Was ist neu

Eine jugendliche Intrige (Real Life)

Mitglied
Beitritt
27.12.2005
Beiträge
128
Zuletzt bearbeitet:

Eine jugendliche Intrige (Real Life)

Muss ich denn sterben, um zu leben?
Textzeile aus "Out of the Dark", Falko


Haare... check!
Zähne... check!
Piercing... fehlt!

Als erstes sah ich in der Schublade des Schreibtisches nach, doch da war es nicht. Nachdem ich alle anderen Stellen, die in Frage kamen, nach dem Ring mit den zwei Kügelchen abgesucht hatte, gab ich es auf und machte mich ohne Metall in der Unterlippe auf den Weg.
Als ich vor Julias Haus stand, wurde ich für einen Moment stutzig. Sie hatte mir das Piercing geschenkt, sie trug genau so eines. Was wenn...
„Hallo. Komm rein, die Julia ist noch nicht fertig“ brachte ihre Mutter in einem Ton hervor, dem die Adjektive „nasal“ und „überdrüssig“ nicht gerecht werden. Nun, ein wenig schätzte ich die alte Hexe, die noch keine 40 und sehr gut erhalten war, genau deswegen. Sie versuchte gar nicht erst, ihre Abneigung gegen mich zu überspielen. Wenn ich etwas hasse, dann sind das falsche Menschen, die dir Honig um den Mund schmieren und sich gleichzeitig wünschen, es wäre Scheiße.
Ich hob meinen Nietengürtel etwas an, um das schöne weiße Ledersofa im Wohnzimmer nicht zu beschädigen, und für einen Moment kam es mir so vor, als ob mir Mama Meindl mit den Augen zu verstehen gab, dass sie meine Geste zu schätzen wusste.
Irgendetwas an der Frau hat mich schon immer fasziniert. Vielleicht die Tatsache, dass sie nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihrer Tochter hatte, außer vielleicht diesem wohl geformten Arsch. Mir schoss durch den Kopf, dass insofern Julias Chancen, mit vierzig solch ein Prachtexemplar von Rückenende zu haben, biologisch ganz gut standen. Na wunderbar!
Ein „Buh“ und zwei Hände an meinem Hals rissen mich aus den allzu erheiternden Hirngespinsten. Da ich schon recht tief in meine Phantasie abgetaucht war (ich hatte locker fünf Minuten lang die geologische Entwicklung der weiblichen Meindl-Hintern innerphantastisch studiert), schnellte ich reflexartig nach vor, wobei ich einen stechenden Schmerz an meinem Hals vernahm.
„Aargh, was war das denn, eh!“, fauchte ich Julia, entgegen aller Angewohnheit, ziemlich forsch an. Ich liebte sie, doch bei Schmerzen und Schnitten reagierte ich sensibel, seit sich eine Bekannte von mir die Pulsadern aufgeschnitten hatte.
„Hey, ’tschuldige. Das war der Ring, hab ja nicht gewusst, dass es dich so arg reißt“ lachte sie ob meiner aufbrausenden Reaktion. Ein Lachen, das ihre Zahnspange in ihrer vollen Pracht zeigte, ihre mit grotesk viel dunkler Schminke umrahmten Augen glänzen ließ, ihre kindliche Seite an den Tag brachte. Man konnte nicht umher, als sie beschützen, küssen und streicheln zu wollen, aber sauer auf sie sein konnte noch keiner den ich kannte.
„Schatz, ich hab’ dich ja voll gekratzt! Oh mein Gott, du blutest ja voll!“, bei ihrem Psychoblick konnte man nie sagen, ob sie es mit einem ernst meinte oder bloß schauspielerte. Die kleine hat die Definition von Lolita 1:1 auf sich übertragen.
Mit zwei federleichten Hüpfern war sie bei mir, und legte ihre Hände auf meine Schultern.
„Oh Julia, wie ich dich...“, blieb mir der Satz buchstäblich im Hals stecken, denn sie setzte ihre Lippen auf eben denselben. Ja, setzte, wie ein Vampir, nicht wie ein gerade 16 gewordenes Mädchen.

