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Ein verdammt guter Trick
Ich flanierte einmal durch die Straßen von Basel, da kam mir in einer ansonsten menschenleeren Seitengasse ein ungewöhnlicher Mensch entgegen. Er passte mit seinem Turban, seinem Vollbart und seinem dunklen Gesicht so ganz und gar nicht in das gewohnte Bild der Stadt. Ich sah ihn also interessiert an, er blickte ebenso zurück und kam direkt auf mich zu. Er begrüßte mich auf Englisch und sagte mir sogleich, indem er über meinen Scheitel hinwegblickte, dass ich eine interessante Aura habe. Alles klar, dachte ich bei mir, ein weiterer Irrer. Aber weil ich mit Verrückten ganz gut kann, ließ ich mich auf ein Gespräch ein, bei dem mir der Fremde verriet, er sei ein Guru aus Indien und in der Lage, Dinge zu sehen, so auch fremde Gedanken und die Zukunft. Als Beweis kritzelte er eifrig etwas in ein Notizheftlein, riss den Zettel ab und gab ihn mir in zerknüllt in meine Hand mit dem Geheiß, ich solle sie zu einer Faust fest verschließen. Dann sollte ich ihm eine Zahl zwischen 1 und 20 sagen (nach einigem Überlegen nannte ich ihm die 17), meine Lieblingsfarbe (ich sagte rot), und eine Blume, die mir gut gefällt (spontan sagte ich Sonnenblume). Fröhlich grinsend bedeutete er mir, ich solle nun den Zettel in meiner Faust entknittern und lesen. Darauf stand in krakeligen Druckbuchstaben "Seventeen, red, sunflower". Ich erschrak. Der Inder grinste unverwandt sein Guru-Grinsen, und während ich ihn mit offenem Mund anstarrte, sagte er mir weis, dass ich ein glückliches Leben haben und mit 80 Jahren kurz und schmerzlos tot umfallen werde. Unfähig einer adäquaten Antwort meinerseits, faltete der Mann schließlich seine Hände zum Abschiedsgruß und wandelte weiter seines Weges, während ich noch eine gefühlte halbe Stunde in der Gasse stand und immer wieder vor mich hin brabbelte:" Verdammt guter Trick, echt, verdammt guter Trick, wirklich, das muss ich schon sagen, ein ausgezeichnter Trick....!"