denkt: „Genau so ist es passiert!“

Du hast eine ausgesprochen spannende Kindergeschichte geschrieben. Man fiebert mit dem Helden Eike mit und hofft die ganze Zeit, dass alles gut gehen möge. Unheimlich erleichtert war ich, als das Wasser stieg und Papa seinen Jungen auf den Armen an Land trug.

Sehr schön – weil sie den Leser zum Schmunzeln bringt an einer Stelle, an der die Verzweiflung überhand zu nehmen droht – ist die kleine Geschichte vom Opa, der sich sein Wunschwetter machen kann! Und auch das Ende, der letzte Satz hat mich gerührt. Ja, Du hast recht – Eike hat ein Wunder vollbracht, als er nicht aufgab, sondern, ohne an sich selbst zu denken, einfach das tat, von dem er wusste, dass es notwendig war.

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo Barbara,

wieder einmal vielen Dank für die lobenden Worte :-)

Lange habe ich Dich vermisst
Warum denn? Wenn Du Dir mal meine Stories-Liste ansiehst, kannst Du feststellen, daß ich seit meiner Anmeldung auf kg.de jeden Monat genau eine Geschichte in der Kinder-Rubrik gepostet habe. Allerdings vermute ich, daß es in absehbarer Zeit tatsächlich etwas weniger werden könnte; mein Vorrat an älteren, ausreichend guten Geschichten ist irgendwann erschöpft, und neben den Kindergeschichten habe ich ja immer auch noch andere Projekte laufen - es ist eben alles eine Zeitfrage.
Wenn ich einmal davon absehe, dass ich nicht sicher bin, ob Dein Plot glaubwürdig ist
Er bewegt sich sicher an der Grenze der Glaubwürdigkeit, aber ich denke, es ist möglich. Ich habe bewußt offen gelassen, wieviel Zeit Eike tatsächlich im Wasser verbringt (die meiste Zeit davon steht er ja auch nur etwa bis zu den Knien drin), und bekanntlich sind Menschen in psychischen Ausnahmesituationen extrem belastbar. Die Geschichte in den Winter zu verlegen und Eike damit das extrem kalte Wasser zuzumuten, war einfach notwendig, weil nur zu dieser Zeit die Strände so menschenleer sind. Außerdem mußte das ganze in den Ferien spielen, ich wollte Eike ja nicht schwänzen lassen ;-)

Etwas weniger sicher bin ich mir, ob Buckel es wirklich geschafft hätte. Meinen Recherchen zufolge können bei Massenstrandungen zwar häufig viele Tiere gerettet werden, bei einzelnen gestrandeten Walen sieht es aber schlechter aus. Außerdem wäre die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß die Mutter dem Tier an den Strand gefolgt wäre.

Aber, wie gesagt: Möglich scheint mir die Geschichte schon, und letzten Endes geht es hier ja auch um ein kleines Wunder :-) Außerdem lebt Literatur ja häufig vom Außergewöhnlichen.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo Roy,

du hast da eine schöne, phantasievolle Geschichte für Kinder geschrieben. Ich denke, ich werde sie demnächst mal einem richtig harten Kritiker vorlesen, meinem Kleinen :)

Leider verzichtest du komplett auf Absätze, was das Lesen anstrengend macht für mich.

Deine Sprache ist sehr flüssig, mir sind keine Holprigkeiten aufgefallen. Mit dem Helden können sich Kinder bestimmt gut identifizieren. Was die Frage betrifft, ob es tatsächlich so passiert sein könnte: Ich denke, bei Kindergeschichten kommt es hauptsächlich auf die Phantasie an, weniger darauf, ob sie realistisch ist.

Gruß
Rainman

 

Hallo Rainman,

schön, daß es Dir gefallen hat. Und ich würde mich freuen, die Meinung Deines Kleinen zu hören - schließlich kommt es bei Kindergeschichten am meisten darauf an, daß Kinder sie mögen :-)

Das mit den Absätzen verstehe ich nicht - bei einem kurzen Überfliegen komme ich auf 48 Absätze. Leider bringt die hier verwendete Software sie nicht sehr gut zur Geltung, vor allem die Ein-Satz-Absätze; das liegt hauptsächlich daran, daß am Anfang der Absätze die Einrückungen abgeschnitten werden. Ich finde aber, daß es den Lesefluß mehr stören würde, wenn ich nach jedem Absatz eine Leerzeile einfügen würde, wie es zur Strukturierung in den Antwort-Postings üblich ist. Bei Kurzgeschichten dienen Leerzeilen doch eigentlich eher dazu, größere Abschnitte (gewissermaßen Unterkapitel) voneinander zu trennen.