Elektrische Impulse gingen von der Stelle aus, an der sie ihre Lippen hatte, bildeten ein energiegeladenes Netz, breiteten sie in Form einer Gänsehaut über meinen ganzen Körper.
Wie ich dieses Mädchen begehrte...
„Spinnst du oder bist zu den Untoten gewechselt?“, versuchte ich das in mir aufsteigende Verlangen, sie zu packen, gegen die Wand zu pressen und kräftig durchzunehmen, durch die Anbahnung einer Konversation zu unterdrücken.
Doch Julia wollte nicht reden.
Ihre rechte Hand wanderte an meinem Oberschenkel entlang, während sie mit der linken Hand meine Haare zerstrubbelte. Jede Wette, dass sie das nur tat, weil sie wusste wie sehr ich es hasse.
Von ihrem dicken, schwarzen Labrador, der uns mehr gelangweilt als interessiert zusah, hätte ich mich nicht stören lassen, doch ihre Mutter musste jeden Moment aus der Küche zurück sein, in der sie einen Kuchen buk. Das ganze Haus roch nach Zimt, doch meine Sinne waren nur für eines, genauer eine, zu haben: Julia. Frisch geduscht, durch den leichten Hauch von Parfüm konnte man den natürlichen Duft ihrer zarten Haut hindurchriechen.
Kraft eines Gewaltaktes meines Gewissens an meiner Seele und Wollust schaffte ich es, sie von mir wegzudrücken, denn diesen Abend wollte ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Nicht dadurch, dass ihre Mutter uns beim Fummeln erwischte und ihr vielleicht sogar den Ausgang verbot. Oder mich gar rausschmiss, und ihr den Umgang mit ihr verbot. Klar, unserer Beziehung würde das bloß noch mehr in die Hände spielen, denn was von der Mama verboten wird, zieht besonders Frauen und Mädchen magisch an.
Doch heute konnte ich keine Szenen gebrauchen. Heute hatte ich eine Überraschung für Julia.
Und dann fiel es ihr auf.
„Wo ist dein Piercing? Schau, ich hab meins immer drinnen, manchmal sogar beim Schlafen!“, stellte sie schlussendlich die Frage, die ich auf keinen Fall hören wollte, mit der ich aber fix gerechnet hatte.
Wir hatten uns diese Piercings gemeinsam gekauft, beide jeweils das Gleiche, und obwohl es weder sie noch ich laut aussprach, sahen wir dies als Symbol unserer Verbundenheit.
“Ja, hey... du, ich hab’s in der Eile nicht gefunden in der Wohnung“ versuchte ich, die Situation gleich am Anfang mit der Wahrheit zu entschärfen.
„Gestern Abend hast du es aber auch nicht gehabt!“ setzte sie ihren Schmollmund und diesen kindlichen Blick auf, den Mädchen nur bis zu einem bestimmten Alter draufhaben, aus dem sie eigentlich längst draußen sein müsste. Ich musste sie küssen.
Zack!
Unfassbar, aber die Kleine hatte mir ohne viel Federlesens eine gescheuert.
„Was soll das eh!“ war in meiner Wut auf sie das erste, das ich herausbrachte, nach ein paar quälend langen Sekunden. So würde sie es schaffen, diesen geilen Abend zu ruinieren.
„Und lügen tust du auch noch!“ schrie sie, auf einmal ganz hysterisch geworden, durch die Wohnung. Ihre Stimmungsschwankungen kannte ich zu genüge, doch dass jemand innerhalb von ein paar Sekunden vom verführerischen Vamp zur kratzfesten Furie wird, hatte ich nicht für möglich gehalten.
„Was haste für ein Problem eh!“, versuchte ich, ruhig zu bleiben, doch meine Stimme überschlug sich von alleine.
„Das ist mein Problem!“ hielt sie mir in der ausgestreckten Hand mein Piercing entgegen.
„Alles, alles hätte ich dir verziehen, alles! Auch das, dass du mit dieser Schlampe von Tess geschlafen hast...“, ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, ihren Schmerz, ihre Wut konnte man förmlich greifen in der sonst so gefühlsleeren Luft in ihrem Haus. Ich fing zu zittern an.
„...aber dass du dich mit einem anderen Burschen einlässt, oh Gott, ekelhaft!“ ihre Stimme zitterte, sie selbst machte den Eindruck, als ob sie sich gleich übergeben würde. Auch mir ging es nicht besser, schließlich hatte ich gerade von meiner Freundin hören müssen, dass ich zu letzten Endes eine Schwuchtel bin!
Warm lief es meinen Hals runter. Reflexartig griff ich hin und wischte über die Stelle an meinem Hals. Blut.
Ihre Mutter kam mit einem Tablett um die Ecke, je ein Stück Kuchen und eine Limonade drauf, mangelnde Korrektheit konnte man der Frau wahrlich nicht vorwerfen, egal, was man von ihr oder sie von einem dachte.
Mit lautem Geklirr und von einem ohrenbetäubenden Schrei begleitet, ging eben dieses Tablett zu Boden. Die Meindls scheinen allgemein ziemlich melodramatisch zu sein.
Diesmal verübelte ich es der guten Frau nicht. Ihre Tochter stand ungefähr einen Meter von mir entfernt und war aufgelöst in Tränen, während ich meine blutverschmierten Finger bewunderte. Von ihrem Standpunkt aus konnte sie den Kratzer an meinem Hals nicht sehen, und musste wohl davon ausgegangen sein, dass das Blut jenes ihrer Tochter war.
Ehe ich mich richtig versehen konnte, flog auch schon ein unbestimmtes Objekt, mutmaßlich eine Fernbedienung, auf mich zu, gefolgt von nicht wiederzugebenden Flüchen und wüsten Beschimpfungen. Mann, in der Alten war noch Pfeffer drin!!
Nachdem ich mich aus der Schusslinie gebracht hatte, und die Haustür hinter mir zugedrückt hatte, fühlte ich das Bedürfnis, zu laufen. Weg, nicht aus Angst, nicht vor Furcht, sondern einfach nur weg, das war mein einziger Gedanke.
Meine Gedanken mussten geordnet werden, das Chaos im Kopf machte mir schwer zu schaffen. Obwohl ich wusste, dass es falsch war, lief ich eine Runde um das riesige Grundstück der Meindls, um an der vom Haus abgewandten Seite über den Zaun zu steigen und mich in deren japanischen Garten zu setzen. Das schöne an der Stelle, die ich mir ausgesucht hatte war, dass man sie nicht vom Haus aus einsehen konnte, und auch von den Nachbarn würde keiner Alarm schlagen, da es schlichtweg keine gab.
An der kleinen Holzbank, an der ich saß, hatte ich Julia zum ersten Mal geküsst. Hatte mit ihr vor Erleichterung geweint, als sie die Meldung erhielt, dass sich ein Melanom an ihrem Rücken als gutartig herausgestellt hatte. Überhaupt waren wir beide sehr oft hier, da man einfach schön über alles mögliche nachdenken konnte, und von nichts und niemandem in seiner Ruhe gestört wurde.
Was war bloß passiert? Wie kam sie denn auf diesen Scheiß mit dem anderen Jungen und mir? Und wo hatte sie das Piercing her?
Plötzlich vernahm ich Stimmen. Nicht im Kopf, wie ich anfangs vermutete, sondern in natura. Direkt hinter mir, und als ich mich umdrehte, standen sie schon vor mir. Sebastian und Julia.
Mir fehlen heute noch die Worte, um die Situation zu beschreiben, auf jeden Fall dürfte es die Floskel „kollektives Entsetzen“ ganz gut umschreiben, was wir drei in dem Moment empfanden.
“Was machst du in ihrem Garten, du Trottel!“, bellte Sebastian wie auf Befehl auf mich los, der Hund, wie ihn die Meindls nie hatten. Julias Nachbar und Kummertante, wobei ich mir immer schon sicher war, dass der ihr hinter seiner Samariter-Fasade bloß an die Wäsche wollte. Wie gesagt, Leute, die ihr wahres Gesicht verbergen, konnte ich nie leiden, das hatte mit Eifersucht nichts zu tun.
Das, was er dann seiner Begrüßung hinterher warf, ließ dann alle Stränge bei mir reißen.
„Schwuchtel!“, sagte er in einem besserwisserischen Ton, der meine Hirnwindungen zum Rotieren brachte. Das konnte kein Zufall sein, er musste hinter dem schwulen Gerücht stehen, oder zumindest etwas damit zu tun haben. Grund genug, einmal sein Gebiss zu inspizieren.
Wut verleiht einem übermenschliche Kräfte, vor allem die elementare Wut, die sich in mir in den letzten Stunden zusammengebraut hatte.
Meine Freundin hatte ein Gerücht aufgeschnappt, dass ich schwul sei, und es ohne zu hinterfragen geglaubt und mir vorgeworfen. Meine Überraschung, für die ich monatelang gespart hatte, konnte ich mir sonst wohin stecken.
Keiner hatte mir je geglaubt, dass ich einen schönen rechten Haken habe, da ich kaum 1.70 m bin und eher zur Magersucht denn zur Muskelbildung neige. Doch ich wusste es immer, und sein dummes Gesicht bekam es jetzt zu spüren. Julia schrie, und ich drosch auf den überraschten, ja überwältigten Wichser ein, bis mir die Hände wehtaten. Dann stand ich auf, richtete ihn so gut es ging auf, um ihn mit einem Taek-wondo-Trick, den mir mein Cousin beigebracht hatte und auf den sich meine Kampfkunst beschränkte, niederzustrecken.
Überall Blut, es rann von der Wunde an meinem Hals, die zwischendurch verheilt, dann aber schon wieder aufgerissen war. Es klebte, noch frisch, an meinen Händen, und ich konnte nicht sagen, ob es von mir oder von ihm stammte. Das an meinem rechten Schuh war aber definitiv seines.
Julia war kreischend zum Haus gestürmt, sicher würde ihre Mutter sofort die Polizei rufen, vielleicht sogar sie selber, denn aus irgendeinem Grund mochte sie diesen kriechenden Schleimbatzen von falschem Freund.
Nun hatte ich zwei Möglichkeiten: entweder ich haute so schnell es ging von Ort und Stelle ab, oder ich blieb und versuchte, die Wahrheit aus diesem heulenden, blutenden Riesenbaby heraus zu quetschen, bis mich die Polizei von ihm herunterriss. Ich entschied mich für das zweite.
„Siehst du diese Finger, du Drecksau?“, hatte ich mich über ihn gebeugt machte ich das Devil-Zeichen mit meiner rechten Hand vor seinem Gesicht. Ein Tropfen Blut rann meinen Zeigefinger hinunter und fiel ihm ins Auge. Wie gezielt.
„Diese Finger ramme ich in deine Augen, du weißt, dass ich wegen schwerer Körperverletzung angezeigt werde. Ob ich deine Augen aussteche oder nicht, ist da scheißegal!“, brüllte ich in sein Gesicht, dass die Spucke nur so über seine angstverzerrte Fratze spritzte.
So selber glaubte ich meinen eigenen Worten nicht, doch darauf kam es nicht an, solange ich ihm gehörig Angst einjagte. Nie hatte ich Probleme mit der Polizei gehabt, immer war ich derjenige, der einen Streit lieber mit Hirn und Witz denn mit Fäusten ausfocht, was allein durch meinen Körperbau gefördert wurde, der eben gepflegt sportlich, aber keinesfalls imposant ist.
Nur jetzt war ich bereit, meinen Preis für die Wahrheit zu bezahlen.
„Wer hat Julia den Scheiß erzählt, dass ich was mit einem Mann hatte? Ich bin mir so sicher, so sicher, dass es du warst, nur dir würde sie so einen Scheiß auf Anhieb glauben, nur dir!“, füllte ich meine Rolle des durchgeknallten Psychopunks voll aus.
Zuerst spuckte er eine Ladung speichelverdünnten Blutes aus, dann begann er zu singen.
„Und, was sagt dir das? Ich gehe zu ihr, erzähle ich einen Dreck und sie glaubt mir, ohne nachzufragen. Ein paar Hinweise haben genügt, das Piercing, dass du letztens bei der Tess zuhause vergessen hattest, dass du mit ihrem Bruder kurz weggefahren und ganz aufgelöst zurückgekommen bist, dass ihr beiden die besten Freunde und vielleicht noch mehr seitdem geworden seid...“, ich packte ihn bei den Stirnfransen und zog seinen Kopf an meinen heran, sodass er aufhörte zu reden. Seine Stirn war an meine gedrückt, dann legte ich den Kopf in den Nacken und ließ ihn, Stirnkante voraus, aus ganzer Leibeskraft auf seinen prallen. Das jahrelange Kopfballtraining hatte sich ausgezahlt, obwohl ich in einem Spiel nie per Kopf getroffen hatte, und es bis heute nicht habe.
Was ich nicht verstand war, wie mein Piercing zu Tess gelangt ist, oder halt zu Sebastian und dann zu Tess nach Hause.
Nun bekam ich keine Zeit mehr zum Nachdenken, denn schon riss mich etwas oder jemand aus meinen Gedanken, drückte mich zu Boden, verschränkte meine Arme hinterm Rücken.
Klar, die Gendarmerie war nicht einen Kilometer vom Haus der Meindls entfernt, nur trotzdem waren die Kiberer erstaunlich schnell da. Von einer Krise bei der Exekutive konnte da wahrlich nicht die Rede sein bei einer derart straffen Organisation.

Da meine Eltern die Kaution nicht zahlen wollten, ich sollte ja eine Lehre aus all dem ziehen, musste ich mich wohl oder übel mit der Untersuchungshaft abfinden. Wobei ich nicht verstehe, was es in der Sache zu untersuchen gibt. Der Wichser hat eine hinterhältige Intrige gegen mich geschmiedet, hat Julias grenzenloses Vertrauen in ihn ausgenutzt und ein harmloses Ereignis in einem solch grässlichen Licht dargestellt. Damit meine ich die Sache an dem Abend, als ich gemeinsam mit Tess Bruder eine Party verlassen habe und nach einer halben Stunde schweißgebadet zurückgekommen bin, wobei jeder, der es wissen durfte auch wusste: Wir waren beim Haus des Alten Schenk und hatten es mit Eiern und Mehlklumpen beworfen, waren danach den ganzen weiten Weg zurückgesprintet und das war’s. Daraus jedoch jegliche Homoerotik abzulesen ist bloß absurd und haltlos. So haltlos wie ich war, als ich ihm seine Abreibung verpasste. Und trotz Knast: Wäre die gleiche Situation heute gegeben, wieder würde ich ihn verprügeln, obwohl er um einen Kopf größer und stärker ist, da er ja Gewichtheben trainiert. Würde ihm wieder nichts helfen.
Am meisten schmerzte mich an der Sache nicht, dass mich meine Eltern hier versauern ließen, sondern dass Julia diesem Heini ein derart aus der Luft gegriffenes Gerücht abgekauft hatte. Vielleicht hatte er sie ja schon länger in der Hinsicht bearbeitet, dieses Schwein.
Ich erwartete nicht, dass sie mich besuchen kam. Mehr noch, ich wollte es nicht. Waren ihr all die Tage, all die Nächte, war ihr alles was wir gemeinsam erlebt und durchgestanden hatten zu wenig? Reichte das alles nicht, um jeden Zweifel an meiner Liebe zu ihr zu tilgen? Vielleicht liebte sie mich nicht mehr...
„Sekulic, steh auf, du hast Besuch“, befahl mich der Wärter in den Raum, in dem man Besuch empfangen konnte. Meine Eltern konnten es nicht sein, die waren eben, Gott sei Dank, gegangen.
Julia.
Welche Erleichterung ich verspürte, das kann man kaum beschreiben. Als ich mich aber gegenüber von ihr an den ausgemergelten Buchentisch setzte, wich meine Erleichterung einer unbestimmten Skepsis, einem unguten Gefühl.
„Sag mir bitte, wo war das Piercing, ich weiß, es muss etwas damit zu tun haben, sonst hättest du ihm diesen Scheiß nicht abgekauft“, unterbrach ich sie schon bei ihrem ‚Hallo’. Antworten, nur ein paar Antworten brauchte ich.
„Das Piercing war am Rücksitz vom Auto, das Tess’s Bruder gehört. Am Rücksitz. Du hast gesagt, ihr wärt zu Fuß zum Haus des alten Schenk gelaufen! Übrigens ... freut mich auch sehr, dich zu sehen!“
„Halt doch die Klappe! Wie kommt mein Piercing in sein Auto? Was soll das?“, konnte ich kaum an mir halten. Aus ihrer Miene konnte ich ablesen, dass sie mehr wusste, als sie herausrückte.
„Du, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich verstehe es noch immer nicht, wie ich nur einen Moment lang an dir zweifeln konnte. Die Tess hat alles gebeichtet. Sie hat das verfluchte Ding gestohlen, als sie letztens bei dir war und du geschlafen hattest. Deshalb hast du es nicht gefunden. Dann hat sie es in das Auto von ihrem Bruder getan, um es dann vor mir und vor den anderen so darzustellen, als ob ihr beiden ... na du weißt schon, als ob ihr gelogen hättet, dass ihr gelaufen seid“, ihre Erklärungen verursachten einen Gedankenstau bei mir. Die Welt kam mir so ... verstopft vor.
„Aber ... man hat doch gesehen, dass wir beim Haus vom Schenk waren, die ganze Straße hat nach den Eiern gestunken. Und außerdem, warum sollte Tess so etwas machen, und vor allem noch ihren Bruder da mit reinziehen?“ wollten mir einige Sachen nicht in den Kopf.
“Lebst du auf dem Mars? Ihr Bruder ist gay, hallo Mann, der ist echt schwul!“
„Nein, was?“
“Der ist stockschwul, weißt du dass denn nicht?“
„Nein, woher?“
“Aber Hauptsache du ziehst mit ihm los!“
„Fuck ... nein, er wollte es nur genauso wie ich dem alten Schenk heimzahlen, weil er uns beide angezeigt hatte. Wir waren, bitte an verschiedenen Tagen, bei ihm in den Garten geklettert und hatten Äpfel gestohlen, nur so aus Spaß. Darüber habe ich mit ihm geredet, woher soll ich wissen, dass der Typ ’ne Schwuchtel ist? Und dann ... warum tut Tess so etwas? Warum, wir sind ja nicht im Streit auseinandergegangen.“
„Ja, weil es dir wurscht war, wie es ihr ging. Du hast dich in mich verliebt, aber sie hatte seitdem keinen Freund.“
Langsam fügte sich alles zu einem Gesamtbild. Der Gedankenstau lockerte sich, an der Tangente ging der Verkehr wieder flüssig voran.
„Was nun?“, war das einzige, das ich fragen konnte. Zu mehr hatte ich keine Kraft, denn es ist so unheimlich kräfteraubend wenn man erfährt, gerade im Mittelpunkt einer Intrige gestanden zu haben.
„Ich weiß es nicht. Du hättest Sebastian nicht verprügeln sollen, du Vollidiot!“ schrie sie mich aus Leibeskräften an.
„Bist du gekommen, um mir das vorzuwerfen?“
“Nein, ich bin gekommen, um dir vorzuwerfen, dass du nur an dich gedacht hast. Was soll ich jetzt tun, ohne dich? DU kommst ins Gefängnis wegen der Lügen, die andere verbreitet haben!“
„Und die du bereitwillig geglaubt hast! Und auch wenn ... zumindest weißt du jetzt, dass an der Geschichte nichts stimmt. Ach, wo wir gerade dabeisind: Was für einen Rolle hat eigentlich dein lieber Nachbar in der Geschichte gespielt?“
“Keine. „Schwuchtel“ ist ein Modewort für ihn, er verwendet es dauernd.“
„Tja, und in meinem Fall eben im falschen Moment.“
„Und was passiert jetzt?“, man konnte ihr ansehen, dass ihr die ganze Sache nicht am Arsch vorbeiging. Ihr schien echt was an mir zu liegen. Und ich? Ja, ich liebte dieses Mädchen abgöttisch, noch wie am ersten Tag, vielleicht sogar mehr. Doch verzeihen konnte ich ihr nicht, dass sie mir derart misstraut hatte. Dass sie sich nach dem ersten Schock bei ihm ausheulen ging. Und schlussendlich saß ich hier wegen versuchten Totschlags beziehungsweise schwerer Körperverletzung, der genaue Wortlaut der Klage war mir nicht bekannt, und wer war schuld daran? Natürlich nicht Julia, aber sie trägt einen guten Teil der Schuld. Das verbittert mich, das ist scheiße, aber es ist so.
“Geh jetzt. Danke, dass du mir das alles erzählt hast. Und bitte komm nicht wieder, ich kann deinen Anblick nicht ertragen. Geh jetzt, los!“, brachte ich unter Tränen hervor. Ich wusste, dass mein Leben ohne sie keines war. Außer ihr gab es draußen, außerhalb der Zelle nichts, was mich hier weggelockt hätte. Vor ihr war ich tot, nach ihr werde ich es sein. Doch vielleicht muss ich sterben, um zu leben. Vielleicht darf es im echten Leben kein Happy End geben.
Denn manchmal kann man nicht verzeihen, nicht einmal um den Preis eines Lebens.