Ich glaube auch, daß die Frage nach der Glaubwürdigkeit bei Kindergeschichten weniger wichtig ist als bei Geschichten für Erwachsene. Allerdings freue ich mich immer besonders, wenn es mir gelingt, Kinder und Erwachsene gleichermaßen anzusprechen.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo Roy!

Al-dente hat recht: Du beschreibst sehr realistisch, detailliert, und spannend, eine tolle Geschichte. Barbara hat aber auch schon angesprochen, was auch ich mir gedacht habe: ein ganz schöne Kraftstück für einen Jungen....ein kleines Wunder...besonders schön auch der Gedanke, wie sehr der Glaube Berge versetzen kann. Und den Großvater würd cih auch gere mal füe ein paar Grillfeiern einladen. Kinder wird der Faktor Realität allerdings vermutlich kaum kümmern, und ich bin ja auch nicht das Zielpublikum. ;) Und wenn es zumal nach Deinen Recherchen nicht mal so unrealistisch ist, wie es auf den ersten Blick scheint, dann bin ich lieber still. ;)
Flüsig, kein holprigen Stellen, und kein Satz langweilig, ich habe Deine Geschichte sehr gerne gelesen. Zudem glaube ich, dass sie Kinder dazu anregen kann, sich mit ihren Eltern näher über Wale zu informieren, vor allem auch Kids, die nicht direkt am Strand leben. Eine gute Geschichte!

Schöne Grüße
Anne

 

Hallo Roy,

Das mit den Absätzen verstehe ich nicht - bei einem kurzen Überfliegen komme ich auf 48 Absätze. Leider bringt die hier verwendete Software sie nicht sehr gut zur Geltung, vor allem die Ein-Satz-Absätze; das liegt hauptsächlich daran, daß am Anfang der Absätze die Einrückungen abgeschnitten werden.
genau das ist das Problem. Du hast deine Absätze durch Einrückungen gekennzeichnet, die hier aber überhaupt nicht zu sehen sind. So ist es dann ein langer Schlauch, der zumindest für mich nicht angenehm zu lesen ist. Ich glaube, es ist auch gängige Praxis, wenn man seine Texte einem Verlag vorstellt, die Absätze durch Leerzeilen zu trennen, oder?

Für Kapitel oder Sprünge würde ich halt andere Markierungen benutzen, z.B. einen einfachen Kurzstrich oder Nummern.

Gruß
Rainman

 

Hallo Anne,

ich finde es immer schön, wenn Dir meine Geschichten gefallen :-)

Zudem glaube ich, dass sie Kinder dazu anregen kann, sich mit ihren Eltern näher über Wale zu informieren
Das hoffe ich; die Idee zu der Geschichte hatte ich, als ich vor einigen Wochen ein "Rettet die Wale"-Plakat sah.

Hallo Rainman,

Ich glaube, es ist auch gängige Praxis, wenn man seine Texte einem Verlag vorstellt, die Absätze durch Leerzeilen zu trennen, oder?
Keine Ahnung - der einzige Verlag, von dem ich das bisher gehört habe, ist der kg.de-Verlag Pertes. Ansonsten ist in aller Regel lediglich die gebräuchliche Normseite (30 Zeilen á 60 Anschläge) gewünscht.

Ich glaube, ich werde bei meiner Formatierung bleiben, es sei denn, daß im Laufe der Zeit noch weitere Leser diesen Einwand äußern. Da meine eigenen Lesegewohnheiten von konventionellen Büchern geprägt sind, würde ich die Leerzeilen persönlich eher als störend empfinden. Trotzdem vielen Dank für den Hinweis, ich denke auf jeden Fall noch mal darüber nach.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo Roy!
Eine wirklich schöne Geschichte ist dir hier wieder gelungen! Wieder einmal sehr gut geschrieben, verständlich, nimmt die Kinder ernst.