 

Hallo Antti,

ich gebe zu, dein Nick lässt bei mir schon immer eine Anttihaltung entstehen. Mit deinen (bisher) von mir gelesenen Texten gibst du dir auch alle Mühe, den Nick zu bestätigen.
Bei diesem leider nicht anders. Für eine Provokation ist dir alles egal. Und natürlich ist es gut, Dinge in Frage zu stellen, sowohl, was Handwerk betrifft, als auch, was Inhalte betrifft. Allerdings habe ich immer das Gefühl, du schießt einfach blind um dich.
An diesem Text finde ich einiges nicht plausibel. Den Charakter des Prot zum Beispiel, der sich selbst als jemanden bezeichnet, der Konflikte lieber mit Worten löst als mit Taten. Dafür alerdings schlägt er hier sehr schnell zu. Nun mag er ja durchaus ein ausgesprochener Schwulenfeind sein, oder er mag sich machtlos gegen den Lauf der Dinge fühlen, der ihn eine Intrige spüren lässt, noch bevor er um sie weiß. Aber mir geht es zu schnell. Ich bin natürlich kein Kriterium.
Ein Kriterium sind allerdings bestehende Gesetze und Rechtsvorschriften, die zwar in der Geschichte von den Protagonisten umgangen werden können, die aber im Kopf sein müssen. Was die juristischen Folgen nach dem Ausraster betrifft, scheinst du nicht recherchiert zu haben. Ich kann dir nciht sagen, ob es in einem solchen Falle tatsächlich zu Untersuchungshaft kommt. Es besteht keine Verdunklungsgefahr. "Versuchter Totschlag" würde Tötungsabsicht und die wissende Inkaufnahme des Todes durch den Prot voraussetzen, davon ist aber nicht die Rede. Der Hinweis auf die Anzeige erscheint mir unrealistisch, okay, er kann schon so kommen, aber für einen Ausraster klingt es doch sehr überlegt.
Und wenn dein Prot im UG sitzt, wenn also ermittelt wird, wird ihm und/oder seinem Anwalt mitgeteilt, weshalb ermittelt wird. Ob die Anklage vor Gericht auch darauf lautet, ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar, die entsteht ja erst als Ermittlungsergebnis.
Ja, ich weiß, lästiges Wissen behindert nur beim Schreiben, vor allem behndert es doch den Lesefluss und nur Spießer nehmen solche Dinge genau. Nur gerade, wenn du provozieren möchtest, liefern Fakten schon Provokationsstoff genug. Sind sie angreifbar, löst sich auch die Provokation schnell in Luft auf.
Die tumbe Schwuelenfeindichkeit, die deiner Geschichte innewohnt, soll sich auch provozieren, ich nehme sie mal so hin, denn Jugend wird wieder schwulenfeindlicher, Gewalt gegen Schwule nimmt zu. Es ist also in Ordnung, dies auch darzustellen.
Die Intrige als solche erscheint mir ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht würden ein paar Informationen über das Millieu, in dem diese Geschichte stattfinden soll, helfen.
Details:

Piercing... fehlt!
Da beginnst du eine sprachliche Schlamperei, die im Laufe der Geschcihte für Verwirrung sorgt. Wenn er sich ein Piercing hat machen lassen, kann es nicht fehlen. Fehlen kann höchstens der Piercingschmuck.

du blutest ja voll!“, bei ihrem Psychoblick
groß weiter: Bei ihrem Psychoblick
Oder mich gar rausschmiss, und ihr den Umgang mit ihr verbot.
Julia den Umgang mit Julia?
„Was soll das eh!“ war in meiner Wut auf sie das erste
das Erste
„Das ist mein Problem!“ hielt sie mir in der ausgestreckten Hand mein Piercing entgegen.
sprachlich nicht möglich. Sie muss es schon sagen, während sie den Piercingschmuck in der ausgestreckten Hand hält.Das magst du kleinlich finden, aber kein Lektor würde dir das durchgehen lassen.
Auch das, dass du mit dieser Schlampe von Tess geschlafen hast...“
Auch, dass (Gerade in wörtlicher Rede würde das erste "das" nicht fallen); hast ... (mmer ein Leerzeichen vor Auslassungspunkte)
oh Gott, ekelhaft!“ ihre Stimme zitterte
groß weiter: Ihre Stimme
schließlich hatte ich gerade von meiner Freundin hören müssen, dass ich zu letzten Endes eine Schwuchtel bin!
"zu"?
Und wie kommt sie auf einen anderen Typen, nur weil das Piercing fehlt?
bellte Sebastian wie auf Befehl auf mich los, der Hund, wie ihn die Meindls nie hatten
der Hund, den die ... wäre einfacher und richtiger

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Antti!

Haare... check!
Zähne... check!
Piercing... fehlt!
Lustiger wäre die Geschichte geworden, wenn er statt dem Piercing die Zähne nicht gefunden hätte!

Jetzt aber gleich den Spaß wieder beiseite und zu den ernst gemeinten Kritikpunkten:

^x^=I muss ich den sterben, um zu leben? I=^x^
Was die komischen Zeichen da sollen, weiß ich nicht, jedenfalls heißt es "Muss ich denn sterben, um zu leben?" - aber im Grunde kannst Du das Zitat auch löschen, denn mit Deiner Geschichte hat das rein gar nichts zu tun. Falcos Textzeile ist in Anlehnung an einen bekannten Ausspruch von Gustav Mahler geschrieben: "Muß man denn hier immer erst tot sein, damit sie einen leben lassen?" - Dazu ein Zitat von Erwin Ringel (aus "Die österreichische Seele"), das Dir den Sinn dieses Ausspruches hoffentlich näherbringen kann:
Damit sind wir bei einem wichtigen Punkt: die Verdränger haben vor niemandem so große Angst wie vor denjenigen, die kommen und versuchen, diese Verdrängung aufzuheben. Darum sind die Mahner, die Aufdecker, die Wahrheitssucher, die Propheten in diesem Lande nicht erwünscht. Ich komme zurück auf die Rede von Anton Wildgans: Dort zählt er eine Reihe großer Namen auf, die den Ruhm unseres Vaterlandes ausmachen. Man darf aber nicht fragen, unter welchen Bedingungen die meisten von ihnen hier leben mußten, unter welchen Umständen sie gestorben sind. Man wird unwillkürlich an den Mahlerschen Ausspruch erinnert: "Muß man denn hier immer erst tot sein, damit sie einen leben lassen?" Die gute Nachrede setzt jedenfalls immer erst nach dem Tode ein, zu Lebzeiten erscheint die Größe, nach dem Ausspruch Grillparzers - der es am eigenen Leibe erfuhr - gefährlich und wird erbittert bekämpft. ...
Mit Deinem Protagonisten hat das wirklich überhaupt nichts zu tun. Solche Zitate sollte man nur verwenden, wenn man auch weiß, was sie bedeuten.

Was die Geschichte selbst betrifft, hab ich das Gefühl, Du hast hier einfach so drauf los geschrieben, wie es Dir gerade einfiel. Zu Beginn klingt Dein Protagonist alles andere als verliebt, vielmehr klingt es gehässig. Etwa diese Stelle:

Irgendetwas an der Frau hat mich schon immer fasziniert. Vielleicht die Tatsache, dass sie nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihrer Tochter hatte, außer vielleicht diesem wohl geformten Arsch. Mir schoss durch den Kopf, dass insofern Julias Chancen, mit vierzig solch ein Prachtexemplar von Rückenende zu haben, biologisch ganz gut standen. Na wunderbar!
Kurz gesagt: Alles, was ihm an dem Mädchen gefällt, ist ihr Arsch.
Am Ende hingegen schreibst Du dann:
Ja, ich liebte dieses Mädchen abgöttisch, noch wie am ersten Tag, vielleicht sogar mehr.
Allein dadurch ist Dein Protagonist schon völlig unglaubwürdig.
Die Art, wie Du ihn zu Beginn von seiner Freundin und deren Mutter reden läßt, erzeugt bei mir alles andere als ein sympathisches Bild oder eines, mit dem ich Mitleid haben könnte.

Meine Freundin hatte ein Gerücht aufgeschnappt, dass ich schwul sei, und es ohne zu hinterfragen geglaubt und mir vorgeworfen.
Daß einer, der sofort zuschlägt, sich darüber beschwert, daß jemand anderer etwas nicht hinterfragt, bevor er es glaubt, ist schon fast lustig.

sie selbst machte den Eindruck, als ob sie sich gleich übergeben würde. Auch mir ging es nicht besser, schließlich hatte ich gerade von meiner Freundin hören müssen, dass ich zu letzten Endes eine Schwuchtel bin!
Das konnte kein Zufall sein, er musste hinter dem schwulen Gerücht stehen, oder zumindest etwas damit zu tun haben. Grund genug, einmal sein Gebiss zu inspizieren.
Was muß man für eine Meinung über Schwule haben, daß man derartig reagiert? Warum wird Deinem Protagonisten schlecht?

Ich habe nicht das Gefühl, daß Du mit dieser Geschichte gesellschaftliche Vorurteile aufzeigen willst, vielmehr setzt Du voraus, daß sie Bestandteil des Denkens des Lesers sind, denn die »Intrige« wird überhaupt erst als solche erkennbar, wenn man sich selbst über das »Gerücht« empört, wenn man also findet, daß sich Dein Protagonist berechtigterweise angegriffen fühlt und sich aufregt.
Auch, daß Du das mit dem Blut auf der Hand, daß der Arme von der Mutter ja falsch des Zuschlagens verdächtigt wurde, so ausführlich schilderst, ist eher ein Zeichen dafür, daß es Dir tatsächlich darum ging, daß der Typ völlig mißverstanden wurde. Das Thema Homosexualität ist also nicht mehr als ein Aufhänger, um das Ausrasten des Protagonisten zu rechtfertigen. Um das so zu sehen, muß man tatsächlich so denken, wie Dein Protagonist.
Natürlich wäre das die richtige Zielgruppe, um Kritik daran wirkungsvoll anzubringen, aber da Du dem nichts entgegensetzt, was jemanden mit derart faschistischem Gedankengut zum Denken verleiten könnte, den Protagonisten vielmehr als armes, mißverstandenes Hascherl präsentierst, mit dem man am Ende noch Mitleid haben soll, kann ich nicht glauben, daß Kritik Dein Bestreben war, als Du die Geschichte geschrieben hast.
In dem Fall kann man dann nur hoffen, daß Du Dir beim Schreiben ganz einfach nichts gedacht hast, denn wenn Du Dir dabei auch noch was gedacht hast, dann wäre das … ziemlich schlimm.

Mit freundlichen Grüßen,
Susi

 

@sim: danke für die Korrektur und für's Lesen. Ja, die Untersuchungshaft war nicht durchdacht... Danke für den Hinweis. Naja, sympatische Prots darzustellen ist nicht so meins. Diesmal habe ich versucht, so viel Gefühl hereinzubringen wie es geht, habe mit Prots gearbeitet, die ich mir plastisch vorstellen konnte. War ein Schuss ins Halbleere, aber in die Richtung werden die meisten meiner zukünftigen Geschichten gehen, nur werde ich alles genauer durchdenken. Zurzeit kann ich wegen dem Abi nur nebenbei schreiben.

@häferl: Danke für den Kommentar. Naja, welcher heterosexuelle Junge hätte kein Problem damit, von seiner Freundin und anderen (im Ernst) in seiner, sagen wir mal, Orientierung und Männlichkeit in Frage gestellt zu werden? Klar war das durchdacht. Stehe ich voll dahinter. NIcht recherchiert, nicht gegliedert oder strukturiert, aber gefühlt und nachvollzogen. Ps: wo nimmst du da den Faschismus her?? Es ist mir egal ob du mich für einen Rechten hältst oder nicht (Anm. d. Aut: bin keiner), aber muss man Nazi sein, um sich in seiner Art und Weise angegriffen zu fühlen und um extrem zu reagieren??

 

Hi!

Zunächst zu einem Satz, zu dem ich gerne etwas sagen würde:

Naja, welcher heterosexuelle Junge hätte kein Problem damit, von seiner Freundin und anderen (im Ernst) in seiner, sagen wir mal, Orientierung und Männlichkeit in Frage gestellt zu werden?
Ich finde, hier pauschalisiert du ganz schön arg. Du scherst hier alle Männer über einen Kamm, alle würde es stören, wenn irgendein Depp irgendein blödes Gerücht in die Welt setzt.
Ich behaupte, dass nur diejenigen sich angegriffen fühlen, die unsicher sind und denen die Meinung anderer wichtig ist.

Allgemein zur Geschichte:
Hat mich nicht wirklich überzeugt, es geht mir wie sim. Einiges finde ich sehr seltsam und irritierend. Die Figur soll vielleicht ein Arschloch sein, okay, aber das ziehst du nicht durch.
Auf der einen Seite sagst du, dass dem prot. z.B. der Zustand des Hinterns seiner Freundin eigentlich wichtiger als alles andere ist, später liebt er sie aber doch ganz dolle und noch viel mehr als früher.
Dann das bereits angesprochene: Er löst Konflikte lieber mit Worten, schlägt dafür aber shcnell zu.
Mir ist dein prot nicht nachvollziehbar genug. Mir ist es recht, wenn er ein Arsch ist, aber seine Handlungen müssen dennoch nachvollziehbar sein. Und dafür musst du ihn klarer charakterisieren.

Inhaltlich wirfst du für meinen Geschmack zu viel ungeordnet zusammen. Da ist der Punk, den die spießigen Eltern der Freudin nicht leiden können, der Häuser mit Eiern bewirft (warum? Irgendwie klingt das nach dummer, kleiner Jungenstreich) und Äpfel klaut (gleiche Anmerkung wie gerade eben). Der Punk, der seine Freundin angeblich liebt, mit ner anderen ins Bett geht und eigentlich nur an ihrem Arsch interessiert ist.
Die Vorzeigetochter, die mal aus der Reihe tanzen will und mit nem Punk zusammen ist, um den Eltern eins auszuwischen.
Dazu noch die Sache mit der Homosexualität, Körperverletzung (aber er ist ja der Typ, der sein Köpfchen benutzt [und das sogar tatkräftuig!]), Polizei und den Eltern, die ihrem SOhn eine Lektion erteilen wollen.
Alles angerissen und alles irgendwie halbfertig stehen gelassen.


Sorry, aber überzeugt mich gar nicht und schließt sich im Stil an deine anderen an, die mich auch schon nicht überzeugt haben.

Gruß
moon

 

Hallo Antti!