Ich finde es gut, dass du oft sehr nah an der Realität bleibst, auch wenn sie für Kinder eigentlich nicht wichtig, eher nebensächlich, ist. Schön ist mMn auch, dass der Wal einen Namen bekommt. Ich denke, so wird der Wal „realer“, es ist nicht nur irgendein Wal ... es ist Buckel.
Durch den Namen ist es nicht nur irgendein Wal, der den Kindern grau und fremd bleibt. Ich glaube, so können die Kinder eher eine Beziehung zu dem Wal aufbauen, mitfiebern, mit hoffen und auch Eike helfen, das Wunder zu vollbringen

Ja, man muss nur wollen und an das, was man tut, glauben. Ganz fest und mit jeder Faser. Und alles versuchen. Dann wird das schon was. Manchmal erreicht man auch nicht das, was man erreichen wollte. Das zieht einen natürlich runter. Aber man hat etwas bewirkt und man sollte deswegen nicht verzweifeln.
Und manchmal kann der Glaube wirklich Berge versetzen.
Ich denke auch, dass Menschen in solchen Extremsituationen um einiges leistungsfähiger und strapazierfähiger sind als sonst. Wenn die Sache, um die es geht, ihnen wirklich wichtig ist, ist es manchmal echt erstaunlich, was Menschen leisten und vollbringen können.

Das mit dem kalten Wasser und der Zeit, die Eike darin verbringt, hast du wirklich geschickt gelöst. Hast einfach gar nicht gesagt, wie lang er schon im Wasser ist ;)

Ich habe nur eine kleine Anmerkung

Eike erreicht den höchsten Punkt der Dünen und sieht jetzt den Strand. Der ist menschenleer. Und riesig – es ist gerade Ebbe, so dass es von den Dünen bis zum Wasser viel weiter ist als bei Flut.
Eikes Blick bleibt an etwas Großem hängen, das weit draußen liegt, gleich hinter der Brandung. Der Anblick raubt Eike den Atem. Er erkennt sofort, was er dort im Wasser sieht.
Es ist ein gestrandeter Wal.
Während Eike zum Strand hinabsteigt, lässt er das Tier nicht aus den Augen.
Ist nicht soo schlimm, fällt auch nicht so sehr auf (weiß nicht, wieso es mir aufgefallen ist) aber vielleicht könntest du das ein oder andre „Eike“ streichen oder ersetzen oder so? :shy:
Obwohl ... hm, sieht jetzt doch nciht mehr nach so viel "Eike" aus ... seltsam :D

So, das wars dann auch von mir. Freu mich schon auf die nächsten Geschichten :)

bye und tschö

 

Hallo Sarah,

was bleibt mir zu Deinem ausführlichen Lob zu sagen als: Vielen Dank :-)

Zwei von den "Eikes" habe ich entfernt, damit hattest Du schon recht.

Freu mich schon auf die nächsten Geschichten
Dabei hast Du doch die vom August noch gar nicht gelesen - oder hattest Du da nur keine Lust zum Antworten?

Ich würde mich übrigens auch mal wieder über eine neue Geschichte von Dir freuen. Wenn Du gerade mal nicht am "Nebel" rumfeilst, meine ich :-)

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo Roy,

Und ich würde mich freuen, die Meinung Deines Kleinen zu hören - schließlich kommt es bei Kindergeschichten am meisten darauf an, daß Kinder sie mögen :-)
Hab sie ihm jetzt vorgelesen. Sein Kommentar: "Gut" :)

Am Besten fand er allerdings den Opa :)

Gruß
Rainman

 

Hallo Rainman,

schön, daß es ihm gefallen hat; grüß' ihn doch bitte von mir!

Was den Opa angeht - wer weiß, vielleicht schreibe ich ja über den irgendwann mal eine eigene Geschichte :-)

Schöne Grüße
Roy

 

Eine wunderbare Geschichte, im wahrsten Sinne des Wortes, ich denke der Grundgedanke hier könnte lauten: "Wenn man an etwas glaubt oder etwas wirklich will schafft man alles"

( Gestern las ich eine Story in der ein Engel die Problemlösung für alles war und soetwas finde ich immer doof )

Besonders schön fand ich ausserdem das für Eike nachdem er selbst erschöpft und verfroren war, auch jemand da war der ihn rettete. Da sehe ich die zweite "Botschaft": Wenn man selbst einmal Hilfe braucht ist die Familie für einen da.

Was mir vielleicht nur als Hessin auffällt: Eike klingt für mich sehr nach einem Mädchennamen ( klingt ja ähnlich wie Heike ) :D

Ausserdem hast du mit dem Wal, der auch noch einen Namen bekommt und nicht nur >der Wal< ist, ein Wesen gewählt das viele Kinder mögen und man es Eike nachfühlen kann warum er dem Wal einen Namen gibt und ihn unbedingt retten will.