Naja, welcher heterosexuelle Junge hätte kein Problem damit, von seiner Freundin und anderen (im Ernst) in seiner, sagen wir mal, Orientierung und Männlichkeit in Frage gestellt zu werden?
Wieso »Männlichkeit in Frage gestellt«? Sind schwule Männer in Deinen Augen keine Männer? Was sind sie dann?
Natürlich hat moonshadow Recht, wenn sie sagt, das kann nur jemanden stören, dem die Meinung der anderen wichtig ist. Aber auch unter diesem Gesichtspunkt kann sich nur derjenige angegriffen fühlen, der Homosexualität grundsätzlich für schlecht und ablehnungswürdig hält. Dinge, die positiv oder neutral empfunden werden, reizen niemanden zum Aufregen, wenn andere sie von ihm glauben. Oder anders: Nur jemand, der selbst Schwulen ihre Männlichkeit abspricht, wird seine Männlichkeit in Frage gestellt sehen, wenn jemand glaubt, er sei schwul.

wo nimmst du da den Faschismus her?? Es ist mir egal ob du mich für einen Rechten hältst oder nicht (Anm. d. Aut: bin keiner), aber muss man Nazi sein, um sich in seiner Art und Weise angegriffen zu fühlen und um extrem zu reagieren??
Ich hab nicht gesagt, daß ich Dich für einen Nazi halte. Es geht um faschistoide Denkweisen, die sich über Generationen in den Köpfen der Menschen halten, weil sie ihnen oft gar nicht bewußt sind und so von Eltern, Lehrern usw. immer wieder weitergegeben werden, ohne daß diese es bemerken.

Tatsache ist jedenfalls, daß auch Homosexuelle unter Hitler verfolgt wurden. Mal kamen sie ins KZ, mal wurde ihnen zwangsweise alles abgeschnitten.
Daß es damals nicht sehr vorteilhaft war, wenn man mit Menschen, die zu den Verfolgten gezählt haben, sympathisiert oder sich auch nur mit ihnen abgegeben hat, liegt auf der Hand und das muß ich Dir hoffentlich nicht erzählen. Damals mußte ein Mann tatsächlich um sein Leben fürchten, wenn er der Homosexualität verdächtigt wurde – die logische Konsequenz ist natürlich, daß niemand etwas mit ihnen zu tun haben wollte, um nicht selbst mit hineingezogen zu werden.
Daß auch die heutige Abneigung einiger Menschen ein Erbstück aus Hitlers Massengehirnwäsche ist, erkennst Du leicht daran, daß keiner wirklich überzeugende Argumente vorbringen kann, warum es denn eigentlich schlecht sein soll oder in normalen sozialen Kontakten überhaupt eine Rolle spielen muß. Du fragst doch sicher sonst auch nicht jeden, mit dem Du redest oder etwas unternimmst, mit wem er ins Bett geht – warum spielt es dann für den normalen Umgang eine Rolle, welche Form der Sexualität jemandem liegt? Hat das vielleicht mit dem nächsten Vorurteil zu tun, daß Schwule alle Vergewaltiger wären? Warum glaubst Du kämpfen Homosexuelle für das Recht zu heiraten?

Ich hoffe, damit Deine Vorurteile ein bisschen aus den Angeln gehoben zu haben. Das hoffe ich nicht zuletzt deshalb, weil genau diese Vorurteile es sind, die vielen ihr Coming-Out erschweren. Das heißt, Menschen trauen sich nicht, ihren Neigungen entsprechend zu leben, weil die Vorurteile für sie unüberwindbare Hürden sind. Allein, was einem aus Deiner Geschichte entgegenschlägt, bedarf eines starken Charakters, daß jemand sich trotzdem dazu stehen traut, homosexuell zu sein. Vorurteile unterdrücken Menschen, sind psychische Folter und stehen im Widerspruch zur Freiheit des Einzelnen. Niemand ist frei, der von Vorurteilen verfolgt wird.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

@moonshadow: danke für die Kritik. Gut, Ambivalenz war das, was ich dem Typen als vordergründiges Merkmal verpassen wollte (intelligent, trotzdem impulsiv und aggressiv) notgeil (Arsch der Freundin und ihrer Mutter) und trotzdem liebend, ein "echter" Mann, der sich in seiner Männlichkeit nicht so sicher ist, den der Vertrauensbruch (indem sie behauptet, er sei schwul, zweifelt sie ja an seiner uneingeschränkten Liebe zu ihr) an sich härter trifft als die Tatsache, dass er mit einem solchen Gerücht konfrontiert wird. und da ist der Nachbarsjunge, der seine Freundin seit Jahren angräbt, ihm dadurch schon ein Dorn im Auge, ihr aber der beste Freund ist, und in der falschen Situation das Falsche sagt. Ja... nicht nachvollziehbar, eine Struktur habe ich da nicht reingebracht. Nur, jetzt ehrlich, weil ich mich verbessern will: was an meinem Schreibstil passt (jetzt einmal dir) nicht?
@Häferl: Schwule sind Vergewaltiger? Meinst du das, was in den Gefängnissen passiert?? Und, der Schmäh ist ja nicht, dass er sich vor der Homosexualität fürchtet, nur dadurch, dass er eben nicht schwul ist und dafür gehalten wird, widerfährt ihm eine elementare Ungerechtigkeit. Wenn das irgendwer, egal wer sagt, macht das nichts, aber wenn die eigene Freundin daran glaubt? Die, die man ehrlich und aufrichtig liebt (und ihren feschen Hintern, aber der ist recht nebensächlich)??

 

Hallo!

An deiner Art zu schreiben passt mir nicht, dass ich jedes Mal das Gefühl habe, dass du lediglich oberflächlich beschreibst. Dass es dir vornehmlich darum geht, zu erzählen, was passiert, wie eien Wiedergabe, aber ohne, dass der Leser es versteht. Wenn der Leser es nachvollziehen kann, Glück für ihn, ansonsten eben Pech.
Meiner meinung nach legst du zu viel Wert darauf, welche Ereignisse passieren, und zu wenig Wert auf die Verständlichkeit (ein Prot mag widersprüchlich sein, aber dnan musst du das auch so rüberbringen. Ich war nur verwirrt, warum der Prot. plötzlich so anders reagiert).

Du willst alle möglichen Probleme in einer Geschichte unterbringen. Dadurch wird die Geschichte schon recht lang. Damit sie nicht zu lang wird, kürzt du mMn an der falschen Stelle: Nämlich bei den Figuren.
Die arbeitest du nur oberflächlich aus.
Ich an deiner Stelle würde mir weniger Probleme für die Geschichte vornehmen und dann lieber an den Figuren arbeiten. Für mich persönlich machen (i.d.R.) die Figuren eine gute Geschichte aus, und nicht was alles passiert.
Eine Geschichte mit wenig Handlung gefällt mir besser, wenn die Figuren ausgearbeitet sind, als eine mit viel handlung und blassen, unverständlichen Figuren ;)

gruß
moon

 

Hallo Antti,

So, seitdem ich die Geschichte das erste Mal gelesen habe, haben Dir schon einige genatwortet - das macht es für mich ein ganzes Stück einfacher, auch wenn es nicht beabsichtigt war. In vielem kann ich mich nämlich nun einfach meinen Vorschreibern anschließen. Unstimmigkeiten im Charakter des Protagonisten, ein schwulenfeindlicher Unterton - nicht mein Fall. Du schreibst:

und trotzdem liebend, ein "echter" Mann, der sich in seiner Männlichkeit nicht so sicher ist, den der Vertrauensbruch (indem sie behauptet, er sei schwul, zweifelt sie ja an seiner uneingeschränkten Liebe zu ihr) an sich härter trifft als die Tatsache, dass er mit einem solchen Gerücht konfrontiert wird.
immer dieses ein "echter" Mann. Homosexeulle sind auch echt. Nicht aus Plastik. Und wenn ihn der Vertrauensbruch an sich stärker treffen würde, dann würde er nicht so reagieren:
Auch mir ging es nicht besser, schließlich hatte ich gerade von meiner Freundin hören müssen, dass ich zu letzten Endes eine Schwuchtel bin!
sondern evlt so: Auch mir ging es nicht besser, schließlich hatte ich gerade von meiner Freundin hören müssen, dass ich fremd gegangen wäre! Hierzu noch:
Und, der Schmäh ist ja nicht, dass er sich vor der Homosexualität fürchtet, nur dadurch, dass er eben nicht schwul ist und dafür gehalten wird, widerfährt ihm eine elementare Ungerechtigkeit.
nein. Höchstens eine Verwechslung/ein Missverständnis. Eine Ungerechtigkeit wäre es, wenn man Schwulsein als etwas Schlechtes beurteilt. Aber es ist lediglich, als ob man eine Farbe verwechselt hätte: Du hast einen blauen Pulli an - nein, er ist rot.
Überhaupt die Freundin. Das ist ja auch ein Herzchen. Warum genau liebt der Prot sie? Sie glaubt jeden Mist, schmeißt ihm alles mögliche um die Ohren ohne Nachzufragen, ist selber schwulenfeindlich,
„...aber dass du dich mit einem anderen Burschen einlässt, oh Gott, ekelhaft!“ ihre Stimme zitterte, sie selbst machte den Eindruck, als ob sie sich gleich übergeben würde
(oder doch nicht? angeblich mit Sebastian befreundet? Auch hier Diskrepanzen in der Charakterisierung!!) beißt und schlägt, usw... doch nur wegen dem Arsch? Sonst gibtst Du uns nämlich kein einziges Beispiel, warum.
Auch wenn die beiden 16 sind und die Hormone durchdrehen, die Szene und die Reaktionen kommen mir eher vor wie in einer Seifenoper.
Dein Schreibstil an sich gefällt mir gar nicht mal so schlecht, Temporeich, Dialoge nicht übel ... der Rest allerdings gefällt auch mir weniger.

schöen Grüße
Anne

 

Schwule sind Vergewaltiger? Meinst du das,
Ich meine das gar nicht, ich hab nur festgestellt, daß möglicherweise dieses Vorurteil auch dahintersteckt.

Aber so undeutlich hab ich das eigentlich nicht gesagt, daß Du es nicht hättest richtig verstehen können. So sieht es eher so aus, als wolltest Du es gar nicht verstehen, oder vielleicht möchtest Du auch nur durch ständiges Rückfragen mehr Antworten bekommen - frotzeln kannst Du jemand anderen, nicht mich.

 

@härferl: auf Antworten kommt es mir echt nicht an, so wurscht, auf Frotzeleien noch weniger. nur hat sich mir so nicht erschlossen warum du meintest ob ich die Schwulen als Vergewaltiger sehe. ähm...
@maus: Danke für die Kritik. eigentlich kann ich dir nichts Neues mehr antworten, ja, die Geschichte ist nicht wirklich auf Logik basierend, und ist eindeutig subjektiv geschrieben. Jetzt sage ich es mal so: der Typ reagiert so, wie ich es tun würde. Die Geschichte ist ziemlich autobiographisch, nur dass ich den Typen nicht vermöbelt habe und im Knast war, sondern es dabei habe beruhen lassen und das Gerücht ausgessesen habe. Ich wollte nur mal ausspinnen, wie es gewesen wäre, hätte ich anders reagiert. Widersprüchlich? Ja, in der Liebe glaube ich, weißt du ja selber auch, gibt es kaum Logik. Er liebt sie, ich liebe sie, obwohl sie eben so ein Herz ist. Es ist halt so. Danke nochmals für die Kritik, aus der ich auch einen Hauch von Lob gelesen habe (vwg. Stil). alg Jo

 

ps: ja, Homosexuelle sind auch echte Männer, nur nenne mich ruhig engstirnig und dumm: gleichberechtigt können sie mit heterosexuellen Beziehungen nicht sein, zumindest von mir aus. Es ist mir egal ob ich da falsch denke: aber so denke ich. Das weicht aber viel zu sehr von der Geschichte ab und hat nur wenig mit ihr zu tun, weiteres vl. per PN. lg

 

Hallo Antti!

nur hat sich mir so nicht erschlossen warum du meintest ob ich die Schwulen als Vergewaltiger sehe. ähm...
"Vergewaltiger" war übertrieben, "Verführer" wäre vielleicht richtiger gewesen. Diese Frage kam aus der Situation in Deiner Geschichte heraus, daß von einem Mann, der auch nur irgendeinen Kontakt mit einem Schwulen hatte, sofort angenommen wird, er hätte natürlich auch etwas mit ihm gehabt. Das wird so selbstverständlich angenommen, daß es gar nicht hinterfragt wird, und der Protagonist kommt auch nicht auf die Idee, zu sagen (z. B.) "Du hast aber eine rege Phantasie!", sondern was er sagt, ist: „Fuck ... [...], woher soll ich wissen, dass der Typ ’ne Schwuchtel ist?" - Damit hebst Du das Vorurteil nicht auf, auch wenn Du im ausgelassenen Teil erklärst, was tatsächlich gewesen ist. Allein dieses "Fuck" ist wie eine Bestätigung in der Art "Kein Wunder, daß sie das dann von mir glaubt!", der Rest kommt dann mehr so wie "Glück gehabt, daß nicht wirklich was passiert ist!" und "Hätte ich das gewußt, hätte ich doch gar nicht mit ihm geredet!" rüber.

Könnte Falco lesen, für was für eine Geschichte Du seine Textzeile verwendest, würde er sich im Grab umdrehen.

ps: ja, Homosexuelle sind auch echte Männer, nur nenne mich ruhig engstirnig und dumm: gleichberechtigt können sie mit heterosexuellen Beziehungen nicht sein, zumindest von mir aus. Es ist mir egal ob ich da falsch denke: aber so denke ich. Das weicht aber viel zu sehr von der Geschichte ab und hat nur wenig mit ihr zu tun,
Doch, natürlich hat das mit der Geschichte zu tun, da es ja die Meinung ist, die sich in ihr widerspiegelt!
Und mir ist es nicht egal, wie Du da denkst, weil Du damit Menschen diskriminierst. Warum sollten nicht zwei gleichgeschlechtliche Menschen zusammenleben dürfen und dabei die gleichen Rechte haben, wie ein heterosexuelles Paar?
Hitler war es wichtig, Kanonenfutter zu produzieren, da waren gleichgeschlechtliche Paare natürlich nichts wert, "unwertes Leben". Aber warum sollte man heute noch Menschen derartige Schranken in den Weg legen, wenn sie auf ihre Weise glücklich werden wollen? Wenn zwei harmonisch zusammenleben, ist es doch egal, ob sie gleich- oder verschiedengeschlechtlich sind, was sie im Bett tun, geht doch ohnehin nur die beiden etwas an.
Wenn Du also Werte von Beziehungen mißt, dann solltest Du erst einmal Deine Maßstäbe überdenken. Selbst mir, wo ich um einige Jahre älter bin als Du, erscheinen Deine Maßstäbe doch etwas überkommen, konservativ. Dabei wolltest Du doch links sein, aber irgendwie paßt das alles nicht zusammen, denn Menschen aufgrund ihrer Religion, Herkunft, sexuellen Ausrichtung usw. zu diskriminieren, ist nunmal nicht links.
Also denk bitte noch einmal gründlich darüber nach und Du wirst draufkommen, daß Du hier nur alte Vorurteile verinnerlicht hast, die danach schreien, entsorgt zu werden.

Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Antti,


Bei dieser Geschichte stimmen Form und Inhalt gut überein. Irgendjemand kritisierte, sie sei zu oberflächlich geschrieben. Ich denke, der Prot selbst ist zu oberflächlich. Er wirkt auf mich wie ein vorurteilsbehafteter junger Mensch, der seine eigenen Handlungen nicht reflektiert. Wenn es deine Intention war, ihn so darzustellen, ist dir das gut gelangen. Die Intrige ist etwas wirr, die Auflösung ebenso, aber wie ich finde, drückt dies eine die Art der Herangehensweise an Probleme an, wie sie gut zum Prot passt. Ich kann mir vorstellen, dass es diesen Menschen auch wirklich gibt.
Vielleicht ist die Geschichte sprachlich nicht ganz rund, aber als Leser sehe ich so direkt in den Kopf der Person, die eben auch "nicht ganz rund" ist.

Auch wenn dein Stil und deine Themen normalerweise nicht so mein Fall sind, diese Geschichte hat mir gefallen.

Die Kommentare der anderen habe ich gelesen, wollte jetzt aber nicht in die Diskussion zu deiner Meinung einsteigen. Ich habe versucht, nur die Geschichte zu sehen.
Einen Punkt ausgenommen:

gleichberechtigt können sie mit heterosexuellen Beziehungen nicht sein
Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein !!?? Ist dir der Prot doch nicht so unsympathisch, wie du sagst?