Gute N8

jaddi

 
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Hallo jaddi,

vielen Dank für die freundlichen Worte. Die Dinge, die Du erwähnst, sind tatsächlich die Botschaften, die ich den Kindern (neben guter Unterhaltung) gerne mitgeben möchte.

Du wirst lachen: Mit dem Namen Eike habe ich seit Jahren genau dasselbe Problem wie Du, er erinnert mich an "Heike". Erst jetzt, durch den Protagonisten meiner Geschichte, habe ich ihn als Jungsname so richtig verinnerlicht. Nun fragst Du Dich vielleicht, warum ich ihn überhaupt gewählt habe - ganz einfach: Ich neige dazu, Namen aus meiner eigenen Kindheit zu verwenden, stelle aber oft fest, daß die nicht so ganz aktuell sind. Also erschweren sie die Identifikation für die Leser von heute. Ich halte daher immer Ausschau nach zeitgemäßen Kindernamen - und "Eike" fand ich auf der Klassenliste meiner Tochter. ;) Irgendwie hat es dann "Klick" gemacht, der Name schien mir einfach für die Story zu passen.

Schöne Grüße
Roy

 

Moin Roy :)

Eike ist ja auch ein schöner Name, kannte ihn bis zu deiner Story nur noch nicht :)

Meine Cousine heisst zB Kim, in Deutschland eher ein männlicher Name - für mich eindeutig weiblich :)

Zur Story passen tut der Name auf jeden Fall, er hat irgendwie etwas Norrddeutsches (auch wenn die Story in Dänemark spielt :D ) - klingt jetzt wahrscheinlich komisch aber ich weis mal wieder nicht wie ich das ausdrücken soll :D

*wink*

jaddi

 

Hallo jaddi,

Deine Cousine heißt Kim? Dann erlaube mir etwas Eigenwerbung: In meiner Mikrosaurier-Geschichte sind die Heldinnen ein Mädchen namens Kim und ihre Cousine. :)

Aus Deutschland kenne ich den Namen Kim übrigens nur als Mädchenname, als Männername ist er meines Wissens nur in Südostasien gebräuchlich. Aber inzwischen leben ja so viele Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen bei uns, daß eine Unterscheidung nach männlichen und weiblichen Namen eigentlich sowieso keinen richtigen Sinn mehr macht. Leider sind unsere Standesämter da noch sehr rückständig - sie verlangen nach wie vor, daß das Geschlecht eines Menschen am Vornamen eindeutig zu erkennen ist. So weiß ich von einem Fall, in dem der Name Kim nicht anerkannt wurde, wohl aber der Name Kimberley. Das Mädchen heißt jetzt offiziell Kim Kimberley.

Schöne Grüße
Roy

 

Hi Roy, viele "meiner" Kinder lieben diese Geschichte ;) Allerdings finde ich es nicht so schön, dass da diese Beziehungsprobleme der Eltern im Hintergrund mitspielen. Sie treiben die Geschichte nicht voran. Ich empfinde sie eigentlich eher als störend. Eine zweite Geschichte, die im Hintergrund mitschwingt. So als könnte Eike es beeinflussen, dass seine Eltern sich streiten oder nicht, indem er krank wird... Klar, das hilft wohl so manches Mal auch, aber es leigt letztendlich eben doch nicht in der Hand der Kinder. Im Kindergarten ersetzte ich den Namen des Protagonisten immer durch einen Namen eines Kindes. Wenn ich dann noch aufgrund persönlichen Erlebnissen der Kinder schnell aus den streitenden Eltern eine einzelnde Mutter machen muss, wird es anstrengend... Natürlich kann ich jetzt nicht sagen, dass in keiner Kindergeschichte streitende Eltern vorkommen dürfen, ich meine nur, dass es nicht notwendig ist, wenn es die Geschichte nicht voran treibt. Ansonsten ist es nämlich eine sehr schöne Geschichte, bei der ich mich beim Vorlesen zusammenreißen muss, damit ich nicht weine :D

 
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Hallo Roy,
an dieser Geschichte hat mir die Spannung sehr gefallen, die sich mit der Rettung des Wals aufbaut.

Die Idee, dass der Protagonist einer Geschichte aus eigener Kraft eine außergewöhnliche Tat vollbringt, finde ich immer gut, wenn sie so ordentlich umgesetzt worden ist, wie bei deinem Text.

Ich möchte mir nur eine Haarspalterei erlauben: :teach:

... Er weiß aus der Schule, dass sich immer wieder einmal Wale in flaches Wasser verirren und stranden. Niemand kann sagen, warum.

Ein klares Urteil über die Ursachen der Walstrandungen hat die Wissenschaft noch nicht, ABER:

Du weißt sicher, dass Niederfrequenzschwingungen, also Sonarwellen im Einsatz des Militärs und Bohrfirmen, mit ziemlicher Sicherheit dafür verantwortlich sind. Sie verursachen selbst bei Tauchern unangenehme Folgen – Benommenheit, Übelkeit, Konzentrationsschwäche. Bei Walen führen sie zu Orientierungslosigkeit. Wale haben ein empfindliches Gehör, sie verständigen sich immerhin über ihre Schreie.

In gewisser Weise hast du ja auch recht mit „Niemand kann sagen, warum.“, weil es noch keine unanfechtbaren Belege für diese Theorie gibt.

Ich will mit meiner letzten Bemerkung aber bestimmt nicht sagen, dass du jetzt eine kritische Passage zur Umweltpolitik des Militärs und Bohrgesellschaften einbauen sollst. Ich will auch nicht sagen, dass mich diese Passage gestört hat, es ist mir einfach nur aufgefallen.

Mir gefällt der Text, so wie er ist. :thumbsup:

mfg,
markus

 
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Hallo Anika,

zuerst einmal erneut herzlichen Dank für das Vorlesen bei „Deinen“ Kindern. Es freut mich, daß es Euch wieder gefallen hat.

Über Deinen Einwand mit den streitenden Eltern habe ich nun ziemlich lange nachgedacht. Ich werde es aber wohl so stehen lassen. Zum einen scheint die Geschichte ja zu funktionieren:

eine sehr schöne Geschichte, bei der ich mich beim Vorlesen zusammenreißen muss, damit ich nicht weine
(Ehrlich gesagt hatte ich davor auch Angst, als ich sie in Ahrensburg las. ;) )

Zum anderen finde ich doch, daß diese Streitereien zur Geschichte gehören: Sie sind einer der Gründe, warum Eike alleine an den Strand geht. Außerdem fiel mir beim Nachdenken über Deinen Einwand ein, was James N. Frey in seinem Buch „The Key – Die Kraft des Mythos“ als ein weiteres Merkmal mythisch ausgerichteter Geschichten nennt: Der Protagonist bringt von seinem Abenteuer etwas mit, das für seine Angehörigen nützlich ist. In meiner Geschichte führt Eikes Abenteuer eben dazu, daß seine Eltern ihren Streit beilegen.

Übrigens glaube ich gar nicht, daß man bei streitenden Eltern gleich von „Beziehungsproblemen“ sprechen muß. Ich denke, viele Kinder empfinden Streitereien unter Eltern eher als normal, was vielleicht auch wieder zur Identifikation mit Eike beiträgt (nur eine Vermutung).

Hallo Markus,

auch Dir vielen Dank für Dein Lob.

Ich habe tatsächlich beim Schreiben überlegt, ob ich in der Geschichte auf die Bedrohung der Wale durch den Menschen eingehen soll, habe aber aus zwei Gründen davon Abstand genommen: Ich hielt die Zusammenhänge für zu komplex (mit Blick auf das Zielpublikum). Außerdem wissen wir aus alten Berichten, daß schon vor Jahrhunderten Wale strandeten. Es gibt also offensichtlich auch natürliche Ursachen für das Phänomen. Den Kindern jetzt vorschnell Erklärungen zu präsentieren, die sich im Nachhinein womöglich als unzutreffend herausstellen, hielte ich für kontraproduktiv.

Stattdessen beschränke ich mich auf den Versuch, in den jungen Lesern ein Bewußtsein für das Wunderbare dieser Tiere zu wecken und damit eine Grundlage zu legen, auf der sie aufbauen können, wenn sie älter werden.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo Noel alias Eike,

schön, daß Dir die Geschichte gefällt. Daß der Name aus dem Nordfriesischen kommt, wußte ich gar nicht - das paßt ja besonders gut, da die Geschichte an der dänischen Küste spielt und die nördlichsten der nordfriesischen Inseln zu Dänemark gehören. :teach: Danke für die Hintergrundinfos!

Schöne Grüße
Roy

 

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