Viele Grüße,
Frosch

 

@Froschkönig: um diese Diskussion nicht allzu wild auswuchern zu lassen, sage ich mal: ich kann Homosexualität nicht gutheißen, wobei ich kein Problem mit ihr an sich habe. Ich will jetzt nicht das Christentum aufgreifen, denn religiös bin ich nicht, nur: kirliche Trauungen sind nicht das Ziel der geforderten Gleichberechtigung, oder? Vor dem Gesetz sind gleichgeschlechtliche Beziehungen in beinahe allen (fortschrittlichen) Ländern nicht mehr benachteiligt, aber der heterosexuellen Ehe können sie doch nicht allen Ernstes gleichgestellt werden? Vom Prinzip her finde ich eh, dass das Konzept der Ehe, von mir aus der Monogamie an sich recht überholt ist. Ist ja bekannt, dass Ehen früher rein zweckgebunden (materiell) eingegangen wurden, was heute (wieder, in progressiven Ländern) nicht unbedingt Not ist, nehmen wir die extremen Beispiele aus. Es geht, so kommt es mir vor, rein um die symbolische Wirkung, die eine Gleichstellung darstellen würde. Und ob die Gesellschaft so weit ist, mit den alten Traditionen zu brechen, wage ich zu bezweifeln, noch. Ich sage aber, das wird schon kommen, die Gleichstellung. Ob ich dafür oder dagegen bin, ist egal, ich akzeptiere beides. Trotzdem halte ich noch an einigen alten Werten fest, und zu denen Gehört Familie. Also Vater und Mutter. zur Kritik: Danke dafür, und ja: wenn ich so einen Prot reden lasse, kann ich nicht in Bilderbuchsprache schreiben. Stimmt. Danke, lg

 

Wer sagt, dass zwei Frauen oder zwei Männer für ein Kind keine Familie darstellen können?
Und wer definiert denn bitte Familie mit Mutter, Vater, Kind? Nur weil das jahrhundertelang so war, heißt das nicht, dass dieser Begriff nur eine Gemeinschaft von Mann, Frau und Kind umfassen darf.

 

Ich warte auf deine Antwort auf mein Posting, Antti. Du kannst nicht einfach so Menschen diskriminieren und dich dann der Diskussion entziehen. Wenn du nicht diskutieren kannst, dann veröffentliche auch keine Geschichten, die dazu auffordern.

 

Langsam langsam, hier geht es um die Geschcihte und um die Einstellung des Protagonisten, nicht der des Autors, sollte man das nicht trennen?
Gut, der Autor sagt freimütig, dass er die Einstellung des Protagonisten teilt.
Darüber hinaus hält er an alten Werten fest. Gehört zu diesen Werten auch, das Vertrauen einer Partnerin zu sich notfalls mit Gewalt durchzusetzen? Gehört dazu, die Partnerin mit anderen Frauen zu betrügen, auf ihre Mutter zu schielen, während sie danebensteht und sie an der Wölbung ihres Hinterns zu messen?
Was sind das für alte Werte?
Ich kann gut nachvollziehen, wenn jemand die Vorstellung gleichgeschlechtlicher Sexualität für sich als ekelhaft empfindet. So empfinde ich für mich die Vorstellung mit Frauen ja auch. Ich kann gut verstehen, wenn sich jemand aufgrund seiner religiösen Überzeugung von Homosexualität distanziert, auch wenn ich dies nicht für notwendig halte.
In den meisten Fällen habe ich bei beiden Ablehungsgründen die Erfahrung gemacht, selbst ans Angehöriger der abgelehnten Ausrichtung von den dies Ausrichtung ablehenden trotzden akzeptiert zu werden.
Aber die Berufung auf Werte, die gar nicht in ihrem Ursprung benannt, sondern nur als "alt" klassifiziert werden zur eigenen moralischen Erhöhung macht mir in der Tat Schwierigkeiten. Schon, weil sie so unreflektiert und nachgebetet wird.
Ich kann mir auch etwas darauf einbilden, als echter Mann nicht im Sitzen zu pinkeln und das mit alten Werten begründen, zu denen eben gehört, dass Frau gern meine Spritzer wegwischt.

Ist das nun Provokation über die Geschichte hinaus oder denkst du wirklich so?

Lieben Gruß, sim

 

Langsam langsam, hier geht es um die Geschcihte und um die Einstellung des Protagonisten, nicht der des Autors, sollte man das nicht trennen?
Es geht um die Einstellung, die damit transportiert wird. Daß das noch dazu in der Rubrik Jugend geschieht, wo vermehrt junge Menschen lesen, die in dieser Richtung noch sehr beeinflußbar sind, stört mich als Mutter. Ich möchte nicht, daß etwa meinem Sohn jemand so das Hirn verrußt.

Würde dieser Meinung in der Geschichte etwas entgegengestellt, sodaß sie zum Nachdenken über beide Standpunkte anregt, sähe das anders aus. Aber so kann ich das als Mutter nicht akzeptieren.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

@Häferl: Ich entziehe mich nicht der Diskussion, aber... was meinst du mit diskriminieren? Habe ich gesagt Schwulsein ist schlecht? Habe ich gesagt, dass mich Schwule stören? Nein, ich akzeptiere es, dass sich Leute für diesen Weg entscheiden, oder von sich aus entscheiden müssen, wie auch immer. Oft wünsche ich mir von mir selbst, toleranter zu sein, aber mehr als Wegsehen und es einfach sein zu lassen, ist bei mir nicht drinnen. Hinsehen und es gutheißen werde ich vielleicht nie können. Und überhaupt finde ich die Diskussion seltsam... den Prot stört es vor allem, dass seine Freundin das von ihm denkt. Indem sie das denkt, führt sie seine Liebe zu ihr ad absurdum, und eigentlich ist es das, was ihn austicken lässt. Dazu kommt noch die Tatsache, dass er sich wundert, warum alle (also das Umfeld, die "Freunde") so leicht daran glauben konnten, dass er nicht hetero ist? ich meine, das wäre, wie wenn ihm alle heuchelei, untreue unterstellen würden, da er sich im Fall, dass er schwul wäre, die ganze Zeit lang vor allen verstellt hätte. Und das denke ich darf man durchaus als Ungerechtigkeit empfinden, schwul oder nicht. PS: mich als rechts und kinderverderbend darzustellen ist schon ein wenig derbe, oder? ist dies hier nicht ein thema, mit dem sich tag für tag tausende teenies, (mMn. auch erwachsene), auseinandersetzen? Glaubst du nicht, dass ein guter teil dieser menschen genau wie dieser Junge reagieren würde? verzweifelt wäre?
@sim: mit religiöser Überzeugung habe ich nichts am Hut, ehrlich gesagt (ich wiederhole mich) bin ich nicht gläubig, das hat aber nichts mit Modegründen zu tun. Nein. Aber ich wollte eine Geschichte schreiben, die nachdenklich macht und dabei lesenswert ist. Ja, der Plot mag vielleicht seicht sein, könnte sich aber jeden Tag irgendwo da draußen abspielen, hat sich vielleicht schon so abgespielt (nicht umsonst habe ich der story den Zweitnamen Real life gegeben). Klar gibt es Leute, die in der Situation anders handeln würden, ist ja klar, kann ich aber nicht alle darstellen. Und ... ein Beispiel: ein überzeugter Christ ist böse, wenn du ihn Moslem nennst. Ein Moslem wird austicken, wenn du ihn Jude nennst. Genauso würde es mich beleidigen, wenn man mich schwul nennt (und es dabei ernst meint). Warum? weil ich es nicht bin, und nicht, weil ich es so schrecklich finde. Auf den Prot prasselt so vieles in so kurzer Zeit ein, er packt es einfach nicht mehr und macht den nächstbesten fertig, auf den er von Haus aus schon einen Mordsgroll hat und nur einen Anlass erwartet hat, um mit ihm abzurechnen. Und: wenn ich antike Ansichten habe, so soll es eben so sein, aber ich zwinge sie keinem auf. Die Geschichte kann jeder so bald er es will wegklicken. oder sperren lassen kann man sie auch, wenn sie gar zu rechts ist. tut mir wirklich leid, aber ich denke nun mal so. Mann und Frau, Vater und Mutter. Freund und Freundin. Alle anderen sollen tun, was sie wollen, aber da halte ich mich raus.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom